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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909.

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30. April 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] zusammenzuschmieden. Es wird gelingen, die Bankfrage aus-
zuschalten, ohne daß der prinzipielle Standpunkt der Unab-
hängigkeitspartei damit berührt wird, und man hofft, damit
schon in den allernächsten Tagen ein einheitliches Regierungs-
programm präzisieren zu können.




Falsche Meldungen.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die Meldung eines Wiener Blattes über Demonstrationen
von Italienern gegen die Statthalterei ist gänzlich
unbegründet.




Ein Dementi.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die
Blättermeldung von einer bevorstehenden Entrevue zwischen
den Königen von Serbien und Bulgarien wird
ämtlich dementiert.




Die Zölle im rumänischen Handelsvertrag.

Die "N. Fr. Pr." berichtet: Alle Nachrichten, die über
den Inhalt des rumänischen Handelsvertrages in die Oeffent-
lichkeit dringen, gehen übereinstimmend dahin, daß für die
österreichische Industrie wenig erreicht worden ist. Die Ver-
einbarungen sind eigentlich die nackte Meistbegünstigung mit
einem kleinen Ausputz in dem einen oder anderen Aussuhr-
artikel. Wohl sind gegenüber den bisherigen Konventional-
und autonomen Tarifen Zollermäßigungen erzielt worden,
allein, sie beziehen sich auf Artikel, die insgesamt nur einen
Wert von 2 Millionen Kronen haben. Da die Gesamtausfuhr
nach Rumänien im Jahre 1907 zirka 112 Millionen Kronen
betragen hat, sind Zollherabsetzungen für kaum 2 Prozent
unseres bisherigen Exports durchgesetzt worden. Die öster-
reichischen Industriellen erlangen also wenig mehr als die
Fortdauer des jetzigen Meistbegünstigungsverhältnisses, aber
auch dafür mußten Opfer gebracht werden, da die rumänische
Regierung erklärte, für die einfache Meistbegünstigung gar
keine Konzession machen zu können. Die Festlegung der
Minimalzölle für Getreide, die jede Grenzbegünstigung aus-
schließt, hat die österreichische Regierung eines wichtigen
Kompensationsmittels beraubt. Dazu kommt infolge des
agrarischen Widerstandes die Unmöglichkeit, den Import von
lebendem Vieh zu gestatten, worin vom Beginn der Ver-
handlungen die Hauptforderung Rumäniens gelegen war. Die
Konzessionen, die über die Meistbegünstigung hinausgehen,
beziehen sich auf die folgenden Artikel: Bei Mineralwässern
(bisheriger Ausfuhrwert 80.000 Kronen) betrug der Zoll
2·40 Lei und wird jetzt, wie verlautet, bis auf eine statistische
Gebühr ermäßigt werden. Jene Sorte Kabel- und Eisendraht,
welcher schwächer ist als ein halber Millimeter, wird auf
den Zollsatz gebracht, der für starke Sorten zu entrichten
war. In Leinen haben nur die feinsten Gewebe eine Be-
günstigung erhalten, die übrigens nicht sehr wesentlich ist.
Die Wäschekonfektion hat am besten abgeschnitten, da nicht
nur die Kragen, sondern auch die übrige Konfektionsware
teils direkte, teils indirekte zolltechnische Begünstigungen er-
fährt. Die Zollermäßigungen betragen an und für sich zirka
25 Prozent; durch die zolltechnische Behandlung steigert sich
diese Begünstigung noch für eine Anzahl von Artikeln. Der
Zoll für Hufnägel wird herabgesetzt. Bei dem geringen
Export, welcher bisher in diesem Artikel bestand, läßt sich
nicht ermessen, wie der neue Zoll wirken wird. Für bestimmte
Sorten von Porzellan ist eine Ermäßigung des Zolles ein-
getreten, welche aber nicht die Massenartikel betrifft. Alle
übrigen Artikel, wie Z[e]llulose, Porzellan und Kreidepapier,
Zelluloidperlen, Granit und Basaltstein, Kohlensäure etc., sind
bisher in so geringen Quantitäten ausgeführt worden, daß
die Zollbegünstigungen nur von ganz untergeordneter Be-
deutung sind. Ein Teil dieser Artikel, wie zum Beispiel
Zellulose, bildet übrigens den Gegenstand der Ausfuhr seitens
Rumäniens. Von Bedeutung erscheint eine Ermäßigung des
Zolles auf Weinsteinsäure. Er wird auf jenen Zollsatz ge-
bracht, der vor Erstellung des neuen rumänischen autonomen
Tarifes in Geltung war.




Bunte Chronik.


Unfall eines Kahns.

K.-B. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In
Nyergesujfaln wollten 12 Arbeiter auf einem Kahn
die Donau übersetzen. Der Kahn kippte jedoch um, wobei
4 Arbeiter ertranken.




Schiffsunglück.

K.-B. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Nachts stieß der Dampfer "Salona" der ungarisch-kroatischen
Schiffahrtgesellschaft mit dem italienischen Segler "Sama
Crocc",
fünf Stunden von Venedig entfernt, zusammen.
Der Segler sank, nachdem er in Brand geraten war,
die Besatzung wurde jedoch gerettet. Auf der
"Salona" entstand eine Panik, während welcher
mehrere Personen verletzt wurden.




Das englische Königspaar.
K.-B. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Das englische Königspaar nahm einige Besichtigungen
[Spaltenumbruch] vor und begab sich nachmittags nach Baia, wo es morgen
mit dem italienischen Königspaar zusammentrifft
Entrevue mit dem italienischen Königspaar'
in Baia.

K.-B. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Das
italienische Königspaar ist abends nach Baia
abgereist.




Explosion eines Kessels.

K.-B. (Tel. der "Cz.
Allg. Ztg.")

Nachmittags erfolgte in den hiesigen Hartstein-
Werken die Explosion eines Kefsels, der 100 Meter
weit geschleudert wurde. Im weiten Umkreise wurden
erhebliche Verwüstungen angerichtet. Zwei Per-
sonen wurden getötet,
ein Arbeiter schwer verletzt.




[Die Rache des Offiziersburschen.]

