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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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soltest / wie viel Messer / Spies / vnd Pfeile alle Augenblick auff dich gezielet werden / du soltest fro werden / so offt du küntest zu dem SacramentVnser Noth sehen wir nicht an. zu kommen. Daß man aber so sicher vnd vnachtsam dahin gehet / machet nichts anders / denn daß wir nicht dencken noch gleuben / Daß wir im Fleisch vnd in der bösen Welt / oder vnter des Teuffels Reich seyn.

Darumb versuche vnd vbe solches wol / vnd gehe nur in dich selbs / oder siehe dich ein wenig vmb / vnd halt dich nur der Schrifft / Fülestu alßdenn auch nichts / so hastu desto mehr Noth zu klagen / beyde Gott vnd deinem Bruder / da las dir rahten / vnd für dich bitten / vnd lasse nur nicht abe / so lange bis der Stein von deinem Hertzen komme / so wird sich die Not wol finden / vnd du gewar werden / daß du zweymal tieffer ligst / denn ein ander armer Sünder / vnd des Sacraments viel mehr dürffest / wieder das Elend / so du (leider) nicht siehest / Ob Gott Gnade gebe / daß du es mehr fülest / vnd je hungeriger würdest / sonderlich weil dir der Teuffel so zusetzet / vnd ohn vnterlas auff dich helt / wo er dich erhasche / vnd bringen vmb Seel vnd Leib / daß du keine stunde für jm sicher kanst seyn. Wie bald möchte er dich plötzlich in Jammer vnd Noth bracht haben / wenn du dichs am wenigsten versihest?

GOlchs sey nu zur vermanung gesagt / nicht allein für vns alte vnd grosse / sondern auch für das junge Volck / so man in der Christlichen Lehre vnd Verstand auffziehen sol / denn damit kündte man desto leichter die Zehen Gebot / Glauben / vnd Vater vnser in die Jugend bringen / daß es jnen mit Lust vnd ernst einginge / vnd also von Jugend auff vbten vnd gewoneten. Denn es ist doch nu fast mit den Alten geschehen / daß man solches vnd anders nicht erhalten kan / man ziehe denn die Leute auff / so nach vns kommen sollen / vnd in vnser Ampt vnd Werck treten / auff daß sie auch jre Kinder fruchtbarlich erziehen / damit Gottes Wort / vnd die Christenheit erhalten werde. Darumb wisse ein jeglicher Haußvater / daß er aus Gottes Befehl vnd Gebot schüldig ist / seine Kinder solches zu lehren oder lernen lassen / was sie können sollen. Denn weil sie getaufft sind / vnd in die Christenheit genommen / sollen sie auch solcher Gemeinschafft des Sacraments geniessen / auff daß sie vns mögen dienen / vnd nütze werden / Denn sie müssen doch alle vns helffen gleuben / lieben / beten / vnd wieder den Teuffel fechten.

Gott allein die Ehre.

soltest / wie viel Messer / Spies / vnd Pfeile alle Augenblick auff dich gezielet werden / du soltest fro werden / so offt du küntest zu dem SacramentVnser Noth sehen wir nicht an. zu kom̃en. Daß man aber so sicher vnd vnachtsam dahin gehet / machet nichts anders / denn daß wir nicht dencken noch gleuben / Daß wir im Fleisch vnd in der bösen Welt / oder vnter des Teuffels Reich seyn.

Darumb versuche vnd vbe solches wol / vnd gehe nur in dich selbs / oder siehe dich ein wenig vmb / vnd halt dich nur der Schrifft / Fülestu alßdenn auch nichts / so hastu desto mehr Noth zu klagen / beyde Gott vnd deinem Bruder / da las dir rahten / vnd für dich bitten / vnd lasse nur nicht abe / so lange bis der Stein von deinem Hertzen komme / so wird sich die Not wol finden / vnd du gewar werden / daß du zweymal tieffer ligst / denn ein ander armer Sünder / vnd des Sacraments viel mehr dürffest / wieder das Elend / so du (leider) nicht siehest / Ob Gott Gnade gebe / daß du es mehr fülest / vnd je hungeriger würdest / sonderlich weil dir der Teuffel so zusetzet / vnd ohn vnterlas auff dich helt / wo er dich erhasche / vnd bringen vmb Seel vnd Leib / daß du keine stunde für jm sicher kanst seyn. Wie bald möchte er dich plötzlich in Jam̃er vnd Noth bracht haben / weñ du dichs am wenigsten versihest?

