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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 242. Köln, 10. März 1849.

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068
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Italien.
068

Die Revolution in Rom und Florenz triumphirt: Die sicherste Gewährleistung davon ist die Trostlosigkeit des Journals "Des Debats." Man höre: "die schlimmsten Tage aus der ersten Revolutionszeit sind für Italien herangenaht. Die zwei letzten Dekrete beweisen es in vollem Maße." Und was ist denn das Schreckliche in diesen Dekreten? Das eine befiehlt allen Bürgern, die sich aus Florenz entfernt haben, binnen 3 Tagen zurückzukehren, widrigenfalls sie zu einer ihren Vermögungsumständen angemessenen Amende verurtheilt werden. Dieser Schritt, wie das Journal Des Debats richtig bemerkt, könnte direkt zur Confiscation der Güter dieser stillen Vaterlandsverräther führen. Das zweite Dekret verordnet die Errichtung von Kriegsräthen, um Diejenigen zu verurtheilen, welche sich reactionärer Versuche schuldig machen sollten. Das Journal Des Debats hat abermals Recht, wenn es in diesen Kriegsräthen revolutionäre Tribunale erkennt. Es sieht mit Schrecken der Zukunft entgegen, und doch giebt es zu, daß die Agitatoren bis jetzt die Person und das Eigenthum respektirt haben. Das diplomatische Corps ist nach Florenz zurückgekehrt.

068 Turin, 3. März.

Die Deputirtenkammer von Turin hat sich in ihrer Sitzung vom 2. März so lange in Permanenz erklärt, bis die Abstimmung der Antwort auf die Thronrede erfolgt ist. Die Diskussion hat ausschließlich die Kriegsfrage gegen Oestreich zum Gegenstande. Alle Amendements sind verworfen und die Paragraphen des Gesetzentwurfs der Commission allein angenommen worden.

Der § 12, worin es heißt, daß die Piemonteser ihre Brüder aus der Lombardei und das heldenmüthige Venedig von dem auf ihnen lastenden Drucke befreien wollen, hat von Seiten des Deputirten Mauri zu einer Rede Anlaß gegeben, die einen ungemeinen Eindruck hervorgebracht. Alle Deputirten haben sich unwillkürlich mit einem Kriegsgeschrei erhoben, das von den Tribünen wiederholt wurde. Auf den Antrag des Präsidenten ist der Paragraph mit Acclamation angenommen worden.

Der § 15, der sich noch bedeutungsvoller für den Krieg ausspricht, hat zu einer Diskussion zwischen einigen Deputirten und den Abgeordneten Savoyens geführt. Nach einigen kurzen von den Ministern gegebenen Erklärungen ist jedoch derselbe einstimmig angenommen worden.

Die Adresse ward hierauf in ihrer Totalität mit 94 Stimmen gegen 24 angenommen.

068 Florenz, 1. März.

Die Nachricht, daß 5000 Oestreicher gegen Toskana anrücken, bestätigt sich vollkommen. Sie sind von Modena auf Castel Nuovo de Monti gerückt und bedrohen Fivizzano. Die prov. Regierung hat die nöthigen Maßregeln ergriffen, um diese Invasion gebührend zurückzuweisen. Montanelli geht als außerordentlicher Regierungskommissär nach Massa. Die gesammte Nationalgarde von 16 bis zu 30 Jahren wird im ganzen Lande mobilisirt. Das Vaterland ist in Gefahr erklärt.

Zu gleicher Zeit rückt La Marmora in toskanisches Gebiet ein, nicht aber, wie Gioberti's Absicht war, um zu Gunsten des Großherzogs zu interveniren, sondern, wie der Pensiero Italiano berichtet, im vollen Einverständniß mit und zur Unterstützung für die provisorische Regierung. Er ist bereits mit mehreren Schwadronen und einiger Artillerie von Sarzana auf toskanisches Gebiet vorgerückt.

In Rom ist am 24. Februar das Kapitol zur Feier der französischen Revolution illuminirt worden. -- Der französische Gesandte hielt eine Anrede an das Volk vom Kapitol herab.

* Florenz, 2. März.

Die provisorische Regierung von Toskana hat folgendes Acktenstück veröffentlicht:

Um zu zeigen, wie sehr der provisorischen Regierung die so sehr gewünschte Vereinigung zwischen Toskana und der römischen Republik am Herzen liegt, hält sie es für ihre Pflicht, die Art und Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, wie sie sich über die folgenden Artikel mit der römischen Regierung verständigt hat.

1) Vereinigung der beiden Länder durch gänzliches Vertilgen der Gränzlinie, welche die beiden Staaten trennt.

2) Gleichheit der Tarife im ganzen römisch-toskanischen Gebiete, für Importation, Exportation und Transit der Waaren.

3) Gleiches Postsystem; von beiden Seiten freier Durchgang der Briefe, ohne daß es nothwendig ist, dieselben freizumachen; Verminderung der Posttaxe; Errichtung von Telegraphenlinien an allen Hauptgränzpunkten.

4) Gültigkeit der in beiden Ländern existirenden Münzsorten; Errichtung eines gleichmäßigen Münzfußes.

5) Gleiche Gültigkeit für die bons de tresor und das Papiergeld in beiden Ländern.

6) Einheit für die diplomatische Vertretung im Auslande.

7) Errichtung einer militärischen Vertheidigungs-Central-Kommission in Bologna, zu der alle von den beiden Regierungen und von Venedig ernannte höhere Offiziere zugezogen werden.

8) Bewilligung von Subsidien an Venedig von Seiten der beiden Regierungen.

Florenz, 26. Februar.

Montarelli Präsident der provisorischen Regierung.

12 Reggio, 28. Febr.

Neue Schandthat der östreichischen Offiziere, die gut zu merken ist für den herannahenden Tag der Rache. Wir hatten uns gestern nach Modena begeben, um die schöne Oper von Verdi zu hören. Wie wir dort angekommen waren, wurde uns schon vor unserm Eintreten ins Theater gesagt, daß man die prima Donna, Mrs. Albertini, eine Engländerin, die einen italienischen Namen angenommen, auszupfeifen beabsichtige, weil sie im trauten Verhältnisse mit einem Offizier der Uhlanen stand. Md. Albertini gilt für eine ausgezeichnete Sängerin, und man vermuthete mit Recht, daß die anwesenden Offiziere das Pfeifen auf ihre eigene Rechnung setzen würden. Das Theater war angefüllt mit Menschen; eine Menge Damen saßen in den Logen und selbst im Parterre; die Gallerie war mit Studenten besetzt. Gegen 100 östreichische Offiziere saßen auf den ersten Bänken hinter dem Parterre. Als die Sängerin die ersten Strophen gesungen hatte, brachen die Offiziere in ungeheures Beifallklatschen aus, während das italienische Publikum auf's grellste zu pfeifen anfing. Der Tumult dauerte eine Weile fort; 6 bis 7 Offiziere gingen aus dem Saale mit drohenden Mienen, kamen aber sogleich zurück; Alles war wieder ruhig geworden, und die beiden Akte wurden ohne Störung aufgeführt.

Der Vorhang hebt sich abermals für das Ballet. Die erste Tänzerin erscheint ganz weiß gekleidet mit einem Blumenstraß am Busen, welcher die National-Kokarde (grün, weiß, roth) darstellte. Ein ungeheurer Applaus brach im ganzen Saale aus und ein wahrer Regen von dreifarbigen Papieren fällt von den obersten Reihen in's Parterre. Die Oestreicher waren auf's höchste gereizt und man konnte es ihnen ansehn, daß sie auf einen Streich für das Ende des Schauspiels sannen. In der That, als die Sängerin zum dritten Male erschien, um das Final-Trio zu singen, erhoben sich die Oestreicher wie auf ein gegebenes Zeichen, zogen ihre Säbel, stürtzten sich auf die unbewaffneten Bürger des Parterre, und riefen den von außen eindringenden Soldaten zu, Niemanden heraus zu lassen. Es war ein schreckliches Gemetzel; das Geschrei der Frauen und Kinder, das Aufhetzen der wilden croatischen und östreichischen Bande, Alles ließ auf ein allgemeines Blutbad schließen. Man ließ keinen andern Ausgang offen als eine kleine Thüre im Parterre, und da noch standen östreichische Soldaten, die mit den Säbeln auf alle diejenigen schlugen, die herauszuschlüpfen versuchten, während im Innern des Saales die Offiziere auf die schauderhafteste Weise wütheten.

Man versuchte hierauf über die Bühne zu entwischen; aber bald ward dieselbe mit einem Bataillon Kroaten mit gefällten Bajonetten besetzt. Die Frauen standen in ihren Logen und wir hielten uns dicht an der Wand, ohne uns auch nur rühren zu können. Deßungeachtet streckten kroatische Soldaten auch auf uns ihre Bajonette. Der Saal leerte sich allmälig, und es gelang uns, mit heiler Haut zu entschlüpfen. Es sollen eine Masse Leute schwer verwundet worden sein.

Aus den in der Stadt getroffenen militärischen Dispositionen geht hervor, daß der Streich vorausgesehen, ja sogar autorisirt war. Ich hätte lieber 20 Schlachten beigewohnt, als diesem schauderhaften Gemetzel. Die tapfern Offiziere gehen triumphirend durch die Stadt; die Einwohner sind wüthend; aber sie haben keine Waffen, und die Garnison ist sehr stark. Man erwartete mit Ungeduld die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.

X Rom.

