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Mährisches Tagblatt. Nr. 279, Olmütz, 04.12.1885.

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Das
"Mährische Tagblatt"
mit der illustr. Wochenbeilag
"Illustrirt. Sonntagsblatt"
erscheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich
Ausgabe 2 Uhr Nachmittags
im Administrations-Locale
Riederring Nr. 41 neu
ober den Fleischbänken.

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Ganzjährig fl. 10.--
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lich 10 Kreuzer.

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Einzelne Nummer 5 Kreuzer.


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Mährisches
Tagblatt.

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[I]n[s]ertionsgebühren
[die 4]mal gespaltene Petitzeil
oder deren Raum 6 Kreuzer




[A]ußerhalb Olmütz überneh-
men Insertions-Aufträge:
Helnrich Schalek, Annon-
cen-E[x]ped. in Wien, I., Woll-
zeile Nr. 1[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]. Haasensteln &
Vogler
in Wien, Prag, Buda-
pest, Berlin, Frankfurt a. M[.]
Hamburg, Basel und Leipzig
Alois Opellik, in Wien Rud-
M[o]sse
in Wien, München u.
Berlin, G. L. Daube u. Co.
(Ig. Knoll[)]
Wien, I., Singer-
straße 11 a, Frankfurt a. M.
Adolf Steiner's Annoncen-
bureau in Hamburg, sowie
sämmtl. conc. Insertions-Bu-
reaux des In- u. Auslandes.




Manuscripte werden nicht
zurückgestellt.




Nr. 279. Olmütz, Freitag den 4. December 1885. 6. Jahrgang.



[Spaltenumbruch]
Bericht über die Wahl des Grafen
Schönborn.


Der Bericht des Landesausschusses an den
Landtag über die angefochtene Landtagswahl des
Statthalters Grafen Schönborn im Städtebezirke
Ungarisch-Hradisch-Ungarisch-Ostra-Bisenz-Wessely
liegt nun vor. Trotzdem derselbe sich auf die
Zusammenstellung der vom Olmützer Bezirkshaupt-
manne Statthaltereirath Khade an Ort und Stelle
vorgenommenen Erhebungen beschränkt, diese Erhe-
bungen sich nur auf jene Puncte beziehen, welche
die unterlegene deutsche Partei in aller Hast und
Eile in ihrem Proteste scizzirte und die Zusam-
menstellung des Berichtes vom Landesausschuß-
Beisitzer Dr. Ritter v. Schrom in einer jeden-
falls die für den Wahlact ungünstigen Details
nicht auffallend hervorkehrenden Weise erfolgte,
läßt dieser Bericht schon bei oberflächlicher Durch-
sicht erkennen, daß die Vorgänge bei der fragli-
chen Wahl durchaus nicht geeignet sind, die An-
schauungen der unterlegenen deutsch-liberalen Par-
tei über die Art des Vollzuges dieser Wahl zu
modificiren. Die "N. fr. Pr." berichtet hierüber
folgendes:

