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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 87. Köln, 27. August 1848.

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Die vielen Tausenden begaben sich nach ihrem grausen Schwur voll Gesinnungsernst in die Bierhäuser, um allgemeine Fragen des Tages zu besprechen.

Berlin, 24. Aug.

Der Finanzminister hat Nachstehendes an die Königlichen Regierungen erlassen:

"Aus dem Berichte der Königlichen Regierung vom 2. d. M. habe ich ungern ersehen, daß seit dem Erlaß der Allerhöchsten Ordre vom 26. Juni d. J., welche für alle bis zu diesem Tage verübten Forstfrevel Amnestie bewilligte, eine maßlose Vermehrung der Holzdiebstähle eingetreten ist.

Da diese Besorgniß erregende Erscheinung nach den Ermittelungen der Lokal-Behörden aus der im Publikum verbreiteten Meinung hervorgegangen sein soll,
daß bei dem Erscheinen des neuen Staatsgrundgesetzes eine abermalige Amnestie für Forst- und Jagdfrevel eintreten werde, so muß der Königlichen Regierung zur Pflicht gemacht werden, die öffentliche Meinung über die Unrichtigkeit dieser durchaus unbegründeten Voraussetzung zu belehren.

Die neue Verfassung wird dem Volke die errungene Freiheit verbriefen, zugleich aber den Gesetzen die ihnen gebührende Achtung und Geltung sichern.

Berlin, den 23. August 1848.

Der Finanz-Minister.

(gez.) Hansemann.

Berlin.

Die Hausvoigtei wird, obwohl der eximirte Gerichtsstand in Kriminalsachen am 1. September aufhört, noch nicht völlig aufgelöst werden, sondern vorläufig noch Schuldgefängniß für die eximirten Personen und Gefängniß zur Vollstreckung von Disciplinarstrafen gegen die Beamten bleiben.

(B. Z.)

-- Bis zum 22. Mittags waren an der Cholera als erkrankt gemeldet 104, bis zum 23. Mittags wurden als neu erkrankt gemeldet 16, zusammen 120 Erkrankte, davon sind gestorben 81, genesen 11, in Behandlung blieben 28.

(B. Z.)
Berlin.

Die "Berl. Nachr." melden Folgendes: Der General-Steuer-Direktor Kühne, dessen Ansichten mit dem bei uns einzuführenden neuen Finanzsystem nicht übereinstimmen sollen, hat um seinen Abschied nachgesucht und diesen auch bereits erhalten. Er wird am 1. Oktober aus dem Staatsdienste scheiden.

Kassel, 23. Aug.

In der Ständesitzung hat Deputirter Henkel einen Antrag wegen Verminderung der kurfürstl. Einkünfte gestellt, dahin, derselbe möge entweder auf die Civilliste oder auf die Einkünfte des Hausschatzes verzichten, aus diesen beiden Quellen fließen dem Hof jährlich an 700,000 Rthlr. zu ein allerdings großes Einkommen für den Fürst unsres etwas mehr als 700,000 Einwohner zählenden Landes, wenn man dasselbe mit anderm Hof dotationen vergl[e]icht.

(Fr. J.)
* München, 22. Aug.

Der Bekanntmachung, die Erklärung des Ministers des Innern enthaltend, folgte diesen Nachmittag eine zweite, von Seiten des Oberhofmeisterstabes, also lautend: "Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte, zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller Wohlgesinnten, erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschatz ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Residenz aufbewahrt befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und haften. Graf Sandizell, Oberhofmeister. Frhr. v. Gumppenberg, Schatzmeister. Weichselbaumer, Stabsrath." Hätte man auch diese Erklärung, wie die vorgenannte, gestern veröffentlicht, wir hätten die beklagenswerthen Vorfälle nicht erlebt.

Triest, 19. Aug.

Durch die Weigerung Albinis die abgeschlossene Konvention anzuerkennen, hätten wir einen Fingerzeig, daß die Sache Italiens, wenigstens in den Augen der Italiener, nicht mit Karl Albert fallen soll, und zugleich eine Andeutung, daß die Krone des Sardenkönigs auf seinem Haupte wankt. Das vereinigte sardinisch-venezianische Geschwader steht fortwährend in den Gewässern von Venedig, wohin die uns zeitweise verlassenden englischen und französischen Kriegsschiffe, sich gleichsam ablösend, Ausflüge machen.

(Ob. Oestr. Z.)
Italien.
Mailand, 20. August.
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* Turin, 19. August.
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* Neapel, 14. Aug.
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*
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* Siracusa, 8. Aug.
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Ungarn.
101 Pesth, 15. Aug.

Heute erscheint vom Ministerpräsidenten (Ludwig Batthyany) eine Verordnung an die Behörden zwischen Donau und Drau. "Baron Jellachich", heißt es darin, "der mir in Gegenwart Sr. k. k. H. des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben, unter der Bedingung, wenn die ungarische Regierung ihre Wehrkraft von der kroatischen Gränze zurückziehe dasselbe zu thun, koncentirt jetzt in Croatien, besonders um Warasdin herum, eine beträchtliche Heeresmacht, obgleich wir unserm gegebenen Versprechen nachkommend, einen großen Theil unseres Heeres von der kroatischen Gränze zurückgezogen, und an die Donau verlegt haben."

Es werden demnach die dortigen Behörden aufgefordert, mobile Nationalgardencorps aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, daß für den Fall des Einrückens der Croaten sofort eine allgemeine Volkserhebung stattfinden könne. Die Verordnung schließt:

"Die Leute der Reaction sollen von den Behörden mit wachsamem Auge verfolgt werden. -- Wir wollen Niemand angreifen, aber zum Schutze unserer Freiheit, unserer Unabhängigkeit und unserer Rechte, werden wir bis zum letzten Mann bereit stehen.

* Pesth, 19. August.

Die Ofener-Pesther Ztg. enthält heut die offiziellen Berichte über die drei siegreichen Gefechte unserer Truppen bei Tarek, Neusina und O-Verbaß. Dem "Kossuth Hirlapja" wird aus Szegedin berichtet, daß das siebenburger zweite Regiment, welches am 10. dort eingerückt war, in der Nacht vom 12. zum 13. in vollkommener Rüstung desertirt ist. Auf dem nahe gelegenen Dorfe Szöreg standen Wagen in Bereitschaft, welche die rasche Flucht beförderten. In Folge der neuen Verrätherei des Banus Jelachich, welcher, nachdem er dem Minister-Präsidenten Batthyani in Gegenwart des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben hatte, wenn die ungarische Regierung ihre Streitkräfte von der kroatischen Grenze zurückzöge, dasselbe zu thun, -- jetzt eine beträchtliche Heeresmacht um Warasdin zusammenzieht; ruft der Minister-Präsident die Behörden zwischen der Donau und Drau auf, freiwillige mobile Nationalgarden-Corps in möglichst großer Zahl und gut bewaffnet, aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, um ein Aufgebot en masse bewerkstelligen zu können.

Pesth, 19. August.

Wir befinden uns hier wiederum in einer Ministerkrisis. Der Kriegminister Meßaros hat nunmehr seinen Rekrutirungsgesetzentwurf dem Repräsentantenhause vorgelegt und an die Annahme desselben sein Portefeulle geknüpft. Diese Annahme würde aber die ungarische Selbstständigkeit vollends aufheben. Der Fall des Kriegsministers erscheint bis jetztunzweifelhaft. Mit ihm werden auch die Aristokraten Esterhazy, Batthyanyi und Szechenyi aus dem Ministerium treten. Kossuth hat sich noch immer bei diesen Verhandlungen nicht blicken lassen: Er ist gegen den Entwurf, welchen er aber seinem Schicksal überlassen will; wird er verworfen, so wird wahrscheinlich Kossuth an die Spitze eines neuen Ministeriums treten.

(D. A. Z.)
Portugal.
* Lissabon, 19. Aug.

Die Cortes wurden am 15. d. von der Königin in Person geschlossen. Dona Maria machte den Herrn bedeutende Complimente, daß sie die vielen "höchst ernstlichen Schwierigkeiten" zu bestehen und die Ruhe im Lande zu erhalten gewußt. Besonders lobt sie die Abstimmungen über das Budget. Das begreift sich. Was das Bestehen der Schwierigkeiten und die Ruhe im Lande angeht, so wird es sich vielleicht noch in diesem Jahre zeigen, was es mit dergleichen offiziellen Versicherungen für ein Bewandniß hat.

Französische Republik.
Paris, 24. August.

Der "Spektateur Republicain" zeigt sich über die Langsamkeit des Wiener Kabinets sehr ungeduldig. Nachdem er dem Patriotismus der Italiener, namentlich Venedig's, eine Lobrede gehalten, fahrt er fort:

"Die Zeiten sind vorüber, wo die östreichischen Kaiser ihre habsüchtigen Blicke nach der italischen Halbinsel wandten. Nach den Mündungen der Donau hin mögen sie ihre Blicke richten. Dort stoßen sie auf keinen andern Widerstand, als den Rußland's, gegen welches sie nicht nur Deutschland, sondern fast alle westlichen Staaten für oder selbst mit sich haben würden. In heutiger Zeit ist es mit den einseitigen politischen Bestrebungen aus. Wir glauben daher Oestreich wiederholt zur Annahme der ihm im Namen der Republik und England's gemachten Mediationsvorschläge ermuntern zu müssen. Wenn es die Negotiation nicht offen und redlich annimmt, wenn sein Ehrgeiz durch die jüngsten leichten Siege vielleicht zu hoch geschraubt sein dürfte, wenn es zu den tausend und abermal tausend Hülfsmitteln seine Zuflucht nehmen würde, welche die Diplomatik bietet, um eine Sache in die Länge zu treiben, dann ladet Oestreich eine schwere Verantwortlichkeit auf sich. Man werfe einen Blick auf Europa. Die Lage Frankreich's und England's ist eine solche, daß sie gar keinen Zweifel an der Ehrlichkeit der Mediation zuläßt. Beiden Staaten liegt die Erhaltung des Friedens am Herzen."

-- Der Moniteur ruft für den 17. Sept. die Wahlkollegien derjenigen fünfzehn Repräsentanten zusammen, welche durch Tod oder Doppelwahl bisher ledig blieben. Auf das Seinedepartement kommen deren drei.

