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Mährisches Tagblatt. Nr. 1, Olmütz, 02.01.1893.

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wie die von der großen süddeutschen Zeitung und den
drei bairischen Landtags-Abgeordneten: den 21.
Juni 1886. Sie sind gefertigt von einem hohen
Diener König Ludwig II. von Baiern über
35.000 Mark, uud von eben einem solchen über
30.000 Mark, während ein subalterner Beamter
der intimsten Umgebung des Königs über 10.000
Mark quittirte.

Die Nummern 82--89 sind von Aerzten
ausgestellt.

Nr. 82 berühmter Chirurg.

Nr. 83 hervorragender Hofarzt.

Nr. 84--86 von preußischen Miltitärärzten.

Nr. 87--89 von preußischen Civilärzten.

Nr. 90--92 sind von hervorragenden Geist-
lichen einer dissidirenden katholischen Secte in
Tagen unterfertigt worden, da bestimmte Partei-
hoffnungen einem dauernden Schisma entgegen
sahen.

Nr. 93--95 sind von vielgenannten Polizei-
beamten, die die höchsten Staffeln ihrer Carriere
erklommen, ausgestellt. Das Datum ist un-
leserlich.

Nr. 96 von einem Militär-Attache an einer
auswärtigen Gesandtschaft eines neutralen Staates.

Nr. 97 und 98. Von gewöhnlichen Agents
provocateurs.

Nr. 99. Von einem vielgenannten Spitzel E.,
Hauptmann a. D., 11. Mai 1884 6000 M.

Nr. 100. Lockspitzel, der Jahre lang in
der Schweiz sich aufhielt, Bierwirth und Krämer
spielte und zuletzt Bankrott machte. Am 11. Novem-
ber 1887 20.000 M.

Man hat es hier zweifellos mit den näm-
lichen "Quittungen" zu thun, deren Veröffent-
lichung unlängst von einer bekannten Züricher
Verlagsbuchhandlung in sehr marktschreierischer
und reclamenhafter Weise angekündigt wurde.
Die Veröffentlichung ward dann einmal über
das andere Mal hinausgeschoben und unterblieb
schließlich gänzlich, wie man allgemein annahm,
weil die "Quittungen" als Fälschungen erkannt
worden waren. Daß die echten Quittungen seiner
Zeit verbrannt worden sind, ist eine von be-
rufener Seite aufgestellte Behauptung, an deren
Wahrheit zu zweifeln unseres Erachtens kein
Grund vorliegt. Wir neigen deshalb zur Ansicht,
daß die oben beschriebenen Quittungen Fälschungen
sind. Daß der "Vorwärts" selbst seiner Sache
nicht sicher ist, erhellt aus dem Umstand, daß
er Bedenken trägt, die Empfänger bei Namen
zu nennen.

Das Auswärtige Amt erklärt, das socialisti-
sche Blatt "Vorwärts" müsse mit den hundert
Welfenfonds-Quittungen mystificirt worden sein.
Ueber Zahlungen aus dem Welfenfonds seien
Quittungen weder verlangt noch gegeben worden.
Die Quittungslegung und die Controle seien
durch eine finnreiche Methode erfolgt, welche
jedes Quittungswesen überflüssig gemacht habe.
[Spaltenumbruch] Wahrscheinlich habe Bebel die Liste der angeb-
lichen Quittungen aus Zürich mitgebracht, und
offenbar glaube er selbst nicht an die Echtheit,
da doch der "Vorwärts" sich sonst nicht gescheut
hätte, die Namen zu veröffentlichen.




Der Zug des Todes.

Im Samstagsblatte brachten wir die Namen
der im Jahre 1892 aus regierenden und
fürstlichen Häusern Verstorbenen; heute
widmen wir eine kurze Erinnerung den heuer
aus den Reihen des Geistesadels Heimge-
gangenen. Diese Erinnerung umfaßt eine ziemlich
große Anzahl von Schriftstellern, Künst-
lern
und Musikern, die wir der Uebersicht
wegen nach dem Monate ihres Ablebens bringen.

Im Monate Jänner verstarben: Baron
Emile de Lavelaye, beständiger Mitarbeiter der
"Revue des Deux Mondes". J. D. Warton,
englischer Maler, Aquarellist. Ignaz Spöttl,
Historienmaler. Emilie Flygare Carlen, schwedische
Romanschriftstellerin. Bruno Zappert, Possen-
dichter.

Im Februar: Gisbert Frh. v. Vinke,
Dichter, bekannt durch seine Shakespeare-Bearbei-
tung. Ludovico Busi, hervorragender italienischer
Baritonist. Josef Anton Propst, Bildhauer.

Im März: August Fellmann, ausge-
zeichneter Genremaler. Albert Klischnegg, Libretto-
dichter. A. Goring Thomas, englischer Compositeur.
Sebastian Stelzer, Schauspieler am Theater an
der Wien.

Im April: James Brinsley-Richards,
Correspondent der "Times", Romanschriftsteller.
Heinrich Natter, Bildhauer, einer der bekanntesten
modernen Plastiker (Haydn-Monument in Wien).
Scholl, Bildhauer (Schöpfer der Colossalstatue
Schiller's in Mainz.) Dr. Hermann Ziller, volks-
wirthschaftlicher Schriftsteller. Friedrich von Boden-
stedt. Peter Cuvallo, bekannter Organist und
Componist. Ferdinand Dessoir, gewesener Schau-
spieler am Deutschen Volkstheater in Wien, der
einzige Sohn Ludwig Dessoir's. Zerline Gabillon,
geborene Würzburg, Hofschauspielerin.

Im Mai: Joh. N. Skraup, peus. Dom-
capellmeister und Componist.