Ein un-
erhörtes Verbrechen wurde in Versailles von einem Offiziers-
burschen verübt. Seit 18 Monaten stand der 25 Jahre alte
Artillerist Louis Priol als Ordonnanz bei dem Hauptmann
der Artillerie Briard, der Vater zweier Töchter von 19 und
16 Jahren und eines 15jährigen Sohnes war. Gestern
nachmittag, als sich die ältere Tochter Suzanna mit dem
Dienstmädchen allein im Hause befand, rief sie der im dritten
Stock befindliche Offiziersbursche unter einem Vorwand hinauf,
Fräulein Suzanna folgte ahnungslos dem Rufe, doch kaum
war sie oben angelgngt, erhielt sie von Priol einen Faust-
schlag, der sie betäubte. Sodann gab der Bursche aus dem
Revolver vier Schüsse auf die Ueberfallene ab. Blut-
überströmt stürmte die Verwundete hilferufend die Stiege
hinab. Ein rafch herbeigeholter Arzt ließ das Opfer ins
Spital bringen. Eine Kugel war ins Ohr, eine zweite in den
H[a]ls gedrungen. Die zwei anderen hatten die linke Hand
gestreift. Der Zustand der Verwundeten wird als sehr ernst
bezeichnet. Der Attentäter wurde im Hauskeller verhastet. Er
erklärte, sein Verbrechen sei ein Racheakt, weil Fräulein
Suzanne ihn einen Verrückten genannt hatte. In Wirklichkeit
soll der Elende an die Tochter seines Hauptmanns infame
Zumutungen gestellt haben und von ihr nach Gebühr zurück-
gewiesen worden sein, und sich deshalb gerächt haben. Kapitän
Briard erfuhr erst abends, als er aus Paris heimkehrte, von
dem Unglück, das seine Familie betroffen hatte.

[Die Monczalowskiaffäre.]

Aus Lemberg wird
gemeloet: Jaroslaw Moczalowski, der wie bekannt wegen
Spionage zu Gunsten Rußlands zu drei Monaten Kerkers
verurteilt worden war und sich drei Tage Bedenkzeit vorbe-
halten hatte, nahm gestern das Urteil an.

[Die Rückkehr der bosnischen Reservisten.]

Aus Lemberg wird berichtet: Heute um 9 Uhr vormittags
langten hier 700 Reservisten des 30. Infanterieregimentes
an, ebenso passierten Lemberg die rückkehrenden R[e]servisten
des Zloczower 80. Infanterieregimentes, die sämtlich von
ihren Angehörigen und Freunden erwartet werden. Die nach
Bosnien abgegangenen Reservisten der Lemberger Artillerie-
Regimenter treffen Morgen um 11 Uhr nachts in Lemberg
ein und werden vom Offizierskorps und der Militärmusik
feierlichst empfangen werden.




Unsere geehrten P. T. Abonnenten
werden aus Anlaß des - - - - - - -
Monatswechsels
dringend gebeten, das Abonnement durch Ein-
sendung des Pränumerationsbetrages recht-
zeitig zu erneuern. Rückstände ersuchen wir
gleichfalls bis zum 10. Mai zu begleichen.
Zugleich laden wir zum Bezuge unseres Blattes
höflichst ein. Neueintretende Abonnenten er-
halten auf Wunsch die bereits erschienenen
Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Kaufmännischer Verein in Czernowitz.
Die Arbeitslosigkeit in Czernowitz. -- Die teueren
Strompreise. -- Die Demolierung des alten
Telegraphengebäudes. -- Die Reduzierung der
Wassersteuer für Kaufleute.

Am Samstag, den 24. d. M. fand im Saale des
Commis- und Buchhalterunterstützungsvereines eine zahlreich
besuchte Vollversammlung der Kaufmannschaft von Czer-
nowitz statt, bei welcher über verschiedene, die Kaufmannschaft
betreffende Fragen verhandelt wurde.

Der Präsident, Herr Landtagsabgeordneter Wilhelm
Tittinger, begrüßte die zahlreich erschienenen Kaufleute
und erteilte dem Referenten, Herrn Hermann Mittelmann
das Wort, welcher über folgende Punkte referierte: 1. Die
Arbeitslosigkeit und deren Folgen für den Czernowitzer Kauf-
[Spaltenumbruch] mannstand. 2. Die Rabattsätze beim elektrischen Lichte.
3. Unsere Kaufleute beim alten Telegraphengebäude. 4. Die
Reduzierung der Wassersteuer. 5. Mietzinswucher und seine
Folgen. Der letzte Punkt der Tagesordnung, der die Gründung
einer Speditionsanstalt für Kaufleute betraf, wurde wegen
vorgeschrittener Zeit abgesetzt. Derselbe wird in einer größeren
kaufmännischen Versammlung zur besonderen Beratung ge-
langen.

Bei Punkt 1. der Tagesordnung "Arbeitslosigkeit" wies
der Referent auf die vollständige Stagnation im Bauwesen
hin, bemerkte, daß ca. 600 Bauhandwerker samt Familien
direkt auf den Bettelstab gebracht sind, daß sämtliche
Ziegeleien ihre Arbeiter entlassen und daß viele
Bauhandwerker sich sogar zu allen möglichen Stellen der
Kommune angeboten haben. Es sei daher sehr zu verwundern,
daß die Regierung, Landesvertretung und die Kammer dieser
drohenden Krise ruhig zusehen. Anders stehen die Verhältnisse
im Nachbarlande Galizien, wo der Polenklub für reichliche
Arbeit gesorgt hat. Ein reges Leben ist bemerkbar, da gibt
es Bezirks- und Wasserstraßenbauten, staatliche und städtische
Arbeiten, Arbeiten der k. k. Staatsbahnen und der Kaiser
Ferdinand-Nordbahn. Die Investitionen für die letztere allein
betragen in Galizien ca. 80.000.000 K. Auf der ganzen
Strecke von Kolomea bis Krakau ist eine rege Tätigkeit
bemerkbar, selbstverständlich, wenn der Gewerbetreibende
verdient, so hat auch der Kaufmann etwas davon. Bei uns
müssen die Handwerker in der Volksküche speisen. Während
in der Bukowi[n]a die Ziegel bis auf 14 Gulden gesunken
sind, sind sie in Galizien bis auf 23 Gulden gestiegen. Der
Referent verlas eine Resolution, in welcher die Vertreter der
Regierung, des Landes und der Handelskammer unverzüglich
aufgefordert werden, eine Enquete zur Beratung ein-
zuberufen, in welcher Weise diesem Uebel abgeholfen werde.
Ebenso empfiehlt der Referent die Herstellung einer wirt-
schaftlichen Vereinigung aller 14 Bukowiner Abgeordneten,
damit dieselben in allen ernsten Fragen, wo es sich um das
Wohl des Landes oder der Stadt handelt, den nationalen
Chauvinismus beiseite lassen. Diese Resolution gelangte
sodann zur einstimmigen Annahme.

Bei Punkt 2 der Tagesordnung teilte der Referent die
verschiedenen Mängel bei Einhaltung der Rabatt-Tarife im
Elektrizitätswerk mit, kritisierte das mangelhafte Entgegen-
kommen des Verwaltungsrates der Kaufmannschaft gegenüber
und forderte einen Ausnahmstarif für die Kaufleute von
Czernowitz, welche die größten Stromabnehmer sind. Eine zur
Verlesung gelangte Resolution, mittelst welcher der Verwaltungs-
rat des Czernowitzer Elektrizitätswerkes aufgefordert wird,
der Kaufmannschaft von Czernowitz etwas mehr Entgegen-
kommen zu beweisen und einen Ausnahmstarif für den
Stromverbrauch zu schaffen, gelangte zur einstimmigen An-
nahme. Die Kaufleute versprachen auch in diesem Falle die
Hauptstraße und den Ringplatz am Abend besser zu be-
leuchten, um auf diese Weise auch den Fremdenverkehr zu
fördern.

