Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

die Vereinigung einer grossen Zahl von Arten, unter denen
halten eine vorherschend ist. Nachtheilig wirken diese auf
die Cultur der Menschen, sie widerstrebten ihren stärken
und hielten die Entwickelung des Geistes zurück. Ein Bild
der geselligen Vegetation sind unsere Waldungen, wo viele
Pflanzen derselben Art zu grossen Massen sich vereinigen,
und ein Grund mit ist die vorgeschrittenen Cultur in Eu-
ropa. Andere Länder wie das nördliche Asien, haben
nur baumlose Steppen, welche das Nomadenleben er-
zeugten. Das Gemisch der Arten bietet keine grosse Ab-
wechselung dar, und giebt nicht den schönen Anblick der Natur
als da, wo die Mannigfaltigkeit nur in den Gruppen herscht,
wie wir sie besonders auf den Gebirgen weiter gegen
Norden antreffen, wo das Verhältniß der Zahl der
Gattungen zu denen der Arten weit grösser ist als
irgendwo.

Die Thiere sondern sich auf ihren niedrigsten Stufen
von denen der Pflanzen: durch willkührliche Bewegung.
Viele von ihnen sind wie die Pflanzen an einem Ort
gefesselt, (doch hängt) diese Locomotivität hängt nicht
mit ihrer organischen Vollkommenheit zusammen, da
mehrere Arten von Muschelthieren, die sich durch Festwach-
sung nicht von dem Orte ihrer Geburt entfernen können,
auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit stehen wie
Echinus Arten, die durch membranöse Füsse, sich durchaus
frei bewegen können.

die Vereinigung einer groſſen Zahl von Arten, unter denen
halten eine vorherſchend iſt. Nachtheilig wirken dieſe auf
die Cultur der Menſchen, ſie widerſtrebten ihren ſtärken
und hielten die Entwickelung des Geiſtes zurück. Ein Bild
der geſelligen Vegetation ſind unſere Waldungen, wo viele
Pflanzen derſelben Art zu groſſen Maſſen ſich vereinigen,
und ein Grund mit iſt die vorgeſchrittenen Cultur in Eu-
ropa. Andere Länder wie das nördliche Aſien, haben
nur baumloſe Steppen, welche das Nomadenleben er-
zeugten. Das Gemiſch der Arten bietet keine groſſe Ab-
wechſelung dar, und giebt nicht den ſchönen Anblick der Natur
als da, wo die Mannigfaltigkeit nur in den Gruppen herſcht,
wie wir ſie beſonders auf den Gebirgen weiter gegen
Norden antreffen, wo das Verhältniß der Zahl der
Gattungen zu denen der Arten weit gröſſer iſt als
irgendwo.

