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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 195. Köln, 14. Januar 1849.

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nen Kampf um Aufhebung der Feudallasten fortsetzen wollen.
2) Daß sie dafür stimmen: die Ausgaben für das Militär, die jährlich 26 bis 30 Mill. betragen, um 10 Mill. jährlich zu verringern. Bleiben für das Heer 16 Mill., so ist das übrig genug, es kommen dann immer noch zu diesem einen Zweck 1 Thlr. Steuer auf den Kopf der Bevölkerung, während z. B. in der Republik Schweiz hierfür nur 8 Sgr. auf den Kopf kommen, und die Schweiz wahrlich nicht minder schlagfertig als Preußen ist. Bekanntlich hat Neuenburg dem König von Preußen den Gehorsam gekündigt und sich an die Republik Schweiz angeschlossen, und Preußen ist trotz seines kostbaren Heeres nicht im Stande, Neuenburg von der Republik Schweiz zurückzufordern. Verringert man die Ausgaben für das Militär um 10 Mill., so wird man die Salzsteuer mit 5,000,000, die Braumalzsteuer mit 1,300,000 Thlr. und die Gewerbesteuer mit 2,600,000 Thlr. ganz abschaffen können, das Pfund Salz wird statt 1 Sgr. nur 4 Pf. kosten und der arme Mann seine Kartoffeln nicht mehr ohne Salz zu essen brauchen, auch der Bauer sein Vieh mit hinlänglichem Salzfutter gesund erhalten können, das Bier wird um die Steuer billiger oder besser werden, und dem kleinen Gewerbsmann und Anfänger wird die ungleichmäßige Gewerbesteuer, die den Reichen nur sehr wenig trifft, nicht mehr den halben Gewinn seiner Arbeit nehmen.
3) Daß sie dafür stimmen: die Civilliste, den jährlichen Gehalt des Königs, nicht wie §. 57 der neuen Verfassung will, auf 2,600,000 Thlr. festzusetzen, sondern nur auf 1,000,000 Thlr. Man hat so viel darüber gesprochen, daß eure Vertreter jeden Tag, den sie zusammen sind, 1200 Thlr. kosten, warum sagte man euch da nicht dazu, daß der König täglich ohne Ausnahme 7000 Thlr. kostet. Will man hier sparen, wird man dies jedenfalls viel zweckmäßiger bei einer Person, die täglich allein 7000 Thlr., als bei 400, die täglich zusammen 1200 Thlr. erhalten. Von dem so ersparten Gehalt des Königs könnten sich 50,000 arme hungernde Spinner und Weber das Jahr hindurch vollkommen satt essen, denn es kämen auf jeden täglich 2 1/2 Sgr. Der König hat, da er sich außerdem für 50,000,000 Thlr. an Gütern behält, mit einer Million Thaler jährlichen Gehalt vollkommen genug, der König von Sachsen erhält nur 500,000 Thlr. und hat wenig oder gar keine Güter.
4) Daß sie dafür stimmen: den König mit seinem Gehalt für solche Ausgaben seiner Minister, die die Volksvertretung nicht gut heißt, verantwortlich zu machen. Wenn es auch in der neuen Verfassung heißt: die Minister sind verantwortlich, so hat das gar keinen Werth, denn gesetzt den Fall, ein Minister gäbe 1,000,000 Thlr. für das Volk unnütze oder gar schädliche Dinge aus, und die Volksvertretung genehmigte das auch nachträglich nicht, so kümmert das den Minister doch nicht, weil er keine Million Vermögen hat, das Vergeudete wieder zu ersetzen, und weil er sehr wohl weiß, daß darum die Volksvertretung, in der Ueberzeugung, daß, wo Nichts ist, selbst der Kaiser sein Recht verloren hat, von seiner Verfolgung abstehen wird. Ein Minister wird so immer sehr gern dergleichen volksschädliche Ausgaben machen, weil er dadurch die Gunst der Großen, in deren Nutzen er die Summen verwendet, erlangt, wenn aber der König mit seinem Vermögen für unnütze Ausgaben seiner Minister verantwortlich ist, wird dieser schon tüchtig aufpassen, daß seine Minister nichts Unrechtes ausgeben.
5) Daß sie da[f]ür stimmen: die Klassensteuer und die Schlacht- und Mahlsteuer in eine nach dem Einkommen gerecht vertheilte Steuer zu verwandeln. Wie ungerecht die Klassensteuer vertheilt ist, und wie die Mahl- und Schlachtsteuer ausschließlich den Aermeren trifft und drückt, darf nicht erst auseinandergesetzt werden.
6) Daß sie dafür stimmen: die Grundsteuer gleichmäßig zu vertheilen und überhaupt jede Steuerbefreiung aufzuheben.
7) Daß sie dafür stimmen: die Dienstzeit der Soldaten allgemein auf ein halbes Jahr herabzusetzen. Ein halbes Jahr reicht nach dem Urtheil unparteiischer Sachverständiger vollkommen hin, jungen Männern das Exerciren beizubringen, darum ist es die größte Sünde, sie ihrem Geschäft und ihrem Erwerb längere Zeit zu entziehen, wodurch ihre und des ganzen Volkes Wohlfahrt leidet. Ist Landesvertheidigung und nicht Spielerei und Polizeizwecke das Wesen des Soldatenthums, so ist der Zweck erreicht, wenn die Mannschaft die nöthige Waffenübung erlangt hat.

Prag, 8. Januar.

Die Auflösung der akademischen Legion war, im Ministerrathe längst beschlossen und die officielle Kundmachung nur verschoben. Präsident Mecsery eröffnete vorgestern dem Kommandanten der Legion deren Auflösung, die jedoch nur im Interesse der studirenden Jugend, deren Studien durch die Waffenübungen verkürzt würden, geschehe, sprach übrigens der akademischen Legion seinen Dank für ihre treffliche Haltung seit ihrer Reorganisation aus.

Ich weiß aus sicherer Quelle, daß in dem Ministerrath eine Verfassung ausgearbeitet ist, die für den Fall der Auflösung des Reichstages, die bei Annahme des §. 1 der Grundrechte gewiß ist, verliehen und dann dem ersten allgemeinen österreichischen Reichstage, der am 1. Mai in Wien zusammentreten soll, zur Genehmigung vorgelegt werden wird. -- Ich höre, daß Dr. Brauner, czechischer Abgeordneter, zum Kreishauptmann in Klattau bestimmt sei.

(D. A. Z.)
* Frankfurt, 12. Jan.

Die Berathung des Ausschußberichts über die östreichische Frage und das Gagern'sche Programm war an der Tagesordnung. Wir behalten uns vor, diese Debatte nach den offiziellen stenographischen Berichten selbst darzustellen und werden daher diesmal unsern gewöhnlichen Frankfurter Bericht nicht mittheilen.

Ungarn.
Bistritz, 23. Dez.

Unter diesem Datum bringt die "D. A. Ztg." folgende Jeremiade eines "Vlamen" aus Siebenbürgen:

Nur 4 Stunden weit steht der Feind von unserer Stadt, und morgen soll das Schwert über unser Schicksal entscheiden! Wir glaubten mit unsern Feinden fertig zu sein, und jetzt erst ziehen sich die furchtbarsten Gewitterwolken zu unserer Vernichtung zusammen. Die Magyaren Siebenbürgens waren aus dem Felde geschlagen, die Häupter des Aufstandes hatten sich in den haromszeker Stuhl, den südlichsten Theil des Szeklerlandes, zurückgezogen, und schon sind aus den westlichen Landestheilen fast alle Streitkräfte gegen sie marschirt, um ihren räuberischen Einfällen in den Kronstädter Distrikt zu wehren und Haromszek zu besetzen; da drängt jetzt das siegreiche kaiserl. Heer vielleicht die ganze magyarische Armee auf uns zu, ohne zu bedenken, daß dies unsern Untergang zur Folge haben muß. Wäre an der Westgränze Siebenbürgens ein Heer aufgestellt, so wäre ein Rückzug der Magyaren nach Siebenbürgen eine Unmöglichkeit; aber an der Gränze steht nur Landsturm, das Militär hält die magyarischen Orte besetzt, und muß auch diese häufig verlassen, um feindliche Einfälle zurückzuweisen. So wird denn, während aus den westlichen Theilen fast alle waffenfähige Mannschaft an die Ostgränze gegen die Szekler geschickt wird, der nicht hinlänglich geschützte Westen von den eindringenden Magyarenhorden überfallen und gänzlich zu Grunde gerichtet werden. Daß Kossuth einen Guerillakrieg beabsichtige, hat man in der letzten Zeit häufig gehört. Das war in den Ebenen Ungarns nicht möglich. Leider hat man ganz außer Acht gelassen, daß die Magyaren ihren Kampfplatz in die Berge Siebenbürgens verlegen könnten, man hat das Szeklerland für zu geringfügig gehalten für einen Stützpunkt der Magyaren, und doch haben dieselben vorzüglich auf das Szeklerland ihr Augenmerk gerichtet, wo Land und Volk für sie ist, wo alle Schilderhebungen der Magyaren gegen Oesterreich, namentlich die Kuruzenkriege des vorigen Jahrhunderts, den lebhaftesten Anklang fanden. Daß die Magyaren sich in Siebenbürgen festsetzen wollen, ist sehr leicht glaublich, denn umsonst haben sie ihren tüchtigsten General, Bem, nicht gegen Siebenbürgen geschickt. Kommen die Magyaren, so überschreiten sie an drei Punkten, von Nagybanya, Großwardein und Arad aus die Gränze, und dann wird unser schon jetzt entsetzlich verheertes Land zur menschenleeren Wüste, denn den Feinden kann keine hinreichende Truppenmacht entgegengestellt werden und Kossuth wird die ihm verhaßten Sachsen und Walachen seinen Zorn schwer fühlen lassen.

Italien.
** Como, 31. Dez.

Am Ende des Jahres geht es uns Lombarden wie allen übrigen Völkern Europa's: Wir sind schlimmer dran als am Anfang. Die Kroaten wirthschaften jetzt wieder volle fünf Monate bei uns und noch ist gar nicht an Aufhören des Füsillirens, Brandschatzens und Plünderns zu denken. Die Banden Radetzky's sind unermüdlich in Schandthaten wie ihr Chef. Hören Sie.