Die Erhebungen bewegten sich in zwei Rich-i
tungen: einerseits betreffs der behaupteten formellen,
andererseits der materiellen Gebrechen des Wahl-
actes. Der Protest behauptet, daß das Stimmen-
Scrutinium im geschlossenen Wahllocale erfolgte,
eine Publicirung des Wahlresultates nicht statt-
fand und der Bezirkshauptmann nicht bis zum
Schlusse des Scrutiniums verblieb. Dem gegen-
über äußert sich der Hradischer Bezirkshauptmann,
daß nicht nur während der Wahl, sondern auch
beim Beginne des Scrutiniums derartige Ruhe
[Spaltenumbruch] störungen im Wahllocale vorgefallen sind, daß
es fast unmöglich war, das Scrutinium richtig
durchzuführen, weßhalb der Vorsitzende der Wahl-
commission die Anwesenden ersuchte, sich ruhig zu
verhalten, und nachdem diese Mahnung erfolglos
blieb, das Wahllocal zu verlassen. Fast alle An-
wesenden entfernten sich sodann aus dem Saale,
störten aber die Scrutinirenden durch lautes
Sprechen und durch Rückkehr einzelner Wähler
in das Wahllocal, so daß die Stimmenzählung
dreimal vorgenommen werden mußte. Um
das Scrutinium noch am selben Tage zu Ende
bringen zu können, ließ der Vorsitzende die Thür
zu bezeichnetem Locale absperren, wodurch es
möglich wurde, die Stimmenzählung um 4 Uhr
Nachmittags zu beenden. Das Resultat der voll-
zogenen Wahl wurde sohin vom Vorsitzenden in der
Weise bekanntgegeben, daß er die abgesperrte Aus-
gangsthür öffnete und bei derselben den noch an-
wesenden Wählern das Ergebniß der Abstimmung
mittheilte. Der Bezirkshauptmann verließ das
Wahllocal bei einer anderen Ausgangsthür, wel-
cher Umstand zu der Meinung Anlaß gab, daß
er nicht bis zum Schlusse des ganzen Wahlactes
anwesend gewesen wäre: allein diese Ansicht er-
scheint insofern unrichtig, als er mittelst des er-
wähnten Ausganges in jene Localitäten gelangte,
n[unleserliches Material] welchen die Wählen zum Vorsitzenden der
Wahlcomission gewendet und die Wahlresultats-
Mittheilung anhörend standen, er daher auch in
der Lage war, sich zu überzeugen, daß der Vor-
sitzende das Ergebniß der Stimmenzählung wirk-
lich bekanntgemacht hat. Die das Wahllocal ver-
lassenden Mitglieder der Wahlcommision waren
bei dieser Mittheilung des Wahlresultates durch
den Vorsitzenden ebenfalls anwesend. Vorher
wurde das über die Wahlhandlung geführte Pro-
tocoll geschlossen, von den Mitgliedern der Com-
[Spaltenumbruch] mission unterschrieben, mit den übrigen Acten
versiegelt und dem k. k. Bezirkshauptmanne zur
weiteren Vorlage übergeben. Was die behauptete
Protestanmeldung vor der Wahlcommission be-
trifft, ist dem k. k. Bezirkshauptmanne nicht er-
innerlich, daß eine solche stattgefunden hätte.
Die Streichungen und Correcturen in den
Wählerlisten, welche der Protest als ungesetz-
lich erfolgt bezeichnet, erklärt der Hradischer
Bezirkshauptmann als auf seinen Auftrag vor-
genommen. Dieselben erfolgten von amtswegen
oder auf Reclamationen. Die Aufnahme neuer
Wähler geschah in allen Fällen nur auf schrift-
liche oder mündliche Reclamationen mit Aus-
nahme Eines Falles, und zwar des Wählers
Franz Soric, Bäckers in Ungarisch-Hradisch,
welcher nach Ablauf der Reclamationsfrist, jedoch
24 Stunden vor der Wahl, von amtswegen in
die Liste aufgenommen wurde. Sobald die Wäh-
lerlisten richtiggestellt waren, wurden dieselben
am 14. beziehungsweise 15. Juli 1884 datirt
und vom Bezirkshauptmanne bestätigt. Sodann
wurden die in Folge Reclamationen sich ergeben-
den Eintragungen von Wählern und sonstige
Berichtigungen in den Wählerlisten vorgenommen
und mit der Unterschrift des Bezirkshauptmannes
und dem Datum des 2. Juli 1884 versehen.
Hieraus wird gefolgert, daß die Wählerlisten
vom 15., beziehungsweise 16. Juni bis 23. des-
selben Monats 1884 öffentlich aufgelegen sind, vom
Tage der Kundmachung eine dreitägige Frist (vom
16. bis 19. Juni 1884) zur Einbringung der Recla-
mationen anberaumt war und die Erledigung der
Reclamation derart rechtzeitig erfolge, daß 24
Stunden vor der Wahl keine Aenderung mehr
in den Wählerlisten stattfand. Das Datum der
Bestätigung auf den Wählerlisten vom 2. Juli
1884 hat demnach keineswegs zur Folge, daß




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Man muß sich zu helfen wissen.
(Original-Feuilleton des "Mährischen Tagblattes.)"

Es war eine ausgemachte Sache, daß William
Smith, einer der zahlreichen Reporter des "New-
York Herald" alle seine Collegen an Findigkeit
und journalistischer Routine, an unermüdlicher
Ausdauer im Aufspüren sensationeller Tages-
ereignisse weit überflügelte. Niemals verlegen
wußte er allen Schwierigkeiten Trotz zu bieten,
und die ihm angeborene Schlauheit, gepaart mit
einer guten Portion U verfrorenheit, um gelinde
zu sprechen, verhalfen ihm zum Siege über alle
vor seinem Ziele stehenden Hindernisse.

Eines Tages wurde ihm von der Redaction
seines Blattes der Auftrag zu Theil, der Beerdi-
gung des eben verstorbenen Generals Baker bei-
zuwohnen, um über den Verlauf der Feierlichkeit
einen schwungvollen Bericht liefern zu können.
Auf dem Wege nach dem weißen Hause, wo die
Beerdigung des genannten Generals stattfinden
sollte, bemerkte Smith in der Ferne eine Gruppe
von lebhaft schreienden, hin- und herlaufenden
Menschen.

