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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Beschlus der Zehen Gebot.

SO haben wir nun die Zehen Gebot / ein Außbund Göttlicher Lehre / was wir thun sollen / daß vnser gantzes Leben Gotte gefalle / vnd den rechten Brun vnd Röre / aus vnd in welcher quellen vnd gehen müssen / alles was gute Wercke seyn sollen.Kein Gut Werck ausser den Zehen Geboten. Also / daß ausser den Zehen Geboten kein Werck noch Wesen gut vnd Gott gefellig kan seyn / es sey so gros vnd köstlich für der Welt / wie es wölle. Las nu sehen / was vnsere grosse Heiligen rhümen können / von jhren Geistlichen Orden / vnd grossen schweren Wercken / die sie erdacht vnd auffgeworffen haben / vnd diese fahren lassen / gerade als weren diese viel zu gering / oder allbereit lengest außgericht / Ich meyne je / mann solte hie alle Hende voll zu schaffen haben / daß mann diese hielte: Sanfftmuth / Gedult / vnd Liebe gegen Feinden / Keuscheit / Wolthat / etc. vnd was solche stück mit sich bringen. Aber solche Werck gelten vnd scheinen nicht für der Welt Augen / Denn sie sind nicht seltzam vnd auff geblasen / an sonderliche eigene Zeit / Stete / Weise / vnd Geberde gehefftet / sondern gemeine tägliche Haußwerck / so ein Nachbar gegen dem andern treiben kan / darumb haben sie kein ansehen.

Jene aber sperren Augen vnd Ohren auff / dazu helffen sie selbs /Der Heuchler Werck. mit grossem Geprenge / Kost / vnd herrlichem Gebew / vnd schmücken sie herfür / daß alles gleissen vnd leuchten muß / da reuchert man / da singet vnd klinget man / da zündet man Kertzen vnd Liechte an / daß man für diesen keine andere hören noch sehen könne / Denn daß da ein Pfaff in einer Gülden Casel stehet / oder ein Ley den gantzen Tag in der Kirchen auff den Knien ligt / das heisst ein köstlich Werck / das niemand gnug loben kan / Aber daß ein armes Meidlin / eines jungen Kindes wartet / vnd trewlich thut / was jhr befohlen ist / das muß nichts heissen / Was solten sonst Mönche vnd Nonnen in jhren Klöstern suchen?

Siehe aber / ist es nicht ein verfluchte Vermessenheit der verzweiffeltenDer Heuchler Vermessenheit. Heiligen / so da sich vnterstehen / ein höher vnd besser Leben vnd Stende zu finden / denn die Zehen Gebot lehren / geben für / wie gesagt / es sey ein schlecht Leben / für den gemeinen Man /

Beschlus der Zehen Gebot.

SO haben wir nun die Zehen Gebot / ein Außbund Göttlicher Lehre / was wir thun sollen / daß vnser gantzes Leben Gotte gefalle / vnd den rechten Brun vnd Röre / aus vnd in welcher quellen vnd gehen müssen / alles was gute Wercke seyn sollen.Kein Gut Werck ausser den Zehen Geboten. Also / daß ausser den Zehen Geboten kein Werck noch Wesen gut vnd Gott gefellig kan seyn / es sey so gros vnd köstlich für der Welt / wie es wölle. Las nu sehen / was vnsere grosse Heiligen rhümen können / von jhren Geistlichen Orden / vnd grossen schweren Wercken / die sie erdacht vnd auffgeworffen haben / vnd diese fahren lassen / gerade als weren diese viel zu gering / oder allbereit lengest außgericht / Ich meyne je / mann solte hie alle Hende voll zu schaffen haben / daß mann diese hielte: Sanfftmuth / Gedult / vnd Liebe gegen Feinden / Keuscheit / Wolthat / etc. vnd was solche stück mit sich bringen. Aber solche Werck gelten vnd scheinen nicht für der Welt Augen / Denn sie sind nicht seltzam vnd auff geblasen / an sonderliche eigene Zeit / Stete / Weise / vnd Geberde gehefftet / sondern gemeine tägliche Haußwerck / so ein Nachbar gegen dem andern treiben kan / darumb haben sie kein ansehen.