Hr. Giovanni Dolerni in Chiavenna, der für einen der Haupt-Begünstiger des Valtelliner Aufstands gilt, dem aber selbst die Standrechtsprozesse Wohlgemuths nichts anhaben können, hat zur Strafe dafür, daß man ihm nichts beweisen kann, seit Monaten über 200 Kroaten in seinem Hause einquartirt. Sein Bruder, der in demselben Verdachte steht, soll zur Strafe 80,000 Lire Brandschatzung zahlen. Man gab ihm erst 7 Wochen Zeit; bald aber wurde ihm bedeutet, er müsse das Geld binnen 5 Tagen schaffen. Ob er dazu im Stande gewesen und was ihm weiter geschehen, habe ich noch nicht erfahren. Jedenfalls hat Radetzky einen gewissen Peregalli aus Delebio in dem Valtellina zur Eintreibung hingeschickt. Dieser Peregalli ist der Sohn des Senators Peregalli aus der Zeit des italienischen Königreichs, der sich damals durch seine Talente wie durch seinen Patriotismus die größten Verdienste um Italien erwarb. Der Sohn ist einer der hündischsten Agenten Radetzyk's. Er mag sich hüten. Ihn, wie alle andern Verräther ihres Volks wird der Dolch oder die Kugel des Rächers treffen, ehe er sich's versieht, eben so gut, wie die rächende Hand den Verräther Rossi erreicht hat.

In dem Dorf Cantu hatte das Volk sich der Absingung eines Tedeums für den jungen östreichischen Kaiser widersetzt. Zur Strafe wird Dorf und Distrikt in Belagerungszustand versetzt. Abends darf Niemand ohne Licht ausgehen. Ein armer Abeiter, der seine Wohnung auf ein paar Augenblicke verließ, antwortete dem "Werda" des Soldaten nicht, weil er erstens taub war und zweitens kein Deutsch verstand. Der Posten schoß ihn ohne Weiteres nieder.

Auf dem Gipfel des Baradello ist ein großer Scheiterhaufen errichtet und mit Pech begossen. Er wird von einer Abtheilung Soldaten bewacht und soll bei etwaigen Unruhen als Feuerzeichen zwischen hier und Mailand dienen.

Hier in Como hat Wohlgemuth den Hauseigenthümern erklärt, er werde sie sofort erschießen lassen, wenn an ihren Häusern Plakate oder mißliebige Inschriften vorgefunden würden.

In Varese wird fortwährend nach Waffen gesucht, aber vergebens. Es sind Waffen genug vorhanden und täglich werden neue über die Schweizergränze hergebracht. Aber sie sind zu gut versteckt, als daß die Kroaten sie entdecken sollten.

Das sind unsere Aussichten für's neue Jahr. Wir hoffen, seit Frankreich uns mehr und mehr verräth, nur noch auf den bevorstehenden Ausbruch des Kriegs. Italien wird sich allein befreien, oder ruhmvoll untergehen.

68 Turin, 6. Jan.

Der Circolo Popolare, unser demokratischer Klub, hat seine Kandidatenliste für die bevorstehenden Wahlen veröffentlicht. Die bekanntesten Namen darunter sind: Giuseppa Mazzini, General D'Apien, Garibaldi, Adv. Brofferio (Red. des Messagiere Piemontese und bisheriger Deputirter) Carlo Cattaneo von Mailand, und Pellegrini. An ihrer Wahl kann bei dem ungemein raschen Fortschritt der öffentlichen Meinung im Sinne der Demokratie und des Kriegs kein Zweifel sein.

-- Die allgemeinen Wahlen sind vom 15. auf den 22. Januar verschoben.

68 Aus der Lombardei.

Die "Concordia" schreibt unter'm 6. Januar: Man ist zu Mailand mit großen Rüstungen zum Kriege beschäftigt. In allen Kasernen werden Bomben und congreve'sche Raketen aufgehäuft. Die Kroaten theilen den Haß Radetzki's gegen die armen Mailänder. Man bemüht sich, die Proletarier gegen die Reichen aufzuhetzen. Uebrigens ist der Schrecken, den Radetzki einzuflößen sich bestrebt, mehr imaginär als wirklich. Die Damen gehen nach wie vor in Trauer, die jungen Leute tragen ihre Hüte umflort.

Zu Bergamo hat das Verbot, nach 10 Uhr anders als mit einer Handlaterne auszugehen, eine seltsame dreifarbige Illumination zur Folge gehabt. Am Abend nach dem Verbot verließen die Bürger, je drei und drei, ihre Wohnungen: der eine trug eine weiße, der andre eine rothe, der dritte eine grüne Laterne. So leuchteten die italienischen Farben durch die dunkeln Straßen, ohne daß die Behörden etwas dagegen hätten unternehmen können. Einige Unordnungen fanden statt, jedoch ohne alle Bedeutung.

68 Bologna, 4. Jan.

Gestern wurden alle Glocken geläutet und 101 Kanonenschüsse verkündeten der Stadt die Einberufung der Nationalversammlung. Großer Jubel!

* Rom, 3. Januar.

Man erwartet hier einen dritten Protest des Papstes, und erzählt sich ebenfalls, daß zwischen dem Papst und den Kardinälen große Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Es wird sogar gesagt, daß Kardinal Ostini in Folge einer hitzigen Unterredung mit dem Papste vom Schlage gerührt worden sein soll. Lambruschini und Antonelli treiben den Papst zu einer bewaffneten Intervention. Dagegen spricht man auf anderer Seite von einer Encyclica, worin der Papst, nach Bestätigung aller gemachten Konzessionen, sich unter der Bedingung, daß man keine neue Konzession verlangen dürfe, zur Rückkehr nach Rom erklären würde. "Zu spät!" ruft die Alba dazu aus.

Die demokratischen Clubs von Florenz und andern toskanischen Städten haben Deputirte nach Rom geschickt, um den römischen Radikalen zur Auflösung der Kammern Glück zu wünschen. Garibaldi ist zum Oberbefehlshaber unserer Truppen ernannt worden. Admiral Baudin, der sich zu Gaeta befand, hat es am 26. Dez. am Bord des französischen Dampfschiffes "Salamandre" wieder verlassen.

Schweiz.
* Bern, 8. Jan.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Bern, 9. Januar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Neuchatel, 9. Januar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
X Lugano, 7. Januar.

Unsre Regierung hat auf Radetzkys Anzeige einen Verhaftsbefehl gegen Mazzini erlassen. Diese Maßregel war aber natürlich rein illusorisch, denn Mazzini ist seit langer Zeit nicht nur aus unserm Kanton, sondern auch aus der Schweiz fort. Soviel wir wissen ist er in Piemont, wir glauben in Genua. Die Plakate und Flugblätter, über deren Verbreitung Radetzky sich beklagt, kommen nicht aus Tessin, sondern von Turin.

Jenseits der Gränze siehts noch immer schlimm aus. Indemselben Maße als Radetzky rüstet, in demselben füsillirt er. Früher war der Vorwand dazu angebliches Verbergen von Waffen; er ist jetzt abgenutzt und wenn Radetzky Jemanden erschießen lassen will so läßt er ihn zum Emissär Mazzinis aus Tessin erklären. Es kommt ihm so wenig darauf an, daß er nicht einmal nachforscht wo Mazzini sich wirklich aufhält, um seinen Anklagen nur einen Schatten von Wahrscheinlichkeit zu geben. Dieser Pfiffwiegt wahrlich den Weldenschen auf, wonach die Wiener wegen Zusammentreffens von Umständen erschossen und erhängt werden!

Großbritannien.
* London, 10. Januar.

Die häufigsten und bösartigsten Cholerafälle in London sind bis jetzt zu Tooting, einem zu London gehörenden Dorfe auf der Surreyseite der Stadt, in dem "Juvenile Pauper Asylum" eines Herrn Drouet vorgekommen. Dieses Asyl ist eine Privatanstalt, in welcher verschiedene der Londoner Armenvorstände die jugendlichen Paupers ihrer Distrikte gegen Vergütung unterzubringen pflegen und, wie sie selbst durch eine solche (natürlich auf's Billigste verakkordirte) Massenversorgung lukriren, so auch dem Entrepreneur des Instituts Gelegenheit geben, sich auf Kosten der Gesundheit und des Lebens der seiner Obhut überwiesenen Proletarierwaisen zu bereichern. Aerztliche und gerichtliche Untersuchungen haben ergeben, daß die Anstalt überfüllt war, und daß die Krankheit, welche im Dorfe Tooting, also in der allernächsten Umgebung des Etablissements, äußerst gelinde und nur in sehr vereinzelten Fällen auftrat, lediglich aus diesem Grunde so zahlreiche Opfer in den Gebäulichkeiten des Herrn Drouet weggerafft hat. Verschiedene der betreffenden Armenvorstände haben daraufhin bereits ihre Waisen in andern Lokalitäten untergebracht; nur der Poor-Law-Bord von Chelsea ist niederträchtig genug gewesen, die deßfallsigen Vorstellungen der Guardians auf's Brutalste unberücksichtigt zu lassen. Es hat Tage gegeben, wo -- bei einer Durchschnittszahl von 2 oder 3 Choleraleichen in ganzen andern Distrikten -- 16 Todesfälle in Drouet's Anstalt vorgekommen sind. Die Sache erregt großes Aufsehn; die Untersuchungen sind noch nicht zu Ende.

London, 10. Januar.

Fürst Metternich ist von Brighton zurückgekehrt, wo er die Königin-Wittwe besucht hatte. Seine Abreise nach Paris soll demnächst bevorstehen. Als Admiralitäts-Lordskandidaten nennt man Normandy (in Paris) und Baring. In Irland wacht der alte Repealschwindel wieder auf.

Spanien.
68 Madrid, 4. Januar.

(Cortes) Sartorius, Minister des Innern und Donozo, der spanische Lamartine (wie sich "Heraldo" ausdrückt) hielten so glänzende Reden, daß alle Angriffe der Radikalen (Cortina et Consorten) gegen das Kabinet fruchtlos blieben und heute Nachmittag der Adreßentwurf ohne Zweifel mit bedeutender Stimmenmehrheit durchgehen wird. Somit hätte die Adreßdiskussion ein Ende.

