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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 421, Czernowitz, 25.05.1905.

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Redaktion: Rathausstraße 16.
Administration: Tempelg. 8.




Telephon-Nummer 161.




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Für Czernowitz
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monatl. K 1.60, vierteljähr. K 4.80,
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(mit täglicher Postversendung)
monatl. K 1.80, vierteljähr. K 5.40,
halbjähr. K 10.80, ganzjähr. K 21.60

Für Deutschland:
vierteljähr ..... 7 Mark.

Für Rumänien und den Balkan:
vierteljährig .... 9 Franks.




Telegramme: Allgemeine, Czernowitz.


[Spaltenumbruch]
Czernowitzer
Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]

Ankündigungen:
Es kostet im gewöhnlichen Inse-
ratenteil 12 h die 6mal gespaltene
Petitzeile bei einmaliger, 9 h bei
mehrmaliger Einschaltung, für Re-
klame 40 h die Petitzeile. Inserate
nehmen alle in- und ausländischen
Inseratenbureaux sowie die Ad-
ministration entgegen. -- Einzel-
exemplare sind in allen Zeitungs-
verschleißen, Trafiken, der k. k. Uni-
versitätsbuchhandlung H. Pardini
und in der Administration (Tem-
pelgasse 8) erhältlich. In Wien
im Zeitungsburean Goldschmidt,
Wollzeile 11.

Einzelexemplare
8 Heller für Czernowitz.






Nr. 421. Czernowitz, Donnerstag, den 25. Mai 1905.



[Spaltenumbruch]
Uebersicht.

Der Krieg.

Die Japaner sollen mehrere russische Offiziere gefangen
haben. -- Admiral Birilew wurde zum Chef der Flotte des
Stillen Oceans ernannt.

Bunte Chronik.

Der Streik der Chicagoer Fuhrleute ist von Neuem aus-
gebrochen.

Letzte Telegramme.

Die Audienz des Grafen Andrassy beim Kaiser ist neuer-
dings resultatlos verlaufen. -- Kossuth bringt einen Antrag auf
Ausarbeitung eines ungarischen Zolltarifs ein. -- Dr. Porzer
wurde zum zweiten Vizebürgermeister von Wien gewählt.




Zur Landtagskrise.


Heute veröffentlichen die ehemals "freisinnigen"
fünf Rumänen, denen sich die zwei deutschen Abge-
ordneten Wiedmann und Landwehr angeschlossen
haben, eine "Gegenerklärung", in der sie die Gründe
ihres Austritts aus dem "freisinnigen Verbande"
darlegen. Diese Gründe decken sich im Großen und
Ganzen mit den in unserer vorgestrigen Nummer
dargelegten Informationen. Sie gipfeln darin, daß
die Rumänen das drohende ruthenische Uebergewicht
fürchteten. Wenn dies wahr ist, so trägt -- es
wurde in diesem Blatte bereits dargelegt -- nur
Herr Aurel v. Onciul die Schuld, und ein ver-
nichtender Beweis für die Ungeschicklichkeit, die er
beging, ist wohl der, daß er gerade in dem
Momente, da er sich seines Rumänentums erinnert,
den Vorwurf der Selbstsucht mit in den Kauf
nehmen muß. Weshalb hat sich Herr v. Onciul
nicht schon im vorigen Jahre und vor zwei Jahren
an sein Rumänentum erinnert?

In derselben Nummer des "Lloyd" versichert
Herr v. Onciul, daß der "freisinnige Verband"
seinen Zweck bereits erfüllt habe. Darüber ernstlich
zu streiten, ist schon deswegen überflüssig, weil dieser
"Zweck" stets durch einen dichten Nebelschleier ver-
hüllt war.




Inzwischen behauptet der "freisinnige Verband",
dem auch der Abgeordnete Dr. Weidenfeld
[Spaltenumbruch] unter allerlei Vorbehalten beigetreten ist, noch weiter
zu bestehen. Außer den sechs Ruthenen, die allein
in dem Verbande über die Majorität verfügen,
gehören demselben nunmehr noch die drei jüdischen Ab-
geordneten und die Abgeordneten Langenhan
und Skedl an. Ersterer wurde sogar zum Ob-
manne des "Verbandes" gewählt und Dr. Straucher
zum zweiten Obmannstellvertreter. Damit soll die
Fiktion aufrechterhalten werden, als ob es sich nicht
um einen durch fünf Nichtruthenen verstärkten
Ruthenenklub, sondern um einen wirklichen "Ver-
band" handle. Ohne uns nun vorläufig in eine
Diskussion über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit
einer ruthenisch-jüdisch-deutschen Allianz einlassen zu
wollen, sei uns nur die Bemerkung gestattet, daß
ein alle Nationen umfassender Verband ein Un-
ding war, der Torso eines solchen "Verbandes", dem
die beiden deutschnationalen Abgeordneten und die
Rumänen nicht angehören, ist eine contradictio in
adjecto.
Nur in diesem Tohowabohu konnte dieses
neue parlamentarische Gebilde entstehen, das der
erste stärkere Lufthauch über den Haufen werfen
muß. Die Bestellung des Abg. Dr. Weidenfeld,
-- der sich übrigens sonst die vernünftige
reservatio ausbedang, daß persönliche Fragen aus-
geschaltet werden müssen -- zum ex-offo Vertreter
rumänisch-n[ationa]ler Interessen im Verbands-Torso
ist ein schöner Scherz, rückt aber den ganzen "Ver-
band" in ein sonderbares Licht.