Im Juni: Emil Maria Vacano, Schrift-
steller. Wilhelm Richter, bekannter Thier- und
Schlachtenmaler. Albert Wolff. Bildhauer, Pro-
fessor, Schüler und Mitarbeiter Rauch's.

Im Juli: Wolfgang Brachvogel, Mün-
chener Schriftsteller. Franz Komlosy, Land-
schaftsmaler, Schüler Waldmüller's. Dr. Philipp
Marktbreiter, Arzt, Begründer der "Wiener
Medicinal-Halle" und der "Wiener Medicinischen
Presse".

Im August: Leopold Carl Müller, Maler.
Josef Stevens, berühmter Thiermaler. Amedee
de Bart, der älteste französische Schriftsteller der




[Spaltenumbruch]

Frau Präsidentin führe und nun ging er auch
noch, zum allgemeinen Mißfallen, an dem Zim-
mer, wo gewöhnlich die älteren Herrschaften sou-
pirten, vorüber, in ein Nebenzimmer, das doch,
seit in dem Hause Bälle gegeben wurden, für
die jungen Paare bestimmt war.

Ach, sie wußten Alle nicht, daß er gerade
in dieses Zimmer schritt und jenen runden Tisch
dort wählte, weil er auch damals mit ihr dort
gesessen hatte, auf dem Balle, wo ihre jungen
Herzen sich gefunden hatten. --

Sind es denn dieselben Menschen und sind
die ganzen langen Jahre dazwischen nur ein
Traum gewesen?

Dort sitzen wieder, wie an jedem Abend,
die Mütter auf dem Eckdivan, dort stehen wieder
die einzelnen Herren und dort drüben unter dem
großen Spiegel, neben der Thüre, da sitzt sie
selber in dem mattrosa Kleide, zu dem der volle
weiße Rosenkranz in den goldenen Locken so lieb-
lich steht.

Sie wußte das wohl und er hatte ihr ja
auch soeben gesagt, daß er im Traume sie so
sähe, daß er nimmermehr ihr Bild vergessen
könne. Und nun gab er ihr den für sie geholten
Strauß und -- -- --

"Darf ich Ihnen nicht meinen Strauß
geben?" fragte es leise und als sie aufsah, da
stand ein liebliches Mädchen vor ihr und sie
hörte in der Stimme, die zu ihr sprach, die
seine wieder, und sah seine Augen in denen
des jungen Mädchens, das ihr die duftenden
[Spaltenumbruch] Blüthen bot. Sie war zur Gegenwart zurück-
gekehrt.

"Das ist Ihre Tochter, Herr von Wede-
meyer?" wandte sie sich zu diesem, der ihr sein
Kind zuführte.

Innig ruhte ihr Blick auf der lieblichen
Erscheinung, in deren jugendfrischen Mienen ein
ganzer Himmel von Frohsinn und Hoffnung lag.

"Wie freue ich mich, Sie zu kennen, mein
liebes Kind," sagte sie indem sie dankend nahm.
"Oft, oft werde ich an Sie denken -- und wie
muß ich Sie nennen, wenn meine freundlichen
Wünsche Sie umgeben?"

"Amalie!"

"Amalie, möchten Sie glücklich sein und
bleiben," und sie drückte einen Kuß auf die reine
Mädchenstirn. Dann sich wieder zu ihm wendend,
sagte sie leise: "Mein Freund, behüten Sie Ihr
Kind vor unserm Geschick."

In den Augen, die so ruhig bei der Erin-
nerung an die Vergangenheit, bei dem Wieder-
sehen in der Gegenwart geblickt hatten und die
von einer inneren schönen Ruhe zeugten, erglänzte
eine Thräne.

Die Tanzweisen waren mit Schlag zwölf
Uhr verklungen, das neue Jahr war da! Bei
dem Zusammenschaaren der einzelnen Paare
eilte das alte Fräulein unbemerkt und allein wie
sie gekommen die Treppe hinab, hinaus in die
Nacht -- gerade wie heute am Sylvester 1892
vor dreißig Jahren -- gerade wie sonst!




[Spaltenumbruch]

Gegenwart, Romandichter. Emil Jacob Schindler,
Landschaftsmaler. Elise Henle, Schriftstellerin,
Verfasserin des Preislustspieles "Durch die Inten-
danz". Robert Hübner, Hofburgschauspieler.

Im September: Dr. Wilh. Forbes
Skene, königl. Historiograph für Schottland.
Heinrich Börnstein, Schriftsteller, gewesener Director
des Josefstädter Theaters. August Hablawetz,
Hofopernsänger. Conrad Adolf Hallenstein, Hof-
schauspieler i. P.

Im October: Friedrich Schlögl. Lord
Alfred Tennyson. Georg Bleibtreu, Schlachten-
maler, Professor. Otto Baisch, Hauptredacteur
der Zeitschrift "Ueber Land und Meer". Albert
Millaud, Schriftsteller und Redacteur des "Fi-
garo". Wilhelm Rab (Schellhorn), Componist.
Felix Otto Dessoff, erster Capellmeister des Opern-
hauses in Frankfurt a. M., bis 1860 Hofopern-
Capellmeister in Wien, Compositeur. Dr. Gerson
Wolf, Schriftsteller und Historiker.

Im November: Adolf Stoeber, elsäßi-
scher Dichter. Robert Parry, berühmter wallisi-
scher Barde. Fr. H. Meyer, Bibliothekar des
Börsevereines der deutschen Buchhändler, Mitar-
beiter an der "Geschichte des deutschen Buchhan-
dels". Jens Christ an Hostrup, Dichter.

