Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

herabgießen. Das Erkalten der Wasserdämpfe, und die dadurch bewirkte
plötzliche Condensation derselben vermehrt die elektrische Spannung, und
erregt das Spiel elektrischer Kräfte, die ein locales, vulkanisches Gewitter
hervorbringen, das mit einem wolkenbruchartigen Regen begleitet ist.
Solch eine Erscheinung charakterisirt unter allen Zonen das Ende einer Erup-
tion, ohne jemals als eigentlich vulkanisches Erzeugniß angesehen werden zu
können, was diejenigen Gelehrten annehmen mögten, die an einen unmit-
telbaren Zusammenhang der Vulkane mit dem Meere glauben. - Vor
5 Jahren als ich Gelegenheit hatte einen Ausbruch des Vesuv zu beobachten,
fanden sich unter den Wasserströmen, die dem Berge entstürzten, auch
zahlreiche Muscheln. Es waren jedoch Versteinerungen, einer merkwür-
dig neuesten Formation angehörend, und keine von denen die noch jetzt
im Golf von Neapel vorkommen.

5te Vorlesung [(10. Januar 1828)]

In der Provinz Popayan bilden die schweflichten Dämpfe, welche
der Vulkan Purace ausstößt, in Verbindung mit den Wässern die ihm
entströmen, einen Bach, von den Anwohnern: der Essigfluß genannt,
der sich in den Fluß Cauco ? ergießt, einem mächtigen Flusse, von der
Breite des Rheins, in dem nach der Einmündung des Baches auf eine weite
Strecke hinaus, kein Fisch existiren kann, so stark ist die Beimischung von
Schwefel und Salzsäure. Herr Toussaint hat neuerdings meine Analyse
dieses Wassers wiederholt. Er ist derselbe der die Entdeckung der Platina als
anstehendes Gestein gemacht hat, da man sie früher nur als Geschiebe kannte.

Es möge hier die Erwähnung der wunderlichen Hypothese des Captain

herabgießen. Das Erkalten der Wasserdämpfe, und die dadurch bewirkte
plötzliche Condensation derselben vermehrt die elektrische Spannung, und
erregt das Spiel elektrischer Kräfte, die ein locales, vulkanisches Gewitter
hervorbringen, das mit einem wolkenbruchartigen Regen begleitet ist.
Solch eine Erscheinung charakterisirt unter allen Zonen das Ende einer Erup-
tion, ohne jemals als eigentlich vulkanisches Erzeugniß angesehen werden zu
können, was diejenigen Gelehrten annehmen mögten, die an einen unmit-
telbaren Zusammenhang der Vulkane mit dem Meere glauben. – Vor
5 Jahren als ich Gelegenheit hatte einen Ausbruch des Vesuv zu beobachten,
fanden sich unter den Wasserströmen, die dem Berge entstürzten, auch
zahlreiche Muscheln. Es waren jedoch Versteinerungen, einer merkwür-
dig neuesten Formation angehörend, und keine von denen die noch jetzt
im Golf von Neapel vorkommen.

5te Vorlesung [(10. Januar 1828)]

In der Provinz Popayan bilden die schweflichten Dämpfe, welche
der Vulkan Purace ausstößt, in Verbindung mit den Wässern die ihm
entströmen, einen Bach, von den Anwohnern: der Essigfluß genannt,
der sich in den Fluß Cauco ? ergießt, einem mächtigen Flusse, von der
Breite des Rheins, in dem nach der Einmündung des Baches auf eine weite
Strecke hinaus, kein Fisch existiren kann, so stark ist die Beimischung von
Schwefel und Salzsäure. Herr Toussaint hat neuerdings meine Analyse
dieses Wassers wiederholt. Er ist derselbe der die Entdeckung der Platina als
anstehendes Gestein gemacht hat, da man sie früher nur als Geschiebe kannte.