Sympathisch ist der neue Städteklub, in
welchem Prof. Dr. Skedl zum Obmanne und
Dr. Straucher zum Obmann-Stellvertreter
gewählt wurde, zu begrüßen. Zu wünschen wäre nur,
daß dieser Klub nicht blos ein Anhängsel des
Ruthenenklubs bleibe und daß die beiden Abgeordneten
Wiedmann und Landwehr unbeschadet ihrer
Sympathien für die Rumänen demselben beitreten.
Dieser Städteklub könnte, auf selbständiger Basis
aufgebaut, eine hochwichtige politische Mission erfüllen:
die Isolierschicht zwischen den gegen einander drängen-
den nationalen Interessen der Rumänen und Ruthenen
zu bilden.




[Spaltenumbruch]

In der Bankfrage ist nichts Neues zu
verzeichnen. So viel ist blos bekannt geworden, daß
die vier Armenopolen sich in der Frage der "Lebens-
länglichkeit" der Abstimmung zu enthalten gedenken,
die konservativen Großgrundbesitzer haben noch keine
Beschlüsse gefaßt. Es heißt jedoch, daß sowohl die
Wahl Lupu's zum ständigen Bankpräsidenten,
als auch die Fusion durchdringen werden. Montag
dürfte die entscheidende Sitzung stattfinden.




Vom Abg. Nikolaj v. Wassilko wird eine
bezeichnende Aeußerung wiedererzählt, die derselbe im
volkswirtschaftlichen Ausschusse machte. Er sagte: "Ich
kenne überhaupt nur zwei Landessprachen,
das Ruthenische und Rumänische. Das
Deutsche wird bald auf das Niveau des Polnischen
in der Bukowina herabsinken."




Montag, den 29. d. M. soll im Rathaussaale
eine von Aurel von Onciul einberufene Volks-
versammlung
mit der Tagesordnung: "Die
Bank" stattfinden.




Die Mission Burians.


Die Mission, die Kaiser Franz Josef dem Reichsfinanz-
minister Freiherrn von Burian übertragen, hat bei der
sonst so starrköpfigen ungarischen Koalition eine unerwartet
gute Aufnahme gefunden. Die Berichte aus Budapest sprechen
von einem vollständigen Dekorationswechsel, der seit der An-
wesenheit des Herrn von Burian eingetreten ist. Noch vor
Kurzem erschien alles vereist und verkrustet, und nun sind
beste Aussichten auf eine Verständigung zwischen der Krone
und der ungarischen Parlamentsmajorität vorhanden. Man
muß es dem Kaiser lassen: Er kennt seine Magyaren und
weiß sie zu behandeln. In den vier Monaten, welche die
gegenwärtige Krise schon andauert, hat der Kaiser ein Maß
von Langmut, Geduld und Fassung bewahrt, wie sie wirklich
nur die Reife des erfahrenen Alters aufzubringen vermag.

Und was jetzt der Kaiser durch seinen Vertrauensmann
von der Koalition fordern ließ, ist wenig genug. Nichts




Feuilleton.
Um hohen Preis.
Historische Erzählung aus dem 17. Jahrhundert

(Schluß.)

Fest und ruhig war sein Blick auf die Richtertribünen
gerichtet.

Jetzt zeigte der große Zeiger der Turmuhr auf voll.
Einige Sekunden später durchzitterte, halb zerrissen vom fau-
chenden Winde, der erste Glockenschlag der neunten Stunde
die eisige Luft. Im selben Augenblick aber sank auch schon
die rote Fahne in der Hand des einen der Kampfrichter, und
wie ein vom Bogen geschnellter Pfeil flog das feurige Roß,
als habe es selbst das Zeichen zum Beginne des Kampfes
bemerkt, mit seinem Reiter hinein in Sturm und Schnee-
gestöber, verfolgt von den brausenden Rufen der Menge.

Rastlos, unaufhaltsam stürmte es vorwärts. Keines An-
sporns, keiner Aufmunterung bedurfte es von Seiten des
Grafen. Das edle Tier schien zu wissen, daß viel, unendlich
viel, von seiner Kraft, von seiner Schnelligkeit und Ausdauer
abhänge. Mit geblähten Nüstern kämpfte es, erst auf dem
freien Felde angelangt, gegen die Gewalt des Windes, der,
sich ihm in die Seite legend, es mit Gewalt vom Wege ab-
zubringen bemühte. Wirbelnd flog der glitzernde Schnee, von
den flüchtigen Hufen des Renners emporgeschleudert, in die
Luft, um sich hier mit dem tollen Reigen der fallenden Flocken
zu vereinen.

Mit sichtlicher Genugtuung verfolgte Graf Limpurg den
Lauf seines Pferdes. Fest hatte er sich den weiten Kaiser-
[Spaltenumbruch] mantel um den Körper gezogen und sich tief auf den Hals
seines Tieres niedergebeugt. Der eisige Wind schien ihm das
Gesicht zerschneiden zu wollen. Knappe fünfundzwanzig Minuten
währte der Ritt erst und doch liegt ein Drittel des Weges
bereits hinter ihm. Trotz Schnee und Eis blitzen die Augen
des Grafen freudig über die weiße Fläche. Noch zeigt sein
braves Tier nicht die geringsten Spuren von Ermüdung. Noch
jagt es in unvermindertem Tempo über die verwehte Straße,
ohne Anruf, ohne Sporn. Dort jener Stamm, Graf Limpurg
weiß es genau, das ist die Hälfte des Weges. Gigantisch,
nebelhaft verschwommen durch den Schleier der fallenden,
tollenden Flocken, reckt er seine kahlen Aeste gen Himmel empor;
näher und näher. Jetzt ist er erreicht. Graf Limpurg zieht
seine Uhr. Einundvierzig Minuten nach neun zeigt dieselbe,
und ein Gefühl froher Zuversicht, stolzer Freude durchzieht
seine Brust, leuchtet aus den blauen Augen. Ueber elf Minuten
gewonnen jubelt es in seinem Innern. Wenn es so weiter
geht, dann habe ich gesiegt. Mit Gewalt muß er sein edles
Tier halten, um es einige Augenblicke verschnaufen zu lassen;
dann gibt er ihm die Zügel, und weiter geht es, mit dem
Sturmwinde um die Wette.

