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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 203. Köln, 24. Januar 1849.

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leihe geben), libere Jungens als diese "altgläubigen" Juden gibts auf der ganzen Welt nicht.

Dagegen erblickt sie in dem zweiten Theile, in den "Reformjuden" die eigentlichen Scheusale der Menschheit, zu denen sie auch die getauften Juden zählt, denn "das aufgegossene Wasser", sagt sie, "konnte ihnen kein christliches (christlich-potsdamisch-germanisches!) Herz verschaffen.

So z. B. sagt sie in Betreff der "Reformjuden" Breslau's:

"Diese insgesammt stehen bei ihrem Agitiren mit den Neukatholiken, soweit dieselben dem Bekenntnisse des gehängten Robert Blum anhängen, sowie mit den Freievangelischen und Ultrarationalisten unter den Protestanten in der innigsten Verbindung."

Einige Zeilen weiter heißt es, daß "kein rechtlicher jüdischer Kaufmann, welche Klasse doch bekanntlich den Kern dieser Nation bildet, -- sich bis jetzt bei den Wühlereien betheiligt hat. Findet sich ein jüdischer Kaufmann unter den Wühlern, so hat er entweder schon Banquerutt gemacht, oder er befindet sich auf dem Wege zu demselben. Vielmehr ist es nur in jetziger Zeit das zahllose Heer der jüdischen Literaten, welche an jenem Verbrechen Theil haben. Viele Judenjungen besuchen jetzt, wie Einsender dieses genau weiß, nur deßhalb die Gymnasien, um nachher als Literaten zu privatisiren."

So viel aus der gottbegnadeten "Kreuzritterin", zur Charakteristik ihrer Lucubrationen über die Juden!

24 Wien, 17. Jan.

In Folge des plötzlich eingetretenen Eisganges ist die Leopoldstadt förmlich unter Wasser gesetzt und die Verbindung mit der Stadt unterbrochen. Das Wasser ist noch immer im Steigen. Die Ueberschwemmung reicht bei einer Masse von Gebäuden bis an den ersten Stock. Die Donaubrücke ist zerstört.

24 Wien, 18. Jan.

Die "Wiener Zeit." bringt heute 7 Steckbriefe gegen: 1) Ludwig Kossuth, 2) Theresia, verehl. Kossuth, geb. Meßliny, 3) den ungarischen Kriegsminister Meszaros, 4) Paul Niary, Mitglied des ungarischen Landesvertheidigungs-Ausschusses, 5) Szöllesy, alias Nagy, Kossuths Sekretär, 6) Daniel Jranyi, ungarischer Regierungskommissar und 7) Ladislaus Maderasz, Mitglied des Landesvertheidigungs-Ausschusses.

In der "Personsbeschreibung" Kossuth's, nach welcher er deutsch, ungarisch, lateinisch, slowakisch und französisch spricht, heißt es am Schlusse: "Sein Betragen geschmeidig und einschmeichelnd". Die Personsbeschreibung von Kossuths Frau geben wir ganz, da sie unsre Leser in vieler Beziehung interessiren wird:

"Persons-Beschreibung der Theresia, verehelichten Kossuth, gebornen Meßliny.

Alter, über 30 Jahre. Geburtsort, unbekannt. Stand, verheirathet. Religion, katholisch. Sprache, Deutsch, Ungarisch und Slawisch. Beschäftigung oder Charakter keine. Körperbau, groß hager. Gesicht, länglich. Gesichtsfarbe, braun. Stirn, lang, schmal. Haare, schwarz. Augen, schwarz. Augenbraunen, schmal und schwarz. Nase, etwas gespitzt. Mund, regelmäßig. Zähne, gesund. Kinn, länglich. Besondere Kennzeichen: Hochmüthig, einen stolzen Verachtung ausdrückenden Blick, hat ihre Kinder bei sich: Franz oder Ferez im 9. Jahre, Nina im 6. Jahre, Lajos im 5. Jahre. Bekleidung: Kann nicht angegeben werden, doch jedenfalls elegant.

In der "Personsbeschreibung" des Kriegsministers Meszaros findet sich unter der Rubrik "Besondere Kennzeichen" Folgendes: "Sein Aeußeres ist würdevoll und zeigt von einem geregelten (sie) Menschen."

Wir lernen aus jenen Schriftstücken ferner, daß Nagy, Kossuths Sekretär, außer fünf andern Sprachen auch vollkommen türkisch und serbisch spricht. Bei ihm ist ein besonderes Kennzeichen: "macht im Gehen große Schritte!" und unter seiner Bekleidung wird angeführt, "daß er "unter der Sacktasche einen Dolch bei sich hat." Sie sehen, daß sich der Karneval jetzt in die "Wiener Zeit." flüchtet. Bei Jranyi wird die "Bekleidung" mit diesen Worten bezeichnet: "Wechselt häufig seine Kleidung." Endlich wird unter den "Besondern Kennzeichen" des Maderasz, Landespolizeipräsidenten, Folgendes angeführt: "Der Totaleindruck der eines gewöhnlichen Zigeuners, spricht schnell, ist jähzornig, weiß sich im Zorne zu mäßigen."

Wir rathen allen europöischen Polizeien, bei unsrer standrechtlichen einige Lektionen im Abfassen von Signalements zu nehmen. Es dürfte weder sie noch das Publikum gereuen.

Die Verurtheilungen werden so lange kein Ende nehmen, bis nicht die jetzigen Verurtheiler selbst zum Strang verurtheilt und "zu Pulver und Blei" begnadigt sind. Heute z. B. macht das offizielle Blatt kund, daß Zwettler, 53 Jahre alt, Rechnungsrath der k. k. Hofkriegsbuchhaltung, wegen bewaffneter Theilnahme am Oktober-"Aufruhr" zu dreijährigem schweren Kerker verurtheilt worden.

Gestern wurde v. Emperger, Deputirter des steirischen Landtags, zu 18; Schumacher, Schriftsteller, zu 10; Baron Callot, zuletzt Geometer bei der Nordbahn zu 7 und Ribarz, Handelsagent, zu 4 Jahren schwerem Kerker, ebenfalls wegen der Oktober-Ereignisse, verurtheilt. Blos Ribarz wurde unter diesen 4 Personen zu 2 Jahren begnadigt.

Zum Angriff von Malghera und der Beschießung Venedigs mit Luftballon-Bomben, die sich über der Stadt entzünden sollen, werden in Mestre und Treviso Vorbereitungen gemacht.

Aus Ungarn wird gemeldet, daß Windischgrätz befohlen habe, die 1 und 2 fl. Stücke der Kossuth'schen Banknoten bei den ungarischen Staatskassen anzunehmen, weil dort eine förmliche Entwerthung derselben unmöglich sei.

* Kremsier, 18. Januar.

Die §.§. 2 und 3 der Kremsierer "Grundrechte" sind nun als §. 1. -- da die Feigheit des Reichstags den ursprünglichen §. 1. bekanntlich fallen gelassen -- in nachstehender Fassung angenommen

"Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Die Konstitution und das Gesetz bestimmen, unter welchen Bedingungen die österreichische Staatsbürgerschaft erworben, ausgeübt und verloren wird."
"Die Gesammtheit der Staatsbürger ist das Volk. Alle Standes-Vorrechte sind abgeschafft. Adelsbezeichnungen jeglicher Art werden vom Staate weder verliehen, noch anerkannt."
"Die öffentlichen Aemter und Staatsdienste sind für alle dazu befähigten Staatsbürger gleich zugänglich. Ausländer sind vom Eintritte in Civildienste und in die Volkswehr ausgeschlossen; Ausnahmen werden durch besondere Gesetze bestimmt."
"Zu öffentlichen Auszeichnungen oder Belohnungen berechtiget nur das persönliche Verdienst; keine Auszeichnung ist vererblich."
"Amtstitel dürfen nicht mehr als Ehrentitel verliehen werden."

Der Riß zwischen Reichstag und Ministerium wird täglich größer.

Man spricht davon, den Reichstag nach Wien zu verlegen und ihm die Deputirten für Ungarn und Italien beizugesellen. Zu diesem Behufe würde man eine Vertagung eintreten lassen, die dann bei günstigen Umständen sich leicht in eine sanfte Auflösung verwandeln könnte. Pillersdorf ist für Bruck a/L. hieher gewählt worden.

Kremsier, 14. Januar.

Die Linke unseres Parlaments constituirt sich in neuer Weise; an 140 Mitglieder stark, in der die Polen, die Italiener und die Deutschen, besonders die Oesterreicher sich vereinten, wählten sie Prettes zum Präsidenten. Ein Programm ist noch nicht aufgestellt, aber die extremen Tendenzen fallen jedenfalls weg, und auch Frankfurt ist aufgegeben. In solcher Art wird diese Fraktion compakter auftreten und als die einzige politische Partei im Reichssaale an Kraft gewinnen; hingegen ist das Centrum in voller Auflösung begriffen, und beginnt sich seines Servilismus zu schämen. Die Rechte aber knirrscht vor Ingrimm daß sie benützt wird zu retrograden Zwecken, und Ruhm und Ruf verliert selbst im Heimathlande. Während dieser innern Gährungen im Reichstage dauert die Vermuthung fort, daß die Minister doch zu der Einsicht gelangen, sie oder der Reichstag müssen abtreten.

(C. Bl. a. B.)
XX Striegau, 19. Jan,

Gegen den frühern Abgeordneten Schramm, der hier in einer Wahlversammlung auftreten wollte, wurde heute, um ihn daran zu verhindern, wiederum eine der schamlosen Verletzungen der Habeas-Corpus-Akte begangen, wie sie freilich jetzt fast überall durch die Provinz gang und gäbe sind. Der als Reaktionär vom reinsten Wasser seit Jahren bekannte Assessor v. Larisch hat sich hierbei wahrhaft ausgezeichnet. Schramm sollte verhaftet werden, zuerst auf schlaue, dann auf gewaltthätige Weise. Beides mißlang; eine Menge Arbeiter, namentlich die Gerbergesellen aus der Bartsch'schen Fabrik, intervenirten. Dafür rächte sich Hr. Larisch an Schramm's Effekten, die er durchwühlte und theilweise in Beschlag nahm -- Alles zum Hohn des Gesetzes vom 24. September.

068 Ratibor, 19. Januar.

Nach heute hier eingelaufenen Briefen sind eine Menge Kreise in Gallizien insurgirt; Bem ist auf 5 Punkten eingedrungen. Man erwartet das Einrücken der Russen und in Folge dessen den allgemeinen Krieg.

Bromberg, 15. Jan.

Den unsäglichsten Schmerz, das grausamste Leiden "schwarzweißer" Seelen wird Europa an folgendem Bericht der "Posener Zeitung" aus hiesigem Orte ermessen können:

"Es tritt hier jetzt immer klarer hervor, daß nicht die konservative, sondern die demokratische Partei bei den Wahlen siegen wird. Dieser Sieg der Demokraten in Bromberg entscheidet zugleich für den Wirsitzer und Schubiner Kreis, denn diese beiden Kreise werden mit Bromberg zu einem Wahlbezirk vereinigt werden. Diese Befürchtungen sind um so gegründeter, als sich im Kreise Schubin sehr viel demokratische Elemente befinden, die dem Einfluß der Konservativen mit aller Macht entgegenarbeiten und Alles daran setzen, den Bürgermeister H.... aus Bromberg zum Deputirten zu erhalten. Bedenkt man hiezu, daß der frühere Deputirte des Wirsitzer Kreises, der Legationsrath Kupfer, jetzt dort sehr an Popularität verloren, und dort keine andere Persönlichkeit von der konservativen Partei eine entschiedene Majorität für sich hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß Bromberg, das sich stets als konservativ bewährt hat, diesmal 3 demokratische Deputirte nach Berlin schickt. Leider bestimmt uns zu dieser Annahme die Uneinigkeit der konservativen Partei selbst, in welcher sich einzelne Personen verletzt fühlen, daß sie in den Vorwahlen nicht die nöthige Stimmenzahl erhalten haben. Die demokratische Partei dagegen behält den Zweck im Auge und ist einig; auch schließen sich alle Polen und Polnischgesinnten derselben an und verstärken sie nicht unbedeutend."

* Dresden, 19. Januar.

In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer stellte der Vicepräsident Schaffrath im Namen der Linken folgenden Antrag:

"Indem die Kammer wiederholt die thatkräftige Ueberzeugung des sächsischen Volks von der Nothwendigkeit der Einheit und Freiheit des deutschen Volks ausspricht, versichert sie zugleich der Regierung den entschiedensten Widerwillen des sächsischen Volks gegen die Uebertragung der Regierung des deutschen Bundesstaats an ein unverantwortliches und erbliches Oberhaupt, wie gegen die Uebertragung der deutschen Regierungsgewalt an eine der Kronen eines deutschen Einzelstaats, und erklärt, daß sie an die Spitze Deutschlands einen verantwortlichen Präsidenten gestellt wünsche und jede nicht wahrhaft demokratische Lösung der deutschen Oberhauptsfrage für eine unheilvolle betrachte. Wir tragen zugleich darauf an, daß die Kammer in Gemäßheit von §. 128 der provisorischen Geschäftsordnung obigen Antrag ohne weitere Begutachtung sogleich berathe und nach §. 129 auf die nächste Tagesordnung setze."

