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St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885.

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erste Seite
P. A.
St. Galler Volksblatt.

[Spaltenumbruch]
30. Jahrgang.

[Spaltenumbruch] (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.)
[Spaltenumbruch] Donnerstag, 24. Dezember 1885.



[Spaltenumbruch]

Abonnementspreis: Bei der Expedition 1/2jährl. Fr. 2. 30, 1/4jährl. Fr. 1. 20
Bei den Verträgern und mit Adresse in der Schweiz: 1/2j. Fr. 2. 50, 1/4j. Fr. 1. 30
Bei der eidgen. Post: jährlich Fr. 5.--, 1/2jährl. Fr. 2. 60, 1/4jährl. Fr. 1. 40
Für's Ausland (Postverein) jede Nummer mit Adresse: 1/2jährl. Fr. 5. --
" " " wöchentl. einmal " " 1/2jährl. Fr. 3. 50
Die Versendung findet am Dienstag und Freitag Abend statt und es können
daher nur jene Inseraten berücksichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe-
Tages in der Druckerei abgegeben sind.


[Spaltenumbruch]
No. 103.

[Spaltenumbruch]

Inserationsgebühr für den Seebezirk (ohne Vermittlung der sog. Inseraten-
bureaux): Die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Cts.
Für die übrigen Inserenten kostet die kleinspaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Cts. -- Bei öfteren Wiederholungen Rabatt. --
Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inserate müssen 10 Cts. in Brief-
marken für Rückantwort enthalten. -- Unfrankirte Sendungen werden nicht
berücksichtigt. -- Das Blatt erscheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samstag.
Alle Samstag mit den "Linth-Blätter".




[Spaltenumbruch]
Abonnementseinladung.

Das "St. Galler Volksblatt" fährt im neuen
Jahre, dem 31. seines Bestehens, in bisheriger Weise zu
erscheinen fort. Tendenz, Preis und Format bleiben un-
verändert.

Das Abonnement für das "Volksblatt" sammt Linth-
blätter beträgt:

Bei Bezug durch Verträger oder durch die Post
mit Adresse per 3 Monate Fr. 1. 30
per 6 " " 2. 50

Bei der Post bestellt per 3 " " 1. 40
per 6 " " 2. 60

Für's Ausland mit Adresse, jede Nummer einzeln
bezogen per 6 Monate Fr. 5. --
Wöchentlich einmal bezogen per 6 " " 3. 50

Das erfreuliche Wachsthum der Abonnentenzahl im
Laufe des letzten Halbjahres ist für uns eine Auf-
munterung, auf dem betretenen Wege fortzuarbeiten an
der guten Sache für die geistigen und materiellen Inter-
essen des Volkes, mit neuem Muth das Werk fortzusetzen,
das unser Blatt vor 30 Jahren begonnen; für das lesende
Publikum, zuvörderst das katholische und konservative,
sollte diese Thatsache ein neuer Ansporn sein, unsere
Sache, die in eminentem Sinne auch die seinige ist, sein
Zutrauen und seine Unterstützung durch vermehrte Abonne-
ments zuzuwenden; für die inserirende Geschäftswelt end-
lich liegt darin ein Fingerzeig, sich unseres Blattes im
wohlverstandenen eigenen Interesse zu bedienen.

Gegenüber der stets wachsenden Konkurrenz und der
sich herandrängenden Aufgaben des öffentlichen Lebens
sind wir uns der gleichen Schritt haltenden größeren
Anforderungen an ein politisches Blatt vollbewußt, hoffen
aber denselben mit vermehrter Energie unter Gottes Bei-
stand und der Gewogenheit des titl. Publikums in allweg
zu genügen. Ein italienischer Bischof sagte von der Macht
der Presse: "Die Presse dominirt nicht, sondern sie re-
giert
". Daß die Katholiken dieses Wort richtig ver-
stünden und ihren Pflichten gegen die Vertheidiger ihrer
Sache in entsprechendem Maße gerecht würden!