68 Madrid, 5. Januar.

Die Sitzung der Cortes dauerte gestern Abend bis 8 Uhr, ohne daß es zum Generalvotum gekommen wäre.

Am Abend hatten Hr. Dujardin, der Nuntius und der Gesandte Preußens die Ehre, von J. M. der Königin Isabella empfangen zu werden. Letzterer überreichte seine Akkreditive.

Französische Republik.
12 Paris, 11. Jan.

Die Broschüre Guizot's, die so eben erschienen, hat alle Erwartungen getäuscht. Man war um so gespannter auf die Erscheinung dieser Schrift, als die Franzosen selbst noch nicht hinaus sind über die Bestürzung aller von der

nen Kampf um Aufhebung der Feudallasten fortsetzen wollen.
2) Daß sie dafür stimmen: die Ausgaben für das Militär, die jährlich 26 bis 30 Mill. betragen, um 10 Mill. jährlich zu verringern. Bleiben für das Heer 16 Mill., so ist das übrig genug, es kommen dann immer noch zu diesem einen Zweck 1 Thlr. Steuer auf den Kopf der Bevölkerung, während z. B. in der Republik Schweiz hierfür nur 8 Sgr. auf den Kopf kommen, und die Schweiz wahrlich nicht minder schlagfertig als Preußen ist. Bekanntlich hat Neuenburg dem König von Preußen den Gehorsam gekündigt und sich an die Republik Schweiz angeschlossen, und Preußen ist trotz seines kostbaren Heeres nicht im Stande, Neuenburg von der Republik Schweiz zurückzufordern. Verringert man die Ausgaben für das Militär um 10 Mill., so wird man die Salzsteuer mit 5,000,000, die Braumalzsteuer mit 1,300,000 Thlr. und die Gewerbesteuer mit 2,600,000 Thlr. ganz abschaffen können, das Pfund Salz wird statt 1 Sgr. nur 4 Pf. kosten und der arme Mann seine Kartoffeln nicht mehr ohne Salz zu essen brauchen, auch der Bauer sein Vieh mit hinlänglichem Salzfutter gesund erhalten können, das Bier wird um die Steuer billiger oder besser werden, und dem kleinen Gewerbsmann und Anfänger wird die ungleichmäßige Gewerbesteuer, die den Reichen nur sehr wenig trifft, nicht mehr den halben Gewinn seiner Arbeit nehmen.
3) Daß sie dafür stimmen: die Civilliste, den jährlichen Gehalt des Königs, nicht wie §. 57 der neuen Verfassung will, auf 2,600,000 Thlr. festzusetzen, sondern nur auf 1,000,000 Thlr. Man hat so viel darüber gesprochen, daß eure Vertreter jeden Tag, den sie zusammen sind, 1200 Thlr. kosten, warum sagte man euch da nicht dazu, daß der König täglich ohne Ausnahme 7000 Thlr. kostet. Will man hier sparen, wird man dies jedenfalls viel zweckmäßiger bei einer Person, die täglich allein 7000 Thlr., als bei 400, die täglich zusammen 1200 Thlr. erhalten. Von dem so ersparten Gehalt des Königs könnten sich 50,000 arme hungernde Spinner und Weber das Jahr hindurch vollkommen satt essen, denn es kämen auf jeden täglich 2 1/2 Sgr. Der König hat, da er sich außerdem für 50,000,000 Thlr. an Gütern behält, mit einer Million Thaler jährlichen Gehalt vollkommen genug, der König von Sachsen erhält nur 500,000 Thlr. und hat wenig oder gar keine Güter.
4) Daß sie dafür stimmen: den König mit seinem Gehalt für solche Ausgaben seiner Minister, die die Volksvertretung nicht gut heißt, verantwortlich zu machen. Wenn es auch in der neuen Verfassung heißt: die Minister sind verantwortlich, so hat das gar keinen Werth, denn gesetzt den Fall, ein Minister gäbe 1,000,000 Thlr. für das Volk unnütze oder gar schädliche Dinge aus, und die Volksvertretung genehmigte das auch nachträglich nicht, so kümmert das den Minister doch nicht, weil er keine Million Vermögen hat, das Vergeudete wieder zu ersetzen, und weil er sehr wohl weiß, daß darum die Volksvertretung, in der Ueberzeugung, daß, wo Nichts ist, selbst der Kaiser sein Recht verloren hat, von seiner Verfolgung abstehen wird. Ein Minister wird so immer sehr gern dergleichen volksschädliche Ausgaben machen, weil er dadurch die Gunst der Großen, in deren Nutzen er die Summen verwendet, erlangt, wenn aber der König mit seinem Vermögen für unnütze Ausgaben seiner Minister verantwortlich ist, wird dieser schon tüchtig aufpassen, daß seine Minister nichts Unrechtes ausgeben.
5) Daß sie da[f]ür stimmen: die Klassensteuer und die Schlacht- und Mahlsteuer in eine nach dem Einkommen gerecht vertheilte Steuer zu verwandeln. Wie ungerecht die Klassensteuer vertheilt ist, und wie die Mahl- und Schlachtsteuer ausschließlich den Aermeren trifft und drückt, darf nicht erst auseinandergesetzt werden.
6) Daß sie dafür stimmen: die Grundsteuer gleichmäßig zu vertheilen und überhaupt jede Steuerbefreiung aufzuheben.
7) Daß sie dafür stimmen: die Dienstzeit der Soldaten allgemein auf ein halbes Jahr herabzusetzen. Ein halbes Jahr reicht nach dem Urtheil unparteiischer Sachverständiger vollkommen hin, jungen Männern das Exerciren beizubringen, darum ist es die größte Sünde, sie ihrem Geschäft und ihrem Erwerb längere Zeit zu entziehen, wodurch ihre und des ganzen Volkes Wohlfahrt leidet. Ist Landesvertheidigung und nicht Spielerei und Polizeizwecke das Wesen des Soldatenthums, so ist der Zweck erreicht, wenn die Mannschaft die nöthige Waffenübung erlangt hat.

Prag, 8. Januar.

Die Auflösung der akademischen Legion war, im Ministerrathe längst beschlossen und die officielle Kundmachung nur verschoben. Präsident Mecsery eröffnete vorgestern dem Kommandanten der Legion deren Auflösung, die jedoch nur im Interesse der studirenden Jugend, deren Studien durch die Waffenübungen verkürzt würden, geschehe, sprach übrigens der akademischen Legion seinen Dank für ihre treffliche Haltung seit ihrer Reorganisation aus.

Ich weiß aus sicherer Quelle, daß in dem Ministerrath eine Verfassung ausgearbeitet ist, die für den Fall der Auflösung des Reichstages, die bei Annahme des §. 1 der Grundrechte gewiß ist, verliehen und dann dem ersten allgemeinen österreichischen Reichstage, der am 1. Mai in Wien zusammentreten soll, zur Genehmigung vorgelegt werden wird. — Ich höre, daß Dr. Brauner, czechischer Abgeordneter, zum Kreishauptmann in Klattau bestimmt sei.

(D. A. Z.)
* Frankfurt, 12. Jan.

Die Berathung des Ausschußberichts über die östreichische Frage und das Gagern'sche Programm war an der Tagesordnung. Wir behalten uns vor, diese Debatte nach den offiziellen stenographischen Berichten selbst darzustellen und werden daher diesmal unsern gewöhnlichen Frankfurter Bericht nicht mittheilen.

Ungarn.
Bistritz, 23. Dez.

Unter diesem Datum bringt die „D. A. Ztg.“ folgende Jeremiade eines „Vlamen“ aus Siebenbürgen:

Nur 4 Stunden weit steht der Feind von unserer Stadt, und morgen soll das Schwert über unser Schicksal entscheiden! Wir glaubten mit unsern Feinden fertig zu sein, und jetzt erst ziehen sich die furchtbarsten Gewitterwolken zu unserer Vernichtung zusammen. Die Magyaren Siebenbürgens waren aus dem Felde geschlagen, die Häupter des Aufstandes hatten sich in den haromszeker Stuhl, den südlichsten Theil des Szeklerlandes, zurückgezogen, und schon sind aus den westlichen Landestheilen fast alle Streitkräfte gegen sie marschirt, um ihren räuberischen Einfällen in den Kronstädter Distrikt zu wehren und Haromszek zu besetzen; da drängt jetzt das siegreiche kaiserl. Heer vielleicht die ganze magyarische Armee auf uns zu, ohne zu bedenken, daß dies unsern Untergang zur Folge haben muß. Wäre an der Westgränze Siebenbürgens ein Heer aufgestellt, so wäre ein Rückzug der Magyaren nach Siebenbürgen eine Unmöglichkeit; aber an der Gränze steht nur Landsturm, das Militär hält die magyarischen Orte besetzt, und muß auch diese häufig verlassen, um feindliche Einfälle zurückzuweisen. So wird denn, während aus den westlichen Theilen fast alle waffenfähige Mannschaft an die Ostgränze gegen die Szekler geschickt wird, der nicht hinlänglich geschützte Westen von den eindringenden Magyarenhorden überfallen und gänzlich zu Grunde gerichtet werden. Daß Kossuth einen Guerillakrieg beabsichtige, hat man in der letzten Zeit häufig gehört. Das war in den Ebenen Ungarns nicht möglich. Leider hat man ganz außer Acht gelassen, daß die Magyaren ihren Kampfplatz in die Berge Siebenbürgens verlegen könnten, man hat das Szeklerland für zu geringfügig gehalten für einen Stützpunkt der Magyaren, und doch haben dieselben vorzüglich auf das Szeklerland ihr Augenmerk gerichtet, wo Land und Volk für sie ist, wo alle Schilderhebungen der Magyaren gegen Oesterreich, namentlich die Kuruzenkriege des vorigen Jahrhunderts, den lebhaftesten Anklang fanden. Daß die Magyaren sich in Siebenbürgen festsetzen wollen, ist sehr leicht glaublich, denn umsonst haben sie ihren tüchtigsten General, Bem, nicht gegen Siebenbürgen geschickt. Kommen die Magyaren, so überschreiten sie an drei Punkten, von Nagybanya, Großwardein und Arad aus die Gränze, und dann wird unser schon jetzt entsetzlich verheertes Land zur menschenleeren Wüste, denn den Feinden kann keine hinreichende Truppenmacht entgegengestellt werden und Kossuth wird die ihm verhaßten Sachsen und Walachen seinen Zorn schwer fühlen lassen.