Im December: Ernst Klimt, Historien-
maler, verdient um die Ausschmückung des Hof-
burgtheaters und um die Hofmuseen. Fred Leslie,
hervorragender Komiker des Gaiety-Theaters in
London, John Lemoinne, Journalist. Josef Winkler,
Mimiker am Wiener Hofoperntheater.




Politische Nachrichten.
(Zur Bildung einer neuen Majorität.)

Dem Vernehmen nach sind die Einladungen an
die Führer der Parteien zu den Unterhandlungen
wegen der Programmbildung bereits versendet
worden. Graf Taaffe wird zuerst mit Herrn v.
Jaworski, sodann mit Dr. v. Plener und zuletzt
mit dem Grafen Hohenwart unterhandeln. Nach
Beendigung dieser Berathungen soll eine gemein-
same Conferenz folgen. Während der Verhand-
lungen soll die Geheimhaltung streng gewahrt
werden. Aus parlamentarischen Kreisen wird hin-
sichtlich der Zurückstellung des böhmischen Aus-
gleichs und der Sprachenfrage auch heute wieder
berichtet, daß es ein gewaltiger Irrthum sei,
wenn man im Regierungslager annehme, daß
die Deutschen zu dem vorläufigen Fallenlassen
des böhmischen Ausgleiches ihre Zustimmung
ertheilen werden. Der böhmische Ausgleich und
die Regelung der Sprachenfrage sind Puncte,
deren Erörterung und Lösung sich kein öster-
reichischer Staatsmann wird entziehen können.
Man begegne vielfach der Meinung, daß es
Sache der Regierung wäre, wenn sie schon den
Deutschen eine solche Zumuthung stellt, beide
Parteien, Deutsche und Tschechen, zu einer ge-
meinsamen Conferenz einzuladen, in welcher
neuerdings das Tempo für die Behandlung der
Ausgleichsaction durchzuberathen wäre, und da
würde die Regierung erfahren, welche Puncte die
Deutschen vorläufig ruhen lassen und welche
Puncte sie durchgeführt wissen wollen und auf
welche sie in keinem Falle verzichten können.
Cardinalfragen des Staates, vom Monarchen
feierlich anerkannte Staatsnothwendigkeiten können
nicht bei Seite geschoben werden. Sollte sich die
Regierung den Feudalen gegenüber verpflichtet
haben, den böhmischen Ausgleich zurückzustellen,
so wird sie erinnert werden, daß sie etwa drei
Jahre früher eine bindende und solenne Ver-
pflichtung eingegangen ist, den Ausgleich durch-
zuführen.

(Die Trinkgelderpolitik der Polen)

will
wieder in die Halme schießen, wenigstens ver-
langt der "Dzennik Polski", die Polen mögen
für ihre Mitwirkung an der Majoritätsbildung
die Vermehrung der städtischen Reichsrathsabge-
ordneten aus Galizien und der Zahl ihrer Ver-
treter in der Delegation, sowie die gesetzliche
Sicherstellung der Rechte der polnischen Sprache
in Galizien fordern. Bei solchen "bescheidenen"
Wünschen kann man den Aerger der Polen
darüber begreifen, daß die Deutsche Linke dem
Programme des Herrn Grafen Taaffe sehr miß-
trauisch gegenübersteht.

(Die deutsche Militärvorlage.)

Der Ber-
liner Correspondent der "Westdeutschen Allge-
meinen Zeitung" versichert gegenüber anderweiti-
gen Blättermeldungen, die Conferenzen hoher


[Spaltenumbruch]

wie die von der großen ſüddeutſchen Zeitung und den
drei bairiſchen Landtags-Abgeordneten: den 21.
Juni 1886. Sie ſind gefertigt von einem hohen
Diener König Ludwig II. von Baiern über
35.000 Mark, uud von eben einem ſolchen über
30.000 Mark, während ein ſubalterner Beamter
der intimſten Umgebung des Königs über 10.000
Mark quittirte.

Die Nummern 82—89 ſind von Aerzten
ausgeſtellt.

Nr. 82 berühmter Chirurg.

Nr. 83 hervorragender Hofarzt.

Nr. 84—86 von preußiſchen Miltitärärzten.

Nr. 87—89 von preußiſchen Civilärzten.

Nr. 90—92 ſind von hervorragenden Geiſt-
lichen einer diſſidirenden katholiſchen Secte in
Tagen unterfertigt worden, da beſtimmte Partei-
hoffnungen einem dauernden Schisma entgegen
ſahen.

Nr. 93—95 ſind von vielgenannten Polizei-
beamten, die die höchſten Staffeln ihrer Carriere
erklommen, ausgeſtellt. Das Datum iſt un-
leſerlich.

Nr. 96 von einem Militär-Attaché an einer
auswärtigen Geſandtſchaft eines neutralen Staates.

Nr. 97 und 98. Von gewöhnlichen Agents
provocateurs.

Nr. 99. Von einem vielgenannten Spitzel E.,
Hauptmann a. D., 11. Mai 1884 6000 M.

Nr. 100. Lockſpitzel, der Jahre lang in
der Schweiz ſich aufhielt, Bierwirth und Krämer
ſpielte und zuletzt Bankrott machte. Am 11. Novem-
ber 1887 20.000 M.

Man hat es hier zweifellos mit den näm-
lichen „Quittungen“ zu thun, deren Veröffent-
lichung unlängſt von einer bekannten Züricher
Verlagsbuchhandlung in ſehr marktſchreieriſcher
und reclamenhafter Weiſe angekündigt wurde.
Die Veröffentlichung ward dann einmal über
das andere Mal hinausgeſchoben und unterblieb
ſchließlich gänzlich, wie man allgemein annahm,
weil die „Quittungen“ als Fälſchungen erkannt
worden waren. Daß die echten Quittungen ſeiner
Zeit verbrannt worden ſind, iſt eine von be-
rufener Seite aufgeſtellte Behauptung, an deren
Wahrheit zu zweifeln unſeres Erachtens kein
Grund vorliegt. Wir neigen deshalb zur Anſicht,
daß die oben beſchriebenen Quittungen Fälſchungen
ſind. Daß der „Vorwärts“ ſelbſt ſeiner Sache
nicht ſicher iſt, erhellt aus dem Umſtand, daß
er Bedenken trägt, die Empfänger bei Namen
zu nennen.