Am wenigsten bangt uns für Zufluß an interessantem
Lesestoffe im neuen Jahre: in ihrer rastlosen Wandelung
bringt unsere Zeit jeden Tag neue Probleme auf's Tapet
und nach der jetzigen politischen Wetterprognose dürfte uns
das Jahr 1886 eine nur zu reiche Fülle "Neuigkeiten"
ab dem Welttheater und den kleinern Bühnen unseres
eidgenössischen und kantonalen Gesellschaftslebens bringen.
Das "St. Galler Volksblatt" dürfte als zuverlässiger
Führer in diesem Wirrniß zeitgenössischer Fragen auch
ferner jedem Ungebildeten wie auch Gebildeten will-
kommen sein.

Wie das "St. Galler Volksblatt" bezüglich des
Abonnementspreises eines der billigsten Preßorgane ist, so
bietet es dem gegenwärtig zu so hoher Bedeutung ge-
langten Inseratenwesen ganz wesentliche Vortheile
durch billigen Insertionsansatz und wirksame Verbreitung.

So hoffen wir, das neue Jahr mit einem vermehrten
Freundes- und Leserkreis anzutreten und ermuthigt im
Anblick der treu gebliebenen alten und der Schaar uns
neu zugeströmter Abonnenten mit neuer Lust und Liebe
die 31. Arbeitscampagne zurücklegen zu können.

Das walte Gott!



Weihnachten und Jahresneige.



"Geisterstimmen zu vernehmen,
Mußt Du in der Seele lauschen,
Lauter reden sie im Säuseln
Als im Sturm und Wetterrauschen."

Zu den feierlichsten Tagen des Kirchenjahres gehört
das heilige Weihnachtsfest, die Erinnerungfeier an jenes
ewig glückselige Ereigniß, wo in der Fülle dre Zeiten, in der
tiefsten Zerrüttung der moralischen Ordnung, wo fast
die ganze Menschheit in den Fesseln der sittlichen Finsterniß
lag und nur noch wenige auserlesene Seelen dem Glauben
an den wahren Gott treu geblieben -- Jesus, der Er-
löser, erschien zur unermeßlichen Freude der auf die Er-
lösung Harrenden. Und dieses Fest ist auch eine Ver-
herrlichung der Armuth, der Demuth und des Gehorsams.
Die auf seine Berufung als auserwähltes Volk Gottes so
hochmüthigen Juden konnten sich den verheißenen Messias
nur im Glanze irdischer Macht und Herrlichkeit denken --
aber als der Verheißene kam, so ganz arm, nackt und verlassen,
geboren in einem Stalle zu Bethlehem, da anerkannten
[Spaltenumbruch] sie ihn nicht und bis auf die heutige Stunde glauben
sie in ihrer Verblendung nicht, daß das in einer Krippe
zu Bethlehem geborene Kind der verheißene Messias ge-
wesen. So verblendet und verhärtet der Stolz die Herzen!
Und der Unglaube ist heutzutage nicht nur mehr die Ver-
urtheilung der Juden; so viele Derer, welche die frohe
Botschaft hörten und sie einst mit gläubigem Sinne auf-
nahmen, haben später ihr Herz dem Stolze eröffnet, den
Glauben aus demselben vertrieben und von ihrem glaubens-
kalten, des Lichtes der Wahrheit beraubten Herzen gilt
jetzt das Wort des Evangeliums, das in der dritten
Messe dieses hochfeierlichen Festes verlesen wird: "Das
Licht leuchtete in der Finsterniß, aber die Finsterniß hat
es nicht begriffen". Wie soll da der "Friede" einziehen,
welchen die himmlischen Heerschaaren den Hirten auf dem
Felde verkündeten und die Kirche fortwährend verkündet
Denen, die "eines guten Willens" sind? "Wer ohne
Liebe, ohne zuvorkommenden Glauben, nur mit dem ab-
wägenden richtenden Verstande," sagt Dr. C. Martin in
seinem Lehrbuch der katholischen Religion, "die Religions-
wahrheiten begreifen will, der wird früher oder später
in Irrthümer und Hochmuth verfallen."