Sofort erwachte in ihm als pflichteifrigem
Berichterstatter, der sehnlichste Wunsch, die Ur-
sachen jenes Tumultes kennen zu lernen. Nach-
[Spaltenumbruch] dem er sich durch einen raschen Blick auf seine
Uhr überzeugt hatte, daß ihm bis zum Beginne
der Trauerfeierlichkeit, welche für die vierte Nach-
mittagsstunde angesagt war, noch Zeit übrig
bleibe, um seine pflichtmäßige Neugier zu befrie-
digen, wandte er sich schleunigst nach jenem Orte,
von wo aus der Lärm erschallte.

Dort angelangt, bahnte er sich rücksichtslos
mit seinen Armen arbeitend, wie ein Hercules,
den Weg durch die dichtgedrängte Menschenmenge,
die einen blutüberströmten, wie leblos auf dem
Pflaster liegenden alten Mann umgab.

Eifrig erkundigte sich Smith das Notizbuch
in der Hand nach dem Hergange des augen-
scheinlichen Unfalles, über welchen ihm die Um-
stehenden einen für seine Eile ziemlich weitschwei-
figen Bericht zukommen ließen. Sie erzählten
auf das detaillirteste, wie der arme Alte beim
Passiren der Straße von einer mit rasender
Schnelligkeit anrasselnden Equipage zu Boden
gerissen worden und mehrere anscheinend schwere
Verletzungen erlitten hatte.

Da schlug es vom nächsten Thurme 4 Uhr;
Smith hatte keine Zeit mehr zu verlieren,
wollte er nicht ganz auf seine Anwesenheit im
weißen Hause verzichten. Eiligst nahm er den
durch den geschilderten Vorfall unterbrochenen
Weg wieder auf und langte schweißtriefend am
Ziele seiner Wanderung an. Er hatte sich jedoch
zu sehr verspätet und sah sich bei dem Umstande,
[Spaltenumbruch] als alle Eintrittskarten vergeben waren, außer
Stande, dem Auftrage seiner Redaction zu ent-
sprechen. Trotz aller Proteste und Remonstratio-
nen wurde ihm der Eintritt in das Gebäude
durch den wachsamen Cerberus verweigert. Aerger-
lich mit dem Fuße stampfend, verwünschte der
Reporter den Unfall, der ihn am rechtzeitigen
Erscheinen verhindert hatte, und strengte sein
Denkvermögen auf das Aeußerste an, um ein
Mittel zu finden, das ihn allen Cerberussen zum
Trotz doch in's Innere des Gebäudes bringen
sollte. Da fielen seine scharfen Blicke auf ein
offenstehendes Kellerloch in einer Seitenfront des
weißen Hauses, und ohne sich auch nur einen
Moment zu besinnen, eilte er schnurstracks zu
demselben hin, zwängte seinen Körper wie ein
Wiesel, durch die gerade nicht zu bequeme
Oeffnung und mit einem kühnen Sprunge war
er im Keller unten. Hier hatte er rasch seine
Blendlaterne, die ihn in Gesellschaft eines gela-
denen Revolvers auf allen Wegen und Umwegen
begleitete, angezündet und sah sich mit Hilfe der-
selben in den Stand gesetzt, ohne Schwierigkeit
über die aufgehäuften Kohlen der schmalen Ein-
gangsthüre zuzusteuern, welche zwar verschlossen
war, aber einem kräftigen Drucke seiner Hand
nicht Stand hielt. Durch diese Thüre gelangte
Smith in einen finsteren Gang, der ihn nach
mannigfachen Irrfahrten endlich zu einer Treppe
brachte.


[Spaltenumbruch]

Das
„Mähriſche Tagblatt“
mit der illuſtr. Wochenbeilag
„Illuſtrirt. Sonntagsblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich
Ausgabe 2 Uhr Nachmittags
im Adminiſtrations-Locale
Riederring Nr. 41 neu
ober den Fleiſchbänken.

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Mähriſches
Tagblatt.

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cen-E[x]ped. in Wien, I., Woll-
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Vogler
in Wien, Prag, Buda-
peſt, Berlin, Frankfurt a. M[.]
Hamburg, Baſel und Leipzig
Alois Opellik, in Wien Rud-
M[o]sse
in Wien, München u.
Berlin, G. L. Daube u. Co.
(Ig. Knoll[)]
Wien, I., Singer-
ſtraße 11 a, Frankfurt a. M.
Adolf Steiner’s Annoncen-
bureau in Hamburg, ſowie
ſämmtl. conc. Inſertions-Bu-
reaux des In- u. Auslandes.