Die Thiere ſondern ſich auf ihren niedrigſten Stufen
von denen der Pflanzen: durch willkührliche Bewegung.
Viele von ihnen ſind wie die Pflanzen an einem Ort
gefeſſelt, (doch hängt) dieſe Locomotivität hängt nicht
mit ihrer organiſchen Vollkommenheit zuſammen, da
mehrere Arten von Muſchelthieren, die ſich durch Feſtwach-
ſung nicht von dem Orte ihrer Geburt entfernen können,
auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit ſtehen wie
Echinus Arten, die durch membranöſe Füſſe, ſich durchaus
frei bewegen können.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="4">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0029" n="23."/>
die Vereinigung einer gro&#x017F;&#x017F;en Zahl von Arten, unter denen<lb/>
halten eine vorher&#x017F;chend i&#x017F;t. Nachtheilig wirken die&#x017F;e auf<lb/>
die Cultur der Men&#x017F;chen, &#x017F;ie wider&#x017F;trebten ihren &#x017F;tärken<lb/>
und hielten die Entwickelung des Gei&#x017F;tes zurück. Ein Bild<lb/>
der ge&#x017F;elligen Vegetation &#x017F;ind un&#x017F;ere Waldungen, wo viele<lb/>
Pflanzen der&#x017F;elben Art zu gro&#x017F;&#x017F;en Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich vereinigen,<lb/>
und ein Grund mit i&#x017F;t die vorge&#x017F;chrittenen Cultur in Eu-<lb/>
ropa. Andere Länder wie das nördliche A&#x017F;ien, haben<lb/>
nur baumlo&#x017F;e Steppen, welche das Nomadenleben er-<lb/>
zeugten. Das Gemi&#x017F;ch der Arten bietet keine gro&#x017F;&#x017F;e Ab-<lb/>
wech&#x017F;elung dar, und giebt nicht den &#x017F;chönen Anblick der Natur<lb/>
als da, wo die Mannigfaltigkeit nur in den Gruppen her&#x017F;cht,<lb/>
wie wir &#x017F;ie be&#x017F;onders auf den Gebirgen weiter gegen<lb/>
Norden antreffen, wo das Verhältniß der Zahl der<lb/>
Gattungen zu denen der Arten weit grö&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t als<lb/>
irgendwo.</p><lb/>
            <p>Die Thiere &#x017F;ondern &#x017F;ich auf ihren niedrig&#x017F;ten Stufen<lb/>
von denen der Pflanzen: durch willkührliche Bewegung.<lb/>
Viele von ihnen &#x017F;ind wie die Pflanzen an einem Ort<lb/>
gefe&#x017F;&#x017F;elt, <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>doch hängt<choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> die&#x017F;e Locomotivität <del rendition="#s" hand="#pencil">hängt</del> nicht<lb/>
mit ihrer organi&#x017F;chen Vollkommenheit zu&#x017F;ammen, da<lb/>
mehrere Arten von Mu&#x017F;chelthieren, die &#x017F;ich durch Fe&#x017F;twach-<lb/>
&#x017F;ung nicht von dem Orte ihrer Geburt entfernen können,<lb/>
auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit &#x017F;tehen wie<lb/><hi rendition="#aq">Echin<unclear reason="illegible" cert="high" resp="#BF">u</unclear>s</hi> Arten, die durch membranö&#x017F;e Fü&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ich durchaus<lb/>
frei bewegen können.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23./0029] die Vereinigung einer groſſen Zahl von Arten, unter denen halten eine vorherſchend iſt. Nachtheilig wirken dieſe auf die Cultur der Menſchen, ſie widerſtrebten ihren ſtärken und hielten die Entwickelung des Geiſtes zurück. Ein Bild der geſelligen Vegetation ſind unſere Waldungen, wo viele Pflanzen derſelben Art zu groſſen Maſſen ſich vereinigen, und ein Grund mit iſt die vorgeſchrittenen Cultur in Eu- ropa. Andere Länder wie das nördliche Aſien, haben nur baumloſe Steppen, welche das Nomadenleben er- zeugten. Das Gemiſch der Arten bietet keine groſſe Ab- wechſelung dar, und giebt nicht den ſchönen Anblick der Natur als da, wo die Mannigfaltigkeit nur in den Gruppen herſcht, wie wir ſie beſonders auf den Gebirgen weiter gegen Norden antreffen, wo das Verhältniß der Zahl der Gattungen zu denen der Arten weit gröſſer iſt als irgendwo. Die Thiere ſondern ſich auf ihren niedrigſten Stufen von denen der Pflanzen: durch willkührliche Bewegung. Viele von ihnen ſind wie die Pflanzen an einem Ort gefeſſelt, /doch hängt/ dieſe Locomotivität hängt nicht mit ihrer organiſchen Vollkommenheit zuſammen, da mehrere Arten von Muſchelthieren, die ſich durch Feſtwach- ſung nicht von dem Orte ihrer Geburt entfernen können, auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit ſtehen wie Echinus Arten, die durch membranöſe Füſſe, ſich durchaus frei bewegen können.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/29
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 23.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/29>, abgerufen am 29.03.2024.