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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 458, Czernowitz, 12.07.1905.

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12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Ansprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünschte
und als warmer Freund höherer Frauenbildung seiner Freude
Ausdruck gab, daß unter seinem Rektorate die erste weibliche
Doktorpromotion stattfindet. Der Herr Rektor schloß mit dem
Wunsche, daß das schöne Beispiel viele Nachahmerinnen in
der Bukowina finden möge und gab der Erwartung Ausdruck,
daß der erste weibliche Doktor unserer Universität, eingedenk
der übernommenen Pflichten, der Wissenschaft treu bleiben
werde. Fräulein Dr. Klementine v. Hankiewicz wurde
allseits beglückwünscht.

Ernennung.

Der k. k. Postkonzipist Ladislaus Ja-
silkowski
in Czernowitz wurde zum Postkommissär daselbst
ernannt.

Schulnachricht.

Der mit dem Titel eines Direktors
ausgezeichnete Oberlehrer der gr.-or. Knabenschule in Czernowitz
Johann Litvinuc wurde mit Schluß des Schuljahres 1905
über eigenes Ausuchen in den dauernden Ruhestand versetzt.

Sterbefall.

Heute starb hier im Alter von 52 Jahren
Herr Baruch Moses Kurz.

g. Petermarkt.

Morgen ist der große Tag der
Kleinen. Die bunte Pracht der Zwei-Kreuzer-Spielzeuge
flimmert ihnen vor den Augen und betäubt die Ohren der
Erwachsenen. Mit den Ulaszkowzer und anderen Marktgästen
zieht allerlei zweifelhaftes Volk in unsere Stadt, und das
Magistratspräsidium muß täglich ein paar Portionen mehr
für die p. t. auswärtigen Pfleglinge unseres Polizeiarrests
bestellen. Denn Marktgaukler, Taschendiebe und andere Zierden
der internationalen Verbrecherwelt lockt unser Petermarkt seit
jeher mächtig. Wie oft in der Presse und auch sonst in
der Oeffentlichkeit energische Schritte gegen die unnötigerweise
noch respektierte alte Tradition des Petermarkts Sturm ge-
laufen wurde, die Stadtverwaltung, unsere moderne welt-
städtische intelligente Stadtrepräsentanz findet noch immer
nicht -- den Mut will ich nicht sagen -- die Gelegenheit,
mit dem längst überlebten mittelalterlichen Marktgetute auf-
zuräumen, ebenso wie heute noch die Feuer- und Markt-
glocke am Rathausturm und das "Auspfeifen" der Stunden
unerläßlich scheint. Und die triftigsten Argumente die gegen
die Abhaltung des Petermarkts sprechen, wie viel zu geringe
Beteiligung, Beschädigung der Straßen und Plätze etc. werden
überhört. Die hiesigen Kaufleute, die unter der oft schmutzigen
Marktkonkurrenz empfindlich zu leiden haben, werden
gezwungen, in den primitiven Buden am Austriaplatze Filialen
zu errichten und das ganze Marktgeschrei ist wörtlich --
viel Lärm um nichts, oder hat etwa die "Petermarkts-
parade",
deren unvergleichliches Schauspiel wir morgen
punkt 3 Uhr nachmittags wiedererleben sollen, irgend eine
Berechtigung als "historische Tradition?" Hat es irgendeinen
besonderen höheren Zweck, daß ein städtischer Marktbeamte
im Schweiße seines Angesichts das nebst anderen Annehm-
lichkeiten seines Dienstes ererbte Amt erfüllt, die Stadtfahne
unter Begleitung des Vorstadtpöbels und einer furchtbar
falsch spielenden Zigeunerkapelle zum städtischen Waghause
hinaufzubugsieren? Und schließlich wird "das Volk" auf der
Sturmwiese "bewirtet". Mit Schnaps und "Zubeißen" (Zakuski).
Auf wessen Kosten? Bis nun soll das der Bürgermeister immer
bezahlt haben. Präliminarmäßig ist ein Petermarktstrankl nicht
vom Gemeinderate votiert. Also -- "unvorhergesehene Auslagen",
die alljährlich wiederkehren? Paradox, ebenso wie es paradox
klingt, daß die Gemeinde ihre Mitglieder, anstatt sie zur
Abstinenz zu erziehen, mit Wutki bewirtet. -- Wenn der
Petermarkt, der schon längst die Existenzberechtigung ver-
loren hat, um einer leeren städtischen Tradition willen doch
noch nicht offiziell aus Neu-Czernowitz, dem Großstadtbaby,
verschwinden soll, würde es da nicht moderner, dem Zeit-
geiste entsprechender sein, wenn die Stadtfahne morgen auf
dem Rathausbalkone gehißt würde und der Bürgermeister,
der Magistratsdirektor oder auch der Leiter des Marktamtes
dem versammelten Volke am Ringplatz offiziell erklären
würde, daß der Petermarkt nun eröffnet sei? Um die Sache
feierlicher zu gestalten, könnte ja die Regimentskapelle hiebei
auf dem Ringplatze konzertieren; die Tradition wäre gerettet,
einige hundert Kronen "Petermarktsspesen" auch und wir
würden nicht in Großvaters Zeiten zu leben glauben, sondern
in unserer modernen schönen Zeit der Millionen-Transaktionen.