Manuſcripte werden nicht
zurückgeſtellt.




Nr. 279. Olmütz, Freitag den 4. December 1885. 6. Jahrgang.



[Spaltenumbruch]
Bericht über die Wahl des Grafen
Schönborn.


Der Bericht des Landesausſchuſſes an den
Landtag über die angefochtene Landtagswahl des
Statthalters Grafen Schönborn im Städtebezirke
Ungariſch-Hradiſch-Ungariſch-Oſtra-Biſenz-Weſſely
liegt nun vor. Trotzdem derſelbe ſich auf die
Zuſammenſtellung der vom Olmützer Bezirkshaupt-
manne Statthaltereirath Khade an Ort und Stelle
vorgenommenen Erhebungen beſchränkt, dieſe Erhe-
bungen ſich nur auf jene Puncte beziehen, welche
die unterlegene deutſche Partei in aller Haſt und
Eile in ihrem Proteſte ſcizzirte und die Zuſam-
menſtellung des Berichtes vom Landesausſchuß-
Beiſitzer Dr. Ritter v. Schrom in einer jeden-
falls die für den Wahlact ungünſtigen Details
nicht auffallend hervorkehrenden Weiſe erfolgte,
läßt dieſer Bericht ſchon bei oberflächlicher Durch-
ſicht erkennen, daß die Vorgänge bei der fragli-
chen Wahl durchaus nicht geeignet ſind, die An-
ſchauungen der unterlegenen deutſch-liberalen Par-
tei über die Art des Vollzuges dieſer Wahl zu
modificiren. Die „N. fr. Pr.“ berichtet hierüber
folgendes:

Die Erhebungen bewegten ſich in zwei Rich-i
tungen: einerſeits betreffs der behaupteten formellen,
andererſeits der materiellen Gebrechen des Wahl-
actes. Der Proteſt behauptet, daß das Stimmen-
Scrutinium im geſchloſſenen Wahllocale erfolgte,
eine Publicirung des Wahlreſultates nicht ſtatt-
fand und der Bezirkshauptmann nicht bis zum
Schluſſe des Scrutiniums verblieb. Dem gegen-
über äußert ſich der Hradiſcher Bezirkshauptmann,
daß nicht nur während der Wahl, ſondern auch
beim Beginne des Scrutiniums derartige Ruhe
[Spaltenumbruch] ſtörungen im Wahllocale vorgefallen ſind, daß
es faſt unmöglich war, das Scrutinium richtig
durchzuführen, weßhalb der Vorſitzende der Wahl-
commiſſion die Anweſenden erſuchte, ſich ruhig zu
verhalten, und nachdem dieſe Mahnung erfolglos
blieb, das Wahllocal zu verlaſſen. Faſt alle An-
weſenden entfernten ſich ſodann aus dem Saale,
ſtörten aber die Scrutinirenden durch lautes
Sprechen und durch Rückkehr einzelner Wähler
in das Wahllocal, ſo daß die Stimmenzählung
dreimal vorgenommen werden mußte. Um
das Scrutinium noch am ſelben Tage zu Ende
bringen zu können, ließ der Vorſitzende die Thür
zu bezeichnetem Locale abſperren, wodurch es
möglich wurde, die Stimmenzählung um 4 Uhr
Nachmittags zu beenden. Das Reſultat der voll-
zogenen Wahl wurde ſohin vom Vorſitzenden in der
Weiſe bekanntgegeben, daß er die abgeſperrte Aus-
gangsthür öffnete und bei derſelben den noch an-
weſenden Wählern das Ergebniß der Abſtimmung
mittheilte. Der Bezirkshauptmann verließ das
Wahllocal bei einer anderen Ausgangsthür, wel-
cher Umſtand zu der Meinung Anlaß gab, daß
er nicht bis zum Schluſſe des ganzen Wahlactes
anweſend geweſen wäre: allein dieſe Anſicht er-
ſcheint inſofern unrichtig, als er mittelſt des er-
wähnten Ausganges in jene Localitäten gelangte,
n[unleserliches Material] welchen die Wählen zum Vorſitzenden der
Wahlcomiſſion gewendet und die Wahlreſultats-
Mittheilung anhörend ſtanden, er daher auch in
der Lage war, ſich zu überzeugen, daß der Vor-
ſitzende das Ergebniß der Stimmenzählung wirk-
lich bekanntgemacht hat. Die das Wahllocal ver-
laſſenden Mitglieder der Wahlcommiſion waren
bei dieſer Mittheilung des Wahlreſultates durch
den Vorſitzenden ebenfalls anweſend. Vorher
wurde das über die Wahlhandlung geführte Pro-
tocoll geſchloſſen, von den Mitgliedern der Com-
[Spaltenumbruch] miſſion unterſchrieben, mit den übrigen Acten
verſiegelt und dem k. k. Bezirkshauptmanne zur
weiteren Vorlage übergeben. Was die behauptete
Proteſtanmeldung vor der Wahlcommiſſion be-
trifft, iſt dem k. k. Bezirkshauptmanne nicht er-
innerlich, daß eine ſolche ſtattgefunden hätte.
Die Streichungen und Correcturen in den
Wählerliſten, welche der Proteſt als ungeſetz-
lich erfolgt bezeichnet, erklärt der Hradiſcher
Bezirkshauptmann als auf ſeinen Auftrag vor-
genommen. Dieſelben erfolgten von amtswegen
oder auf Reclamationen. Die Aufnahme neuer
Wähler geſchah in allen Fällen nur auf ſchrift-
liche oder mündliche Reclamationen mit Aus-
nahme Eines Falles, und zwar des Wählers
Franz Soric, Bäckers in Ungariſch-Hradiſch,
welcher nach Ablauf der Reclamationsfriſt, jedoch
24 Stunden vor der Wahl, von amtswegen in
die Liſte aufgenommen wurde. Sobald die Wäh-
lerliſten richtiggeſtellt waren, wurden dieſelben
am 14. beziehungsweiſe 15. Juli 1884 datirt
und vom Bezirkshauptmanne beſtätigt. Sodann
wurden die in Folge Reclamationen ſich ergeben-
den Eintragungen von Wählern und ſonſtige
Berichtigungen in den Wählerliſten vorgenommen
und mit der Unterſchrift des Bezirkshauptmannes
und dem Datum des 2. Juli 1884 verſehen.
Hieraus wird gefolgert, daß die Wählerliſten
vom 15., beziehungsweiſe 16. Juni bis 23. des-
ſelben Monats 1884 öffentlich aufgelegen ſind, vom
Tage der Kundmachung eine dreitägige Friſt (vom
16. bis 19. Juni 1884) zur Einbringung der Recla-
mationen anberaumt war und die Erledigung der
Reclamation derart rechtzeitig erfolge, daß 24
Stunden vor der Wahl keine Aenderung mehr
in den Wählerliſten ſtattfand. Das Datum der
Beſtätigung auf den Wählerliſten vom 2. Juli
1884 hat demnach keineswegs zur Folge, daß