Bei Punkt 3 der Tagesordnung berichtete der Referent
über die im Monate Oktober voraussichtlich stattfindende
Abtragung des alten Telegraphengebändes, wodurch die
dortselbst sich befindenden 14 Kaufleute direkt auf das
Straßenpflaster gesetzt werden. Der Herr Präsident des kauf-
männischen Vereines, Landtagsabgeordneter Wilhelm Tittinger,
hat in dieser Angelegenheit sowohl bei dem Herrn Landes-
präsidenten als auch bei Herrn Hofrat Knipfer interveniert
und ein weitgeheodes Engegenkommen gefunden. Um diesen
Kaufleuten für die Zeit bis zur Erbauung des neuen Finanz-
palais aus der Not zu helfen, wurde beschlossen, pro-
visorische Buden
einheitlich und elegant in der Haupt-
straße herzustellen und diesbezüglich an den Gemeinderat der
Landeshauptstadt Czernowitz um die Genehmigung heranzu-
treten. Der vom Stadtbaumeister Proske entworfene Plan
wurde bereits vom Herrn Baudirektor Woithchowski ge-
nehmigt, welcher dieser Angelegenheit sehr wohlwollend gegen-
übersteht. Eine diesbezügliche Resolution nebst einem Appell
an sämtliche Gemeinderäte der Landeshauptstadt, diesen
Kaufleuten zu helfen, gelangte zur einstimmigen Annahme.
Ganz besonders sei zu erwähnen, daß bei allen diesen Fragen
die Diskusion eine ziemlich lebhafte war, an der sich die
Herren Gemeinderat Elias Wender, Salomon Donnen-
saft,
Hermann Bianovici, Noc, Josef Gottlieb
u. s. w. beteiligten. Ueber Antrag des Herrn Donnen-
saft
wurde gleichzeitig dem Gemeinderate Herrn Elias
Wender für sein wackeres Eintreten in allen kaufmännischen
Fragen der Dank votiert. Bei Punkt 4 der Tagesordnung
über die Reduzierung der Wassersteuer für Kaufleute von
4 auf 2 Perzent, wies der Referent auf die am 14. Oktober
1907 stattgefundene Gemeinderatssitzung hin, in welcher die
Aenderung des Wasserregulativs beschlossen wurde, und zwar
daß vom 1. Mai 1908 bis zum Tage der Sanktionierung
die mehreingezahlten 2 Perzent an die Kaufleute wieder rück-
gestellt werden. Der Herr Vizepräsident kais. Rat Wenzel
Fontin übernahm nunmehr den Vorsitz, und es gelangten
die restlichen Punkte der Tagesordnung zur Verhandlung.
Der Referent wies nun auf den in Czernowitz herrschenden
Mietzinswucher hin, führte eine größere Zahl von Beispielen
an, nach welchen jährliche Mietzinse von 2400 auf 5000
und von 4800 auf 10.000 K erhöht wurden und gelangt
nunmehr zum Ergebnis, daß die Kaufleute in der rücksichts-
losesten Weise in ihrer Not ausgebeutet werden. Referent
ist der Ansicht, daß diesem Uebel unbedingt radikal abge-
holfen werden müsse. Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte,
an der sich die Herren Gottlieb, Noe, Wilhelm Ippen,
Wender, Donnensaft etc. beteiligten. Die Versammlung faßte
sodann den Beschluß, in einem Rundschreiben sämtliche kauf-
männische Korporationen und Handelskammern Oesterreichs
um die Verhältnisse in den einzelnen Städten zu befragen
und diesbezügliche eingehende Erkundigungen einzuziehen.
Nach Zusammenstellung dieses Materials wird sodann der
kaufmännische Verein seine endgiltigen Beschlüsse fassen.
Nach erschöpfter Tagesordnung erfolgte hierauf Schluß der
Sitzung.




30. April 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] zuſammenzuſchmieden. Es wird gelingen, die Bankfrage aus-
zuſchalten, ohne daß der prinzipielle Standpunkt der Unab-
hängigkeitspartei damit berührt wird, und man hofft, damit
ſchon in den allernächſten Tagen ein einheitliches Regierungs-
programm präziſieren zu können.




Falſche Meldungen.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die Meldung eines Wiener Blattes über Demonſtrationen
von Italienern gegen die Statthalterei iſt gänzlich
unbegründet.




Ein Dementi.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die
Blättermeldung von einer bevorſtehenden Entrevue zwiſchen
den Königen von Serbien und Bulgarien wird
ämtlich dementiert.




Die Zölle im rumäniſchen Handelsvertrag.

Die „N. Fr. Pr.“ berichtet: Alle Nachrichten, die über
den Inhalt des rumäniſchen Handelsvertrages in die Oeffent-
lichkeit dringen, gehen übereinſtimmend dahin, daß für die
öſterreichiſche Induſtrie wenig erreicht worden iſt. Die Ver-
einbarungen ſind eigentlich die nackte Meiſtbegünſtigung mit
einem kleinen Auſputz in dem einen oder anderen Ausſuhr-
artikel. Wohl ſind gegenüber den bisherigen Konventional-
und autonomen Tarifen Zollermäßigungen erzielt worden,
allein, ſie beziehen ſich auf Artikel, die insgeſamt nur einen
Wert von 2 Millionen Kronen haben. Da die Geſamtausfuhr
nach Rumänien im Jahre 1907 zirka 112 Millionen Kronen
betragen hat, ſind Zollherabſetzungen für kaum 2 Prozent
unſeres bisherigen Exports durchgeſetzt worden. Die öſter-
reichiſchen Induſtriellen erlangen alſo wenig mehr als die
Fortdauer des jetzigen Meiſtbegünſtigungsverhältniſſes, aber
auch dafür mußten Opfer gebracht werden, da die rumäniſche
Regierung erklärte, für die einfache Meiſtbegünſtigung gar
keine Konzeſſion machen zu können. Die Feſtlegung der
Minimalzölle für Getreide, die jede Grenzbegünſtigung aus-
ſchließt, hat die öſterreichiſche Regierung eines wichtigen
Kompenſationsmittels beraubt. Dazu kommt infolge des
agrariſchen Widerſtandes die Unmöglichkeit, den Import von
lebendem Vieh zu geſtatten, worin vom Beginn der Ver-
handlungen die Hauptforderung Rumäniens gelegen war. Die
Konzeſſionen, die über die Meiſtbegünſtigung hinausgehen,
beziehen ſich auf die folgenden Artikel: Bei Mineralwäſſern
(bisheriger Ausfuhrwert 80.000 Kronen) betrug der Zoll
2·40 Lei und wird jetzt, wie verlautet, bis auf eine ſtatiſtiſche
Gebühr ermäßigt werden. Jene Sorte Kabel- und Eiſendraht,
welcher ſchwächer iſt als ein halber Millimeter, wird auf
den Zollſatz gebracht, der für ſtarke Sorten zu entrichten
war. In Leinen haben nur die feinſten Gewebe eine Be-
günſtigung erhalten, die übrigens nicht ſehr weſentlich iſt.
Die Wäſchekonfektion hat am beſten abgeſchnitten, da nicht
nur die Kragen, ſondern auch die übrige Konfektionsware
teils direkte, teils indirekte zolltechniſche Begünſtigungen er-
fährt. Die Zollermäßigungen betragen an und für ſich zirka
25 Prozent; durch die zolltechniſche Behandlung ſteigert ſich
dieſe Begünſtigung noch für eine Anzahl von Artikeln. Der
Zoll für Hufnägel wird herabgeſetzt. Bei dem geringen
Export, welcher bisher in dieſem Artikel beſtand, läßt ſich
nicht ermeſſen, wie der neue Zoll wirken wird. Für beſtimmte
Sorten von Porzellan iſt eine Ermäßigung des Zolles ein-
getreten, welche aber nicht die Maſſenartikel betrifft. Alle
übrigen Artikel, wie Z[e]lluloſe, Porzellan und Kreidepapier,
Zelluloidperlen, Granit und Baſaltſtein, Kohlenſäure ꝛc., ſind
bisher in ſo geringen Quantitäten ausgeführt worden, daß
die Zollbegünſtigungen nur von ganz untergeordneter Be-
deutung ſind. Ein Teil dieſer Artikel, wie zum Beiſpiel
Zelluloſe, bildet übrigens den Gegenſtand der Ausfuhr ſeitens
Rumäniens. Von Bedeutung erſcheint eine Ermäßigung des
Zolles auf Weinſteinſäure. Er wird auf jenen Zollſatz ge-
bracht, der vor Erſtellung des neuen rumäniſchen autonomen
Tarifes in Geltung war.