Demonstrierende Handlungsgehilfen.

Der Po-
lizeirapport meldet: Gestern avends veranstalteten zirka 100
Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen
die Geschäftsleute, welche die 9-Uhrsperre nicht einhalten, zu
demonstrieren. Hiebei wurden den Geschäftsleuten Welt,
Fränkel
und Hasner Fensterscheiben eingeworfen, ohne
daß die Täter vorläufig bekannt wären. Im Interesse der
öffentlichen Ruhe und des Friedens in der Stadt wäre es zu
wünschen, daß die eingegangenen Abmachungen und geschlossenen
Vereinbarungen von beiden Teilen genau eingehalten werden.




Oekonomisches.


Erntebeginn und Ernteaussichten.

Petermarkt
gilt als Beginn der Erntezeit. Tatsächlich wird in einzelnen
Dörfern der Roggen bereits geschnitten. Nach den Mit-
teilungen, die uns von Landwirten zuteil wurden, darf die
Ernte, so weit schon jetzt ein Ueberblick möglich ist, als eine
gute Mittelernte bezeichnet werden. Wenn keine
Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage (Sicz-Vereine!) ein-
treten, wird auch der Ertrag gutes Mittelmaß sein. Die
Preise dürften sich ungefähr auf der Höhe der vorjährigen
halten, weil nach den Lagerbeständen zu schließen neues
Getreide bald sehr begehrt
werden dürfte. Aus
dem benachbarten Bessarabien und aus der Moldau
liegen gleichfalls im Großen und Ganzen rrcht günstige
Ernteberichte vor. Dort hat jedoch namentlich der Weizen
[Spaltenumbruch] durch "Brand" qualitativ und quantitativ gelitten, so daß
das Ergebnis hinter den ursprünglich gehegten Erwartungen
zurückbleiben dürfte. Geringe Aussichten sind heuer in Bezug
auf die Maiserute vorhanden. Die Pflanze ist bis jetzt im
Wachstum arg zurückgeblieben, und es müßten sich die
Witterungsverhältnisse besonders günstig gestalten, wenn die
bisherige Einbuße ausgeglichen werden soll. Was die Qualität
der bis jetzt bei uns eingeheimsten Roggensorten betrifft, so
ist der Kern in der Farbe schön, im Gewichte jedoch etwas
schwächer, weil die große Hitze denselben rasch zur Reife
brachte, noch bevor das Wachstum normal vor sich gehen
konnte. Bessere Erwartungen hegt man für den Weizen, der
einige Tage später zum Schnitte gelangen wird.




Wetterprognose.
Telegraphischer Bericht der meteorologischen Zentralanstalt in Wien.
Bewölkung und Niederschlag: Veränderlich.
Wind: Mehr weniger windig.
Temperatur: Sehr warm.
Nähere Bestimmung: Gleichmäßig anhaltend.
Voraussichtliche Prognose für übermorgen:
Allmähliche Besserung.



Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetrossenen Telegramme
siehe die Rubriken "Vom Tage," "Bunte Chronik" und
Rechtspflege".
Dorgänge in Rußland.
Uebersiedlung des Zaren. ((Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von
Peterhof nach Moskau über Betreiben der Großfürsten
übersiedeln wird, die ihn zu überzeugen wußten, daß er
in Peterhof nicht mehr seines Lebens sicher sei. Dieser neue
Erfolg der Großfürstenpartei beweist, daß man am Zarenhofe
weit entfernt, dem Volke irgendwelche Konzessionen zu machen,
vielmehr gesonnen ist, an der Autokratie festzuhalten.

Soldatenrevolten.
(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Unter den Donkosaken macht sich eine geheime
Agitation bemerkbar, welche darauf abzielt, die Soldaten
zum Ungehorsam zu veranlassen.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg."

Die Revolte unter den Truppen greift immer
mehr um sich.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Die Soldaten des Alischanski'schen Regimentes
meutern und desertieren in ganzen Gruppen.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

23 meuternde Matrosen wurden zum Tode verurteilt.
Als 6 bereits justifiziert waren, verweigerten die
Soldaten, welche die Meuterer zu erschießen hatten, den
Gehorsam und senkten die Gewehre. Als die Offiziere
sie zum Gehorsam zwingen wollten, erschossen sie die-
selben. Kosaken bezwangen die Meuterer.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Als ein Offizier einen meuternden Matrosen nieder-
schoß, stürzten sich 8 Mann auf ihn und töteten ihn. Ernste
Revolten
werden befürchtet.

Agrarstreik. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg
Ztg.")

In Klein-Rußland droht ein allgemeiner
Agrarstreik.
An vielen Orten sind bereits Streikunruhen
ausgebrochen.

Der Kriegszustand. (Korr.-B.)

[Amtlich.] Ueber
Stadt und Kreis Tiflis wurde der Kriegszustand
verhängt.

Attentat auf den Moskauer Stadthaupt-
mann.
(Korr.-B.)

Während des
Empfanges von Bittstellern beim Stadthauptmann Schu-
walow feuerte einer derselben drei Schüsse
gegen den Stadthauptmann
ab, welcher getötet
wurde.
Der Attentäter wurde verhaftet.