Sorglos, mit dem rechtlichen Edelsinn des echten Kavaliers
jagt Graf Limpurg dahin. Er denkt nicht im entferntesten
daran, daß sein Gegner den glühenden Wunsch hegen kann,
die Wette zu gewinnen; daß sich ihm menschliche Tücke
hindernd in den Weg stellen könne.

Nur noch zwei Meilen ist er von seinem Ziele entfernt.
An der einen Seite des Weges zieht sich ein dichtes Gehölz
hin. Vor ihm liegt der Wiener Berg, der, weil ziemlich steil,
die schwierigste Stelle des Weges bildet. Da plötzlich kracht
es zu seiner Linken rasch hintereinander einige Male auf.
Sein edles Tier fährt erschrocken zusammen, schlägt wild mit
den Hufen um sich und jagt dann in wahnsinniger Karriere
[Spaltenumbruch] querfeldein, statt nach Norden nach Westen, davon, keinem
Drucke des Zügels gehorchend.




Während sich diese Vorgänge in Wiener-Neustadt und
auf der Heerstraße nach Wien zutrug, saß in einem traulich
eingerichteten, eleganten Boudoir ein blasses, junges Mädchen
und blickte mit tränenumflorten Augen hinaus in das wilde
Schneegestöber.

Es war die Tochter des Generals van der Vehlen, die
Braut des Grafen von Limpurg-Styrum, die mit sorgendem
Gedankengange ihren Verlobten auf seinem Ritte begleitete.
Wie mochte dieselbe ablaufen? Würde der Mann ihres Herzens
siegreich aus dem Kampfe hervorgehen oder würde sie verdammt
werden, ihren Traum von Glück und Liebe in unendlich langen
Jahren weiter zu träumen, um vielleicht nicht die Erfüllung
desselben zu erreichen? Unendlich qualvoll krampfte sich ihr
Herz bei solchen Gedanken zusammen. Wohl hatte sie, als
echtes Soldatenkind, sich mit der Handlungsweise ihres
Bräutigams vollkommen einverstanden erklärt. Es galt ja
nicht allein sein Wort, das Wort eines Kavaliers, sondern
auch die Ehre der gesamten deutschen Reiterei, die zu ver-
teidigen er mit hohem Sinne übernommen hatte, ohne zu ge-
wärtigen, daß ihm just dieser Edelsinn zum Fallstrick gedreht
werden sollte.

Die Turmuhr von St. Stephan hub aus zum Schlage.
Aufmerksam lauschend neigte das junge Mädchen das Haupt
zur Seite. Zehn dumpfe Schläge hallten durch die Luft. Noch
fünfundvierzig qualvolle, lange Minuten. Wo mochte er sein?
Fegten nicht vielleicht jetzt schon der Sturmwind, die Schnee-
wolken über sein gestürztes Pferd, womöglich über beide, Roß
und Reiter?

Mit einem gewaltsam unterdrückten Schluchzen sprang
sie empor. Sie konnte es nicht länger mehr ertragen in


[Spaltenumbruch]

Redaktion: Rathausſtraße 16.
Adminiſtration: Tempelg. 8.




Telephon-Nummer 161.




Abonnementsbedingungen:

Für Czernowitz
(mit Zuſtellung ins Haus):
monatl. K 1.60, vierteljähr. K 4.80,
halbjähr. K 9.60, ganzjähr. K 19.20.
(mit täglicher Poſtverſendung)
monatl. K 1.80, vierteljähr. K 5.40,
halbjähr. K 10.80, ganzjähr. K 21.60

Für Deutſchland:
vierteljähr ..... 7 Mark.

Für Rumänien und den Balkan:
vierteljährig .... 9 Franks.




Telegramme: Allgemeine, Czernowitz.


[Spaltenumbruch]
Czernowitzer
Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]

Ankündigungen:
Es koſtet im gewöhnlichen Inſe-
ratenteil 12 h die 6mal geſpaltene
Petitzeile bei einmaliger, 9 h bei
mehrmaliger Einſchaltung, für Re-
klame 40 h die Petitzeile. Inſerate
nehmen alle in- und ausländiſchen
Inſeratenbureaux ſowie die Ad-
miniſtration entgegen. — Einzel-
exemplare ſind in allen Zeitungs-
verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni-
verſitätsbuchhandlung H. Pardini
und in der Adminiſtration (Tem-
pelgaſſe 8) erhältlich. In Wien
im Zeitungsburean Goldſchmidt,
Wollzeile 11.

Einzelexemplare
8 Heller für Czernowitz.






Nr. 421. Czernowitz, Donnerſtag, den 25. Mai 1905.



[Spaltenumbruch]
Ueberſicht.

Der Krieg.

Die Japaner ſollen mehrere ruſſiſche Offiziere gefangen
haben. — Admiral Birilew wurde zum Chef der Flotte des
Stillen Oceans ernannt.

Bunte Chronik.

Der Streik der Chicagoer Fuhrleute iſt von Neuem aus-
gebrochen.

Letzte Telegramme.

Die Audienz des Grafen Andraſſy beim Kaiſer iſt neuer-
dings reſultatlos verlaufen. — Koſſuth bringt einen Antrag auf
Ausarbeitung eines ungariſchen Zolltarifs ein. — Dr. Porzer
wurde zum zweiten Vizebürgermeiſter von Wien gewählt.




Zur Landtagskriſe.