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Man muß ſich zu helfen wiſſen.
(Original-Feuilleton des „Mähriſchen Tagblattes.)“

Es war eine ausgemachte Sache, daß William
Smith, einer der zahlreichen Reporter des „New-
York Herald“ alle ſeine Collegen an Findigkeit
und journaliſtiſcher Routine, an unermüdlicher
Ausdauer im Aufſpüren ſenſationeller Tages-
ereigniſſe weit überflügelte. Niemals verlegen
wußte er allen Schwierigkeiten Trotz zu bieten,
und die ihm angeborene Schlauheit, gepaart mit
einer guten Portion U verfrorenheit, um gelinde
zu ſprechen, verhalfen ihm zum Siege über alle
vor ſeinem Ziele ſtehenden Hinderniſſe.

Eines Tages wurde ihm von der Redaction
ſeines Blattes der Auftrag zu Theil, der Beerdi-
gung des eben verſtorbenen Generals Baker bei-
zuwohnen, um über den Verlauf der Feierlichkeit
einen ſchwungvollen Bericht liefern zu können.
Auf dem Wege nach dem weißen Hauſe, wo die
Beerdigung des genannten Generals ſtattfinden
ſollte, bemerkte Smith in der Ferne eine Gruppe
von lebhaft ſchreienden, hin- und herlaufenden
Menſchen.

Sofort erwachte in ihm als pflichteifrigem
Berichterſtatter, der ſehnlichſte Wunſch, die Ur-
ſachen jenes Tumultes kennen zu lernen. Nach-
[Spaltenumbruch] dem er ſich durch einen raſchen Blick auf ſeine
Uhr überzeugt hatte, daß ihm bis zum Beginne
der Trauerfeierlichkeit, welche für die vierte Nach-
mittagsſtunde angeſagt war, noch Zeit übrig
bleibe, um ſeine pflichtmäßige Neugier zu befrie-
digen, wandte er ſich ſchleunigſt nach jenem Orte,
von wo aus der Lärm erſchallte.