Die Wahlen in Bayern. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver-
[Spaltenumbruch] nichtende Riederlage der Liberalen. Das Zentrum
verfügt über die Zweidrittelmajorität. Der Eindruck
ist ein niederschmetternder.




Englisches Parlament.
(Eine neue Wahlkreiseinteilung. -- Die Ver-
stärkung des Landheeres.)
(Korr.-B.)

Balfour kündigte
im Unterhause eine Wahlkreiseinteilung an, wonach
auf je 65000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Dadurch
gewänne England 17, London und Schottland 4 und Wales
1 Sitz. Irland verlöre 22 Sitze. Das Oberhaus nahm
die Resolution, betreffend die Verstärkung des Landheeres an,
um eine etwaige Invasion Englands zu verhindern.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In seiner gestrigen Rede im Unterhaus versprach Balfour,
daß jene Fremden, welche die Zulassung wegen politischer
und religiöser Verfolgung ansuchen, die Aufenthalts-
bewilligung erhalten sollen.




Unwetter. (Priv.-Tel. der "Cz.
Allg. Ztg.")

Gestern ging über Badfeld ein furchtbares
Unwetter
nieder. Viele Häuser sind eingestürzt, 19 Brücken
wurden weggeschwemmt.




Die Bosporusbefestigungen. (Korr.-B.)

In Konsequenz
der Potemkin-Affaire wurden die Bosporusbefesti-
gungen,
welche infolge des russischen Einflusses bisher viel-
fach vernachläßigt wurden, etwas komplettiert.




Monarchenentrevne. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in
Gefleborg mit Kaiser Wilhelm zusammentreffen.




Der Krieg.

Die Besetzung Sachalins. (Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.")

Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be-
setzung Sachalins durch die Japaner.




Telegraphische Kurse vom 11. Juli 1905.

(Wechselstube Bukowinaer Bodenkreditanstalt)


Bukowinaer Bodenkreditanstalt-Aktien ..... --740·--
Bukowinaer Bodenkreditanstalt-Pfandbrtese 4 Proz. 98.9599·50--
Bukowinaer Bodenkreditanstalt-Pfandbriefe 5 Proz. 104104·90
Oesterr. Kredit ................661.25
Ungar. Kredit ................78·1--
Anglobank ................308.50
Bankverein ................552.25
Bodenkredit ................1023·--
Länderbank ................450.--
Unionbank ................540.--
Staatsbahn ................674.50
Lombarden ................86.60
Elbethalbahn ................449.--
Nordwest. ................434.25
Buschtehrader lit. B...............1098.--
Lemberg-Czernowitzer ..............584 --
Dampfschiff ................1005.--
Alpine ...................526.--
Brüxer Kohlen ................658·--
Dynamit Nobel ................--.--
Prager Eisen .............--·--26.45--
Rima-Muranyer ...............549.--
Tabak ...................361.--
Türkenlose..................141.90
Waffen ..................557 50
Westböhm. Kohlen ...............271.--
Wiener Straßenbahn A. ............835.--
Wiener Straßenbahn B. ............--·--
Rubel ................253.25253.75
Marknoten ..............117·43--·--
Montan ..................--·--
Poldi ...................--·--
Rudolfshütte .................--.--
Hirtenberger .................--.--
[ - 10 Zeilen fehlen]
12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Anſprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünſchte
und als warmer Freund höherer Frauenbildung ſeiner Freude
Ausdruck gab, daß unter ſeinem Rektorate die erſte weibliche
Doktorpromotion ſtattfindet. Der Herr Rektor ſchloß mit dem
Wunſche, daß das ſchöne Beiſpiel viele Nachahmerinnen in
der Bukowina finden möge und gab der Erwartung Ausdruck,
daß der erſte weibliche Doktor unſerer Univerſität, eingedenk
der übernommenen Pflichten, der Wiſſenſchaft treu bleiben
werde. Fräulein Dr. Klementine v. Hankiewicz wurde
allſeits beglückwünſcht.

Ernennung.

Der k. k. Poſtkonzipiſt Ladislaus Ja-
ſilkowski
in Czernowitz wurde zum Poſtkommiſſär daſelbſt
ernannt.

Schulnachricht.

Der mit dem Titel eines Direktors
ausgezeichnete Oberlehrer der gr.-or. Knabenſchule in Czernowitz
Johann Litvinuc wurde mit Schluß des Schuljahres 1905
über eigenes Auſuchen in den dauernden Ruheſtand verſetzt.

Sterbefall.

Heute ſtarb hier im Alter von 52 Jahren
Herr Baruch Moſes Kurz.

g. Petermarkt.

