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Ein schönes Neugebackenes/ wohlgeschmacktes und Honigsüsses Lied/ aus Schlauraffenland. Um 1700.

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NUn höret zu und schweiget still/ habt
acht was ich euch singen will/ von einem
guten Lande/ so blieb mancher daheime
nicht/ wann ihm das wäre bekandte.

2. Der Weg der ist auch ziemlich weit/ jun-
ge Kinder und alte Leut/ machen sich dadurch
viel Kommer/ im Winter ist es ihnen zu kalt/
und auch zu heiß im Sommer.

3. Die Gegend heist Schlauraffenland/
ist faulen Leuten wol bekandt/ red ich ohn allen
Schaden/ darinnen sind die Häuser gedeckt/
mit lauter Eyer-Fladen.

4. Welche Mägde oder Gesellen/ deß Lan-
des Art erfahren wöllen/ mögen sich dahin ver-
fügen/ wann man die Dächer brichet ab/ hat
er Fladen voll Genügen

5. Thür und Wände das gantze Hauß/
mit Pfefferkuchen gemauert aus/ die Träm mit
Schweinen-Braten/ kaufft einer dort für ein
Pfenning werth/ hier gilts einen Ducaten.

6. Wohlauff ihr Leut allgemein/ zieht mit
in das gut Land hinein/ zu Lehzelten Hauffen/
dort habt ihr fein umsonst genug/ hie müst ihrs
theuer kauffen.

7. Um jedes Hauß da ist ein Zaun/ gefloch-
ten mit Bratwürsten braun/ resch gebraten/
frisch gesotten/ es mag sie essen wer da will/
seyn niemand nicht verbotten.

NUn hoͤret zu und ſchweiget ſtill/ habt
acht was ich euch ſingen will/ von einem
guten Lande/ ſo blieb mancher daheime
nicht/ wann ihm das waͤre bekandte.

2. Der Weg der iſt auch ziemlich weit/ jun-
ge Kinder und alte Leut/ machen ſich dadurch
viel Kommer/ im Winter iſt es ihnen zu kalt/
und auch zu heiß im Sommer.

3. Die Gegend heiſt Schlauraffenland/
iſt faulen Leuten wol bekandt/ red ich ohn allen
Schaden/ darinnen ſind die Haͤuſer gedeckt/
mit lauter Eyer-Fladen.

4. Welche Maͤgde oder Geſellen/ deß Lan-
des Art erfahren woͤllen/ moͤgen ſich dahin ver-
fuͤgen/ wann man die Daͤcher brichet ab/ hat
er Fladen voll Genuͤgen

5. Thuͤr und Waͤnde das gantze Hauß/
mit Pfefferkuchen gemauert aus/ die Traͤm mit
Schweinen-Braten/ kaufft einer dort fuͤr ein
Pfenning werth/ hier gilts einen Ducaten.

6. Wohlauff ihr Leut allgemein/ zieht mit
in das gut Land hinein/ zu Lehzelten Hauffen/
dort habt ihr fein umſonſt genug/ hie muͤſt ihrs
theuer kauffen.

7. Um jedes Hauß da iſt ein Zaun/ gefloch-
ten mit Bratwuͤrſten braun/ reſch gebraten/
friſch geſotten/ es mag ſie eſſen wer da will/
ſeyn niemand nicht verbotten.

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[0002] NUn hoͤret zu und ſchweiget ſtill/ habt acht was ich euch ſingen will/ von einem guten Lande/ ſo blieb mancher daheime nicht/ wann ihm das waͤre bekandte. 2. Der Weg der iſt auch ziemlich weit/ jun- ge Kinder und alte Leut/ machen ſich dadurch viel Kommer/ im Winter iſt es ihnen zu kalt/ und auch zu heiß im Sommer. 3. Die Gegend heiſt Schlauraffenland/ iſt faulen Leuten wol bekandt/ red ich ohn allen Schaden/ darinnen ſind die Haͤuſer gedeckt/ mit lauter Eyer-Fladen. 4. Welche Maͤgde oder Geſellen/ deß Lan- des Art erfahren woͤllen/ moͤgen ſich dahin ver- fuͤgen/ wann man die Daͤcher brichet ab/ hat er Fladen voll Genuͤgen 5. Thuͤr und Waͤnde das gantze Hauß/ mit Pfefferkuchen gemauert aus/ die Traͤm mit Schweinen-Braten/ kaufft einer dort fuͤr ein Pfenning werth/ hier gilts einen Ducaten. 6. Wohlauff ihr Leut allgemein/ zieht mit in das gut Land hinein/ zu Lehzelten Hauffen/ dort habt ihr fein umſonſt genug/ hie muͤſt ihrs theuer kauffen. 7. Um jedes Hauß da iſt ein Zaun/ gefloch- ten mit Bratwuͤrſten braun/ reſch gebraten/ friſch geſotten/ es mag ſie eſſen wer da will/ ſeyn niemand nicht verbotten.

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Zitationshilfe: Ein schönes Neugebackenes/ wohlgeschmacktes und Honigsüsses Lied/ aus Schlauraffenland. Um 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schlauraffenland_1700/2>, abgerufen am 25.04.2024.