Heute veröffentlichen die ehemals „freiſinnigen“
fünf Rumänen, denen ſich die zwei deutſchen Abge-
ordneten Wiedmann und Landwehr angeſchloſſen
haben, eine „Gegenerklärung“, in der ſie die Gründe
ihres Austritts aus dem „freiſinnigen Verbande“
darlegen. Dieſe Gründe decken ſich im Großen und
Ganzen mit den in unſerer vorgeſtrigen Nummer
dargelegten Informationen. Sie gipfeln darin, daß
die Rumänen das drohende rutheniſche Uebergewicht
fürchteten. Wenn dies wahr iſt, ſo trägt — es
wurde in dieſem Blatte bereits dargelegt — nur
Herr Aurel v. Onciul die Schuld, und ein ver-
nichtender Beweis für die Ungeſchicklichkeit, die er
beging, iſt wohl der, daß er gerade in dem
Momente, da er ſich ſeines Rumänentums erinnert,
den Vorwurf der Selbſtſucht mit in den Kauf
nehmen muß. Weshalb hat ſich Herr v. Onciul
nicht ſchon im vorigen Jahre und vor zwei Jahren
an ſein Rumänentum erinnert?

In derſelben Nummer des „Lloyd“ verſichert
Herr v. Onciul, daß der „freiſinnige Verband“
ſeinen Zweck bereits erfüllt habe. Darüber ernſtlich
zu ſtreiten, iſt ſchon deswegen überflüſſig, weil dieſer
„Zweck“ ſtets durch einen dichten Nebelſchleier ver-
hüllt war.




Inzwiſchen behauptet der „freiſinnige Verband“,
dem auch der Abgeordnete Dr. Weidenfeld
[Spaltenumbruch] unter allerlei Vorbehalten beigetreten iſt, noch weiter
zu beſtehen. Außer den ſechs Ruthenen, die allein
in dem Verbande über die Majorität verfügen,
gehören demſelben nunmehr noch die drei jüdiſchen Ab-
geordneten und die Abgeordneten Langenhan
und Skedl an. Erſterer wurde ſogar zum Ob-
manne des „Verbandes“ gewählt und Dr. Straucher
zum zweiten Obmannſtellvertreter. Damit ſoll die
Fiktion aufrechterhalten werden, als ob es ſich nicht
um einen durch fünf Nichtruthenen verſtärkten
Ruthenenklub, ſondern um einen wirklichen „Ver-
band“ handle. Ohne uns nun vorläufig in eine
Diskuſſion über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit
einer rutheniſch-jüdiſch-deutſchen Allianz einlaſſen zu
wollen, ſei uns nur die Bemerkung geſtattet, daß
ein alle Nationen umfaſſender Verband ein Un-
ding war, der Torſo eines ſolchen „Verbandes“, dem
die beiden deutſchnationalen Abgeordneten und die
Rumänen nicht angehören, iſt eine contradictio in
adjecto.
Nur in dieſem Tohowabohu konnte dieſes
neue parlamentariſche Gebilde entſtehen, das der
erſte ſtärkere Lufthauch über den Haufen werfen
muß. Die Beſtellung des Abg. Dr. Weidenfeld,
— der ſich übrigens ſonſt die vernünftige
reservatio ausbedang, daß perſönliche Fragen aus-
geſchaltet werden müſſen — zum ex-offo Vertreter
rumäniſch-n[ationa]ler Intereſſen im Verbands-Torſo
iſt ein ſchöner Scherz, rückt aber den ganzen „Ver-
band“ in ein ſonderbares Licht.




Sympathiſch iſt der neue Städteklub, in
welchem Prof. Dr. Skedl zum Obmanne und
Dr. Straucher zum Obmann-Stellvertreter
gewählt wurde, zu begrüßen. Zu wünſchen wäre nur,
daß dieſer Klub nicht blos ein Anhängſel des
Ruthenenklubs bleibe und daß die beiden Abgeordneten
Wiedmann und Landwehr unbeſchadet ihrer
Sympathien für die Rumänen demſelben beitreten.
Dieſer Städteklub könnte, auf ſelbſtändiger Baſis
aufgebaut, eine hochwichtige politiſche Miſſion erfüllen:
die Iſolierſchicht zwiſchen den gegen einander drängen-
den nationalen Intereſſen der Rumänen und Ruthenen
zu bilden.




[Spaltenumbruch]

In der Bankfrage iſt nichts Neues zu
verzeichnen. So viel iſt blos bekannt geworden, daß
die vier Armenopolen ſich in der Frage der „Lebens-
länglichkeit“ der Abſtimmung zu enthalten gedenken,
die konſervativen Großgrundbeſitzer haben noch keine
Beſchlüſſe gefaßt. Es heißt jedoch, daß ſowohl die
Wahl Lupu’s zum ſtändigen Bankpräſidenten,
als auch die Fuſion durchdringen werden. Montag
dürfte die entſcheidende Sitzung ſtattfinden.




Vom Abg. Nikolaj v. Waſſilko wird eine
bezeichnende Aeußerung wiedererzählt, die derſelbe im
volkswirtſchaftlichen Ausſchuſſe machte. Er ſagte: „Ich
kenne überhaupt nur zwei Landesſprachen,
das Rutheniſche und Rumäniſche. Das
Deutſche wird bald auf das Niveau des Polniſchen
in der Bukowina herabſinken.“




Montag, den 29. d. M. ſoll im Rathausſaale
eine von Aurel von Onciul einberufene Volks-
verſammlung
mit der Tagesordnung: „Die
Bank“ ſtattfinden.




Die Miſſion Burians.