Dort angelangt, bahnte er ſich rückſichtslos
mit ſeinen Armen arbeitend, wie ein Hercules,
den Weg durch die dichtgedrängte Menſchenmenge,
die einen blutüberſtrömten, wie leblos auf dem
Pflaſter liegenden alten Mann umgab.

Eifrig erkundigte ſich Smith das Notizbuch
in der Hand nach dem Hergange des augen-
ſcheinlichen Unfalles, über welchen ihm die Um-
ſtehenden einen für ſeine Eile ziemlich weitſchwei-
figen Bericht zukommen ließen. Sie erzählten
auf das detaillirteſte, wie der arme Alte beim
Paſſiren der Straße von einer mit raſender
Schnelligkeit anraſſelnden Equipage zu Boden
geriſſen worden und mehrere anſcheinend ſchwere
Verletzungen erlitten hatte.

Da ſchlug es vom nächſten Thurme 4 Uhr;
Smith hatte keine Zeit mehr zu verlieren,
wollte er nicht ganz auf ſeine Anweſenheit im
weißen Hauſe verzichten. Eiligſt nahm er den
durch den geſchilderten Vorfall unterbrochenen
Weg wieder auf und langte ſchweißtriefend am
Ziele ſeiner Wanderung an. Er hatte ſich jedoch
zu ſehr verſpätet und ſah ſich bei dem Umſtande,
[Spaltenumbruch] als alle Eintrittskarten vergeben waren, außer
Stande, dem Auftrage ſeiner Redaction zu ent-
ſprechen. Trotz aller Proteſte und Remonſtratio-
nen wurde ihm der Eintritt in das Gebäude
durch den wachſamen Cerberus verweigert. Aerger-
lich mit dem Fuße ſtampfend, verwünſchte der
Reporter den Unfall, der ihn am rechtzeitigen
Erſcheinen verhindert hatte, und ſtrengte ſein
Denkvermögen auf das Aeußerſte an, um ein
Mittel zu finden, das ihn allen Cerberuſſen zum
Trotz doch in’s Innere des Gebäudes bringen
ſollte. Da fielen ſeine ſcharfen Blicke auf ein
offenſtehendes Kellerloch in einer Seitenfront des
weißen Hauſes, und ohne ſich auch nur einen
Moment zu beſinnen, eilte er ſchnurſtracks zu
demſelben hin, zwängte ſeinen Körper wie ein
Wieſel, durch die gerade nicht zu bequeme
Oeffnung und mit einem kühnen Sprunge war
er im Keller unten. Hier hatte er raſch ſeine
Blendlaterne, die ihn in Geſellſchaft eines gela-
denen Revolvers auf allen Wegen und Umwegen
begleitete, angezündet und ſah ſich mit Hilfe der-
ſelben in den Stand geſetzt, ohne Schwierigkeit
über die aufgehäuften Kohlen der ſchmalen Ein-
gangsthüre zuzuſteuern, welche zwar verſchloſſen
war, aber einem kräftigen Drucke ſeiner Hand
nicht Stand hielt. Durch dieſe Thüre gelangte
Smith in einen finſteren Gang, der ihn nach
mannigfachen Irrfahrten endlich zu einer Treppe
brachte.