Italien.
** Como, 31. Dez.

Am Ende des Jahres geht es uns Lombarden wie allen übrigen Völkern Europa's: Wir sind schlimmer dran als am Anfang. Die Kroaten wirthschaften jetzt wieder volle fünf Monate bei uns und noch ist gar nicht an Aufhören des Füsillirens, Brandschatzens und Plünderns zu denken. Die Banden Radetzky's sind unermüdlich in Schandthaten wie ihr Chef. Hören Sie.

Hr. Giovanni Dolerni in Chiavenna, der für einen der Haupt-Begünstiger des Valtelliner Aufstands gilt, dem aber selbst die Standrechtsprozesse Wohlgemuths nichts anhaben können, hat zur Strafe dafür, daß man ihm nichts beweisen kann, seit Monaten über 200 Kroaten in seinem Hause einquartirt. Sein Bruder, der in demselben Verdachte steht, soll zur Strafe 80,000 Lire Brandschatzung zahlen. Man gab ihm erst 7 Wochen Zeit; bald aber wurde ihm bedeutet, er müsse das Geld binnen 5 Tagen schaffen. Ob er dazu im Stande gewesen und was ihm weiter geschehen, habe ich noch nicht erfahren. Jedenfalls hat Radetzky einen gewissen Peregalli aus Delebio in dem Valtellina zur Eintreibung hingeschickt. Dieser Peregalli ist der Sohn des Senators Peregalli aus der Zeit des italienischen Königreichs, der sich damals durch seine Talente wie durch seinen Patriotismus die größten Verdienste um Italien erwarb. Der Sohn ist einer der hündischsten Agenten Radetzyk's. Er mag sich hüten. Ihn, wie alle andern Verräther ihres Volks wird der Dolch oder die Kugel des Rächers treffen, ehe er sich's versieht, eben so gut, wie die rächende Hand den Verräther Rossi erreicht hat.

In dem Dorf Cantu hatte das Volk sich der Absingung eines Tedeums für den jungen östreichischen Kaiser widersetzt. Zur Strafe wird Dorf und Distrikt in Belagerungszustand versetzt. Abends darf Niemand ohne Licht ausgehen. Ein armer Abeiter, der seine Wohnung auf ein paar Augenblicke verließ, antwortete dem „Werda“ des Soldaten nicht, weil er erstens taub war und zweitens kein Deutsch verstand. Der Posten schoß ihn ohne Weiteres nieder.

Auf dem Gipfel des Baradello ist ein großer Scheiterhaufen errichtet und mit Pech begossen. Er wird von einer Abtheilung Soldaten bewacht und soll bei etwaigen Unruhen als Feuerzeichen zwischen hier und Mailand dienen.

Hier in Como hat Wohlgemuth den Hauseigenthümern erklärt, er werde sie sofort erschießen lassen, wenn an ihren Häusern Plakate oder mißliebige Inschriften vorgefunden würden.

In Varese wird fortwährend nach Waffen gesucht, aber vergebens. Es sind Waffen genug vorhanden und täglich werden neue über die Schweizergränze hergebracht. Aber sie sind zu gut versteckt, als daß die Kroaten sie entdecken sollten.

Das sind unsere Aussichten für's neue Jahr. Wir hoffen, seit Frankreich uns mehr und mehr verräth, nur noch auf den bevorstehenden Ausbruch des Kriegs. Italien wird sich allein befreien, oder ruhmvoll untergehen.

68 Turin, 6. Jan.

Der Circolo Popolare, unser demokratischer Klub, hat seine Kandidatenliste für die bevorstehenden Wahlen veröffentlicht. Die bekanntesten Namen darunter sind: Giuseppa Mazzini, General D'Apien, Garibaldi, Adv. Brofferio (Red. des Messagiere Piemontese und bisheriger Deputirter) Carlo Cattaneo von Mailand, und Pellegrini. An ihrer Wahl kann bei dem ungemein raschen Fortschritt der öffentlichen Meinung im Sinne der Demokratie und des Kriegs kein Zweifel sein.

— Die allgemeinen Wahlen sind vom 15. auf den 22. Januar verschoben.

68 Aus der Lombardei.

Die „Concordia“ schreibt unter'm 6. Januar: Man ist zu Mailand mit großen Rüstungen zum Kriege beschäftigt. In allen Kasernen werden Bomben und congreve'sche Raketen aufgehäuft. Die Kroaten theilen den Haß Radetzki's gegen die armen Mailänder. Man bemüht sich, die Proletarier gegen die Reichen aufzuhetzen. Uebrigens ist der Schrecken, den Radetzki einzuflößen sich bestrebt, mehr imaginär als wirklich. Die Damen gehen nach wie vor in Trauer, die jungen Leute tragen ihre Hüte umflort.

Zu Bergamo hat das Verbot, nach 10 Uhr anders als mit einer Handlaterne auszugehen, eine seltsame dreifarbige Illumination zur Folge gehabt. Am Abend nach dem Verbot verließen die Bürger, je drei und drei, ihre Wohnungen: der eine trug eine weiße, der andre eine rothe, der dritte eine grüne Laterne. So leuchteten die italienischen Farben durch die dunkeln Straßen, ohne daß die Behörden etwas dagegen hätten unternehmen können. Einige Unordnungen fanden statt, jedoch ohne alle Bedeutung.

68 Bologna, 4. Jan.

Gestern wurden alle Glocken geläutet und 101 Kanonenschüsse verkündeten der Stadt die Einberufung der Nationalversammlung. Großer Jubel!

* Rom, 3. Januar.

Man erwartet hier einen dritten Protest des Papstes, und erzählt sich ebenfalls, daß zwischen dem Papst und den Kardinälen große Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Es wird sogar gesagt, daß Kardinal Ostini in Folge einer hitzigen Unterredung mit dem Papste vom Schlage gerührt worden sein soll. Lambruschini und Antonelli treiben den Papst zu einer bewaffneten Intervention. Dagegen spricht man auf anderer Seite von einer Encyclica, worin der Papst, nach Bestätigung aller gemachten Konzessionen, sich unter der Bedingung, daß man keine neue Konzession verlangen dürfe, zur Rückkehr nach Rom erklären würde. „Zu spät!“ ruft die Alba dazu aus.

Die demokratischen Clubs von Florenz und andern toskanischen Städten haben Deputirte nach Rom geschickt, um den römischen Radikalen zur Auflösung der Kammern Glück zu wünschen. Garibaldi ist zum Oberbefehlshaber unserer Truppen ernannt worden. Admiral Baudin, der sich zu Gaeta befand, hat es am 26. Dez. am Bord des französischen Dampfschiffes „Salamandre“ wieder verlassen.

Schweiz.
* Bern, 8. Jan.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Bern, 9. Januar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Neuchatel, 9. Januar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
X Lugano, 7. Januar.

Unsre Regierung hat auf Radetzkys Anzeige einen Verhaftsbefehl gegen Mazzini erlassen. Diese Maßregel war aber natürlich rein illusorisch, denn Mazzini ist seit langer Zeit nicht nur aus unserm Kanton, sondern auch aus der Schweiz fort. Soviel wir wissen ist er in Piemont, wir glauben in Genua. Die Plakate und Flugblätter, über deren Verbreitung Radetzky sich beklagt, kommen nicht aus Tessin, sondern von Turin.

Jenseits der Gränze siehts noch immer schlimm aus. Indemselben Maße als Radetzky rüstet, in demselben füsillirt er. Früher war der Vorwand dazu angebliches Verbergen von Waffen; er ist jetzt abgenutzt und wenn Radetzky Jemanden erschießen lassen will so läßt er ihn zum Emissär Mazzinis aus Tessin erklären. Es kommt ihm so wenig darauf an, daß er nicht einmal nachforscht wo Mazzini sich wirklich aufhält, um seinen Anklagen nur einen Schatten von Wahrscheinlichkeit zu geben. Dieser Pfiffwiegt wahrlich den Weldenschen auf, wonach die Wiener wegen Zusammentreffens von Umständen erschossen und erhängt werden!

Großbritannien.
* London, 10. Januar.

Die häufigsten und bösartigsten Cholerafälle in London sind bis jetzt zu Tooting, einem zu London gehörenden Dorfe auf der Surreyseite der Stadt, in dem „Juvenile Pauper Asylum“ eines Herrn Drouet vorgekommen. Dieses Asyl ist eine Privatanstalt, in welcher verschiedene der Londoner Armenvorstände die jugendlichen Paupers ihrer Distrikte gegen Vergütung unterzubringen pflegen und, wie sie selbst durch eine solche (natürlich auf's Billigste verakkordirte) Massenversorgung lukriren, so auch dem Entrepreneur des Instituts Gelegenheit geben, sich auf Kosten der Gesundheit und des Lebens der seiner Obhut überwiesenen Proletarierwaisen zu bereichern. Aerztliche und gerichtliche Untersuchungen haben ergeben, daß die Anstalt überfüllt war, und daß die Krankheit, welche im Dorfe Tooting, also in der allernächsten Umgebung des Etablissements, äußerst gelinde und nur in sehr vereinzelten Fällen auftrat, lediglich aus diesem Grunde so zahlreiche Opfer in den Gebäulichkeiten des Herrn Drouet weggerafft hat. Verschiedene der betreffenden Armenvorstände haben daraufhin bereits ihre Waisen in andern Lokalitäten untergebracht; nur der Poor-Law-Bord von Chelsea ist niederträchtig genug gewesen, die deßfallsigen Vorstellungen der Guardians auf's Brutalste unberücksichtigt zu lassen. Es hat Tage gegeben, wo — bei einer Durchschnittszahl von 2 oder 3 Choleraleichen in ganzen andern Distrikten — 16 Todesfälle in Drouet's Anstalt vorgekommen sind. Die Sache erregt großes Aufsehn; die Untersuchungen sind noch nicht zu Ende.

London, 10. Januar.

Fürst Metternich ist von Brighton zurückgekehrt, wo er die Königin-Wittwe besucht hatte. Seine Abreise nach Paris soll demnächst bevorstehen. Als Admiralitäts-Lordskandidaten nennt man Normandy (in Paris) und Baring. In Irland wacht der alte Repealschwindel wieder auf.