Die Miſſion, die Kaiſer Franz Joſef dem Reichsfinanz-
miniſter Freiherrn von Burian übertragen, hat bei der
ſonſt ſo ſtarrköpfigen ungariſchen Koalition eine unerwartet
gute Aufnahme gefunden. Die Berichte aus Budapeſt ſprechen
von einem vollſtändigen Dekorationswechſel, der ſeit der An-
weſenheit des Herrn von Burian eingetreten iſt. Noch vor
Kurzem erſchien alles vereiſt und verkruſtet, und nun ſind
beſte Ausſichten auf eine Verſtändigung zwiſchen der Krone
und der ungariſchen Parlamentsmajorität vorhanden. Man
muß es dem Kaiſer laſſen: Er kennt ſeine Magyaren und
weiß ſie zu behandeln. In den vier Monaten, welche die
gegenwärtige Kriſe ſchon andauert, hat der Kaiſer ein Maß
von Langmut, Geduld und Faſſung bewahrt, wie ſie wirklich
nur die Reife des erfahrenen Alters aufzubringen vermag.

Und was jetzt der Kaiſer durch ſeinen Vertrauensmann
von der Koalition fordern ließ, iſt wenig genug. Nichts




Feuilleton.
Um hohen Preis.
Hiſtoriſche Erzählung aus dem 17. Jahrhundert

(Schluß.)

Feſt und ruhig war ſein Blick auf die Richtertribünen
gerichtet.

Jetzt zeigte der große Zeiger der Turmuhr auf voll.
Einige Sekunden ſpäter durchzitterte, halb zerriſſen vom fau-
chenden Winde, der erſte Glockenſchlag der neunten Stunde
die eiſige Luft. Im ſelben Augenblick aber ſank auch ſchon
die rote Fahne in der Hand des einen der Kampfrichter, und
wie ein vom Bogen geſchnellter Pfeil flog das feurige Roß,
als habe es ſelbſt das Zeichen zum Beginne des Kampfes
bemerkt, mit ſeinem Reiter hinein in Sturm und Schnee-
geſtöber, verfolgt von den brauſenden Rufen der Menge.

Raſtlos, unaufhaltſam ſtürmte es vorwärts. Keines An-
ſporns, keiner Aufmunterung bedurfte es von Seiten des
Grafen. Das edle Tier ſchien zu wiſſen, daß viel, unendlich
viel, von ſeiner Kraft, von ſeiner Schnelligkeit und Ausdauer
abhänge. Mit geblähten Nüſtern kämpfte es, erſt auf dem
freien Felde angelangt, gegen die Gewalt des Windes, der,
ſich ihm in die Seite legend, es mit Gewalt vom Wege ab-
zubringen bemühte. Wirbelnd flog der glitzernde Schnee, von
den flüchtigen Hufen des Renners emporgeſchleudert, in die
Luft, um ſich hier mit dem tollen Reigen der fallenden Flocken
zu vereinen.

Mit ſichtlicher Genugtuung verfolgte Graf Limpurg den
Lauf ſeines Pferdes. Feſt hatte er ſich den weiten Kaiſer-
[Spaltenumbruch] mantel um den Körper gezogen und ſich tief auf den Hals
ſeines Tieres niedergebeugt. Der eiſige Wind ſchien ihm das
Geſicht zerſchneiden zu wollen. Knappe fünfundzwanzig Minuten
währte der Ritt erſt und doch liegt ein Drittel des Weges
bereits hinter ihm. Trotz Schnee und Eis blitzen die Augen
des Grafen freudig über die weiße Fläche. Noch zeigt ſein
braves Tier nicht die geringſten Spuren von Ermüdung. Noch
jagt es in unvermindertem Tempo über die verwehte Straße,
ohne Anruf, ohne Sporn. Dort jener Stamm, Graf Limpurg
weiß es genau, das iſt die Hälfte des Weges. Gigantiſch,
nebelhaft verſchwommen durch den Schleier der fallenden,
tollenden Flocken, reckt er ſeine kahlen Aeſte gen Himmel empor;
näher und näher. Jetzt iſt er erreicht. Graf Limpurg zieht
ſeine Uhr. Einundvierzig Minuten nach neun zeigt dieſelbe,
und ein Gefühl froher Zuverſicht, ſtolzer Freude durchzieht
ſeine Bruſt, leuchtet aus den blauen Augen. Ueber elf Minuten
gewonnen jubelt es in ſeinem Innern. Wenn es ſo weiter
geht, dann habe ich geſiegt. Mit Gewalt muß er ſein edles
Tier halten, um es einige Augenblicke verſchnaufen zu laſſen;
dann gibt er ihm die Zügel, und weiter geht es, mit dem
Sturmwinde um die Wette.

Sorglos, mit dem rechtlichen Edelſinn des echten Kavaliers
jagt Graf Limpurg dahin. Er denkt nicht im entfernteſten
daran, daß ſein Gegner den glühenden Wunſch hegen kann,
die Wette zu gewinnen; daß ſich ihm menſchliche Tücke
hindernd in den Weg ſtellen könne.

Nur noch zwei Meilen iſt er von ſeinem Ziele entfernt.
An der einen Seite des Weges zieht ſich ein dichtes Gehölz
hin. Vor ihm liegt der Wiener Berg, der, weil ziemlich ſteil,
die ſchwierigſte Stelle des Weges bildet. Da plötzlich kracht
es zu ſeiner Linken raſch hintereinander einige Male auf.
Sein edles Tier fährt erſchrocken zuſammen, ſchlägt wild mit
den Hufen um ſich und jagt dann in wahnſinniger Karriere
[Spaltenumbruch] querfeldein, ſtatt nach Norden nach Weſten, davon, keinem
Drucke des Zügels gehorchend.