Welch' ein Unglück dieser Unglaube, diese Pestseuche
unserer Zeit! Freudelos, trostlos blickt der Ungläubige
zum entthronten Himmel, schaudernd in den Schooß der
Erde, und der beseligenden Freude, welche die zeitliche
Geburt des Welterlösers Allen, die ihn gläubig und
guten Willens aufnehmen, herabbringt, wird er nicht
theilhaftig. Wie schön spiegelt sich dagegen die innig-
warme Gläubigkeit des Mittelalters in den auf uns über-
kommenen geistlichen Volksliedern jener Zeit ab, z. B. in
jenen kindlich frommen Weihnachtsliedern mit Mischversen:
"In dulci jubilo -- nu singet und seid froh!
Unseres Herzen wunne -- leit (liegt) in porsepio (in der Krippe), etc.
oder in dem Fauler'schen Weihnachtslied:

"Maria hat geboren
Us irem Fleisch und Bluot
Das Kindlein userkoren,
War (wahr) Mensch und waren Gott....
Möcht' ich das Kindelin küssen
An sin lieblichen Munt
Und wär ich krank, für gewisse,
Ich würd' davon gesunt" etc.

Was das aber für Helden sind, die "das Licht, welches
alle Menschen, die in diese Welt kommen, erleuchtet",
nicht aufnehmen, sagt uns Leonz Curnier aus eigener
Erfahrung. "Diese berühmten Gottesleugner und Zweifler
gleichen den Feiglingen, welche Angesichts der Gefahr
jubeln oder singen, um zu beweisen, daß sie keine Furcht
haben. Der Eine glaubt nicht an Gott, aber fürchtete den
Teufel. Der Andere versteckte sich in Aberglauben, um
den "Feind" zu vertreiben. Ein Dritter hätte sich gerne
verborgen, als eine Beerdigung vorüberzog. Gott leugnen,
die Vorsehung in Zweifel ziehen, den Himmel zumachen,
die Unsterblichkeit der Seele wegstreiten, seines Theils
auf diese Unsterblichkeit verzichten, in den Milliarden
Gräbern, mit denen die Erde übersäet ist, nur Werk-
stätten der Zerstörung sehen, aus denen das Nichts her-
vorgehen soll -- ist ganz hübsch, wenn man 30 Jahre
alt ist, Witz hat, den Kopf hoch trägt, gute Gesundheit,
guten Appetit, leichte Verdauung hat. -- Aber nachher?
Jenseits? Am Schlusse der letzten Linie des letzten
Kapitels?"

Das Weihnachtsfest ist der Ehrentag der Armuth.
Was hat der Begüterte, der Reiche, der Große und An-
gesehene vor den Armen voraus, wenn der Sohn Gottes
selbst in bitterster Armuth, in Niedrigkeit, in einer Krippe,
wo Ochs und Eselein ihre Heimstätte haben, seine Wiege
hatte? Durch diese Selbsterniedrigung des Gottmenschen
ist die freiwillig und unverschuldete Armuth für alle
Zeiten geadelt. Darum sagt auch der von uns Allen
verehrte selige Alban Stolz in seiner Schrift "Dürre
Kräuter" u. A.: "Es wird mir fast bis zur Schreck-
haftigkeit klar, wie die Armuth vor Gott einen so großen
Werth habe, wie Gott die Armen lieber habe als andere
Leute und daß wir Wohlhabende niederer stehen und
schwerer selig werden".

(Schluß folgt.)




Das Rundschreiben Leo XIII. über die christliche
Staatsverfassung.



Das Beispiel der ersten Christen.

Nicht anders geschah es in den ersten Jahrhunderten
der Kirche. Denn die Sitten und Bestrebungen der Heiden
wichen so weit als möglich ab von den Bestrebungen und
Sitten des Evangeliums; dennoch sah man die Christen
[Spaltenumbruch] mitten im Aberglauben unverderbt und unverändert bleiben
und muthig eindringen, wo immer ein Zugang sich öffnete.
Muster der Treue gegen die Fürsten und den Gesetzen
gehorchend, soweit es erlaubt war, verbreiteten sie nach
allen Seiten wunderbaren Glanz der Heiligkeit; sie be-
mühten sich, den Brüdern zu nützen, die übrigen zur
Weisheit Christi zu rufen; aber sie waren auch bereit,
ihre Stelle zu verlassen und tapfer den Tod zu erleiden,
falls es nicht möglich war, ohne Verletzung der Tugend
Ehren, Aemter und Herrschaft zu bewahren. Dadurch trugen
sie rasch die christlichen Einrichtungen nicht nur in die
Privathäuser, sondern auch in die Lager, in das Rath-
haus und die Königsburg. "Wir sind erst von gestern,
und dennoch erfüllen wir all' das Euere, Städte, Inseln,
Schlösser, Gemeinde, Vereine sogar die Lager, die Tribus
und Decurien, den Palast, den Senat und das Forum"
(Tertull. Apol. 11, 37). Daher kam es, daß der christliche
Glaube, als es gesetzlich erlaubt wurde, öffentlich das
Evangelium zu bekennen, nicht mehr in der Wiege, sondern
erwachsen und schon hinreichend stark in den meisten Staaten
hervortrat.