Jene aber sperren Augen vnd Ohren auff / dazu helffen sie selbs /Der Heuchler Werck. mit grossem Geprenge / Kost / vnd herrlichem Gebew / vnd schmücken sie herfür / daß alles gleissen vnd leuchten muß / da reuchert man / da singet vnd klinget man / da zündet man Kertzen vnd Liechte an / daß man für diesen keine andere hören noch sehen könne / Denn daß da ein Pfaff in einer Gülden Casel stehet / oder ein Ley den gantzen Tag in der Kirchen auff den Knien ligt / das heisst ein köstlich Werck / das niemand gnug loben kan / Aber daß ein armes Meidlin / eines jungen Kindes wartet / vnd trewlich thut / was jhr befohlen ist / das muß nichts heissen / Was solten sonst Mönche vnd Nonnen in jhren Klöstern suchen?

Siehe aber / ist es nicht ein verfluchte Vermessenheit der verzweiffeltenDer Heuchler Vermessenheit. Heiligen / so da sich vnterstehen / ein höher vnd besser Leben vnd Stende zu finden / denn die Zehen Gebot lehren / geben für / wie gesagt / es sey ein schlecht Leben / für den gemeinen Man /

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[108/0241] Beschlus der Zehen Gebot. SO haben wir nun die Zehen Gebot / ein Außbund Göttlicher Lehre / was wir thun sollen / daß vnser gantzes Leben Gotte gefalle / vnd den rechten Brun vnd Röre / aus vnd in welcher quellen vnd gehen müssen / alles was gute Wercke seyn sollen. Also / daß ausser den Zehen Geboten kein Werck noch Wesen gut vnd Gott gefellig kan seyn / es sey so gros vnd köstlich für der Welt / wie es wölle. Las nu sehen / was vnsere grosse Heiligen rhümen können / von jhren Geistlichen Orden / vnd grossen schweren Wercken / die sie erdacht vnd auffgeworffen haben / vnd diese fahren lassen / gerade als weren diese viel zu gering / oder allbereit lengest außgericht / Ich meyne je / mann solte hie alle Hende voll zu schaffen haben / daß mann diese hielte: Sanfftmuth / Gedult / vnd Liebe gegen Feinden / Keuscheit / Wolthat / etc. vnd was solche stück mit sich bringen. Aber solche Werck gelten vnd scheinen nicht für der Welt Augen / Denn sie sind nicht seltzam vnd auff geblasen / an sonderliche eigene Zeit / Stete / Weise / vnd Geberde gehefftet / sondern gemeine tägliche Haußwerck / so ein Nachbar gegen dem andern treiben kan / darumb haben sie kein ansehen. Kein Gut Werck ausser den Zehen Geboten. Jene aber sperren Augen vnd Ohren auff / dazu helffen sie selbs / mit grossem Geprenge / Kost / vnd herrlichem Gebew / vnd schmücken sie herfür / daß alles gleissen vnd leuchten muß / da reuchert man / da singet vnd klinget man / da zündet man Kertzen vnd Liechte an / daß man für diesen keine andere hören noch sehen könne / Denn daß da ein Pfaff in einer Gülden Casel stehet / oder ein Ley den gantzen Tag in der Kirchen auff den Knien ligt / das heisst ein köstlich Werck / das niemand gnug loben kan / Aber daß ein armes Meidlin / eines jungen Kindes wartet / vnd trewlich thut / was jhr befohlen ist / das muß nichts heissen / Was solten sonst Mönche vnd Nonnen in jhren Klöstern suchen? Der Heuchler Werck. Siehe aber / ist es nicht ein verfluchte Vermessenheit der verzweiffelten Heiligen / so da sich vnterstehen / ein höher vnd besser Leben vnd Stende zu finden / denn die Zehen Gebot lehren / geben für / wie gesagt / es sey ein schlecht Leben / für den gemeinen Man / Der Heuchler Vermessenheit.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/241>, abgerufen am 24.04.2024.