In der Sitzung der römischen Konstituante vom 25. Februar wollte der Deputirte Filoponti die exekutive Gewalt über die Schritte interpelliren, die sie gegen Oestreich zu thun beabsichtige. Das exekutive Komite und die Minister verlangten, sich nicht anders als im geheimen Komite darüber erklären zu dürfen, und die Tribünen wurden auf der Stelle geräumt. Die geheime Sitzung hat drei Stunden gedauert; nach Verlauf dieser Zeit wurde das Publikum wieder zugelassen, und der Präsident erklärte, daß die Versammlung, nach Anhörung des Ministeriums, wichtige Maßregeln getroffen habe.

Er verlas darauf zwei Dekrete, von denen das Eine das Ministerium einlud, binnen Kurzem 15,000 in Frankreich gekaufte Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach dem andern Dekrete sollen alle unnützen Glocken in Kanonen umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Maßregel sind die Glocken der Dom-, National- und Pfarr-Kirchen, so wie alle diejenigen, die einen Kunstwerth haben.

Der Deputirte Carpi hat hierauf im Namen der Finanz-Kommission der Kammer den Entwurf eines Zwangsanleihens vorgelegt. Die Kommission hat den von der exekutiven Gewalt vorgelegten Entwurf verworfen, weil er in der Anwendung zu viele Schwierigkeiten darböte. Der Entwurf der Kommission besteht in einem Zwangsanleihen von 3,300,000 röm. Thalern. Diese Summe ist erhebbar auf alle Eigenthümer, Kapitalisten und Industrielle der verschiedenen Provinzen. In allen Hauptstädten der Provinz soll eine aus 12 notablen Einwohnern bestehende Kommission gebildet werden, welche die gleichmäßige Vertheilung der Kontribution auf die betreffenden Bürger vorzunehmen hat. Die Kammer hat den Entwurf der Kommission angenommen.

Von Modena her wird berichtet, daß sich ein neues östreichisches Korps der toskanischen Gränze nähere, um Fivizzano zu überraschen. Guerrazzi rückt ihm jedoch entgegen. Ebenso hat Piemont sich an ihn geschlossen. Die Verbrüderung der toskanischen und sardinischen Truppen ist vollständig.

* Mailand, 1. März.

Die hiesige Standrechtszeitung enthält eine Kundmachung Radetzki's, welche die Niedersetzung zweier Militärkommissionen, die eine für die Lombardei, die andere für die venetianischen Provinzen, anzeigt. Aufgabe dieser unter die Präsidentschaft von Generalen gestellten Kommissionen: Betreibung der außerordentlichen Kriegskontribution von Allen, die damit im Rückstande sind oder sie bis zu dem in der Proklamation vom 11. Nov. bezeichneten Termin nicht gezahlt haben sollten.

Venedig, 24. Febr.

Venedig ist ruhig ungeachtet einiger bezahlter Ruhestörer. Man ist von einem edlen Geist der Unabhängigkeit beseelt. Die Stadt wird sich nur in der äußersten Noth ergeben; sie kann sich aber sehr lange halten, 16,000 Mann bilden die Landarmee. Die Nationalgarde zählt mehr als 10,000 Mann; die Marine 6,000. Unglücklicher Weise ist das baare Geld rar; man findet fast nur Papiergeld. Man kann sich keinen Begriff machen, welche Opfer von allen Seiten gebracht werden. Hoffen wir, sie seien nicht vergeblich.

Vor einiger Zeit hat sich der schweizerische Consul, beunruhigt durch die in Clubs gehaltenen Reden, mit der Frage an Herrn Vasseur, französischen Consul, gewendet, um zu vernehmen, ob er seine Landsleute unter seinen Schutz nehmen werde, wenn man sie expulsiren wollte. Der französische Consul hat bejahend geantwortet.

Schweiz.
* Basel, 6. März.

Undank ist der Welt Lohn! Die deutsche Centralgewalt beklagt sich über die Schonung, welche von Seiten der Schweiz gegen die deutschen republikanischen Flüchtlinge geübt werde. Aber folgende Thatsache würde der Ergebenheit der Baselstädtischen Polizei gewiß die volle Gnade des Reichsverwesers zu verschaffen geeignet sein.

Am Freitag den 2. d. erging sich ein norddeutscher Gelehrter mit einem Landsmann, den er im Gasthof zur Krone getroffen und welcher als Geschäftsmann nach Neuschatel zu reisen beabsichtigte, auf den Promenaden vor Basels Thoren. Im Begriffe in die Stadt zurückzukehren, wird derselbe an der Thorwache angehalten, nach seiner Heimath befragt, (keineswegs nach Namen und Geschäft) und als "Deutscher" nebst seinem Begleiter sogleich arretirt und durch die ganze Vorstadt auf die Polizei geführt, wo dieselben mit einigen straffälligen Weibern stehend eine interessante Halbstunde zu verleben hatten. Nachdem beide Herren sich dort genügend legitimirt hatten, zeigte sich, daß Beide arretirt waren, -- weil der Eine, welcher direkt von Frankfurt kam, wo er lange in einem Geschäft gestanden, an seiner Mütze die deutsche Nationalkokarde trug. Man ertheilte demselben den wohlgemeinten Rath, diese Farben nicht blicken zu lassen und ermahnte ihn, ehe er das Polizei-Büreau verließ, das gefährliche Schwarz-Roth-Gold herunter zu schneiden, damit ihn und den andern Herrn nicht sogleich dieselbe Belästigung von Neuem treffen könne.

(S. N. Z.)
Bern, 4. März.

Wie die Berner Ztg. berichtet, hat die hiesige Volksvereins-Sektion gestern Abend beschlossen, von der Bundesversammlung die sofortige Aufhebung der Militär-Kapitulationen ohne Entschädigung zu verlangen. Die diesfällige Adresse soll allen Volksvereins-Sektionen mitgetheilt werden. Das Verhalten des Bundesrathes in einer so durchaus ernsten Angelegenheit hat allgemeine Erbitterung hervorgerufen.

Neuschatel.

Am 1. März wurde in allen Theilen des Kantons, besonders großartig aber in Lachaux-de-Fonds, die Jahresfeier der Märzrevolution begangen.

Französische Republik.
Paris, 7. März.

Der Moniteur bleibt für Alles, was in Europa vorgeht, stumm. Desto aufmerksamer und glaubhafter ist er für die inneren Parteikämpfe. Am possirlichsten ist seine Wuth gegen die Pest des Socialismus, die nun auch das Heer zu ergreifen scheint. Er sagt:

"Nachdem die demagogische Presse die Fabel von einem sozialistischen Bankett erfunden, dem 3 bis 4 Delegirte von jedem Pariser Truppencorps beiwohnten, gibt sie sich Mühe, zu beweisen, daß dieses Bankett wirklich stattgefunden habe. So zeigt ein Journal (Le Peuple) an, daß General Changarnier die Theilnehmer in das Gefängniß geworfen und nennt dies eine [unleserliches Material]upide Maaßregel. Ferner bezeugen die Volksvertreter Joly und Ollivier in einem Briefe, daß sie keiner Mistifikation, sondern einem wirklichen Unteroffizierbankett beigewohnt hätten etc. Wohlan, die HH. Joly und Ollivier sind mistifizirt worden und sie werden jetzt benutzt, um Andere zu mistifiziren. Es geht ihnen wie dem Herrn Pierre Lerour, dem Hohenpriester ihrer Schule, welcher mit ächten Soldaten am Kommuniontisch gesessen zu haben glaubt. Man läßt ferner die Unteroffiziere eine Sprache der Juni-Insurgenten führen und leiht der Armee die Gedanken des Schreckens und Aufruhrs. Nein, diesem Bankett haben keine Unteroffiziere beigewohnt; sie haben keine solche Sprache geführt. Mögen die Häupter des Berges die militärische Disciplin stupide finden: aber man respektirt und liebt die Disciplin, wenn man unter den Fahnen diente"...

-- Die italienische Post bringt uns manches Neue. In Rom werden die Glocken geschmolzen und Kanonen daraus gegossen. Ferner soll ein neues östreichisches Corps in Toskana eingefallen sein (bei Castel Nuovo de'Monti) um Fivizzano zu überrumpeln. Der Siecle schien gestern also nicht schlecht unterrichtet.

Im Ministerium des Auswärtigen machte diese neue Hiobspost wenig Eindruck. Der Einfall des Wiener Cabinets: die Ferrarabeute dem Pabste in Gaeta zu schenken, wurde im Conferenzsaale der Nat.-Versammlung recht herzlich belacht.

-- Das Journal des Debats enthält eine interessante Correspondenz aus Egypten. In Alerandrien wird fleißig an den Strandfestungswerken gearbeitet.

-- Das Steckenpferd der Pariser Journale ist der Prozeß in Bourges. Damit werden sie uns für einige Wochen den Magen verderben. "Credit" meint, die Angeklagten wären sehr niedergeschlagen (?), "La Presse"findet die Behandlungsweise der Angeklagten allerdings barbarisch; es gäbe zwar viele Canaillen darunter, aber mit dem alten 57jährigen Dr. Raspail hätte man doch schonender umgehen sollen. "Constitutionnel" meldet: viele Geschwornen hätten Droh- und Brandbriefe erhalten, aber sie trotzten der Gefahr und seien in Bourges eingetroffen. Die "Gazette des Tribunaux" zeigt die Verhaftung von mehreren Personen in den Vorstädten von Bourges an. Diese Personen hätten geschrieen: Vive Barbes! Eine derselben, ein stämmiger

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Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.
068

Die Revolution in Rom und Florenz triumphirt: Die sicherste Gewährleistung davon ist die Trostlosigkeit des Journals „Des Debats.“ Man höre: „die schlimmsten Tage aus der ersten Revolutionszeit sind für Italien herangenaht. Die zwei letzten Dekrete beweisen es in vollem Maße.“ Und was ist denn das Schreckliche in diesen Dekreten? Das eine befiehlt allen Bürgern, die sich aus Florenz entfernt haben, binnen 3 Tagen zurückzukehren, widrigenfalls sie zu einer ihren Vermögungsumständen angemessenen Amende verurtheilt werden. Dieser Schritt, wie das Journal Des Debats richtig bemerkt, könnte direkt zur Confiscation der Güter dieser stillen Vaterlandsverräther führen. Das zweite Dekret verordnet die Errichtung von Kriegsräthen, um Diejenigen zu verurtheilen, welche sich reactionärer Versuche schuldig machen sollten. Das Journal Des Debats hat abermals Recht, wenn es in diesen Kriegsräthen revolutionäre Tribunale erkennt. Es sieht mit Schrecken der Zukunft entgegen, und doch giebt es zu, daß die Agitatoren bis jetzt die Person und das Eigenthum respektirt haben. Das diplomatische Corps ist nach Florenz zurückgekehrt.

