Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Messe.

ERstlich müssen wir aber dis hie zum eingange sagen / daß wir die Messe nicht abthun / denn alle Sontag vnnd Feste werden in vnser Kirchen Messen gehalten / dabey das Sacrament gereicht wird / den jenigen / die es begehren / Doch also / daß sie erst verhört vnd absoluiert werden. So werden auch Christliche Ceremonien gehalten / mit lesen / mit Gesengen / Gebeten / vnd dergleichen / etc.

Die Wiedersacher machen ein gros Geschwetz / von der Lateinischen Messe / vnd reden gantz vngeschickt vnd Kindisch dauon / wie auch ein Vngelehrter / der Latein nicht verstehe / gros verdiene mit Messe hören / im Glauben der Kirchen. Da ertichten sie jnen selbst / daß das schlecht Werck des Meß hörens ein Gottesdienst sey / welcher auch denn nütze sey / wenn ich kein Wort höre oder verstehe. Das wil ich nicht hie dermassen außstreichen / wie es werth were / wir wollen verstendige Leute hie richten lassen / Wir gedencken des darumb / daß wir anzeigen / daß bey vns die Lateinische Messe / Lection / vnd Gebet auch gehalten werden.

So aber die Ceremonien sollen darumb gehalten werden / daß die Leute die Schrifft vnd GOttes Wort lernen / vnd dadurch zu Gottes Furcht kommen / vnd Trost erlangen / vnd also recht beten / denn darumb sind Ceremonien eingesetzt / So behalten wir das Late in vmb der willen / die Lateinisch können / vnd lassen daneben Teutsche Christliche Gesenge gehen / damit das gemein Volck auch etwas lerne / vnd zu GOttes Furcht vnd Erkentniß vnterricht werde. Der Brauch ist allezeit für löblich gehalten in der Kirchen. Denn wiewol an etlichen örten mehr / an etlichen örten weniger Teutsche Gesenge gesungen werden / so hat doch in allen Kirchen je etwas das Volck Teutsch gesungen / darumb ists so new nicht. Wo stehet aber diese Phariseische Lehre geschrieben / daß Meß hören / ohn Verstand / ex opere operato, verdienlich vnd seliglich sey? Schemet euch ins Hertz / jhr Sophisten / mit solchen Trewmen.

Daß wir aber nicht Priuat Messen / sondern allein ein öffentliche Meß / wenn das Volck mit communiciert / halten / das ist nichts

Von der Messe.

ERstlich müssen wir aber dis hie zum eingange sagen / daß wir die Messe nicht abthun / denn alle Sontag vnnd Feste werden in vnser Kirchen Messen gehalten / dabey das Sacrament gereicht wird / den jenigen / die es begehren / Doch also / daß sie erst verhört vnd absoluiert werden. So werden auch Christliche Ceremonien gehalten / mit lesen / mit Gesengen / Gebeten / vnd dergleichen / etc.

Die Wiedersacher machen ein gros Geschwetz / von der Lateinischen Messe / vnd reden gantz vngeschickt vnd Kindisch dauon / wie auch ein Vngelehrter / der Latein nicht verstehe / gros verdiene mit Messe hören / im Glauben der Kirchen. Da ertichten sie jnen selbst / daß das schlecht Werck des Meß hörens ein Gottesdienst sey / welcher auch denn nütze sey / wenn ich kein Wort höre oder verstehe. Das wil ich nicht hie dermassen außstreichen / wie es werth were / wir wollen verstendige Leute hie richten lassen / Wir gedencken des darumb / daß wir anzeigen / daß bey vns die Lateinische Messe / Lection / vnd Gebet auch gehalten werden.

So aber die Ceremonien sollen darumb gehalten werden / daß die Leute die Schrifft vnd GOttes Wort lernen / vnd dadurch zu Gottes Furcht kom̃en / vnd Trost erlangen / vnd also recht beten / deñ darumb sind Ceremonien eingesetzt / So behalten wir das Late in vmb der willen / die Lateinisch können / vnd lassen daneben Teutsche Christliche Gesenge gehen / damit das gemein Volck auch etwas lerne / vnd zu GOttes Furcht vnd Erkentniß vnterricht werde. Der Brauch ist allezeit für löblich gehalten in der Kirchen. Denn wiewol an etlichen örten mehr / an etlichen örten weniger Teutsche Gesenge gesungen werden / so hat doch in allen Kirchen je etwas das Volck Teutsch gesungen / darumb ists so new nicht. Wo stehet aber diese Phariseische Lehre geschrieben / daß Meß hören / ohn Verstand / ex opere operato, verdienlich vnd seliglich sey? Schemet euch ins Hertz / jhr Sophisten / mit solchen Trewmen.

