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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Von Vnterscheid der Speise.

VOr zeiten hat man also gelehret / geprediget / vnd geschrieben / daß vnterscheid der Speise / vnd dergleichen Tradition von Menschen eingesetzt / dazu dienen / daß man dadurch Vergebung der Sünden verdiene / vnd für die Sünde gnug thue / vnd daß es Gottesdienst sind / darumb vns Gott gerecht schetze. Aus diesem Grund hat man täglich newe Fasten / newe Ceremonien / newe Orden / vnd dergleichen fürgenommen / vnd auff solches hefftig vnd hart getrieben / als sind solche ding nöthige Gottesdienst / vnd geschehe grosse Sünde / so mans nicht halte / Daraus sind viel schedlicher Irrthüm in der Kirchen gefolget.

Erstlich ist dadurch die Verheissung Christi / vnd die Lehre vom Glauben vertunckelt / welche vns das Euangelium mit grossem ernst fürhelt / vnd treibet hart darauff / daß man den Verdienst Christi hoch vnd thewr achte / vnd wisse / daß gleuben an Christum hoch vnd weit vber alle Werck zu setzen sey / Derhalben hat S. Paulus hefftig wieder das Gesetz Mosi / vnd Menschliche traditiones gefochten / daß wir lernen sollen / daß wir für Gott nicht from werden / aus vnsern Wercken / sondern Allein durch den Glauben an Christum / daß vns Gott vmb Christus willen / ohn vnser Verdienst / Sünde vergebe / vnd gerecht schetze. Solche Lehre ist schier gantz verloschen / dadurch / daß man hat gelehrt / mit Gesetzen / Fasten vnd dergleichen / Vergebung der Sünden zu verdienen.

Zum Andern / haben auch solche traditiones Gottes Gebot vertunckelt / Denn man setzt diese traditiones weit vber Gottes Gebot. Diß hielt man allein für Christlich leben / Wer die Feyer also hielt / also betet / also fastet / also gekleidet war / das nennet man Geistlich Christlich leben. Daneben hielt man andere nötige gute Werck / für ein Weltlich Vngeistlich wesen / Nemlich diese / So jeder nach seinem Beruff zu thun schüldig ist / als daß der Haußvater arbeitet / Weib vnd Kind zu nehren / vnd zu Gottes Furcht auffzuziehen / die Haußmutter Kinder gebieret / vnd wartet jhrer / ein Fürst vnd Obrigkeit Land vnd Leut regiert / etc. Solche Werck von GOTT geboten /

Von Vnterscheid der Speise.

VOr zeiten hat man also gelehret / geprediget / vnd geschrieben / daß vnterscheid der Speise / vnd dergleichen Tradition von Menschen eingesetzt / dazu dienen / daß man dadurch Vergebung der Sünden verdiene / vnd für die Sünde gnug thue / vnd daß es Gottesdienst sind / darumb vns Gott gerecht schetze. Aus diesem Grund hat man täglich newe Fasten / newe Ceremonien / newe Orden / vnd dergleichen fürgenommen / vnd auff solches hefftig vnd hart getrieben / als sind solche ding nöthige Gottesdienst / vnd geschehe grosse Sünde / so mans nicht halte / Daraus sind viel schedlicher Irrthüm in der Kirchen gefolget.

Erstlich ist dadurch die Verheissung Christi / vnd die Lehre vom Glauben vertunckelt / welche vns das Euangelium mit grossem ernst fürhelt / vnd treibet hart darauff / daß man den Verdienst Christi hoch vnd thewr achte / vnd wisse / daß gleuben an Christum hoch vnd weit vber alle Werck zu setzen sey / Derhalben hat S. Paulus hefftig wieder das Gesetz Mosi / vnd Menschliche traditiones gefochten / daß wir lernen sollen / daß wir für Gott nicht from werden / aus vnsern Wercken / sondern Allein durch den Glauben an Christum / daß vns Gott vmb Christus willen / ohn vnser Verdienst / Sünde vergebe / vnd gerecht schetze. Solche Lehre ist schier gantz verloschen / dadurch / daß man hat gelehrt / mit Gesetzen / Fasten vnd dergleichen / Vergebung der Sünden zu verdienen.

Zum Andern / haben auch solche traditiones Gottes Gebot vertunckelt / Denn man setzt diese traditiones weit vber Gottes Gebot. Diß hielt man allein für Christlich leben / Wer die Feyer also hielt / also betet / also fastet / also gekleidet war / das nennet man Geistlich Christlich leben. Daneben hielt man andere nötige gute Werck / für ein Weltlich Vngeistlich wesen / Nemlich diese / So jeder nach seinem Beruff zu thun schüldig ist / als daß der Haußvater arbeitet / Weib vnd Kind zu nehren / vnd zu Gottes Furcht auffzuziehen / die Haußmutter Kinder gebieret / vnd wartet jhrer / ein Fürst vnd Obrigkeit Land vnd Leut regiert / etc. Solche Werck von GOTT geboten /

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[158/0341] Von Vnterscheid der Speise. VOr zeiten hat man also gelehret / geprediget / vnd geschrieben / daß vnterscheid der Speise / vnd dergleichen Tradition von Menschen eingesetzt / dazu dienen / daß man dadurch Vergebung der Sünden verdiene / vnd für die Sünde gnug thue / vnd daß es Gottesdienst sind / darumb vns Gott gerecht schetze. Aus diesem Grund hat man täglich newe Fasten / newe Ceremonien / newe Orden / vnd dergleichen fürgenommen / vnd auff solches hefftig vnd hart getrieben / als sind solche ding nöthige Gottesdienst / vnd geschehe grosse Sünde / so mans nicht halte / Daraus sind viel schedlicher Irrthüm in der Kirchen gefolget. Erstlich ist dadurch die Verheissung Christi / vnd die Lehre vom Glauben vertunckelt / welche vns das Euangelium mit grossem ernst fürhelt / vnd treibet hart darauff / daß man den Verdienst Christi hoch vnd thewr achte / vnd wisse / daß gleuben an Christum hoch vnd weit vber alle Werck zu setzen sey / Derhalben hat S. Paulus hefftig wieder das Gesetz Mosi / vnd Menschliche traditiones gefochten / daß wir lernen sollen / daß wir für Gott nicht from werden / aus vnsern Wercken / sondern Allein durch den Glauben an Christum / daß vns Gott vmb Christus willen / ohn vnser Verdienst / Sünde vergebe / vnd gerecht schetze. Solche Lehre ist schier gantz verloschen / dadurch / daß man hat gelehrt / mit Gesetzen / Fasten vnd dergleichen / Vergebung der Sünden zu verdienen. Zum Andern / haben auch solche traditiones Gottes Gebot vertunckelt / Denn man setzt diese traditiones weit vber Gottes Gebot. Diß hielt man allein für Christlich leben / Wer die Feyer also hielt / also betet / also fastet / also gekleidet war / das nennet man Geistlich Christlich leben. Daneben hielt man andere nötige gute Werck / für ein Weltlich Vngeistlich wesen / Nemlich diese / So jeder nach seinem Beruff zu thun schüldig ist / als daß der Haußvater arbeitet / Weib vnd Kind zu nehren / vnd zu Gottes Furcht auffzuziehen / die Haußmutter Kinder gebieret / vnd wartet jhrer / ein Fürst vnd Obrigkeit Land vnd Leut regiert / etc. Solche Werck von GOTT geboten /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/341>, abgerufen am 28.03.2024.