Spanien.
68 Madrid, 4. Januar.

(Cortes) Sartorius, Minister des Innern und Donozo, der spanische Lamartine (wie sich „Heraldo“ ausdrückt) hielten so glänzende Reden, daß alle Angriffe der Radikalen (Cortina et Consorten) gegen das Kabinet fruchtlos blieben und heute Nachmittag der Adreßentwurf ohne Zweifel mit bedeutender Stimmenmehrheit durchgehen wird. Somit hätte die Adreßdiskussion ein Ende.

68 Madrid, 5. Januar.

Die Sitzung der Cortes dauerte gestern Abend bis 8 Uhr, ohne daß es zum Generalvotum gekommen wäre.

Am Abend hatten Hr. Dujardin, der Nuntius und der Gesandte Preußens die Ehre, von J. M. der Königin Isabella empfangen zu werden. Letzterer überreichte seine Akkreditive.

Französische Republik.
12 Paris, 11. Jan.

Die Broschüre Guizot's, die so eben erschienen, hat alle Erwartungen getäuscht. Man war um so gespannter auf die Erscheinung dieser Schrift, als die Franzosen selbst noch nicht hinaus sind über die Bestürzung aller von der

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nen Kampf um Aufhebung der Feudallasten fortsetzen wollen.<lb/>
2) Daß sie dafür stimmen: die Ausgaben für das Militär, die jährlich 26 bis 30 Mill. betragen, um 10 Mill. jährlich zu verringern. Bleiben für das Heer 16 Mill., so ist das übrig genug, es kommen dann immer noch zu diesem einen Zweck 1 Thlr. Steuer auf den Kopf der Bevölkerung, während z. B. in der Republik Schweiz hierfür nur 8 Sgr. auf den Kopf kommen, und die Schweiz wahrlich nicht minder schlagfertig als Preußen ist. Bekanntlich hat Neuenburg dem König von Preußen den Gehorsam gekündigt und sich an die Republik Schweiz angeschlossen, und Preußen ist trotz seines kostbaren Heeres nicht im Stande, Neuenburg von der Republik Schweiz zurückzufordern. Verringert man die Ausgaben für das Militär um 10 Mill., so wird man die Salzsteuer mit 5,000,000, die Braumalzsteuer mit 1,300,000 Thlr. und die Gewerbesteuer mit 2,600,000 Thlr. ganz abschaffen können, das Pfund Salz wird statt 1 Sgr. nur 4 Pf. kosten und der arme Mann seine Kartoffeln nicht mehr ohne Salz zu essen brauchen, auch der Bauer sein Vieh mit hinlänglichem Salzfutter gesund erhalten können, das Bier wird um die Steuer billiger oder besser werden, und dem kleinen Gewerbsmann und Anfänger wird die ungleichmäßige Gewerbesteuer, die den Reichen nur sehr wenig trifft, nicht mehr den halben Gewinn seiner Arbeit nehmen.<lb/>
3) Daß sie dafür stimmen: die Civilliste, den jährlichen Gehalt des Königs, nicht wie §. 57 der neuen Verfassung will, auf 2,600,000 Thlr. festzusetzen, sondern nur auf 1,000,000 Thlr. Man hat so viel darüber gesprochen, daß eure Vertreter jeden Tag, den sie zusammen sind, 1200 Thlr. kosten, warum sagte man euch da nicht dazu, daß der König täglich ohne Ausnahme 7000 Thlr. kostet. Will man hier sparen, wird man dies jedenfalls viel zweckmäßiger bei einer Person, die täglich allein 7000 Thlr., als bei 400, die täglich zusammen 1200 Thlr. erhalten. Von dem so ersparten Gehalt des Königs könnten sich 50,000 arme hungernde Spinner und Weber das Jahr hindurch vollkommen satt essen, denn es kämen auf jeden täglich 2 1/2 Sgr. Der König hat, da er sich außerdem für 50,000,000 Thlr. an Gütern behält, mit einer Million Thaler jährlichen Gehalt vollkommen genug, der König von Sachsen erhält nur 500,000 Thlr. und hat wenig oder gar keine Güter.<lb/>
4) Daß sie dafür stimmen: den König mit seinem Gehalt für solche Ausgaben seiner Minister, die die Volksvertretung nicht gut heißt, verantwortlich zu machen. Wenn es auch in der neuen Verfassung heißt: die Minister sind verantwortlich, so hat das gar keinen Werth, denn gesetzt den Fall, ein Minister gäbe 1,000,000 Thlr. für das Volk unnütze oder gar schädliche Dinge aus, und die Volksvertretung genehmigte das auch nachträglich nicht, so kümmert das den Minister doch nicht, weil er keine Million Vermögen hat, das Vergeudete wieder zu ersetzen, und weil er sehr wohl weiß, daß darum die Volksvertretung, in der Ueberzeugung, daß, wo Nichts ist, selbst der Kaiser sein Recht verloren hat, von seiner Verfolgung abstehen wird. Ein Minister wird so immer sehr gern dergleichen volksschädliche Ausgaben machen, weil er dadurch die Gunst der Großen, in deren Nutzen er die Summen verwendet, erlangt, wenn aber der König mit seinem Vermögen für unnütze Ausgaben seiner Minister verantwortlich ist, wird dieser schon tüchtig aufpassen, daß seine Minister nichts Unrechtes ausgeben.<lb/>
5) Daß sie da[f]ür stimmen: die Klassensteuer und die Schlacht- und Mahlsteuer in eine nach dem Einkommen gerecht vertheilte Steuer zu verwandeln. Wie ungerecht die Klassensteuer vertheilt ist, und wie die Mahl- und Schlachtsteuer ausschließlich den Aermeren trifft und drückt, darf nicht erst auseinandergesetzt werden.<lb/>
6) Daß sie dafür stimmen: die Grundsteuer gleichmäßig zu vertheilen und überhaupt jede Steuerbefreiung aufzuheben.<lb/>
7) Daß sie dafür stimmen: die Dienstzeit der Soldaten allgemein auf ein halbes Jahr herabzusetzen. Ein halbes Jahr reicht nach dem Urtheil unparteiischer Sachverständiger vollkommen hin, jungen Männern das Exerciren beizubringen, darum ist es die größte Sünde, sie ihrem Geschäft und ihrem Erwerb längere Zeit zu entziehen, wodurch ihre und des ganzen Volkes Wohlfahrt leidet. Ist Landesvertheidigung und nicht Spielerei und Polizeizwecke das Wesen des Soldatenthums, so ist der Zweck erreicht, wenn die Mannschaft die nöthige Waffenübung erlangt hat.</p>
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          <head>Prag, 8. Januar.</head>
          <p>Die Auflösung der akademischen Legion war, im Ministerrathe längst beschlossen und die officielle Kundmachung nur verschoben. Präsident Mecsery eröffnete vorgestern dem Kommandanten der Legion deren Auflösung, die jedoch nur im Interesse der studirenden Jugend, deren Studien durch die Waffenübungen verkürzt würden, geschehe, sprach übrigens der akademischen Legion seinen Dank für ihre treffliche Haltung seit ihrer Reorganisation aus.</p>
          <p>Ich weiß aus sicherer Quelle, daß in dem Ministerrath eine Verfassung ausgearbeitet ist, die für den Fall der Auflösung des Reichstages, die bei Annahme des §. 1 der Grundrechte gewiß ist, verliehen und dann dem ersten allgemeinen österreichischen Reichstage, der am 1. Mai in Wien zusammentreten soll, zur Genehmigung vorgelegt werden wird. &#x2014; Ich höre, daß Dr. <hi rendition="#g">Brauner</hi>, czechischer Abgeordneter, zum Kreishauptmann in Klattau bestimmt sei.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
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        <div xml:id="ar195-1_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 12. Jan.</head>
          <p>Die Berathung des Ausschußberichts über die östreichische Frage und das Gagern'sche Programm war an der Tagesordnung. Wir behalten uns vor, diese Debatte nach den offiziellen stenographischen Berichten selbst darzustellen und werden daher diesmal unsern gewöhnlichen Frankfurter Bericht nicht mittheilen.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <head>Bistritz, 23. Dez.</head>
          <p>Unter diesem Datum bringt die &#x201E;D. A. Ztg.&#x201C; folgende Jeremiade eines &#x201E;Vlamen&#x201C; aus Siebenbürgen:</p>
          <p>Nur 4 Stunden weit steht der Feind von unserer Stadt, und morgen soll das Schwert über unser Schicksal entscheiden! Wir glaubten mit unsern Feinden fertig zu sein, und jetzt erst ziehen sich die furchtbarsten Gewitterwolken zu unserer Vernichtung zusammen. Die Magyaren Siebenbürgens waren aus dem Felde geschlagen, die Häupter des Aufstandes hatten sich in den haromszeker Stuhl, den südlichsten Theil des Szeklerlandes, zurückgezogen, und schon sind aus den westlichen Landestheilen fast alle Streitkräfte gegen sie marschirt, um ihren räuberischen Einfällen in den Kronstädter Distrikt zu wehren und Haromszek zu besetzen; da drängt jetzt das siegreiche kaiserl. Heer vielleicht die ganze magyarische Armee auf uns zu, ohne zu bedenken, daß dies unsern Untergang zur Folge haben muß. Wäre an der Westgränze Siebenbürgens ein Heer aufgestellt, so wäre ein Rückzug der Magyaren nach Siebenbürgen eine Unmöglichkeit; aber an der Gränze steht nur Landsturm, das Militär hält die magyarischen Orte besetzt, und muß auch diese häufig verlassen, um feindliche Einfälle zurückzuweisen. So wird denn, während aus den westlichen Theilen fast alle waffenfähige Mannschaft an die Ostgränze gegen die Szekler geschickt wird, der nicht hinlänglich geschützte Westen von den eindringenden Magyarenhorden überfallen und gänzlich zu Grunde gerichtet werden. Daß Kossuth einen Guerillakrieg beabsichtige, hat man in der letzten Zeit häufig gehört. Das war in den Ebenen Ungarns nicht möglich. Leider hat man ganz außer Acht gelassen, daß die Magyaren ihren Kampfplatz in die Berge Siebenbürgens verlegen könnten, man hat das Szeklerland für zu geringfügig gehalten für einen Stützpunkt der Magyaren, und doch haben dieselben vorzüglich auf das Szeklerland ihr Augenmerk gerichtet, wo Land und Volk für sie ist, wo alle Schilderhebungen der Magyaren gegen Oesterreich, namentlich die Kuruzenkriege des vorigen Jahrhunderts, den lebhaftesten Anklang fanden. Daß die Magyaren sich in Siebenbürgen festsetzen wollen, ist sehr leicht glaublich, denn umsonst haben sie ihren tüchtigsten General, Bem, nicht gegen Siebenbürgen geschickt. Kommen die Magyaren, so überschreiten sie an drei Punkten, von Nagybanya, Großwardein und Arad aus die Gränze, und dann wird unser schon jetzt entsetzlich verheertes Land zur menschenleeren Wüste, denn den Feinden kann keine hinreichende Truppenmacht entgegengestellt werden und Kossuth wird die ihm verhaßten Sachsen und Walachen seinen Zorn schwer fühlen lassen.</p>