Der Antrag wird einstimmig für dringlich erachtet und auf die nächste Tagesordnung verwiesen.

Die Kammern werden diesmal keine Adresse auf die Thronrede erlassen.

Aus der heutigen Sitzung ist noch folgende Interpellation Trützschlers ans Ministerium hervorzuheben:

"Ob es gegen die provisorische Centralgewalt oder deren Organe seine Ansicht über die deutsche Oberhauptsfrage mittelbar oder unmittelbar ausgesprochen habe." v. d. Pfordten entgegnet hierauf sogleich, daß der sächsischen Regierung noch nie zu einer Erklärung in dieser Hinsicht Veranlassung gegeben worden sei, dieselbe werde auch nie eine Veranlassung dazu suchen.

Hieraus sieht man, wie die Frankfurter Blätter, die eine gar nicht vorhandene Erklärung der sächsischen Regierung als lauterste Wahrheit und so gut wie offiziell meldeten, ihre Spalten mit gar erbaulich-schaamlosen Lügen anzufüllen wissen.

068 Oldenburg, 17. Jan.

Vergebens hat der Landtag auf Niederschlagen der Untersuchung gedrungen, die wegen der bekannten an ihn eingereichten Petition gegen die Unterzeichner -- Unteroffiziere -- eingeleitet wurde. Man hat sie gegen 15 derselben beinah' zu Ende geführt und die Meisten haben bereits das Urthel -- 6-3 Wochen Arrest -- erhalten. In der letzten Unetroffizier-Versammlung drückte nun ein Feldwebel seine Hoffnung dahin aus, daß kein dem Verein angehörender Unteroffizier in die durch jene Untersuchung und Verurtheilungen entstehenden Vakanzen eintreten werde. Es dauerte nicht lange, so ward er selbst suspendirt und zur Untersuchung gezogen. Zugleich erließ Hr. General Ranzow nachstehenden Tagesbefehl;

"Veranlaßt durch eine auf dem Dienstwege an mich gelangte Anzeige über einen Versuch zu einer meuterischen (in der Hoffnung des eben genannten Feldwebels bestehenden!!) Aufreizung, welcher in der Versammlung des Unteroffizier-Vereins von einem seiner Mitglieder gemacht sein soll, habe ich sofort Disciplinar-Untersuchung anstellen lassen. Das bis jetzt schon zu übersehende Resultat dieser Untersuchung läßt mich zwar erkennen, daß manches Gute und Zweckmäßige vom Verein angestellt worden, daß er aber auf der anderen Seite in Richtungen und Bestrebungen hineingerathen ist, die das fernere Fortbestehen des Vereins im Interesse der militärischen Disciplin nicht gestatten.

Aus diesem Grunde hebe ich hiermit den Unteroffizier-Verein gänzlich auf und verbiete seine Wiedereröffnung.

Den Feldwebel Grön von der 5 Compagnie 4. Infanterie-Bataillons suspendire ich hiermit bis zur Beendigung der gegen ihn einzuleitenden Untersuchung von der Ausübung der Feldwebelfunktion."

Also Unterdrückung eines ganz gesetzlichen Vereins, blos weil er einem als Reaktionär bekannten Offizier und Krautjunker nicht gefällt, das ist auch hier der praktische Kommentar zu den sogenannten "Grundrechten des deutschen Volkes!" Als Maske muß auch hier "das Interesse der militärischen Disciplin" herhalten.

* Kassel, 19. Jan.

Bei der gestrigen Fortsetzung des ersten Prozesses vor Geschwornen -- der, wie wir meldeten, am 11. unterbrochen wurde -- hatte man in den engen Raum nur so viel Zuhörer eingelassen, daß das vorige Anstürmen unterblieb. Bedeutende Streitkräfte waren in- und auswendig entfaltet. Denn draußen wogten große Volksmassen, die des Ausganges harrten. Es kam zwischen Bürgerwehr und Volk zu mehrfachen Konflikten, wobei Steinwürfe und Bajonettstiche nicht ermangelten. Endlich erklärten die Geschwornen die beiden Angeklagten: Rechtskandidat Heise und Buchhändler Raabe für nicht schuldig. Donnernder Jubelruf empfing bei den draußen Harrenden die Verkündung. Die Freigesprochnen wurden im Triumph nach Hause geleitet. Der Staatsanwalt (und manche andere Herren außer ihm) machte ein Gesicht, wie die Katze, wenn's donnert!

Ulm, 18. Jan.

Heute Nacht um 10 Uhr wurde der von den Schiffvorfällen her bekannte Oberstlieutenant v. Minkwitz in einer Kutsche, zwei Stunden später die an der Metzelei direkt betheiligten Soldaten und Unteroffiziere des 3. Reiterregiments in Bagagewägen von Trainsoldaten von hier weggeführt und bis vor die Stadt von 50 Mann Infanterie begleitet. Die Urtheile lauten von 6 Monaten bis zu 3 Jahren Arbeitshaus. Wie man hört, so hat v. Minkwitz 8 Monate Festungsstrafe bekommen, Soldat Lochmüller, der Mörder des jungen Haag, kommt 6 Jahre unter die Gallioten, die übrigen sollen zum größten Theil zu Festungsstrafen unter einem Jahre verurtheilt sein.

Mannheim, 20. Jan.

Die Vertreter der Stadt Mannheim haben bekanntlich mit großer Majorität den Abgeordneten Obergerichtsanwalt Brentano zum ersten Bürgermeister erwählt, die Regierung hat dem Willen der Mehrheit der Wähler ihr Veto entgegensetzt. Der Wahl Brentano's ist die Bestätigung versagt.

(M. A.-Z.)
Luxemburg, 17. Jan.

Im April v. J. bildete sich in unserer Garnison ein "Unteroffizier-Verein," dessen Tendenz war, durch gesellige Vergnügungen, musikalische Unterhaltungen, wissenschaftliche Vorträge u. s. w. den Unteroffizieren angenehme und nützliche Abende zu bereiten, und den Geist des Unteroffizier-Korps zu heben; soviel ist uns hiervon bekannt, daß dieser Verein mit bereitwilliger Zustimmung des Militär-Gouvernements ins Leben trat. Nach den Statuten dieses Vereins soll über jedes neu aufzunehmende Mitglied ballotirt werden. Mehrere Offiziere sind dem Verein bei dessen Gründung beigetreten, andere haben sich später der Ballotage unterworfen und den Eintritt erhalten -- Kürzlich wurde nun über einen Offizier, der sich zur Aufnahme angemeldet hatte, ballotirt, ihm aber mit großer Majorität die Aufnahme verweigert. Die Sache kam beim Ehrengericht zur Sprache. Der Kommandant, General-Lieutn. v. Wulffen, ließ in Folge dessen heute das ganze Comite des Vereins auf öffentlicher Parade erscheinen, und hielt ihm eine lange Rede, worin er sich sehr mißbilligend über die Ballotage aussprach. Er meinte, es sei höchst unziemlich, über die Aufnahme eines Offiziers zu ballotiren; hierbei sei nicht die Person, sondern der Offizier im Spiele, wie könne sich ein Unteroffizier unterstehen, gegen die Aufnahme eines Offiziers zu stimmen; dies dürfe nicht wieder vorkommen, und er verlange, daß die beregte Ballotage für ungültig erklärt, und der Offizier ohne Weiteres aufgenommen, oder aber ihm freigestellt werden sollte, seine Anmeldung zurückzunehmen. -- Es ist dies ein neuer Beleg, wie groß die Kluft zwischen Offizier und Soldat in der hiesigen preuß. Garnison noch ist, wie wenig der Allerhöchsten Intention der gegenseitigen Annäherung entsprochen wird. -- Von dem Comite ist heute Niemand zu Worte gekommen; dasselbe hat deshalb beschlossen, dem Kommandanten seine Gegenerklärung schriftlich zu geben, die wir Ihnen morgen mitzutheilen gedenken. -- In den Statuten des Vereins ist die Ballotage über einen Offizier sowohl, wie über jedes andere, neu aufzunehmende Mitglied vorgeschrieben. Wir wissen, daß dem Kommandanten ein gedrucktes Exemplar der Statuten zugestellt worden ist, ohne daß er bisher den obigen §. für ungeziemend erklärt hat.

(Tr. Ztg)
Italien.
* Rom, 11. Jan.

Die Regierung hat ein Dekret erlassen, worin sie der Bürgerwehr das Recht zuspricht, sich ihren Oberbefehlshaber selbst zu wählen -- ein Grundsatz, der auch im März und April stark besprochen wurde. Entrüstet über das Schicksal der Exkommunikationsbulle, welche bekanntlich mit Koth beschmutzt in der Stadt umhergetragen und dann verbrannt wurde, intriguiren Antonelli und Lambruschini unaufhörlich, um dem Pabste einen neuen Fluch gegen seine Unterthanen zu entlocken, der die sämmtlichen Kirchen in Rom schließen soll. Geschieht dies, so ist dieses der kürzeste Weg, den kirchlichen Heiligenschein der Geistlichkeit vollends zu untergraben.

* Turin, 16. Jan.

Das Kabinet hat gegen jede Intervention Spaniens in die italienischen Angelegenheiten energisch protestirt.

068 Turin, 15. Jan.

Es wird abermals schmählicher Verrath gesponnen. Karl Albert rüstet sich zwar zum Kriege, aber nur zu einem Scheinkriege. Karl Albert ist vor wie nach mit Radetzki und der Olmützer Kamarilla auf's Engste verbunden. Mit Metternich hat er sich ausgesöhnt und Metternich empfindet über diesen Erfolg seiner Politik eine größere Freude, als er seit Jahren gehabt. Karl Albert wird den Krieg führen, sich besiegen und Radetzki hinter sich her in Turin einrücken lassen, um die republikanische Bewegung seines eigenen Landes zu ersticken und den Oestreichern den Rest Italiens wieder in die Hände zu liefern. Das sind keine Hypothesen, sondern Fakta, unwiderlegliche Thatsachen. Karl Albert ist ein Verräther des scheußlichsten Kalibers.

068 Verona, 14. Januar.

Die hiesige Provinzialkongregation hat den ihr von Hrn. Montecuccoli (einem der kaiserlichen Pascha's) ertheilten Auftrag, die Wahl eines behufs der künftigen Constituirung der lombardo-venezianischen Provinzen nach Wien zu sendenden Abgeordneten vorzunehmen, abgelehnt, und als Grund ihrer Weigerung angeführt, daß sie kein entsprechendes Mandat besitze, um in Sachen der politischen Organisation das Land zu vertreten.

Hr. Montecuccoli und seine k. k. Spießgesellen sind darüber wüthend, können aber nichts ändern.

Ungarn.

(Fortsetzung. Vergleiche Nr: 200 und 201 d. Bl.)

"Durch das Zufrieren der Moräste wurde es der österreichischen Armee um so leichter, nach Stuhlweissenburg vorzudringen; es wäre daher die längere Vertheidigung von Raab ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Auf dem Wege von Raab nach Pesth kam es ebenfalls nur zwischen dem Vortrab der Oesterreicher und dem Nachtrab der Ungarn zu einem Scharmützel, welches der deutschen Legion 20, dem Regiment Prinz von Preußen 150 Mann kostete. Es war nun allerdings von Wichtigkeit für die Ungarn, sich in Ofen und Pesth zu halten; da indessen das Zufrieren der Donau dem Feinde einen großen Vortheil gewährte, und es auch unmöglich war, die so sehr zersplitterten ungarischen Streitkräfte schnell zusammenzuziehen, um zur Offensive übergehen zu können, so blieben der Regierung die beiden Alternativn, sich in Ofen und Pesth defensiv zu halten, oder mit der Armee nach Debreczin zurückzugehen, ein dritter Fall, ohne die Armee sich nach Debrecin zu begeben, würde den Oesterreichern Gelegenheit geboten haben, mit einem Theil ihrer Armee über Waitzen nach Debreczin vorzurücken und dadurch die Regierung von ihrem Heere noch weiter zu entfernen, oder sich wohl gar ihrer zu bemächtigen. Nimmt man an: die Regierung hätte den früheren Plan, Pesth und Ofen zu halten, ausgeführt, so war mit Sicherheit zu erwarten, daß die österreichische Armee Pesth und Ofen cernirte, und dann Gelegenheit hatte, die nach allen Seiten hin vertheilten, von Geld und Unterstützung entblößten ungarischen Truppen, einzeln anzugreifen und sie durch Uebermacht aufzureiben, demnächst aber ganz Ungarn zu occupiren, womit dann natürlich der Krieg beendigt worden wäre, es blieb also unter diesen Umständen der von der ungarischen Regierung eingeschlagene Weg der einzig ausführbare. -- Ob-

leihe geben), libere Jungens als diese „altgläubigen“ Juden gibts auf der ganzen Welt nicht.

Dagegen erblickt sie in dem zweiten Theile, in den „Reformjuden“ die eigentlichen Scheusale der Menschheit, zu denen sie auch die getauften Juden zählt, denn „das aufgegossene Wasser“, sagt sie, „konnte ihnen kein christliches (christlich-potsdamisch-germanisches!) Herz verschaffen.