-- Der päbstliche Nuntius hatte gestern die Ehre, durch Hrn. Bastide dem General Cavaignac vorgestellt zu werden, und die Akkreditive zu überreichen, welche ihn als Gesandten des päbstlichen Stuhles bei der französischen Republik bevollmächtigen.

-- Auch Kisseleff, sagt man, habe gestern die Vollmachten aus Petersburg erhalten, welche ihn bei der Republik als Geschäftsträger beglaubigen.

-- Heute Mittag findet der Journalistenkongreß in der Richelieustraße bei Lemardelay Statt.

Die auf Anregung Girardin's zu berathenden Fragen lauten:

1) Sollen die Journale zu erscheinen aufhören?

2) Sollen sie fortfahren, sich lediglich auf Erzählung der Thatsachen beschränken?

3) Sollen sie eine gemeinschaftliche Protestation unterzeichnen?

4) Sollen sie eine Kollektivpetition an die Nationalversammlung richten, in welcher sie ihr auseinandersetzen, daß es bei Abstimmung ihres Gesetzes vom 11. August unmöglich in ihrer Absicht gelegen haben könne, die Presse unter einem Joche zu lassen, das noch schlimmer als die Censur ist?

-- Herr Goudchaux hat uns gestern Nachmittag 4 1/2 Uhr mit der Einstommensteuer beglückt. Für 1849 werden folgende Posten mit einem Ueberschuß von 5 Centimen per Franken besteuert:

1) Der Reinertag (benefices) des Ackerbaues. 2) Der Reinertrag des Handels und der Industrie, nach Abzug der Patentsteuer. 3) Der Verdienst von Ministerialbeamten, Künstlern und Advokaten (professions liberales). 4) Pensionen, Staats- und Privat-Gchalte aller Art. 5) Renten, Dividenden, Jahres-Antheile bei industriellen und anderen Unternehmungen, Zinserträge von Obligationen, kurz, die beweglichen Einkünfte aller Erwerbszweige u. s. w. u. s. w.

Paris ist außer sich vor Unwillen. Die Steuer soll 60 Millionen bringen.

-- Die beiden Repräsentantenklubs des Palais Exroyal und der Rue Tait-bout hielten gestern Abend eine Sitzung, in Folge deren die Bürger David (Angers), Aug. Mie und Germain Sarrut als Kommissarien zu den Ministern des Innern und des Unterrichts geschickt wurden, um sie freundschaftlichst zu ersuchen, die Gründe anzugeben, aus welchen in jüngster Zeit gewisse, in den Tuilerien gefundene Papiere verschwunden seien?

-- Für morgen sind eingeschrieben:

1) Admiral Casy, 2) Ceyras, 3) Edgar Quinet über Persönliches.

Für Unterstützung des Untersuchungsberichts: Denjoy, v. Charencey, Pascal Duprat.

Den Anfang sollen bilden die Vorträge Ledru Rollin's, Caussidiere's und Louis Blanc's.

-- Drei und sechszig Redaktoren haben sich heute Mittag bei Lemardelay eingefunden und eine Protestation gegen die Preßwillkür für des Generals Cavaignac unterzeichnet.

National-Versammlung. Sitzung vom 24. August. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

An der Tagesordnung befand sich zunächst die Ermunterung des Stockfischfangs. Ein Gesetz vom 25. Juni 1841 bewilligt der Ausfuhr dieses starken Handelszweiges 14 Franken Ausfuhr-Prämie per Zentner. Diese 14 Fr. werden nach einiger Diskussion auf 18 Fr. erhöht.

Lignier legt seinen Bericht über die beantragte Aenderung der Bedingungen vor, unter welchen die Stadt Paris ein Anlehen von 25. Millionen Franken kontrahiren dürfe. Der Gegenstand dränge und die Versammlung solle sofort diskutiren.

Dies geschieht ohne Weiteres und die beantragten Modifikationen, des schon unter Louis Philipp diskutirten Anlehens gehen durch. Sie bestehen in freiwilliger Unterzeichnung von Obligationen statt öffentlichem Ausgebot. Neuer Beweis von Kreditabnahme.

Germain Sarrut macht die Versammlung auf die fatale Lage aufmerksam, in welche eine Menge Familien durch die Juni-Ereignisse versetzt worden seien. Viele Chefs d'Atelier seien transportirt, eine Menge Verkehrsverhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern abgebrochen. Dies zu reguliren überreiche er hiermit einen Gesetzentwurf.

An die Büreaux gewiesen.

Grandez legt einen Gesetzentwurf rücksichtlich einer neuen Grundsteuer im Namen des Handels- und Ackerbauausschusses vor.

Präsident Marrast zeigt an, daß ein Antrag auf gerichtliche Verfolgung eines Repräsentanten eingelaufen sei, und daß er ihn zur Prüfung an die Abtheilungen überwiesen habe.

Die Versammlung schreitet zur Berathung des Portogesetzes.

Deslongrais bekämpft den ganzen Entwurf.

Finanzminister Goudchaux sucht die Befürchtungen seines Gegners rücksichtlich eines Ausfalls von 10 Millionen zu beschwichtigen.

Die Versammlung schritt zur Diskussion der Artikel.

Artikel I. Vom 1. Januar 1849 wird jeder Brief von 7 1/2 Grammen im Umfang der Republik mit 20 Centimen taxirt. Inbegriffen die Briefe von und nach Corsika und Algerien. Angenommen.

Artikel II. Briefe von 7 1/2 bis 15 Grammen sind zu 40 Centimen zu taxiren. Angenommen.

Artikel III. Briefe und Pakete von 15 bis 100 Grammen kosten einen Franken. Briefe und Pakete über 100 Grammen werden von der Post nicht angenommen. Angenommen.

Artikel IV. Rekommandirte Briefe zahlen die doppelte Taxe und müssen frankirt werden. Angenommen.

Artikel V. Die Postverwaltung ist zum Vorausverkauf von Frankostempeln zu 20 und 40 Centimen und einem Frank ermächtigt. Angenommen.

Artikel VI. Verbietet jedem Postbeamten Briefe und Pakete zu versenden, die der Postkontrolle fremd sind. In solchen Fällen werden die Strafen des Gesetzes vom 27. Prairial, Jahr IX, für dergleichen Unterschleife beibehalten. Angenommen.

Artikel VII. Briefe, welche sich der Adresse von Personen bedienen, die Portofreiheit genießen, aber an Dritte gerichtet sind, zahlen das gesetzliche Porto. Angenommen.

Artikel VIII. Der von den Geldversendungen handelt, gab zu einigem Lärmen Veranlassung. Wolowski und noch ein anderer berühmter Oekonom aus der Freihandelsschule drangen auf Herabsetzung der Speditionsprozente auf einen Franken oder gar einen halben Franken; diese Herabsetzung sei der erste Schritt zu einer Nationalbank. (Furchtbares Gelächter.) Beide Redner wurden heruntergetrommelt.

Artikel IX. angenommen.

Das Gesammtgesetz angenommen.

Marrast zeigt an, daß die morgige Sitzung pünktlich um 12 Uhr beginne und die Diskussion dem Rapport Bauchart gewidmet sei.

Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.

27 Paris, 24. Aug.

Die mit dem zweiten Convoi zur Deportation abgesandten Insurgenten zerfallen nach Stand und Beschäftigung in folgende Kategorien:

57 Schreiner und Ebenisten; 41 Tagelöhner und Erdarbeiter; 21 deren Gewerbe unbekannt; 19 Schuhmacher; 17 Maurer; 17 Weinschenkwirthe; 14 Steinmetzen; 13 Dienstboten; 13 Klempner; 12 Mechaniker; 11 Staatsbeamte; 11 Zimmerleute; 10 Uhrmacher; 10 Maler; 10 Schlosser; 10 Bäcker; 9 Stubenmaler; 9 Eisen- oder Kupferdreher; 8 Schneider; 8 Trödler; 7 Fuhrleute; 7 Schmelzer; 7 Obsthändler; 6 Ciselire; 6 Kommissionäre; 5 Feilenhauer; 5 Gerber; 5 Hutmacher; 5 Pförtner; 4 Wollspinner; 4 Säger; 4 Posamentiere; 4 Vergolder; 4 Architekten; 4 Korbmacher; 3 Lithographen; 4 Mobilgarden, darunter 1 Lieutenant des 2. Bataillons; 3 Matrosen; 2 Hauseigenthümer; 2 Stadtwächter; 2 Instrumentenbauer; 2 Pensionatsvorsteher; 2 Nego[z]ianten; 2 Gelehrte (Terson und Leroy); 2 Fleischermeister; 1 Omnibuskutscher; 1 Accisebeamter. Unter diesen sind 16 Ausländer: Baiern, Hessen, Belgier etc.

Was das Alter der Deportirten anlangt, so findet folgendes Verhältniß statt:

1war 14 Jahr alt.
34waren 15-20 Jahr alt.
70waren 20-25 Jahr alt.
86waren 25-30 Jahr alt.
76waren 30-35 Jahr alt.
66waren 35-40 Jahr alt.
63waren 40-45 Jahr alt.
42waren 45-50 Jahr alt.
24waren 50-55 Jahr alt.
8waren 55-60 Jahr alt.
4waren 60-65 Jahr alt.
2waren -66 Jahr alt.
1waren -65 Jahr alt.
1waren -68 Jahr alt.
19deren Alter unbekannt.

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

Der Gerant, Korff.
Druck von Wilhelm Clouth in Köln.

(Hierzu eine Beilage.)

Die vielen Tausenden begaben sich nach ihrem grausen Schwur voll Gesinnungsernst in die Bierhäuser, um allgemeine Fragen des Tages zu besprechen.

Berlin, 24. Aug.

Der Finanzminister hat Nachstehendes an die Königlichen Regierungen erlassen:

„Aus dem Berichte der Königlichen Regierung vom 2. d. M. habe ich ungern ersehen, daß seit dem Erlaß der Allerhöchsten Ordre vom 26. Juni d. J., welche für alle bis zu diesem Tage verübten Forstfrevel Amnestie bewilligte, eine maßlose Vermehrung der Holzdiebstähle eingetreten ist.