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[[1]/0001] Das „Mähriſche Tagblatt“ mit der illuſtr. Wochenbeilag „Illuſtrirt. Sonntagsblatt“ erſcheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich Ausgabe 2 Uhr Nachmittags im Adminiſtrations-Locale Riederring Nr. 41 neu ober den Fleiſchbänken. Abonnement für Olmütz Ganzjährig fl. 10.— Halbjährig „ 5.— Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ —.90 Zuſtellung ins Haus monat- lich 10 Kreuzer. Auswärts durch die Poſt Ganzjährig fl. 14.— Halbjährig „ 7.— Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummer 5 Kreuzer. Mähriſches Tagblatt. Inſertionsgebühren die 4mal geſpaltene Petitzeil oder deren Raum 6 Kreuzer Außerhalb Olmütz überneh- men Inſertions-Aufträge: Helnrich Schalek, Annon- cen-Exped. in Wien, I., Woll- zeile Nr. 1_. Haasensteln & Vogler in Wien, Prag, Buda- peſt, Berlin, Frankfurt a. M. Hamburg, Baſel und Leipzig Alois Opellik, in Wien Rud- Mosse in Wien, München u. Berlin, G. L. Daube u. Co. (Ig. Knoll) Wien, I., Singer- ſtraße 11 a, Frankfurt a. M. Adolf Steiner’s Annoncen- bureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertions-Bu- reaux des In- u. Auslandes. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. Nr. 279. Olmütz, Freitag den 4. December 1885. 6. Jahrgang. Bericht über die Wahl des Grafen Schönborn. Olmütz, 4. December. Der Bericht des Landesausſchuſſes an den Landtag über die angefochtene Landtagswahl des Statthalters Grafen Schönborn im Städtebezirke Ungariſch-Hradiſch-Ungariſch-Oſtra-Biſenz-Weſſely liegt nun vor. Trotzdem derſelbe ſich auf die Zuſammenſtellung der vom Olmützer Bezirkshaupt- manne Statthaltereirath Khade an Ort und Stelle vorgenommenen Erhebungen beſchränkt, dieſe Erhe- bungen ſich nur auf jene Puncte beziehen, welche die unterlegene deutſche Partei in aller Haſt und Eile in ihrem Proteſte ſcizzirte und die Zuſam- menſtellung des Berichtes vom Landesausſchuß- Beiſitzer Dr. Ritter v. Schrom in einer jeden- falls die für den Wahlact ungünſtigen Details nicht auffallend hervorkehrenden Weiſe erfolgte, läßt dieſer Bericht ſchon bei oberflächlicher Durch- ſicht erkennen, daß die Vorgänge bei der fragli- chen Wahl durchaus nicht geeignet ſind, die An- ſchauungen der unterlegenen deutſch-liberalen Par- tei über die Art des Vollzuges dieſer Wahl zu modificiren. Die „N. fr. Pr.“ berichtet hierüber folgendes: Die Erhebungen bewegten ſich in zwei Rich-i tungen: einerſeits betreffs der behaupteten formellen, andererſeits der materiellen Gebrechen des Wahl- actes. Der Proteſt behauptet, daß das Stimmen- Scrutinium im geſchloſſenen Wahllocale erfolgte, eine Publicirung des Wahlreſultates nicht ſtatt- fand und der Bezirkshauptmann nicht bis zum Schluſſe des Scrutiniums verblieb. Dem gegen- über äußert ſich der Hradiſcher Bezirkshauptmann, daß nicht nur während der Wahl, ſondern auch beim Beginne des Scrutiniums derartige Ruhe ſtörungen im Wahllocale vorgefallen ſind, daß es faſt unmöglich war, das Scrutinium richtig durchzuführen, weßhalb der Vorſitzende der Wahl- commiſſion die Anweſenden erſuchte, ſich ruhig zu verhalten, und nachdem dieſe Mahnung erfolglos blieb, das Wahllocal zu verlaſſen. Faſt alle An- weſenden entfernten ſich ſodann aus dem Saale, ſtörten aber die Scrutinirenden durch lautes Sprechen und durch Rückkehr einzelner Wähler in das Wahllocal, ſo daß die Stimmenzählung dreimal vorgenommen werden mußte. Um das Scrutinium noch am ſelben Tage zu Ende bringen zu können, ließ der Vorſitzende die Thür zu bezeichnetem Locale abſperren, wodurch es möglich wurde, die Stimmenzählung um 4 Uhr Nachmittags zu beenden. 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Sobald die Wäh- lerliſten richtiggeſtellt waren, wurden dieſelben am 14. beziehungsweiſe 15. Juli 1884 datirt und vom Bezirkshauptmanne beſtätigt. Sodann wurden die in Folge Reclamationen ſich ergeben- den Eintragungen von Wählern und ſonſtige Berichtigungen in den Wählerliſten vorgenommen und mit der Unterſchrift des Bezirkshauptmannes und dem Datum des 2. Juli 1884 verſehen. Hieraus wird gefolgert, daß die Wählerliſten vom 15., beziehungsweiſe 16. Juni bis 23. des- ſelben Monats 1884 öffentlich aufgelegen ſind, vom Tage der Kundmachung eine dreitägige Friſt (vom 16. bis 19. Juni 1884) zur Einbringung der Recla- mationen anberaumt war und die Erledigung der Reclamation derart rechtzeitig erfolge, daß 24 Stunden vor der Wahl keine Aenderung mehr in den Wählerliſten ſtattfand. Das Datum der Beſtätigung auf den Wählerliſten vom 2. Juli 1884 hat demnach keineswegs zur Folge, daß Feuilleton. Man muß ſich zu helfen wiſſen. (Original-Feuilleton des „Mähriſchen Tagblattes.)