In unsern Zeiten aber ist es räthlich, diese Beispiele
der Vorfahren zu erneuern. Alle Katholiken, welche dieses
Namens würdig sind, müssen vor Allem liebende Kinder
der Kirche sein und als solche erscheinen wollen; was sich
mit diesem Lobe nicht verträgt, sollen sie ohne Zögern
zurückweisen. Sie sollen die Einrichtungen der Völker,
so weit es in ehrenhafter Weise geschehen kann, zum
Schutze der Wahrheit und Gerechtigkeit gebrauchen; Sorge
tragen, daß die Freiheit des Handelns nicht das durch
das natürliche und göttliche Gesetz bestimmte Maß über-
schreite, sich bestreben, daß der ganze Staat sich gestalte
nach dem vorhin geschiderten Ideale.




Brief vom Bernerbauer.
Lieber Anton!

Es ist schon ziemlich lange her, seit
ich Dir meinen letzten Brief zugesandt. Jetzt muß ich Dir
doch vor das alte Jahr seine Drucke, gefüllt mit allerlei
Freud und Leid, zuschlägt, auch wieder ein Lebenszeichen
geben, damit Du siehst, daß der Bernerbauer auch noch
unter den geplagten Sterblichen schnaufet. Wie ich von
dem freundlichen Besuche vernommen, der vor einigen
Wochen bei Dir zu Gast war, so bist Du so ordentlich
sammt Frau und Kindern bei Gesundheit, Appetit und
Leben. Dein Wohlergehen freut mich gewiß recht sehr und
ich möchte Dir von Herzen wünschen, was allemal die
hohen Herren am Schlusse eines Toastes so kräftig aus-
rufen. Wenn ich recht verstanden habe, so sagen sie: "Ad
multos annos!"
Das heiße: "Auf viele Jahre!" sagte
unser Schulmeister, der auch hie und da im Diktionär nach
lateinischen Brocken schnappt. Glück und Segen und alles
Gute, das wünsche ich Dir in der That von Herzen für
das kommende Jahr und für noch lange Jahre. Viel
Gutes könnt' ich im neuen Jahre auch brauchen, das um
so mehr, da ich auf dem Spiegelberg ein ziemlich mittel-
mäßiges "Jöhrli" hatte und viel Ungemach dazu. Das
ist auch der Hauptgrund, warum ich Dir so lange nicht
hab' schreiben mögen, nicht deßhalb, weil allemal meine
Frau wieder raisonnirt, wenn ich den Spiegel wieder auf
die Nase setzen und in die Zeitung nach ihrer Meinung
so dummes Zeug schreiben will. Der Sommer war bei
uns sehr trocken, noch trockener der Herbst, so daß fast
alle Brunnen abgestanden sind und man bereits kein Wasser
zum Rassiren bekommen hat. In Folge der anhaltenden
Tröckne hat's denn auch miserabel wenig Heu gegeben.
Vom Emd wollen wir gar nicht reden. Nach dem Heuet
sind die Wiesen total verbrennt und es hat kein "Füderli"
Emd gegeben. So kannst Dir selber vorstellen, was für
ein elendes "Heustöckli" ich habe und daß meine magern
Kühe nicht so gern in das verschnittene Stroh und grobe
Heu beißen, wie die großen Herren in die duftenden Brat-
würste. Auch das Korn und der Haber sind bei der trockenen
Witterung kurz geblieben, zum guten Theil schwarz und
leicht geworden. Obst hat's theilweise noch ordentlich ge-
geben, aber man hat's eben mit den "lausigen Schelmen"
auch theilen müssen, wie der Bauer seine sauer verdienten
Batzen mit den Schmarotzern von dem beamteten Herren-
volk theilen muß. Ein Glück war's, daß es noch gute und
gesunde Erdäpfel gab wie Kegelkugeln. Da kann man
doch mit dem Tisch voll Buben und Meitli no Erdäpfel
und Wassersuppe essen, wenn auch ungeschmalzene. Das
Schmalz muß man natürlich verkaufen, um die bald er-
drückenden, hohen Steuern und die nothwendigen Winter-
kleider zu zahlen. In den letzten Wochen hatten wir kalte,

