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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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dem Vorgebirge Parinna, das ruhige Meer, wie gewöhnlich unter solchen
Breiten, die große Wärme von 21-22° zeigte. Ein junger kenntniß-
reicher dänischer Seeofficier Dirkink von Holmfeldt, hat im Jahre 1825 auf
meine Bitte dieses sonderbare, so lange unbeachtete Phänomen von neu-
em untersucht, und meine Beobachtung durch sorgfältigen Vergleich be-
stätigt.

Abgesehen von diesen Strömungen, habe ich die Temperatur des Atlan-
tischen Oceans, (außerhalb des Golphstroms) zwischen dem 40 und 50° der
Breite (die Breiten von Spanien, Frankreich, Deutschland) einer beson-
dern Untersuchung werth gehalten. Ich habe gefunden, daß im Monat
Januar das Meerwasser im 40° Br. nicht unter 10°,7; im 45° Br. nicht
unter 9°,8 herabsinkt. In 50° Br. also in der Zone des nördlichen Deutsch-
lands findet eine Wintertemperatur des Meerwassers statt, welche die
Luftschichten selbst in dem glücklichen Klima von Marseille nicht erreichen.

Die Temperatur des Oceans begründet hauptsächlich den Unterschied der
Klimate an den Ost- und Westküsten desselben Continents, nach dem Vor-
herschen der Westwinde in den gemäßigten und kalten Himmelsstrichen.
Westliche Winde führen nämlich zu westlichen Küsten Luftschichten herbei,
die sich im strengsten Winter in Berührung mit der großen oceanischen
Wasserfläche erwärmt haben.

Verändert wird die Temperatur des Oceans temporair durch den
Wellenschlag, der wie bei den Sandbänken, eine Vermischung der Wasser-
schichten, und ein Heraufwühlen der kälteren, tieferen veranlaßt, wes-

halb

dem Vorgebirge Pariña, das ruhige Meer, wie gewöhnlich unter solchen
Breiten, die große Wärme von 21–22° zeigte. Ein junger kenntniß-
reicher dänischer Seeofficier Dirkink von Holmfeldt, hat im Jahre 1825 auf
meine Bitte dieses sonderbare, so lange unbeachtete Phänomen von neu-
em untersucht, und meine Beobachtung durch sorgfältigen Vergleich be-
stätigt.

Abgesehen von diesen Strömungen, habe ich die Temperatur des Atlan-
tischen Oceans, (außerhalb des Golphstroms) zwischen dem 40 und 50° der
Breite (die Breiten von Spanien, Frankreich, Deutschland) einer beson-
dern Untersuchung werth gehalten. Ich habe gefunden, daß im Monat
Januar das Meerwasser im 40° Br. nicht unter 10°,7; im 45° Br. nicht
unter 9°,8 herabsinkt. In 50° Br. also in der Zone des nördlichen Deutsch-
lands findet eine Wintertemperatur des Meerwassers statt, welche die
Luftschichten selbst in dem glücklichen Klima von Marseille nicht erreichen.

Die Temperatur des Oceans begründet hauptsächlich den Unterschied der
Klimate an den Ost- und Westküsten desselben Continents, nach dem Vor-
herschen der Westwinde in den gemäßigten und kalten Himmelsstrichen.
Westliche Winde führen nämlich zu westlichen Küsten Luftschichten herbei,
die sich im strengsten Winter in Berührung mit der großen oceanischen
Wasserfläche erwärmt haben.

Verändert wird die Temperatur des Oceans temporair durch den
Wellenschlag, der wie bei den Sandbänken, eine Vermischung der Wasser-
schichten, und ein Heraufwühlen der kälteren, tieferen veranlaßt, wes-

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[30r/0063] dem Vorgebirge Pariña, das ruhige Meer, wie gewöhnlich unter solchen Breiten, die große Wärme von 21–22° zeigte. Ein junger kenntniß- reicher dänischer Seeofficier Dirkink von Holmfeldt, hat im Jahre 1825 auf meine Bitte dieses sonderbare, so lange unbeachtete Phänomen von neu- em untersucht, und meine Beobachtung durch sorgfältigen Vergleich be- stätigt. Abgesehen von diesen Strömungen, habe ich die Temperatur des Atlan- tischen Oceans, (außerhalb des Golphstroms) zwischen dem 40 und 50° der Breite (die Breiten von Spanien, Frankreich, Deutschland) einer beson- dern Untersuchung werth gehalten. Ich habe gefunden, daß im Monat Januar das Meerwasser im 40° Br. nicht unter 10°,7; im 45° Br. nicht unter 9°,8 herabsinkt. In 50° Br. also in der Zone des nördlichen Deutsch- lands findet eine Wintertemperatur des Meerwassers statt, welche die Luftschichten selbst in dem glücklichen Klima von Marseille nicht erreichen. Die Temperatur des Oceans begründet hauptsächlich den Unterschied der Klimate an den Ost und Westküsten desselben Continents, nach dem Vor- herschen der Westwinde in den gemäßigten und kalten Himmelsstrichen. Westliche Winde führen nämlich zu westlichen Küsten Luftschichten herbei, die sich im strengsten Winter in Berührung mit der großen oceanischen Wasserfläche erwärmt haben. Verändert wird die Temperatur des Oceans temporair durch den Wellenschlag, der wie bei den Sandbänken, eine Vermischung der Wasser- schichten, und ein Heraufwühlen der kälteren, tieferen veranlaßt, wes- halb

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Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 30r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/63>, abgerufen am 18.04.2024.