Da diese Besorgniß erregende Erscheinung nach den Ermittelungen der Lokal-Behörden aus der im Publikum verbreiteten Meinung hervorgegangen sein soll,
daß bei dem Erscheinen des neuen Staatsgrundgesetzes eine abermalige Amnestie für Forst- und Jagdfrevel eintreten werde, so muß der Königlichen Regierung zur Pflicht gemacht werden, die öffentliche Meinung über die Unrichtigkeit dieser durchaus unbegründeten Voraussetzung zu belehren.

Die neue Verfassung wird dem Volke die errungene Freiheit verbriefen, zugleich aber den Gesetzen die ihnen gebührende Achtung und Geltung sichern.

Berlin, den 23. August 1848.

Der Finanz-Minister.

(gez.) Hansemann.

Berlin.

Die Hausvoigtei wird, obwohl der eximirte Gerichtsstand in Kriminalsachen am 1. September aufhört, noch nicht völlig aufgelöst werden, sondern vorläufig noch Schuldgefängniß für die eximirten Personen und Gefängniß zur Vollstreckung von Disciplinarstrafen gegen die Beamten bleiben.

(B. Z.)

— Bis zum 22. Mittags waren an der Cholera als erkrankt gemeldet 104, bis zum 23. Mittags wurden als neu erkrankt gemeldet 16, zusammen 120 Erkrankte, davon sind gestorben 81, genesen 11, in Behandlung blieben 28.

(B. Z.)
Berlin.

Die „Berl. Nachr.“ melden Folgendes: Der General-Steuer-Direktor Kühne, dessen Ansichten mit dem bei uns einzuführenden neuen Finanzsystem nicht übereinstimmen sollen, hat um seinen Abschied nachgesucht und diesen auch bereits erhalten. Er wird am 1. Oktober aus dem Staatsdienste scheiden.

Kassel, 23. Aug.

In der Ständesitzung hat Deputirter Henkel einen Antrag wegen Verminderung der kurfürstl. Einkünfte gestellt, dahin, derselbe möge entweder auf die Civilliste oder auf die Einkünfte des Hausschatzes verzichten, aus diesen beiden Quellen fließen dem Hof jährlich an 700,000 Rthlr. zu ein allerdings großes Einkommen für den Fürst unsres etwas mehr als 700,000 Einwohner zählenden Landes, wenn man dasselbe mit anderm Hof dotationen vergl[e]icht.

(Fr. J.)
* München, 22. Aug.

Der Bekanntmachung, die Erklärung des Ministers des Innern enthaltend, folgte diesen Nachmittag eine zweite, von Seiten des Oberhofmeisterstabes, also lautend: „Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte, zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller Wohlgesinnten, erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschatz ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Residenz aufbewahrt befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und haften. Graf Sandizell, Oberhofmeister. Frhr. v. Gumppenberg, Schatzmeister. Weichselbaumer, Stabsrath.“ Hätte man auch diese Erklärung, wie die vorgenannte, gestern veröffentlicht, wir hätten die beklagenswerthen Vorfälle nicht erlebt.

Triest, 19. Aug.

Durch die Weigerung Albinis die abgeschlossene Konvention anzuerkennen, hätten wir einen Fingerzeig, daß die Sache Italiens, wenigstens in den Augen der Italiener, nicht mit Karl Albert fallen soll, und zugleich eine Andeutung, daß die Krone des Sardenkönigs auf seinem Haupte wankt. Das vereinigte sardinisch-venezianische Geschwader steht fortwährend in den Gewässern von Venedig, wohin die uns zeitweise verlassenden englischen und französischen Kriegsschiffe, sich gleichsam ablösend, Ausflüge machen.

(Ob. Oestr. Z.)
Italien.
Mailand, 20. August.
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* Turin, 19. August.
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* Neapel, 14. Aug.
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*
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* Siracusa, 8. Aug.
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Ungarn.
101 Pesth, 15. Aug.

Heute erscheint vom Ministerpräsidenten (Ludwig Batthyany) eine Verordnung an die Behörden zwischen Donau und Drau. „Baron Jellachich“, heißt es darin, „der mir in Gegenwart Sr. k. k. H. des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben, unter der Bedingung, wenn die ungarische Regierung ihre Wehrkraft von der kroatischen Gränze zurückziehe dasselbe zu thun, koncentirt jetzt in Croatien, besonders um Warasdin herum, eine beträchtliche Heeresmacht, obgleich wir unserm gegebenen Versprechen nachkommend, einen großen Theil unseres Heeres von der kroatischen Gränze zurückgezogen, und an die Donau verlegt haben.“

Es werden demnach die dortigen Behörden aufgefordert, mobile Nationalgardencorps aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, daß für den Fall des Einrückens der Croaten sofort eine allgemeine Volkserhebung stattfinden könne. Die Verordnung schließt:

„Die Leute der Reaction sollen von den Behörden mit wachsamem Auge verfolgt werden. — Wir wollen Niemand angreifen, aber zum Schutze unserer Freiheit, unserer Unabhängigkeit und unserer Rechte, werden wir bis zum letzten Mann bereit stehen.

* Pesth, 19. August.

Die Ofener-Pesther Ztg. enthält heut die offiziellen Berichte über die drei siegreichen Gefechte unserer Truppen bei Tarek, Neusina und O-Verbaß. Dem „Kossuth Hirlapja“ wird aus Szegedin berichtet, daß das siebenburger zweite Regiment, welches am 10. dort eingerückt war, in der Nacht vom 12. zum 13. in vollkommener Rüstung desertirt ist. Auf dem nahe gelegenen Dorfe Szöreg standen Wagen in Bereitschaft, welche die rasche Flucht beförderten. In Folge der neuen Verrätherei des Banus Jelachich, welcher, nachdem er dem Minister-Präsidenten Batthyani in Gegenwart des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben hatte, wenn die ungarische Regierung ihre Streitkräfte von der kroatischen Grenze zurückzöge, dasselbe zu thun, — jetzt eine beträchtliche Heeresmacht um Warasdin zusammenzieht; ruft der Minister-Präsident die Behörden zwischen der Donau und Drau auf, freiwillige mobile Nationalgarden-Corps in möglichst großer Zahl und gut bewaffnet, aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, um ein Aufgebot en masse bewerkstelligen zu können.

Pesth, 19. August.

Wir befinden uns hier wiederum in einer Ministerkrisis. Der Kriegminister Meßaros hat nunmehr seinen Rekrutirungsgesetzentwurf dem Repräsentantenhause vorgelegt und an die Annahme desselben sein Portefeulle geknüpft. Diese Annahme würde aber die ungarische Selbstständigkeit vollends aufheben. Der Fall des Kriegsministers erscheint bis jetztunzweifelhaft. Mit ihm werden auch die Aristokraten Esterhazy, Batthyanyi und Szechenyi aus dem Ministerium treten. Kossuth hat sich noch immer bei diesen Verhandlungen nicht blicken lassen: Er ist gegen den Entwurf, welchen er aber seinem Schicksal überlassen will; wird er verworfen, so wird wahrscheinlich Kossuth an die Spitze eines neuen Ministeriums treten.

(D. A. Z.)
Portugal.
* Lissabon, 19. Aug.

Die Cortes wurden am 15. d. von der Königin in Person geschlossen. Dona Maria machte den Herrn bedeutende Complimente, daß sie die vielen „höchst ernstlichen Schwierigkeiten“ zu bestehen und die Ruhe im Lande zu erhalten gewußt. Besonders lobt sie die Abstimmungen über das Budget. Das begreift sich. Was das Bestehen der Schwierigkeiten und die Ruhe im Lande angeht, so wird es sich vielleicht noch in diesem Jahre zeigen, was es mit dergleichen offiziellen Versicherungen für ein Bewandniß hat.

Französische Republik.
Paris, 24. August.

Der „Spektateur Republicain“ zeigt sich über die Langsamkeit des Wiener Kabinets sehr ungeduldig. Nachdem er dem Patriotismus der Italiener, namentlich Venedig's, eine Lobrede gehalten, fahrt er fort:

„Die Zeiten sind vorüber, wo die östreichischen Kaiser ihre habsüchtigen Blicke nach der italischen Halbinsel wandten. Nach den Mündungen der Donau hin mögen sie ihre Blicke richten. Dort stoßen sie auf keinen andern Widerstand, als den Rußland's, gegen welches sie nicht nur Deutschland, sondern fast alle westlichen Staaten für oder selbst mit sich haben würden. In heutiger Zeit ist es mit den einseitigen politischen Bestrebungen aus. Wir glauben daher Oestreich wiederholt zur Annahme der ihm im Namen der Republik und England's gemachten Mediationsvorschläge ermuntern zu müssen. Wenn es die Negotiation nicht offen und redlich annimmt, wenn sein Ehrgeiz durch die jüngsten leichten Siege vielleicht zu hoch geschraubt sein dürfte, wenn es zu den tausend und abermal tausend Hülfsmitteln seine Zuflucht nehmen würde, welche die Diplomatik bietet, um eine Sache in die Länge zu treiben, dann ladet Oestreich eine schwere Verantwortlichkeit auf sich. Man werfe einen Blick auf Europa. Die Lage Frankreich's und England's ist eine solche, daß sie gar keinen Zweifel an der Ehrlichkeit der Mediation zuläßt. Beiden Staaten liegt die Erhaltung des Friedens am Herzen.“

— Der Moniteur ruft für den 17. Sept. die Wahlkollegien derjenigen fünfzehn Repräsentanten zusammen, welche durch Tod oder Doppelwahl bisher ledig blieben. Auf das Seinedepartement kommen deren drei.

— Der päbstliche Nuntius hatte gestern die Ehre, durch Hrn. Bastide dem General Cavaignac vorgestellt zu werden, und die Akkreditive zu überreichen, welche ihn als Gesandten des päbstlichen Stuhles bei der französischen Republik bevollmächtigen.

— Auch Kisseleff, sagt man, habe gestern die Vollmachten aus Petersburg erhalten, welche ihn bei der Republik als Geschäftsträger beglaubigen.

— Heute Mittag findet der Journalistenkongreß in der Richelieustraße bei Lemardelay Statt.

Die auf Anregung Girardin's zu berathenden Fragen lauten:

1) Sollen die Journale zu erscheinen aufhören?

2) Sollen sie fortfahren, sich lediglich auf Erzählung der Thatsachen beschränken?