“ Es war eine ausgemachte Sache, daß William Smith, einer der zahlreichen Reporter des „New- York Herald“ alle ſeine Collegen an Findigkeit und journaliſtiſcher Routine, an unermüdlicher Ausdauer im Aufſpüren ſenſationeller Tages- ereigniſſe weit überflügelte. Niemals verlegen wußte er allen Schwierigkeiten Trotz zu bieten, und die ihm angeborene Schlauheit, gepaart mit einer guten Portion U verfrorenheit, um gelinde zu ſprechen, verhalfen ihm zum Siege über alle vor ſeinem Ziele ſtehenden Hinderniſſe. Eines Tages wurde ihm von der Redaction ſeines Blattes der Auftrag zu Theil, der Beerdi- gung des eben verſtorbenen Generals Baker bei- zuwohnen, um über den Verlauf der Feierlichkeit einen ſchwungvollen Bericht liefern zu können. Auf dem Wege nach dem weißen Hauſe, wo die Beerdigung des genannten Generals ſtattfinden ſollte, bemerkte Smith in der Ferne eine Gruppe von lebhaft ſchreienden, hin- und herlaufenden Menſchen. Sofort erwachte in ihm als pflichteifrigem Berichterſtatter, der ſehnlichſte Wunſch, die Ur- ſachen jenes Tumultes kennen zu lernen. Nach- dem er ſich durch einen raſchen Blick auf ſeine Uhr überzeugt hatte, daß ihm bis zum Beginne der Trauerfeierlichkeit, welche für die vierte Nach- mittagsſtunde angeſagt war, noch Zeit übrig bleibe, um ſeine pflichtmäßige Neugier zu befrie- digen, wandte er ſich ſchleunigſt nach jenem Orte, von wo aus der Lärm erſchallte. Dort angelangt, bahnte er ſich rückſichtslos mit ſeinen Armen arbeitend, wie ein Hercules, den Weg durch die dichtgedrängte Menſchenmenge, die einen blutüberſtrömten, wie leblos auf dem Pflaſter liegenden alten Mann umgab. Eifrig erkundigte ſich Smith das Notizbuch in der Hand nach dem Hergange des augen- ſcheinlichen Unfalles, über welchen ihm die Um- ſtehenden einen für ſeine Eile ziemlich weitſchwei- figen Bericht zukommen ließen. Sie erzählten auf das detaillirteſte, wie der arme Alte beim Paſſiren der Straße von einer mit raſender Schnelligkeit anraſſelnden Equipage zu Boden geriſſen worden und mehrere anſcheinend ſchwere Verletzungen erlitten hatte. Da ſchlug es vom nächſten Thurme 4 Uhr; Smith hatte keine Zeit mehr zu verlieren, wollte er nicht ganz auf ſeine Anweſenheit im weißen Hauſe verzichten. Eiligſt nahm er den durch den geſchilderten Vorfall unterbrochenen Weg wieder auf und langte ſchweißtriefend am Ziele ſeiner Wanderung an. Er hatte ſich jedoch zu ſehr verſpätet und ſah ſich bei dem Umſtande, als alle Eintrittskarten vergeben waren, außer Stande, dem Auftrage ſeiner Redaction zu ent- ſprechen. Trotz aller Proteſte und Remonſtratio- nen wurde ihm der Eintritt in das Gebäude durch den wachſamen Cerberus verweigert. Aerger- lich mit dem Fuße ſtampfend, verwünſchte der Reporter den Unfall, der ihn am rechtzeitigen Erſcheinen verhindert hatte, und ſtrengte ſein Denkvermögen auf das Aeußerſte an, um ein Mittel zu finden, das ihn allen Cerberuſſen zum Trotz doch in’s Innere des Gebäudes bringen ſollte. Da fielen ſeine ſcharfen Blicke auf ein offenſtehendes Kellerloch in einer Seitenfront des weißen Hauſes, und ohne ſich auch nur einen Moment zu beſinnen, eilte er ſchnurſtracks zu demſelben hin, zwängte ſeinen Körper wie ein Wieſel, durch die gerade nicht zu bequeme Oeffnung und mit einem kühnen Sprunge war er im Keller unten. Hier hatte er raſch ſeine Blendlaterne, die ihn in Geſellſchaft eines gela- denen Revolvers auf allen Wegen und Umwegen begleitete, angezündet und ſah ſich mit Hilfe der- ſelben in den Stand geſetzt, ohne Schwierigkeit über die aufgehäuften Kohlen der ſchmalen Ein- gangsthüre zuzuſteuern, welche zwar verſchloſſen war, aber einem kräftigen Drucke ſeiner Hand nicht Stand hielt. Durch dieſe Thüre gelangte Smith in einen finſteren Gang, der ihn nach mannigfachen Irrfahrten endlich zu einer Treppe brachte.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches279_1885
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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 279, Olmütz, 04.12.1885, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches279_1885/1>, abgerufen am 28.03.2024.