Morgen iſt der große Tag der
Kleinen. Die bunte Pracht der Zwei-Kreuzer-Spielzeuge
flimmert ihnen vor den Augen und betäubt die Ohren der
Erwachſenen. Mit den Ulaszkowzer und anderen Marktgäſten
zieht allerlei zweifelhaftes Volk in unſere Stadt, und das
Magiſtratspräſidium muß täglich ein paar Portionen mehr
für die p. t. auswärtigen Pfleglinge unſeres Polizeiarreſts
beſtellen. Denn Marktgaukler, Taſchendiebe und andere Zierden
der internationalen Verbrecherwelt lockt unſer Petermarkt ſeit
jeher mächtig. Wie oft in der Preſſe und auch ſonſt in
der Oeffentlichkeit energiſche Schritte gegen die unnötigerweiſe
noch reſpektierte alte Tradition des Petermarkts Sturm ge-
laufen wurde, die Stadtverwaltung, unſere moderne welt-
ſtädtiſche intelligente Stadtrepräſentanz findet noch immer
nicht — den Mut will ich nicht ſagen — die Gelegenheit,
mit dem längſt überlebten mittelalterlichen Marktgetute auf-
zuräumen, ebenſo wie heute noch die Feuer- und Markt-
glocke am Rathausturm und das „Auspfeifen“ der Stunden
unerläßlich ſcheint. Und die triftigſten Argumente die gegen
die Abhaltung des Petermarkts ſprechen, wie viel zu geringe
Beteiligung, Beſchädigung der Straßen und Plätze ꝛc. werden
überhört. Die hieſigen Kaufleute, die unter der oft ſchmutzigen
Marktkonkurrenz empfindlich zu leiden haben, werden
gezwungen, in den primitiven Buden am Auſtriaplatze Filialen
zu errichten und das ganze Marktgeſchrei iſt wörtlich —
viel Lärm um nichts, oder hat etwa die „Petermarkts-
parade“,
deren unvergleichliches Schauſpiel wir morgen
punkt 3 Uhr nachmittags wiedererleben ſollen, irgend eine
Berechtigung als „hiſtoriſche Tradition?“ Hat es irgendeinen
beſonderen höheren Zweck, daß ein ſtädtiſcher Marktbeamte
im Schweiße ſeines Angeſichts das nebſt anderen Annehm-
lichkeiten ſeines Dienſtes ererbte Amt erfüllt, die Stadtfahne
unter Begleitung des Vorſtadtpöbels und einer furchtbar
falſch ſpielenden Zigeunerkapelle zum ſtädtiſchen Waghauſe
hinaufzubugſieren? Und ſchließlich wird „das Volk“ auf der
Sturmwieſe „bewirtet“. Mit Schnaps und „Zubeißen“ (Zakuski).
Auf weſſen Koſten? Bis nun ſoll das der Bürgermeiſter immer
bezahlt haben. Präliminarmäßig iſt ein Petermarktstrankl nicht
vom Gemeinderate votiert. Alſo — „unvorhergeſehene Auslagen“,
die alljährlich wiederkehren? Paradox, ebenſo wie es paradox
klingt, daß die Gemeinde ihre Mitglieder, anſtatt ſie zur
Abſtinenz zu erziehen, mit Wutki bewirtet. — Wenn der
Petermarkt, der ſchon längſt die Exiſtenzberechtigung ver-
loren hat, um einer leeren ſtädtiſchen Tradition willen doch
noch nicht offiziell aus Neu-Czernowitz, dem Großſtadtbaby,
verſchwinden ſoll, würde es da nicht moderner, dem Zeit-
geiſte entſprechender ſein, wenn die Stadtfahne morgen auf
dem Rathausbalkone gehißt würde und der Bürgermeiſter,
der Magiſtratsdirektor oder auch der Leiter des Marktamtes
dem verſammelten Volke am Ringplatz offiziell erklären
würde, daß der Petermarkt nun eröffnet ſei? Um die Sache
feierlicher zu geſtalten, könnte ja die Regimentskapelle hiebei
auf dem Ringplatze konzertieren; die Tradition wäre gerettet,
einige hundert Kronen „Petermarktsſpeſen“ auch und wir
würden nicht in Großvaters Zeiten zu leben glauben, ſondern
in unſerer modernen ſchönen Zeit der Millionen-Transaktionen.

Demonſtrierende Handlungsgehilfen.

Der Po-
lizeirapport meldet: Geſtern avends veranſtalteten zirka 100
Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen
die Geſchäftsleute, welche die 9-Uhrſperre nicht einhalten, zu
demonſtrieren. Hiebei wurden den Geſchäftsleuten Welt,
Fränkel
und Hasner Fenſterſcheiben eingeworfen, ohne
daß die Täter vorläufig bekannt wären. Im Intereſſe der
öffentlichen Ruhe und des Friedens in der Stadt wäre es zu
wünſchen, daß die eingegangenen Abmachungen und geſchloſſenen
Vereinbarungen von beiden Teilen genau eingehalten werden.




Oekonomiſches.


Erntebeginn und Ernteausſichten.