3) Sollen sie eine gemeinschaftliche Protestation unterzeichnen?

4) Sollen sie eine Kollektivpetition an die Nationalversammlung richten, in welcher sie ihr auseinandersetzen, daß es bei Abstimmung ihres Gesetzes vom 11. August unmöglich in ihrer Absicht gelegen haben könne, die Presse unter einem Joche zu lassen, das noch schlimmer als die Censur ist?

— Herr Goudchaux hat uns gestern Nachmittag 4 1/2 Uhr mit der Einstommensteuer beglückt. Für 1849 werden folgende Posten mit einem Ueberschuß von 5 Centimen per Franken besteuert:

1) Der Reinertag (benefices) des Ackerbaues. 2) Der Reinertrag des Handels und der Industrie, nach Abzug der Patentsteuer. 3) Der Verdienst von Ministerialbeamten, Künstlern und Advokaten (professions libérales). 4) Pensionen, Staats- und Privat-Gchalte aller Art. 5) Renten, Dividenden, Jahres-Antheile bei industriellen und anderen Unternehmungen, Zinserträge von Obligationen, kurz, die beweglichen Einkünfte aller Erwerbszweige u. s. w. u. s. w.

Paris ist außer sich vor Unwillen. Die Steuer soll 60 Millionen bringen.

— Die beiden Repräsentantenklubs des Palais Exroyal und der Rue Tait-bout hielten gestern Abend eine Sitzung, in Folge deren die Bürger David (Angers), Aug. Mie und Germain Sarrut als Kommissarien zu den Ministern des Innern und des Unterrichts geschickt wurden, um sie freundschaftlichst zu ersuchen, die Gründe anzugeben, aus welchen in jüngster Zeit gewisse, in den Tuilerien gefundene Papiere verschwunden seien?

— Für morgen sind eingeschrieben:

1) Admiral Casy, 2) Ceyras, 3) Edgar Quinet über Persönliches.

Für Unterstützung des Untersuchungsberichts: Denjoy, v. Charencey, Pascal Duprat.

Den Anfang sollen bilden die Vorträge Ledru Rollin's, Caussidière's und Louis Blanc's.

— Drei und sechszig Redaktoren haben sich heute Mittag bei Lemardelay eingefunden und eine Protestation gegen die Preßwillkür für des Generals Cavaignac unterzeichnet.

National-Versammlung. Sitzung vom 24. August. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

An der Tagesordnung befand sich zunächst die Ermunterung des Stockfischfangs. Ein Gesetz vom 25. Juni 1841 bewilligt der Ausfuhr dieses starken Handelszweiges 14 Franken Ausfuhr-Prämie per Zentner. Diese 14 Fr. werden nach einiger Diskussion auf 18 Fr. erhöht.

Lignier legt seinen Bericht über die beantragte Aenderung der Bedingungen vor, unter welchen die Stadt Paris ein Anlehen von 25. Millionen Franken kontrahiren dürfe. Der Gegenstand dränge und die Versammlung solle sofort diskutiren.

Dies geschieht ohne Weiteres und die beantragten Modifikationen, des schon unter Louis Philipp diskutirten Anlehens gehen durch. Sie bestehen in freiwilliger Unterzeichnung von Obligationen statt öffentlichem Ausgebot. Neuer Beweis von Kreditabnahme.

Germain Sarrut macht die Versammlung auf die fatale Lage aufmerksam, in welche eine Menge Familien durch die Juni-Ereignisse versetzt worden seien. Viele Chefs d'Atelier seien transportirt, eine Menge Verkehrsverhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern abgebrochen. Dies zu reguliren überreiche er hiermit einen Gesetzentwurf.

An die Büreaux gewiesen.

Grandez legt einen Gesetzentwurf rücksichtlich einer neuen Grundsteuer im Namen des Handels- und Ackerbauausschusses vor.

Präsident Marrast zeigt an, daß ein Antrag auf gerichtliche Verfolgung eines Repräsentanten eingelaufen sei, und daß er ihn zur Prüfung an die Abtheilungen überwiesen habe.

Die Versammlung schreitet zur Berathung des Portogesetzes.

Deslongrais bekämpft den ganzen Entwurf.

Finanzminister Goudchaux sucht die Befürchtungen seines Gegners rücksichtlich eines Ausfalls von 10 Millionen zu beschwichtigen.

Die Versammlung schritt zur Diskussion der Artikel.

Artikel I. Vom 1. Januar 1849 wird jeder Brief von 7 1/2 Grammen im Umfang der Republik mit 20 Centimen taxirt. Inbegriffen die Briefe von und nach Corsika und Algerien. Angenommen.

Artikel II. Briefe von 7 1/2 bis 15 Grammen sind zu 40 Centimen zu taxiren. Angenommen.

Artikel III. Briefe und Pakete von 15 bis 100 Grammen kosten einen Franken. Briefe und Pakete über 100 Grammen werden von der Post nicht angenommen. Angenommen.

Artikel IV. Rekommandirte Briefe zahlen die doppelte Taxe und müssen frankirt werden. Angenommen.

Artikel V. Die Postverwaltung ist zum Vorausverkauf von Frankostempeln zu 20 und 40 Centimen und einem Frank ermächtigt. Angenommen.

Artikel VI. Verbietet jedem Postbeamten Briefe und Pakete zu versenden, die der Postkontrolle fremd sind. In solchen Fällen werden die Strafen des Gesetzes vom 27. Prairial, Jahr IX, für dergleichen Unterschleife beibehalten. Angenommen.

Artikel VII. Briefe, welche sich der Adresse von Personen bedienen, die Portofreiheit genießen, aber an Dritte gerichtet sind, zahlen das gesetzliche Porto. Angenommen.

Artikel VIII. Der von den Geldversendungen handelt, gab zu einigem Lärmen Veranlassung. Wolowski und noch ein anderer berühmter Oekonom aus der Freihandelsschule drangen auf Herabsetzung der Speditionsprozente auf einen Franken oder gar einen halben Franken; diese Herabsetzung sei der erste Schritt zu einer Nationalbank. (Furchtbares Gelächter.) Beide Redner wurden heruntergetrommelt.

Artikel IX. angenommen.

Das Gesammtgesetz angenommen.

Marrast zeigt an, daß die morgige Sitzung pünktlich um 12 Uhr beginne und die Diskussion dem Rapport Bauchart gewidmet sei.

Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.

27 Paris, 24. Aug.

Die mit dem zweiten Convoi zur Deportation abgesandten Insurgenten zerfallen nach Stand und Beschäftigung in folgende Kategorien:

57 Schreiner und Ebenisten; 41 Tagelöhner und Erdarbeiter; 21 deren Gewerbe unbekannt; 19 Schuhmacher; 17 Maurer; 17 Weinschenkwirthe; 14 Steinmetzen; 13 Dienstboten; 13 Klempner; 12 Mechaniker; 11 Staatsbeamte; 11 Zimmerleute; 10 Uhrmacher; 10 Maler; 10 Schlosser; 10 Bäcker; 9 Stubenmaler; 9 Eisen- oder Kupferdreher; 8 Schneider; 8 Trödler; 7 Fuhrleute; 7 Schmelzer; 7 Obsthändler; 6 Ciselire; 6 Kommissionäre; 5 Feilenhauer; 5 Gerber; 5 Hutmacher; 5 Pförtner; 4 Wollspinner; 4 Säger; 4 Posamentiere; 4 Vergolder; 4 Architekten; 4 Korbmacher; 3 Lithographen; 4 Mobilgarden, darunter 1 Lieutenant des 2. Bataillons; 3 Matrosen; 2 Hauseigenthümer; 2 Stadtwächter; 2 Instrumentenbauer; 2 Pensionatsvorsteher; 2 Nego[z]ianten; 2 Gelehrte (Terson und Leroy); 2 Fleischermeister; 1 Omnibuskutscher; 1 Accisebeamter. Unter diesen sind 16 Ausländer: Baiern, Hessen, Belgier etc.

Was das Alter der Deportirten anlangt, so findet folgendes Verhältniß statt:

1war 14 Jahr alt.
34waren 15-20 Jahr alt.
70waren 20-25 Jahr alt.
86waren 25-30 Jahr alt.
76waren 30-35 Jahr alt.
66waren 35-40 Jahr alt.
63waren 40-45 Jahr alt.
42waren 45-50 Jahr alt.
24waren 50-55 Jahr alt.
8waren 55-60 Jahr alt.
4waren 60-65 Jahr alt.
2waren -66 Jahr alt.
1waren -65 Jahr alt.
1waren -68 Jahr alt.
19deren Alter unbekannt.

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

Der Gerant, Korff.
Druck von Wilhelm Clouth in Köln.