So z. B. sagt sie in Betreff der „Reformjuden“ Breslau's:

„Diese insgesammt stehen bei ihrem Agitiren mit den Neukatholiken, soweit dieselben dem Bekenntnisse des gehängten Robert Blum anhängen, sowie mit den Freievangelischen und Ultrarationalisten unter den Protestanten in der innigsten Verbindung.“

Einige Zeilen weiter heißt es, daß „kein rechtlicher jüdischer Kaufmann, welche Klasse doch bekanntlich den Kern dieser Nation bildet, — sich bis jetzt bei den Wühlereien betheiligt hat. Findet sich ein jüdischer Kaufmann unter den Wühlern, so hat er entweder schon Banquerutt gemacht, oder er befindet sich auf dem Wege zu demselben. Vielmehr ist es nur in jetziger Zeit das zahllose Heer der jüdischen Literaten, welche an jenem Verbrechen Theil haben. Viele Judenjungen besuchen jetzt, wie Einsender dieses genau weiß, nur deßhalb die Gymnasien, um nachher als Literaten zu privatisiren.“

So viel aus der gottbegnadeten „Kreuzritterin“, zur Charakteristik ihrer Lucubrationen über die Juden!

24 Wien, 17. Jan.

In Folge des plötzlich eingetretenen Eisganges ist die Leopoldstadt förmlich unter Wasser gesetzt und die Verbindung mit der Stadt unterbrochen. Das Wasser ist noch immer im Steigen. Die Ueberschwemmung reicht bei einer Masse von Gebäuden bis an den ersten Stock. Die Donaubrücke ist zerstört.

24 Wien, 18. Jan.

Die „Wiener Zeit.“ bringt heute 7 Steckbriefe gegen: 1) Ludwig Kossuth, 2) Theresia, verehl. Kossuth, geb. Meßliny, 3) den ungarischen Kriegsminister Meszaros, 4) Paul Niary, Mitglied des ungarischen Landesvertheidigungs-Ausschusses, 5) Szöllesy, alias Nagy, Kossuths Sekretär, 6) Daniel Jranyi, ungarischer Regierungskommissar und 7) Ladislaus Maderasz, Mitglied des Landesvertheidigungs-Ausschusses.

In der „Personsbeschreibung“ Kossuth's, nach welcher er deutsch, ungarisch, lateinisch, slowakisch und französisch spricht, heißt es am Schlusse: „Sein Betragen geschmeidig und einschmeichelnd“. Die Personsbeschreibung von Kossuths Frau geben wir ganz, da sie unsre Leser in vieler Beziehung interessiren wird:

Persons-Beschreibung der Theresia, verehelichten Kossuth, gebornen Meßliny.

Alter, über 30 Jahre. Geburtsort, unbekannt. Stand, verheirathet. Religion, katholisch. Sprache, Deutsch, Ungarisch und Slawisch. Beschäftigung oder Charakter keine. Körperbau, groß hager. Gesicht, länglich. Gesichtsfarbe, braun. Stirn, lang, schmal. Haare, schwarz. Augen, schwarz. Augenbraunen, schmal und schwarz. Nase, etwas gespitzt. Mund, regelmäßig. Zähne, gesund. Kinn, länglich. Besondere Kennzeichen: Hochmüthig, einen stolzen Verachtung ausdrückenden Blick, hat ihre Kinder bei sich: Franz oder Ferez im 9. Jahre, Nina im 6. Jahre, Lajos im 5. Jahre. Bekleidung: Kann nicht angegeben werden, doch jedenfalls elegant.

In der „Personsbeschreibung“ des Kriegsministers Meszaros findet sich unter der Rubrik „Besondere Kennzeichen“ Folgendes: „Sein Aeußeres ist würdevoll und zeigt von einem geregelten (sie) Menschen.“

Wir lernen aus jenen Schriftstücken ferner, daß Nagy, Kossuths Sekretär, außer fünf andern Sprachen auch vollkommen türkisch und serbisch spricht. Bei ihm ist ein besonderes Kennzeichen: „macht im Gehen große Schritte!“ und unter seiner Bekleidung wird angeführt, „daß er „unter der Sacktasche einen Dolch bei sich hat.“ Sie sehen, daß sich der Karneval jetzt in die „Wiener Zeit.“ flüchtet. Bei Jranyi wird die „Bekleidung“ mit diesen Worten bezeichnet: „Wechselt häufig seine Kleidung.“ Endlich wird unter den „Besondern Kennzeichen“ des Maderasz, Landespolizeipräsidenten, Folgendes angeführt: „Der Totaleindruck der eines gewöhnlichen Zigeuners, spricht schnell, ist jähzornig, weiß sich im Zorne zu mäßigen.“

Wir rathen allen europöischen Polizeien, bei unsrer standrechtlichen einige Lektionen im Abfassen von Signalements zu nehmen. Es dürfte weder sie noch das Publikum gereuen.

Die Verurtheilungen werden so lange kein Ende nehmen, bis nicht die jetzigen Verurtheiler selbst zum Strang verurtheilt und „zu Pulver und Blei“ begnadigt sind. Heute z. B. macht das offizielle Blatt kund, daß Zwettler, 53 Jahre alt, Rechnungsrath der k. k. Hofkriegsbuchhaltung, wegen bewaffneter Theilnahme am Oktober-„Aufruhr“ zu dreijährigem schweren Kerker verurtheilt worden.

Gestern wurde v. Emperger, Deputirter des steirischen Landtags, zu 18; Schumacher, Schriftsteller, zu 10; Baron Callot, zuletzt Geometer bei der Nordbahn zu 7 und Ribarz, Handelsagent, zu 4 Jahren schwerem Kerker, ebenfalls wegen der Oktober-Ereignisse, verurtheilt. Blos Ribarz wurde unter diesen 4 Personen zu 2 Jahren begnadigt.

Zum Angriff von Malghera und der Beschießung Venedigs mit Luftballon-Bomben, die sich über der Stadt entzünden sollen, werden in Mestre und Treviso Vorbereitungen gemacht.

Aus Ungarn wird gemeldet, daß Windischgrätz befohlen habe, die 1 und 2 fl. Stücke der Kossuth'schen Banknoten bei den ungarischen Staatskassen anzunehmen, weil dort eine förmliche Entwerthung derselben unmöglich sei.

* Kremsier, 18. Januar.

Die §.§. 2 und 3 der Kremsierer „Grundrechte“ sind nun als §. 1. — da die Feigheit des Reichstags den ursprünglichen §. 1. bekanntlich fallen gelassen — in nachstehender Fassung angenommen

„Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Die Konstitution und das Gesetz bestimmen, unter welchen Bedingungen die österreichische Staatsbürgerschaft erworben, ausgeübt und verloren wird.“
„Die Gesammtheit der Staatsbürger ist das Volk. Alle Standes-Vorrechte sind abgeschafft. Adelsbezeichnungen jeglicher Art werden vom Staate weder verliehen, noch anerkannt.“
„Die öffentlichen Aemter und Staatsdienste sind für alle dazu befähigten Staatsbürger gleich zugänglich. Ausländer sind vom Eintritte in Civildienste und in die Volkswehr ausgeschlossen; Ausnahmen werden durch besondere Gesetze bestimmt.“
„Zu öffentlichen Auszeichnungen oder Belohnungen berechtiget nur das persönliche Verdienst; keine Auszeichnung ist vererblich.“
„Amtstitel dürfen nicht mehr als Ehrentitel verliehen werden.“

Der Riß zwischen Reichstag und Ministerium wird täglich größer.

Man spricht davon, den Reichstag nach Wien zu verlegen und ihm die Deputirten für Ungarn und Italien beizugesellen. Zu diesem Behufe würde man eine Vertagung eintreten lassen, die dann bei günstigen Umständen sich leicht in eine sanfte Auflösung verwandeln könnte. Pillersdorf ist für Bruck a/L. hieher gewählt worden.

Kremsier, 14. Januar.

Die Linke unseres Parlaments constituirt sich in neuer Weise; an 140 Mitglieder stark, in der die Polen, die Italiener und die Deutschen, besonders die Oesterreicher sich vereinten, wählten sie Prettes zum Präsidenten. Ein Programm ist noch nicht aufgestellt, aber die extremen Tendenzen fallen jedenfalls weg, und auch Frankfurt ist aufgegeben. In solcher Art wird diese Fraktion compakter auftreten und als die einzige politische Partei im Reichssaale an Kraft gewinnen; hingegen ist das Centrum in voller Auflösung begriffen, und beginnt sich seines Servilismus zu schämen. Die Rechte aber knirrscht vor Ingrimm daß sie benützt wird zu retrograden Zwecken, und Ruhm und Ruf verliert selbst im Heimathlande. Während dieser innern Gährungen im Reichstage dauert die Vermuthung fort, daß die Minister doch zu der Einsicht gelangen, sie oder der Reichstag müssen abtreten.

(C. Bl. a. B.)
XX Striegau, 19. Jan,

Gegen den frühern Abgeordneten Schramm, der hier in einer Wahlversammlung auftreten wollte, wurde heute, um ihn daran zu verhindern, wiederum eine der schamlosen Verletzungen der Habeas-Corpus-Akte begangen, wie sie freilich jetzt fast überall durch die Provinz gang und gäbe sind. Der als Reaktionär vom reinsten Wasser seit Jahren bekannte Assessor v. Larisch hat sich hierbei wahrhaft ausgezeichnet. Schramm sollte verhaftet werden, zuerst auf schlaue, dann auf gewaltthätige Weise. Beides mißlang; eine Menge Arbeiter, namentlich die Gerbergesellen aus der Bartsch'schen Fabrik, intervenirten. Dafür rächte sich Hr. Larisch an Schramm's Effekten, die er durchwühlte und theilweise in Beschlag nahm — Alles zum Hohn des Gesetzes vom 24. September.

068 Ratibor, 19. Januar.

Nach heute hier eingelaufenen Briefen sind eine Menge Kreise in Gallizien insurgirt; Bem ist auf 5 Punkten eingedrungen. Man erwartet das Einrücken der Russen und in Folge dessen den allgemeinen Krieg.

Bromberg, 15. Jan.

Den unsäglichsten Schmerz, das grausamste Leiden „schwarzweißer“ Seelen wird Europa an folgendem Bericht der „Posener Zeitung“ aus hiesigem Orte ermessen können:

„Es tritt hier jetzt immer klarer hervor, daß nicht die konservative, sondern die demokratische Partei bei den Wahlen siegen wird. Dieser Sieg der Demokraten in Bromberg entscheidet zugleich für den Wirsitzer und Schubiner Kreis, denn diese beiden Kreise werden mit Bromberg zu einem Wahlbezirk vereinigt werden. Diese Befürchtungen sind um so gegründeter, als sich im Kreise Schubin sehr viel demokratische Elemente befinden, die dem Einfluß der Konservativen mit aller Macht entgegenarbeiten und Alles daran setzen, den Bürgermeister H‥‥ aus Bromberg zum Deputirten zu erhalten. Bedenkt man hiezu, daß der frühere Deputirte des Wirsitzer Kreises, der Legationsrath Kupfer, jetzt dort sehr an Popularität verloren, und dort keine andere Persönlichkeit von der konservativen Partei eine entschiedene Majorität für sich hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß Bromberg, das sich stets als konservativ bewährt hat, diesmal 3 demokratische Deputirte nach Berlin schickt. Leider bestimmt uns zu dieser Annahme die Uneinigkeit der konservativen Partei selbst, in welcher sich einzelne Personen verletzt fühlen, daß sie in den Vorwahlen nicht die nöthige Stimmenzahl erhalten haben. Die demokratische Partei dagegen behält den Zweck im Auge und ist einig; auch schließen sich alle Polen und Polnischgesinnten derselben an und verstärken sie nicht unbedeutend.“

* Dresden, 19. Januar.

In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer stellte der Vicepräsident Schaffrath im Namen der Linken folgenden Antrag:

„Indem die Kammer wiederholt die thatkräftige Ueberzeugung des sächsischen Volks von der Nothwendigkeit der Einheit und Freiheit des deutschen Volks ausspricht, versichert sie zugleich der Regierung den entschiedensten Widerwillen des sächsischen Volks gegen die Uebertragung der Regierung des deutschen Bundesstaats an ein unverantwortliches und erbliches Oberhaupt, wie gegen die Uebertragung der deutschen Regierungsgewalt an eine der Kronen eines deutschen Einzelstaats, und erklärt, daß sie an die Spitze Deutschlands einen verantwortlichen Präsidenten gestellt wünsche und jede nicht wahrhaft demokratische Lösung der deutschen Oberhauptsfrage für eine unheilvolle betrachte. Wir tragen zugleich darauf an, daß die Kammer in Gemäßheit von §. 128 der provisorischen Geschäftsordnung obigen Antrag ohne weitere Begutachtung sogleich berathe und nach §. 129 auf die nächste Tagesordnung setze.“

Der Antrag wird einstimmig für dringlich erachtet und auf die nächste Tagesordnung verwiesen.

Die Kammern werden diesmal keine Adresse auf die Thronrede erlassen.

Aus der heutigen Sitzung ist noch folgende Interpellation Trützschlers ans Ministerium hervorzuheben:

„Ob es gegen die provisorische Centralgewalt oder deren Organe seine Ansicht über die deutsche Oberhauptsfrage mittelbar oder unmittelbar ausgesprochen habe.“ v. d. Pfordten entgegnet hierauf sogleich, daß der sächsischen Regierung noch nie zu einer Erklärung in dieser Hinsicht Veranlassung gegeben worden sei, dieselbe werde auch nie eine Veranlassung dazu suchen.