068 Turin, 3. März.

Die Deputirtenkammer von Turin hat sich in ihrer Sitzung vom 2. März so lange in Permanenz erklärt, bis die Abstimmung der Antwort auf die Thronrede erfolgt ist. Die Diskussion hat ausschließlich die Kriegsfrage gegen Oestreich zum Gegenstande. Alle Amendements sind verworfen und die Paragraphen des Gesetzentwurfs der Commission allein angenommen worden.

Der § 12, worin es heißt, daß die Piemonteser ihre Brüder aus der Lombardei und das heldenmüthige Venedig von dem auf ihnen lastenden Drucke befreien wollen, hat von Seiten des Deputirten Mauri zu einer Rede Anlaß gegeben, die einen ungemeinen Eindruck hervorgebracht. Alle Deputirten haben sich unwillkürlich mit einem Kriegsgeschrei erhoben, das von den Tribünen wiederholt wurde. Auf den Antrag des Präsidenten ist der Paragraph mit Acclamation angenommen worden.

Der § 15, der sich noch bedeutungsvoller für den Krieg ausspricht, hat zu einer Diskussion zwischen einigen Deputirten und den Abgeordneten Savoyens geführt. Nach einigen kurzen von den Ministern gegebenen Erklärungen ist jedoch derselbe einstimmig angenommen worden.

Die Adresse ward hierauf in ihrer Totalität mit 94 Stimmen gegen 24 angenommen.

068 Florenz, 1. März.

Die Nachricht, daß 5000 Oestreicher gegen Toskana anrücken, bestätigt sich vollkommen. Sie sind von Modena auf Castel Nuovo de Monti gerückt und bedrohen Fivizzano. Die prov. Regierung hat die nöthigen Maßregeln ergriffen, um diese Invasion gebührend zurückzuweisen. Montanelli geht als außerordentlicher Regierungskommissär nach Massa. Die gesammte Nationalgarde von 16 bis zu 30 Jahren wird im ganzen Lande mobilisirt. Das Vaterland ist in Gefahr erklärt.

Zu gleicher Zeit rückt La Marmora in toskanisches Gebiet ein, nicht aber, wie Gioberti's Absicht war, um zu Gunsten des Großherzogs zu interveniren, sondern, wie der Pensiero Italiano berichtet, im vollen Einverständniß mit und zur Unterstützung für die provisorische Regierung. Er ist bereits mit mehreren Schwadronen und einiger Artillerie von Sarzana auf toskanisches Gebiet vorgerückt.

In Rom ist am 24. Februar das Kapitol zur Feier der französischen Revolution illuminirt worden. — Der französische Gesandte hielt eine Anrede an das Volk vom Kapitol herab.

* Florenz, 2. März.

Die provisorische Regierung von Toskana hat folgendes Acktenstück veröffentlicht:

Um zu zeigen, wie sehr der provisorischen Regierung die so sehr gewünschte Vereinigung zwischen Toskana und der römischen Republik am Herzen liegt, hält sie es für ihre Pflicht, die Art und Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, wie sie sich über die folgenden Artikel mit der römischen Regierung verständigt hat.

1) Vereinigung der beiden Länder durch gänzliches Vertilgen der Gränzlinie, welche die beiden Staaten trennt.

2) Gleichheit der Tarife im ganzen römisch-toskanischen Gebiete, für Importation, Exportation und Transit der Waaren.

3) Gleiches Postsystem; von beiden Seiten freier Durchgang der Briefe, ohne daß es nothwendig ist, dieselben freizumachen; Verminderung der Posttaxe; Errichtung von Telegraphenlinien an allen Hauptgränzpunkten.

4) Gültigkeit der in beiden Ländern existirenden Münzsorten; Errichtung eines gleichmäßigen Münzfußes.

5) Gleiche Gültigkeit für die bons de trésor und das Papiergeld in beiden Ländern.

6) Einheit für die diplomatische Vertretung im Auslande.

7) Errichtung einer militärischen Vertheidigungs-Central-Kommission in Bologna, zu der alle von den beiden Regierungen und von Venedig ernannte höhere Offiziere zugezogen werden.

8) Bewilligung von Subsidien an Venedig von Seiten der beiden Regierungen.

Florenz, 26. Februar.

Montarelli Präsident der provisorischen Regierung.

12 Reggio, 28. Febr.

Neue Schandthat der östreichischen Offiziere, die gut zu merken ist für den herannahenden Tag der Rache. Wir hatten uns gestern nach Modena begeben, um die schöne Oper von Verdi zu hören. Wie wir dort angekommen waren, wurde uns schon vor unserm Eintreten ins Theater gesagt, daß man die prima Donna, Mrs. Albertini, eine Engländerin, die einen italienischen Namen angenommen, auszupfeifen beabsichtige, weil sie im trauten Verhältnisse mit einem Offizier der Uhlanen stand. Md. Albertini gilt für eine ausgezeichnete Sängerin, und man vermuthete mit Recht, daß die anwesenden Offiziere das Pfeifen auf ihre eigene Rechnung setzen würden. Das Theater war angefüllt mit Menschen; eine Menge Damen saßen in den Logen und selbst im Parterre; die Gallerie war mit Studenten besetzt. Gegen 100 östreichische Offiziere saßen auf den ersten Bänken hinter dem Parterre. Als die Sängerin die ersten Strophen gesungen hatte, brachen die Offiziere in ungeheures Beifallklatschen aus, während das italienische Publikum auf's grellste zu pfeifen anfing. Der Tumult dauerte eine Weile fort; 6 bis 7 Offiziere gingen aus dem Saale mit drohenden Mienen, kamen aber sogleich zurück; Alles war wieder ruhig geworden, und die beiden Akte wurden ohne Störung aufgeführt.

Der Vorhang hebt sich abermals für das Ballet. Die erste Tänzerin erscheint ganz weiß gekleidet mit einem Blumenstraß am Busen, welcher die National-Kokarde (grün, weiß, roth) darstellte. Ein ungeheurer Applaus brach im ganzen Saale aus und ein wahrer Regen von dreifarbigen Papieren fällt von den obersten Reihen in's Parterre. Die Oestreicher waren auf's höchste gereizt und man konnte es ihnen ansehn, daß sie auf einen Streich für das Ende des Schauspiels sannen. In der That, als die Sängerin zum dritten Male erschien, um das Final-Trio zu singen, erhoben sich die Oestreicher wie auf ein gegebenes Zeichen, zogen ihre Säbel, stürtzten sich auf die unbewaffneten Bürger des Parterre, und riefen den von außen eindringenden Soldaten zu, Niemanden heraus zu lassen. Es war ein schreckliches Gemetzel; das Geschrei der Frauen und Kinder, das Aufhetzen der wilden croatischen und östreichischen Bande, Alles ließ auf ein allgemeines Blutbad schließen. Man ließ keinen andern Ausgang offen als eine kleine Thüre im Parterre, und da noch standen östreichische Soldaten, die mit den Säbeln auf alle diejenigen schlugen, die herauszuschlüpfen versuchten, während im Innern des Saales die Offiziere auf die schauderhafteste Weise wütheten.

Man versuchte hierauf über die Bühne zu entwischen; aber bald ward dieselbe mit einem Bataillon Kroaten mit gefällten Bajonetten besetzt. Die Frauen standen in ihren Logen und wir hielten uns dicht an der Wand, ohne uns auch nur rühren zu können. Deßungeachtet streckten kroatische Soldaten auch auf uns ihre Bajonette. Der Saal leerte sich allmälig, und es gelang uns, mit heiler Haut zu entschlüpfen. Es sollen eine Masse Leute schwer verwundet worden sein.

Aus den in der Stadt getroffenen militärischen Dispositionen geht hervor, daß der Streich vorausgesehen, ja sogar autorisirt war. Ich hätte lieber 20 Schlachten beigewohnt, als diesem schauderhaften Gemetzel. Die tapfern Offiziere gehen triumphirend durch die Stadt; die Einwohner sind wüthend; aber sie haben keine Waffen, und die Garnison ist sehr stark. Man erwartete mit Ungeduld die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.

X Rom.

In der Sitzung der römischen Konstituante vom 25. Februar wollte der Deputirte Filoponti die exekutive Gewalt über die Schritte interpelliren, die sie gegen Oestreich zu thun beabsichtige. Das exekutive Komite und die Minister verlangten, sich nicht anders als im geheimen Komite darüber erklären zu dürfen, und die Tribünen wurden auf der Stelle geräumt. Die geheime Sitzung hat drei Stunden gedauert; nach Verlauf dieser Zeit wurde das Publikum wieder zugelassen, und der Präsident erklärte, daß die Versammlung, nach Anhörung des Ministeriums, wichtige Maßregeln getroffen habe.

