Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau, 20. März 1813.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

scription veranstalteten glänzenden Ball. Die
Schauspielstunden waren so eingerichtet worden
(von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen
Gäste, für welche der erste Rang Logen in Be-
schlag genommen war, es vor Anfang des Balls
besuchen konnten. Es wurde Adrian von
Ostade
, und der leichtgläubige Liebha-
ber
, neues komisch-pantomimisches Divertis-
sement, vom Königl. Balletmeister Hrn. Telle,
mit vielem Beifalle aufgeführt. Nach vollen-
detem Schauspiel nahm der Ball um 9 Uhr sei-
nen Anfang. Alle Höfe und Hofstaaten waren
eingeladen und gegenwärtig; eben so alle hier
noch anwesenden Mitglieder des diplomatischen
Corps. Die zwischen 6 bis 700 starke Gesell-
schaft, die Damen in großer Parure, und die
Herren und großem Costume, war eben so aus-
gesucht als glänzend. Für die Höfe war die
Balustrade mit einer Draperie von weißem
Mousselin mit Rosenguirlanden versehen, und
der Saal oben mit einfachem, aber symboli-
schen Eichenlaub decorirt. Jn Nebensälen
standen Spieltische. Die Musik war in den Lo-
gen, die Saalbeleuchtung blendend. Während
des Tanzes wurden Erfrischungen aller Art
umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde gespeiset,
von den Höfen und der hohen Russischen Gene-
ralität an besetzten Tafeln; von den Uebrigen,
ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an
der Tafel folgende Toasts ausgebracht und hun-
dertfältig wiederholt: 1) Sr. Majestät dem
Kaiser Alexander! 2) Sr. Majestät dem Kö-
nige von Preußen! 3) Der braven Kaiserlich-
Russischen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn.
Obergeneral, Grafen Wittgenstein! -- Der Ball
dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohsinn hatte
ihn veranstaltet; Frohsinn beseelte, Frohsinn
beschloß ihn.


Die Gefahr, welche uns bevorstand, ist
glücklich vorübergegangen. Schon am 3ten d.,
des Abends, erwarteten wir den Vicekönig von
Jtalien. Erst am 4ten gegen 11 Uhr traf das
Französische Armeecorps hier ein, und alles
deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es
waren überhaupt 42 Generale und Stabsoffi-
[Spaltenumbruch] ziere im Ort, der von einem Ende zum andern
mit Wagen besetzt war. Kanonen und Pulver-
wagen standen nahe bei der Stadt. Ein gro-
ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker-
bürger hatte 120 Mann Einquartirung und
50--60 Pferde. Auf allen Höfen und vor den
Häusern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr
Morgens, kam der übrige Theil des Corps,
der in Teltow und in den umliegenden Dörfern
gelegen hatte. Es herrschte die größte Stille.
Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr
brachen auch die hiesigen Truppen auf. Nur
etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin,
die drei hieher führende Brücken, und diesseits
wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht.
Der Vicekönig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle-
rie und die Kanonen zogen sich um 8 und 9 Uhr
zurück. Die Brücken wurden nicht abgebrochen,
welches den Franzosen bei ihrem Rückzuge, zum
Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr sprengten
die ersten Kosaken hinein. Bald darauf folg-
ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka-
nonen, im raschen Trab. Gegen 3 Uhr kamen
von der Potsdammer Seite mehrere tausend
Mann Kosaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge-
neral Tschernitscheff. Sie blieben bis
7 Uhr, wo sie sich eben zum Essen angeschickt
hatten, und plötzlich alles wieder aufbrechen
mußte. Nur der General blieb die Nacht auf
dem Amte, mit ungefähr 500 Kosaken, und
folgte den andern Morgen früh.


Hier ist die zuverlässige Nachricht eingegan-
gen, daß die französischen und die mit ihnen
verbundenen sächsischen Truppen, vorgestern
Abend das ganze schwedische Pommern, mit
Jnbegriff der Hauptstadt Stralsund und zugleich
auch die Jnsel Rügen geräumt und sich hinter die
Elbe zurückgezogen haben.