Hieraus sieht man, wie die Frankfurter Blätter, die eine gar nicht vorhandene Erklärung der sächsischen Regierung als lauterste Wahrheit und so gut wie offiziell meldeten, ihre Spalten mit gar erbaulich-schaamlosen Lügen anzufüllen wissen.

068 Oldenburg, 17. Jan.

Vergebens hat der Landtag auf Niederschlagen der Untersuchung gedrungen, die wegen der bekannten an ihn eingereichten Petition gegen die Unterzeichner — Unteroffiziere — eingeleitet wurde. Man hat sie gegen 15 derselben beinah' zu Ende geführt und die Meisten haben bereits das Urthel — 6-3 Wochen Arrest — erhalten. In der letzten Unetroffizier-Versammlung drückte nun ein Feldwebel seine Hoffnung dahin aus, daß kein dem Verein angehörender Unteroffizier in die durch jene Untersuchung und Verurtheilungen entstehenden Vakanzen eintreten werde. Es dauerte nicht lange, so ward er selbst suspendirt und zur Untersuchung gezogen. Zugleich erließ Hr. General Ranzow nachstehenden Tagesbefehl;

„Veranlaßt durch eine auf dem Dienstwege an mich gelangte Anzeige über einen Versuch zu einer meuterischen (in der Hoffnung des eben genannten Feldwebels bestehenden!!) Aufreizung, welcher in der Versammlung des Unteroffizier-Vereins von einem seiner Mitglieder gemacht sein soll, habe ich sofort Disciplinar-Untersuchung anstellen lassen. Das bis jetzt schon zu übersehende Resultat dieser Untersuchung läßt mich zwar erkennen, daß manches Gute und Zweckmäßige vom Verein angestellt worden, daß er aber auf der anderen Seite in Richtungen und Bestrebungen hineingerathen ist, die das fernere Fortbestehen des Vereins im Interesse der militärischen Disciplin nicht gestatten.

Aus diesem Grunde hebe ich hiermit den Unteroffizier-Verein gänzlich auf und verbiete seine Wiedereröffnung.

Den Feldwebel Grön von der 5 Compagnie 4. Infanterie-Bataillons suspendire ich hiermit bis zur Beendigung der gegen ihn einzuleitenden Untersuchung von der Ausübung der Feldwebelfunktion.“

Also Unterdrückung eines ganz gesetzlichen Vereins, blos weil er einem als Reaktionär bekannten Offizier und Krautjunker nicht gefällt, das ist auch hier der praktische Kommentar zu den sogenannten „Grundrechten des deutschen Volkes!“ Als Maske muß auch hier „das Interesse der militärischen Disciplin“ herhalten.

* Kassel, 19. Jan.

Bei der gestrigen Fortsetzung des ersten Prozesses vor Geschwornen — der, wie wir meldeten, am 11. unterbrochen wurde — hatte man in den engen Raum nur so viel Zuhörer eingelassen, daß das vorige Anstürmen unterblieb. Bedeutende Streitkräfte waren in- und auswendig entfaltet. Denn draußen wogten große Volksmassen, die des Ausganges harrten. Es kam zwischen Bürgerwehr und Volk zu mehrfachen Konflikten, wobei Steinwürfe und Bajonettstiche nicht ermangelten. Endlich erklärten die Geschwornen die beiden Angeklagten: Rechtskandidat Heise und Buchhändler Raabe für nicht schuldig. Donnernder Jubelruf empfing bei den draußen Harrenden die Verkündung. Die Freigesprochnen wurden im Triumph nach Hause geleitet. Der Staatsanwalt (und manche andere Herren außer ihm) machte ein Gesicht, wie die Katze, wenn's donnert!

Ulm, 18. Jan.

Heute Nacht um 10 Uhr wurde der von den Schiffvorfällen her bekannte Oberstlieutenant v. Minkwitz in einer Kutsche, zwei Stunden später die an der Metzelei direkt betheiligten Soldaten und Unteroffiziere des 3. Reiterregiments in Bagagewägen von Trainsoldaten von hier weggeführt und bis vor die Stadt von 50 Mann Infanterie begleitet. Die Urtheile lauten von 6 Monaten bis zu 3 Jahren Arbeitshaus. Wie man hört, so hat v. Minkwitz 8 Monate Festungsstrafe bekommen, Soldat Lochmüller, der Mörder des jungen Haag, kommt 6 Jahre unter die Gallioten, die übrigen sollen zum größten Theil zu Festungsstrafen unter einem Jahre verurtheilt sein.

Mannheim, 20. Jan.

Die Vertreter der Stadt Mannheim haben bekanntlich mit großer Majorität den Abgeordneten Obergerichtsanwalt Brentano zum ersten Bürgermeister erwählt, die Regierung hat dem Willen der Mehrheit der Wähler ihr Veto entgegensetzt. Der Wahl Brentano's ist die Bestätigung versagt.

(M. A.-Z.)
Luxemburg, 17. Jan.

Im April v. J. bildete sich in unserer Garnison ein „Unteroffizier-Verein,“ dessen Tendenz war, durch gesellige Vergnügungen, musikalische Unterhaltungen, wissenschaftliche Vorträge u. s. w. den Unteroffizieren angenehme und nützliche Abende zu bereiten, und den Geist des Unteroffizier-Korps zu heben; soviel ist uns hiervon bekannt, daß dieser Verein mit bereitwilliger Zustimmung des Militär-Gouvernements ins Leben trat. Nach den Statuten dieses Vereins soll über jedes neu aufzunehmende Mitglied ballotirt werden. Mehrere Offiziere sind dem Verein bei dessen Gründung beigetreten, andere haben sich später der Ballotage unterworfen und den Eintritt erhalten — Kürzlich wurde nun über einen Offizier, der sich zur Aufnahme angemeldet hatte, ballotirt, ihm aber mit großer Majorität die Aufnahme verweigert. Die Sache kam beim Ehrengericht zur Sprache. Der Kommandant, General-Lieutn. v. Wulffen, ließ in Folge dessen heute das ganze Comité des Vereins auf öffentlicher Parade erscheinen, und hielt ihm eine lange Rede, worin er sich sehr mißbilligend über die Ballotage aussprach. Er meinte, es sei höchst unziemlich, über die Aufnahme eines Offiziers zu ballotiren; hierbei sei nicht die Person, sondern der Offizier im Spiele, wie könne sich ein Unteroffizier unterstehen, gegen die Aufnahme eines Offiziers zu stimmen; dies dürfe nicht wieder vorkommen, und er verlange, daß die beregte Ballotage für ungültig erklärt, und der Offizier ohne Weiteres aufgenommen, oder aber ihm freigestellt werden sollte, seine Anmeldung zurückzunehmen. — Es ist dies ein neuer Beleg, wie groß die Kluft zwischen Offizier und Soldat in der hiesigen preuß. Garnison noch ist, wie wenig der Allerhöchsten Intention der gegenseitigen Annäherung entsprochen wird. — Von dem Comité ist heute Niemand zu Worte gekommen; dasselbe hat deshalb beschlossen, dem Kommandanten seine Gegenerklärung schriftlich zu geben, die wir Ihnen morgen mitzutheilen gedenken. — In den Statuten des Vereins ist die Ballotage über einen Offizier sowohl, wie über jedes andere, neu aufzunehmende Mitglied vorgeschrieben. Wir wissen, daß dem Kommandanten ein gedrucktes Exemplar der Statuten zugestellt worden ist, ohne daß er bisher den obigen §. für ungeziemend erklärt hat.

(Tr. Ztg)
Italien.
* Rom, 11. Jan.

Die Regierung hat ein Dekret erlassen, worin sie der Bürgerwehr das Recht zuspricht, sich ihren Oberbefehlshaber selbst zu wählen — ein Grundsatz, der auch im März und April stark besprochen wurde. Entrüstet über das Schicksal der Exkommunikationsbulle, welche bekanntlich mit Koth beschmutzt in der Stadt umhergetragen und dann verbrannt wurde, intriguiren Antonelli und Lambruschini unaufhörlich, um dem Pabste einen neuen Fluch gegen seine Unterthanen zu entlocken, der die sämmtlichen Kirchen in Rom schließen soll. Geschieht dies, so ist dieses der kürzeste Weg, den kirchlichen Heiligenschein der Geistlichkeit vollends zu untergraben.

* Turin, 16. Jan.

Das Kabinet hat gegen jede Intervention Spaniens in die italienischen Angelegenheiten energisch protestirt.

068 Turin, 15. Jan.

Es wird abermals schmählicher Verrath gesponnen. Karl Albert rüstet sich zwar zum Kriege, aber nur zu einem Scheinkriege. Karl Albert ist vor wie nach mit Radetzki und der Olmützer Kamarilla auf's Engste verbunden. Mit Metternich hat er sich ausgesöhnt und Metternich empfindet über diesen Erfolg seiner Politik eine größere Freude, als er seit Jahren gehabt. Karl Albert wird den Krieg führen, sich besiegen und Radetzki hinter sich her in Turin einrücken lassen, um die republikanische Bewegung seines eigenen Landes zu ersticken und den Oestreichern den Rest Italiens wieder in die Hände zu liefern. Das sind keine Hypothesen, sondern Fakta, unwiderlegliche Thatsachen. Karl Albert ist ein Verräther des scheußlichsten Kalibers.

068 Verona, 14. Januar.

Die hiesige Provinzialkongregation hat den ihr von Hrn. Montecuccoli (einem der kaiserlichen Pascha's) ertheilten Auftrag, die Wahl eines behufs der künftigen Constituirung der lombardo-venezianischen Provinzen nach Wien zu sendenden Abgeordneten vorzunehmen, abgelehnt, und als Grund ihrer Weigerung angeführt, daß sie kein entsprechendes Mandat besitze, um in Sachen der politischen Organisation das Land zu vertreten.

Hr. Montecuccoli und seine k. k. Spießgesellen sind darüber wüthend, können aber nichts ändern.

Ungarn.

(Fortsetzung. Vergleiche Nr: 200 und 201 d. Bl.)

„Durch das Zufrieren der Moräste wurde es der österreichischen Armee um so leichter, nach Stuhlweissenburg vorzudringen; es wäre daher die längere Vertheidigung von Raab ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Auf dem Wege von Raab nach Pesth kam es ebenfalls nur zwischen dem Vortrab der Oesterreicher und dem Nachtrab der Ungarn zu einem Scharmützel, welches der deutschen Legion 20, dem Regiment Prinz von Preußen 150 Mann kostete. Es war nun allerdings von Wichtigkeit für die Ungarn, sich in Ofen und Pesth zu halten; da indessen das Zufrieren der Donau dem Feinde einen großen Vortheil gewährte, und es auch unmöglich war, die so sehr zersplitterten ungarischen Streitkräfte schnell zusammenzuziehen, um zur Offensive übergehen zu können, so blieben der Regierung die beiden Alternativn, sich in Ofen und Pesth defensiv zu halten, oder mit der Armee nach Debreczin zurückzugehen, ein dritter Fall, ohne die Armee sich nach Debrecin zu begeben, würde den Oesterreichern Gelegenheit geboten haben, mit einem Theil ihrer Armee über Waitzen nach Debreczin vorzurücken und dadurch die Regierung von ihrem Heere noch weiter zu entfernen, oder sich wohl gar ihrer zu bemächtigen. Nimmt man an: die Regierung hätte den früheren Plan, Pesth und Ofen zu halten, ausgeführt, so war mit Sicherheit zu erwarten, daß die österreichische Armee Pesth und Ofen cernirte, und dann Gelegenheit hatte, die nach allen Seiten hin vertheilten, von Geld und Unterstützung entblößten ungarischen Truppen, einzeln anzugreifen und sie durch Uebermacht aufzureiben, demnächst aber ganz Ungarn zu occupiren, womit dann natürlich der Krieg beendigt worden wäre, es blieb also unter diesen Umständen der von der ungarischen Regierung eingeschlagene Weg der einzig ausführbare. — Ob-

