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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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cheit / die gar nicht zu loben / sondern viel mehr zu beklagen ist. So sollen auch die gleubigen vnterrichtet werden / wenn vnd so offt sich solche zweiffel erregen / vnd sie dieselbigen fülen / daß sie desto fleissiger vnd ernster dawieder streiten / sich zum Wort Gottes halten / der Sacrament gebrauchen / vnd daneben beten sollen / HERR / vermehre vnd sterck vns den Glauben.

Wir reden aber hie nicht von dem Epicurischen ertichten Wahn eines Glaubens / der nur ein falscher vnd Todter Glaube ist / sondern von dem wahren vnd lebendigen Glauben / der beyde gerecht vnd selig machet / der weder auff sein zunehmen / wachsen vnd stercke / noch auff seine schwacheit siehet / Sondern allein auff Christum / vnd auff die verheissene Gnade in Christo / die ergreifft er / daran helt er sich / darauff verlest er sich / vnd setzet fest sein vertrawen darauff. Vnd daher bekömmet vnd hat auch der Glaube diese Krafft / daß er lebendig vnd gerecht machet. Vnd wenn ich auch so Christnm / der meine Gerechtigkeit vnd Seligkeit ist / durch meinen Glauben / ob er gleich schwach / aber doch gleichwol ein wahrer Glaube ist / ergriffen habe / als denn kan ich mit Paulo sagen: Ich jage jhm ja nach / ob ichs ergreiffen möchte / Aber ich bin viel mehr / besser vnd stercker von meinem lieben HErrn Christo ergriffen / Phil. 3.

VII. Von guten Wercken.

IN der Lehre von guten Wercken sind viel Punct / darüber vnd dauon in vnsern Kirchen kein streit ist / Als nemlich / daß man gute Wercke thun solle / welchs denn rechtschaffene gute Wercke seyn / wie sie geschehen / vnd wie sie auch GOTt gefallen mögen. Wöllen derwegen dieses orts von jetzt bemelten Puncten nicht reden / die aus andern Büchern der vnsern mögen nachgelesen werden. Was aber sonst bey diesem Artickel disputierlich von etlichen erregt ist / dauon wollen wir auffs kürtzeste vnd einfeltigste weisen / was man danon wissen vnd halten / auch wie man dauon bequem ohn ergernis reden möge.

Vnd erstlich wird von etlichen gedisputiert / ob in den Reformirten Euangelischen Kirchen gebilliget vnd gebrauchet sollen werden folgende Propositiones vnd reden / Daß gute Werck nötig seyn / Vnd daß die Wiedergebornen nothwendig schüldig seyn / die von Gott gebotene gute Wercke zu thun. Weil aber die heilige Schrifft selbst in der Lehre von guten Wercken bemelte Propositiones vnd Reden führet / vnd darinn auch gebrauchet die Wort (Noth / Nötig / sollen /

cheit / die gar nicht zu loben / sondern viel mehr zu beklagen ist. So sollen auch die gleubigen vnterrichtet werden / wenn vnd so offt sich solche zweiffel erregen / vnd sie dieselbigen fülen / daß sie desto fleissiger vnd ernster dawieder streiten / sich zum Wort Gottes halten / der Sacrament gebrauchen / vnd daneben beten sollen / HERR / vermehre vnd sterck vns den Glauben.

Wir reden aber hie nicht von dem Epicurischen ertichten Wahn eines Glaubens / der nur ein falscher vnd Todter Glaube ist / sondern von dem wahren vnd lebendigen Glauben / der beyde gerecht vnd selig machet / der weder auff sein zunehmen / wachsen vnd stercke / noch auff seine schwacheit siehet / Sondern allein auff Christum / vnd auff die verheissene Gnade in Christo / die ergreifft er / daran helt er sich / darauff verlest er sich / vnd setzet fest sein vertrawen darauff. Vnd daher beköm̃et vnd hat auch der Glaube diese Krafft / daß er lebendig vñ gerecht machet. Vnd wenn ich auch so Christnm / der meine Gerechtigkeit vnd Seligkeit ist / durch meinen Glauben / ob er gleich schwach / aber doch gleichwol ein wahrer Glaube ist / ergriffen habe / als denn kan ich mit Paulo sagẽ: Ich jage jhm ja nach / ob ichs ergreiffen möchte / Aber ich bin viel mehr / besser vnd stercker von meinem lieben HErrn Christo ergriffen / Phil. 3.