Petermarkt
gilt als Beginn der Erntezeit. Tatſächlich wird in einzelnen
Dörfern der Roggen bereits geſchnitten. Nach den Mit-
teilungen, die uns von Landwirten zuteil wurden, darf die
Ernte, ſo weit ſchon jetzt ein Ueberblick möglich iſt, als eine
gute Mittelernte bezeichnet werden. Wenn keine
Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage (Sicz-Vereine!) ein-
treten, wird auch der Ertrag gutes Mittelmaß ſein. Die
Preiſe dürften ſich ungefähr auf der Höhe der vorjährigen
halten, weil nach den Lagerbeſtänden zu ſchließen neues
Getreide bald ſehr begehrt
werden dürfte. Aus
dem benachbarten Beſſarabien und aus der Moldau
liegen gleichfalls im Großen und Ganzen rrcht günſtige
Ernteberichte vor. Dort hat jedoch namentlich der Weizen
[Spaltenumbruch] durch „Brand“ qualitativ und quantitativ gelitten, ſo daß
das Ergebnis hinter den urſprünglich gehegten Erwartungen
zurückbleiben dürfte. Geringe Ausſichten ſind heuer in Bezug
auf die Maiserute vorhanden. Die Pflanze iſt bis jetzt im
Wachstum arg zurückgeblieben, und es müßten ſich die
Witterungsverhältniſſe beſonders günſtig geſtalten, wenn die
bisherige Einbuße ausgeglichen werden ſoll. Was die Qualität
der bis jetzt bei uns eingeheimſten Roggenſorten betrifft, ſo
iſt der Kern in der Farbe ſchön, im Gewichte jedoch etwas
ſchwächer, weil die große Hitze denſelben raſch zur Reife
brachte, noch bevor das Wachstum normal vor ſich gehen
konnte. Beſſere Erwartungen hegt man für den Weizen, der
einige Tage ſpäter zum Schnitte gelangen wird.




Wetterprognoſe.
Telegraphiſcher Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt in Wien.
Bewölkung und Niederſchlag: Veränderlich.
Wind: Mehr weniger windig.
Temperatur: Sehr warm.
Nähere Beſtimmung: Gleichmäßig anhaltend.
Vorausſichtliche Prognoſe für übermorgen:
Allmähliche Beſſerung.



Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroſſenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und
Rechtspflege“.
Dorgänge in Rußland.
Ueberſiedlung des Zaren. ((Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von
Peterhof nach Moskau über Betreiben der Großfürſten
überſiedeln wird, die ihn zu überzeugen wußten, daß er
in Peterhof nicht mehr ſeines Lebens ſicher ſei. Dieſer neue
Erfolg der Großfürſtenpartei beweiſt, daß man am Zarenhofe
weit entfernt, dem Volke irgendwelche Konzeſſionen zu machen,
vielmehr geſonnen iſt, an der Autokratie feſtzuhalten.

Soldatenrevolten.
(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Unter den Donkoſaken macht ſich eine geheime
Agitation bemerkbar, welche darauf abzielt, die Soldaten
zum Ungehorſam zu veranlaſſen.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“

Die Revolte unter den Truppen greift immer
mehr um ſich.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Die Soldaten des Aliſchanski’ſchen Regimentes
meutern und deſertieren in ganzen Gruppen.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

23 meuternde Matroſen wurden zum Tode verurteilt.
Als 6 bereits juſtifiziert waren, verweigerten die
Soldaten, welche die Meuterer zu erſchießen hatten, den
Gehorſam und ſenkten die Gewehre. Als die Offiziere
ſie zum Gehorſam zwingen wollten, erſchoſſen ſie die-
ſelben. Koſaken bezwangen die Meuterer.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Als ein Offizier einen meuternden Matroſen nieder-
ſchoß, ſtürzten ſich 8 Mann auf ihn und töteten ihn. Ernſte
Revolten
werden befürchtet.

Agrarſtreik. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg
Ztg.“)

In Klein-Rußland droht ein allgemeiner
Agrarſtreik.
An vielen Orten ſind bereits Streikunruhen
ausgebrochen.

Der Kriegszuſtand. (Korr.-B.)

[Amtlich.] Ueber
Stadt und Kreis Tiflis wurde der Kriegszuſtand
verhängt.

Attentat auf den Moskauer Stadthaupt-
mann.
(Korr.-B.)

Während des
Empfanges von Bittſtellern beim Stadthauptmann Schu-
walow feuerte einer derſelben drei Schüſſe
gegen den Stadthauptmann
ab, welcher getötet
wurde.
Der Attentäter wurde verhaftet.




Die Wahlen in Bayern. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver-
[Spaltenumbruch] nichtende Riederlage der Liberalen. Das Zentrum
verfügt über die Zweidrittelmajorität. Der Eindruck
iſt ein niederſchmetternder.




Engliſches Parlament.
(Eine neue Wahlkreiseinteilung. — Die Ver-
ſtärkung des Landheeres.)
(Korr.-B.)

Balfour kündigte
im Unterhauſe eine Wahlkreiseinteilung an, wonach
auf je 65000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Dadurch
gewänne England 17, London und Schottland 4 und Wales
1 Sitz. Irland verlöre 22 Sitze. Das Oberhaus nahm
die Reſolution, betreffend die Verſtärkung des Landheeres an,
um eine etwaige Invaſion Englands zu verhindern.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In ſeiner geſtrigen Rede im Unterhaus verſprach Balfour,
daß jene Fremden, welche die Zulaſſung wegen politiſcher
und religiöſer Verfolgung anſuchen, die Aufenthalts-
bewilligung erhalten ſollen.




Unwetter. (Priv.-Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“)

Geſtern ging über Badfeld ein furchtbares
Unwetter
nieder. Viele Häuſer ſind eingeſtürzt, 19 Brücken
wurden weggeſchwemmt.




Die Bosporusbefeſtigungen. (Korr.-B.)

In Konſequenz
der Potemkin-Affaire wurden die Bosporusbefeſti-
gungen,
welche infolge des ruſſiſchen Einfluſſes bisher viel-
fach vernachläßigt wurden, etwas komplettiert.