Bunte Chronik.


Unfall eines Kahns.

K.-B. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In
Nyergeſujfaln wollten 12 Arbeiter auf einem Kahn
die Donau überſetzen. Der Kahn kippte jedoch um, wobei
4 Arbeiter ertranken.




Schiffsunglück.

K.-B. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Nachts ſtieß der Dampfer „Salona“ der ungariſch-kroatiſchen
Schiffahrtgeſellſchaft mit dem italieniſchen Segler „Sama
Crocc“,
fünf Stunden von Venedig entfernt, zuſammen.
Der Segler ſank, nachdem er in Brand geraten war,
die Beſatzung wurde jedoch gerettet. Auf der
„Salona“ entſtand eine Panik, während welcher
mehrere Perſonen verletzt wurden.




Das engliſche Königspaar.
K.-B. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Das engliſche Königspaar nahm einige Beſichtigungen
[Spaltenumbruch] vor und begab ſich nachmittags nach Baia, wo es morgen
mit dem italieniſchen Königspaar zuſammentrifft
Entrevue mit dem italieniſchen Königspaar’
in Baia.

K.-B. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Das
italieniſche Königspaar iſt abends nach Baia
abgereiſt.




Exploſion eines Keſſels.

K.-B. (Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“)

Nachmittags erfolgte in den hieſigen Hartſtein-
Werken die Exploſion eines Kefſels, der 100 Meter
weit geſchleudert wurde. Im weiten Umkreiſe wurden
erhebliche Verwüſtungen angerichtet. Zwei Per-
ſonen wurden getötet,
ein Arbeiter ſchwer verletzt.




[Die Rache des Offiziersburſchen.]

Ein un-
erhörtes Verbrechen wurde in Verſailles von einem Offiziers-
burſchen verübt. Seit 18 Monaten ſtand der 25 Jahre alte
Artilleriſt Louis Priol als Ordonnanz bei dem Hauptmann
der Artillerie Briard, der Vater zweier Töchter von 19 und
16 Jahren und eines 15jährigen Sohnes war. Geſtern
nachmittag, als ſich die ältere Tochter Suzanna mit dem
Dienſtmädchen allein im Hauſe befand, rief ſie der im dritten
Stock befindliche Offiziersburſche unter einem Vorwand hinauf,
Fräulein Suzanna folgte ahnungslos dem Rufe, doch kaum
war ſie oben angelgngt, erhielt ſie von Priol einen Fauſt-
ſchlag, der ſie betäubte. Sodann gab der Burſche aus dem
Revolver vier Schüſſe auf die Ueberfallene ab. Blut-
überſtrömt ſtürmte die Verwundete hilferufend die Stiege
hinab. Ein rafch herbeigeholter Arzt ließ das Opfer ins
Spital bringen. Eine Kugel war ins Ohr, eine zweite in den
H[a]ls gedrungen. Die zwei anderen hatten die linke Hand
geſtreift. Der Zuſtand der Verwundeten wird als ſehr ernſt
bezeichnet. Der Attentäter wurde im Hauskeller verhaſtet. Er
erklärte, ſein Verbrechen ſei ein Racheakt, weil Fräulein
Suzanne ihn einen Verrückten genannt hatte. In Wirklichkeit
ſoll der Elende an die Tochter ſeines Hauptmanns infame
Zumutungen geſtellt haben und von ihr nach Gebühr zurück-
gewieſen worden ſein, und ſich deshalb gerächt haben. Kapitän
Briard erfuhr erſt abends, als er aus Paris heimkehrte, von
dem Unglück, das ſeine Familie betroffen hatte.

[Die Monczalowskiaffäre.]

Aus Lemberg wird
gemeloet: Jaroslaw Moczalowski, der wie bekannt wegen
Spionage zu Gunſten Rußlands zu drei Monaten Kerkers
verurteilt worden war und ſich drei Tage Bedenkzeit vorbe-
halten hatte, nahm geſtern das Urteil an.

[Die Rückkehr der bosniſchen Reſerviſten.]

Aus Lemberg wird berichtet: Heute um 9 Uhr vormittags
langten hier 700 Reſerviſten des 30. Infanterieregimentes
an, ebenſo paſſierten Lemberg die rückkehrenden R[e]ſerviſten
des Zloczower 80. Infanterieregimentes, die ſämtlich von
ihren Angehörigen und Freunden erwartet werden. Die nach
Bosnien abgegangenen Reſerviſten der Lemberger Artillerie-
Regimenter treffen Morgen um 11 Uhr nachts in Lemberg
ein und werden vom Offizierskorps und der Militärmuſik
feierlichſt empfangen werden.