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          <p><pb facs="#f0002" n="1108"/>
leihe geben), libere Jungens als diese &#x201E;altgläubigen&#x201C; Juden gibts auf der ganzen Welt nicht.</p>
          <p>Dagegen erblickt sie in dem zweiten Theile, in den &#x201E;Reformjuden&#x201C; die eigentlichen Scheusale der Menschheit, zu denen sie auch die getauften Juden zählt, denn &#x201E;das aufgegossene Wasser&#x201C;, sagt sie, &#x201E;konnte ihnen kein christliches (christlich-potsdamisch-germanisches!) Herz verschaffen.</p>
          <p>So z. B. sagt sie in Betreff der &#x201E;Reformjuden&#x201C; Breslau's:</p>
          <p>&#x201E;Diese insgesammt stehen bei ihrem Agitiren mit den Neukatholiken, soweit dieselben dem Bekenntnisse des gehängten Robert Blum anhängen, sowie mit den Freievangelischen und Ultrarationalisten unter den Protestanten in der innigsten Verbindung.&#x201C;</p>
          <p>Einige Zeilen weiter heißt es, daß &#x201E;kein rechtlicher jüdischer Kaufmann, welche Klasse doch bekanntlich den Kern dieser Nation bildet, &#x2014; sich bis jetzt bei den Wühlereien betheiligt hat. Findet sich ein jüdischer Kaufmann unter den Wühlern, so hat er entweder schon Banquerutt gemacht, oder er befindet sich auf dem Wege zu demselben. Vielmehr ist es nur in jetziger Zeit das zahllose Heer der jüdischen Literaten, welche an jenem Verbrechen Theil haben. Viele Judenjungen besuchen jetzt, wie Einsender dieses genau weiß, nur deßhalb die Gymnasien, um nachher als Literaten zu privatisiren.&#x201C;</p>
          <p>So viel aus der gottbegnadeten &#x201E;Kreuzritterin&#x201C;, zur Charakteristik ihrer Lucubrationen über die Juden!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 17. Jan.</head>
          <p>In Folge des plötzlich eingetretenen Eisganges ist die <hi rendition="#g">Leopoldstadt förmlich</hi> unter Wasser gesetzt und die Verbindung mit der Stadt unterbrochen. Das Wasser ist noch immer im Steigen. Die Ueberschwemmung reicht bei einer Masse von Gebäuden bis an den ersten Stock. Die Donaubrücke ist zerstört.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 18. Jan.</head>
          <p>Die &#x201E;Wiener Zeit.&#x201C; bringt heute 7 Steckbriefe gegen: 1) Ludwig Kossuth, 2) Theresia, verehl. Kossuth, geb. Meßliny, 3) den ungarischen Kriegsminister Meszaros, 4) Paul Niary, Mitglied des ungarischen Landesvertheidigungs-Ausschusses, 5) Szöllesy, alias Nagy, Kossuths Sekretär, 6) Daniel Jranyi, ungarischer Regierungskommissar und 7) Ladislaus Maderasz, Mitglied des Landesvertheidigungs-Ausschusses.</p>
          <p>In der &#x201E;Personsbeschreibung&#x201C; Kossuth's, nach welcher er deutsch, ungarisch, lateinisch, slowakisch und französisch spricht, heißt es am Schlusse: &#x201E;Sein Betragen geschmeidig und einschmeichelnd&#x201C;. Die Personsbeschreibung von Kossuths Frau geben wir ganz, da sie unsre Leser in vieler Beziehung interessiren wird:</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Persons-Beschreibung der Theresia, verehelichten Kossuth, gebornen Meßliny</hi>.</p>
          <p>Alter, über 30 Jahre. Geburtsort, unbekannt. Stand, verheirathet. Religion, katholisch. Sprache, Deutsch, Ungarisch und Slawisch. <hi rendition="#g">Beschäftigung oder Charakter keine</hi>. Körperbau, groß hager. Gesicht, länglich. Gesichtsfarbe, braun. Stirn, lang, schmal. Haare, schwarz. Augen, schwarz. Augenbraunen, schmal und schwarz. Nase, etwas gespitzt. Mund, regelmäßig. Zähne, gesund. Kinn, länglich. <hi rendition="#g">Besondere Kennzeichen: Hochmüthig, einen stolzen Verachtung ausdrückenden Blick,</hi> hat ihre Kinder bei sich: Franz oder Ferez im 9. Jahre, Nina im 6. Jahre, Lajos im 5. Jahre. Bekleidung: <hi rendition="#g">Kann nicht angegeben werden, doch jedenfalls elegant</hi>.</p>
          <p>In der &#x201E;Personsbeschreibung&#x201C; des Kriegsministers Meszaros findet sich unter der Rubrik &#x201E;Besondere Kennzeichen&#x201C; Folgendes: &#x201E;Sein Aeußeres ist würdevoll und zeigt von einem <hi rendition="#g">geregelten</hi> (sie) Menschen.&#x201C;</p>
          <p>Wir lernen aus jenen Schriftstücken ferner, daß Nagy, Kossuths Sekretär, außer fünf andern Sprachen auch vollkommen türkisch und serbisch spricht. Bei ihm ist ein besonderes Kennzeichen: &#x201E;macht im Gehen große Schritte!&#x201C; und unter seiner Bekleidung wird angeführt, &#x201E;daß er &#x201E;<hi rendition="#g">unter der Sacktasche einen Dolch bei sich hat</hi>.&#x201C; Sie sehen, daß sich der Karneval jetzt in die &#x201E;Wiener Zeit.&#x201C; flüchtet. Bei Jranyi wird die &#x201E;Bekleidung&#x201C; mit diesen Worten bezeichnet: &#x201E;Wechselt häufig seine Kleidung.&#x201C; Endlich wird unter den &#x201E;Besondern Kennzeichen&#x201C; des Maderasz, Landespolizeipräsidenten, Folgendes angeführt: &#x201E;Der Totaleindruck der eines gewöhnlichen Zigeuners, spricht schnell, ist jähzornig, weiß sich im Zorne zu mäßigen.&#x201C;</p>
          <p>Wir rathen allen europöischen Polizeien, bei unsrer standrechtlichen einige Lektionen im Abfassen von Signalements zu nehmen. Es dürfte weder sie noch das Publikum gereuen.</p>
          <p>Die Verurtheilungen werden so lange kein Ende nehmen, bis nicht die jetzigen Verurtheiler selbst zum Strang verurtheilt und &#x201E;zu Pulver und Blei&#x201C; begnadigt sind. Heute z. B. macht das offizielle Blatt kund, daß Zwettler, 53 Jahre alt, Rechnungsrath der k. k. Hofkriegsbuchhaltung, wegen bewaffneter Theilnahme am Oktober-&#x201E;Aufruhr&#x201C; zu dreijährigem schweren Kerker verurtheilt worden.</p>
          <p>Gestern wurde v. Emperger, Deputirter des steirischen Landtags, zu 18; Schumacher, Schriftsteller, zu 10; Baron Callot, zuletzt Geometer bei der Nordbahn zu 7 und Ribarz, Handelsagent, zu 4 Jahren <hi rendition="#g">schwerem</hi> Kerker, ebenfalls wegen der Oktober-Ereignisse, verurtheilt. Blos Ribarz wurde unter diesen 4 Personen zu 2 Jahren begnadigt.</p>
          <p>Zum Angriff von Malghera und der Beschießung Venedigs mit Luftballon-Bomben, die sich über der Stadt entzünden sollen, werden in Mestre und Treviso Vorbereitungen gemacht.</p>
          <p>Aus Ungarn wird gemeldet, daß Windischgrätz befohlen habe, die 1 und 2 fl. Stücke der Kossuth'schen Banknoten bei den ungarischen Staatskassen anzunehmen, weil dort eine förmliche Entwerthung derselben unmöglich sei.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kremsier, 18. Januar.</head>
          <p>Die §.§. 2 und 3 der Kremsierer &#x201E;Grundrechte&#x201C; sind nun als §. 1. &#x2014; da die Feigheit des Reichstags den ursprünglichen §. 1. bekanntlich fallen gelassen &#x2014; in nachstehender Fassung angenommen</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Die Konstitution und das Gesetz bestimmen, unter welchen Bedingungen die österreichische Staatsbürgerschaft erworben, ausgeübt und verloren wird.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Die Gesammtheit der Staatsbürger ist das Volk. Alle Standes-Vorrechte sind abgeschafft. Adelsbezeichnungen jeglicher Art werden vom Staate weder verliehen, noch anerkannt.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Die öffentlichen Aemter und Staatsdienste sind für alle dazu befähigten Staatsbürger gleich zugänglich. Ausländer sind vom Eintritte in Civildienste und in die Volkswehr ausgeschlossen; Ausnahmen werden durch besondere Gesetze bestimmt.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Zu öffentlichen Auszeichnungen oder Belohnungen berechtiget nur das persönliche Verdienst; keine Auszeichnung ist vererblich.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Amtstitel dürfen nicht mehr als Ehrentitel verliehen werden.&#x201C;</p>
          <p>Der Riß zwischen Reichstag und Ministerium wird täglich größer.</p>
          <p>Man spricht davon, den Reichstag nach Wien zu verlegen und ihm die Deputirten für Ungarn und Italien beizugesellen. Zu diesem Behufe würde man eine Vertagung eintreten lassen, die dann bei günstigen Umständen sich leicht in eine sanfte Auflösung verwandeln könnte. Pillersdorf ist für Bruck a/L. hieher gewählt worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_019" type="jArticle">
          <head>Kremsier, 14. Januar.</head>
          <p>Die Linke unseres Parlaments constituirt sich in neuer Weise; an 140 Mitglieder stark, in der die Polen, die Italiener und die Deutschen, besonders die Oesterreicher sich vereinten, wählten sie Prettes zum Präsidenten. Ein Programm ist noch nicht aufgestellt, aber die extremen Tendenzen fallen jedenfalls weg, und auch Frankfurt ist aufgegeben. In solcher Art wird diese Fraktion compakter auftreten und als die einzige politische Partei im Reichssaale an Kraft gewinnen; hingegen ist das Centrum in voller Auflösung begriffen, und beginnt sich seines Servilismus zu schämen. Die Rechte aber knirrscht vor Ingrimm daß sie benützt wird zu retrograden Zwecken, und Ruhm und Ruf verliert selbst im Heimathlande. Während dieser innern Gährungen im Reichstage dauert die Vermuthung fort, daß die Minister doch zu der Einsicht gelangen, sie oder der Reichstag müssen abtreten.</p>
          <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar203_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>XX</author></bibl> Striegau, 19. Jan,</head>
          <p>Gegen den frühern Abgeordneten Schramm, der hier in einer Wahlversammlung auftreten wollte, wurde heute, um ihn daran zu verhindern, wiederum eine der schamlosen Verletzungen der Habeas-Corpus-Akte begangen, wie sie freilich jetzt fast überall durch die Provinz gang und gäbe sind. Der als Reaktionär vom reinsten Wasser seit Jahren bekannte Assessor v. Larisch hat sich hierbei wahrhaft ausgezeichnet. Schramm sollte verhaftet werden, zuerst auf schlaue, dann auf gewaltthätige Weise. Beides mißlang; eine Menge Arbeiter, namentlich die Gerbergesellen aus der Bartsch'schen Fabrik, intervenirten. Dafür rächte sich Hr. Larisch an Schramm's Effekten, die er durchwühlte und theilweise in Beschlag nahm &#x2014; Alles zum Hohn des Gesetzes vom 24. September.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Ratibor, 19. Januar.</head>
          <p>Nach heute hier eingelaufenen Briefen sind eine Menge Kreise in Gallizien insurgirt; Bem ist auf 5 Punkten eingedrungen. Man erwartet das Einrücken der Russen und in Folge dessen den allgemeinen Krieg.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_022" type="jArticle">
          <head>Bromberg, 15. Jan.</head>
          <p>Den unsäglichsten Schmerz, das grausamste Leiden &#x201E;schwarzweißer&#x201C; Seelen wird Europa an folgendem Bericht der &#x201E;Posener Zeitung&#x201C; aus hiesigem Orte ermessen können:</p>
          <p>&#x201E;Es tritt hier jetzt immer klarer hervor, daß nicht die konservative, sondern die demokratische Partei bei den Wahlen siegen wird. Dieser Sieg der Demokraten in Bromberg entscheidet zugleich für den Wirsitzer und Schubiner Kreis, denn diese beiden Kreise werden mit Bromberg zu einem Wahlbezirk vereinigt werden. Diese Befürchtungen sind um so gegründeter, als sich im Kreise Schubin sehr viel demokratische Elemente befinden, die dem Einfluß der Konservativen mit aller Macht entgegenarbeiten und Alles daran setzen, den Bürgermeister H&#x2025;&#x2025; aus Bromberg zum Deputirten zu erhalten. Bedenkt man hiezu, daß der frühere Deputirte des Wirsitzer Kreises, der Legationsrath Kupfer, jetzt dort sehr an Popularität verloren, und dort keine andere Persönlichkeit von der konservativen Partei eine entschiedene Majorität für sich hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß Bromberg, das sich stets als konservativ bewährt hat, diesmal 3 demokratische Deputirte nach Berlin schickt. Leider bestimmt uns zu dieser Annahme die Uneinigkeit der konservativen Partei selbst, in welcher sich einzelne Personen verletzt fühlen, daß sie in den Vorwahlen nicht die nöthige Stimmenzahl erhalten haben. Die demokratische Partei dagegen behält den Zweck im Auge und ist einig; auch schließen sich alle Polen und Polnischgesinnten derselben an und verstärken sie nicht unbedeutend.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dresden, 19. Januar.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer stellte der Vicepräsident Schaffrath im Namen der Linken folgenden Antrag:</p>