(Hierzu eine Beilage.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar087_012" type="jArticle">
          <pb facs="#f0004" n="0448"/>
          <p>Die vielen Tausenden begaben sich nach ihrem grausen Schwur voll                         Gesinnungsernst in die Bierhäuser, um allgemeine Fragen des Tages zu                         besprechen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_013" type="jArticle">
          <head>Berlin, 24. Aug.</head>
          <p>Der Finanzminister hat Nachstehendes an die Königlichen Regierungen                         erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Aus dem Berichte der Königlichen Regierung vom 2. d. M. habe ich ungern                         ersehen, daß seit dem Erlaß der Allerhöchsten Ordre vom 26. Juni d. J.,                         welche für alle bis zu diesem Tage verübten Forstfrevel Amnestie bewilligte,                         eine maßlose Vermehrung der Holzdiebstähle eingetreten ist.</p>
          <p>Da diese Besorgniß erregende Erscheinung nach den Ermittelungen der                         Lokal-Behörden aus der im Publikum verbreiteten Meinung hervorgegangen sein soll,<lb/><hi rendition="#et">daß bei dem Erscheinen des neuen Staatsgrundgesetzes                             eine abermalige Amnestie für Forst- und Jagdfrevel eintreten werde,</hi> so muß der Königlichen Regierung zur Pflicht gemacht werden, die öffentliche                         Meinung über die Unrichtigkeit dieser durchaus unbegründeten Voraussetzung                         zu belehren.</p>
          <p>Die neue Verfassung wird dem Volke die errungene Freiheit verbriefen,                         zugleich aber den Gesetzen die ihnen gebührende Achtung und Geltung                         sichern.</p>
          <p>Berlin, den 23. August 1848.</p>
          <p>Der Finanz-Minister.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Hansemann</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_014" type="jArticle">
          <head>Berlin.</head>
          <p>Die Hausvoigtei wird, obwohl der eximirte Gerichtsstand in Kriminalsachen am                         1. September aufhört, noch nicht völlig aufgelöst werden, sondern vorläufig                         noch Schuldgefängniß für die eximirten Personen und Gefängniß zur                         Vollstreckung von Disciplinarstrafen gegen die Beamten bleiben.</p>
          <bibl>(B. Z.)</bibl>
          <p>&#x2014; Bis zum 22. Mittags waren an der Cholera als erkrankt gemeldet 104, bis zum                         23. Mittags wurden als neu erkrankt gemeldet 16, zusammen 120 Erkrankte,                         davon sind gestorben 81, genesen 11, in Behandlung blieben 28.</p>
          <bibl>(B. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar087_015" type="jArticle">
          <head>Berlin.</head>
          <p>Die &#x201E;Berl. Nachr.&#x201C; melden Folgendes: Der General-Steuer-Direktor Kühne,                         dessen Ansichten mit dem bei uns einzuführenden neuen Finanzsystem nicht                         übereinstimmen sollen, hat um seinen Abschied nachgesucht und diesen auch                         bereits erhalten. Er wird am 1. Oktober aus dem Staatsdienste scheiden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_016" type="jArticle">
          <head>Kassel, 23. Aug.</head>
          <p>In der Ständesitzung hat Deputirter Henkel einen Antrag wegen Verminderung                         der kurfürstl. Einkünfte gestellt, dahin, derselbe möge entweder auf die                         Civilliste oder auf die Einkünfte des Hausschatzes verzichten, aus diesen                         beiden Quellen fließen dem Hof jährlich an 700,000 Rthlr. zu ein allerdings                         großes Einkommen für den Fürst unsres etwas mehr als 700,000 Einwohner                         zählenden Landes, wenn man dasselbe mit anderm Hof dotationen                         vergl[e]icht.</p>
          <bibl>(Fr. J.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar087_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> München, 22. Aug.</head>
          <p>Der Bekanntmachung, die Erklärung des Ministers des Innern enthaltend, folgte                         diesen Nachmittag eine zweite, von Seiten des Oberhofmeisterstabes, also                         lautend: &#x201E;Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte,                         zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller                         Wohlgesinnten, erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschatz                         ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Residenz aufbewahrt                         befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und haften. Graf                         Sandizell, Oberhofmeister. Frhr. v. Gumppenberg, Schatzmeister.                         Weichselbaumer, Stabsrath.&#x201C; Hätte man auch diese Erklärung, wie die                         vorgenannte, gestern veröffentlicht, wir hätten die beklagenswerthen                         Vorfälle nicht erlebt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_018" type="jArticle">
          <head>Triest, 19. Aug.</head>
          <p>Durch die Weigerung Albinis die abgeschlossene Konvention anzuerkennen,                         hätten wir einen Fingerzeig, daß die Sache Italiens, wenigstens in den Augen                         der Italiener, nicht mit Karl Albert fallen soll, und zugleich eine                         Andeutung, daß die Krone des Sardenkönigs auf seinem Haupte wankt. Das                         vereinigte sardinisch-venezianische Geschwader steht fortwährend in den                         Gewässern von Venedig, wohin die uns zeitweise verlassenden englischen und                         französischen Kriegsschiffe, sich gleichsam ablösend, Ausflüge machen.</p>
          <bibl>(Ob. Oestr. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar087_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 625.</bibl>                </note>
          <head>Mailand, 20. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar087_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 625.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 19. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar087_021_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 625.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Neapel, 14. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar087_022_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 625.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar087_023_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 625.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Siracusa, 8. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar087_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>101</author></bibl> Pesth, 15. Aug.</head>
          <p>Heute erscheint vom Ministerpräsidenten (Ludwig Batthyany) eine Verordnung an                         die Behörden zwischen Donau und Drau. &#x201E;Baron Jellachich&#x201C;, heißt es darin,                         &#x201E;der mir in Gegenwart Sr. k. k. H. des Erzherzogs Johann das Versprechen                         gegeben, unter der Bedingung, wenn die ungarische Regierung ihre Wehrkraft                         von der kroatischen Gränze zurückziehe dasselbe zu thun, koncentirt jetzt in                         Croatien, besonders um Warasdin herum, eine beträchtliche Heeresmacht,                         obgleich wir unserm gegebenen Versprechen nachkommend, einen großen Theil                         unseres Heeres von der kroatischen Gränze zurückgezogen, und an die Donau                         verlegt haben.&#x201C;</p>
          <p>Es werden demnach die dortigen Behörden aufgefordert, mobile                         Nationalgardencorps aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, daß für                         den Fall des Einrückens der Croaten sofort eine allgemeine Volkserhebung                         stattfinden könne. Die Verordnung schließt:</p>
          <p>&#x201E;Die Leute der Reaction sollen von den Behörden mit wachsamem Auge verfolgt                         werden. &#x2014; Wir wollen Niemand angreifen, aber zum Schutze unserer Freiheit,                         unserer Unabhängigkeit und unserer Rechte, werden wir bis zum letzten Mann                         bereit stehen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Pesth, 19. August.</head>
          <p>Die Ofener-Pesther Ztg. enthält heut die offiziellen Berichte über die drei                         siegreichen Gefechte unserer Truppen bei Tarek, Neusina und O-Verbaß. Dem                         &#x201E;Kossuth Hirlapja&#x201C; wird aus Szegedin berichtet, daß das siebenburger zweite                         Regiment, welches am 10. dort eingerückt war, in der Nacht vom 12. zum 13.                         in vollkommener Rüstung desertirt ist. Auf dem nahe gelegenen Dorfe Szöreg                         standen Wagen in Bereitschaft, welche die rasche Flucht beförderten. In                         Folge der neuen Verrätherei des Banus Jelachich, welcher, nachdem er dem                         Minister-Präsidenten Batthyani in Gegenwart des Erzherzogs Johann das                         Versprechen gegeben hatte, wenn die ungarische Regierung ihre Streitkräfte                         von der kroatischen Grenze zurückzöge, dasselbe zu thun, &#x2014; jetzt eine                         beträchtliche Heeresmacht um Warasdin zusammenzieht; ruft der                         Minister-Präsident die Behörden zwischen der Donau und Drau auf, freiwillige                         mobile Nationalgarden-Corps in möglichst großer Zahl und gut bewaffnet,                         aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, um ein Aufgebot en masse                         bewerkstelligen zu können.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_026" type="jArticle">
          <head>Pesth, 19. August.</head>
          <p>Wir befinden uns hier wiederum in einer Ministerkrisis. Der Kriegminister                         Meßaros hat nunmehr seinen Rekrutirungsgesetzentwurf dem Repräsentantenhause                         vorgelegt und an die Annahme desselben sein Portefeulle geknüpft. Diese                         Annahme würde aber die ungarische Selbstständigkeit vollends aufheben. Der                         Fall des Kriegsministers erscheint bis jetztunzweifelhaft. Mit ihm werden                         auch die Aristokraten Esterhazy, Batthyanyi und Szechenyi aus dem                         Ministerium treten. Kossuth hat sich noch immer bei diesen Verhandlungen                         nicht blicken lassen: Er ist gegen den Entwurf, welchen er aber seinem                         Schicksal überlassen will; wird er verworfen, so wird wahrscheinlich Kossuth                         an die Spitze eines neuen Ministeriums treten.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Portugal.</head>