Monarchenentrevne. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in
Gefleborg mit Kaiſer Wilhelm zuſammentreffen.




Der Krieg.

Die Beſetzung Sachalins. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)

Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be-
ſetzung Sachalins durch die Japaner.




Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juli 1905.

(Wechſelſtube Bukowinaer Bodenkreditanſtalt)


Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Aktien ..... —740·—
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbrteſe 4 Proz. 98.9599·50—
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 5 Proz. 104104·90
Oeſterr. Kredit ................661.25
Ungar. Kredit ................78·1—
Anglobank ................308.50
Bankverein ................552.25
Bodenkredit ................1023·—
Länderbank ................450.—
Unionbank ................540.—
Staatsbahn ................674.50
Lombarden ................86.60
Elbethalbahn ................449.—
Nordweſt. ................434.25
Buſchtehrader lit. B...............1098.—
Lemberg-Czernowitzer ..............584 —
Dampfſchiff ................1005.—
Alpine ...................526.—
Brüxer Kohlen ................658·—
Dynamit Nobel ................—.—
Prager Eiſen .............—·—26.45—
Rima-Muranyer ...............549.—
Tabak ...................361.—
Türkenloſe..................141.90
Waffen ..................557 50
Weſtböhm. Kohlen ...............271.—
Wiener Straßenbahn A. ............835.—
Wiener Straßenbahn B. ............—·—
Rubel ................253.25253.75
Marknoten ..............117·43—·—
Montan ..................—·—
Poldi ...................—·—
Rudolfshütte .................—.—
Hirtenberger .................—.—
[ – 10 Zeilen fehlen]
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Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen<lb/>
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[5/0005] 12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Anſprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünſchte und als warmer Freund höherer Frauenbildung ſeiner Freude Ausdruck gab, daß unter ſeinem Rektorate die erſte weibliche Doktorpromotion ſtattfindet. Der Herr Rektor ſchloß mit dem Wunſche, daß das ſchöne Beiſpiel viele Nachahmerinnen in der Bukowina finden möge und gab der Erwartung Ausdruck, daß der erſte weibliche Doktor unſerer Univerſität, eingedenk der übernommenen Pflichten, der Wiſſenſchaft treu bleiben werde. Fräulein Dr. Klementine v. Hankiewicz wurde allſeits beglückwünſcht. Ernennung. Der k. k. Poſtkonzipiſt Ladislaus Ja- ſilkowski in Czernowitz wurde zum Poſtkommiſſär daſelbſt ernannt. Schulnachricht. Der mit dem Titel eines Direktors ausgezeichnete Oberlehrer der gr.-or. Knabenſchule in Czernowitz Johann Litvinuc wurde mit Schluß des Schuljahres 1905 über eigenes Auſuchen in den dauernden Ruheſtand verſetzt. Sterbefall. Heute ſtarb hier im Alter von 52 Jahren Herr Baruch Moſes Kurz. g. Petermarkt. Morgen iſt der große Tag der Kleinen. Die bunte Pracht der Zwei-Kreuzer-Spielzeuge flimmert ihnen vor den Augen und betäubt die Ohren der Erwachſenen. Mit den Ulaszkowzer und anderen Marktgäſten zieht allerlei zweifelhaftes Volk in unſere Stadt, und das Magiſtratspräſidium muß täglich ein paar Portionen mehr für die p. t. auswärtigen Pfleglinge unſeres Polizeiarreſts beſtellen. Denn Marktgaukler, Taſchendiebe und andere Zierden der internationalen Verbrecherwelt lockt unſer Petermarkt ſeit jeher mächtig. Wie oft in der Preſſe und auch ſonſt in der Oeffentlichkeit energiſche Schritte gegen die unnötigerweiſe noch reſpektierte alte Tradition des Petermarkts Sturm ge- laufen wurde, die Stadtverwaltung, unſere moderne welt- ſtädtiſche intelligente Stadtrepräſentanz findet noch immer nicht — den Mut will ich nicht ſagen — die Gelegenheit, mit dem längſt überlebten mittelalterlichen Marktgetute auf- zuräumen, ebenſo wie heute noch die Feuer- und Markt- glocke am Rathausturm und das „Auspfeifen“ der Stunden unerläßlich ſcheint. Und die triftigſten Argumente die gegen die Abhaltung des Petermarkts ſprechen, wie viel zu geringe Beteiligung, Beſchädigung der Straßen und Plätze ꝛc. werden überhört. Die hieſigen Kaufleute, die unter der oft ſchmutzigen Marktkonkurrenz empfindlich zu leiden haben, werden gezwungen, in den primitiven Buden am Auſtriaplatze Filialen zu errichten und das ganze Marktgeſchrei iſt wörtlich — viel Lärm um nichts, oder hat etwa die „Petermarkts- parade“, deren unvergleichliches Schauſpiel wir morgen punkt 3 Uhr nachmittags wiedererleben ſollen, irgend eine Berechtigung als „hiſtoriſche Tradition?