Heute Nacht ist eine Abtheilung königl. säch-
sischer Garden nebst einer Anzahl Kasse- und
anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen
werden Se. Maj. der König von Sachsen selbst
erwartet. -- Auch ist ein beträchtlicher Zug
königl. baierischer Artillerie und Munitions-
wagen, von der Armee kommend, durchpassirt.

Nachtrag

[Ende Spaltensatz]

ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die
Schauſpielſtunden waren ſo eingerichtet worden
(von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen
Gaͤſte, fuͤr welche der erſte Rang Logen in Be-
ſchlag genommen war, es vor Anfang des Balls
beſuchen konnten. Es wurde Adrian von
Oſtade
, und der leichtglaͤubige Liebha-
ber
, neues komiſch-pantomimiſches Divertiſ-
ſement, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Hrn. Telle,
mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen-
detem Schauſpiel nahm der Ball um 9 Uhr ſei-
nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofſtaaten waren
eingeladen und gegenwaͤrtig; eben ſo alle hier
noch anweſenden Mitglieder des diplomatiſchen
Corps. Die zwiſchen 6 bis 700 ſtarke Geſell-
ſchaft, die Damen in großer Parure, und die
Herren und großem Coſtume, war eben ſo aus-
geſucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die
Baluſtrade mit einer Draperie von weißem
Mouſſelin mit Roſenguirlanden verſehen, und
der Saal oben mit einfachem, aber ſymboli-
ſchen Eichenlaub decorirt. Jn Nebenſaͤlen
ſtanden Spieltiſche. Die Muſik war in den Lo-
gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend
des Tanzes wurden Erfriſchungen aller Art
umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde geſpeiſet,
von den Hoͤfen und der hohen Ruſſiſchen Gene-
ralitaͤt an beſetzten Tafeln; von den Uebrigen,
ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an
der Tafel folgende Toaſts ausgebracht und hun-
dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majeſtaͤt dem
Kaiſer Alexander! 2) Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ-
nige von Preußen! 3) Der braven Kaiſerlich-
Ruſſiſchen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn.
Obergeneral, Grafen Wittgenſtein! — Der Ball
dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohſinn hatte
ihn veranſtaltet; Frohſinn beſeelte, Frohſinn
beſchloß ihn.


Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt
gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d.,
des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von
Jtalien. Erſt am 4ten gegen 11 Uhr traf das
Franzoͤſiſche Armeecorps hier ein, und alles
deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es
waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi-
[Spaltenumbruch] ziere im Ort, der von einem Ende zum andern
mit Wagen beſetzt war. Kanonen und Pulver-
wagen ſtanden nahe bei der Stadt. Ein gro-
ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker-
buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und
50—60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den
Haͤuſern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr
Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps,
der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern
gelegen hatte. Es herrſchte die groͤßte Stille.
Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr
brachen auch die hieſigen Truppen auf. Nur
etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin,
die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesſeits
wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht.
Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle-
rie und die Kanonen zogen ſich um 8 und 9 Uhr
zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen,
welches den Franzoſen bei ihrem Ruͤckzuge, zum
Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr ſprengten
die erſten Koſaken hinein. Bald darauf folg-
ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka-
nonen, im raſchen Trab. Gegen 3 Uhr kamen
von der Potsdammer Seite mehrere tauſend
Mann Koſaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge-
neral Tſchernitſcheff. Sie blieben bis
7 Uhr, wo ſie ſich eben zum Eſſen angeſchickt
hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen
mußte. Nur der General blieb die Nacht auf
dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Koſaken, und
folgte den andern Morgen fruͤh.


Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan-
gen, daß die franzoͤſiſchen und die mit ihnen
verbundenen ſaͤchſiſchen Truppen, vorgeſtern
Abend das ganze ſchwediſche Pommern, mit
Jnbegriff der Hauptſtadt Stralſund und zugleich
auch die Jnſel Ruͤgen geraͤumt und ſich hinter die
Elbe zuruͤckgezogen haben.


Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch-
ſiſcher Garden nebſt einer Anzahl Kaſſe- und
anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen
werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachſen ſelbſt
erwartet. — Auch iſt ein betraͤchtlicher Zug
koͤnigl. baieriſcher Artillerie und Munitions-
wagen, von der Armee kommend, durchpaſſirt.