Das Auswärtige Amt erklärt, das ſocialiſti-
ſche Blatt „Vorwärts“ müſſe mit den hundert
Welfenfonds-Quittungen myſtificirt worden ſein.
Ueber Zahlungen aus dem Welfenfonds ſeien
Quittungen weder verlangt noch gegeben worden.
Die Quittungslegung und die Controle ſeien
durch eine finnreiche Methode erfolgt, welche
jedes Quittungsweſen überflüſſig gemacht habe.
[Spaltenumbruch] Wahrſcheinlich habe Bebel die Liſte der angeb-
lichen Quittungen aus Zürich mitgebracht, und
offenbar glaube er ſelbſt nicht an die Echtheit,
da doch der „Vorwärts“ ſich ſonſt nicht geſcheut
hätte, die Namen zu veröffentlichen.




Der Zug des Todes.

Im Samſtagsblatte brachten wir die Namen
der im Jahre 1892 aus regierenden und
fürſtlichen Häuſern Verſtorbenen; heute
widmen wir eine kurze Erinnerung den heuer
aus den Reihen des Geiſtesadels Heimge-
gangenen. Dieſe Erinnerung umfaßt eine ziemlich
große Anzahl von Schriftſtellern, Künſt-
lern
und Muſikern, die wir der Ueberſicht
wegen nach dem Monate ihres Ablebens bringen.

Im Monate Jänner verſtarben: Baron
Emile de Lavelaye, beſtändiger Mitarbeiter der
„Revue des Deux Mondes“. J. D. Warton,
engliſcher Maler, Aquarelliſt. Ignaz Spöttl,
Hiſtorienmaler. Emilie Flygare Carlén, ſchwediſche
Romanſchriftſtellerin. Bruno Zappert, Poſſen-
dichter.

Im Februar: Gisbert Frh. v. Vinke,
Dichter, bekannt durch ſeine Shakeſpeare-Bearbei-
tung. Ludovico Buſi, hervorragender italieniſcher
Baritoniſt. Joſef Anton Propſt, Bildhauer.

Im März: Auguſt Fellmann, ausge-
zeichneter Genremaler. Albert Kliſchnegg, Libretto-
dichter. A. Goring Thomas, engliſcher Compoſiteur.
Sebaſtian Stelzer, Schauſpieler am Theater an
der Wien.

Im April: James Brinsley-Richards,
Correſpondent der „Times“, Romanſchriftſteller.
Heinrich Natter, Bildhauer, einer der bekannteſten
modernen Plaſtiker (Haydn-Monument in Wien).
Scholl, Bildhauer (Schöpfer der Coloſſalſtatue
Schiller’s in Mainz.) Dr. Hermann Ziller, volks-
wirthſchaftlicher Schriftſteller. Friedrich von Boden-
ſtedt. Peter Cuvallo, bekannter Organiſt und
Componiſt. Ferdinand Deſſoir, geweſener Schau-
ſpieler am Deutſchen Volkstheater in Wien, der
einzige Sohn Ludwig Deſſoir’s. Zerline Gabillon,
geborene Würzburg, Hofſchauſpielerin.

Im Mai: Joh. N. Skraup, peuſ. Dom-
capellmeiſter und Componiſt.

Im Juni: Emil Maria Vacano, Schrift-
ſteller. Wilhelm Richter, bekannter Thier- und
Schlachtenmaler. Albert Wolff. Bildhauer, Pro-
feſſor, Schüler und Mitarbeiter Rauch’s.

Im Juli: Wolfgang Brachvogel, Mün-
chener Schriftſteller. Franz Komloſy, Land-
ſchaftsmaler, Schüler Waldmüller’s. Dr. Philipp
Marktbreiter, Arzt, Begründer der „Wiener
Medicinal-Halle“ und der „Wiener Mediciniſchen
Preſſe“.

Im Auguſt: Leopold Carl Müller, Maler.
Joſef Stevens, berühmter Thiermaler. Amédée
de Bart, der älteſte franzöſiſche Schriftſteller der




[Spaltenumbruch]

Frau Präſidentin führe und nun ging er auch
noch, zum allgemeinen Mißfallen, an dem Zim-
mer, wo gewöhnlich die älteren Herrſchaften ſou-
pirten, vorüber, in ein Nebenzimmer, das doch,
ſeit in dem Hauſe Bälle gegeben wurden, für
die jungen Paare beſtimmt war.

Ach, ſie wußten Alle nicht, daß er gerade
in dieſes Zimmer ſchritt und jenen runden Tiſch
dort wählte, weil er auch damals mit ihr dort
geſeſſen hatte, auf dem Balle, wo ihre jungen
Herzen ſich gefunden hatten. —

Sind es denn dieſelben Menſchen und ſind
die ganzen langen Jahre dazwiſchen nur ein
Traum geweſen?

Dort ſitzen wieder, wie an jedem Abend,
die Mütter auf dem Eckdivan, dort ſtehen wieder
die einzelnen Herren und dort drüben unter dem
großen Spiegel, neben der Thüre, da ſitzt ſie
ſelber in dem mattroſa Kleide, zu dem der volle
weiße Roſenkranz in den goldenen Locken ſo lieb-
lich ſteht.