        <div xml:id="ar087_027" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Lissabon, 19. Aug.</head>
          <p>Die Cortes wurden am 15. d. von der Königin in Person geschlossen. Dona Maria                         machte den Herrn bedeutende Complimente, daß sie die vielen &#x201E;höchst                         ernstlichen Schwierigkeiten&#x201C; zu bestehen und die Ruhe im Lande zu erhalten                         gewußt. Besonders lobt sie die Abstimmungen über das Budget. Das begreift                         sich. Was das Bestehen der Schwierigkeiten und die Ruhe im Lande angeht, so                         wird es sich vielleicht noch in diesem Jahre zeigen, was es mit dergleichen                         offiziellen Versicherungen für ein Bewandniß hat.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar087_028" type="jArticle">
          <head>Paris, 24. August.</head>
          <p>Der &#x201E;Spektateur Republicain&#x201C; zeigt sich über die Langsamkeit des Wiener                         Kabinets sehr ungeduldig. Nachdem er dem Patriotismus der Italiener,                         namentlich Venedig's, eine Lobrede gehalten, fahrt er fort:</p>
          <p>&#x201E;Die Zeiten sind vorüber, wo die östreichischen Kaiser ihre habsüchtigen                         Blicke nach der italischen Halbinsel wandten. Nach den Mündungen der Donau                         hin mögen sie ihre Blicke richten. Dort stoßen sie auf keinen andern                         Widerstand, als den Rußland's, gegen welches sie nicht nur Deutschland,                         sondern fast alle westlichen Staaten für oder selbst mit sich haben würden.                         In heutiger Zeit ist es mit den einseitigen politischen Bestrebungen aus.                         Wir glauben daher Oestreich wiederholt zur Annahme der ihm im Namen der                         Republik und England's gemachten Mediationsvorschläge ermuntern zu müssen.                         Wenn es die Negotiation nicht offen und redlich annimmt, wenn sein Ehrgeiz                         durch die jüngsten leichten Siege vielleicht zu hoch geschraubt sein dürfte,                         wenn es zu den tausend und abermal tausend Hülfsmitteln seine Zuflucht                         nehmen würde, welche die Diplomatik bietet, um eine Sache in die Länge zu                         treiben, dann ladet Oestreich eine schwere Verantwortlichkeit auf sich. Man                         werfe einen Blick auf Europa. Die Lage Frankreich's und England's ist eine                         solche, daß sie gar keinen Zweifel an der Ehrlichkeit der Mediation zuläßt.                         Beiden Staaten liegt die Erhaltung des Friedens am Herzen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur ruft für den 17. Sept. die Wahlkollegien derjenigen fünfzehn                         Repräsentanten zusammen, welche durch Tod oder Doppelwahl bisher ledig                         blieben. Auf das Seinedepartement kommen deren drei.</p>
          <p>&#x2014; Der päbstliche Nuntius hatte gestern die Ehre, durch Hrn. Bastide dem                         General Cavaignac vorgestellt zu werden, und die Akkreditive zu überreichen,                         welche ihn als Gesandten des päbstlichen Stuhles bei der französischen                         Republik bevollmächtigen.</p>
          <p>&#x2014; Auch Kisseleff, sagt man, habe gestern die Vollmachten aus Petersburg                         erhalten, welche ihn bei der Republik als Geschäftsträger beglaubigen.</p>
          <p>&#x2014; Heute Mittag findet der Journalistenkongreß in der Richelieustraße bei                         Lemardelay Statt.</p>
          <p>Die auf Anregung Girardin's zu berathenden Fragen lauten:</p>
          <p>1) Sollen die Journale zu erscheinen aufhören?</p>
          <p>2) Sollen sie fortfahren, sich lediglich auf Erzählung der Thatsachen                         beschränken?</p>
          <p>3) Sollen sie eine gemeinschaftliche Protestation unterzeichnen?</p>
          <p>4) Sollen sie eine Kollektivpetition an die Nationalversammlung richten, in                         welcher sie ihr auseinandersetzen, daß es bei Abstimmung ihres Gesetzes vom                         11. August unmöglich in ihrer Absicht gelegen haben könne, die Presse unter                         einem Joche zu lassen, das noch schlimmer als die Censur ist?</p>
          <p>&#x2014; Herr Goudchaux hat uns gestern Nachmittag 4 1/2 Uhr mit der                         Einstommensteuer beglückt. Für 1849 werden folgende Posten mit einem                         Ueberschuß von 5 Centimen per Franken besteuert:</p>
          <p>1) Der Reinertag (benefices) des Ackerbaues. 2) Der Reinertrag des Handels                         und der Industrie, nach Abzug der Patentsteuer. 3) Der Verdienst von                         Ministerialbeamten, Künstlern und Advokaten (professions libérales). 4)                         Pensionen, Staats- und Privat-Gchalte aller Art. 5) Renten, Dividenden,                         Jahres-Antheile bei industriellen und anderen Unternehmungen, Zinserträge                         von Obligationen, kurz, die beweglichen Einkünfte aller Erwerbszweige u. s.                         w. u. s. w.</p>
          <p>Paris ist außer sich vor Unwillen. Die Steuer soll 60 Millionen bringen.</p>
          <p>&#x2014; Die beiden Repräsentantenklubs des Palais Exroyal und der Rue Tait-bout                         hielten gestern Abend eine Sitzung, in Folge deren die Bürger David                         (Angers), Aug. Mie und Germain Sarrut als Kommissarien zu den Ministern des                         Innern und des Unterrichts geschickt wurden, um sie freundschaftlichst zu                         ersuchen, die Gründe anzugeben, aus welchen in jüngster Zeit gewisse, in den                         Tuilerien gefundene Papiere verschwunden seien?</p>
          <p>&#x2014; Für morgen sind eingeschrieben:</p>
          <p>1) Admiral Casy, 2) Ceyras, 3) Edgar Quinet über Persönliches.</p>
          <p>Für Unterstützung des Untersuchungsberichts: Denjoy, v. Charencey, Pascal                         Duprat.</p>
          <p>Den Anfang sollen bilden die Vorträge Ledru Rollin's, Caussidière's und Louis                         Blanc's.</p>
          <p>&#x2014; Drei und sechszig Redaktoren haben sich heute Mittag bei Lemardelay                         eingefunden und eine Protestation gegen die Preßwillkür für des Generals                         Cavaignac unterzeichnet.</p>
          <p><hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 24. August. Anfang                         1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>An der Tagesordnung befand sich zunächst die Ermunterung des Stockfischfangs.                         Ein Gesetz vom 25. Juni 1841 bewilligt der Ausfuhr dieses starken                         Handelszweiges 14 Franken Ausfuhr-Prämie per Zentner. Diese 14 Fr. werden                         nach einiger Diskussion auf 18 Fr. erhöht.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lignier</hi> legt seinen Bericht über die beantragte                         Aenderung der Bedingungen vor, unter welchen die Stadt Paris ein Anlehen von                         25. Millionen Franken kontrahiren dürfe. Der Gegenstand dränge und die                         Versammlung solle sofort diskutiren.</p>
          <p>Dies geschieht ohne Weiteres und die beantragten Modifikationen, des schon                         unter Louis Philipp diskutirten Anlehens gehen durch. Sie bestehen in                         freiwilliger Unterzeichnung von Obligationen statt öffentlichem Ausgebot.                         Neuer Beweis von Kreditabnahme.</p>
          <p><hi rendition="#g">Germain Sarrut</hi> macht die Versammlung auf die fatale                         Lage aufmerksam, in welche eine Menge Familien durch die Juni-Ereignisse                         versetzt worden seien. Viele Chefs d'Atelier seien transportirt, eine Menge                         Verkehrsverhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern abgebrochen. Dies zu                         reguliren überreiche er hiermit einen Gesetzentwurf.</p>
          <p>An die Büreaux gewiesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grandez</hi> legt einen Gesetzentwurf rücksichtlich einer                         neuen Grundsteuer im Namen des Handels- und Ackerbauausschusses vor.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi> zeigt an, daß ein Antrag auf                         gerichtliche Verfolgung eines Repräsentanten eingelaufen sei, und daß er ihn                         zur Prüfung an die Abtheilungen überwiesen habe.</p>
          <p>Die Versammlung schreitet zur Berathung des Portogesetzes.</p>
          <p><hi rendition="#g">Deslongrais</hi> bekämpft den ganzen Entwurf.</p>
          <p>Finanzminister <hi rendition="#g">Goudchaux</hi> sucht die Befürchtungen                         seines Gegners rücksichtlich eines Ausfalls von 10 Millionen zu                         beschwichtigen.</p>
          <p>Die Versammlung schritt zur Diskussion der Artikel.</p>
          <p>Artikel I. Vom 1. Januar 1849 wird jeder Brief von 7 1/2 Grammen im Umfang                         der Republik mit 20 Centimen taxirt. Inbegriffen die Briefe von und nach                         Corsika und Algerien. Angenommen.</p>
          <p>Artikel II. Briefe von 7 1/2 bis 15 Grammen sind zu 40 Centimen zu taxiren.                         Angenommen.</p>
          <p>Artikel III. Briefe und Pakete von 15 bis 100 Grammen kosten einen Franken.                         Briefe und Pakete über 100 Grammen werden von der Post nicht angenommen.                         Angenommen.</p>
          <p>Artikel IV. Rekommandirte Briefe zahlen die doppelte Taxe und müssen frankirt                         werden. Angenommen.</p>
          <p>Artikel V. Die Postverwaltung ist zum Vorausverkauf von Frankostempeln zu 20                         und 40 Centimen und einem Frank ermächtigt. Angenommen.</p>
          <p>Artikel VI. Verbietet jedem Postbeamten Briefe und Pakete zu versenden, die                         der Postkontrolle fremd sind. In solchen Fällen werden die Strafen des                         Gesetzes vom 27. Prairial, Jahr IX, für dergleichen Unterschleife                         beibehalten. Angenommen.</p>
