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[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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ob die Literatur von Persien älter ist, oder die der
Meere in Aegypten.

Das Blühen der Cultur ist aber nicht sowohl aus der
Abstammung selbst hervorgegangen als vielmehr
durch die Unterschiede im Menschengeschlecht.

So sehen wir auch die großen Unterschiede zwischen
den Menschen welche das Kastenwesen gehabt haben
oder wo ein permanenter Despotismus stereotyp
geblieben ist, und denen wo eine gewisse gei-
stige Freiheit herrschte. Bei jenem finden wir mehr
eine Massencultur als des einzelnen Individu-
ums, wir sehen dabei hauptsächlich alles das aus-
gebildet, was auf Bequemlichkeit Bezug hat,
Straßenbau etc, weniger geistiges denken. Die
schönste Blüte finden wir da wo eine geistige
Freiheit herrschte; wir sehen sie zuerst in Hellas,
später unter den germanischen Stämmen, wo-
durch sie sich über ganz Europa ausdehnte.

Geschlossen den
26sten April
1828.



ob die Literatur von Perſien älter iſt, oder die der
Meere in Aegypten.

Das Blühen der Cultur iſt aber nicht ſowohl aus der
Abſtammung ſelbſt hervorgegangen als vielmehr
durch die Unterſchiede im Menſchengeſchlecht.

So ſehen wir auch die großen Unterſchiede zwiſchen
den Menſchen welche das Kaſtenweſen gehabt haben
oder wo ein permanenter Deſpotismus ſtereotyp
geblieben iſt, und denen wo eine gewiſse gei-
ſtige Freiheit herrſchte. Bei jenem finden wir mehr
eine Maſsencultur als des einzelnen Individu-
ums, wir ſehen dabei hauptsächlich alles das aus-
gebildet, was auf Bequemlichkeit Bezug hat,
Straßenbau etc, weniger geiſtiges denken. Die
ſchönſte Blüte finden wir da wo eine geiſtige
Freiheit herrſchte; wir ſehen ſie zuerſt in Hellas,
ſpäter unter den germaniſchen Stämmen, wo-
durch ſie ſich über ganz Europa ausdehnte.

Geſchloſsen den
26ſten April
1828.



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[654/0660] ob die Literatur von Perſien älter iſt, oder die der Meere in Aegypten. Das Blühen der Cultur iſt aber nicht ſowohl aus der Abſtammung ſelbſt hervorgegangen als vielmehr durch die Unterſchiede im Menſchengeſchlecht. So ſehen wir auch die großen Unterſchiede zwiſchen den Menſchen welche das Kaſtenweſen gehabt haben oder wo ein permanenter Deſpotismus ſtereotyp geblieben iſt, und denen wo eine gewiſse gei- ſtige Freiheit herrſchte. Bei jenem finden wir mehr eine Maſsencultur als des einzelnen Individu- ums, wir ſehen dabei hauptsächlich alles das aus- gebildet, was auf Bequemlichkeit Bezug hat, Straßenbau etc, weniger geiſtiges denken. Die ſchönſte Blüte finden wir da wo eine geiſtige Freiheit herrſchte; wir ſehen ſie zuerſt in Hellas, ſpäter unter den germaniſchen Stämmen, wo- durch ſie ſich über ganz Europa ausdehnte. Geſchloſsen den 26ſten April 1828.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/660>, abgerufen am 23.04.2024.