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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 69. Köln, 8. August 1848. Beilage.

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neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden - denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse.

Venezuela.
*

In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten.

Afrika.
* Capstadt, 1. Juli.

Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das "freie, einige und starke" Deutschland.)

Egypten.
* Alexandrien, 22. Juli.

Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene.

Banca-Zinn-Auktion.
Rotterdam, 4. Aug.

Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd,
45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd.
85,000 Blöcke Banca-Zinn,
in Loose von 1000 Blöcke.

Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien.

Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt.

Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen.

In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth.

Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam.

[Gerichtsprotokoll]
Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.

(Fortsetzung.)

Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse?

Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt.

Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein?

A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe.

Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen?

A. Durch den Grafen Kaiserling.

Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter?

A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter.

Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben?

A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt.

Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben?

A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein.

Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen?

A. Ja.

Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen?

A. Nein.

Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben?

A. Es ist nicht wahr.

Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies.

A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt.

Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im "Journal des Debats" und den "Times" fulminante Artikel zu veröffentlichen.

A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen.

Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen:

Lieber Heine!

Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen - die - die Beweise liegen mir vor, - alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau - sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, - nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. - Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen.

A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt.

Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde.

A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen.

Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen.

A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen.

(Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.)

Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen?

A. Ja.

Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen?

A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen.

Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen.

A. Das ist Alles unwahr.

Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben.

A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen.

Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen.

A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur.

(St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom "Briefstehlen" handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.)

St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte.

Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden.

(Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.)

Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt.

A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel?

Pr. Vom 2. Juli.

A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist.

Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe.

A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig.

St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: "Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen".)

Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte.

A. Ich weiß Nichts davon.

Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden.

A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.)

A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.)

St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden.

A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind.

Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht.

A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen.

Pr. Sind sie nach Deutz gereist?

A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen.

Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt.

A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen.

Pr. Wo wohnten Sie in Aachen?

A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten.

Pr. Wo wohnte Mendelssohn?

A. Das weiß ich nicht.

(Fortsetzung folgt.)

neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden ‒ denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse.

Venezuela.
*

In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten.

Afrika.
* Capstadt, 1. Juli.

Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das „freie, einige und starke“ Deutschland.)

Egypten.
* Alexandrien, 22. Juli.

Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene.

Banca-Zinn-Auktion.
Rotterdam, 4. Aug.

Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd,
45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd.
85,000 Blöcke Banca-Zinn,
in Loose von 1000 Blöcke.

Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien.

Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt.

Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen.

In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth.

Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam.

[Gerichtsprotokoll]
Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.

(Fortsetzung.)

Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse?

Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt.

Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein?

A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe.

Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen?

A. Durch den Grafen Kaiserling.

Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter?

A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter.

Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben?

A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt.

Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben?

A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein.

Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen?

A. Ja.

Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen?

A. Nein.

Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben?

A. Es ist nicht wahr.

Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies.

A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt.

Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im „Journal des Debats“ und den „Times“ fulminante Artikel zu veröffentlichen.

A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen.

Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen:

Lieber Heine!

Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen ‒ die ‒ die Beweise liegen mir vor, ‒ alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau ‒ sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, ‒ nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. ‒ Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen.

A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt.

Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde.

A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen.

Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen.

A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen.

(Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.)

Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen?

A. Ja.

Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen?

A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen.

Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen.

A. Das ist Alles unwahr.

Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben.

A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen.

Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen.

A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur.

(St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom „Briefstehlen“ handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.)

St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte.

Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden.

(Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.)

Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt.

A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel?

Pr. Vom 2. Juli.

A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist.

Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe.

A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig.

St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: „Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen“.)

Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte.

A. Ich weiß Nichts davon.

Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden.

A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.)

A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.)

St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden.

A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind.

Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht.

A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen.

Pr. Sind sie nach Deutz gereist?

A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen.

Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt.

A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen.

Pr. Wo wohnten Sie in Aachen?

A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten.

Pr. Wo wohnte Mendelssohn?

A. Das weiß ich nicht.

(Fortsetzung folgt.)