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        <head>Italien.</head>
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          <head><bibl><author>**</author></bibl> Como, 31. Dez.</head>
          <p>Am Ende des Jahres geht es uns Lombarden wie allen übrigen Völkern Europa's: Wir sind schlimmer dran als am Anfang. Die Kroaten wirthschaften jetzt wieder volle fünf Monate bei uns und noch ist gar nicht an Aufhören des Füsillirens, Brandschatzens und Plünderns zu denken. Die Banden Radetzky's sind unermüdlich in Schandthaten wie ihr Chef. Hören Sie.</p>
          <p>Hr. Giovanni Dolerni in Chiavenna, der für einen der Haupt-Begünstiger des Valtelliner Aufstands gilt, dem aber selbst die Standrechtsprozesse Wohlgemuths nichts anhaben können, hat zur Strafe dafür, daß man ihm nichts beweisen kann, seit Monaten über 200 Kroaten in seinem Hause einquartirt. Sein Bruder, der in demselben Verdachte steht, soll zur Strafe 80,000 Lire Brandschatzung zahlen. Man gab ihm erst 7 Wochen Zeit; bald aber wurde ihm bedeutet, er müsse das Geld binnen 5 Tagen schaffen. Ob er dazu im Stande gewesen und was ihm weiter geschehen, habe ich noch nicht erfahren. Jedenfalls hat Radetzky einen gewissen Peregalli aus Delebio in dem Valtellina zur Eintreibung hingeschickt. Dieser Peregalli ist der Sohn des Senators Peregalli aus der Zeit des italienischen Königreichs, der sich damals durch seine Talente wie durch seinen Patriotismus die größten Verdienste um Italien erwarb. Der Sohn ist einer der hündischsten Agenten Radetzyk's. Er mag sich hüten. Ihn, wie alle andern Verräther ihres Volks wird der Dolch oder die Kugel des Rächers treffen, ehe er sich's versieht, eben so gut, wie die rächende Hand den Verräther Rossi erreicht hat.</p>
          <p>In dem Dorf Cantu hatte das Volk sich der Absingung eines Tedeums für den jungen östreichischen Kaiser widersetzt. Zur Strafe wird Dorf und Distrikt in Belagerungszustand versetzt. Abends darf Niemand ohne Licht ausgehen. Ein armer Abeiter, der seine Wohnung auf ein paar Augenblicke verließ, antwortete dem &#x201E;Werda&#x201C; des Soldaten nicht, weil er erstens taub war und zweitens kein Deutsch verstand. Der Posten schoß ihn ohne Weiteres nieder.</p>
          <p>Auf dem Gipfel des Baradello ist ein großer Scheiterhaufen errichtet und mit Pech begossen. Er wird von einer Abtheilung Soldaten bewacht und soll bei etwaigen Unruhen als Feuerzeichen zwischen hier und Mailand dienen.</p>
          <p>Hier in Como hat Wohlgemuth den Hauseigenthümern erklärt, er werde sie sofort erschießen lassen, wenn an ihren Häusern Plakate oder mißliebige Inschriften vorgefunden würden.</p>
          <p>In Varese wird fortwährend nach Waffen gesucht, aber vergebens. Es sind Waffen genug vorhanden und täglich werden neue über die Schweizergränze hergebracht. Aber sie sind zu gut versteckt, als daß die Kroaten sie entdecken sollten.</p>
          <p>Das sind unsere Aussichten für's neue Jahr. Wir hoffen, seit Frankreich uns mehr und mehr verräth, nur noch auf den bevorstehenden Ausbruch des Kriegs. Italien wird sich <hi rendition="#g">allein</hi> befreien, oder ruhmvoll untergehen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar195-1_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>68</author></bibl> Turin, 6. Jan.</head>
          <p>Der Circolo Popolare, unser demokratischer Klub, hat seine Kandidatenliste für die bevorstehenden Wahlen veröffentlicht. Die bekanntesten Namen darunter sind: Giuseppa <hi rendition="#g">Mazzini,</hi> General D'Apien, Garibaldi, Adv. Brofferio (Red. des Messagiere Piemontese und bisheriger Deputirter) Carlo Cattaneo von Mailand, und Pellegrini. An ihrer Wahl kann bei dem ungemein raschen Fortschritt der öffentlichen Meinung im Sinne der Demokratie und des Kriegs kein Zweifel sein.</p>
          <p>&#x2014; Die allgemeinen Wahlen sind vom 15. auf den 22. Januar verschoben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar195-1_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>68</author></bibl> Aus der Lombardei.</head>
          <p>Die &#x201E;Concordia&#x201C; schreibt unter'm 6. Januar: Man ist zu Mailand mit großen Rüstungen zum Kriege beschäftigt. In allen Kasernen werden Bomben und congreve'sche Raketen aufgehäuft. Die Kroaten theilen den Haß Radetzki's gegen die armen Mailänder. Man bemüht sich, die Proletarier gegen die Reichen aufzuhetzen. Uebrigens ist der Schrecken, den Radetzki einzuflößen sich bestrebt, mehr imaginär als wirklich. Die Damen gehen nach wie vor in Trauer, die jungen Leute tragen ihre Hüte umflort.</p>
          <p>Zu Bergamo hat das Verbot, nach 10 Uhr anders als mit einer Handlaterne auszugehen, eine seltsame dreifarbige Illumination zur Folge gehabt. Am Abend nach dem Verbot verließen die Bürger, je drei und drei, ihre Wohnungen: der eine trug eine weiße, der andre eine rothe, der dritte eine grüne Laterne. So leuchteten die italienischen Farben durch die dunkeln Straßen, ohne daß die Behörden etwas dagegen hätten unternehmen können. Einige Unordnungen fanden statt, jedoch ohne alle Bedeutung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar195-1_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>68</author></bibl> Bologna, 4. Jan.</head>
          <p>Gestern wurden alle Glocken geläutet und 101 Kanonenschüsse verkündeten der Stadt die Einberufung der Nationalversammlung. Großer Jubel!</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 3. Januar.</head>
          <p>Man erwartet hier einen dritten Protest des Papstes, und erzählt sich ebenfalls, daß zwischen dem Papst und den Kardinälen große Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Es wird sogar gesagt, daß Kardinal Ostini in Folge einer hitzigen Unterredung mit dem Papste vom Schlage gerührt worden sein soll. Lambruschini und Antonelli treiben den Papst zu einer bewaffneten Intervention. Dagegen spricht man auf anderer Seite von einer Encyclica, worin der Papst, nach Bestätigung aller gemachten Konzessionen, sich unter der Bedingung, daß man keine neue Konzession verlangen dürfe, zur Rückkehr nach Rom erklären würde. &#x201E;Zu spät!&#x201C; ruft die Alba dazu aus.</p>
          <p>Die demokratischen Clubs von Florenz und andern toskanischen Städten haben Deputirte nach Rom geschickt, um den römischen Radikalen zur Auflösung der Kammern Glück zu wünschen. Garibaldi ist zum Oberbefehlshaber unserer Truppen ernannt worden. Admiral Baudin, der sich zu Gaeta befand, hat es am 26. Dez. am Bord des französischen Dampfschiffes &#x201E;Salamandre&#x201C; wieder verlassen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar195-1_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die letzten Freischärler, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bern, 8. Jan.</head>
          <gap reason="copyright"/>
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        <div xml:id="ar195-1_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Budget, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 9. Januar.</head>
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        </div>
        <div xml:id="ar195-1_017_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Pfaffenrebellion, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Neuchatel, 9. Januar.</head>
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        <div xml:id="ar195-1_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Lugano, 7. Januar.</head>
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          <p>Jenseits der Gränze siehts noch immer schlimm aus. Indemselben Maße als Radetzky rüstet, in demselben füsillirt er. Früher war der Vorwand dazu angebliches Verbergen von Waffen; er ist jetzt abgenutzt und wenn Radetzky Jemanden erschießen lassen will so läßt er ihn zum Emissär Mazzinis aus Tessin erklären. Es kommt ihm so wenig darauf an, daß er nicht einmal nachforscht wo Mazzini sich wirklich aufhält, um seinen Anklagen nur einen Schatten von Wahrscheinlichkeit zu geben. Dieser Pfiffwiegt wahrlich den Weldenschen auf, wonach die Wiener wegen Zusammentreffens von Umständen erschossen und erhängt werden!</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 10. Januar.</head>
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          <head>London, 10. Januar.</head>
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        <head>Spanien.</head>