P. A.
St. Galler Volksblatt.

[Spaltenumbruch]
30. Jahrgang.

[Spaltenumbruch] (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.)
[Spaltenumbruch] Donnerstag, 24. Dezember 1885.



[Spaltenumbruch]

Abonnementspreis: Bei der Expedition ½jährl. Fr. 2. 30, ¼jährl. Fr. 1. 20
Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz: ½j. Fr. 2. 50, ¼j. Fr. 1. 30
Bei der eidgen. Poſt: jährlich Fr. 5.—, ½jährl. Fr. 2. 60, ¼jährl. Fr. 1. 40
Für’s Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe: ½jährl. Fr. 5. —
„ „ „ wöchentl. einmal „ „ ½jährl. Fr. 3. 50
Die Verſendung findet am Dienſtag und Freitag Abend ſtatt und es können
daher nur jene Inſeraten berückſichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe-
Tages in der Druckerei abgegeben ſind.


[Spaltenumbruch]
No. 103.

[Spaltenumbruch]

Inſerationsgebühr für den Seebezirk (ohne Vermittlung der ſog. Inſeraten-
bureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Cts.
Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Cts. — Bei öfteren Wiederholungen Rabatt. —
Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inſerate müſſen 10 Cts. in Brief-
marken für Rückantwort enthalten. — Unfrankirte Sendungen werden nicht
berückſichtigt. — Das Blatt erſcheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samſtag.
Alle Samſtag mit den „Linth-Blätter“.




[Spaltenumbruch]
Abonnementseinladung.

Das „St. Galler Volksblatt“ fährt im neuen
Jahre, dem 31. ſeines Beſtehens, in bisheriger Weiſe zu
erſcheinen fort. Tendenz, Preis und Format bleiben un-
verändert.

Das Abonnement für das „Volksblatt“ ſammt Linth-
blätter beträgt:

Bei Bezug durch Verträger oder durch die Poſt
mit Adreſſe per 3 Monate Fr. 1. 30
per 6 „ „ 2. 50

Bei der Poſt beſtellt per 3 „ „ 1. 40
per 6 „ „ 2. 60

Für’s Ausland mit Adreſſe, jede Nummer einzeln
bezogen per 6 Monate Fr. 5. —
Wöchentlich einmal bezogen per 6 „ „ 3. 50

Das erfreuliche Wachsthum der Abonnentenzahl im
Laufe des letzten Halbjahres iſt für uns eine Auf-
munterung, auf dem betretenen Wege fortzuarbeiten an
der guten Sache für die geiſtigen und materiellen Inter-
eſſen des Volkes, mit neuem Muth das Werk fortzuſetzen,
das unſer Blatt vor 30 Jahren begonnen; für das leſende
Publikum, zuvörderſt das katholiſche und konſervative,
ſollte dieſe Thatſache ein neuer Anſporn ſein, unſere
Sache, die in eminentem Sinne auch die ſeinige iſt, ſein
Zutrauen und ſeine Unterſtützung durch vermehrte Abonne-
ments zuzuwenden; für die inſerirende Geſchäftswelt end-
lich liegt darin ein Fingerzeig, ſich unſeres Blattes im
wohlverſtandenen eigenen Intereſſe zu bedienen.