Unſere geehrten P. T. Abonnenten
werden aus Anlaß des ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Monatswechſels
dringend gebeten, das Abonnement durch Ein-
ſendung des Pränumerationsbetrages recht-
zeitig zu erneuern. Rückſtände erſuchen wir
gleichfalls bis zum 10. Mai zu begleichen.
Zugleich laden wir zum Bezuge unſeres Blattes
höflichſt ein. Neueintretende Abonnenten er-
halten auf Wunſch die bereits erſchienenen
Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Kaufmänniſcher Verein in Czernowitz.
Die Arbeitsloſigkeit in Czernowitz. — Die teueren
Strompreiſe. — Die Demolierung des alten
Telegraphengebäudes. — Die Reduzierung der
Waſſerſteuer für Kaufleute.

Am Samſtag, den 24. d. M. fand im Saale des
Commis- und Buchhalterunterſtützungsvereines eine zahlreich
beſuchte Vollverſammlung der Kaufmannſchaft von Czer-
nowitz ſtatt, bei welcher über verſchiedene, die Kaufmannſchaft
betreffende Fragen verhandelt wurde.

Der Präſident, Herr Landtagsabgeordneter Wilhelm
Tittinger, begrüßte die zahlreich erſchienenen Kaufleute
und erteilte dem Referenten, Herrn Hermann Mittelmann
das Wort, welcher über folgende Punkte referierte: 1. Die
Arbeitsloſigkeit und deren Folgen für den Czernowitzer Kauf-
[Spaltenumbruch] mannſtand. 2. Die Rabattſätze beim elektriſchen Lichte.
3. Unſere Kaufleute beim alten Telegraphengebäude. 4. Die
Reduzierung der Waſſerſteuer. 5. Mietzinswucher und ſeine
Folgen. Der letzte Punkt der Tagesordnung, der die Gründung
einer Speditionsanſtalt für Kaufleute betraf, wurde wegen
vorgeſchrittener Zeit abgeſetzt. Derſelbe wird in einer größeren
kaufmänniſchen Verſammlung zur beſonderen Beratung ge-
langen.

Bei Punkt 1. der Tagesordnung „Arbeitsloſigkeit“ wies
der Referent auf die vollſtändige Stagnation im Bauweſen
hin, bemerkte, daß ca. 600 Bauhandwerker ſamt Familien
direkt auf den Bettelſtab gebracht ſind, daß ſämtliche
Ziegeleien ihre Arbeiter entlaſſen und daß viele
Bauhandwerker ſich ſogar zu allen möglichen Stellen der
Kommune angeboten haben. Es ſei daher ſehr zu verwundern,
daß die Regierung, Landesvertretung und die Kammer dieſer
drohenden Kriſe ruhig zuſehen. Anders ſtehen die Verhältniſſe
im Nachbarlande Galizien, wo der Polenklub für reichliche
Arbeit geſorgt hat. Ein reges Leben iſt bemerkbar, da gibt
es Bezirks- und Waſſerſtraßenbauten, ſtaatliche und ſtädtiſche
Arbeiten, Arbeiten der k. k. Staatsbahnen und der Kaiſer
Ferdinand-Nordbahn. Die Inveſtitionen für die letztere allein
betragen in Galizien ca. 80.000.000 K. Auf der ganzen
Strecke von Kolomea bis Krakau iſt eine rege Tätigkeit
bemerkbar, ſelbſtverſtändlich, wenn der Gewerbetreibende
verdient, ſo hat auch der Kaufmann etwas davon. Bei uns
müſſen die Handwerker in der Volksküche ſpeiſen. Während
in der Bukowi[n]a die Ziegel bis auf 14 Gulden geſunken
ſind, ſind ſie in Galizien bis auf 23 Gulden geſtiegen. Der
Referent verlas eine Reſolution, in welcher die Vertreter der
Regierung, des Landes und der Handelskammer unverzüglich
aufgefordert werden, eine Enquete zur Beratung ein-
zuberufen, in welcher Weiſe dieſem Uebel abgeholfen werde.
Ebenſo empfiehlt der Referent die Herſtellung einer wirt-
ſchaftlichen Vereinigung aller 14 Bukowiner Abgeordneten,
damit dieſelben in allen ernſten Fragen, wo es ſich um das
Wohl des Landes oder der Stadt handelt, den nationalen
Chauvinismus beiſeite laſſen. Dieſe Reſolution gelangte
ſodann zur einſtimmigen Annahme.

Bei Punkt 2 der Tagesordnung teilte der Referent die
verſchiedenen Mängel bei Einhaltung der Rabatt-Tarife im
Elektrizitätswerk mit, kritiſierte das mangelhafte Entgegen-
kommen des Verwaltungsrates der Kaufmannſchaft gegenüber
und forderte einen Ausnahmstarif für die Kaufleute von
Czernowitz, welche die größten Stromabnehmer ſind. Eine zur
Verleſung gelangte Reſolution, mittelſt welcher der Verwaltungs-
rat des Czernowitzer Elektrizitätswerkes aufgefordert wird,
der Kaufmannſchaft von Czernowitz etwas mehr Entgegen-
kommen zu beweiſen und einen Ausnahmstarif für den
Stromverbrauch zu ſchaffen, gelangte zur einſtimmigen An-
nahme. Die Kaufleute verſprachen auch in dieſem Falle die
Hauptſtraße und den Ringplatz am Abend beſſer zu be-
leuchten, um auf dieſe Weiſe auch den Fremdenverkehr zu
fördern.