          <p>&#x201E;Indem die Kammer wiederholt die thatkräftige Ueberzeugung des sächsischen Volks von der Nothwendigkeit der Einheit und Freiheit des deutschen Volks ausspricht, versichert sie zugleich der Regierung den entschiedensten Widerwillen des sächsischen Volks gegen die Uebertragung der Regierung des deutschen Bundesstaats an ein unverantwortliches und erbliches Oberhaupt, wie gegen die Uebertragung der deutschen Regierungsgewalt an eine der Kronen eines deutschen Einzelstaats, und erklärt, daß sie an die Spitze Deutschlands einen verantwortlichen Präsidenten gestellt wünsche und jede nicht wahrhaft demokratische Lösung der deutschen Oberhauptsfrage für eine unheilvolle betrachte. Wir tragen zugleich darauf an, daß die Kammer in Gemäßheit von §. 128 der provisorischen Geschäftsordnung obigen Antrag ohne weitere Begutachtung sogleich berathe und nach §. 129 auf die nächste Tagesordnung setze.&#x201C;</p>
          <p>Der Antrag wird einstimmig für dringlich erachtet und auf die nächste Tagesordnung verwiesen.</p>
          <p>Die Kammern werden diesmal keine Adresse auf die Thronrede erlassen.</p>
          <p>Aus der heutigen Sitzung ist noch folgende Interpellation Trützschlers ans Ministerium hervorzuheben:</p>
          <p>&#x201E;Ob es gegen die provisorische Centralgewalt oder deren Organe seine Ansicht über die deutsche Oberhauptsfrage mittelbar oder unmittelbar ausgesprochen habe.&#x201C; v. d. Pfordten entgegnet hierauf sogleich, daß der sächsischen Regierung noch nie zu einer Erklärung in dieser Hinsicht Veranlassung gegeben worden sei, dieselbe werde auch nie eine Veranlassung dazu suchen.</p>
          <p>Hieraus sieht man, wie die Frankfurter Blätter, die eine gar nicht vorhandene Erklärung der sächsischen Regierung als lauterste Wahrheit und so gut wie offiziell meldeten, ihre Spalten mit gar erbaulich-schaamlosen Lügen anzufüllen wissen.</p>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Oldenburg, 17. Jan.</head>
          <p>Vergebens hat der Landtag auf Niederschlagen der Untersuchung gedrungen, die wegen der bekannten an ihn eingereichten Petition gegen die Unterzeichner &#x2014; Unteroffiziere &#x2014; eingeleitet wurde. Man hat sie gegen 15 derselben beinah' zu Ende geführt und die Meisten haben bereits das Urthel &#x2014; 6-3 Wochen Arrest &#x2014; erhalten. In der letzten Unetroffizier-Versammlung drückte nun ein Feldwebel seine Hoffnung dahin aus, daß kein dem Verein angehörender Unteroffizier in die durch jene Untersuchung und Verurtheilungen entstehenden Vakanzen eintreten werde. Es dauerte nicht lange, so ward er selbst suspendirt und zur Untersuchung gezogen. Zugleich erließ Hr. General Ranzow nachstehenden Tagesbefehl;</p>
          <p>&#x201E;Veranlaßt durch eine auf dem Dienstwege an mich gelangte Anzeige über einen Versuch zu einer meuterischen (in der Hoffnung des eben genannten Feldwebels bestehenden!!) Aufreizung, welcher in der Versammlung des Unteroffizier-Vereins von einem seiner Mitglieder gemacht sein soll, habe ich sofort Disciplinar-Untersuchung anstellen lassen. Das bis jetzt schon zu übersehende Resultat dieser Untersuchung läßt mich zwar erkennen, daß manches Gute und Zweckmäßige vom Verein angestellt worden, daß er aber auf der anderen Seite in Richtungen und Bestrebungen hineingerathen ist, die das fernere Fortbestehen des Vereins im Interesse der militärischen Disciplin nicht gestatten.</p>
          <p>Aus diesem Grunde hebe ich hiermit den Unteroffizier-Verein gänzlich auf und verbiete seine Wiedereröffnung.</p>
          <p>Den Feldwebel Grön von der 5 Compagnie 4. Infanterie-Bataillons suspendire ich hiermit bis zur Beendigung der gegen ihn einzuleitenden Untersuchung von der Ausübung der Feldwebelfunktion.&#x201C;</p>
          <p>Also Unterdrückung eines ganz gesetzlichen Vereins, blos weil er einem als Reaktionär bekannten Offizier und Krautjunker nicht gefällt, das ist auch hier der praktische Kommentar zu den sogenannten &#x201E;Grundrechten des deutschen Volkes!&#x201C; Als Maske muß auch hier &#x201E;das Interesse der militärischen Disciplin&#x201C; herhalten.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kassel, 19. Jan.</head>
          <p>Bei der gestrigen Fortsetzung des ersten Prozesses vor Geschwornen &#x2014; der, wie wir meldeten, am 11. unterbrochen wurde &#x2014; hatte man in den engen Raum nur so viel Zuhörer eingelassen, daß das vorige Anstürmen unterblieb. Bedeutende Streitkräfte waren in- und auswendig entfaltet. Denn draußen wogten große Volksmassen, die des Ausganges harrten. Es kam zwischen Bürgerwehr und Volk zu mehrfachen Konflikten, wobei Steinwürfe und Bajonettstiche nicht ermangelten. Endlich erklärten die Geschwornen die beiden Angeklagten: Rechtskandidat <hi rendition="#g">Heise</hi> und Buchhändler <hi rendition="#g">Raabe</hi> für <hi rendition="#g">nicht schuldig</hi>. Donnernder Jubelruf empfing bei den draußen Harrenden die Verkündung. Die Freigesprochnen wurden im Triumph nach Hause geleitet. Der Staatsanwalt (und manche andere Herren außer ihm) machte ein Gesicht, wie die Katze, wenn's donnert!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_026" type="jArticle">
          <head>Ulm, 18. Jan.</head>
          <p>Heute Nacht um 10 Uhr wurde der von den Schiffvorfällen her bekannte Oberstlieutenant v. Minkwitz in einer Kutsche, zwei Stunden später die an der Metzelei direkt betheiligten Soldaten und Unteroffiziere des 3. Reiterregiments in Bagagewägen von Trainsoldaten von hier weggeführt und bis vor die Stadt von 50 Mann Infanterie begleitet. Die Urtheile lauten von 6 Monaten bis zu 3 Jahren Arbeitshaus. Wie man hört, so hat v. Minkwitz 8 Monate Festungsstrafe bekommen, Soldat Lochmüller, der Mörder des jungen Haag, kommt 6 Jahre unter die Gallioten, die übrigen sollen zum größten Theil zu Festungsstrafen unter einem Jahre verurtheilt sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_027" type="jArticle">
          <head>Mannheim, 20. Jan.</head>
          <p>Die Vertreter der Stadt Mannheim haben bekanntlich mit großer Majorität den Abgeordneten Obergerichtsanwalt Brentano zum ersten Bürgermeister erwählt, die Regierung hat dem Willen der Mehrheit der Wähler ihr Veto entgegensetzt. Der Wahl Brentano's ist die Bestätigung versagt.</p>
          <bibl>(M. A.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar203_028" type="jArticle">
          <head>Luxemburg, 17. Jan.</head>
          <p>Im April v. J. bildete sich in unserer Garnison ein &#x201E;Unteroffizier-Verein,&#x201C; dessen Tendenz war, durch gesellige Vergnügungen, musikalische Unterhaltungen, wissenschaftliche Vorträge u. s. w. den Unteroffizieren angenehme und nützliche Abende zu bereiten, und den Geist des Unteroffizier-Korps zu heben; soviel ist uns hiervon bekannt, daß dieser Verein mit bereitwilliger Zustimmung des Militär-Gouvernements ins Leben trat. Nach den Statuten dieses Vereins soll über jedes neu aufzunehmende Mitglied ballotirt werden. Mehrere Offiziere sind dem Verein bei dessen Gründung beigetreten, andere haben sich später der Ballotage unterworfen und den Eintritt erhalten &#x2014; Kürzlich wurde nun über einen Offizier, der sich zur Aufnahme angemeldet hatte, ballotirt, ihm aber mit großer Majorität die Aufnahme verweigert. Die Sache kam beim Ehrengericht zur Sprache. Der Kommandant, General-Lieutn. v. Wulffen, ließ in Folge dessen heute das ganze Comité des Vereins auf öffentlicher Parade erscheinen, und hielt ihm eine lange Rede, worin er sich sehr mißbilligend über die Ballotage aussprach. Er meinte, es sei höchst unziemlich, über die Aufnahme eines Offiziers zu ballotiren; hierbei sei nicht die Person, sondern der Offizier im Spiele, wie könne sich ein Unteroffizier unterstehen, gegen die Aufnahme eines Offiziers zu stimmen; dies dürfe nicht wieder vorkommen, und er verlange, daß die beregte Ballotage für ungültig erklärt, und der Offizier ohne Weiteres aufgenommen, oder aber ihm freigestellt werden sollte, seine Anmeldung zurückzunehmen. &#x2014; Es ist dies ein neuer Beleg, wie groß die Kluft zwischen Offizier und Soldat in der hiesigen preuß. Garnison noch ist, wie wenig der Allerhöchsten Intention der gegenseitigen Annäherung entsprochen wird. &#x2014; Von dem Comité ist heute Niemand zu Worte gekommen; dasselbe hat deshalb beschlossen, dem Kommandanten seine Gegenerklärung schriftlich zu geben, die wir Ihnen morgen mitzutheilen gedenken. &#x2014; In den Statuten des Vereins ist die Ballotage über einen Offizier sowohl, wie über jedes andere, neu aufzunehmende Mitglied vorgeschrieben. Wir wissen, daß dem Kommandanten ein gedrucktes Exemplar der Statuten zugestellt worden ist, ohne daß er bisher den obigen §. für ungeziemend erklärt hat.</p>
          <bibl>(Tr. Ztg)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar203_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 11. Jan.</head>
          <p>Die Regierung hat ein Dekret erlassen, worin sie der Bürgerwehr das Recht zuspricht, sich ihren Oberbefehlshaber selbst zu wählen &#x2014; ein Grundsatz, der auch im März und April stark besprochen wurde. Entrüstet über das Schicksal der Exkommunikationsbulle, welche bekanntlich mit Koth beschmutzt in der Stadt umhergetragen und dann verbrannt wurde, intriguiren Antonelli und Lambruschini unaufhörlich, um dem Pabste einen neuen Fluch gegen seine Unterthanen zu entlocken, der die sämmtlichen Kirchen in Rom schließen soll. Geschieht dies, so ist dieses der kürzeste Weg, den kirchlichen Heiligenschein der Geistlichkeit vollends zu untergraben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_030" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 16. Jan.</head>
          <p>Das Kabinet hat gegen jede Intervention Spaniens in die italienischen Angelegenheiten energisch protestirt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 15. Jan.</head>
          <p>Es wird abermals schmählicher Verrath gesponnen. Karl Albert rüstet sich zwar zum Kriege, aber nur zu einem Scheinkriege. Karl Albert ist vor wie nach mit Radetzki und der Olmützer Kamarilla auf's Engste verbunden. Mit Metternich hat er sich ausgesöhnt und Metternich empfindet über diesen Erfolg seiner Politik eine größere Freude, als er seit Jahren gehabt. Karl Albert wird den Krieg führen, sich besiegen und Radetzki hinter sich her in <hi rendition="#g">Turin</hi> einrücken lassen, um die <hi rendition="#g">republikanische Bewegung</hi> seines eigenen Landes zu ersticken und den Oestreichern den Rest Italiens wieder in die Hände zu liefern. Das sind keine Hypothesen, sondern Fakta, unwiderlegliche Thatsachen. Karl Albert ist ein Verräther des scheußlichsten Kalibers.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar203_032" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Verona, 14. Januar.</head>
          <p>Die hiesige Provinzialkongregation hat den ihr von Hrn. Montecuccoli (einem der kaiserlichen Pascha's) ertheilten Auftrag, die Wahl eines behufs der künftigen Constituirung der lombardo-venezianischen Provinzen nach Wien zu sendenden Abgeordneten vorzunehmen, abgelehnt, und als Grund ihrer Weigerung angeführt, daß sie kein entsprechendes Mandat besitze, um in Sachen der politischen Organisation das Land zu vertreten.</p>
          <p>Hr. Montecuccoli und seine k. k. Spießgesellen sind darüber wüthend, können aber nichts ändern.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar203_033" type="jArticle">
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung. Vergleiche Nr: 200 und 201 d. Bl.)</ref>
          </p>