Daß wir aber nicht Priuat Messen / sondern allein ein öffentliche Meß / wenn das Volck mit communiciert / halten / das ist nichts

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0558"/>
      </div>
      <div>
        <head>Von der Messe.</head><lb/>
        <p>ERstlich müssen wir aber dis hie zum eingange sagen / daß wir die Messe nicht                      abthun / denn alle Sontag vnnd Feste werden in vnser Kirchen Messen gehalten /                      dabey das Sacrament gereicht wird / den jenigen / die es begehren / Doch also /                      daß sie erst verhört vnd absoluiert werden. So werden auch Christliche                      Ceremonien gehalten / mit lesen / mit Gesengen / Gebeten / vnd dergleichen /                      etc.</p>
        <p>Die Wiedersacher machen ein gros Geschwetz / von der Lateinischen Messe / vnd                      reden gantz vngeschickt vnd Kindisch dauon / wie auch ein Vngelehrter / der                      Latein nicht verstehe / gros verdiene mit Messe hören / im Glauben der Kirchen.                      Da ertichten sie jnen selbst / daß das schlecht Werck des Meß hörens ein                      Gottesdienst sey / welcher auch denn nütze sey / wenn ich kein Wort höre oder                      verstehe. Das wil ich nicht hie dermassen außstreichen / wie es werth were / wir                      wollen verstendige Leute hie richten lassen / Wir gedencken des darumb / daß wir                      anzeigen / daß bey vns die Lateinische Messe / Lection / vnd Gebet auch gehalten                      werden.</p>
        <p>So aber die Ceremonien sollen darumb gehalten werden / daß die Leute die Schrifft                      vnd GOttes Wort lernen / vnd dadurch zu Gottes Furcht kom&#x0303;en / vnd                      Trost erlangen / vnd also recht beten / den&#x0303; darumb sind                      Ceremonien eingesetzt / So behalten wir das Late in vmb der willen / die                      Lateinisch können / vnd lassen daneben Teutsche Christliche Gesenge gehen /                      damit das gemein Volck auch etwas lerne / vnd zu GOttes Furcht vnd Erkentniß                      vnterricht werde. Der Brauch ist allezeit für löblich gehalten in der Kirchen.                      Denn wiewol an etlichen örten mehr / an etlichen örten weniger Teutsche Gesenge                      gesungen werden / so hat doch in allen Kirchen je etwas das Volck Teutsch                      gesungen / darumb ists so new nicht. Wo stehet aber diese Phariseische Lehre                      geschrieben / daß Meß hören / ohn Verstand / <hi rendition="#i">ex opere                          operato,</hi> verdienlich vnd seliglich sey? Schemet euch ins Hertz / jhr                      Sophisten / mit solchen Trewmen.</p>
        <p>Daß wir aber nicht Priuat Messen / sondern allein ein öffentliche Meß / wenn das                      Volck mit communiciert / halten / das ist nichts
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0558] Von der Messe. ERstlich müssen wir aber dis hie zum eingange sagen / daß wir die Messe nicht abthun / denn alle Sontag vnnd Feste werden in vnser Kirchen Messen gehalten / dabey das Sacrament gereicht wird / den jenigen / die es begehren / Doch also / daß sie erst verhört vnd absoluiert werden. So werden auch Christliche Ceremonien gehalten / mit lesen / mit Gesengen / Gebeten / vnd dergleichen / etc. Die Wiedersacher machen ein gros Geschwetz / von der Lateinischen Messe / vnd reden gantz vngeschickt vnd Kindisch dauon / wie auch ein Vngelehrter / der Latein nicht verstehe / gros verdiene mit Messe hören / im Glauben der Kirchen. Da ertichten sie jnen selbst / daß das schlecht Werck des Meß hörens ein Gottesdienst sey / welcher auch denn nütze sey / wenn ich kein Wort höre oder verstehe. Das wil ich nicht hie dermassen außstreichen / wie es werth were / wir wollen verstendige Leute hie richten lassen / Wir gedencken des darumb / daß wir anzeigen / daß bey vns die Lateinische Messe / Lection / vnd Gebet auch gehalten werden. So aber die Ceremonien sollen darumb gehalten werden / daß die Leute die Schrifft vnd GOttes Wort lernen / vnd dadurch zu Gottes Furcht kom̃en / vnd Trost erlangen / vnd also recht beten / deñ darumb sind Ceremonien eingesetzt / So behalten wir das Late in vmb der willen / die Lateinisch können / vnd lassen daneben Teutsche Christliche Gesenge gehen / damit das gemein Volck auch etwas lerne / vnd zu GOttes Furcht vnd Erkentniß vnterricht werde. Der Brauch ist allezeit für löblich gehalten in der Kirchen. Denn wiewol an etlichen örten mehr / an etlichen örten weniger Teutsche Gesenge gesungen werden / so hat doch in allen Kirchen je etwas das Volck Teutsch gesungen / darumb ists so new nicht. Wo stehet aber diese Phariseische Lehre geschrieben / daß Meß hören / ohn Verstand / ex opere operato, verdienlich vnd seliglich sey? Schemet euch ins Hertz / jhr Sophisten / mit solchen Trewmen. Daß wir aber nicht Priuat Messen / sondern allein ein öffentliche Meß / wenn das Volck mit communiciert / halten / das ist nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/558
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/558>, abgerufen am 25.04.2024.