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="0350"/>
neur gab nach                         und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die                         Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in                         Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische                         General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht                         blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen                         worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die                         Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend                         die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf                         Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß                         dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden &#x2012;                         denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des                         Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein                         Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das                         eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge                         daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke                         befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union                         gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Venezuela.</head>
        <div xml:id="ar069b_008" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die                         Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer                         gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von                         Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig,                         wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser                         Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit                         welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen                         Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet                         fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und                         General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von                         mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas                         begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil                         von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war                         Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200                         Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen,                         den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Afrika.</head>
        <div xml:id="ar069b_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Capstadt, 1. Juli.</head>
          <p>Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen                         Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf.                         Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf                         den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief,                         gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag                         gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt                         dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in                         der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere                         Einrichtungen hat als das &#x201E;freie, einige und starke&#x201C; Deutschland.)</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Egypten.</head>
        <div xml:id="ar069b_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Alexandrien, 22. Juli.</head>
          <p>Die Cholera ist in <hi rendition="#g">Cairo</hi> mit bedeutender Heftigkeit                         ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil                         sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben                         bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach                         Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der                         Cholera Gestorbene.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Banca-Zinn-Auktion.</head>
        <div xml:id="ar069b_011" type="jArticle">
          <head>Rotterdam, 4. Aug.</head>
          <p>Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in                         Auktion ausbieten: <hi rendition="#et">40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda                             lagernd,<lb/>
45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd.<lb/>
85,000 Blöcke Banca-Zinn,</hi> in Loose von 1000 Blöcke.</p>
          <p>Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes                         Zinn an Markt bringen wird, <hi rendition="#g">weder hier noch in                             Ostindien.</hi> </p>
          <p>Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy                         dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene                         Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt.</p>
          <p>Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren                         nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums                         dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab,                         welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels                         blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis                         nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den                         Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf                         zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben                         können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand                         einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen.</p>
          <p>In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu                         Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth.</p>
          <p>Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung                         besonders aufmerksam.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Gerichtsprotokoll]</head>
        <div xml:id="ar069b_012" type="jArticle">
          <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum                         Diebstahl.</head>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref>
          </p>
          <p>Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre                         Vermögensverhältnisse?</p>
          <p>Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten                         Vermögensverhältnissen gelebt.</p>
          <p>Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge                         nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden                         sein?</p>
          <p>A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen                         28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe.</p>
          <p>Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen?</p>
          <p>A. Durch den Grafen Kaiserling.</p>
          <p>Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr                         Generalbevollmächtigter?</p>
          <p>A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr                         Generalbevollmächtigter.</p>
          <p>Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben?</p>
          <p>A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt.</p>
          <p>Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen                         Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den                         Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu                         Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben?</p>
          <p>A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war                         unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu                         entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und                         vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden                         entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach                         Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte                         Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul                         aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die                         Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem                         Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne,                         und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu                         lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein.</p>
          <p>Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die                         Briefe durch Bestechung zu erlangen?</p>
          <p>A. Ja.</p>
          <p>Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen?</p>
          <p>A. Nein.</p>
          <p>Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie                         gemacht haben?</p>
          <p>A. Es ist nicht wahr.</p>
          <p>Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden                         haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt                         dies.</p>
          <p>A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der                         Gräfin überzeugt.</p>
          <p>Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich                         bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In                         einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der                         Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein.                         Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache                         gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im &#x201E;Journal des Debats&#x201C; und den                         &#x201E;Times&#x201C; fulminante Artikel zu veröffentlichen.</p>
          <p>A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem                         Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen.</p>
          <p>Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief                         vorlesen:</p>
          <p>Lieber Heine!</p>
          <p>Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit                         Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der                         höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen                         nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine                         Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese                         Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und                         Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines                         Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen                         zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch                         zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß                         durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den                         Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie                         darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es                         auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit                         und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon                         der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in                         welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur                         Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und                         des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der                         unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies                         Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch                         die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten                         Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822                         dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil                         sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen                         mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht,                         unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit                         Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des                         Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen                         gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen                         Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch                         als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch                         gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern                         Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen                         wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht                         der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach                         göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf                         eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter                         ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren                         Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen &#x2012; die &#x2012;                         die Beweise liegen mir vor, &#x2012; alle ganz so wie ich überzeugt sind von der                         Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau &#x2012; sich                         nicht <hi rendition="#g">Einer</hi> fand, der ihre Rechte gewahrt und sich                         ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines                         eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und                         verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und                         werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt                         geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie                         durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des                         Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu                         ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser                         Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht,                         daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit                         Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr                         Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und                         sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner                         Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige                         Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien                         sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer                         Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie                         sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine                         Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3                         gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche                         auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung                         gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon                         unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen                         zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen                         wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000                         Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, &#x2012;                         nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder,                         ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles                         immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. &#x2012; Doch ich will meine                         Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit                         ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende                         Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise                         verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine                         französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die                         lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes,                         der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem                         Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn.                         Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist).                         Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation                         vorgenommenen <hi rendition="#g">Schenkungsaktes</hi> an die Meyendorf                         wichtig und zu diesem <hi rendition="#g">Zwecke wollte sich der Assessor                             O.</hi> und Dr. M. seiner bemächtigen.</p>
          <p>A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen.                         Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um                         diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem                         Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen                         Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte                         hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich                         selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen                         von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst                         später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede                         sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit                         appellirt.</p>
          <p>Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen                         hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das                         Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf                         Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde.</p>
          <p>A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen.</p>
          <p>Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen.</p>
          <p>A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen                         Unterhalt vom Grafen bezogen.</p>
          <p rendition="#et">(Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten,                         in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von                         Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.)</p>
          <p>Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und                         zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein                         gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit                         Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen?</p>
          <p>A. Ja.</p>
          <p>Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen?</p>
          <p>A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben                         uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen.</p>
          <p>Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich                         gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf                         Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen.</p>
          <p>A. Das ist Alles unwahr.</p>
          <p>Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben.</p>
          <p>A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des                         Grafen.</p>
          <p>Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche                         Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen.</p>
          <p>A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur.</p>
          <p>(St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau                         Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam,                         daß diese vom &#x201E;Briefstehlen&#x201C; handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz                         wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.)</p>
          <p>St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden,                         weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte.</p>
          <p>Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht                         worden.</p>
          <p>(Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von                         dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.)</p>
          <p>Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln                         datirt.</p>
          <p>A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel?</p>
          <p>Pr. Vom 2. Juli.</p>
          <p>A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist.</p>
          <p>Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer                         andern Briefe.</p>
          <p>A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig.</p>
          <p>St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den                         Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt                         auf die Stelle: &#x201E;Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen&#x201C;.)</p>
          <p>Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr.                         darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte.</p>
          <p>A. Ich weiß Nichts davon.</p>
          <p>Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden.</p>
          <p>A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr.                         werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der                         Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.)</p>
          <p>A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der                         Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu                         denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.)</p>
          <p>St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht                         werden.</p>
          <p>A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an                         denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind.</p>
          <p>Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht.</p>
          <p>A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt                         von diesem einen Brief an den Grafen.</p>
          <p>Pr. Sind sie nach Deutz gereist?</p>
          <p>A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen.</p>
          <p>Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden,                         wie Hoppe dies bezeugt.</p>
          <p>A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen.</p>
          <p>Pr. Wo wohnten Sie in Aachen?</p>
          <p>A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten.</p>
          <p>Pr. Wo wohnte Mendelssohn?</p>
          <p>A. Das weiß ich nicht.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref>
          </p>
        </div>
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    </body>
  </text>
</TEI>
[0350/0002] neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden ‒ denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse. Venezuela. * In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten. Afrika. * Capstadt, 1. Juli. Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das „freie, einige und starke“ Deutschland.) Egypten. * Alexandrien, 22. Juli. Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene. Banca-Zinn-Auktion. Rotterdam, 4. Aug. Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd, 45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd. 85,000 Blöcke Banca-Zinn, in Loose von 1000 Blöcke. Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien. Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt. Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen. In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth. Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam. [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse? Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt. Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein? A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe. Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen? A. Durch den Grafen Kaiserling. Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter? A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter. Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben? A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt. Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben? A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein. Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen? A. Ja. Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen? A. Nein. Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben? A. Es ist nicht wahr. Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies. A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt. Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im „Journal des Debats“ und den „Times“ fulminante Artikel zu veröffentlichen. A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen. Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen: Lieber Heine! Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen ‒ die ‒ die Beweise liegen mir vor, ‒ alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau ‒ sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, ‒ nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. ‒ Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen. A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt. Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde. A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen. Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen. A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen. (Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.) Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen? A. Ja. Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen? A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen. Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen. A. Das ist Alles unwahr. Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben. A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen. Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen. A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur. (St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom „Briefstehlen“ handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.) St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte. Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden. (Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.) Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt. A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel? Pr. Vom 2. Juli. A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist. Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe. A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig. St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: „Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen“.) Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte. A. Ich weiß Nichts davon. Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden. A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.) A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.) St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden. A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind. Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht. A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen. Pr. Sind sie nach Deutz gereist? A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen. Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt. A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen. Pr. Wo wohnten Sie in Aachen? A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten. Pr. Wo wohnte Mendelssohn? A. Das weiß ich nicht. (Fortsetzung folgt.)

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 69. Köln, 8. August 1848. Beilage, S. 0350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz069b_1848/2>, abgerufen am 29.03.2024.