          <p>&#x201E;Durch das Zufrieren der Moräste wurde es der österreichischen Armee um so leichter, nach Stuhlweissenburg vorzudringen; es wäre daher die längere Vertheidigung von Raab ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Auf dem Wege von Raab nach Pesth kam es ebenfalls nur zwischen dem Vortrab der Oesterreicher und dem Nachtrab der Ungarn zu einem Scharmützel, welches der deutschen Legion 20, dem Regiment Prinz von Preußen 150 Mann kostete. Es war nun allerdings von Wichtigkeit für die Ungarn, sich in Ofen und Pesth zu halten; da indessen das Zufrieren der Donau dem Feinde einen großen Vortheil gewährte, und es auch unmöglich war, die so sehr zersplitterten ungarischen Streitkräfte schnell zusammenzuziehen, um zur Offensive übergehen zu können, so blieben der Regierung die beiden Alternativn, sich in Ofen und Pesth defensiv zu halten, oder mit der Armee nach Debreczin zurückzugehen, ein dritter Fall, ohne die Armee sich nach Debrecin zu begeben, würde den Oesterreichern Gelegenheit geboten haben, mit einem Theil ihrer Armee über Waitzen nach Debreczin vorzurücken und dadurch die Regierung von ihrem Heere noch weiter zu entfernen, oder sich wohl gar ihrer zu bemächtigen. Nimmt man an: die Regierung hätte den früheren Plan, Pesth und Ofen zu halten, ausgeführt, so war mit Sicherheit zu erwarten, daß die österreichische Armee Pesth und Ofen cernirte, und dann Gelegenheit hatte, die nach allen Seiten hin vertheilten, von Geld und Unterstützung entblößten ungarischen Truppen, einzeln anzugreifen und sie durch Uebermacht aufzureiben, demnächst aber ganz Ungarn zu occupiren, womit dann natürlich der Krieg beendigt worden wäre, es blieb also unter diesen Umständen der von der ungarischen Regierung eingeschlagene Weg der einzig ausführbare. &#x2014; Ob-
</p>
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</TEI>
[1108/0002] leihe geben), libere Jungens als diese „altgläubigen“ Juden gibts auf der ganzen Welt nicht. Dagegen erblickt sie in dem zweiten Theile, in den „Reformjuden“ die eigentlichen Scheusale der Menschheit, zu denen sie auch die getauften Juden zählt, denn „das aufgegossene Wasser“, sagt sie, „konnte ihnen kein christliches (christlich-potsdamisch-germanisches!) Herz verschaffen. So z. B. sagt sie in Betreff der „Reformjuden“ Breslau's: „Diese insgesammt stehen bei ihrem Agitiren mit den Neukatholiken, soweit dieselben dem Bekenntnisse des gehängten Robert Blum anhängen, sowie mit den Freievangelischen und Ultrarationalisten unter den Protestanten in der innigsten Verbindung.“ Einige Zeilen weiter heißt es, daß „kein rechtlicher jüdischer Kaufmann, welche Klasse doch bekanntlich den Kern dieser Nation bildet, — sich bis jetzt bei den Wühlereien betheiligt hat. Findet sich ein jüdischer Kaufmann unter den Wühlern, so hat er entweder schon Banquerutt gemacht, oder er befindet sich auf dem Wege zu demselben. Vielmehr ist es nur in jetziger Zeit das zahllose Heer der jüdischen Literaten, welche an jenem Verbrechen Theil haben. Viele Judenjungen besuchen jetzt, wie Einsender dieses genau weiß, nur deßhalb die Gymnasien, um nachher als Literaten zu privatisiren.“ So viel aus der gottbegnadeten „Kreuzritterin“, zur Charakteristik ihrer Lucubrationen über die Juden! 24 Wien, 17. Jan. In Folge des plötzlich eingetretenen Eisganges ist die Leopoldstadt förmlich unter Wasser gesetzt und die Verbindung mit der Stadt unterbrochen. Das Wasser ist noch immer im Steigen. Die Ueberschwemmung reicht bei einer Masse von Gebäuden bis an den ersten Stock. Die Donaubrücke ist zerstört. 24 Wien, 18. Jan. Die „Wiener Zeit.“ bringt heute 7 Steckbriefe gegen: 1) Ludwig Kossuth, 2) Theresia, verehl. Kossuth, geb. Meßliny, 3) den ungarischen Kriegsminister Meszaros, 4) Paul Niary, Mitglied des ungarischen Landesvertheidigungs-Ausschusses, 5) Szöllesy, alias Nagy, Kossuths Sekretär, 6) Daniel Jranyi, ungarischer Regierungskommissar und 7) Ladislaus Maderasz, Mitglied des Landesvertheidigungs-Ausschusses. In der „Personsbeschreibung“ Kossuth's, nach welcher er deutsch, ungarisch, lateinisch, slowakisch und französisch spricht, heißt es am Schlusse: „Sein Betragen geschmeidig und einschmeichelnd“. Die Personsbeschreibung von Kossuths Frau geben wir ganz, da sie unsre Leser in vieler Beziehung interessiren wird: „Persons-Beschreibung der Theresia, verehelichten Kossuth, gebornen Meßliny. Alter, über 30 Jahre. Geburtsort, unbekannt. Stand, verheirathet. Religion, katholisch. Sprache, Deutsch, Ungarisch und Slawisch. Beschäftigung oder Charakter keine. Körperbau, groß hager. Gesicht, länglich. Gesichtsfarbe, braun. Stirn, lang, schmal. Haare, schwarz. Augen, schwarz. Augenbraunen, schmal und schwarz. Nase, etwas gespitzt. Mund, regelmäßig. Zähne, gesund. Kinn, länglich. Besondere Kennzeichen: Hochmüthig, einen stolzen Verachtung ausdrückenden Blick, hat ihre Kinder bei sich: Franz oder Ferez im 9. Jahre, Nina im 6. Jahre, Lajos im 5. Jahre. Bekleidung: Kann nicht angegeben werden, doch jedenfalls elegant. In der „Personsbeschreibung“ des Kriegsministers Meszaros findet sich unter der Rubrik „Besondere Kennzeichen“ Folgendes: „Sein Aeußeres ist würdevoll und zeigt von einem geregelten (sie) Menschen.“ Wir lernen aus jenen Schriftstücken ferner, daß Nagy, Kossuths Sekretär, außer fünf andern Sprachen auch vollkommen türkisch und serbisch spricht. Bei ihm ist ein besonderes Kennzeichen: „macht im Gehen große Schritte!“ und unter seiner Bekleidung wird angeführt, „daß er „unter der Sacktasche einen Dolch bei sich hat.“ Sie sehen, daß sich der Karneval jetzt in die „Wiener Zeit.“ flüchtet. Bei Jranyi wird die „Bekleidung“ mit diesen Worten bezeichnet: „Wechselt häufig seine Kleidung.“ Endlich wird unter den „Besondern Kennzeichen“ des Maderasz, Landespolizeipräsidenten, Folgendes angeführt: „Der Totaleindruck der eines gewöhnlichen Zigeuners, spricht schnell, ist jähzornig, weiß sich im Zorne zu mäßigen.“ Wir rathen allen europöischen Polizeien, bei unsrer standrechtlichen einige Lektionen im Abfassen von Signalements zu nehmen. Es dürfte weder sie noch das Publikum gereuen. Die Verurtheilungen werden so lange kein Ende nehmen, bis nicht die jetzigen Verurtheiler selbst zum Strang verurtheilt und „zu Pulver und Blei“ begnadigt sind. Heute z. B. macht das offizielle Blatt kund, daß Zwettler, 53 Jahre alt, Rechnungsrath der k. k. Hofkriegsbuchhaltung, wegen bewaffneter Theilnahme am Oktober-„Aufruhr“ zu dreijährigem schweren Kerker verurtheilt worden. Gestern wurde v. Emperger, Deputirter des steirischen Landtags, zu 18; Schumacher, Schriftsteller, zu 10; Baron Callot, zuletzt Geometer bei der Nordbahn zu 7 und Ribarz, Handelsagent, zu 4 Jahren schwerem Kerker, ebenfalls wegen der Oktober-Ereignisse, verurtheilt. Blos Ribarz wurde unter diesen 4 Personen zu 2 Jahren begnadigt. Zum Angriff von Malghera und der Beschießung Venedigs mit Luftballon-Bomben, die sich über der Stadt entzünden sollen, werden in Mestre und Treviso Vorbereitungen gemacht. Aus Ungarn wird gemeldet, daß Windischgrätz befohlen habe, die 1 und 2 fl. Stücke der Kossuth'schen Banknoten bei den ungarischen Staatskassen anzunehmen, weil dort eine förmliche Entwerthung derselben unmöglich sei. * Kremsier, 18. Januar. Die §.§. 2 und 3 der Kremsierer „Grundrechte“ sind nun als §. 1. — da die Feigheit des Reichstags den ursprünglichen §. 1. bekanntlich fallen gelassen — in nachstehender Fassung angenommen „Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Die Konstitution und das Gesetz bestimmen, unter welchen Bedingungen die österreichische Staatsbürgerschaft erworben, ausgeübt und verloren wird.“ „Die Gesammtheit der Staatsbürger ist das Volk. Alle Standes-Vorrechte sind abgeschafft. Adelsbezeichnungen jeglicher Art werden vom Staate weder verliehen, noch anerkannt.“ „Die öffentlichen Aemter und Staatsdienste sind für alle dazu befähigten Staatsbürger gleich zugänglich. Ausländer sind vom Eintritte in Civildienste und in die Volkswehr ausgeschlossen; Ausnahmen werden durch besondere Gesetze bestimmt.“ „Zu öffentlichen Auszeichnungen oder Belohnungen berechtiget nur das persönliche Verdienst; keine Auszeichnung ist vererblich.“ „Amtstitel dürfen nicht mehr als Ehrentitel verliehen werden.“ Der Riß zwischen Reichstag und Ministerium wird täglich größer. Man spricht davon, den Reichstag nach Wien zu verlegen und ihm die Deputirten für Ungarn und Italien beizugesellen. Zu diesem Behufe würde man eine Vertagung eintreten lassen, die dann bei günstigen Umständen sich leicht in eine sanfte Auflösung verwandeln könnte. Pillersdorf ist für Bruck a/L. hieher gewählt worden. Kremsier, 14. Januar. Die Linke unseres Parlaments constituirt sich in neuer Weise; an 140 Mitglieder stark, in der die Polen, die Italiener und die Deutschen, besonders die Oesterreicher sich vereinten, wählten sie Prettes zum Präsidenten. Ein Programm ist noch nicht aufgestellt, aber die extremen Tendenzen fallen jedenfalls weg, und auch Frankfurt ist aufgegeben. In solcher Art wird diese Fraktion compakter auftreten und als die einzige politische Partei im Reichssaale an Kraft gewinnen; hingegen ist das Centrum in voller Auflösung begriffen, und beginnt sich seines Servilismus zu schämen. Die Rechte aber knirrscht vor Ingrimm daß sie benützt wird zu retrograden Zwecken, und Ruhm und Ruf verliert selbst im Heimathlande. Während dieser innern Gährungen im Reichstage dauert die Vermuthung fort, daß die Minister doch zu der Einsicht gelangen, sie oder der Reichstag müssen abtreten. (C. Bl. a. B.) XX Striegau, 19. Jan, Gegen den frühern Abgeordneten Schramm, der hier in einer Wahlversammlung auftreten wollte, wurde heute, um ihn daran zu verhindern, wiederum eine der schamlosen Verletzungen der Habeas-Corpus-Akte begangen, wie sie freilich jetzt fast überall durch die Provinz gang und gäbe sind. Der als Reaktionär vom reinsten Wasser seit Jahren bekannte Assessor v. Larisch hat sich hierbei wahrhaft ausgezeichnet. Schramm sollte verhaftet werden, zuerst auf schlaue, dann auf gewaltthätige Weise. Beides mißlang; eine Menge Arbeiter, namentlich die Gerbergesellen aus der Bartsch'schen Fabrik, intervenirten. Dafür rächte sich Hr. Larisch an Schramm's Effekten, die er durchwühlte und theilweise in Beschlag nahm — Alles zum Hohn des Gesetzes vom 24. September. 068 Ratibor, 19. Januar. Nach heute hier eingelaufenen Briefen sind eine Menge Kreise in Gallizien insurgirt; Bem ist auf 5 Punkten eingedrungen. Man erwartet das Einrücken der Russen und in Folge dessen den allgemeinen Krieg. Bromberg, 15. Jan. Den unsäglichsten Schmerz, das grausamste Leiden „schwarzweißer“ Seelen wird Europa an folgendem Bericht der „Posener Zeitung“ aus hiesigem Orte ermessen können: „Es tritt hier jetzt immer klarer hervor, daß nicht die konservative, sondern die demokratische Partei bei den Wahlen siegen wird. Dieser Sieg der Demokraten in Bromberg entscheidet zugleich für den Wirsitzer und Schubiner Kreis, denn diese beiden Kreise werden mit Bromberg zu einem Wahlbezirk vereinigt werden. Diese Befürchtungen sind um so gegründeter, als sich im Kreise Schubin sehr viel demokratische Elemente befinden, die dem Einfluß der Konservativen mit aller Macht entgegenarbeiten und Alles daran setzen, den Bürgermeister H‥‥ aus Bromberg zum Deputirten zu erhalten. Bedenkt man hiezu, daß der frühere Deputirte des Wirsitzer Kreises, der Legationsrath Kupfer, jetzt dort sehr an Popularität verloren, und dort keine andere Persönlichkeit von der konservativen Partei eine entschiedene Majorität für sich hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß Bromberg, das sich stets als konservativ bewährt hat, diesmal 3 demokratische Deputirte nach Berlin schickt. Leider bestimmt uns zu dieser Annahme die Uneinigkeit der konservativen Partei selbst, in welcher sich einzelne Personen verletzt fühlen, daß sie in den Vorwahlen nicht die nöthige Stimmenzahl erhalten haben. Die demokratische Partei dagegen behält den Zweck im Auge und ist einig; auch schließen sich alle Polen und Polnischgesinnten derselben an und verstärken sie nicht unbedeutend.