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N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].

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DAß der Menschen Furcht und Angst
des Satans gröste Freude/ unser Erschre-
cken und Weheklagen sein Saitenspiel und
Jauchtzen/ unsere Schmertzen und Thrä-
nen sein Gelächter seyn/ hat man unter
andern auch gnugsam daraus zu erkennen/
wenn der alte Bösewicht durch Gottes Verhängniß sich noch
iezuweilen in abscheulicher Gestalt sehen lässet/ oder durch
sein höllischen Gesinde mancherley Verdruß und Unglück
stifftet/ die Leute äffet/ und sie desto zaghafftiger und furcht-
samer zu machen/ es aufs wunderlichste beginnet und vor-
nimmet. Manchmahl setzet er mit seinen Plagen für andern
an fromme Christen/ weil er ihnen sonst nichts zu schaden
oder anzuthun vermag/ als daß er sie etwa durch ungewöhn-
liche Gesichte/ Träume/ Schatten/ Poltern/ Spotten/
Lachen und dergleichen Händel blendet und verunruhiget;
Sintemahl er die von GOTT selbst gesetzten Schrancken
nimmermehr überschreiten darff. Unterweilen aber kömmt
er auch über seine liebe Getreue/ nemlich die Gottlosen/ die
ein böses Gewissen haben/ um selbige desto hefftiger und
grausamer zu martern und zu qvälen/ ie weniger sie selbst
ihnen etwas guts bewust seyn.

Wiewohl man nun niemanden in dergleichen Fällen
richten/ sondern das Privat-Urtheil schlechter Dings ein-
stellen soll; Hiernächst auch weder die Frommen um ihrer
Frömmigkeit willen stoltziren/ noch die bußfertigen Sünder

an
B 2


DAß der Menſchen Furcht und Angſt
des Satans groͤſte Freude/ unſer Erſchre-
cken und Weheklagen ſein Saitenſpiel und
Jauchtzen/ unſere Schmertzen und Thraͤ-
nen ſein Gelaͤchter ſeyn/ hat man unter
andern auch gnugſam daraus zu erkennen/
wenn der alte Boͤſewicht durch Gottes Verhaͤngniß ſich noch
iezuweilen in abſcheulicher Geſtalt ſehen laͤſſet/ oder durch
ſein hoͤlliſchen Geſinde mancherley Verdruß und Ungluͤck
ſtifftet/ die Leute aͤffet/ und ſie deſto zaghafftiger und furcht-
ſamer zu machen/ es aufs wunderlichſte beginnet und vor-
nimmet. Manchmahl ſetzet er mit ſeinen Plagen fuͤr andern
an fromme Chriſten/ weil er ihnen ſonſt nichts zu ſchaden
oder anzuthun vermag/ als daß er ſie etwa durch ungewoͤhn-
liche Geſichte/ Traͤume/ Schatten/ Poltern/ Spotten/
Lachen und dergleichen Haͤndel blendet und verunruhiget;
Sintemahl er die von GOTT ſelbſt geſetzten Schrancken
nimmermehr uͤberſchreiten darff. Unterweilen aber koͤmmt
er auch uͤber ſeine liebe Getreue/ nemlich die Gottloſen/ die
ein boͤſes Gewiſſen haben/ um ſelbige deſto hefftiger und
grauſamer zu martern und zu qvaͤlen/ ie weniger ſie ſelbſt
ihnen etwas guts bewuſt ſeyn.

Wiewohl man nun niemanden in dergleichen Faͤllen
richten/ ſondern das Privat-Urtheil ſchlechter Dings ein-
ſtellen ſoll; Hiernaͤchſt auch weder die Frommen um ihrer
Froͤmmigkeit willen ſtoltziren/ noch die bußfertigen Suͤnder

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B 2
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[0003] DAß der Menſchen Furcht und Angſt des Satans groͤſte Freude/ unſer Erſchre- cken und Weheklagen ſein Saitenſpiel und Jauchtzen/ unſere Schmertzen und Thraͤ- nen ſein Gelaͤchter ſeyn/ hat man unter andern auch gnugſam daraus zu erkennen/ wenn der alte Boͤſewicht durch Gottes Verhaͤngniß ſich noch iezuweilen in abſcheulicher Geſtalt ſehen laͤſſet/ oder durch ſein hoͤlliſchen Geſinde mancherley Verdruß und Ungluͤck ſtifftet/ die Leute aͤffet/ und ſie deſto zaghafftiger und furcht- ſamer zu machen/ es aufs wunderlichſte beginnet und vor- nimmet. Manchmahl ſetzet er mit ſeinen Plagen fuͤr andern an fromme Chriſten/ weil er ihnen ſonſt nichts zu ſchaden oder anzuthun vermag/ als daß er ſie etwa durch ungewoͤhn- liche Geſichte/ Traͤume/ Schatten/ Poltern/ Spotten/ Lachen und dergleichen Haͤndel blendet und verunruhiget; Sintemahl er die von GOTT ſelbſt geſetzten Schrancken nimmermehr uͤberſchreiten darff. Unterweilen aber koͤmmt er auch uͤber ſeine liebe Getreue/ nemlich die Gottloſen/ die ein boͤſes Gewiſſen haben/ um ſelbige deſto hefftiger und grauſamer zu martern und zu qvaͤlen/ ie weniger ſie ſelbſt ihnen etwas guts bewuſt ſeyn. Wiewohl man nun niemanden in dergleichen Faͤllen richten/ ſondern das Privat-Urtheil ſchlechter Dings ein- ſtellen ſoll; Hiernaͤchſt auch weder die Frommen um ihrer Froͤmmigkeit willen ſtoltziren/ noch die bußfertigen Suͤnder an B 2

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Zitationshilfe: N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/3>, abgerufen am 28.03.2024.