Nachtrag

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="600"/>
&#x017F;cription veran&#x017F;talteten gla&#x0364;nzenden Ball. Die<lb/>
Schau&#x017F;piel&#x017F;tunden waren &#x017F;o eingerichtet worden<lb/>
(von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;te, fu&#x0364;r welche der er&#x017F;te Rang Logen in Be-<lb/>
&#x017F;chlag genommen war, es vor Anfang des Balls<lb/>
be&#x017F;uchen konnten. Es wurde <hi rendition="#g">Adrian von<lb/>
O&#x017F;tade</hi>, und <hi rendition="#g">der leichtgla&#x0364;ubige Liebha-<lb/>
ber</hi>, neues komi&#x017F;ch-pantomimi&#x017F;ches Diverti&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ement, vom Ko&#x0364;nigl. Balletmei&#x017F;ter Hrn. Telle,<lb/>
mit vielem Beifalle aufgefu&#x0364;hrt. Nach vollen-<lb/>
detem Schau&#x017F;piel nahm der Ball um 9 Uhr &#x017F;ei-<lb/>
nen Anfang. Alle Ho&#x0364;fe und Hof&#x017F;taaten waren<lb/>
eingeladen und gegenwa&#x0364;rtig; eben &#x017F;o alle hier<lb/>
noch anwe&#x017F;enden Mitglieder des diplomati&#x017F;chen<lb/>
Corps. Die zwi&#x017F;chen 6 bis 700 &#x017F;tarke Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft, die Damen in großer Parure, und die<lb/>
Herren und großem Co&#x017F;tume, war eben &#x017F;o aus-<lb/>
ge&#x017F;ucht als gla&#x0364;nzend. Fu&#x0364;r die Ho&#x0364;fe war die<lb/>
Balu&#x017F;trade mit einer Draperie von weißem<lb/>
Mou&#x017F;&#x017F;elin mit Ro&#x017F;enguirlanden ver&#x017F;ehen, und<lb/>
der Saal oben mit einfachem, aber &#x017F;ymboli-<lb/>
&#x017F;chen Eichenlaub decorirt. Jn Neben&#x017F;a&#x0364;len<lb/>
&#x017F;tanden Spielti&#x017F;che. Die Mu&#x017F;ik war in den Lo-<lb/>
gen, die Saalbeleuchtung blendend. Wa&#x0364;hrend<lb/>
des Tanzes wurden Erfri&#x017F;chungen aller Art<lb/>
umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde ge&#x017F;pei&#x017F;et,<lb/>
von den Ho&#x0364;fen und der hohen Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Gene-<lb/>
ralita&#x0364;t an be&#x017F;etzten Tafeln; von den Uebrigen,<lb/>
ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an<lb/>
der Tafel folgende Toa&#x017F;ts ausgebracht und hun-<lb/>
dertfa&#x0364;ltig wiederholt: 1) Sr. Maje&#x017F;ta&#x0364;t dem<lb/>
Kai&#x017F;er Alexander! 2) Sr. Maje&#x017F;ta&#x0364;t dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige von Preußen! 3) Der braven Kai&#x017F;erlich-<lb/>
Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn.<lb/>
Obergeneral, Grafen Wittgen&#x017F;tein! &#x2014; Der Ball<lb/>
dauerte bis 3 Uhr Morgens. Froh&#x017F;inn hatte<lb/>
ihn veran&#x017F;taltet; Froh&#x017F;inn be&#x017F;eelte, Froh&#x017F;inn<lb/>
be&#x017F;chloß ihn.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline>Aus einem Schreiben aus Saarmund,<lb/>
vom 12. Ma&#x0364;rz.</dateline>
          </opener><lb/>
          <p>             Die Gefahr, welche uns bevor&#x017F;tand, i&#x017F;t<lb/>
glu&#x0364;cklich voru&#x0364;bergegangen. Schon am 3ten d.,<lb/>
des Abends, erwarteten wir den Viceko&#x0364;nig von<lb/>
Jtalien. Er&#x017F;t am 4ten gegen 11 Uhr traf das<lb/>
Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Armeecorps hier ein, und alles<lb/>
deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es<lb/>
waren u&#x0364;berhaupt 42 Generale und Stabsoffi-<lb/><cb/>
ziere im Ort, der von einem Ende zum <choice><sic>ondern</sic><corr>andern</corr></choice><lb/>
mit Wagen be&#x017F;etzt war. Kanonen und Pulver-<lb/>
wagen &#x017F;tanden nahe bei der Stadt. Ein gro-<lb/>
ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker-<lb/>
bu&#x0364;rger hatte 120 Mann Einquartirung und<lb/>
50&#x2014;60 Pferde. Auf allen Ho&#x0364;fen und vor den<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr<lb/>
Morgens, kam der u&#x0364;brige Theil des Corps,<lb/>
der in Teltow und in den umliegenden Do&#x0364;rfern<lb/>
gelegen hatte. Es herr&#x017F;chte die gro&#x0364;ßte Stille.<lb/>
Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr<lb/>