Bei Punkt 3 der Tagesordnung berichtete der Referent
über die im Monate Oktober vorausſichtlich ſtattfindende
Abtragung des alten Telegraphengebändes, wodurch die
dortſelbſt ſich befindenden 14 Kaufleute direkt auf das
Straßenpflaſter geſetzt werden. Der Herr Präſident des kauf-
männiſchen Vereines, Landtagsabgeordneter Wilhelm Tittinger,
hat in dieſer Angelegenheit ſowohl bei dem Herrn Landes-
präſidenten als auch bei Herrn Hofrat Knipfer interveniert
und ein weitgeheodes Engegenkommen gefunden. Um dieſen
Kaufleuten für die Zeit bis zur Erbauung des neuen Finanz-
palais aus der Not zu helfen, wurde beſchloſſen, pro-
viſoriſche Buden
einheitlich und elegant in der Haupt-
ſtraße herzuſtellen und diesbezüglich an den Gemeinderat der
Landeshauptſtadt Czernowitz um die Genehmigung heranzu-
treten. Der vom Stadtbaumeiſter Proske entworfene Plan
wurde bereits vom Herrn Baudirektor Woithchowski ge-
nehmigt, welcher dieſer Angelegenheit ſehr wohlwollend gegen-
überſteht. Eine diesbezügliche Reſolution nebſt einem Appell
an ſämtliche Gemeinderäte der Landeshauptſtadt, dieſen
Kaufleuten zu helfen, gelangte zur einſtimmigen Annahme.
Ganz beſonders ſei zu erwähnen, daß bei allen dieſen Fragen
die Diskuſion eine ziemlich lebhafte war, an der ſich die
Herren Gemeinderat Elias Wender, Salomon Donnen-
ſaft,
Hermann Bianovici, Noc, Joſef Gottlieb
u. ſ. w. beteiligten. Ueber Antrag des Herrn Donnen-
ſaft
wurde gleichzeitig dem Gemeinderate Herrn Elias
Wender für ſein wackeres Eintreten in allen kaufmänniſchen
Fragen der Dank votiert. Bei Punkt 4 der Tagesordnung
über die Reduzierung der Waſſerſteuer für Kaufleute von
4 auf 2 Perzent, wies der Referent auf die am 14. Oktober
1907 ſtattgefundene Gemeinderatsſitzung hin, in welcher die
Aenderung des Waſſerregulativs beſchloſſen wurde, und zwar
daß vom 1. Mai 1908 bis zum Tage der Sanktionierung
die mehreingezahlten 2 Perzent an die Kaufleute wieder rück-
geſtellt werden. Der Herr Vizepräſident kaiſ. Rat Wenzel
Fontin übernahm nunmehr den Vorſitz, und es gelangten
die reſtlichen Punkte der Tagesordnung zur Verhandlung.
Der Referent wies nun auf den in Czernowitz herrſchenden
Mietzinswucher hin, führte eine größere Zahl von Beiſpielen
an, nach welchen jährliche Mietzinſe von 2400 auf 5000
und von 4800 auf 10.000 K erhöht wurden und gelangt
nunmehr zum Ergebnis, daß die Kaufleute in der rückſichts-
loſeſten Weiſe in ihrer Not ausgebeutet werden. Referent
iſt der Anſicht, daß dieſem Uebel unbedingt radikal abge-
holfen werden müſſe. Es entſpinnt ſich eine lebhafte Debatte,
an der ſich die Herren Gottlieb, Noe, Wilhelm Ippen,
Wender, Donnenſaft ꝛc. beteiligten. Die Verſammlung faßte
ſodann den Beſchluß, in einem Rundſchreiben ſämtliche kauf-
männiſche Korporationen und Handelskammern Oeſterreichs
um die Verhältniſſe in den einzelnen Städten zu befragen
und diesbezügliche eingehende Erkundigungen einzuziehen.
Nach Zuſammenſtellung dieſes Materials wird ſodann der
kaufmänniſche Verein ſeine endgiltigen Beſchlüſſe faſſen.
Nach erſchöpfter Tagesordnung erfolgte hierauf Schluß der
Sitzung.