          <p>Artikel VII. Briefe, welche sich der Adresse von Personen bedienen, die                         Portofreiheit genießen, aber an Dritte gerichtet sind, zahlen das                         gesetzliche Porto. Angenommen.</p>
          <p>Artikel VIII. Der von den Geldversendungen handelt, gab zu einigem Lärmen                         Veranlassung. Wolowski und noch ein anderer berühmter Oekonom aus der                         Freihandelsschule drangen auf Herabsetzung der Speditionsprozente auf einen                         Franken oder gar einen halben Franken; diese Herabsetzung sei der erste                         Schritt zu einer Nationalbank. (Furchtbares Gelächter.) Beide Redner wurden                         heruntergetrommelt.</p>
          <p>Artikel IX. angenommen.</p>
          <p>Das Gesammtgesetz angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> zeigt an, daß die morgige Sitzung pünktlich                         um 12 Uhr beginne und die Diskussion dem Rapport Bauchart gewidmet sei.</p>
          <p>Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar087_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Paris, 24. Aug.</head>
          <p>Die mit dem zweiten Convoi zur Deportation abgesandten Insurgenten zerfallen                         nach Stand und Beschäftigung in folgende Kategorien:</p>
          <p>57 Schreiner und Ebenisten; 41 Tagelöhner und Erdarbeiter; 21 deren Gewerbe                         unbekannt; 19 Schuhmacher; 17 Maurer; 17 Weinschenkwirthe; 14 Steinmetzen;                         13 Dienstboten; 13 Klempner; 12 Mechaniker; 11 Staatsbeamte; 11 Zimmerleute;                         10 Uhrmacher; 10 Maler; 10 Schlosser; 10 Bäcker; 9 Stubenmaler; 9 Eisen-                         oder Kupferdreher; 8 Schneider; 8 Trödler; 7 Fuhrleute; 7 Schmelzer; 7                         Obsthändler; 6 Ciselire; 6 Kommissionäre; 5 Feilenhauer; 5 Gerber; 5                         Hutmacher; 5 Pförtner; 4 Wollspinner; 4 Säger; 4 Posamentiere; 4 Vergolder;                         4 Architekten; 4 Korbmacher; 3 Lithographen; 4 Mobilgarden, darunter 1                         Lieutenant des 2. Bataillons; 3 Matrosen; 2 Hauseigenthümer; 2 Stadtwächter;                         2 Instrumentenbauer; 2 Pensionatsvorsteher; 2 Nego[z]ianten; 2 Gelehrte                         (Terson und Leroy); 2 Fleischermeister; 1 Omnibuskutscher; 1 Accisebeamter.                         Unter diesen sind 16 Ausländer: Baiern, Hessen, Belgier etc.</p>
          <p>Was das Alter der Deportirten anlangt, so findet folgendes Verhältniß                         statt:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>1</cell>
              <cell>war 14 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>34</cell>
              <cell>waren 15-20 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>70</cell>
              <cell>waren 20-25 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>86</cell>
              <cell>waren 25-30 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>76</cell>
              <cell>waren 30-35 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>66</cell>
              <cell>waren 35-40 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>63</cell>
              <cell>waren 40-45 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>42</cell>
              <cell>waren 45-50 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>24</cell>
              <cell>waren 50-55 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>8</cell>
              <cell>waren 55-60 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>4</cell>
              <cell>waren 60-65 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>2</cell>
              <cell>waren   -66 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1</cell>
              <cell>waren   -65 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1</cell>
              <cell>waren   -68 Jahr alt.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>19</cell>
              <cell>deren Alter unbekannt.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Siehe den Verfolg in der                             Beilage.)</hi> </ref>
          </p>
        </div>
      </div>
      <div type="imprint">
        <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff</hi>.<lb/>
Druck von Wilhelm Clouth in                     Köln.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <p>
          <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0448/0004] Die vielen Tausenden begaben sich nach ihrem grausen Schwur voll Gesinnungsernst in die Bierhäuser, um allgemeine Fragen des Tages zu besprechen. Berlin, 24. Aug. Der Finanzminister hat Nachstehendes an die Königlichen Regierungen erlassen: „Aus dem Berichte der Königlichen Regierung vom 2. d. M. habe ich ungern ersehen, daß seit dem Erlaß der Allerhöchsten Ordre vom 26. Juni d. J., welche für alle bis zu diesem Tage verübten Forstfrevel Amnestie bewilligte, eine maßlose Vermehrung der Holzdiebstähle eingetreten ist. Da diese Besorgniß erregende Erscheinung nach den Ermittelungen der Lokal-Behörden aus der im Publikum verbreiteten Meinung hervorgegangen sein soll, daß bei dem Erscheinen des neuen Staatsgrundgesetzes eine abermalige Amnestie für Forst- und Jagdfrevel eintreten werde, so muß der Königlichen Regierung zur Pflicht gemacht werden, die öffentliche Meinung über die Unrichtigkeit dieser durchaus unbegründeten Voraussetzung zu belehren. Die neue Verfassung wird dem Volke die errungene Freiheit verbriefen, zugleich aber den Gesetzen die ihnen gebührende Achtung und Geltung sichern. Berlin, den 23. August 1848. Der Finanz-Minister. (gez.) Hansemann. Berlin. Die Hausvoigtei wird, obwohl der eximirte Gerichtsstand in Kriminalsachen am 1. September aufhört, noch nicht völlig aufgelöst werden, sondern vorläufig noch Schuldgefängniß für die eximirten Personen und Gefängniß zur Vollstreckung von Disciplinarstrafen gegen die Beamten bleiben. (B. Z.) — Bis zum 22. Mittags waren an der Cholera als erkrankt gemeldet 104, bis zum 23. Mittags wurden als neu erkrankt gemeldet 16, zusammen 120 Erkrankte, davon sind gestorben 81, genesen 11, in Behandlung blieben 28. (B. Z.) Berlin. Die „Berl. Nachr.“ melden Folgendes: Der General-Steuer-Direktor Kühne, dessen Ansichten mit dem bei uns einzuführenden neuen Finanzsystem nicht übereinstimmen sollen, hat um seinen Abschied nachgesucht und diesen auch bereits erhalten. Er wird am 1. Oktober aus dem Staatsdienste scheiden. Kassel, 23. Aug. In der Ständesitzung hat Deputirter Henkel einen Antrag wegen Verminderung der kurfürstl. Einkünfte gestellt, dahin, derselbe möge entweder auf die Civilliste oder auf die Einkünfte des Hausschatzes verzichten, aus diesen beiden Quellen fließen dem Hof jährlich an 700,000 Rthlr. zu ein allerdings großes Einkommen für den Fürst unsres etwas mehr als 700,000 Einwohner zählenden Landes, wenn man dasselbe mit anderm Hof dotationen vergl[e]icht. (Fr. J.) * München, 22. Aug. Der Bekanntmachung, die Erklärung des Ministers des Innern enthaltend, folgte diesen Nachmittag eine zweite, von Seiten des Oberhofmeisterstabes, also lautend: „Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte, zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller Wohlgesinnten, erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschatz ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Residenz aufbewahrt befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und haften. Graf Sandizell, Oberhofmeister. Frhr. v. Gumppenberg, Schatzmeister. Weichselbaumer, Stabsrath.“ Hätte man auch diese Erklärung, wie die vorgenannte, gestern veröffentlicht, wir hätten die beklagenswerthen Vorfälle nicht erlebt. Triest, 19. Aug. Durch die Weigerung Albinis die abgeschlossene Konvention anzuerkennen, hätten wir einen Fingerzeig, daß die Sache Italiens, wenigstens in den Augen der Italiener, nicht mit Karl Albert fallen soll, und zugleich eine Andeutung, daß die Krone des Sardenkönigs auf seinem Haupte wankt. Das vereinigte sardinisch-venezianische Geschwader steht fortwährend in den Gewässern von Venedig, wohin die uns zeitweise verlassenden englischen und französischen Kriegsschiffe, sich gleichsam ablösend, Ausflüge machen. (Ob. Oestr. Z.) Italien. Mailand, 20. August. _ * Turin, 19. August. _ * Neapel, 14. Aug. _ * _ * Siracusa, 8. Aug. _ Ungarn. 101 Pesth, 15. Aug. Heute erscheint vom Ministerpräsidenten (Ludwig Batthyany) eine Verordnung an die Behörden zwischen Donau und Drau. „Baron Jellachich“, heißt es darin, „der mir in Gegenwart Sr. k. k. H. des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben, unter der Bedingung, wenn die ungarische Regierung ihre Wehrkraft von der kroatischen Gränze zurückziehe dasselbe zu thun, koncentirt jetzt in Croatien, besonders um Warasdin herum, eine beträchtliche Heeresmacht, obgleich wir unserm gegebenen Versprechen nachkommend, einen großen Theil unseres Heeres von der kroatischen Gränze zurückgezogen, und an die Donau verlegt haben.