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        <head>Französische Republik.</head>
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[1056/0002] nen Kampf um Aufhebung der Feudallasten fortsetzen wollen. 2) Daß sie dafür stimmen: die Ausgaben für das Militär, die jährlich 26 bis 30 Mill. betragen, um 10 Mill. jährlich zu verringern. Bleiben für das Heer 16 Mill., so ist das übrig genug, es kommen dann immer noch zu diesem einen Zweck 1 Thlr. Steuer auf den Kopf der Bevölkerung, während z. B. in der Republik Schweiz hierfür nur 8 Sgr. auf den Kopf kommen, und die Schweiz wahrlich nicht minder schlagfertig als Preußen ist. Bekanntlich hat Neuenburg dem König von Preußen den Gehorsam gekündigt und sich an die Republik Schweiz angeschlossen, und Preußen ist trotz seines kostbaren Heeres nicht im Stande, Neuenburg von der Republik Schweiz zurückzufordern. Verringert man die Ausgaben für das Militär um 10 Mill., so wird man die Salzsteuer mit 5,000,000, die Braumalzsteuer mit 1,300,000 Thlr. und die Gewerbesteuer mit 2,600,000 Thlr. ganz abschaffen können, das Pfund Salz wird statt 1 Sgr. nur 4 Pf. kosten und der arme Mann seine Kartoffeln nicht mehr ohne Salz zu essen brauchen, auch der Bauer sein Vieh mit hinlänglichem Salzfutter gesund erhalten können, das Bier wird um die Steuer billiger oder besser werden, und dem kleinen Gewerbsmann und Anfänger wird die ungleichmäßige Gewerbesteuer, die den Reichen nur sehr wenig trifft, nicht mehr den halben Gewinn seiner Arbeit nehmen. 3) Daß sie dafür stimmen: die Civilliste, den jährlichen Gehalt des Königs, nicht wie §. 57 der neuen Verfassung will, auf 2,600,000 Thlr. festzusetzen, sondern nur auf 1,000,000 Thlr. Man hat so viel darüber gesprochen, daß eure Vertreter jeden Tag, den sie zusammen sind, 1200 Thlr. kosten, warum sagte man euch da nicht dazu, daß der König täglich ohne Ausnahme 7000 Thlr. kostet. Will man hier sparen, wird man dies jedenfalls viel zweckmäßiger bei einer Person, die täglich allein 7000 Thlr., als bei 400, die täglich zusammen 1200 Thlr. erhalten. Von dem so ersparten Gehalt des Königs könnten sich 50,000 arme hungernde Spinner und Weber das Jahr hindurch vollkommen satt essen, denn es kämen auf jeden täglich 2 1/2 Sgr. Der König hat, da er sich außerdem für 50,000,000 Thlr. an Gütern behält, mit einer Million Thaler jährlichen Gehalt vollkommen genug, der König von Sachsen erhält nur 500,000 Thlr. und hat wenig oder gar keine Güter. 4) Daß sie dafür stimmen: den König mit seinem Gehalt für solche Ausgaben seiner Minister, die die Volksvertretung nicht gut heißt, verantwortlich zu machen. Wenn es auch in der neuen Verfassung heißt: die Minister sind verantwortlich, so hat das gar keinen Werth, denn gesetzt den Fall, ein Minister gäbe 1,000,000 Thlr. für das Volk unnütze oder gar schädliche Dinge aus, und die Volksvertretung genehmigte das auch nachträglich nicht, so kümmert das den Minister doch nicht, weil er keine Million Vermögen hat, das Vergeudete wieder zu ersetzen, und weil er sehr wohl weiß, daß darum die Volksvertretung, in der Ueberzeugung, daß, wo Nichts ist, selbst der Kaiser sein Recht verloren hat, von seiner Verfolgung abstehen wird. Ein Minister wird so immer sehr gern dergleichen volksschädliche Ausgaben machen, weil er dadurch die Gunst der Großen, in deren Nutzen er die Summen verwendet, erlangt, wenn aber der König mit seinem Vermögen für unnütze Ausgaben seiner Minister verantwortlich ist, wird dieser schon tüchtig aufpassen, daß seine Minister nichts Unrechtes ausgeben. 5) Daß sie da[f]ür stimmen: die Klassensteuer und die Schlacht- und Mahlsteuer in eine nach dem Einkommen gerecht vertheilte Steuer zu verwandeln. Wie ungerecht die Klassensteuer vertheilt ist, und wie die Mahl- und Schlachtsteuer ausschließlich den Aermeren trifft und drückt, darf nicht erst auseinandergesetzt werden. 6) Daß sie dafür stimmen: die Grundsteuer gleichmäßig zu vertheilen und überhaupt jede Steuerbefreiung aufzuheben. 7) Daß sie dafür stimmen: die Dienstzeit der Soldaten allgemein auf ein halbes Jahr herabzusetzen. Ein halbes Jahr reicht nach dem Urtheil unparteiischer Sachverständiger vollkommen hin, jungen Männern das Exerciren beizubringen, darum ist es die größte Sünde, sie ihrem Geschäft und ihrem Erwerb längere Zeit zu entziehen, wodurch ihre und des ganzen Volkes Wohlfahrt leidet. Ist Landesvertheidigung und nicht Spielerei und Polizeizwecke das Wesen des Soldatenthums, so ist der Zweck erreicht, wenn die Mannschaft die nöthige Waffenübung erlangt hat. Prag, 8. Januar. Die Auflösung der akademischen Legion war, im Ministerrathe längst beschlossen und die officielle Kundmachung nur verschoben. Präsident Mecsery eröffnete vorgestern dem Kommandanten der Legion deren Auflösung, die jedoch nur im Interesse der studirenden Jugend, deren Studien durch die Waffenübungen verkürzt würden, geschehe, sprach übrigens der akademischen Legion seinen Dank für ihre treffliche Haltung seit ihrer Reorganisation aus. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß in dem Ministerrath eine Verfassung ausgearbeitet ist, die für den Fall der Auflösung des Reichstages, die bei Annahme des §. 1 der Grundrechte gewiß ist, verliehen und dann dem ersten allgemeinen österreichischen Reichstage, der am 1. Mai in Wien zusammentreten soll, zur Genehmigung vorgelegt werden wird. — Ich höre, daß Dr. Brauner, czechischer Abgeordneter, zum Kreishauptmann in Klattau bestimmt sei. (D. A. Z.) * Frankfurt, 12. Jan. Die Berathung des Ausschußberichts über die östreichische Frage und das Gagern'sche Programm war an der Tagesordnung. Wir behalten uns vor, diese Debatte nach den offiziellen stenographischen Berichten selbst darzustellen und werden daher diesmal unsern gewöhnlichen Frankfurter Bericht nicht mittheilen. Ungarn. Bistritz, 23. Dez. Unter diesem Datum bringt die „D. A. Ztg.“ folgende Jeremiade eines „Vlamen“ aus Siebenbürgen: Nur 4 Stunden weit steht der Feind von unserer Stadt, und morgen soll das Schwert über unser Schicksal entscheiden! Wir glaubten mit unsern Feinden fertig zu sein, und jetzt erst ziehen sich die furchtbarsten Gewitterwolken zu unserer Vernichtung zusammen. Die Magyaren Siebenbürgens waren aus dem Felde geschlagen, die Häupter des Aufstandes hatten sich in den haromszeker Stuhl, den südlichsten Theil des Szeklerlandes, zurückgezogen, und schon sind aus den westlichen Landestheilen fast alle Streitkräfte gegen sie marschirt, um ihren räuberischen Einfällen in den Kronstädter Distrikt zu wehren und Haromszek zu besetzen; da drängt jetzt das siegreiche kaiserl. Heer vielleicht die ganze magyarische Armee auf uns zu, ohne zu bedenken, daß dies unsern Untergang zur Folge haben muß. Wäre an der Westgränze Siebenbürgens ein Heer aufgestellt, so wäre ein Rückzug der Magyaren nach Siebenbürgen eine Unmöglichkeit; aber an der Gränze steht nur Landsturm, das Militär hält die magyarischen Orte besetzt, und muß auch diese häufig verlassen, um feindliche Einfälle zurückzuweisen. So wird denn, während aus den westlichen Theilen fast alle waffenfähige Mannschaft an die Ostgränze gegen die Szekler geschickt wird, der nicht hinlänglich geschützte Westen von den eindringenden Magyarenhorden überfallen und gänzlich zu Grunde gerichtet werden. Daß Kossuth einen Guerillakrieg beabsichtige, hat man in der letzten Zeit häufig gehört. Das war in den Ebenen Ungarns nicht möglich. Leider hat man ganz außer Acht gelassen, daß die Magyaren ihren Kampfplatz in die Berge Siebenbürgens verlegen könnten, man hat das Szeklerland für zu geringfügig gehalten für einen Stützpunkt der Magyaren, und doch haben dieselben vorzüglich auf das Szeklerland ihr Augenmerk gerichtet, wo Land und Volk für sie ist, wo alle Schilderhebungen der Magyaren gegen Oesterreich, namentlich die Kuruzenkriege des vorigen Jahrhunderts, den lebhaftesten Anklang fanden. Daß die Magyaren sich in Siebenbürgen festsetzen wollen, ist sehr leicht glaublich, denn umsonst haben sie ihren tüchtigsten General, Bem, nicht gegen Siebenbürgen geschickt. Kommen die Magyaren, so überschreiten sie an drei Punkten, von Nagybanya, Großwardein und Arad aus die Gränze, und dann wird unser schon jetzt entsetzlich verheertes Land zur menschenleeren Wüste, denn den Feinden kann keine hinreichende Truppenmacht entgegengestellt werden und Kossuth wird die ihm verhaßten Sachsen und Walachen seinen Zorn schwer fühlen lassen. Italien. ** Como, 31. Dez. Am Ende des Jahres geht es uns Lombarden wie allen übrigen Völkern Europa's: Wir sind schlimmer dran als am Anfang. Die Kroaten wirthschaften jetzt wieder volle fünf Monate bei uns und noch ist gar nicht an Aufhören des Füsillirens, Brandschatzens und Plünderns zu denken. Die Banden Radetzky's sind unermüdlich in Schandthaten wie ihr Chef. Hören Sie. Hr. Giovanni Dolerni in Chiavenna, der für einen der Haupt-Begünstiger des Valtelliner Aufstands gilt, dem aber selbst die Standrechtsprozesse Wohlgemuths nichts anhaben können, hat zur Strafe dafür, daß man ihm nichts beweisen kann, seit Monaten über 200 Kroaten in seinem Hause