brachen auch die hie&#x017F;igen <choice><sic>Trnppen</sic><corr>Truppen</corr></choice> auf. Nur<lb/>
etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin,<lb/>
die drei hieher fu&#x0364;hrende Bru&#x0364;cken, und dies&#x017F;eits<lb/>
wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht.<lb/>
Der Viceko&#x0364;nig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle-<lb/>
rie und die Kanonen zogen &#x017F;ich um 8 und 9 Uhr<lb/>
zuru&#x0364;ck. Die Bru&#x0364;cken wurden nicht abgebrochen,<lb/>
welches den Franzo&#x017F;en bei ihrem Ru&#x0364;ckzuge, zum<lb/>
Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr &#x017F;prengten<lb/>
die er&#x017F;ten <hi rendition="#g">Ko&#x017F;aken</hi> hinein. Bald darauf folg-<lb/>
ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka-<lb/>
nonen, im ra&#x017F;chen Trab. Gegen 3 Uhr kamen<lb/>
von der Potsdammer Seite mehrere tau&#x017F;end<lb/>
Mann Ko&#x017F;aken mit 6 Kanonen, unter dem Ge-<lb/>
neral <hi rendition="#g">T&#x017F;chernit&#x017F;cheff</hi>. Sie blieben bis<lb/>
7 Uhr, wo &#x017F;ie &#x017F;ich eben zum E&#x017F;&#x017F;en ange&#x017F;chickt<lb/>
hatten, und plo&#x0364;tzlich alles wieder aufbrechen<lb/>
mußte. Nur der General blieb die Nacht auf<lb/>
dem Amte, mit ungefa&#x0364;hr 500 Ko&#x017F;aken, und<lb/>
folgte den andern Morgen fru&#x0364;h.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline>Anclam<choice><sic>.</sic><corr>,</corr></choice> vom 11. Ma&#x0364;rz.</dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Hier i&#x017F;t die zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Nachricht eingegan-<lb/>
gen, daß die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> die mit ihnen<lb/>
verbundenen &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Truppen, vorge&#x017F;tern<lb/>
Abend das ganze &#x017F;chwedi&#x017F;che Pommern, mit<lb/>
Jnbegriff der Haupt&#x017F;tadt Stral&#x017F;und und zugleich<lb/>
auch die Jn&#x017F;el Ru&#x0364;gen gera&#x0364;umt und &#x017F;ich hinter die<lb/>
Elbe zuru&#x0364;ckgezogen haben.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline>Regensburg, vom 6. Ma&#x0364;rz.</dateline>
          </opener><lb/>
          <p>             Heute Nacht i&#x017F;t eine Abtheilung ko&#x0364;nigl. &#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;cher Garden neb&#x017F;t einer Anzahl Ka&#x017F;&#x017F;e- und<lb/>
anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen<lb/>
werden Se. Maj. der Ko&#x0364;nig von Sach&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erwartet. &#x2014; Auch i&#x017F;t ein betra&#x0364;chtlicher Zug<lb/>
ko&#x0364;nigl. baieri&#x017F;cher Artillerie und Munitions-<lb/>
wagen, von der Armee kommend, durchpa&#x017F;&#x017F;irt.<lb/></p>
        </div>
        <div n="2">
          <p rendition="#right"> <hi rendition="#g">Nachtrag</hi> </p><lb/>
        </div>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0008] ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die Schauſpielſtunden waren ſo eingerichtet worden (von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen Gaͤſte, fuͤr welche der erſte Rang Logen in Be- ſchlag genommen war, es vor Anfang des Balls beſuchen konnten. Es wurde Adrian von Oſtade, und der leichtglaͤubige Liebha- ber, neues komiſch-pantomimiſches Divertiſ- ſement, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Hrn. Telle, mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen- detem Schauſpiel nahm der Ball um 9 Uhr ſei- nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofſtaaten waren eingeladen und gegenwaͤrtig; eben ſo alle hier noch anweſenden Mitglieder des diplomatiſchen Corps. Die zwiſchen 6 bis 700 ſtarke Geſell- ſchaft, die Damen in großer Parure, und die Herren und großem Coſtume, war eben ſo aus- geſucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die Baluſtrade mit einer Draperie von weißem Mouſſelin mit Roſenguirlanden