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[3/0003] 30. April 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. zuſammenzuſchmieden. Es wird gelingen, die Bankfrage aus- zuſchalten, ohne daß der prinzipielle Standpunkt der Unab- hängigkeitspartei damit berührt wird, und man hofft, damit ſchon in den allernächſten Tagen ein einheitliches Regierungs- programm präziſieren zu können. Falſche Meldungen. KB. Zara, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Meldung eines Wiener Blattes über Demonſtrationen von Italienern gegen die Statthalterei iſt gänzlich unbegründet. Ein Dementi. KB. Soſia, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Blättermeldung von einer bevorſtehenden Entrevue zwiſchen den Königen von Serbien und Bulgarien wird ämtlich dementiert. Die Zölle im rumäniſchen Handelsvertrag. Die „N. Fr. Pr.“ berichtet: Alle Nachrichten, die über den Inhalt des rumäniſchen Handelsvertrages in die Oeffent- lichkeit dringen, gehen übereinſtimmend dahin, daß für die öſterreichiſche Induſtrie wenig erreicht worden iſt. Die Ver- einbarungen ſind eigentlich die nackte Meiſtbegünſtigung mit einem kleinen Auſputz in dem einen oder anderen Ausſuhr- artikel. Wohl ſind gegenüber den bisherigen Konventional- und autonomen Tarifen Zollermäßigungen erzielt worden, allein, ſie beziehen ſich auf Artikel, die insgeſamt nur einen Wert von 2 Millionen Kronen haben. Da die Geſamtausfuhr nach Rumänien im Jahre 1907 zirka 112 Millionen Kronen betragen hat, ſind Zollherabſetzungen für kaum 2 Prozent unſeres bisherigen Exports durchgeſetzt worden. Die öſter- reichiſchen Induſtriellen erlangen alſo wenig mehr als die Fortdauer des jetzigen Meiſtbegünſtigungsverhältniſſes, aber auch dafür mußten Opfer gebracht werden, da die rumäniſche Regierung erklärte, für die einfache Meiſtbegünſtigung gar keine Konzeſſion machen zu können. Die Feſtlegung der Minimalzölle für Getreide, die jede Grenzbegünſtigung aus- ſchließt, hat die öſterreichiſche Regierung eines wichtigen Kompenſationsmittels beraubt. Dazu kommt infolge des agrariſchen Widerſtandes die Unmöglichkeit, den Import von lebendem Vieh zu geſtatten, worin vom Beginn der Ver- handlungen die Hauptforderung Rumäniens gelegen war. Die Konzeſſionen, die über die Meiſtbegünſtigung hinausgehen, beziehen ſich auf die folgenden Artikel: Bei Mineralwäſſern (bisheriger Ausfuhrwert 80.000 Kronen) betrug der Zoll 2·40 Lei und wird jetzt, wie verlautet, bis auf eine ſtatiſtiſche Gebühr ermäßigt werden. Jene Sorte Kabel- und Eiſendraht, welcher ſchwächer iſt als ein halber Millimeter, wird auf den Zollſatz gebracht, der für ſtarke Sorten zu entrichten war. In Leinen haben nur die feinſten Gewebe eine Be- günſtigung erhalten, die übrigens nicht ſehr weſentlich iſt. Die Wäſchekonfektion hat am beſten abgeſchnitten, da nicht nur die Kragen, ſondern auch die übrige Konfektionsware teils direkte, teils indirekte zolltechniſche Begünſtigungen er- fährt. Die Zollermäßigungen betragen an und für ſich zirka 25 Prozent; durch die zolltechniſche Behandlung ſteigert ſich dieſe Begünſtigung noch für eine Anzahl von Artikeln. Der Zoll für Hufnägel wird herabgeſetzt. Bei dem geringen Export, welcher bisher in dieſem Artikel beſtand, läßt ſich nicht ermeſſen, wie der neue Zoll wirken wird. Für beſtimmte Sorten von Porzellan iſt eine Ermäßigung des Zolles ein- getreten, welche aber nicht die Maſſenartikel betrifft. Alle übrigen Artikel, wie Zelluloſe, Porzellan und Kreidepapier, Zelluloidperlen, Granit und Baſaltſtein, Kohlenſäure ꝛc., ſind bisher in ſo geringen Quantitäten ausgeführt worden, daß die Zollbegünſtigungen nur von ganz untergeordneter Be- deutung ſind. Ein Teil dieſer Artikel, wie zum Beiſpiel Zelluloſe, bildet übrigens den Gegenſtand der Ausfuhr ſeitens Rumäniens. Von Bedeutung erſcheint eine Ermäßigung des Zolles auf Weinſteinſäure. Er wird auf jenen Zollſatz ge- bracht, der vor Erſtellung des neuen rumäniſchen autonomen Tarifes in Geltung war. Bunte Chronik. Czernowitz, 29. April. Unfall eines Kahns. K.-B. Gran, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In Nyergeſujfaln wollten 12 Arbeiter auf einem Kahn die Donau überſetzen. Der Kahn kippte jedoch um, wobei 4 Arbeiter ertranken. Schiffsunglück. K.-B. Fiume, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nachts ſtieß der Dampfer „Salona“ der ungariſch-kroatiſchen Schiffahrtgeſellſchaft mit dem italieniſchen Segler „Sama Crocc“, fünf Stunden von Venedig entfernt, zuſammen. Der Segler ſank, nachdem er in Brand geraten war, die Beſatzung wurde jedoch gerettet. Auf der „Salona“ entſtand eine Panik, während welcher mehrere Perſonen verletzt wurden. Das engliſche Königspaar. K.-B. Palermo, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Das engliſche Königspaar nahm einige Beſichtigungen vor und begab ſich nachmittags nach Baia, wo es morgen mit dem italieniſchen Königspaar zuſammentrifft Entrevue mit dem italieniſchen Königspaar’ in Baia. K.-B. Rom, 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Das italieniſche Königspaar iſt abends nach Baia abgereiſt. Exploſion eines Keſſels. K.-B. Grünberg (Schleſien), 29. April. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nachmittags erfolgte in den hieſigen Hartſtein- Werken die Exploſion eines Kefſels, der 100 Meter weit geſchleudert wurde. Im weiten Umkreiſe wurden erhebliche Verwüſtungen angerichtet. Zwei Per- ſonen wurden getötet, ein Arbeiter ſchwer verletzt. [Die Rache des Offiziersburſchen.] Ein un- erhörtes Verbrechen wurde in Verſailles von einem Offiziers- burſchen verübt. Seit 18 Monaten ſtand der 25 Jahre alte Artilleriſt Louis Priol als Ordonnanz bei dem Hauptmann der Artillerie Briard, der Vater zweier Töchter von 19 und 16 Jahren und eines 15jährigen Sohnes war. Geſtern nachmittag, als ſich die ältere Tochter Suzanna mit dem Dienſtmädchen allein im Hauſe befand, rief ſie der im dritten Stock befindliche Offiziersburſche unter einem Vorwand hinauf, Fräulein Suzanna folgte ahnungslos dem Rufe, doch kaum war ſie oben angelgngt, erhielt ſie von Priol einen Fauſt- ſchlag, der ſie betäubte. Sodann gab der Burſche aus dem Revolver vier Schüſſe auf die Ueberfallene ab. Blut- überſtrömt ſtürmte die Verwundete hilferufend die Stiege hinab. Ein rafch herbeigeholter Arzt ließ das Opfer ins Spital bringen. Eine Kugel war ins Ohr, eine zweite in den Hals gedrungen. Die zwei anderen hatten die linke Hand geſtreift. Der Zuſtand der Verwundeten wird als ſehr ernſt bezeichnet. Der Attentäter wurde im Hauskeller verhaſtet. Er erklärte, ſein Verbrechen ſei ein Racheakt, weil Fräulein Suzanne ihn einen Verrückten genannt hatte. In Wirklichkeit ſoll der Elende an die Tochter ſeines Hauptmanns infame Zumutungen geſtellt haben und von ihr nach Gebühr zurück- gewieſen worden ſein, und ſich deshalb gerächt haben. Kapitän Briard erfuhr erſt abends, als er aus Paris heimkehrte, von dem Unglück, das ſeine Familie betroffen hatte. [Die Monczalowskiaffäre.] Aus Lemberg wird gemeloet: Jaroslaw Moczalowski, der wie bekannt wegen Spionage zu Gunſten Rußlands zu drei Monaten Kerkers verurteilt worden war und ſich drei Tage Bedenkzeit vorbe- halten hatte, nahm geſtern das Urteil an. [Die Rückkehr der bosniſchen Reſerviſten.] Aus Lemberg wird berichtet: Heute um 9 Uhr vormittags langten hier 700 Reſerviſten des 30. Infanterieregimentes an, ebenſo paſſierten Lemberg die rückkehrenden Reſerviſten des Zloczower 80. Infanterieregimentes, die ſämtlich von ihren Angehörigen und Freunden erwartet werden. Die nach Bosnien abgegangenen Reſerviſten der Lemberger Artillerie- Regimenter treffen