GOlchs sey nu zur vermanung gesagt / nicht allein für vns alte vnd grosse / sondern auch für das junge Volck / so man in der Christlichen Lehre vnd Verstand auffziehen sol / denn damit kündte man desto leichter die Zehen Gebot / Glauben / vnd Vater vnser in die Jugend bringen / daß es jnen mit Lust vnd ernst einginge / vnd also von Jugend auff vbten vnd gewoneten. Denn es ist doch nu fast mit den Alten geschehen / daß man solches vnd anders nicht erhalten kan / man ziehe denn die Leute auff / so nach vns kom̃en sollen / vnd in vnser Ampt vnd Werck treten / auff daß sie auch jre Kinder fruchtbarlich erziehen / damit Gottes Wort / vnd die Christenheit erhalten werde. Darumb wisse ein jeglicher Haußvater / daß er aus Gottes Befehl vnd Gebot schüldig ist / seine Kinder solches zu lehren oder lernen lassen / was sie können sollen. Denn weil sie getaufft sind / vnd in die Christenheit genom̃en / sollen sie auch solcher Gemeinschafft des Sacraments geniessen / auff daß sie vns mögen dienen / vnd nütze werden / Denn sie müssen doch alle vns helffen gleuben / lieben / beten / vnd wieder den Teuffel fechten.

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[143/0311] soltest / wie viel Messer / Spies / vnd Pfeile alle Augenblick auff dich gezielet werden / du soltest fro werden / so offt du küntest zu dem Sacrament zu kom̃en. Daß man aber so sicher vnd vnachtsam dahin gehet / machet nichts anders / denn daß wir nicht dencken noch gleuben / Daß wir im Fleisch vnd in der bösen Welt / oder vnter des Teuffels Reich seyn. Vnser Noth sehen wir nicht an. Darumb versuche vnd vbe solches wol / vnd gehe nur in dich selbs / oder siehe dich ein wenig vmb / vnd halt dich nur der Schrifft / Fülestu alßdenn auch nichts / so hastu desto mehr Noth zu klagen / beyde Gott vnd deinem Bruder / da las dir rahten / vnd für dich bitten / vnd lasse nur nicht abe / so lange bis der Stein von deinem Hertzen komme / so wird sich die Not wol finden / vnd du gewar werden / daß du zweymal tieffer ligst / denn ein ander armer Sünder / vnd des Sacraments viel mehr dürffest / wieder das Elend / so du (leider) nicht siehest / Ob Gott Gnade gebe / daß du es mehr fülest / vnd je hungeriger würdest / sonderlich weil dir der Teuffel so zusetzet / vnd ohn vnterlas auff dich helt / wo er dich erhasche / vnd bringen vmb Seel vnd Leib / daß du keine stunde für jm sicher kanst seyn. Wie bald möchte er dich plötzlich in Jam̃er vnd Noth bracht haben / weñ du dichs am wenigsten versihest? GOlchs sey nu zur vermanung gesagt / nicht allein für vns alte vnd grosse / sondern auch für das junge Volck / so man in der Christlichen Lehre vnd Verstand auffziehen sol / denn damit kündte man desto leichter die Zehen Gebot / Glauben / vnd Vater vnser in die Jugend bringen / daß es jnen mit Lust vnd ernst einginge / vnd also von Jugend auff vbten vnd gewoneten. Denn es ist doch nu fast mit den Alten geschehen / daß man solches vnd anders nicht erhalten kan / man ziehe denn die Leute auff / so nach vns kom̃en sollen / vnd in vnser Ampt vnd Werck treten / auff daß sie auch jre Kinder fruchtbarlich erziehen / damit Gottes Wort / vnd die Christenheit erhalten werde. Darumb wisse ein jeglicher Haußvater / daß er aus Gottes Befehl vnd Gebot schüldig ist / seine Kinder solches zu lehren oder lernen lassen / was sie können sollen. Denn weil sie getaufft sind / vnd in die Christenheit genom̃en / sollen sie auch solcher Gemeinschafft des Sacraments geniessen / auff daß sie vns mögen dienen / vnd nütze werden / Denn sie müssen doch alle vns helffen gleuben / lieben / beten / vnd wieder den Teuffel fechten. ☞ Gott allein die Ehre.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/311>, abgerufen am 24.04.2024.