Während ſich dieſe Vorgänge in Wiener-Neuſtadt und
auf der Heerſtraße nach Wien zutrug, ſaß in einem traulich
eingerichteten, eleganten Boudoir ein blaſſes, junges Mädchen
und blickte mit tränenumflorten Augen hinaus in das wilde
Schneegeſtöber.

Es war die Tochter des Generals van der Vehlen, die
Braut des Grafen von Limpurg-Styrum, die mit ſorgendem
Gedankengange ihren Verlobten auf ſeinem Ritte begleitete.
Wie mochte dieſelbe ablaufen? Würde der Mann ihres Herzens
ſiegreich aus dem Kampfe hervorgehen oder würde ſie verdammt
werden, ihren Traum von Glück und Liebe in unendlich langen
Jahren weiter zu träumen, um vielleicht nicht die Erfüllung
desſelben zu erreichen? Unendlich qualvoll krampfte ſich ihr
Herz bei ſolchen Gedanken zuſammen. Wohl hatte ſie, als
echtes Soldatenkind, ſich mit der Handlungsweiſe ihres
Bräutigams vollkommen einverſtanden erklärt. Es galt ja
nicht allein ſein Wort, das Wort eines Kavaliers, ſondern
auch die Ehre der geſamten deutſchen Reiterei, die zu ver-
teidigen er mit hohem Sinne übernommen hatte, ohne zu ge-
wärtigen, daß ihm juſt dieſer Edelſinn zum Fallſtrick gedreht
werden ſollte.

Die Turmuhr von St. Stephan hub aus zum Schlage.
Aufmerkſam lauſchend neigte das junge Mädchen das Haupt
zur Seite. Zehn dumpfe Schläge hallten durch die Luft. Noch
fünfundvierzig qualvolle, lange Minuten. Wo mochte er ſein?
Fegten nicht vielleicht jetzt ſchon der Sturmwind, die Schnee-
wolken über ſein geſtürztes Pferd, womöglich über beide, Roß
und Reiter?

Mit einem gewaltſam unterdrückten Schluchzen ſprang
ſie empor. Sie konnte es nicht länger mehr ertragen in