Sie wußte das wohl und er hatte ihr ja
auch ſoeben geſagt, daß er im Traume ſie ſo
ſähe, daß er nimmermehr ihr Bild vergeſſen
könne. Und nun gab er ihr den für ſie geholten
Strauß und — — —

„Darf ich Ihnen nicht meinen Strauß
geben?“ fragte es leiſe und als ſie aufſah, da
ſtand ein liebliches Mädchen vor ihr und ſie
hörte in der Stimme, die zu ihr ſprach, die
ſeine wieder, und ſah ſeine Augen in denen
des jungen Mädchens, das ihr die duftenden
[Spaltenumbruch] Blüthen bot. Sie war zur Gegenwart zurück-
gekehrt.

„Das iſt Ihre Tochter, Herr von Wede-
meyer?“ wandte ſie ſich zu dieſem, der ihr ſein
Kind zuführte.

Innig ruhte ihr Blick auf der lieblichen
Erſcheinung, in deren jugendfriſchen Mienen ein
ganzer Himmel von Frohſinn und Hoffnung lag.

„Wie freue ich mich, Sie zu kennen, mein
liebes Kind,“ ſagte ſie indem ſie dankend nahm.
„Oft, oft werde ich an Sie denken — und wie
muß ich Sie nennen, wenn meine freundlichen
Wünſche Sie umgeben?“

„Amalie!“

„Amalie, möchten Sie glücklich ſein und
bleiben,“ und ſie drückte einen Kuß auf die reine
Mädchenſtirn. Dann ſich wieder zu ihm wendend,
ſagte ſie leiſe: „Mein Freund, behüten Sie Ihr
Kind vor unſerm Geſchick.“

In den Augen, die ſo ruhig bei der Erin-
nerung an die Vergangenheit, bei dem Wieder-
ſehen in der Gegenwart geblickt hatten und die
von einer inneren ſchönen Ruhe zeugten, erglänzte
eine Thräne.

Die Tanzweiſen waren mit Schlag zwölf
Uhr verklungen, das neue Jahr war da! Bei
dem Zuſammenſchaaren der einzelnen Paare
eilte das alte Fräulein unbemerkt und allein wie
ſie gekommen die Treppe hinab, hinaus in die
Nacht — gerade wie heute am Sylveſter 1892
vor dreißig Jahren — gerade wie ſonſt!




[Spaltenumbruch]

Gegenwart, Romandichter. Emil Jacob Schindler,
Landſchaftsmaler. Eliſe Henle, Schriftſtellerin,
Verfaſſerin des Preisluſtſpieles „Durch die Inten-
danz“. Robert Hübner, Hofburgſchauſpieler.

Im September: Dr. Wilh. Forbes
Skene, königl. Hiſtoriograph für Schottland.
Heinrich Börnſtein, Schriftſteller, geweſener Director
des Joſefſtädter Theaters. Auguſt Hablawetz,
Hofopernſänger. Conrad Adolf Hallenſtein, Hof-
ſchauſpieler i. P.

Im October: Friedrich Schlögl. Lord
Alfred Tennyſon. Georg Bleibtreu, Schlachten-
maler, Profeſſor. Otto Baiſch, Hauptredacteur
der Zeitſchrift „Ueber Land und Meer“. Albert
Millaud, Schriftſteller und Redacteur des „Fi-
garo“. Wilhelm Rab (Schellhorn), Componiſt.
Felix Otto Deſſoff, erſter Capellmeiſter des Opern-
hauſes in Frankfurt a. M., bis 1860 Hofopern-
Capellmeiſter in Wien, Compoſiteur. Dr. Gerſon
Wolf, Schriftſteller und Hiſtoriker.

Im November: Adolf Stoeber, elſäßi-
ſcher Dichter. Robert Parry, berühmter walliſi-
ſcher Barde. Fr. H. Meyer, Bibliothekar des
Börſevereines der deutſchen Buchhändler, Mitar-
beiter an der „Geſchichte des deutſchen Buchhan-
dels“. Jens Chriſt an Hoſtrup, Dichter.

Im December: Ernſt Klimt, Hiſtorien-
maler, verdient um die Ausſchmückung des Hof-
burgtheaters und um die Hofmuſeen. Fred Leslie,
hervorragender Komiker des Gaiety-Theaters in
London, John Lemoinne, Journaliſt. Joſef Winkler,
Mimiker am Wiener Hofoperntheater.




Politiſche Nachrichten.
(Zur Bildung einer neuen Majorität.)

Dem Vernehmen nach ſind die Einladungen an
die Führer der Parteien zu den Unterhandlungen
wegen der Programmbildung bereits verſendet
worden. Graf Taaffe wird zuerſt mit Herrn v.
Jaworski, ſodann mit Dr. v. Plener und zuletzt
mit dem Grafen Hohenwart unterhandeln. Nach
Beendigung dieſer Berathungen ſoll eine gemein-
ſame Conferenz folgen. Während der Verhand-
lungen ſoll die Geheimhaltung ſtreng gewahrt
werden. Aus parlamentariſchen Kreiſen wird hin-
ſichtlich der Zurückſtellung des böhmiſchen Aus-
gleichs und der Sprachenfrage auch heute wieder
berichtet, daß es ein gewaltiger Irrthum ſei,
wenn man im Regierungslager annehme, daß
die Deutſchen zu dem vorläufigen Fallenlaſſen
des böhmiſchen Ausgleiches ihre Zuſtimmung
ertheilen werden. Der böhmiſche Ausgleich und
die Regelung der Sprachenfrage ſind Puncte,
deren Erörterung und Löſung ſich kein öſter-
reichiſcher Staatsmann wird entziehen können.
Man begegne vielfach der Meinung, daß es
Sache der Regierung wäre, wenn ſie ſchon den
Deutſchen eine ſolche Zumuthung ſtellt, beide
Parteien, Deutſche und Tſchechen, zu einer ge-
meinſamen Conferenz einzuladen, in welcher
neuerdings das Tempo für die Behandlung der
Ausgleichsaction durchzuberathen wäre, und da
würde die Regierung erfahren, welche Puncte die
Deutſchen vorläufig ruhen laſſen und welche
Puncte ſie durchgeführt wiſſen wollen und auf
welche ſie in keinem Falle verzichten können.
Cardinalfragen des Staates, vom Monarchen
feierlich anerkannte Staatsnothwendigkeiten können
nicht bei Seite geſchoben werden. Sollte ſich die
Regierung den Feudalen gegenüber verpflichtet
haben, den böhmiſchen Ausgleich zurückzuſtellen,
ſo wird ſie erinnert werden, daß ſie etwa drei
Jahre früher eine bindende und ſolenne Ver-
pflichtung eingegangen iſt, den Ausgleich durch-
zuführen.