“ Hat es irgendeinen beſonderen höheren Zweck, daß ein ſtädtiſcher Marktbeamte im Schweiße ſeines Angeſichts das nebſt anderen Annehm- lichkeiten ſeines Dienſtes ererbte Amt erfüllt, die Stadtfahne unter Begleitung des Vorſtadtpöbels und einer furchtbar falſch ſpielenden Zigeunerkapelle zum ſtädtiſchen Waghauſe hinaufzubugſieren? Und ſchließlich wird „das Volk“ auf der Sturmwieſe „bewirtet“. Mit Schnaps und „Zubeißen“ (Zakuski). Auf weſſen Koſten? Bis nun ſoll das der Bürgermeiſter immer bezahlt haben. Präliminarmäßig iſt ein Petermarktstrankl nicht vom Gemeinderate votiert. Alſo — „unvorhergeſehene Auslagen“, die alljährlich wiederkehren? Paradox, ebenſo wie es paradox klingt, daß die Gemeinde ihre Mitglieder, anſtatt ſie zur Abſtinenz zu erziehen, mit Wutki bewirtet. — Wenn der Petermarkt, der ſchon längſt die Exiſtenzberechtigung ver- loren hat, um einer leeren ſtädtiſchen Tradition willen doch noch nicht offiziell aus Neu-Czernowitz, dem Großſtadtbaby, verſchwinden ſoll, würde es da nicht moderner, dem Zeit- geiſte entſprechender ſein, wenn die Stadtfahne morgen auf dem Rathausbalkone gehißt würde und der Bürgermeiſter, der Magiſtratsdirektor oder auch der Leiter des Marktamtes dem verſammelten Volke am Ringplatz offiziell erklären würde, daß der Petermarkt nun eröffnet ſei? Um die Sache feierlicher zu geſtalten, könnte ja die Regimentskapelle hiebei auf dem Ringplatze konzertieren; die Tradition wäre gerettet, einige hundert Kronen „Petermarktsſpeſen“ auch und wir würden nicht in Großvaters Zeiten zu leben glauben, ſondern in unſerer modernen ſchönen Zeit der Millionen-Transaktionen. Demonſtrierende Handlungsgehilfen. Der Po- lizeirapport meldet: Geſtern avends veranſtalteten zirka 100 Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen die Geſchäftsleute, welche die 9-Uhrſperre nicht einhalten, zu demonſtrieren. Hiebei wurden den Geſchäftsleuten Welt, Fränkel und Hasner Fenſterſcheiben eingeworfen, ohne daß die Täter vorläufig bekannt wären. Im Intereſſe der öffentlichen Ruhe und des Friedens in der Stadt wäre es zu wünſchen, daß die eingegangenen Abmachungen und geſchloſſenen Vereinbarungen von beiden Teilen genau eingehalten werden. Oekonomiſches. Czernowitz, 11. Juli 1905. Erntebeginn und Ernteausſichten. Petermarkt gilt als Beginn der Erntezeit. Tatſächlich wird in einzelnen Dörfern der Roggen bereits geſchnitten. Nach den Mit- teilungen, die uns von Landwirten zuteil wurden, darf die Ernte, ſo weit ſchon jetzt ein Ueberblick möglich iſt, als eine gute Mittelernte bezeichnet werden. Wenn keine Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage (Sicz-Vereine!) ein- treten, wird auch der Ertrag gutes Mittelmaß ſein. Die Preiſe dürften ſich ungefähr auf der Höhe der vorjährigen halten, weil nach den Lagerbeſtänden zu ſchließen neues Getreide bald ſehr begehrt werden dürfte. Aus dem benachbarten Beſſarabien und aus der Moldau liegen gleichfalls im Großen und Ganzen rrcht günſtige Ernteberichte vor. Dort hat jedoch namentlich der Weizen durch „Brand“ qualitativ und quantitativ gelitten, ſo daß das Ergebnis hinter den urſprünglich gehegten Erwartungen zurückbleiben dürfte. Geringe Ausſichten ſind heuer in Bezug auf die Maiserute vorhanden. Die Pflanze iſt bis jetzt im Wachstum arg zurückgeblieben, und es müßten ſich die Witterungsverhältniſſe beſonders günſtig geſtalten, wenn die bisherige Einbuße ausgeglichen werden ſoll. Was die Qualität der bis jetzt bei uns eingeheimſten Roggenſorten betrifft, ſo iſt der Kern in der Farbe ſchön, im Gewichte jedoch etwas ſchwächer, weil die große Hitze denſelben raſch zur Reife brachte, noch bevor das Wachstum normal vor ſich gehen konnte. Beſſere Erwartungen hegt man für den Weizen, der einige Tage ſpäter zum Schnitte gelangen wird. Wetterprognoſe. Telegraphiſcher Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt in Wien. Bewölkung und Niederſchlag: Veränderlich. Wind: Mehr weniger windig. Temperatur: Sehr warm. Nähere Beſtimmung: Gleichmäßig anhaltend. Vorausſichtliche Prognoſe für übermorgen: Allmähliche Beſſerung. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroſſenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und Rechtspflege“. Dorgänge in Rußland. Ueberſiedlung des Zaren. Berlin, 11. Juli. ((Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von Peterhof nach Moskau über Betreiben der Großfürſten überſiedeln wird, die ihn zu überzeugen wußten, daß er in Peterhof nicht mehr ſeines Lebens ſicher ſei. Dieſer neue Erfolg der Großfürſtenpartei beweiſt, daß man am Zarenhofe weit entfernt, dem Volke irgendwelche Konzeſſionen zu machen, vielmehr geſonnen iſt, an der Autokratie feſtzuhalten. Soldatenrevolten. Petersburg, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Unter den Donkoſaken macht ſich eine geheime Agitation bemerkbar, welche darauf abzielt, die Soldaten zum Ungehorſam zu veranlaſſen. Batum, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“ Die Revolte unter den Truppen greift immer mehr um ſich. Eliſabetpol, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Soldaten des Aliſchanski’ſchen Regimentes meutern und deſertieren in ganzen Gruppen. Libau, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) 23 meuternde Matroſen wurden zum Tode verurteilt. Als 6 bereits juſtifiziert waren, verweigerten die Soldaten, welche die Meuterer zu erſchießen hatten, den Gehorſam und ſenkten die Gewehre. Als die Offiziere ſie zum Gehorſam zwingen wollten, erſchoſſen ſie die- ſelben. Koſaken bezwangen die Meuterer. Kronſtadt, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Als ein Offizier einen meuternden Matroſen nieder- ſchoß, ſtürzten ſich 8 Mann auf ihn und töteten ihn. Ernſte Revolten werden befürchtet. Agrarſtreik. Moskau, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg Ztg.“) In Klein-Rußland droht ein allgemeiner Agrarſtreik. An vielen Orten ſind bereits Streikunruhen ausgebrochen. Der Kriegszuſtand. Petersburg, 11. Juli. (Korr.-B.) [Amtlich.] Ueber Stadt und Kreis Tiflis wurde der Kriegszuſtand verhängt. Attentat auf den Moskauer Stadthaupt- mann. Moskan, 11. Juli. (Korr.-B.) Während des Empfanges von Bittſtellern beim Stadthauptmann Schu- walow feuerte einer derſelben drei Schüſſe gegen den Stadthauptmann ab, welcher getötet wurde. Der Attentäter wurde verhaftet. Die Wahlen in Bayern. München, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver- nichtende Riederlage der Liberalen. Das Zentrum verfügt über die Zweidrittelmajorität. Der Eindruck iſt ein niederſchmetternder. Engliſches Parlament. (Eine neue Wahlkreiseinteilung. — Die Ver- ſtärkung des Landheeres.) London, 11. Juli. (Korr.-B.) Balfour kündigte im Unterhauſe eine Wahlkreiseinteilung an, wonach auf je 65000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Dadurch gewänne England 17, London und Schottland 4 und Wales 1 Sitz. Irland verlöre 22 Sitze. Das Oberhaus nahm die Reſolution, betreffend die Verſtärkung des Landheeres an, um eine etwaige Invaſion Englands zu verhindern. London, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In ſeiner geſtrigen Rede im Unterhaus verſprach Balfour, daß jene Fremden, welche die Zulaſſung wegen politiſcher und religiöſer Verfolgung anſuchen, die Aufenthalts- bewilligung erhalten ſollen. Unwetter. Badfeld [Ungarn], 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Geſtern ging über Badfeld ein furchtbares Unwetter nieder. Viele Häuſer ſind eingeſtürzt, 19 Brücken wurden weggeſchwemmt. Die Bosporusbefeſtigungen. Konſtantinopel, 11. Juli. (Korr.-B.) In Konſequenz der Potemkin-Affaire wurden die Bosporusbefeſti- gungen, welche infolge des ruſſiſchen Einfluſſes bisher viel- fach vernachläßigt wurden, etwas komplettiert. Monarchenentrevne. Berlin, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in Gefleborg mit Kaiſer Wilhelm zuſammentreffen. Der Krieg. Die Beſetzung Sachalins. London, 11. Juli. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be- ſetzung Sachalins durch die Japaner. Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juli 1905. (Wechſelſtube Bukowinaer Bodenkreditanſtalt) Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Aktien ..... — 740·— Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbrteſe 4 Proz. 98.95 99·50— Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 5 Proz. 104 104·90 Oeſterr. Kredit ................ 661.25 Ungar. Kredit ................ 78·1— Anglobank ................ 308.50 Bankverein ................ 552.25 Bodenkredit ................ 1023·— Länderbank ................ 450.— Unionbank ................ 540.— Staatsbahn ................ 674.50 Lombarden ................ 86.60 Elbethalbahn ................ 449.— Nordweſt. ................ 434.25 Buſchtehrader lit. B............... 1098.— Lemberg-Czernowitzer .............. 584 — Dampfſchiff ................ 1005.— Alpine ................... 526.— Brüxer Kohlen ................ 658·— Dynamit Nobel ................ —.— Prager Eiſen ............. —·— 26.45— Rima-Muranyer ............... 549.— Tabak ................... 361.— Türkenloſe.................. 141.90 Waffen .................. 557 50 Weſtböhm. Kohlen ............... 271.— Wiener Straßenbahn A. ............ 835.— Wiener Straßenbahn B. ............ —·— Rubel ................ 253.25 253.75 Marknoten .............. 117·43 —·— Montan .................. —·— Poldi ................... —·— Rudolfshütte ................. —.— Hirtenberger ................. —.— __________

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer458_1905
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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 458, Czernowitz, 12.07.1905, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer458_1905/5>, abgerufen am 23.04.2024.