Er verlas darauf zwei Dekrete, von denen das Eine das Ministerium einlud, binnen Kurzem 15,000 in Frankreich gekaufte Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach dem andern Dekrete sollen alle unnützen Glocken in Kanonen umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Maßregel sind die Glocken der Dom-, National- und Pfarr-Kirchen, so wie alle diejenigen, die einen Kunstwerth haben.

Der Deputirte Carpi hat hierauf im Namen der Finanz-Kommission der Kammer den Entwurf eines Zwangsanleihens vorgelegt. Die Kommission hat den von der exekutiven Gewalt vorgelegten Entwurf verworfen, weil er in der Anwendung zu viele Schwierigkeiten darböte. Der Entwurf der Kommission besteht in einem Zwangsanleihen von 3,300,000 röm. Thalern. Diese Summe ist erhebbar auf alle Eigenthümer, Kapitalisten und Industrielle der verschiedenen Provinzen. In allen Hauptstädten der Provinz soll eine aus 12 notablen Einwohnern bestehende Kommission gebildet werden, welche die gleichmäßige Vertheilung der Kontribution auf die betreffenden Bürger vorzunehmen hat. Die Kammer hat den Entwurf der Kommission angenommen.

Von Modena her wird berichtet, daß sich ein neues östreichisches Korps der toskanischen Gränze nähere, um Fivizzano zu überraschen. Guerrazzi rückt ihm jedoch entgegen. Ebenso hat Piemont sich an ihn geschlossen. Die Verbrüderung der toskanischen und sardinischen Truppen ist vollständig.

* Mailand, 1. März.

Die hiesige Standrechtszeitung enthält eine Kundmachung Radetzki's, welche die Niedersetzung zweier Militärkommissionen, die eine für die Lombardei, die andere für die venetianischen Provinzen, anzeigt. Aufgabe dieser unter die Präsidentschaft von Generalen gestellten Kommissionen: Betreibung der außerordentlichen Kriegskontribution von Allen, die damit im Rückstande sind oder sie bis zu dem in der Proklamation vom 11. Nov. bezeichneten Termin nicht gezahlt haben sollten.

Venedig, 24. Febr.

Venedig ist ruhig ungeachtet einiger bezahlter Ruhestörer. Man ist von einem edlen Geist der Unabhängigkeit beseelt. Die Stadt wird sich nur in der äußersten Noth ergeben; sie kann sich aber sehr lange halten, 16,000 Mann bilden die Landarmee. Die Nationalgarde zählt mehr als 10,000 Mann; die Marine 6,000. Unglücklicher Weise ist das baare Geld rar; man findet fast nur Papiergeld. Man kann sich keinen Begriff machen, welche Opfer von allen Seiten gebracht werden. Hoffen wir, sie seien nicht vergeblich.

Vor einiger Zeit hat sich der schweizerische Consul, beunruhigt durch die in Clubs gehaltenen Reden, mit der Frage an Herrn Vasseur, französischen Consul, gewendet, um zu vernehmen, ob er seine Landsleute unter seinen Schutz nehmen werde, wenn man sie expulsiren wollte. Der französische Consul hat bejahend geantwortet.

Schweiz.
* Basel, 6. März.

Undank ist der Welt Lohn! Die deutsche Centralgewalt beklagt sich über die Schonung, welche von Seiten der Schweiz gegen die deutschen republikanischen Flüchtlinge geübt werde. Aber folgende Thatsache würde der Ergebenheit der Baselstädtischen Polizei gewiß die volle Gnade des Reichsverwesers zu verschaffen geeignet sein.

Am Freitag den 2. d. erging sich ein norddeutscher Gelehrter mit einem Landsmann, den er im Gasthof zur Krone getroffen und welcher als Geschäftsmann nach Neuschatel zu reisen beabsichtigte, auf den Promenaden vor Basels Thoren. Im Begriffe in die Stadt zurückzukehren, wird derselbe an der Thorwache angehalten, nach seiner Heimath befragt, (keineswegs nach Namen und Geschäft) und als „Deutscher“ nebst seinem Begleiter sogleich arretirt und durch die ganze Vorstadt auf die Polizei geführt, wo dieselben mit einigen straffälligen Weibern stehend eine interessante Halbstunde zu verleben hatten. Nachdem beide Herren sich dort genügend legitimirt hatten, zeigte sich, daß Beide arretirt waren, — weil der Eine, welcher direkt von Frankfurt kam, wo er lange in einem Geschäft gestanden, an seiner Mütze die deutsche Nationalkokarde trug. Man ertheilte demselben den wohlgemeinten Rath, diese Farben nicht blicken zu lassen und ermahnte ihn, ehe er das Polizei-Büreau verließ, das gefährliche Schwarz-Roth-Gold herunter zu schneiden, damit ihn und den andern Herrn nicht sogleich dieselbe Belästigung von Neuem treffen könne.

(S. N. Z.)
Bern, 4. März.

Wie die Berner Ztg. berichtet, hat die hiesige Volksvereins-Sektion gestern Abend beschlossen, von der Bundesversammlung die sofortige Aufhebung der Militär-Kapitulationen ohne Entschädigung zu verlangen. Die diesfällige Adresse soll allen Volksvereins-Sektionen mitgetheilt werden. Das Verhalten des Bundesrathes in einer so durchaus ernsten Angelegenheit hat allgemeine Erbitterung hervorgerufen.

Neuschatel.

Am 1. März wurde in allen Theilen des Kantons, besonders großartig aber in Lachaux-de-Fonds, die Jahresfeier der Märzrevolution begangen.

Französische Republik.
Paris, 7. März.

Der Moniteur bleibt für Alles, was in Europa vorgeht, stumm. Desto aufmerksamer und glaubhafter ist er für die inneren Parteikämpfe. Am possirlichsten ist seine Wuth gegen die Pest des Socialismus, die nun auch das Heer zu ergreifen scheint. Er sagt:

„Nachdem die demagogische Presse die Fabel von einem sozialistischen Bankett erfunden, dem 3 bis 4 Delegirte von jedem Pariser Truppencorps beiwohnten, gibt sie sich Mühe, zu beweisen, daß dieses Bankett wirklich stattgefunden habe. So zeigt ein Journal (Le Peuple) an, daß General Changarnier die Theilnehmer in das Gefängniß geworfen und nennt dies eine [unleserliches Material]upide Maaßregel. Ferner bezeugen die Volksvertreter Joly und Ollivier in einem Briefe, daß sie keiner Mistifikation, sondern einem wirklichen Unteroffizierbankett beigewohnt hätten etc. Wohlan, die HH. Joly und Ollivier sind mistifizirt worden und sie werden jetzt benutzt, um Andere zu mistifiziren. Es geht ihnen wie dem Herrn Pierre Lerour, dem Hohenpriester ihrer Schule, welcher mit ächten Soldaten am Kommuniontisch gesessen zu haben glaubt. Man läßt ferner die Unteroffiziere eine Sprache der Juni-Insurgenten führen und leiht der Armee die Gedanken des Schreckens und Aufruhrs. Nein, diesem Bankett haben keine Unteroffiziere beigewohnt; sie haben keine solche Sprache geführt. Mögen die Häupter des Berges die militärische Disciplin stupide finden: aber man respektirt und liebt die Disciplin, wenn man unter den Fahnen diente“…

— Die italienische Post bringt uns manches Neue. In Rom werden die Glocken geschmolzen und Kanonen daraus gegossen. Ferner soll ein neues östreichisches Corps in Toskana eingefallen sein (bei Castel Nuovo de'Monti) um Fivizzano zu überrumpeln. Der Siecle schien gestern also nicht schlecht unterrichtet.

Im Ministerium des Auswärtigen machte diese neue Hiobspost wenig Eindruck. Der Einfall des Wiener Cabinets: die Ferrarabeute dem Pabste in Gaëta zu schenken, wurde im Conferenzsaale der Nat.-Versammlung recht herzlich belacht.

— Das Journal des Debats enthält eine interessante Correspondenz aus Egypten. In Alerandrien wird fleißig an den Strandfestungswerken gearbeitet.

— Das Steckenpferd der Pariser Journale ist der Prozeß in Bourges. Damit werden sie uns für einige Wochen den Magen verderben. „Credit“ meint, die Angeklagten wären sehr niedergeschlagen (?), „La Presse“findet die Behandlungsweise der Angeklagten allerdings barbarisch; es gäbe zwar viele Canaillen darunter, aber mit dem alten 57jährigen Dr. Raspail hätte man doch schonender umgehen sollen. „Constitutionnel“ meldet: viele Geschwornen hätten Droh- und Brandbriefe erhalten, aber sie trotzten der Gefahr und seien in Bourges eingetroffen. Die „Gazette des Tribunaux“ zeigt die Verhaftung von mehreren Personen in den Vorstädten von Bourges an. Diese Personen hätten geschrieen: Vive Barbés! Eine derselben, ein stämmiger