Es möge hier die Erwähnung der wunderlichen Hypothese des Captain

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="4">
        <p><pb facs="#f0036" n="16v"/>
herabgießen. Das Erkalten der Wasserdämpfe, und die dadurch bewirkte<lb/>
plötzliche Condensation derselben vermehrt die elektrische Spannung, und<lb/>
erregt das Spiel elektrischer Kräfte, die ein locales, vulkanisches Gewitter<lb/>
hervorbringen, das mit einem wolkenbruchartigen Regen begleitet ist.<lb/>
Solch eine Erscheinung charakterisirt unter allen Zonen das Ende einer Erup-<lb/>
tion, ohne jemals<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 73: "jeweils".</note> als eigentlich vulkanisches Erzeugniß angesehen werden zu<lb/>
können, was diejenigen Gelehrten annehmen mögten, die an einen unmit-<lb/>
telbaren Zusammenhang der Vulkane mit dem Meere glauben. &#x2013; Vor<lb/>
5 Jahren als ich Gelegenheit hatte einen Ausbruch des Vesuv zu beobachten,<lb/>
fanden sich unter den Wasserströmen, die dem Berge entstürzten, auch<lb/>
zahlreiche Muscheln. Es waren jedoch Versteinerungen, einer merkwür-<lb/>
dig neuesten Formation angehörend, und keine von denen die noch jetzt<lb/>
im Golf von <hi rendition="#aq">Neapel</hi> vorkommen.</p><lb/>
      </div>
      <div type="session" n="5">
        <head type="leftMargin">5<hi rendition="#sup #u">te</hi> <choice><abbr>Vorl.</abbr><expan resp="#CT">Vorlesung</expan></choice> <supplied resp="#CT">(<ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-01-10">10. Januar 1828</date></ref>)</supplied></head><lb/>
        <p>In der Provinz <hi rendition="#aq">Popayan</hi> bilden die schweflichten Dämpfe, welche<lb/>
der Vulkan <hi rendition="#aq">Purace</hi> ausstößt, in Verbindung mit den Wässern die ihm<lb/>
entströmen, einen Bach, von den Anwohnern: der Essigfluß genannt,<lb/>
der sich in den Fluß <hi rendition="#aq">Cauco</hi> <metamark>?</metamark> ergießt, einem mächtigen Flusse, von der<lb/>
Breite des Rheins, in <choice><sic>den</sic><corr resp="#CT">dem</corr></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 74: "den".</note> nach der Einmündung des Baches auf eine weite<lb/>
Strecke hinaus, kein Fisch existiren kann, so stark ist die Beimischung von<lb/>
Schwefel und Salzsäure. Herr <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116492236 http://d-nb.info/gnd/116492236">Toussaint</persName></hi> hat neuerdings meine Analyse<lb/>
dieses Wassers wiederholt. Er ist derselbe der die Entdeckung der Platina als<lb/>
anstehendes Gestein gemacht hat, da man sie früher nur als Geschiebe kannte.</p><lb/>
        <p>Es möge hier die Erwähnung der wunderlichen Hypothese des <hi rendition="#aq">Captain</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-139820744 http://d-nb.info/gnd/139820744">Simmes</persName></hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16v/0036] herabgießen. Das Erkalten der Wasserdämpfe, und die dadurch bewirkte plötzliche Condensation derselben vermehrt die elektrische Spannung, und erregt das Spiel elektrischer Kräfte, die ein locales, vulkanisches Gewitter hervorbringen, das mit einem wolkenbruchartigen Regen begleitet ist. Solch eine Erscheinung charakterisirt unter allen Zonen das Ende einer Erup- tion, ohne jemals als eigentlich vulkanisches Erzeugniß angesehen werden zu können, was diejenigen Gelehrten annehmen mögten, die an einen unmit- telbaren Zusammenhang der Vulkane mit dem Meere glauben. – Vor 5 Jahren als ich Gelegenheit hatte einen Ausbruch des Vesuv zu beobachten, fanden sich unter den Wasserströmen, die dem Berge entstürzten, auch zahlreiche Muscheln. Es waren jedoch Versteinerungen, einer merkwür- dig neuesten Formation angehörend, und keine von denen die noch jetzt im Golf von Neapel vorkommen. 5te Vorl. (10. Januar 1828) In der Provinz Popayan bilden die schweflichten Dämpfe, welche der Vulkan Purace ausstößt, in Verbindung mit den Wässern die ihm entströmen, einen Bach, von den Anwohnern: der Essigfluß genannt, der sich in den Fluß Cauco ? ergießt, einem mächtigen Flusse, von der Breite des Rheins, in dem nach der Einmündung des Baches auf eine weite Strecke hinaus, kein Fisch existiren kann, so stark ist die Beimischung von Schwefel und Salzsäure. Herr Toussaint hat neuerdings meine Analyse dieses Wassers wiederholt. Er ist derselbe der die Entdeckung der Platina als anstehendes Gestein gemacht hat, da man sie früher nur als Geschiebe kannte. Es möge hier die Erwähnung der wunderlichen Hypothese des Captain Simmes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/36
Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 16v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/36>, abgerufen am 28.03.2024.