VII. Von guten Wercken.

IN der Lehre von guten Wercken sind viel Punct / darüber vnd dauon in vnsern Kirchen kein streit ist / Als nemlich / daß man gute Wercke thun solle / welchs denn rechtschaffene gute Wercke seyn / wie sie geschehen / vnd wie sie auch GOTt gefallen mögen. Wöllen derwegen dieses orts von jetzt bemelten Puncten nicht reden / die aus andern Büchern der vnsern mögẽ nachgelesen werden. Was aber sonst bey diesem Artickel disputierlich von etlichen erregt ist / dauon wollen wir auffs kürtzeste vnd einfeltigste weisen / was man danon wissen vnd halten / auch wie man dauon bequem ohn ergernis reden möge.

Vnd erstlich wird von etlichen gedisputiert / ob in den Reformirten Euangelischen Kirchen gebilliget vnd gebrauchet sollen werden folgende Propositiones vnd reden / Daß gute Werck nötig seyn / Vnd daß die Wiedergebornen nothwendig schüldig seyn / die von Gott gebotene gute Wercke zu thun. Weil aber die heilige Schrifft selbst in der Lehre von guten Wercken bemelte Propositiones vnd Reden führet / vnd darinn auch gebrauchet die Wort (Noth / Nötig / sollen /

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[96/0764] cheit / die gar nicht zu loben / sondern viel mehr zu beklagen ist. So sollen auch die gleubigen vnterrichtet werden / wenn vnd so offt sich solche zweiffel erregen / vnd sie dieselbigen fülen / daß sie desto fleissiger vnd ernster dawieder streiten / sich zum Wort Gottes halten / der Sacrament gebrauchen / vnd daneben beten sollen / HERR / vermehre vnd sterck vns den Glauben. Wir reden aber hie nicht von dem Epicurischen ertichten Wahn eines Glaubens / der nur ein falscher vnd Todter Glaube ist / sondern von dem wahren vnd lebendigen Glauben / der beyde gerecht vnd selig machet / der weder auff sein zunehmen / wachsen vnd stercke / noch auff seine schwacheit siehet / Sondern allein auff Christum / vnd auff die verheissene Gnade in Christo / die ergreifft er / daran helt er sich / darauff verlest er sich / vnd setzet fest sein vertrawen darauff. Vnd daher beköm̃et vnd hat auch der Glaube diese Krafft / daß er lebendig vñ gerecht machet. Vnd wenn ich auch so Christnm / der meine Gerechtigkeit vnd Seligkeit ist / durch meinen Glauben / ob er gleich schwach / aber doch gleichwol ein wahrer Glaube ist / ergriffen habe / als denn kan ich mit Paulo sagẽ: Ich jage jhm ja nach / ob ichs ergreiffen möchte / Aber ich bin viel mehr / besser vnd stercker von meinem lieben HErrn Christo ergriffen / Phil. 3. VII. Von guten Wercken. IN der Lehre von guten Wercken sind viel Punct / darüber vnd dauon in vnsern Kirchen kein streit ist / Als nemlich / daß man gute Wercke thun solle / welchs denn rechtschaffene gute Wercke seyn / wie sie geschehen / vnd wie sie auch GOTt gefallen mögen. Wöllen derwegen dieses orts von jetzt bemelten Puncten nicht reden / die aus andern Büchern der vnsern mögẽ nachgelesen werden. Was aber sonst bey diesem Artickel disputierlich von etlichen erregt ist / dauon wollen wir auffs kürtzeste vnd einfeltigste weisen / was man danon wissen vnd halten / auch wie man dauon bequem ohn ergernis reden möge. Vnd erstlich wird von etlichen gedisputiert / ob in den Reformirten Euangelischen Kirchen gebilliget vnd gebrauchet sollen werden folgende Propositiones vnd reden / Daß gute Werck nötig seyn / Vnd daß die Wiedergebornen nothwendig schüldig seyn / die von Gott gebotene gute Wercke zu thun. Weil aber die heilige Schrifft selbst in der Lehre von guten Wercken bemelte Propositiones vnd Reden führet / vnd darinn auch gebrauchet die Wort (Noth / Nötig / sollen /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/764>, abgerufen am 28.03.2024.