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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: 27. Bülletin &#x2013; Kriegsnachrichten, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
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              <author>068</author>
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        <head>Italien.</head>
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              <author>068</author>
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          <p>Die Revolution in Rom und Florenz triumphirt: Die sicherste Gewährleistung davon ist die Trostlosigkeit des Journals &#x201E;Des Debats.&#x201C; Man höre: &#x201E;die schlimmsten Tage aus der ersten Revolutionszeit sind für Italien herangenaht. Die zwei letzten Dekrete beweisen es in vollem Maße.&#x201C; Und was ist denn das Schreckliche in diesen Dekreten? Das eine befiehlt allen Bürgern, die sich aus Florenz entfernt haben, binnen 3 Tagen zurückzukehren, widrigenfalls sie zu einer ihren Vermögungsumständen angemessenen Amende verurtheilt werden. Dieser Schritt, wie das Journal Des Debats richtig bemerkt, könnte direkt zur Confiscation der Güter dieser stillen Vaterlandsverräther führen. Das zweite Dekret verordnet die Errichtung von Kriegsräthen, um Diejenigen zu verurtheilen, welche sich reactionärer Versuche schuldig machen sollten. Das Journal Des Debats hat abermals Recht, wenn es in diesen Kriegsräthen revolutionäre Tribunale erkennt. Es sieht mit Schrecken der Zukunft entgegen, und doch giebt es zu, daß die Agitatoren bis jetzt die Person und das Eigenthum respektirt haben. Das diplomatische Corps ist nach Florenz zurückgekehrt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 3. März.</head>
          <p>Die Deputirtenkammer von Turin hat sich in ihrer Sitzung vom 2. März so lange in Permanenz erklärt, bis die Abstimmung der Antwort auf die Thronrede erfolgt ist. Die Diskussion hat ausschließlich die Kriegsfrage gegen Oestreich zum Gegenstande. Alle Amendements sind verworfen und die Paragraphen des Gesetzentwurfs der Commission allein angenommen worden.</p>
          <p>Der § 12, worin es heißt, daß die Piemonteser ihre Brüder aus der Lombardei und das heldenmüthige Venedig von dem auf ihnen lastenden Drucke befreien wollen, hat von Seiten des Deputirten Mauri zu einer Rede Anlaß gegeben, die einen ungemeinen Eindruck hervorgebracht. Alle Deputirten haben sich unwillkürlich mit einem Kriegsgeschrei erhoben, das von den Tribünen wiederholt wurde. Auf den Antrag des Präsidenten ist der Paragraph mit Acclamation angenommen worden.</p>
          <p>Der § 15, der sich noch bedeutungsvoller für den Krieg ausspricht, hat zu einer Diskussion zwischen einigen Deputirten und den Abgeordneten Savoyens geführt. Nach einigen kurzen von den Ministern gegebenen Erklärungen ist jedoch derselbe einstimmig angenommen worden.</p>
          <p>Die Adresse ward hierauf in ihrer Totalität mit 94 Stimmen gegen 24 angenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Florenz, 1. März.</head>
          <p>Die Nachricht, daß 5000 Oestreicher gegen Toskana anrücken, bestätigt sich vollkommen. Sie sind von Modena auf Castel Nuovo de Monti gerückt und bedrohen Fivizzano. Die prov. Regierung hat die nöthigen Maßregeln ergriffen, um diese Invasion gebührend zurückzuweisen. Montanelli geht als außerordentlicher Regierungskommissär nach Massa. Die gesammte Nationalgarde von 16 bis zu 30 Jahren wird im ganzen Lande mobilisirt. Das Vaterland ist in Gefahr erklärt.</p>
          <p>Zu gleicher Zeit rückt <hi rendition="#g">La Marmora</hi> in toskanisches Gebiet ein, nicht aber, wie Gioberti's Absicht war, um zu Gunsten des Großherzogs zu interveniren, sondern, wie der Pensiero Italiano berichtet, im vollen Einverständniß mit und zur Unterstützung für die provisorische Regierung. Er ist bereits mit mehreren Schwadronen und einiger Artillerie von Sarzana auf toskanisches Gebiet vorgerückt.</p>
          <p>In Rom ist am 24. Februar das Kapitol zur Feier der französischen Revolution illuminirt worden. &#x2014; Der französische Gesandte hielt eine Anrede an das Volk vom Kapitol herab.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 2. März.</head>
          <p>Die provisorische Regierung von Toskana hat folgendes Acktenstück veröffentlicht:</p>
          <p>Um zu zeigen, wie sehr der provisorischen Regierung die so sehr gewünschte Vereinigung zwischen Toskana und der römischen Republik am Herzen liegt, hält sie es für ihre Pflicht, die Art und Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, wie sie sich über die folgenden Artikel mit der römischen Regierung verständigt hat.</p>
          <p>1) Vereinigung der beiden Länder durch gänzliches Vertilgen der Gränzlinie, welche die beiden Staaten trennt.</p>
          <p>2) Gleichheit der Tarife im ganzen römisch-toskanischen Gebiete, für Importation, Exportation und Transit der Waaren.</p>
          <p>3) Gleiches Postsystem; von beiden Seiten freier Durchgang der Briefe, ohne daß es nothwendig ist, dieselben freizumachen; Verminderung der Posttaxe; Errichtung von Telegraphenlinien an allen Hauptgränzpunkten.</p>
          <p>4) Gültigkeit der in beiden Ländern existirenden Münzsorten; Errichtung eines gleichmäßigen Münzfußes.</p>
          <p>5) Gleiche Gültigkeit für die bons de trésor und das Papiergeld in beiden Ländern.</p>
          <p>6) Einheit für die diplomatische Vertretung im Auslande.</p>
          <p>7) Errichtung einer militärischen Vertheidigungs-Central-Kommission in Bologna, zu der alle von den beiden Regierungen und von Venedig ernannte höhere Offiziere zugezogen werden.</p>
          <p>8) Bewilligung von Subsidien an Venedig von Seiten der beiden Regierungen.</p>
          <p>Florenz, 26. Februar.</p>
          <p><hi rendition="#g">Montarelli</hi> Präsident der provisorischen Regierung.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Reggio, 28. Febr.</head>
          <p>Neue Schandthat der östreichischen Offiziere, die gut zu merken ist für den herannahenden Tag der Rache. Wir hatten uns gestern nach Modena begeben, um die schöne Oper von Verdi zu hören. Wie wir dort angekommen waren, wurde uns schon vor unserm Eintreten ins Theater gesagt, daß man die prima Donna, Mrs. Albertini, eine Engländerin, die einen italienischen Namen angenommen, auszupfeifen beabsichtige, weil sie im trauten Verhältnisse mit einem Offizier der Uhlanen stand. Md. Albertini gilt für eine ausgezeichnete Sängerin, und man vermuthete mit Recht, daß die anwesenden Offiziere das Pfeifen auf ihre eigene Rechnung setzen würden. Das Theater war angefüllt mit Menschen; eine Menge Damen saßen in den Logen und selbst im Parterre; die Gallerie war mit Studenten besetzt. Gegen 100 östreichische Offiziere saßen auf den ersten Bänken hinter dem Parterre. Als die Sängerin die ersten Strophen gesungen hatte, brachen die Offiziere in ungeheures Beifallklatschen aus, während das italienische Publikum auf's grellste zu pfeifen anfing. Der Tumult dauerte eine Weile fort; 6 bis 7 Offiziere gingen aus dem Saale mit drohenden Mienen, kamen aber sogleich zurück; Alles war wieder ruhig geworden, und die beiden Akte wurden ohne Störung aufgeführt.</p>
          <p>Der Vorhang hebt sich abermals für das Ballet. Die erste Tänzerin erscheint ganz weiß gekleidet mit einem Blumenstraß am Busen, welcher die National-Kokarde (grün, weiß, roth) darstellte. Ein ungeheurer Applaus brach im ganzen Saale aus und ein wahrer Regen von dreifarbigen Papieren fällt von den obersten Reihen in's Parterre. Die Oestreicher waren auf's höchste gereizt und man konnte es ihnen ansehn, daß sie auf einen Streich für das Ende des Schauspiels sannen. In der That, als die Sängerin zum dritten Male erschien, um das Final-Trio zu singen, erhoben sich die Oestreicher wie auf ein gegebenes Zeichen, zogen ihre Säbel, stürtzten sich auf die unbewaffneten Bürger des Parterre, und riefen den von außen eindringenden Soldaten zu, Niemanden heraus zu lassen. Es war ein schreckliches Gemetzel; das Geschrei der Frauen und Kinder, das Aufhetzen der wilden croatischen und östreichischen Bande, Alles ließ auf ein allgemeines Blutbad schließen. Man ließ keinen andern Ausgang offen als eine kleine Thüre im Parterre, und da noch standen östreichische Soldaten, die mit den Säbeln auf alle diejenigen schlugen, die herauszuschlüpfen versuchten, während im Innern des Saales die Offiziere auf die schauderhafteste Weise wütheten.</p>
          <p>Man versuchte hierauf über die Bühne zu entwischen; aber bald ward dieselbe mit einem Bataillon Kroaten mit gefällten Bajonetten besetzt. Die Frauen standen in ihren Logen und wir hielten uns dicht an der Wand, ohne uns auch nur rühren zu können. Deßungeachtet streckten kroatische Soldaten auch auf uns ihre Bajonette. Der Saal leerte sich allmälig, und es gelang uns, mit heiler Haut zu entschlüpfen. Es sollen eine Masse Leute schwer verwundet worden sein.</p>
