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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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die Griechen die Meß nennen / sol auch ein Opffer heissen / Darauff wollen wir kurtz antworten. Alle Welt siehet / daß aus diesen gründen dieser Heydnisch vnd Antichristisch Irrthumb nicht folgen müsse / daß die Meß helffen / ex opere operato, sine bono motu vtentis. Darumb sind sie Esel / daß sie in solcher großwichtigen Sach / so vngereimet ding fürbringen. Auch so wissen die Esel kein Grammatica, denn Missa vnd Liturgia heissen nicht Opffer / Missa heist Hebraisch ein zusammen getragen Stewer. Denn also ist etwa die weis gewesen / daß die Christen Speis vnd Tranck zu gut den Armen / in die versamlung gebracht haben. Vnd solche weis ist von Jüden herkommen / die auff jhre Fest musten solche Stewr bringen / die nenneten sie Missa. So heist Liturgia Griechisch eigentlich ein Ampt / darinn man der Gemein dienet. Das schickt sich wol auff vnsere Lehre / daß der Priester da / als ein gemeiner Diener / den jenigen / so communiciern wollen / dienet / vnd das heilig Sacrament reichet.

Etlich meynen Missa kom nicht aus dem Hebraischen / sondern sey als viel / als Remißio, Vergebung der Sünde / Denn so man communiciert hat / hat man gesprochen / Ite missa est, Ziehet hin / jhr habt Vergebung der Sünde. Vnd daß dem also sey / ziehen sie an / daß man bey den Griechen gesprochen hat / Lais aphesis, das ist auch so viel / jhnen ist verziehen. Wo dem also / were dieses ein feiner Verstand / denn es sol allezeit bey dieser Ceremonien / Vergebung der Sünden geprediget vnd verkündiget werden / doch ist diesem handel wenig geholffen / das wort (Missa) heis was es wölle.

Von den Messen für die Todten.

DAß aber die Wiedersacher noch dis wollen verthedingen / daß die Messe den Todten helffe / dauon sie ein eigen Jahrmarckt / vnd sonderlich vnseglich Kretzschmerey gemacht / deß haben sie kein Zeugniß / noch Befehl Gottes in der Schrifft. Nu ist es je ein vnseglicher grosser grewel / vnd nicht ein kleine Sünde / daß sie dürffen one Gottes Wort / ohn alle Schrifft / ein Gottesdienst in der

die Griechen die Meß nennen / sol auch ein Opffer heissen / Darauff wollen wir kurtz antworten. Alle Welt siehet / daß aus diesen gründen dieser Heydnisch vnd Antichristisch Irrthumb nicht folgen müsse / daß die Meß helffen / ex opere operato, sine bono motu vtentis. Darumb sind sie Esel / daß sie in solcher großwichtigen Sach / so vngereimet ding fürbringen. Auch so wissen die Esel kein Grammatica, denn Missa vnd Liturgia heissen nicht Opffer / Missa heist Hebraisch ein zusam̃en getragen Stewer. Denn also ist etwa die weis gewesen / daß die Christen Speis vnd Tranck zu gut den Armen / in die versamlung gebracht haben. Vnd solche weis ist von Jüden herkommen / die auff jhre Fest musten solche Stewr bringen / die nenneten sie Missa. So heist Liturgia Griechisch eigentlich ein Ampt / darinn man der Gemein dienet. Das schickt sich wol auff vnsere Lehre / daß der Priester da / als ein gemeiner Diener / den jenigen / so communiciern wollen / dienet / vnd das heilig Sacrament reichet.

Etlich meynen Missa kom nicht aus dem Hebraischen / sondern sey als viel / als Remißio, Vergebung der Sünde / Denn so man communiciert hat / hat man gesprochen / Ite missa est, Ziehet hin / jhr habt Vergebung der Sünde. Vnd daß dem also sey / ziehen sie an / daß man bey den Griechen gesprochen hat / Lais aphesis, das ist auch so viel / jhnen ist verziehen. Wo dem also / were dieses ein feiner Verstand / denn es sol allezeit bey dieser Ceremonien / Vergebung der Sünden geprediget vnd verkündiget werden / doch ist diesem handel wenig geholffen / das wort (Missa) heis was es wölle.

Von den Messen für die Todten.

DAß aber die Wiedersacher noch dis wollen verthedingen / daß die Messe den Todten helffe / dauon sie ein eigen Jahrmarckt / vnd sonderlich vnseglich Kretzschmerey gemacht / deß haben sie kein Zeugniß / noch Befehl Gottes in der Schrifft. Nu ist es je ein vnseglicher grosser grewel / vnd nicht ein kleine Sünde / daß sie dürffen one Gottes Wort / ohn alle Schrifft / ein Gottesdienst in der

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[275/0577] die Griechen die Meß nennen / sol auch ein Opffer heissen / Darauff wollen wir kurtz antworten. Alle Welt siehet / daß aus diesen gründen dieser Heydnisch vnd Antichristisch Irrthumb nicht folgen müsse / daß die Meß helffen / ex opere operato, sine bono motu vtentis. Darumb sind sie Esel / daß sie in solcher großwichtigen Sach / so vngereimet ding fürbringen. Auch so wissen die Esel kein Grammatica, denn Missa vnd Liturgia heissen nicht Opffer / Missa heist Hebraisch ein zusam̃en getragen Stewer. Denn also ist etwa die weis gewesen / daß die Christen Speis vnd Tranck zu gut den Armen / in die versamlung gebracht haben. Vnd solche weis ist von Jüden herkommen / die auff jhre Fest musten solche Stewr bringen / die nenneten sie Missa. So heist Liturgia Griechisch eigentlich ein Ampt / darinn man der Gemein dienet. Das schickt sich wol auff vnsere Lehre / daß der Priester da / als ein gemeiner Diener / den jenigen / so communiciern wollen / dienet / vnd das heilig Sacrament reichet. Etlich meynen Missa kom nicht aus dem Hebraischen / sondern sey als viel / als Remißio, Vergebung der Sünde / Denn so man communiciert hat / hat man gesprochen / Ite missa est, Ziehet hin / jhr habt Vergebung der Sünde. Vnd daß dem also sey / ziehen sie an / daß man bey den Griechen gesprochen hat / Lais aphesis, das ist auch so viel / jhnen ist verziehen. Wo dem also / were dieses ein feiner Verstand / denn es sol allezeit bey dieser Ceremonien / Vergebung der Sünden geprediget vnd verkündiget werden / doch ist diesem handel wenig geholffen / das wort (Missa) heis was es wölle. Von den Messen für die Todten. DAß aber die Wiedersacher noch dis wollen verthedingen / daß die Messe den Todten helffe / dauon sie ein eigen Jahrmarckt / vnd sonderlich vnseglich Kretzschmerey gemacht / deß haben sie kein Zeugniß / noch Befehl Gottes in der Schrifft. Nu ist es je ein vnseglicher grosser grewel / vnd nicht ein kleine Sünde / daß sie dürffen one Gottes Wort / ohn alle Schrifft / ein Gottesdienst in der

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/577>, abgerufen am 19.04.2024.