(Die Trinkgelderpolitik der Polen)

will
wieder in die Halme ſchießen, wenigſtens ver-
langt der „Dzennik Polski“, die Polen mögen
für ihre Mitwirkung an der Majoritätsbildung
die Vermehrung der ſtädtiſchen Reichsrathsabge-
ordneten aus Galizien und der Zahl ihrer Ver-
treter in der Delegation, ſowie die geſetzliche
Sicherſtellung der Rechte der polniſchen Sprache
in Galizien fordern. Bei ſolchen „beſcheidenen“
Wünſchen kann man den Aerger der Polen
darüber begreifen, daß die Deutſche Linke dem
Programme des Herrn Grafen Taaffe ſehr miß-
trauiſch gegenüberſteht.

(Die deutſche Militärvorlage.)

Der Ber-
liner Correſpondent der „Weſtdeutſchen Allge-
meinen Zeitung“ verſichert gegenüber anderweiti-
gen Blättermeldungen, die Conferenzen hoher


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[[3]/0003] wie die von der großen ſüddeutſchen Zeitung und den drei bairiſchen Landtags-Abgeordneten: den 21. Juni 1886. Sie ſind gefertigt von einem hohen Diener König Ludwig II. von Baiern über 35.000 Mark, uud von eben einem ſolchen über 30.000 Mark, während ein ſubalterner Beamter der intimſten Umgebung des Königs über 10.000 Mark quittirte. Die Nummern 82—89 ſind von Aerzten ausgeſtellt. Nr. 82 berühmter Chirurg. Nr. 83 hervorragender Hofarzt. Nr. 84—86 von preußiſchen Miltitärärzten. Nr. 87—89 von preußiſchen Civilärzten. Nr. 90—92 ſind von hervorragenden Geiſt- lichen einer diſſidirenden katholiſchen Secte in Tagen unterfertigt worden, da beſtimmte Partei- hoffnungen einem dauernden Schisma entgegen ſahen. Nr. 93—95 ſind von vielgenannten Polizei- beamten, die die höchſten Staffeln ihrer Carriere erklommen, ausgeſtellt. Das Datum iſt un- leſerlich. Nr. 96 von einem Militär-Attaché an einer auswärtigen Geſandtſchaft eines neutralen Staates. Nr. 97 und 98. Von gewöhnlichen Agents provocateurs. Nr. 99. Von einem vielgenannten Spitzel E., Hauptmann a. D., 11. Mai 1884 6000 M. Nr. 100. Lockſpitzel, der Jahre lang in der Schweiz ſich aufhielt, Bierwirth und Krämer ſpielte und zuletzt Bankrott machte. Am 11. Novem- ber 1887 20.000 M. Man hat es hier zweifellos mit den näm- lichen „Quittungen“ zu thun, deren Veröffent- lichung unlängſt von einer bekannten Züricher Verlagsbuchhandlung in ſehr marktſchreieriſcher und reclamenhafter Weiſe angekündigt wurde. Die Veröffentlichung ward dann einmal über das andere Mal hinausgeſchoben und unterblieb ſchließlich gänzlich, wie man allgemein annahm, weil die „Quittungen“ als Fälſchungen erkannt worden waren. Daß die echten Quittungen ſeiner Zeit verbrannt worden ſind, iſt eine von be- rufener Seite aufgeſtellte Behauptung, an deren Wahrheit zu zweifeln unſeres Erachtens kein Grund vorliegt. Wir neigen deshalb zur Anſicht, daß die oben beſchriebenen Quittungen Fälſchungen ſind. Daß der „Vorwärts“ ſelbſt ſeiner Sache nicht ſicher iſt, erhellt aus dem Umſtand, daß er Bedenken trägt, die Empfänger bei Namen zu nennen. Das Auswärtige Amt erklärt, das ſocialiſti- ſche Blatt „Vorwärts“ müſſe mit den hundert Welfenfonds-Quittungen myſtificirt worden ſein. Ueber Zahlungen aus dem Welfenfonds ſeien Quittungen weder verlangt noch gegeben worden. Die Quittungslegung und die Controle ſeien durch eine finnreiche Methode erfolgt, welche jedes Quittungsweſen überflüſſig gemacht habe. Wahrſcheinlich habe Bebel die Liſte der angeb- lichen Quittungen aus Zürich mitgebracht, und offenbar glaube er ſelbſt nicht an die Echtheit, da doch der „Vorwärts“ ſich ſonſt nicht geſcheut hätte, die Namen zu veröffentlichen. Der Zug des Todes. Im Samſtagsblatte brachten wir die Namen der im Jahre 1892 aus regierenden und fürſtlichen Häuſern Verſtorbenen; heute widmen wir eine kurze Erinnerung den heuer aus den Reihen des Geiſtesadels Heimge- gangenen. Dieſe Erinnerung umfaßt eine ziemlich große Anzahl von Schriftſtellern, Künſt- lern und Muſikern, die wir der Ueberſicht wegen nach dem Monate ihres Ablebens bringen. Im Monate Jänner verſtarben: Baron Emile de Lavelaye, beſtändiger Mitarbeiter der „Revue des Deux Mondes“. J. D. Warton, engliſcher Maler, Aquarelliſt. Ignaz Spöttl, Hiſtorienmaler. Emilie Flygare Carlén, ſchwediſche Romanſchriftſtellerin. Bruno