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[[1]/0001] Redaktion: Rathausſtraße 16. Adminiſtration: Tempelg. 8. Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz (mit Zuſtellung ins Haus): monatl. K 1.60, vierteljähr. K 4.80, halbjähr. K 9.60, ganzjähr. K 19.20. (mit täglicher Poſtverſendung) monatl. K 1.80, vierteljähr. K 5.40, halbjähr. K 10.80, ganzjähr. K 21.60 Für Deutſchland: vierteljähr ..... 7 Mark. Für Rumänien und den Balkan: vierteljährig .... 9 Franks. Telegramme: Allgemeine, Czernowitz. Czernowitzer Allgemeine Zeitung Ankündigungen: Es koſtet im gewöhnlichen Inſe- ratenteil 12 h die 6mal geſpaltene Petitzeile bei einmaliger, 9 h bei mehrmaliger Einſchaltung, für Re- klame 40 h die Petitzeile. Inſerate nehmen alle in- und ausländiſchen Inſeratenbureaux ſowie die Ad- miniſtration entgegen. — Einzel- exemplare ſind in allen Zeitungs- verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni- verſitätsbuchhandlung H. Pardini und in der Adminiſtration (Tem- pelgaſſe 8) erhältlich. In Wien im Zeitungsburean Goldſchmidt, Wollzeile 11. Einzelexemplare 8 Heller für Czernowitz. Nr. 421. Czernowitz, Donnerſtag, den 25. Mai 1905. Ueberſicht. Der Krieg. Die Japaner ſollen mehrere ruſſiſche Offiziere gefangen haben. — Admiral Birilew wurde zum Chef der Flotte des Stillen Oceans ernannt. Bunte Chronik. Der Streik der Chicagoer Fuhrleute iſt von Neuem aus- gebrochen. Letzte Telegramme. Die Audienz des Grafen Andraſſy beim Kaiſer iſt neuer- dings reſultatlos verlaufen. — Koſſuth bringt einen Antrag auf Ausarbeitung eines ungariſchen Zolltarifs ein. — Dr. Porzer wurde zum zweiten Vizebürgermeiſter von Wien gewählt. Zur Landtagskriſe. Czernowitz, 24. Mai 1905. Heute veröffentlichen die ehemals „freiſinnigen“ fünf Rumänen, denen ſich die zwei deutſchen Abge- ordneten Wiedmann und Landwehr angeſchloſſen haben, eine „Gegenerklärung“, in der ſie die Gründe ihres Austritts aus dem „freiſinnigen Verbande“ darlegen. Dieſe Gründe decken ſich im Großen und Ganzen mit den in unſerer vorgeſtrigen Nummer dargelegten Informationen. Sie gipfeln darin, daß die Rumänen das drohende rutheniſche Uebergewicht fürchteten. Wenn dies wahr iſt, ſo trägt — es wurde in dieſem Blatte bereits dargelegt — nur Herr Aurel v. Onciul die Schuld, und ein ver- nichtender Beweis für die Ungeſchicklichkeit, die er beging, iſt wohl der, daß er gerade in dem Momente, da er ſich ſeines Rumänentums erinnert, den Vorwurf der Selbſtſucht mit in den Kauf nehmen muß. Weshalb hat ſich Herr v. Onciul nicht ſchon im vorigen Jahre und vor zwei Jahren an ſein Rumänentum erinnert? In derſelben Nummer des „Lloyd“ verſichert Herr v. Onciul, daß der „freiſinnige Verband“ ſeinen Zweck bereits erfüllt habe. Darüber ernſtlich zu ſtreiten, iſt ſchon deswegen überflüſſig, weil dieſer „Zweck“ ſtets durch einen dichten Nebelſchleier ver- hüllt war. Inzwiſchen behauptet der „freiſinnige Verband“, dem auch der Abgeordnete Dr. Weidenfeld unter allerlei Vorbehalten beigetreten iſt, noch weiter zu beſtehen. Außer den ſechs Ruthenen, die allein in dem Verbande über die Majorität verfügen, gehören demſelben nunmehr noch die drei jüdiſchen Ab- geordneten und die Abgeordneten Langenhan und Skedl an. Erſterer wurde ſogar zum Ob- manne des „Verbandes“ gewählt und Dr. Straucher zum zweiten Obmannſtellvertreter. Damit ſoll die Fiktion aufrechterhalten werden, als ob es ſich nicht um einen durch fünf Nichtruthenen verſtärkten Ruthenenklub, ſondern um einen wirklichen „Ver- band“ handle. Ohne uns nun vorläufig in eine Diskuſſion über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit einer rutheniſch-jüdiſch-deutſchen Allianz einlaſſen zu wollen, ſei uns nur die Bemerkung geſtattet, daß ein alle Nationen umfaſſender Verband ein Un- ding war, der Torſo eines ſolchen „Verbandes“, dem die beiden deutſchnationalen Abgeordneten und die Rumänen nicht angehören, iſt eine contradictio in adjecto. Nur in dieſem Tohowabohu konnte dieſes neue parlamentariſche Gebilde entſtehen, das der erſte ſtärkere Lufthauch über den Haufen werfen muß. Die Beſtellung des Abg. Dr. Weidenfeld, — der ſich übrigens ſonſt die vernünftige reservatio ausbedang, daß perſönliche Fragen aus- geſchaltet werden müſſen — zum ex-offo Vertreter rumäniſch-nationaler Intereſſen im Verbands-Torſo iſt ein ſchöner Scherz, rückt aber den ganzen „Ver- band“ in ein ſonderbares Licht. Sympathiſch iſt der neue Städteklub, in welchem Prof. Dr. Skedl zum Obmanne und Dr. Straucher zum Obmann-Stellvertreter gewählt wurde, zu begrüßen. Zu wünſchen wäre nur, daß dieſer Klub nicht blos ein Anhängſel des Ruthenenklubs bleibe und daß die beiden Abgeordneten Wiedmann und Landwehr unbeſchadet ihrer Sympathien für die Rumänen demſelben beitreten. Dieſer Städteklub könnte, auf ſelbſtändiger Baſis aufgebaut, eine hochwichtige politiſche Miſſion erfüllen: die Iſolierſchicht zwiſchen den gegen einander drängen- den nationalen Intereſſen der Rumänen und Ruthenen zu bilden. In der Bankfrage iſt nichts Neues zu verzeichnen. So viel iſt blos bekannt geworden, daß die vier Armenopolen ſich in der Frage der „Lebens- länglichkeit“ der Abſtimmung zu enthalten gedenken, die konſervativen Großgrundbeſitzer haben noch keine Beſchlüſſe gefaßt. Es heißt jedoch, daß ſowohl die Wahl Lupu’s zum ſtändigen Bankpräſidenten, als auch die Fuſion durchdringen werden. Montag dürfte die entſcheidende Sitzung ſtattfinden. Vom Abg. Nikolaj v. Waſſilko wird eine bezeichnende Aeußerung wiedererzählt, die derſelbe im volkswirtſchaftlichen Ausſchuſſe machte. Er ſagte: „Ich kenne überhaupt nur zwei Landesſprachen, das Rutheniſche und Rumäniſche. Das Deutſche wird bald auf das Niveau des Polniſchen in der Bukowina herabſinken.