einquartirt. Sein Bruder, der in demselben Verdachte steht, soll zur Strafe 80,000 Lire Brandschatzung zahlen. Man gab ihm erst 7 Wochen Zeit; bald aber wurde ihm bedeutet, er müsse das Geld binnen 5 Tagen schaffen. Ob er dazu im Stande gewesen und was ihm weiter geschehen, habe ich noch nicht erfahren. Jedenfalls hat Radetzky einen gewissen Peregalli aus Delebio in dem Valtellina zur Eintreibung hingeschickt. Dieser Peregalli ist der Sohn des Senators Peregalli aus der Zeit des italienischen Königreichs, der sich damals durch seine Talente wie durch seinen Patriotismus die größten Verdienste um Italien erwarb. Der Sohn ist einer der hündischsten Agenten Radetzyk's. Er mag sich hüten. Ihn, wie alle andern Verräther ihres Volks wird der Dolch oder die Kugel des Rächers treffen, ehe er sich's versieht, eben so gut, wie die rächende Hand den Verräther Rossi erreicht hat. In dem Dorf Cantu hatte das Volk sich der Absingung eines Tedeums für den jungen östreichischen Kaiser widersetzt. Zur Strafe wird Dorf und Distrikt in Belagerungszustand versetzt. Abends darf Niemand ohne Licht ausgehen. Ein armer Abeiter, der seine Wohnung auf ein paar Augenblicke verließ, antwortete dem „Werda“ des Soldaten nicht, weil er erstens taub war und zweitens kein Deutsch verstand. Der Posten schoß ihn ohne Weiteres nieder. Auf dem Gipfel des Baradello ist ein großer Scheiterhaufen errichtet und mit Pech begossen. Er wird von einer Abtheilung Soldaten bewacht und soll bei etwaigen Unruhen als Feuerzeichen zwischen hier und Mailand dienen. Hier in Como hat Wohlgemuth den Hauseigenthümern erklärt, er werde sie sofort erschießen lassen, wenn an ihren Häusern Plakate oder mißliebige Inschriften vorgefunden würden. In Varese wird fortwährend nach Waffen gesucht, aber vergebens. Es sind Waffen genug vorhanden und täglich werden neue über die Schweizergränze hergebracht. Aber sie sind zu gut versteckt, als daß die Kroaten sie entdecken sollten. Das sind unsere Aussichten für's neue Jahr. Wir hoffen, seit Frankreich uns mehr und mehr verräth, nur noch auf den bevorstehenden Ausbruch des Kriegs. Italien wird sich allein befreien, oder ruhmvoll untergehen. 68 Turin, 6. Jan. Der Circolo Popolare, unser demokratischer Klub, hat seine Kandidatenliste für die bevorstehenden Wahlen veröffentlicht. Die bekanntesten Namen darunter sind: Giuseppa Mazzini, General D'Apien, Garibaldi, Adv. Brofferio (Red. des Messagiere Piemontese und bisheriger Deputirter) Carlo Cattaneo von Mailand, und Pellegrini. An ihrer Wahl kann bei dem ungemein raschen Fortschritt der öffentlichen Meinung im Sinne der Demokratie und des Kriegs kein Zweifel sein. — Die allgemeinen Wahlen sind vom 15. auf den 22. Januar verschoben. 68 Aus der Lombardei. Die „Concordia“ schreibt unter'm 6. Januar: Man ist zu Mailand mit großen Rüstungen zum Kriege beschäftigt. In allen Kasernen werden Bomben und congreve'sche Raketen aufgehäuft. Die Kroaten theilen den Haß Radetzki's gegen die armen Mailänder. Man bemüht sich, die Proletarier gegen die Reichen aufzuhetzen. Uebrigens ist der Schrecken, den Radetzki einzuflößen sich bestrebt, mehr imaginär als wirklich. Die Damen gehen nach wie vor in Trauer, die jungen Leute tragen ihre Hüte umflort. Zu Bergamo hat das Verbot, nach 10 Uhr anders als mit einer Handlaterne auszugehen, eine seltsame dreifarbige Illumination zur Folge gehabt. Am Abend nach dem Verbot verließen die Bürger, je drei und drei, ihre Wohnungen: der eine trug eine weiße, der andre eine rothe, der dritte eine grüne Laterne. So leuchteten die italienischen Farben durch die dunkeln Straßen, ohne daß die Behörden etwas dagegen hätten unternehmen können. Einige Unordnungen fanden statt, jedoch ohne alle Bedeutung. 68 Bologna, 4. Jan. Gestern wurden alle Glocken geläutet und 101 Kanonenschüsse verkündeten der Stadt die Einberufung der Nationalversammlung. Großer Jubel! * Rom, 3. Januar. Man erwartet hier einen dritten Protest des Papstes, und erzählt sich ebenfalls, daß zwischen dem Papst und den Kardinälen große Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Es wird sogar gesagt, daß Kardinal Ostini in Folge einer hitzigen Unterredung mit dem Papste vom Schlage gerührt worden sein soll. Lambruschini und Antonelli treiben den Papst zu einer bewaffneten Intervention. Dagegen spricht man auf anderer Seite von einer Encyclica, worin der Papst, nach Bestätigung aller gemachten Konzessionen, sich unter der Bedingung, daß man keine neue Konzession verlangen dürfe, zur Rückkehr nach Rom erklären würde. „Zu spät!“ ruft die Alba dazu aus. Die demokratischen Clubs von Florenz und andern toskanischen Städten haben Deputirte nach Rom geschickt, um den römischen Radikalen zur Auflösung der Kammern Glück zu wünschen. Garibaldi ist zum Oberbefehlshaber unserer Truppen ernannt worden. Admiral Baudin, der sich zu Gaeta befand, hat es am 26. Dez. am Bord des französischen Dampfschiffes „Salamandre“ wieder verlassen. Schweiz. * Bern, 8. Jan. _ ** Bern, 9. Januar. _ ** Neuchatel, 9. Januar. _ X Lugano, 7. Januar. Unsre Regierung hat auf Radetzkys Anzeige einen Verhaftsbefehl gegen Mazzini erlassen. Diese Maßregel war aber natürlich rein illusorisch, denn Mazzini ist seit langer Zeit nicht nur aus unserm Kanton, sondern auch aus der Schweiz fort. Soviel wir wissen ist er in Piemont, wir glauben in Genua. Die Plakate und Flugblätter, über deren Verbreitung Radetzky sich beklagt, kommen nicht aus Tessin, sondern von Turin. Jenseits der Gränze siehts noch immer schlimm aus. Indemselben Maße als Radetzky rüstet, in demselben füsillirt er. Früher war der Vorwand dazu angebliches Verbergen von Waffen; er ist jetzt abgenutzt und wenn Radetzky Jemanden erschießen lassen will so läßt er ihn zum Emissär Mazzinis aus Tessin erklären. Es kommt ihm so wenig darauf an, daß er nicht einmal nachforscht wo Mazzini sich wirklich aufhält, um seinen Anklagen nur einen Schatten von Wahrscheinlichkeit zu geben. Dieser Pfiffwiegt wahrlich den Weldenschen auf, wonach die Wiener wegen Zusammentreffens von Umständen erschossen und erhängt werden! Großbritannien. * London, 10. Januar. Die häufigsten und bösartigsten Cholerafälle in London sind bis jetzt zu Tooting, einem zu London gehörenden Dorfe auf der Surreyseite der Stadt, in dem „Juvenile Pauper Asylum“ eines Herrn Drouet vorgekommen. Dieses Asyl ist eine Privatanstalt, in welcher verschiedene der Londoner Armenvorstände die jugendlichen Paupers ihrer Distrikte gegen Vergütung unterzubringen pflegen und, wie sie selbst durch eine solche (natürlich auf's Billigste verakkordirte) Massenversorgung lukriren, so auch dem Entrepreneur des Instituts Gelegenheit geben, sich auf Kosten der Gesundheit und des Lebens der seiner Obhut überwiesenen Proletarierwaisen zu bereichern. Aerztliche und gerichtliche Untersuchungen haben ergeben, daß die Anstalt überfüllt war, und daß die Krankheit, welche im Dorfe Tooting, also in der allernächsten Umgebung des Etablissements, äußerst gelinde und nur in sehr vereinzelten Fällen auftrat, lediglich aus diesem Grunde so zahlreiche Opfer in den Gebäulichkeiten des Herrn Drouet weggerafft hat. Verschiedene der betreffenden Armenvorstände haben daraufhin bereits ihre Waisen in andern Lokalitäten untergebracht; nur der Poor-Law-Bord von Chelsea ist niederträchtig genug gewesen, die deßfallsigen Vorstellungen der Guardians auf's Brutalste unberücksichtigt zu lassen. Es hat Tage gegeben, wo — bei einer Durchschnittszahl von 2 oder 3 Choleraleichen in ganzen andern Distrikten — 16 Todesfälle in Drouet's Anstalt vorgekommen sind. Die Sache erregt großes Aufsehn; die Untersuchungen sind noch nicht zu Ende. London, 10. Januar. Fürst Metternich ist von Brighton zurückgekehrt, wo er die Königin-Wittwe besucht hatte. Seine Abreise nach Paris soll demnächst bevorstehen. Als Admiralitäts-Lordskandidaten nennt man Normandy (in Paris) und Baring. In Irland wacht der alte Repealschwindel wieder auf. Spanien. 68 Madrid, 4. Januar. (Cortes) Sartorius, Minister des Innern und Donozo, der spanische Lamartine (wie sich „Heraldo“ ausdrückt) hielten so glänzende Reden, daß alle Angriffe der Radikalen (Cortina et Consorten) gegen das Kabinet fruchtlos blieben und heute Nachmittag der Adreßentwurf ohne Zweifel mit bedeutender Stimmenmehrheit durchgehen wird. Somit hätte die Adreßdiskussion ein Ende. 68 Madrid, 5. Januar. Die Sitzung der Cortes dauerte gestern Abend bis 8 Uhr, ohne daß es zum Generalvotum gekommen wäre. Am Abend hatten Hr. Dujardin, der Nuntius und der Gesandte Preußens die Ehre, von J. M. der Königin Isabella empfangen zu werden. Letzterer überreichte seine Akkreditive. Französische Republik. 12 Paris, 11. Jan. Die Broschüre Guizot's, die so eben erschienen, hat alle Erwartungen getäuscht. Man war um so gespannter auf die Erscheinung dieser Schrift, als die Franzosen selbst noch nicht hinaus sind über die Bestürzung aller von der

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 195. Köln, 14. Januar 1849, S. 1056. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz195i_1849/2>, abgerufen am 29.03.2024.