Zappert, Poſſen- dichter. Im Februar: Gisbert Frh. v. Vinke, Dichter, bekannt durch ſeine Shakeſpeare-Bearbei- tung. Ludovico Buſi, hervorragender italieniſcher Baritoniſt. Joſef Anton Propſt, Bildhauer. Im März: Auguſt Fellmann, ausge- zeichneter Genremaler. Albert Kliſchnegg, Libretto- dichter. A. Goring Thomas, engliſcher Compoſiteur. Sebaſtian Stelzer, Schauſpieler am Theater an der Wien. Im April: James Brinsley-Richards, Correſpondent der „Times“, Romanſchriftſteller. Heinrich Natter, Bildhauer, einer der bekannteſten modernen Plaſtiker (Haydn-Monument in Wien). Scholl, Bildhauer (Schöpfer der Coloſſalſtatue Schiller’s in Mainz.) Dr. Hermann Ziller, volks- wirthſchaftlicher Schriftſteller. Friedrich von Boden- ſtedt. Peter Cuvallo, bekannter Organiſt und Componiſt. Ferdinand Deſſoir, geweſener Schau- ſpieler am Deutſchen Volkstheater in Wien, der einzige Sohn Ludwig Deſſoir’s. Zerline Gabillon, geborene Würzburg, Hofſchauſpielerin. Im Mai: Joh. N. Skraup, peuſ. Dom- capellmeiſter und Componiſt. Im Juni: Emil Maria Vacano, Schrift- ſteller. Wilhelm Richter, bekannter Thier- und Schlachtenmaler. Albert Wolff. Bildhauer, Pro- feſſor, Schüler und Mitarbeiter Rauch’s. Im Juli: Wolfgang Brachvogel, Mün- chener Schriftſteller. Franz Komloſy, Land- ſchaftsmaler, Schüler Waldmüller’s. Dr. Philipp Marktbreiter, Arzt, Begründer der „Wiener Medicinal-Halle“ und der „Wiener Mediciniſchen Preſſe“. Im Auguſt: Leopold Carl Müller, Maler. Joſef Stevens, berühmter Thiermaler. Amédée de Bart, der älteſte franzöſiſche Schriftſteller der Frau Präſidentin führe und nun ging er auch noch, zum allgemeinen Mißfallen, an dem Zim- mer, wo gewöhnlich die älteren Herrſchaften ſou- pirten, vorüber, in ein Nebenzimmer, das doch, ſeit in dem Hauſe Bälle gegeben wurden, für die jungen Paare beſtimmt war. Ach, ſie wußten Alle nicht, daß er gerade in dieſes Zimmer ſchritt und jenen runden Tiſch dort wählte, weil er auch damals mit ihr dort geſeſſen hatte, auf dem Balle, wo ihre jungen Herzen ſich gefunden hatten. — Sind es denn dieſelben Menſchen und ſind die ganzen langen Jahre dazwiſchen nur ein Traum geweſen? Dort ſitzen wieder, wie an jedem Abend, die Mütter auf dem Eckdivan, dort ſtehen wieder die einzelnen Herren und dort drüben unter dem großen Spiegel, neben der Thüre, da ſitzt ſie ſelber in dem mattroſa Kleide, zu dem der volle weiße Roſenkranz in den goldenen Locken ſo lieb- lich ſteht. Sie wußte das wohl und er hatte ihr ja auch ſoeben geſagt, daß er im Traume ſie ſo ſähe, daß er nimmermehr ihr Bild vergeſſen könne. Und nun gab er ihr den für ſie geholten Strauß und — — — „Darf ich Ihnen nicht meinen Strauß geben?“ fragte es leiſe und als ſie aufſah, da ſtand ein liebliches Mädchen vor ihr und ſie hörte in der Stimme, die zu ihr ſprach, die ſeine wieder, und ſah ſeine Augen in denen des jungen Mädchens, das ihr die duftenden Blüthen bot. Sie war zur Gegenwart zurück- gekehrt. „Das iſt Ihre Tochter, Herr von Wede- meyer?“ wandte ſie ſich zu dieſem, der ihr ſein Kind zuführte. Innig ruhte ihr Blick auf der lieblichen Erſcheinung, in deren jugendfriſchen Mienen ein ganzer Himmel von Frohſinn und Hoffnung lag. „Wie freue ich mich, Sie zu kennen, mein liebes Kind,“ ſagte ſie indem ſie dankend nahm. „Oft, oft werde ich an Sie denken — und wie muß ich Sie nennen, wenn meine freundlichen Wünſche Sie umgeben?“ „Amalie!“ „Amalie, möchten Sie glücklich ſein und bleiben,“ und ſie drückte einen Kuß auf die reine Mädchenſtirn. Dann ſich wieder zu ihm wendend, ſagte ſie leiſe: „Mein Freund, behüten Sie Ihr Kind vor unſerm Geſchick.