“ Montag, den 29. d. M. ſoll im Rathausſaale eine von Aurel von Onciul einberufene Volks- verſammlung mit der Tagesordnung: „Die Bank“ ſtattfinden. Die Miſſion Burians. Czernowitz, 24. Mai 1905. Die Miſſion, die Kaiſer Franz Joſef dem Reichsfinanz- miniſter Freiherrn von Burian übertragen, hat bei der ſonſt ſo ſtarrköpfigen ungariſchen Koalition eine unerwartet gute Aufnahme gefunden. Die Berichte aus Budapeſt ſprechen von einem vollſtändigen Dekorationswechſel, der ſeit der An- weſenheit des Herrn von Burian eingetreten iſt. Noch vor Kurzem erſchien alles vereiſt und verkruſtet, und nun ſind beſte Ausſichten auf eine Verſtändigung zwiſchen der Krone und der ungariſchen Parlamentsmajorität vorhanden. Man muß es dem Kaiſer laſſen: Er kennt ſeine Magyaren und weiß ſie zu behandeln. In den vier Monaten, welche die gegenwärtige Kriſe ſchon andauert, hat der Kaiſer ein Maß von Langmut, Geduld und Faſſung bewahrt, wie ſie wirklich nur die Reife des erfahrenen Alters aufzubringen vermag. Und was jetzt der Kaiſer durch ſeinen Vertrauensmann von der Koalition fordern ließ, iſt wenig genug. Nichts Feuilleton. Um hohen Preis. Hiſtoriſche Erzählung aus dem 17. Jahrhundert von Hans Hiſſong. (Schluß.) Feſt und ruhig war ſein Blick auf die Richtertribünen gerichtet. Jetzt zeigte der große Zeiger der Turmuhr auf voll. Einige Sekunden ſpäter durchzitterte, halb zerriſſen vom fau- chenden Winde, der erſte Glockenſchlag der neunten Stunde die eiſige Luft. Im ſelben Augenblick aber ſank auch ſchon die rote Fahne in der Hand des einen der Kampfrichter, und wie ein vom Bogen geſchnellter Pfeil flog das feurige Roß, als habe es ſelbſt das Zeichen zum Beginne des Kampfes bemerkt, mit ſeinem Reiter hinein in Sturm und Schnee- geſtöber, verfolgt von den brauſenden Rufen der Menge. Raſtlos, unaufhaltſam ſtürmte es vorwärts. Keines An- ſporns, keiner Aufmunterung bedurfte es von Seiten des Grafen. Das edle Tier ſchien zu wiſſen, daß viel, unendlich viel, von ſeiner Kraft, von ſeiner Schnelligkeit und Ausdauer abhänge. Mit geblähten Nüſtern kämpfte es, erſt auf dem freien Felde angelangt, gegen die Gewalt des Windes, der, ſich ihm in die Seite legend, es mit Gewalt vom Wege ab- zubringen bemühte. Wirbelnd flog der glitzernde Schnee, von den flüchtigen Hufen des Renners emporgeſchleudert, in die Luft, um ſich hier mit dem tollen Reigen der fallenden Flocken zu vereinen. Mit ſichtlicher Genugtuung verfolgte Graf Limpurg den Lauf ſeines Pferdes. Feſt hatte er ſich den weiten Kaiſer- mantel um den Körper gezogen und ſich tief auf den Hals ſeines Tieres niedergebeugt. Der eiſige Wind ſchien ihm das Geſicht zerſchneiden zu wollen. Knappe fünfundzwanzig Minuten währte der Ritt erſt und doch liegt ein Drittel des Weges bereits hinter ihm. Trotz Schnee und Eis blitzen die Augen des Grafen freudig über die weiße Fläche. Noch zeigt ſein braves Tier nicht die geringſten Spuren von Ermüdung. Noch jagt es in unvermindertem Tempo über die verwehte Straße, ohne Anruf, ohne Sporn. Dort jener Stamm, Graf Limpurg weiß es genau, das iſt die Hälfte des Weges. Gigantiſch, nebelhaft verſchwommen durch den Schleier der fallenden, tollenden Flocken, reckt er ſeine kahlen Aeſte gen Himmel empor; näher und näher. Jetzt iſt er erreicht. Graf Limpurg zieht ſeine Uhr. Einundvierzig Minuten nach neun zeigt dieſelbe, und ein Gefühl froher Zuverſicht, ſtolzer Freude durchzieht ſeine Bruſt, leuchtet aus den blauen Augen. Ueber elf Minuten gewonnen jubelt es in ſeinem Innern. Wenn es ſo weiter geht, dann habe ich geſiegt. Mit Gewalt muß er ſein edles Tier halten, um es einige Augenblicke verſchnaufen zu laſſen; dann gibt er ihm die Zügel, und weiter geht es, mit dem Sturmwinde um die Wette. Sorglos, mit dem rechtlichen Edelſinn des echten Kavaliers jagt Graf Limpurg dahin. Er denkt nicht im entfernteſten daran, daß ſein Gegner den glühenden Wunſch hegen kann, die Wette zu gewinnen; daß ſich ihm menſchliche Tücke hindernd in den Weg ſtellen könne. Nur noch zwei Meilen iſt er von ſeinem Ziele entfernt. An der einen Seite des Weges zieht ſich ein dichtes Gehölz hin. Vor ihm liegt der Wiener Berg, der, weil ziemlich ſteil, die ſchwierigſte Stelle des Weges bildet. Da plötzlich kracht es zu ſeiner Linken raſch hintereinander einige Male auf. Sein edles Tier fährt erſchrocken zuſammen, ſchlägt wild mit den Hufen um ſich und jagt dann in wahnſinniger Karriere querfeldein, ſtatt nach Norden nach Weſten, davon, keinem Drucke des Zügels gehorchend. Während ſich dieſe Vorgänge in Wiener-Neuſtadt und auf der Heerſtraße nach Wien zutrug, ſaß in einem traulich eingerichteten, eleganten Boudoir ein blaſſes, junges Mädchen und blickte mit tränenumflorten Augen hinaus in das wilde Schneegeſtöber. Es war die Tochter des Generals van der Vehlen, die Braut des Grafen von Limpurg-Styrum, die mit ſorgendem Gedankengange ihren Verlobten auf ſeinem Ritte begleitete. Wie mochte dieſelbe ablaufen? Würde der Mann ihres Herzens ſiegreich aus dem Kampfe hervorgehen oder würde ſie verdammt werden, ihren Traum von Glück und Liebe in unendlich langen Jahren weiter zu träumen, um vielleicht nicht die Erfüllung desſelben zu erreichen? Unendlich qualvoll krampfte ſich ihr Herz bei ſolchen Gedanken zuſammen. Wohl hatte ſie, als echtes Soldatenkind, ſich mit der Handlungsweiſe ihres Bräutigams vollkommen einverſtanden erklärt. Es galt ja nicht allein ſein Wort, das Wort eines Kavaliers, ſondern auch die Ehre der geſamten deutſchen Reiterei, die zu ver- teidigen er mit hohem Sinne übernommen hatte, ohne zu ge- wärtigen, daß ihm juſt dieſer Edelſinn zum Fallſtrick gedreht werden ſollte. Die Turmuhr von St. Stephan hub aus zum Schlage. Aufmerkſam lauſchend neigte das junge Mädchen das Haupt zur Seite. Zehn dumpfe Schläge hallten durch die Luft. Noch fünfundvierzig qualvolle, lange Minuten. Wo mochte er ſein? Fegten nicht vielleicht jetzt ſchon der Sturmwind, die Schnee- wolken über ſein geſtürztes Pferd, womöglich über beide, Roß und Reiter? Mit einem gewaltſam unterdrückten Schluchzen ſprang ſie empor. Sie konnte es nicht länger mehr ertragen in

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 421, Czernowitz, 25.05.1905, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer421_1905/1>, abgerufen am 28.03.2024.