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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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dem Aequator näher gelegenen Länder vom Centrum der
Erde, als es die Polarländer sind, gesucht, doch dieser Einfluß
ist nicht so groß als man glauben sollte. Denn die Schichten welche
ungleich vom Centrum entfernt sind, können doch eine gleiche
innere Wärme haben, da die Quellen welche von den Bergen
kommen, nicht immer die Kälte ihrer Temperatur haben, sondern oft
wärmen als die der Ebenen sind.

Die Ursachen deren sind mannigfaltig. Eine der wichtigsten
ist die Regenzeit in den Wintermonaten der Tropenländer,
wo das Wasser von niedriger Temperatur die Wärme des Erdkörpers
vermindert. Der Schnee dagegen ist ein schlechter Wärmeleiter,
er hindert daß die Wärme herauskommt, und die periodische
Veränderung wird dadurch geringer. Wenn in der nördlichen
Zone, der Erdkörper mehr erwärmt ist als in der südlichen,
so kann dies nur von der größere Masse der starren Theile
herrühren. Man hat nämlich in gleicher Tiefe und unter
gleichen Breitegraden vom Aequator, nicht dieselbe Temperatur zu
finden geglaubt, und in der nördlichen die Wärme stärker
wahrgenommen.

Das letzte Phänomen sind die Eismassen im Innern
der Erde selbst gefunden. Mali erwähnt in dem russischen
Archiv gefunden zu haben, daß bei Irkutsk die Kasacken
an einem Brunnen bei 100' Tiefe nicht weiter graben konnten,

dem Aequator näher gelegenen Länder vom Centrum der
Erde, als es die Polarländer ſind, geſucht, doch dieſer Einfluß
iſt nicht ſo groß als man glauben ſollte. Denn die Schichten welche
ungleich vom Centrum entfernt ſind, können doch eine gleiche
innere Wärme haben, da die Quellen welche von den Bergen
kommen, nicht immer die Kälte ihrer Temperatur haben, ſondern oft
wärmen als die der Ebenen ſind.

Die Urſachen deren ſind mannigfaltig. Eine der wichtigſten
iſt die Regenzeit in den Wintermonaten der Tropenländer,
wo das Waſſer von niedriger Temperatur die Wärme des Erdkörpers
vermindert. Der Schnee dagegen iſt ein ſchlechter Wärmeleiter,
er hindert daß die Wärme herauskommt, und die periodiſche
Veränderung wird dadurch geringer. Wenn in der nördlichen
Zone, der Erdkörper mehr erwärmt iſt als in der ſüdlichen,
ſo kann dies nur von der größere Maſſe der ſtarren Theile
herrühren. Man hat nämlich in gleicher Tiefe und unter
gleichen Breitegraden vom Aequator, nicht dieſelbe Temperatur zu
finden geglaubt, und in der nördlichen die Wärme ſtärker
wahrgenommen.

Das letzte Phänomen ſind die Eismaſſen im Innern
der Erde ſelbſt gefunden. Mali erwähnt in dem ruſſiſchen
Archiv gefunden zu haben, daß bei Irkutsk die Kaſacken
an einem Brunnen bei 100′ Tiefe nicht weiter graben konnten,

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[185./0191] dem Aequator näher gelegenen Länder vom Centrum der Erde, als es die Polarländer ſind, geſucht, doch dieſer Einfluß iſt nicht ſo groß als man glauben ſollte. Denn die Schichten welche ungleich vom Centrum entfernt ſind, können doch eine gleiche innere Wärme haben, da die Quellen welche von den Bergen kommen, nicht immer die Kälte ihrer T. haben, ſondern oft wärmen als die der Ebenen ſind. Die Urſachen deren ſind mannigfaltig. Eine der wichtigſten iſt die Regenzeit in den Wintermonaten der Tropenländer, wo das Waſſer von niedriger T. die Wärme des Erdkörpers vermindert. Der Schnee dagegen iſt ein ſchlechter Wärmeleiter, er hindert daß die Wärme herauskommt, und die periodiſche Veränderung wird dadurch geringer. Wenn in der nördlichen Zone, der Erdkörper mehr erwärmt iſt als in der ſüdlichen, ſo kann dies nur von der größere Maſſe der ſtarren Theile herrühren. Man hat nämlich in gleicher Tiefe und unter gleichen Breitegraden vom Aequator, nicht dieſelbe T. zu finden geglaubt, und in der nördlichen die Wärme ſtärker wahrgenommen. Das letzte Phänomen ſind die Eismaſſen im Innern der Erde ſelbſt gefunden. Mali erwähnt in dem ruſſiſchen Archiv gefunden zu haben, daß bei Irkutsk die Kaſacken an einem Brunnen bei 100′ Tiefe nicht weiter graben konnten,

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 185.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/191>, abgerufen am 18.04.2024.