“ In den Augen, die ſo ruhig bei der Erin- nerung an die Vergangenheit, bei dem Wieder- ſehen in der Gegenwart geblickt hatten und die von einer inneren ſchönen Ruhe zeugten, erglänzte eine Thräne. Die Tanzweiſen waren mit Schlag zwölf Uhr verklungen, das neue Jahr war da! Bei dem Zuſammenſchaaren der einzelnen Paare eilte das alte Fräulein unbemerkt und allein wie ſie gekommen die Treppe hinab, hinaus in die Nacht — gerade wie heute am Sylveſter 1892 vor dreißig Jahren — gerade wie ſonſt! Gegenwart, Romandichter. Emil Jacob Schindler, Landſchaftsmaler. Eliſe Henle, Schriftſtellerin, Verfaſſerin des Preisluſtſpieles „Durch die Inten- danz“. Robert Hübner, Hofburgſchauſpieler. Im September: Dr. Wilh. Forbes Skene, königl. Hiſtoriograph für Schottland. Heinrich Börnſtein, Schriftſteller, geweſener Director des Joſefſtädter Theaters. Auguſt Hablawetz, Hofopernſänger. Conrad Adolf Hallenſtein, Hof- ſchauſpieler i. P. Im October: Friedrich Schlögl. Lord Alfred Tennyſon. Georg Bleibtreu, Schlachten- maler, Profeſſor. Otto Baiſch, Hauptredacteur der Zeitſchrift „Ueber Land und Meer“. Albert Millaud, Schriftſteller und Redacteur des „Fi- garo“. Wilhelm Rab (Schellhorn), Componiſt. Felix Otto Deſſoff, erſter Capellmeiſter des Opern- hauſes in Frankfurt a. M., bis 1860 Hofopern- Capellmeiſter in Wien, Compoſiteur. Dr. Gerſon Wolf, Schriftſteller und Hiſtoriker. Im November: Adolf Stoeber, elſäßi- ſcher Dichter. Robert Parry, berühmter walliſi- ſcher Barde. Fr. H. Meyer, Bibliothekar des Börſevereines der deutſchen Buchhändler, Mitar- beiter an der „Geſchichte des deutſchen Buchhan- dels“. Jens Chriſt an Hoſtrup, Dichter. Im December: Ernſt Klimt, Hiſtorien- maler, verdient um die Ausſchmückung des Hof- burgtheaters und um die Hofmuſeen. Fred Leslie, hervorragender Komiker des Gaiety-Theaters in London, John Lemoinne, Journaliſt. Joſef Winkler, Mimiker am Wiener Hofoperntheater. Politiſche Nachrichten. (Zur Bildung einer neuen Majorität.) Dem Vernehmen nach ſind die Einladungen an die Führer der Parteien zu den Unterhandlungen wegen der Programmbildung bereits verſendet worden. Graf Taaffe wird zuerſt mit Herrn v. Jaworski, ſodann mit Dr. v. Plener und zuletzt mit dem Grafen Hohenwart unterhandeln. Nach Beendigung dieſer Berathungen ſoll eine gemein- ſame Conferenz folgen. Während der Verhand- lungen ſoll die Geheimhaltung ſtreng gewahrt werden. Aus parlamentariſchen Kreiſen wird hin- ſichtlich der Zurückſtellung des böhmiſchen Aus- gleichs und der Sprachenfrage auch heute wieder berichtet, daß es ein gewaltiger Irrthum ſei, wenn man im Regierungslager annehme, daß die Deutſchen zu dem vorläufigen Fallenlaſſen des böhmiſchen Ausgleiches ihre Zuſtimmung ertheilen werden. Der böhmiſche Ausgleich und die Regelung der Sprachenfrage ſind Puncte, deren Erörterung und Löſung ſich kein öſter- reichiſcher Staatsmann wird entziehen können. Man begegne vielfach der Meinung, daß es Sache der Regierung wäre, wenn ſie ſchon den Deutſchen eine ſolche Zumuthung ſtellt, beide Parteien, Deutſche und Tſchechen, zu einer ge- meinſamen Conferenz einzuladen, in welcher neuerdings das Tempo für die Behandlung der Ausgleichsaction durchzuberathen wäre, und da würde die Regierung erfahren, welche Puncte die Deutſchen vorläufig ruhen laſſen und welche Puncte ſie durchgeführt wiſſen wollen und auf welche ſie in keinem Falle verzichten können. Cardinalfragen des Staates, vom Monarchen feierlich anerkannte Staatsnothwendigkeiten können nicht bei Seite geſchoben werden. Sollte ſich die Regierung den Feudalen gegenüber verpflichtet haben, den böhmiſchen Ausgleich zurückzuſtellen, ſo wird ſie erinnert werden, daß ſie etwa drei Jahre früher eine bindende und ſolenne Ver- pflichtung eingegangen iſt, den Ausgleich durch- zuführen. (Die Trinkgelderpolitik der Polen) will wieder in die Halme ſchießen, wenigſtens ver- langt der „Dzennik Polski“, die Polen mögen für ihre Mitwirkung an der Majoritätsbildung die Vermehrung der ſtädtiſchen Reichsrathsabge- ordneten aus Galizien und der Zahl ihrer Ver- treter in der Delegation, ſowie die geſetzliche Sicherſtellung der Rechte der polniſchen Sprache in Galizien fordern. Bei ſolchen „beſcheidenen“ Wünſchen kann man den Aerger der Polen darüber begreifen, daß die Deutſche Linke dem Programme des Herrn Grafen Taaffe ſehr miß- trauiſch gegenüberſteht. (Die deutſche Militärvorlage.) Der Ber- liner Correſpondent der „Weſtdeutſchen Allge- meinen Zeitung“ verſichert gegenüber anderweiti- gen Blättermeldungen, die Conferenzen hoher

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 1, Olmütz, 02.01.1893, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches1_1893/3>, abgerufen am 28.03.2024.