Morgen um 11 Uhr nachts in Lemberg ein und werden vom Offizierskorps und der Militärmuſik feierlichſt empfangen werden. Unſere geehrten P. T. Abonnenten werden aus Anlaß des ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Monatswechſels dringend gebeten, das Abonnement durch Ein- ſendung des Pränumerationsbetrages recht- zeitig zu erneuern. Rückſtände erſuchen wir gleichfalls bis zum 10. Mai zu begleichen. Zugleich laden wir zum Bezuge unſeres Blattes höflichſt ein. Neueintretende Abonnenten er- halten auf Wunſch die bereits erſchienenen Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 29. April. Kaufmänniſcher Verein in Czernowitz. Die Arbeitsloſigkeit in Czernowitz. — Die teueren Strompreiſe. — Die Demolierung des alten Telegraphengebäudes. — Die Reduzierung der Waſſerſteuer für Kaufleute. Am Samſtag, den 24. d. M. fand im Saale des Commis- und Buchhalterunterſtützungsvereines eine zahlreich beſuchte Vollverſammlung der Kaufmannſchaft von Czer- nowitz ſtatt, bei welcher über verſchiedene, die Kaufmannſchaft betreffende Fragen verhandelt wurde. Der Präſident, Herr Landtagsabgeordneter Wilhelm Tittinger, begrüßte die zahlreich erſchienenen Kaufleute und erteilte dem Referenten, Herrn Hermann Mittelmann das Wort, welcher über folgende Punkte referierte: 1. Die Arbeitsloſigkeit und deren Folgen für den Czernowitzer Kauf- mannſtand. 2. Die Rabattſätze beim elektriſchen Lichte. 3. Unſere Kaufleute beim alten Telegraphengebäude. 4. Die Reduzierung der Waſſerſteuer. 5. Mietzinswucher und ſeine Folgen. Der letzte Punkt der Tagesordnung, der die Gründung einer Speditionsanſtalt für Kaufleute betraf, wurde wegen vorgeſchrittener Zeit abgeſetzt. Derſelbe wird in einer größeren kaufmänniſchen Verſammlung zur beſonderen Beratung ge- langen. Bei Punkt 1. der Tagesordnung „Arbeitsloſigkeit“ wies der Referent auf die vollſtändige Stagnation im Bauweſen hin, bemerkte, daß ca. 600 Bauhandwerker ſamt Familien direkt auf den Bettelſtab gebracht ſind, daß ſämtliche Ziegeleien ihre Arbeiter entlaſſen und daß viele Bauhandwerker ſich ſogar zu allen möglichen Stellen der Kommune angeboten haben. Es ſei daher ſehr zu verwundern, daß die Regierung, Landesvertretung und die Kammer dieſer drohenden Kriſe ruhig zuſehen. Anders ſtehen die Verhältniſſe im Nachbarlande Galizien, wo der Polenklub für reichliche Arbeit geſorgt hat. Ein reges Leben iſt bemerkbar, da gibt es Bezirks- und Waſſerſtraßenbauten, ſtaatliche und ſtädtiſche Arbeiten, Arbeiten der k. k. Staatsbahnen und der Kaiſer Ferdinand-Nordbahn. Die Inveſtitionen für die letztere allein betragen in Galizien ca. 80.000.000 K. Auf der ganzen Strecke von Kolomea bis Krakau iſt eine rege Tätigkeit bemerkbar, ſelbſtverſtändlich, wenn der Gewerbetreibende verdient, ſo hat auch der Kaufmann etwas davon. Bei uns müſſen die Handwerker in der Volksküche ſpeiſen. Während in der Bukowina die Ziegel bis auf 14 Gulden geſunken ſind, ſind ſie in Galizien bis auf 23 Gulden geſtiegen. Der Referent verlas eine Reſolution, in welcher die Vertreter der Regierung, des Landes und der Handelskammer unverzüglich aufgefordert werden, eine Enquete zur Beratung ein- zuberufen, in welcher Weiſe dieſem Uebel abgeholfen werde. Ebenſo empfiehlt der Referent die Herſtellung einer wirt- ſchaftlichen Vereinigung aller 14 Bukowiner Abgeordneten, damit dieſelben in allen ernſten Fragen, wo es ſich um das Wohl des Landes oder der Stadt handelt, den nationalen Chauvinismus beiſeite laſſen. Dieſe Reſolution gelangte ſodann zur einſtimmigen Annahme. Bei Punkt 2 der Tagesordnung teilte der Referent die verſchiedenen Mängel bei Einhaltung der Rabatt-Tarife im Elektrizitätswerk mit, kritiſierte das mangelhafte Entgegen- kommen des Verwaltungsrates der Kaufmannſchaft gegenüber und forderte einen Ausnahmstarif für die Kaufleute von Czernowitz, welche die größten Stromabnehmer ſind. Eine zur Verleſung gelangte Reſolution, mittelſt welcher der Verwaltungs- rat des Czernowitzer Elektrizitätswerkes aufgefordert wird, der Kaufmannſchaft von Czernowitz etwas mehr Entgegen- kommen zu beweiſen und einen Ausnahmstarif für den Stromverbrauch zu ſchaffen, gelangte zur einſtimmigen An- nahme. Die Kaufleute verſprachen auch in dieſem Falle die Hauptſtraße und den Ringplatz am Abend beſſer zu be- leuchten, um auf dieſe Weiſe auch den Fremdenverkehr zu fördern. Bei Punkt 3 der Tagesordnung berichtete der Referent über die im Monate Oktober vorausſichtlich ſtattfindende Abtragung des alten Telegraphengebändes, wodurch die dortſelbſt ſich befindenden 14 Kaufleute direkt auf das Straßenpflaſter geſetzt werden. Der Herr Präſident des kauf- männiſchen Vereines, Landtagsabgeordneter Wilhelm Tittinger, hat in dieſer Angelegenheit ſowohl bei dem Herrn Landes- präſidenten als auch bei Herrn Hofrat Knipfer interveniert und ein weitgeheodes Engegenkommen gefunden. Um dieſen Kaufleuten für die Zeit bis zur Erbauung des neuen Finanz- palais aus der Not zu helfen, wurde beſchloſſen, pro- viſoriſche Buden einheitlich und elegant in der Haupt- ſtraße herzuſtellen und diesbezüglich an den Gemeinderat der Landeshauptſtadt Czernowitz um die Genehmigung heranzu- treten. Der vom Stadtbaumeiſter Proske entworfene Plan wurde bereits vom Herrn Baudirektor Woithchowski ge- nehmigt, welcher dieſer Angelegenheit ſehr wohlwollend gegen- überſteht. Eine diesbezügliche Reſolution nebſt einem Appell an ſämtliche Gemeinderäte der Landeshauptſtadt, dieſen Kaufleuten zu helfen, gelangte zur einſtimmigen Annahme. Ganz beſonders ſei zu erwähnen, daß bei allen dieſen Fragen die Diskuſion eine ziemlich lebhafte war, an der ſich die Herren Gemeinderat Elias Wender, Salomon Donnen- ſaft, Hermann Bianovici, Noc, Joſef Gottlieb u. ſ. w. beteiligten. Ueber Antrag des Herrn Donnen- ſaft wurde gleichzeitig dem Gemeinderate Herrn Elias Wender für ſein wackeres Eintreten in allen kaufmänniſchen Fragen der Dank votiert. Bei Punkt 4 der Tagesordnung über die Reduzierung der Waſſerſteuer für Kaufleute von 4 auf 2 Perzent, wies der Referent auf die am 14. Oktober 1907 ſtattgefundene Gemeinderatsſitzung hin, in welcher die Aenderung des Waſſerregulativs beſchloſſen wurde, und zwar daß vom 1. Mai 1908 bis zum Tage der Sanktionierung die mehreingezahlten 2 Perzent an die Kaufleute wieder rück- geſtellt werden. Der Herr Vizepräſident kaiſ. Rat Wenzel Fontin übernahm nunmehr den Vorſitz, und es gelangten die reſtlichen Punkte der Tagesordnung zur Verhandlung. Der Referent wies nun auf den in Czernowitz herrſchenden Mietzinswucher hin, führte eine größere Zahl von Beiſpielen an, nach welchen jährliche Mietzinſe von 2400 auf 5000 und von 4800 auf 10.000 K erhöht wurden und gelangt nunmehr zum Ergebnis, daß die Kaufleute in der rückſichts- loſeſten Weiſe in ihrer Not ausgebeutet werden. Referent iſt der Anſicht, daß dieſem Uebel unbedingt radikal abge- holfen werden müſſe. Es entſpinnt ſich eine lebhafte Debatte, an der ſich die Herren Gottlieb, Noe, Wilhelm Ippen, Wender, Donnenſaft ꝛc. beteiligten. Die Verſammlung faßte ſodann den Beſchluß, in einem Rundſchreiben ſämtliche kauf- männiſche Korporationen und Handelskammern Oeſterreichs um die Verhältniſſe in den einzelnen Städten zu befragen und diesbezügliche eingehende Erkundigungen einzuziehen. Nach Zuſammenſtellung dieſes Materials wird ſodann der kaufmänniſche Verein ſeine endgiltigen Beſchlüſſe faſſen. Nach erſchöpfter Tagesordnung erfolgte hierauf Schluß der Sitzung.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1588, Czernowitz, 30.04.1909, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1588_1909/3>, abgerufen am 24.04.2024.