“ Es werden demnach die dortigen Behörden aufgefordert, mobile Nationalgardencorps aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, daß für den Fall des Einrückens der Croaten sofort eine allgemeine Volkserhebung stattfinden könne. Die Verordnung schließt: „Die Leute der Reaction sollen von den Behörden mit wachsamem Auge verfolgt werden. — Wir wollen Niemand angreifen, aber zum Schutze unserer Freiheit, unserer Unabhängigkeit und unserer Rechte, werden wir bis zum letzten Mann bereit stehen. * Pesth, 19. August. Die Ofener-Pesther Ztg. enthält heut die offiziellen Berichte über die drei siegreichen Gefechte unserer Truppen bei Tarek, Neusina und O-Verbaß. Dem „Kossuth Hirlapja“ wird aus Szegedin berichtet, daß das siebenburger zweite Regiment, welches am 10. dort eingerückt war, in der Nacht vom 12. zum 13. in vollkommener Rüstung desertirt ist. Auf dem nahe gelegenen Dorfe Szöreg standen Wagen in Bereitschaft, welche die rasche Flucht beförderten. In Folge der neuen Verrätherei des Banus Jelachich, welcher, nachdem er dem Minister-Präsidenten Batthyani in Gegenwart des Erzherzogs Johann das Versprechen gegeben hatte, wenn die ungarische Regierung ihre Streitkräfte von der kroatischen Grenze zurückzöge, dasselbe zu thun, — jetzt eine beträchtliche Heeresmacht um Warasdin zusammenzieht; ruft der Minister-Präsident die Behörden zwischen der Donau und Drau auf, freiwillige mobile Nationalgarden-Corps in möglichst großer Zahl und gut bewaffnet, aufzustellen und alle Vorbereitungen zu treffen, um ein Aufgebot en masse bewerkstelligen zu können. Pesth, 19. August. Wir befinden uns hier wiederum in einer Ministerkrisis. Der Kriegminister Meßaros hat nunmehr seinen Rekrutirungsgesetzentwurf dem Repräsentantenhause vorgelegt und an die Annahme desselben sein Portefeulle geknüpft. Diese Annahme würde aber die ungarische Selbstständigkeit vollends aufheben. Der Fall des Kriegsministers erscheint bis jetztunzweifelhaft. Mit ihm werden auch die Aristokraten Esterhazy, Batthyanyi und Szechenyi aus dem Ministerium treten. Kossuth hat sich noch immer bei diesen Verhandlungen nicht blicken lassen: Er ist gegen den Entwurf, welchen er aber seinem Schicksal überlassen will; wird er verworfen, so wird wahrscheinlich Kossuth an die Spitze eines neuen Ministeriums treten. (D. A. Z.) Portugal. * Lissabon, 19. Aug. Die Cortes wurden am 15. d. von der Königin in Person geschlossen. Dona Maria machte den Herrn bedeutende Complimente, daß sie die vielen „höchst ernstlichen Schwierigkeiten“ zu bestehen und die Ruhe im Lande zu erhalten gewußt. Besonders lobt sie die Abstimmungen über das Budget. Das begreift sich. Was das Bestehen der Schwierigkeiten und die Ruhe im Lande angeht, so wird es sich vielleicht noch in diesem Jahre zeigen, was es mit dergleichen offiziellen Versicherungen für ein Bewandniß hat. Französische Republik. Paris, 24. August. Der „Spektateur Republicain“ zeigt sich über die Langsamkeit des Wiener Kabinets sehr ungeduldig. Nachdem er dem Patriotismus der Italiener, namentlich Venedig's, eine Lobrede gehalten, fahrt er fort: „Die Zeiten sind vorüber, wo die östreichischen Kaiser ihre habsüchtigen Blicke nach der italischen Halbinsel wandten. Nach den Mündungen der Donau hin mögen sie ihre Blicke richten. Dort stoßen sie auf keinen andern Widerstand, als den Rußland's, gegen welches sie nicht nur Deutschland, sondern fast alle westlichen Staaten für oder selbst mit sich haben würden. In heutiger Zeit ist es mit den einseitigen politischen Bestrebungen aus. Wir glauben daher Oestreich wiederholt zur Annahme der ihm im Namen der Republik und England's gemachten Mediationsvorschläge ermuntern zu müssen. Wenn es die Negotiation nicht offen und redlich annimmt, wenn sein Ehrgeiz durch die jüngsten leichten Siege vielleicht zu hoch geschraubt sein dürfte, wenn es zu den tausend und abermal tausend Hülfsmitteln seine Zuflucht nehmen würde, welche die Diplomatik bietet, um eine Sache in die Länge zu treiben, dann ladet Oestreich eine schwere Verantwortlichkeit auf sich. Man werfe einen Blick auf Europa. Die Lage Frankreich's und England's ist eine solche, daß sie gar keinen Zweifel an der Ehrlichkeit der Mediation zuläßt. Beiden Staaten liegt die Erhaltung des Friedens am Herzen.“ — Der Moniteur ruft für den 17. Sept. die Wahlkollegien derjenigen fünfzehn Repräsentanten zusammen, welche durch Tod oder Doppelwahl bisher ledig blieben. Auf das Seinedepartement kommen deren drei. — Der päbstliche Nuntius hatte gestern die Ehre, durch Hrn. Bastide dem General Cavaignac vorgestellt zu werden, und die Akkreditive zu überreichen, welche ihn als Gesandten des päbstlichen Stuhles bei der französischen Republik bevollmächtigen. — Auch Kisseleff, sagt man, habe gestern die Vollmachten aus Petersburg erhalten, welche ihn bei der Republik als Geschäftsträger beglaubigen. — Heute Mittag findet der Journalistenkongreß in der Richelieustraße bei Lemardelay Statt. Die auf Anregung Girardin's zu berathenden Fragen lauten: 1) Sollen die Journale zu erscheinen aufhören? 2) Sollen sie fortfahren, sich lediglich auf Erzählung der Thatsachen beschränken? 3) Sollen sie eine gemeinschaftliche Protestation unterzeichnen? 4) Sollen sie eine Kollektivpetition an die Nationalversammlung richten, in welcher sie ihr auseinandersetzen, daß es bei Abstimmung ihres Gesetzes vom 11. August unmöglich in ihrer Absicht gelegen haben könne, die Presse unter einem Joche zu lassen, das noch schlimmer als die Censur ist? — Herr Goudchaux hat uns gestern Nachmittag 4 1/2 Uhr mit der Einstommensteuer beglückt. Für 1849 werden folgende Posten mit einem Ueberschuß von 5 Centimen per Franken besteuert: 1) Der Reinertag (benefices) des Ackerbaues. 2) Der Reinertrag des Handels und der Industrie, nach Abzug der Patentsteuer. 3) Der Verdienst von Ministerialbeamten, Künstlern und Advokaten (professions libérales). 4) Pensionen, Staats- und Privat-Gchalte aller Art. 5) Renten, Dividenden, Jahres-Antheile bei industriellen und anderen Unternehmungen, Zinserträge von Obligationen, kurz, die beweglichen Einkünfte aller Erwerbszweige u. s. w. u. s. w. Paris ist außer sich vor Unwillen. Die Steuer soll 60 Millionen bringen. — Die beiden Repräsentantenklubs des Palais Exroyal und der Rue Tait-bout hielten gestern Abend eine Sitzung, in Folge deren die Bürger David (Angers), Aug. Mie und Germain Sarrut als Kommissarien zu den Ministern des Innern und des Unterrichts geschickt wurden, um sie freundschaftlichst zu ersuchen, die Gründe anzugeben, aus welchen in jüngster Zeit gewisse, in den Tuilerien gefundene Papiere verschwunden seien? — Für morgen sind eingeschrieben: 1) Admiral Casy, 2) Ceyras, 3) Edgar Quinet über Persönliches. Für Unterstützung des Untersuchungsberichts: Denjoy, v. Charencey, Pascal Duprat. Den Anfang sollen bilden die Vorträge Ledru Rollin's, Caussidière's und Louis Blanc's. — Drei und sechszig Redaktoren haben sich heute Mittag bei Lemardelay eingefunden und eine Protestation gegen die Preßwillkür für des Generals Cavaignac unterzeichnet. National-Versammlung. Sitzung vom 24. August. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. An der Tagesordnung befand sich zunächst die Ermunterung des Stockfischfangs. Ein Gesetz vom 25. Juni 1841 bewilligt der Ausfuhr dieses starken Handelszweiges 14 Franken Ausfuhr-Prämie per Zentner. Diese 14 Fr. werden nach einiger Diskussion auf 18 Fr. erhöht. Lignier legt seinen Bericht über die beantragte Aenderung der Bedingungen vor, unter welchen die Stadt Paris ein Anlehen von 25. Millionen Franken kontrahiren dürfe. Der Gegenstand dränge und die Versammlung solle sofort diskutiren. Dies geschieht ohne Weiteres und die beantragten Modifikationen, des schon unter Louis Philipp diskutirten Anlehens gehen durch. Sie bestehen in freiwilliger Unterzeichnung von Obligationen statt öffentlichem Ausgebot. Neuer Beweis von Kreditabnahme. Germain Sarrut macht die Versammlung auf die fatale Lage aufmerksam, in welche eine Menge Familien durch die Juni-Ereignisse versetzt worden seien. Viele Chefs d'Atelier seien transportirt, eine Menge Verkehrsverhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern abgebrochen. Dies zu reguliren überreiche er hiermit einen Gesetzentwurf. An die Büreaux gewiesen. Grandez legt einen Gesetzentwurf rücksichtlich einer neuen Grundsteuer im Namen des Handels- und Ackerbauausschusses vor. Präsident Marrast zeigt an, daß ein Antrag auf gerichtliche Verfolgung eines Repräsentanten eingelaufen sei, und daß er ihn zur Prüfung an die Abtheilungen überwiesen habe. Die Versammlung schreitet zur Berathung des Portogesetzes. Deslongrais bekämpft den ganzen Entwurf. Finanzminister Goudchaux sucht die Befürchtungen seines Gegners rücksichtlich eines Ausfalls von 10 Millionen zu beschwichtigen. Die Versammlung schritt zur Diskussion der Artikel. Artikel I. Vom 1. Januar 1849 wird jeder Brief von 7 1/2 Grammen im Umfang der Republik mit 20 Centimen taxirt. Inbegriffen die Briefe von und nach Corsika und Algerien. Angenommen. Artikel II. Briefe von 7 1/2 bis 15 Grammen sind zu 40 Centimen zu taxiren. Angenommen. Artikel III. Briefe und Pakete von 15 bis 100 Grammen kosten einen Franken. Briefe und Pakete über 100 Grammen werden von der Post nicht angenommen. Angenommen. Artikel IV. Rekommandirte Briefe zahlen die doppelte Taxe und müssen frankirt werden. Angenommen. Artikel V. Die Postverwaltung ist zum Vorausverkauf von Frankostempeln zu 20 und 40 Centimen und einem Frank ermächtigt. Angenommen. Artikel VI. Verbietet jedem Postbeamten Briefe und Pakete zu versenden, die der Postkontrolle fremd sind. In solchen Fällen werden die Strafen des Gesetzes vom 27. Prairial, Jahr IX, für dergleichen Unterschleife beibehalten. Angenommen. Artikel VII. Briefe, welche sich der Adresse von Personen bedienen, die Portofreiheit genießen, aber an Dritte gerichtet sind, zahlen das gesetzliche Porto. Angenommen. Artikel VIII. Der von den Geldversendungen handelt, gab zu einigem Lärmen Veranlassung. Wolowski und noch ein anderer berühmter Oekonom aus der Freihandelsschule drangen auf Herabsetzung der Speditionsprozente auf einen Franken oder gar einen halben Franken; diese Herabsetzung sei der erste Schritt zu einer Nationalbank. (Furchtbares Gelächter.) Beide Redner wurden heruntergetrommelt. Artikel IX. angenommen. Das Gesammtgesetz angenommen. Marrast zeigt an, daß die morgige Sitzung pünktlich um 12 Uhr beginne und die Diskussion dem Rapport Bauchart gewidmet sei. Die Versammlung geht um 6 Uhr auseinander. 27 Paris, 24. Aug. Die mit dem zweiten Convoi zur Deportation abgesandten Insurgenten zerfallen nach Stand und Beschäftigung in folgende Kategorien: 57 Schreiner und Ebenisten; 41 Tagelöhner und Erdarbeiter; 21 deren Gewerbe unbekannt; 19 Schuhmacher; 17 Maurer; 17 Weinschenkwirthe; 14 Steinmetzen; 13 Dienstboten; 13 Klempner; 12 Mechaniker; 11 Staatsbeamte; 11 Zimmerleute; 10 Uhrmacher; 10 Maler; 10 Schlosser; 10 Bäcker; 9 Stubenmaler; 9 Eisen- oder Kupferdreher; 8 Schneider; 8 Trödler; 7 Fuhrleute; 7 Schmelzer; 7 Obsthändler; 6 Ciselire; 6 Kommissionäre; 5 Feilenhauer; 5 Gerber; 5 Hutmacher; 5 Pförtner; 4 Wollspinner; 4 Säger; 4 Posamentiere; 4 Vergolder; 4 Architekten; 4 Korbmacher; 3 Lithographen; 4 Mobilgarden, darunter 1 Lieutenant des 2. Bataillons; 3 Matrosen; 2 Hauseigenthümer; 2 Stadtwächter; 2 Instrumentenbauer; 2 Pensionatsvorsteher; 2 Nego[z]ianten; 2 Gelehrte (Terson und Leroy); 2 Fleischermeister; 1 Omnibuskutscher; 1 Accisebeamter. Unter diesen sind 16 Ausländer: Baiern, Hessen, Belgier etc. Was das Alter der Deportirten anlangt, so findet folgendes Verhältniß statt: 1 war 14 Jahr alt. 34 waren 15-20 Jahr alt. 70 waren 20-25 Jahr alt. 86 waren 25-30 Jahr alt. 76 waren 30-35 Jahr alt. 66 waren 35-40 Jahr alt. 63 waren 40-45 Jahr alt. 42 waren 45-50 Jahr alt. 24 waren 50-55 Jahr alt. 8 waren 55-60 Jahr alt. 4 waren 60-65 Jahr alt. 2 waren -66 Jahr alt. 1 waren -65 Jahr alt. 1 waren -68 Jahr alt. 19 deren Alter unbekannt. (Siehe den Verfolg in der Beilage.) Der Gerant, Korff. Druck von Wilhelm Clouth in Köln. (Hierzu eine Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 87. Köln, 27. August 1848, S. 0448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz087_1848/4>, abgerufen am 28.03.2024.