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[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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vermehrt. Durch diese höhere Intelligenz kann er alle
Klimate ertragen, und den verschiedenartigsten Druck
der Luft. Wir sehen am deutlichsten daß die Intelligenz
des Menschen seine Flexibilität hervorbringt, am deut-
lichsten wenn wir die wilden Völker betrachten, die
noch nicht eine so große Intelligenz erlangt haben, und
denen deshalb auch eine solche Flexibilität fehlt. Es
ist ein altes spanisches Gesetz, daß man die Indianer
welche in der Ebene wohnen nicht über die Berge füh-
ren darf, sondern nur auf großen Umwegen von
einer Ebene zur andern, indem sie den geringern
Druck der Luft in der Höhe nicht ertragen können.
Eben so ist es mit den Menschen welche auf den Höhen
der Andeskette leben, die nicht ohne Gefahr ihrer Gesund-
heit sich in die Ebene begeben dürfen.

Wir sehen überhaupt eine größere Flexibilität bei den
Weißen als bei den Farbigen. Allerdings werden
einige Neger weit aus ihrem Vaterlande hinweg ge-
führt, doch sind dieß nur die stärksten, die meisten
wenigstens 1/3 bis 1/4 bleiben auf der Reise. -

Diese Flexibilität aber die wir dadurch sehen daß
sie bei mehreren Menschen geringer vorhanden ist,
als bei kultivirten, ist gewiß eine Folge der Intelligenz

eines

vermehrt. Durch dieſe höhere Intelligenz kann er alle
Klimate ertragen, und den verſchiedenartigſten Druck
der Luft. Wir ſehen am deutlichſten daß die Intelligenz
des Menſchen ſeine Flexibilität hervorbringt, am deut-
lichſten wenn wir die wilden Völker betrachten, die
noch nicht eine ſo große Intelligenz erlangt haben, und
denen deshalb auch eine ſolche Flexibilität fehlt. Es
iſt ein altes ſpaniſches Geſetz, daß man die Indianer
welche in der Ebene wohnen nicht über die Berge füh-
ren darf, ſondern nur auf großen Umwegen von
einer Ebene zur andern, indem ſie den geringern
Druck der Luft in der Höhe nicht ertragen können.
Eben ſo iſt es mit den Menſchen welche auf den Höhen
der Andeskette leben, die nicht ohne Gefahr ihrer Geſund-
heit ſich in die Ebene begeben dürfen.

Wir ſehen überhaupt eine größere Flexibilität bei den
Weißen als bei den Farbigen. Allerdings werden
einige Neger weit aus ihrem Vaterlande hinweg ge-
führt, doch ſind dieß nur die ſtärkſten, die meiſten
wenigſtens ⅓ bis ¼ bleiben auf der Reiſe. –

Dieſe Flexibilität aber die wir dadurch ſehen daß
ſie bei mehreren Menſchen geringer vorhanden iſt,
als bei kultivirten, iſt gewiß eine Folge der Intelligenz

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[609/0615] vermehrt. Durch dieſe höhere Intelligenz kann er alle Klimate ertragen, und den verſchiedenartigſten Druck der Luft. Wir ſehen am deutlichſten daß die Intelligenz des Menſchen ſeine Flexibilität hervorbringt, am deut- lichſten wenn wir die wilden Völker betrachten, die noch nicht eine ſo große Intelligenz erlangt haben, und denen deshalb auch eine ſolche Flexibilität fehlt. Es iſt ein altes ſpaniſches Geſetz, daß man die Indianer welche in der Ebene wohnen nicht über die Berge füh- ren darf, ſondern nur auf großen Umwegen von einer Ebene zur andern, indem ſie den geringern Druck der Luft in der Höhe nicht ertragen können. Eben ſo iſt es mit den Menſchen welche auf den Höhen der Andeskette leben, die nicht ohne Gefahr ihrer Geſund- heit ſich in die Ebene begeben dürfen. Wir ſehen überhaupt eine größere Flexibilität bei den Weißen als bei den Farbigen. Allerdings werden einige Neger weit aus ihrem Vaterlande hinweg ge- führt, doch ſind dieß nur die ſtärkſten, die meiſten wenigſtens ⅓ bis ¼ bleiben auf der Reiſe. – Dieſe Flexibilität aber die wir dadurch ſehen daß ſie bei mehreren Menſchen geringer vorhanden iſt, als bei kultivirten, iſt gewiß eine Folge der Intelligenz eines

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Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/615>, abgerufen am 25.04.2024.