          <p>Aus den in der Stadt getroffenen militärischen Dispositionen geht hervor, daß der Streich vorausgesehen, ja sogar autorisirt war. Ich hätte lieber 20 Schlachten beigewohnt, als diesem schauderhaften Gemetzel. Die tapfern Offiziere gehen triumphirend durch die Stadt; die Einwohner sind wüthend; aber sie haben keine Waffen, und die Garnison ist sehr stark. Man erwartete mit Ungeduld die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Rom.</head>
          <p>In der Sitzung der römischen Konstituante vom 25. Februar wollte der Deputirte Filoponti die exekutive Gewalt über die Schritte interpelliren, die sie gegen Oestreich zu thun beabsichtige. Das exekutive Komite und die Minister verlangten, sich nicht anders als im geheimen Komite darüber erklären zu dürfen, und die Tribünen wurden auf der Stelle geräumt. Die geheime Sitzung hat drei Stunden gedauert; nach Verlauf dieser Zeit wurde das Publikum wieder zugelassen, und der Präsident erklärte, daß die Versammlung, nach Anhörung des Ministeriums, wichtige Maßregeln getroffen habe.</p>
          <p>Er verlas darauf zwei Dekrete, von denen das Eine das Ministerium einlud, binnen Kurzem 15,000 in Frankreich gekaufte Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach dem andern Dekrete sollen alle unnützen Glocken in Kanonen umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Maßregel sind die Glocken der Dom-, National- und Pfarr-Kirchen, so wie alle diejenigen, die einen Kunstwerth haben.</p>
          <p>Der Deputirte Carpi hat hierauf im Namen der Finanz-Kommission der Kammer den Entwurf eines Zwangsanleihens vorgelegt. Die Kommission hat den von der exekutiven Gewalt vorgelegten Entwurf verworfen, weil er in der Anwendung zu viele Schwierigkeiten darböte. Der Entwurf der Kommission besteht in einem Zwangsanleihen von 3,300,000 röm. Thalern. Diese Summe ist erhebbar auf alle Eigenthümer, Kapitalisten und Industrielle der verschiedenen Provinzen. In allen Hauptstädten der Provinz soll eine aus 12 notablen Einwohnern bestehende Kommission gebildet werden, welche die gleichmäßige Vertheilung der Kontribution auf die betreffenden Bürger vorzunehmen hat. Die Kammer hat den Entwurf der Kommission angenommen.</p>
          <p>Von <hi rendition="#g">Modena</hi> her wird berichtet, daß sich ein neues östreichisches Korps der toskanischen Gränze nähere, um Fivizzano zu überraschen. Guerrazzi rückt ihm jedoch entgegen. Ebenso hat Piemont sich an ihn geschlossen. Die Verbrüderung der toskanischen und sardinischen Truppen ist vollständig.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 1. März.</head>
          <p>Die hiesige Standrechtszeitung enthält eine Kundmachung Radetzki's, welche die Niedersetzung zweier Militärkommissionen, die eine für die Lombardei, die andere für die venetianischen Provinzen, anzeigt. Aufgabe dieser unter die Präsidentschaft von Generalen gestellten Kommissionen: Betreibung der außerordentlichen Kriegskontribution von Allen, die damit im Rückstande sind oder sie bis zu dem in der Proklamation vom 11. Nov. bezeichneten Termin nicht gezahlt haben sollten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_021" type="jArticle">
          <head>Venedig, 24. Febr.</head>
          <p>Venedig ist ruhig ungeachtet einiger bezahlter Ruhestörer. Man ist von einem edlen Geist der Unabhängigkeit beseelt. Die Stadt wird sich nur in der äußersten Noth ergeben; sie kann sich aber sehr lange halten, 16,000 Mann bilden die Landarmee. Die Nationalgarde zählt mehr als 10,000 Mann; die Marine 6,000. Unglücklicher Weise ist das baare Geld rar; man findet fast nur Papiergeld. Man kann sich keinen Begriff machen, welche Opfer von allen Seiten gebracht werden. Hoffen wir, sie seien nicht vergeblich.</p>
          <p>Vor einiger Zeit hat sich der schweizerische Consul, beunruhigt durch die in Clubs gehaltenen Reden, mit der Frage an Herrn Vasseur, französischen Consul, gewendet, um zu vernehmen, ob er seine Landsleute unter seinen Schutz nehmen werde, wenn man sie expulsiren wollte. Der französische Consul hat bejahend geantwortet.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar242_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Basel, 6. März.</head>
          <p>Undank ist der Welt Lohn! Die deutsche Centralgewalt beklagt sich über die Schonung, welche von Seiten der Schweiz gegen die deutschen republikanischen Flüchtlinge geübt werde. Aber folgende Thatsache würde der Ergebenheit der Baselstädtischen Polizei gewiß die volle Gnade des Reichsverwesers zu verschaffen geeignet sein.</p>
          <p>Am Freitag den 2. d. erging sich ein norddeutscher Gelehrter mit einem Landsmann, den er im Gasthof zur Krone getroffen und welcher als Geschäftsmann nach Neuschatel zu reisen beabsichtigte, auf den Promenaden vor Basels Thoren. Im Begriffe in die Stadt zurückzukehren, wird derselbe an der Thorwache angehalten, nach seiner Heimath befragt, (keineswegs nach Namen und Geschäft) und als &#x201E;Deutscher&#x201C; nebst seinem Begleiter sogleich arretirt und durch die ganze Vorstadt auf die Polizei geführt, wo dieselben mit einigen straffälligen Weibern stehend eine interessante Halbstunde zu verleben hatten. Nachdem beide Herren sich dort genügend legitimirt hatten, zeigte sich, daß Beide arretirt waren, &#x2014; weil der Eine, welcher direkt von Frankfurt kam, wo er lange in einem Geschäft gestanden, an seiner Mütze die deutsche Nationalkokarde trug. Man ertheilte demselben den wohlgemeinten Rath, diese Farben nicht blicken zu lassen und ermahnte ihn, ehe er das Polizei-Büreau verließ, das gefährliche Schwarz-Roth-Gold herunter zu schneiden, damit ihn und den andern Herrn nicht sogleich dieselbe Belästigung von Neuem treffen könne.</p>
          <bibl>(S. N. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar242_023" type="jArticle">
          <head>Bern, 4. März.</head>
          <p>Wie die Berner Ztg. berichtet, hat die hiesige Volksvereins-Sektion gestern Abend beschlossen, von der Bundesversammlung die sofortige Aufhebung der Militär-Kapitulationen ohne Entschädigung zu verlangen. Die diesfällige Adresse soll allen Volksvereins-Sektionen mitgetheilt werden. Das Verhalten des Bundesrathes in einer so durchaus ernsten Angelegenheit hat allgemeine Erbitterung hervorgerufen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar242_024" type="jArticle">
          <head>Neuschatel.</head>
          <p>Am 1. März wurde in allen Theilen des Kantons, besonders großartig aber in Lachaux-de-Fonds, die Jahresfeier der Märzrevolution begangen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar242_025" type="jArticle">
          <head>Paris, 7. März.</head>
          <p>Der Moniteur bleibt für Alles, was in Europa vorgeht, stumm. Desto aufmerksamer und glaubhafter ist er für die inneren Parteikämpfe. Am possirlichsten ist seine Wuth gegen die Pest des Socialismus, die nun auch das Heer zu ergreifen scheint. Er sagt:</p>
          <p>&#x201E;Nachdem die demagogische Presse die Fabel von einem sozialistischen Bankett erfunden, dem 3 bis 4 Delegirte von jedem Pariser Truppencorps beiwohnten, gibt sie sich Mühe, zu beweisen, daß dieses Bankett wirklich stattgefunden habe. So zeigt ein Journal (Le Peuple) an, daß General Changarnier die Theilnehmer in das Gefängniß geworfen und nennt dies eine <hi rendition="#g"><gap reason="illegible"/>upide</hi> Maaßregel. Ferner bezeugen die Volksvertreter <hi rendition="#g">Joly</hi> und <hi rendition="#g">Ollivier</hi> in einem Briefe, daß sie keiner Mistifikation, sondern einem wirklichen Unteroffizierbankett beigewohnt hätten etc. Wohlan, die HH. Joly und Ollivier sind mistifizirt worden und sie werden jetzt benutzt, um Andere zu mistifiziren. Es geht ihnen wie dem Herrn Pierre Lerour, dem Hohenpriester ihrer Schule, welcher mit ächten Soldaten am Kommuniontisch gesessen zu haben glaubt. Man läßt ferner die Unteroffiziere eine Sprache der Juni-Insurgenten führen und leiht der Armee die Gedanken des Schreckens und Aufruhrs. Nein, diesem Bankett haben keine Unteroffiziere beigewohnt; sie haben keine solche Sprache geführt. Mögen die Häupter des Berges die militärische Disciplin stupide finden: aber man respektirt und liebt die Disciplin, wenn man unter den Fahnen diente&#x201C;&#x2026;</p>
          <p>&#x2014; Die italienische Post bringt uns manches Neue. In Rom werden die Glocken geschmolzen und Kanonen daraus gegossen. Ferner soll ein neues östreichisches Corps in Toskana eingefallen sein (bei Castel Nuovo de'Monti) um Fivizzano zu überrumpeln. Der Siecle schien gestern also nicht schlecht unterrichtet.</p>
          <p>Im Ministerium des Auswärtigen machte diese neue Hiobspost wenig Eindruck. Der Einfall des Wiener Cabinets: die Ferrarabeute dem Pabste in Gaëta zu schenken, wurde im Conferenzsaale der Nat.-Versammlung recht herzlich belacht.</p>