“ * Dresden, 19. Januar. In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer stellte der Vicepräsident Schaffrath im Namen der Linken folgenden Antrag: „Indem die Kammer wiederholt die thatkräftige Ueberzeugung des sächsischen Volks von der Nothwendigkeit der Einheit und Freiheit des deutschen Volks ausspricht, versichert sie zugleich der Regierung den entschiedensten Widerwillen des sächsischen Volks gegen die Uebertragung der Regierung des deutschen Bundesstaats an ein unverantwortliches und erbliches Oberhaupt, wie gegen die Uebertragung der deutschen Regierungsgewalt an eine der Kronen eines deutschen Einzelstaats, und erklärt, daß sie an die Spitze Deutschlands einen verantwortlichen Präsidenten gestellt wünsche und jede nicht wahrhaft demokratische Lösung der deutschen Oberhauptsfrage für eine unheilvolle betrachte. Wir tragen zugleich darauf an, daß die Kammer in Gemäßheit von §. 128 der provisorischen Geschäftsordnung obigen Antrag ohne weitere Begutachtung sogleich berathe und nach §. 129 auf die nächste Tagesordnung setze.“ Der Antrag wird einstimmig für dringlich erachtet und auf die nächste Tagesordnung verwiesen. Die Kammern werden diesmal keine Adresse auf die Thronrede erlassen. Aus der heutigen Sitzung ist noch folgende Interpellation Trützschlers ans Ministerium hervorzuheben: „Ob es gegen die provisorische Centralgewalt oder deren Organe seine Ansicht über die deutsche Oberhauptsfrage mittelbar oder unmittelbar ausgesprochen habe.“ v. d. Pfordten entgegnet hierauf sogleich, daß der sächsischen Regierung noch nie zu einer Erklärung in dieser Hinsicht Veranlassung gegeben worden sei, dieselbe werde auch nie eine Veranlassung dazu suchen. Hieraus sieht man, wie die Frankfurter Blätter, die eine gar nicht vorhandene Erklärung der sächsischen Regierung als lauterste Wahrheit und so gut wie offiziell meldeten, ihre Spalten mit gar erbaulich-schaamlosen Lügen anzufüllen wissen. 068 Oldenburg, 17. Jan. Vergebens hat der Landtag auf Niederschlagen der Untersuchung gedrungen, die wegen der bekannten an ihn eingereichten Petition gegen die Unterzeichner — Unteroffiziere — eingeleitet wurde. Man hat sie gegen 15 derselben beinah' zu Ende geführt und die Meisten haben bereits das Urthel — 6-3 Wochen Arrest — erhalten. In der letzten Unetroffizier-Versammlung drückte nun ein Feldwebel seine Hoffnung dahin aus, daß kein dem Verein angehörender Unteroffizier in die durch jene Untersuchung und Verurtheilungen entstehenden Vakanzen eintreten werde. Es dauerte nicht lange, so ward er selbst suspendirt und zur Untersuchung gezogen. Zugleich erließ Hr. General Ranzow nachstehenden Tagesbefehl; „Veranlaßt durch eine auf dem Dienstwege an mich gelangte Anzeige über einen Versuch zu einer meuterischen (in der Hoffnung des eben genannten Feldwebels bestehenden!!) Aufreizung, welcher in der Versammlung des Unteroffizier-Vereins von einem seiner Mitglieder gemacht sein soll, habe ich sofort Disciplinar-Untersuchung anstellen lassen. Das bis jetzt schon zu übersehende Resultat dieser Untersuchung läßt mich zwar erkennen, daß manches Gute und Zweckmäßige vom Verein angestellt worden, daß er aber auf der anderen Seite in Richtungen und Bestrebungen hineingerathen ist, die das fernere Fortbestehen des Vereins im Interesse der militärischen Disciplin nicht gestatten. Aus diesem Grunde hebe ich hiermit den Unteroffizier-Verein gänzlich auf und verbiete seine Wiedereröffnung. Den Feldwebel Grön von der 5 Compagnie 4. Infanterie-Bataillons suspendire ich hiermit bis zur Beendigung der gegen ihn einzuleitenden Untersuchung von der Ausübung der Feldwebelfunktion.“ Also Unterdrückung eines ganz gesetzlichen Vereins, blos weil er einem als Reaktionär bekannten Offizier und Krautjunker nicht gefällt, das ist auch hier der praktische Kommentar zu den sogenannten „Grundrechten des deutschen Volkes!“ Als Maske muß auch hier „das Interesse der militärischen Disciplin“ herhalten. * Kassel, 19. Jan. Bei der gestrigen Fortsetzung des ersten Prozesses vor Geschwornen — der, wie wir meldeten, am 11. unterbrochen wurde — hatte man in den engen Raum nur so viel Zuhörer eingelassen, daß das vorige Anstürmen unterblieb. Bedeutende Streitkräfte waren in- und auswendig entfaltet. Denn draußen wogten große Volksmassen, die des Ausganges harrten. Es kam zwischen Bürgerwehr und Volk zu mehrfachen Konflikten, wobei Steinwürfe und Bajonettstiche nicht ermangelten. Endlich erklärten die Geschwornen die beiden Angeklagten: Rechtskandidat Heise und Buchhändler Raabe für nicht schuldig. Donnernder Jubelruf empfing bei den draußen Harrenden die Verkündung. Die Freigesprochnen wurden im Triumph nach Hause geleitet. Der Staatsanwalt (und manche andere Herren außer ihm) machte ein Gesicht, wie die Katze, wenn's donnert! Ulm, 18. Jan. Heute Nacht um 10 Uhr wurde der von den Schiffvorfällen her bekannte Oberstlieutenant v. Minkwitz in einer Kutsche, zwei Stunden später die an der Metzelei direkt betheiligten Soldaten und Unteroffiziere des 3. Reiterregiments in Bagagewägen von Trainsoldaten von hier weggeführt und bis vor die Stadt von 50 Mann Infanterie begleitet. Die Urtheile lauten von 6 Monaten bis zu 3 Jahren Arbeitshaus. Wie man hört, so hat v. Minkwitz 8 Monate Festungsstrafe bekommen, Soldat Lochmüller, der Mörder des jungen Haag, kommt 6 Jahre unter die Gallioten, die übrigen sollen zum größten Theil zu Festungsstrafen unter einem Jahre verurtheilt sein. Mannheim, 20. Jan. Die Vertreter der Stadt Mannheim haben bekanntlich mit großer Majorität den Abgeordneten Obergerichtsanwalt Brentano zum ersten Bürgermeister erwählt, die Regierung hat dem Willen der Mehrheit der Wähler ihr Veto entgegensetzt. Der Wahl Brentano's ist die Bestätigung versagt. (M. A.-Z.) Luxemburg, 17. Jan. Im April v. J. bildete sich in unserer Garnison ein „Unteroffizier-Verein,“ dessen Tendenz war, durch gesellige Vergnügungen, musikalische Unterhaltungen, wissenschaftliche Vorträge u. s. w. den Unteroffizieren angenehme und nützliche Abende zu bereiten, und den Geist des Unteroffizier-Korps zu heben; soviel ist uns hiervon bekannt, daß dieser Verein mit bereitwilliger Zustimmung des Militär-Gouvernements ins Leben trat. Nach den Statuten dieses Vereins soll über jedes neu aufzunehmende Mitglied ballotirt werden. Mehrere Offiziere sind dem Verein bei dessen Gründung beigetreten, andere haben sich später der Ballotage unterworfen und den Eintritt erhalten — Kürzlich wurde nun über einen Offizier, der sich zur Aufnahme angemeldet hatte, ballotirt, ihm aber mit großer Majorität die Aufnahme verweigert. Die Sache kam beim Ehrengericht zur Sprache. Der Kommandant, General-Lieutn. v. Wulffen, ließ in Folge dessen heute das ganze Comité des Vereins auf öffentlicher Parade erscheinen, und hielt ihm eine lange Rede, worin er sich sehr mißbilligend über die Ballotage aussprach. Er meinte, es sei höchst unziemlich, über die Aufnahme eines Offiziers zu ballotiren; hierbei sei nicht die Person, sondern der Offizier im Spiele, wie könne sich ein Unteroffizier unterstehen, gegen die Aufnahme eines Offiziers zu stimmen; dies dürfe nicht wieder vorkommen, und er verlange, daß die beregte Ballotage für ungültig erklärt, und der Offizier ohne Weiteres aufgenommen, oder aber ihm freigestellt werden sollte, seine Anmeldung zurückzunehmen. — Es ist dies ein neuer Beleg, wie groß die Kluft zwischen Offizier und Soldat in der hiesigen preuß. Garnison noch ist, wie wenig der Allerhöchsten Intention der gegenseitigen Annäherung entsprochen wird. — Von dem Comité ist heute Niemand zu Worte gekommen; dasselbe hat deshalb beschlossen, dem Kommandanten seine Gegenerklärung schriftlich zu geben, die wir Ihnen morgen mitzutheilen gedenken. — In den Statuten des Vereins ist die Ballotage über einen Offizier sowohl, wie über jedes andere, neu aufzunehmende Mitglied vorgeschrieben. Wir wissen, daß dem Kommandanten ein gedrucktes Exemplar der Statuten zugestellt worden ist, ohne daß er bisher den obigen §. für ungeziemend erklärt hat. (Tr. Ztg) Italien. * Rom, 11. Jan. Die Regierung hat ein Dekret erlassen, worin sie der Bürgerwehr das Recht zuspricht, sich ihren Oberbefehlshaber selbst zu wählen — ein Grundsatz, der auch im März und April stark besprochen wurde. Entrüstet über das Schicksal der Exkommunikationsbulle, welche bekanntlich mit Koth beschmutzt in der Stadt umhergetragen und dann verbrannt wurde, intriguiren Antonelli und Lambruschini unaufhörlich, um dem Pabste einen neuen Fluch gegen seine Unterthanen zu entlocken, der die sämmtlichen Kirchen in Rom schließen soll. Geschieht dies, so ist dieses der kürzeste Weg, den kirchlichen Heiligenschein der Geistlichkeit vollends zu untergraben. * Turin, 16. Jan. Das Kabinet hat gegen jede Intervention Spaniens in die italienischen Angelegenheiten energisch protestirt. 068 Turin, 15. Jan. Es wird abermals schmählicher Verrath gesponnen. Karl Albert rüstet sich zwar zum Kriege, aber nur zu einem Scheinkriege. Karl Albert ist vor wie nach mit Radetzki und der Olmützer Kamarilla auf's Engste verbunden. Mit Metternich hat er sich ausgesöhnt und Metternich empfindet über diesen Erfolg seiner Politik eine größere Freude, als er seit Jahren gehabt. Karl Albert wird den Krieg führen, sich besiegen und Radetzki hinter sich her in Turin einrücken lassen, um die republikanische Bewegung seines eigenen Landes zu ersticken und den Oestreichern den Rest Italiens wieder in die Hände zu liefern. Das sind keine Hypothesen, sondern Fakta, unwiderlegliche Thatsachen. Karl Albert ist ein Verräther des scheußlichsten Kalibers. 068 Verona, 14. Januar. Die hiesige Provinzialkongregation hat den ihr von Hrn. Montecuccoli (einem der kaiserlichen Pascha's) ertheilten Auftrag, die Wahl eines behufs der künftigen Constituirung der lombardo-venezianischen Provinzen nach Wien zu sendenden Abgeordneten vorzunehmen, abgelehnt, und als Grund ihrer Weigerung angeführt, daß sie kein entsprechendes Mandat besitze, um in Sachen der politischen Organisation das Land zu vertreten. Hr. Montecuccoli und seine k. k. Spießgesellen sind darüber wüthend, können aber nichts ändern. Ungarn. (Fortsetzung. Vergleiche Nr: 200 und 201 d. Bl.) „Durch das Zufrieren der Moräste wurde es der österreichischen Armee um so leichter, nach Stuhlweissenburg vorzudringen; es wäre daher die längere Vertheidigung von Raab ein unverzeihlicher Fehler gewesen. Auf dem Wege von Raab nach Pesth kam es ebenfalls nur zwischen dem Vortrab der Oesterreicher und dem Nachtrab der Ungarn zu einem Scharmützel, welches der deutschen Legion 20, dem Regiment Prinz von Preußen 150 Mann kostete. Es war nun allerdings von Wichtigkeit für die Ungarn, sich in Ofen und Pesth zu halten; da indessen das Zufrieren der Donau dem Feinde einen großen Vortheil gewährte, und es auch unmöglich war, die so sehr zersplitterten ungarischen Streitkräfte schnell zusammenzuziehen, um zur Offensive übergehen zu können, so blieben der Regierung die beiden Alternativn, sich in Ofen und Pesth defensiv zu halten, oder mit der Armee nach Debreczin zurückzugehen, ein dritter Fall, ohne die Armee sich nach Debrecin zu begeben, würde den Oesterreichern Gelegenheit geboten haben, mit einem Theil ihrer Armee über Waitzen nach Debreczin vorzurücken und dadurch die Regierung von ihrem Heere noch weiter zu entfernen, oder sich wohl gar ihrer zu bemächtigen. Nimmt man an: die Regierung hätte den früheren Plan, Pesth und Ofen zu halten, ausgeführt, so war mit Sicherheit zu erwarten, daß die österreichische Armee Pesth und Ofen cernirte, und dann Gelegenheit hatte, die nach allen Seiten hin vertheilten, von Geld und Unterstützung entblößten ungarischen Truppen, einzeln anzugreifen und sie durch Uebermacht aufzureiben, demnächst aber ganz Ungarn zu occupiren, womit dann natürlich der Krieg beendigt worden wäre, es blieb also unter diesen Umständen der von der ungarischen Regierung eingeschlagene Weg der einzig ausführbare. — Ob-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 203. Köln, 24. Januar 1849, S. 1108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz203_1849/2>, abgerufen am 23.04.2024.