verſehen, und der Saal oben mit einfachem, aber ſymboli- ſchen Eichenlaub decorirt. Jn Nebenſaͤlen ſtanden Spieltiſche. Die Muſik war in den Lo- gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend des Tanzes wurden Erfriſchungen aller Art umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde geſpeiſet, von den Hoͤfen und der hohen Ruſſiſchen Gene- ralitaͤt an beſetzten Tafeln; von den Uebrigen, ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an der Tafel folgende Toaſts ausgebracht und hun- dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majeſtaͤt dem Kaiſer Alexander! 2) Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ- nige von Preußen! 3) Der braven Kaiſerlich- Ruſſiſchen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn. Obergeneral, Grafen Wittgenſtein! — Der Ball dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohſinn hatte ihn veranſtaltet; Frohſinn beſeelte, Frohſinn beſchloß ihn. Aus einem Schreiben aus Saarmund, vom 12. Maͤrz. Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d., des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von Jtalien. Erſt am 4ten gegen 11 Uhr traf das Franzoͤſiſche Armeecorps hier ein, und alles deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi- ziere im Ort, der von einem Ende zum andern mit Wagen beſetzt war. Kanonen und Pulver- wagen ſtanden nahe bei der Stadt. Ein gro- ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker- buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und 50—60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den Haͤuſern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps, der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern gelegen hatte. Es herrſchte die groͤßte Stille. Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr brachen auch die hieſigen Truppen auf. Nur etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin, die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesſeits wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht. Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle- rie und die Kanonen zogen ſich um 8 und 9 Uhr zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen, welches den Franzoſen bei ihrem Ruͤckzuge, zum Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr ſprengten die erſten Koſaken hinein. Bald darauf folg- ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka- nonen, im raſchen Trab. Gegen 3 Uhr kamen von der Potsdammer Seite mehrere tauſend Mann Koſaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge- neral Tſchernitſcheff. Sie blieben bis 7 Uhr, wo ſie ſich eben zum Eſſen angeſchickt hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen mußte. Nur der General blieb die Nacht auf dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Koſaken, und folgte den andern Morgen fruͤh. Anclam, vom 11. Maͤrz. Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan- gen, daß die franzoͤſiſchen und die mit ihnen verbundenen ſaͤchſiſchen Truppen, vorgeſtern Abend das ganze ſchwediſche Pommern, mit Jnbegriff der Hauptſtadt Stralſund und zugleich auch die Jnſel Ruͤgen geraͤumt und ſich hinter die Elbe zuruͤckgezogen haben. Regensburg, vom 6. Maͤrz. Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch- ſiſcher Garden nebſt einer Anzahl Kaſſe- und anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachſen ſelbſt erwartet. — Auch iſt ein betraͤchtlicher Zug koͤnigl. baieriſcher Artillerie und Munitions- wagen, von der Armee kommend, durchpaſſirt. Nachtrag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

mek.oszk.hu: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Transkription und Auszeichnung gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_spz_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_spz_1813/8
Zitationshilfe: Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau, 20. März 1813, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_spz_1813/8>, abgerufen am 19.04.2024.