          <p>&#x2014; Das Journal des Debats enthält eine interessante Correspondenz aus Egypten. In Alerandrien wird fleißig an den Strandfestungswerken gearbeitet.</p>
          <p>&#x2014; Das Steckenpferd der Pariser Journale ist der Prozeß in Bourges. Damit werden sie uns für einige Wochen den Magen verderben. &#x201E;Credit&#x201C; meint, die Angeklagten wären sehr niedergeschlagen (?), &#x201E;La Presse&#x201C;findet die Behandlungsweise der Angeklagten allerdings barbarisch; es gäbe zwar viele Canaillen darunter, aber mit dem alten 57jährigen Dr. Raspail hätte man doch schonender umgehen sollen. &#x201E;Constitutionnel&#x201C; meldet: viele Geschwornen hätten Droh- und Brandbriefe erhalten, aber sie trotzten der Gefahr und seien in Bourges eingetroffen. Die &#x201E;Gazette des Tribunaux&#x201C; zeigt die Verhaftung von mehreren Personen in den Vorstädten von Bourges an. Diese Personen hätten geschrieen: Vive Barbés! Eine derselben, ein stämmiger
</p>
        </div>
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[1339/0003] 068 _ Italien. 068 Die Revolution in Rom und Florenz triumphirt: Die sicherste Gewährleistung davon ist die Trostlosigkeit des Journals „Des Debats.“ Man höre: „die schlimmsten Tage aus der ersten Revolutionszeit sind für Italien herangenaht. Die zwei letzten Dekrete beweisen es in vollem Maße.“ Und was ist denn das Schreckliche in diesen Dekreten? Das eine befiehlt allen Bürgern, die sich aus Florenz entfernt haben, binnen 3 Tagen zurückzukehren, widrigenfalls sie zu einer ihren Vermögungsumständen angemessenen Amende verurtheilt werden. Dieser Schritt, wie das Journal Des Debats richtig bemerkt, könnte direkt zur Confiscation der Güter dieser stillen Vaterlandsverräther führen. Das zweite Dekret verordnet die Errichtung von Kriegsräthen, um Diejenigen zu verurtheilen, welche sich reactionärer Versuche schuldig machen sollten. Das Journal Des Debats hat abermals Recht, wenn es in diesen Kriegsräthen revolutionäre Tribunale erkennt. Es sieht mit Schrecken der Zukunft entgegen, und doch giebt es zu, daß die Agitatoren bis jetzt die Person und das Eigenthum respektirt haben. Das diplomatische Corps ist nach Florenz zurückgekehrt. 068 Turin, 3. März. Die Deputirtenkammer von Turin hat sich in ihrer Sitzung vom 2. März so lange in Permanenz erklärt, bis die Abstimmung der Antwort auf die Thronrede erfolgt ist. Die Diskussion hat ausschließlich die Kriegsfrage gegen Oestreich zum Gegenstande. Alle Amendements sind verworfen und die Paragraphen des Gesetzentwurfs der Commission allein angenommen worden. Der § 12, worin es heißt, daß die Piemonteser ihre Brüder aus der Lombardei und das heldenmüthige Venedig von dem auf ihnen lastenden Drucke befreien wollen, hat von Seiten des Deputirten Mauri zu einer Rede Anlaß gegeben, die einen ungemeinen Eindruck hervorgebracht. Alle Deputirten haben sich unwillkürlich mit einem Kriegsgeschrei erhoben, das von den Tribünen wiederholt wurde. Auf den Antrag des Präsidenten ist der Paragraph mit Acclamation angenommen worden. Der § 15, der sich noch bedeutungsvoller für den Krieg ausspricht, hat zu einer Diskussion zwischen einigen Deputirten und den Abgeordneten Savoyens geführt. Nach einigen kurzen von den Ministern gegebenen Erklärungen ist jedoch derselbe einstimmig angenommen worden. Die Adresse ward hierauf in ihrer Totalität mit 94 Stimmen gegen 24 angenommen. 068 Florenz, 1. März. Die Nachricht, daß 5000 Oestreicher gegen Toskana anrücken, bestätigt sich vollkommen. Sie sind von Modena auf Castel Nuovo de Monti gerückt und bedrohen Fivizzano. Die prov. Regierung hat die nöthigen Maßregeln ergriffen, um diese Invasion gebührend zurückzuweisen. Montanelli geht als außerordentlicher Regierungskommissär nach Massa. Die gesammte Nationalgarde von 16 bis zu 30 Jahren wird im ganzen Lande mobilisirt. Das Vaterland ist in Gefahr erklärt. Zu gleicher Zeit rückt La Marmora in toskanisches Gebiet ein, nicht aber, wie Gioberti's Absicht war, um zu Gunsten des Großherzogs zu interveniren, sondern, wie der Pensiero Italiano berichtet, im vollen Einverständniß mit und zur Unterstützung für die provisorische Regierung. Er ist bereits mit mehreren Schwadronen und einiger Artillerie von Sarzana auf toskanisches Gebiet vorgerückt. In Rom ist am 24. Februar das Kapitol zur Feier der französischen Revolution illuminirt worden. — Der französische Gesandte hielt eine Anrede an das Volk vom Kapitol herab. * Florenz, 2. März. Die provisorische Regierung von Toskana hat folgendes Acktenstück veröffentlicht: Um zu zeigen, wie sehr der provisorischen Regierung die so sehr gewünschte Vereinigung zwischen Toskana und der römischen Republik am Herzen liegt, hält sie es für ihre Pflicht, die Art und Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, wie sie sich über die folgenden Artikel mit der römischen Regierung verständigt hat. 1) Vereinigung der beiden Länder durch gänzliches Vertilgen der Gränzlinie, welche die beiden Staaten trennt. 2) Gleichheit der Tarife im ganzen römisch-toskanischen Gebiete, für Importation, Exportation und Transit der Waaren. 3) Gleiches Postsystem; von beiden Seiten freier Durchgang der Briefe, ohne daß es nothwendig ist, dieselben freizumachen; Verminderung der Posttaxe; Errichtung von Telegraphenlinien an allen Hauptgränzpunkten. 4) Gültigkeit der in beiden Ländern existirenden Münzsorten; Errichtung eines gleichmäßigen Münzfußes. 5) Gleiche Gültigkeit für die bons de trésor und das Papiergeld in beiden Ländern. 6) Einheit für die diplomatische Vertretung im Auslande. 7) Errichtung einer militärischen Vertheidigungs-Central-Kommission in Bologna, zu der alle von den beiden Regierungen und von Venedig ernannte höhere Offiziere zugezogen werden. 8) Bewilligung von Subsidien an Venedig von Seiten der beiden Regierungen. Florenz, 26. Februar. Montarelli Präsident der provisorischen Regierung. 12 Reggio, 28. Febr. Neue Schandthat der östreichischen Offiziere, die gut zu merken ist für den herannahenden Tag der Rache. Wir hatten uns gestern nach Modena begeben, um die schöne Oper von Verdi zu hören. Wie wir dort angekommen waren, wurde uns schon vor unserm Eintreten ins Theater gesagt, daß man die prima Donna, Mrs. Albertini, eine Engländerin, die einen italienischen Namen angenommen, auszupfeifen beabsichtige, weil sie im trauten Verhältnisse mit einem Offizier der Uhlanen stand. Md. Albertini gilt für eine ausgezeichnete Sängerin, und man vermuthete mit Recht, daß die anwesenden Offiziere das Pfeifen auf ihre eigene Rechnung setzen würden. Das Theater war angefüllt mit Menschen; eine Menge Damen saßen in den Logen und selbst im Parterre; die Gallerie war mit Studenten besetzt. Gegen 100 östreichische Offiziere saßen auf den ersten Bänken hinter dem Parterre. Als die Sängerin die ersten Strophen gesungen hatte, brachen die Offiziere in ungeheures Beifallklatschen aus, während das italienische Publikum auf's grellste zu pfeifen anfing. Der Tumult dauerte eine Weile fort; 6 bis 7 Offiziere gingen aus dem Saale mit drohenden Mienen, kamen aber sogleich zurück; Alles war wieder ruhig geworden, und die beiden Akte wurden ohne Störung aufgeführt. Der Vorhang hebt sich abermals für das Ballet. Die erste Tänzerin erscheint ganz weiß gekleidet mit einem Blumenstraß am Busen, welcher die National-Kokarde (grün, weiß, roth) darstellte. Ein ungeheurer Applaus brach im ganzen Saale aus und ein wahrer Regen von dreifarbigen Papieren fällt von den obersten Reihen in's Parterre. Die Oestreicher waren auf's höchste gereizt und man konnte es ihnen ansehn, daß sie auf einen Streich für das Ende des Schauspiels sannen. In der That, als die Sängerin zum dritten Male erschien, um das Final-Trio zu singen, erhoben sich die Oestreicher wie auf ein gegebenes Zeichen, zogen ihre Säbel, stürtzten sich auf die unbewaffneten Bürger des Parterre, und riefen den von außen eindringenden Soldaten zu, Niemanden heraus zu lassen. Es war ein schreckliches Gemetzel; das Geschrei der Frauen und Kinder, das Aufhetzen der wilden croatischen und östreichischen Bande, Alles ließ auf ein allgemeines Blutbad schließen. Man ließ keinen andern Ausgang offen als eine kleine Thüre im Parterre, und da noch standen östreichische Soldaten, die mit den Säbeln auf alle diejenigen schlugen, die herauszuschlüpfen versuchten, während im Innern des Saales die Offiziere auf die schauderhafteste Weise wütheten. Man versuchte hierauf über die Bühne zu entwischen; aber bald ward dieselbe mit einem Bataillon Kroaten mit gefällten Bajonetten besetzt. Die Frauen standen in ihren Logen und wir hielten uns dicht an der Wand, ohne uns auch nur rühren zu können. Deßungeachtet streckten kroatische Soldaten auch auf uns ihre Bajonette. Der Saal leerte sich allmälig, und es gelang uns, mit heiler Haut zu entschlüpfen. Es sollen eine Masse Leute schwer verwundet worden sein. Aus den in der Stadt getroffenen militärischen Dispositionen geht hervor, daß der Streich vorausgesehen, ja sogar autorisirt war. Ich hätte lieber 20 Schlachten beigewohnt, als diesem schauderhaften Gemetzel. Die tapfern Offiziere gehen triumphirend durch die Stadt; die Einwohner sind wüthend; aber sie haben keine Waffen, und die Garnison ist sehr stark. Man erwartete mit Ungeduld die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten. X Rom. In der Sitzung der römischen Konstituante vom 25. Februar wollte der Deputirte Filoponti die exekutive Gewalt über die Schritte interpelliren, die sie gegen Oestreich zu thun beabsichtige. Das exekutive Komite und die Minister verlangten, sich nicht anders als im geheimen Komite darüber erklären zu dürfen, und die Tribünen wurden auf der Stelle geräumt. Die geheime Sitzung hat drei Stunden gedauert; nach Verlauf dieser Zeit wurde das Publikum wieder zugelassen, und der Präsident erklärte, daß die Versammlung, nach Anhörung des Ministeriums, wichtige Maßregeln getroffen habe. Er verlas darauf zwei Dekrete, von denen das Eine das Ministerium einlud, binnen Kurzem 15,000 in Frankreich gekaufte Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach dem andern Dekrete sollen alle unnützen Glocken in Kanonen umgewandelt werden. Ausgenommen von dieser Maßregel sind die Glocken der Dom-, National- und Pfarr-Kirchen, so wie alle diejenigen, die einen Kunstwerth haben. Der Deputirte Carpi hat hierauf im Namen der Finanz-Kommission der Kammer den Entwurf eines Zwangsanleihens vorgelegt. Die Kommission hat den von der exekutiven Gewalt vorgelegten Entwurf verworfen, weil er in der Anwendung zu viele Schwierigkeiten darböte. Der Entwurf der Kommission besteht in einem Zwangsanleihen von 3,300,000 röm. Thalern. Diese Summe ist erhebbar auf alle Eigenthümer, Kapitalisten und Industrielle der verschiedenen Provinzen. In allen Hauptstädten der Provinz soll eine aus 12 notablen Einwohnern bestehende Kommission gebildet werden, welche die gleichmäßige Vertheilung der Kontribution auf die betreffenden Bürger vorzunehmen hat. Die Kammer hat den Entwurf der Kommission angenommen. Von Modena her wird berichtet, daß sich ein neues östreichisches Korps der toskanischen Gränze nähere, um Fivizzano zu überraschen. Guerrazzi rückt ihm jedoch entgegen. Ebenso hat Piemont sich an ihn geschlossen. Die Verbrüderung der toskanischen und sardinischen Truppen ist vollständig. * Mailand, 1. März. Die hiesige Standrechtszeitung enthält eine Kundmachung Radetzki's, welche die Niedersetzung zweier Militärkommissionen, die eine für die Lombardei, die andere für die venetianischen Provinzen, anzeigt. Aufgabe dieser unter die Präsidentschaft von Generalen gestellten Kommissionen: Betreibung der außerordentlichen Kriegskontribution von Allen, die damit im Rückstande sind oder sie bis zu dem in der Proklamation vom 11. Nov. bezeichneten Termin nicht gezahlt haben sollten. Venedig, 24. Febr. Venedig ist ruhig ungeachtet einiger bezahlter Ruhestörer. Man ist von einem edlen Geist der Unabhängigkeit beseelt. Die Stadt wird sich nur in der äußersten Noth ergeben; sie kann sich aber sehr lange halten, 16,000 Mann bilden die Landarmee. Die Nationalgarde zählt mehr als 10,000 Mann; die Marine 6,000. Unglücklicher Weise ist das baare Geld rar; man findet fast nur Papiergeld. Man kann sich keinen Begriff machen, welche Opfer von allen Seiten gebracht werden. Hoffen wir, sie seien nicht vergeblich. Vor einiger Zeit hat sich der schweizerische Consul, beunruhigt durch die in Clubs gehaltenen Reden, mit der Frage an Herrn Vasseur, französischen Consul, gewendet, um zu vernehmen, ob er seine Landsleute unter seinen Schutz nehmen werde, wenn man sie expulsiren wollte. Der französische Consul hat bejahend geantwortet. Schweiz. * Basel, 6. März. Undank ist der Welt Lohn! Die deutsche Centralgewalt beklagt sich über die Schonung, welche von Seiten der Schweiz gegen die deutschen republikanischen Flüchtlinge geübt werde. Aber folgende Thatsache würde der Ergebenheit der Baselstädtischen Polizei gewiß die volle Gnade des Reichsverwesers zu verschaffen geeignet sein. Am Freitag den 2. d. erging sich ein norddeutscher Gelehrter mit einem Landsmann, den er im Gasthof zur Krone getroffen und welcher als Geschäftsmann nach Neuschatel zu reisen beabsichtigte, auf den Promenaden vor Basels Thoren. Im Begriffe in die Stadt zurückzukehren, wird derselbe an der Thorwache angehalten, nach seiner Heimath befragt, (keineswegs nach Namen und Geschäft) und als „Deutscher“ nebst seinem Begleiter sogleich arretirt und durch die ganze Vorstadt auf die Polizei geführt, wo dieselben mit einigen straffälligen Weibern stehend eine interessante Halbstunde zu verleben hatten. Nachdem beide Herren sich dort genügend legitimirt hatten, zeigte sich, daß Beide arretirt waren, — weil der Eine, welcher direkt von Frankfurt kam, wo er lange in einem Geschäft gestanden, an seiner Mütze die deutsche Nationalkokarde trug. Man ertheilte demselben den wohlgemeinten Rath, diese Farben nicht blicken zu lassen und ermahnte ihn, ehe er das Polizei-Büreau verließ, das gefährliche Schwarz-Roth-Gold herunter zu schneiden, damit ihn und den andern Herrn nicht sogleich dieselbe Belästigung von Neuem treffen könne. (S. N. Z.) Bern, 4. März. Wie die Berner Ztg. berichtet, hat die hiesige Volksvereins-Sektion gestern Abend beschlossen, von der Bundesversammlung die sofortige Aufhebung der Militär-Kapitulationen ohne Entschädigung zu verlangen. Die diesfällige Adresse soll allen Volksvereins-Sektionen mitgetheilt werden. Das Verhalten des Bundesrathes in einer so durchaus ernsten Angelegenheit hat allgemeine Erbitterung hervorgerufen. Neuschatel. Am 1. März wurde in allen Theilen des Kantons, besonders großartig aber in Lachaux-de-Fonds, die Jahresfeier der Märzrevolution begangen. Französische Republik. Paris, 7. März. Der Moniteur bleibt für Alles, was in Europa vorgeht, stumm. Desto aufmerksamer und glaubhafter ist er für die inneren Parteikämpfe. Am possirlichsten ist seine Wuth gegen die Pest des Socialismus, die nun auch das Heer zu ergreifen scheint. Er sagt: „Nachdem die demagogische Presse die Fabel von einem sozialistischen Bankett erfunden, dem 3 bis 4 Delegirte von jedem Pariser Truppencorps beiwohnten, gibt sie sich Mühe, zu beweisen, daß dieses Bankett wirklich stattgefunden habe. So zeigt ein Journal (Le Peuple) an, daß General Changarnier die Theilnehmer in das Gefängniß geworfen und nennt dies eine _ upide Maaßregel. Ferner bezeugen die Volksvertreter Joly und Ollivier in einem Briefe, daß sie keiner Mistifikation, sondern einem wirklichen Unteroffizierbankett beigewohnt hätten etc. Wohlan, die HH. Joly und Ollivier sind mistifizirt worden und sie werden jetzt benutzt, um Andere zu mistifiziren. Es geht ihnen wie dem Herrn Pierre Lerour, dem Hohenpriester ihrer Schule, welcher mit ächten Soldaten am Kommuniontisch gesessen zu haben glaubt. Man läßt ferner die Unteroffiziere eine Sprache der Juni-Insurgenten führen und leiht der Armee die Gedanken des Schreckens und Aufruhrs. Nein, diesem Bankett haben keine Unteroffiziere beigewohnt; sie haben keine solche Sprache geführt. Mögen die Häupter des Berges die militärische Disciplin stupide finden: aber man respektirt und liebt die Disciplin, wenn man unter den Fahnen diente“… — Die italienische Post bringt uns manches Neue. In Rom werden die Glocken geschmolzen und Kanonen daraus gegossen. Ferner soll ein neues östreichisches Corps in Toskana eingefallen sein (bei Castel Nuovo de'Monti) um Fivizzano zu überrumpeln. Der Siecle schien gestern also nicht schlecht unterrichtet. Im Ministerium des Auswärtigen machte diese neue Hiobspost wenig Eindruck. Der Einfall des Wiener Cabinets: die Ferrarabeute dem Pabste in Gaëta zu schenken, wurde im Conferenzsaale der Nat.-Versammlung recht herzlich belacht. — Das Journal des Debats enthält eine interessante Correspondenz aus Egypten. In Alerandrien wird fleißig an den Strandfestungswerken gearbeitet. — Das Steckenpferd der Pariser Journale ist der Prozeß in Bourges. Damit werden sie uns für einige Wochen den Magen verderben. „Credit“ meint, die Angeklagten wären sehr niedergeschlagen (?), „La Presse“findet die Behandlungsweise der Angeklagten allerdings barbarisch; es gäbe zwar viele Canaillen darunter, aber mit dem alten 57jährigen Dr. Raspail hätte man doch schonender umgehen sollen. „Constitutionnel“ meldet: viele Geschwornen hätten Droh- und Brandbriefe erhalten, aber sie trotzten der Gefahr und seien in Bourges eingetroffen. Die „Gazette des Tribunaux“ zeigt die Verhaftung von mehreren Personen in den Vorstädten von Bourges an. Diese Personen hätten geschrieen: Vive Barbés! Eine derselben, ein stämmiger

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 242. Köln, 10. März 1849, S. 1339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz242_1849/3>, abgerufen am 25.04.2024.