Gegenüber der ſtets wachſenden Konkurrenz und der
ſich herandrängenden Aufgaben des öffentlichen Lebens
ſind wir uns der gleichen Schritt haltenden größeren
Anforderungen an ein politiſches Blatt vollbewußt, hoffen
aber denſelben mit vermehrter Energie unter Gottes Bei-
ſtand und der Gewogenheit des titl. Publikums in allweg
zu genügen. Ein italieniſcher Biſchof ſagte von der Macht
der Preſſe: „Die Preſſe dominirt nicht, ſondern ſie re-
giert
“. Daß die Katholiken dieſes Wort richtig ver-
ſtünden und ihren Pflichten gegen die Vertheidiger ihrer
Sache in entſprechendem Maße gerecht würden!

Am wenigſten bangt uns für Zufluß an intereſſantem
Leſeſtoffe im neuen Jahre: in ihrer raſtloſen Wandelung
bringt unſere Zeit jeden Tag neue Probleme auf’s Tapet
und nach der jetzigen politiſchen Wetterprognoſe dürfte uns
das Jahr 1886 eine nur zu reiche Fülle „Neuigkeiten“
ab dem Welttheater und den kleinern Bühnen unſeres
eidgenöſſiſchen und kantonalen Geſellſchaftslebens bringen.
Das „St. Galler Volksblatt“ dürfte als zuverläſſiger
Führer in dieſem Wirrniß zeitgenöſſiſcher Fragen auch
ferner jedem Ungebildeten wie auch Gebildeten will-
kommen ſein.

Wie das „St. Galler Volksblatt“ bezüglich des
Abonnementspreiſes eines der billigſten Preßorgane iſt, ſo
bietet es dem gegenwärtig zu ſo hoher Bedeutung ge-
langten Inſeratenweſen ganz weſentliche Vortheile
durch billigen Inſertionsanſatz und wirkſame Verbreitung.

So hoffen wir, das neue Jahr mit einem vermehrten
Freundes- und Leſerkreis anzutreten und ermuthigt im
Anblick der treu gebliebenen alten und der Schaar uns
neu zugeſtrömter Abonnenten mit neuer Luſt und Liebe
die 31. Arbeitscampagne zurücklegen zu können.

Das walte Gott!



Weihnachten und Jahresneige.



„Geiſterſtimmen zu vernehmen,
Mußt Du in der Seele lauſchen,
Lauter reden ſie im Säuſeln
Als im Sturm und Wetterrauſchen.“

Zu den feierlichſten Tagen des Kirchenjahres gehört
das heilige Weihnachtsfeſt, die Erinnerungfeier an jenes
ewig glückſelige Ereigniß, wo in der Fülle dre Zeiten, in der
tiefſten Zerrüttung der moraliſchen Ordnung, wo faſt
die ganze Menſchheit in den Feſſeln der ſittlichen Finſterniß
lag und nur noch wenige auserleſene Seelen dem Glauben
an den wahren Gott treu geblieben — Jeſus, der Er-
löſer, erſchien zur unermeßlichen Freude der auf die Er-
löſung Harrenden. Und dieſes Feſt iſt auch eine Ver-
herrlichung der Armuth, der Demuth und des Gehorſams.
Die auf ſeine Berufung als auserwähltes Volk Gottes ſo
hochmüthigen Juden konnten ſich den verheißenen Meſſias
nur im Glanze irdiſcher Macht und Herrlichkeit denken —
aber als der Verheißene kam, ſo ganz arm, nackt und verlaſſen,
geboren in einem Stalle zu Bethlehem, da anerkannten
[Spaltenumbruch] ſie ihn nicht und bis auf die heutige Stunde glauben
ſie in ihrer Verblendung nicht, daß das in einer Krippe
zu Bethlehem geborene Kind der verheißene Meſſias ge-
weſen. So verblendet und verhärtet der Stolz die Herzen!
Und der Unglaube iſt heutzutage nicht nur mehr die Ver-
urtheilung der Juden; ſo viele Derer, welche die frohe
Botſchaft hörten und ſie einſt mit gläubigem Sinne auf-
nahmen, haben ſpäter ihr Herz dem Stolze eröffnet, den
Glauben aus demſelben vertrieben und von ihrem glaubens-
kalten, des Lichtes der Wahrheit beraubten Herzen gilt
jetzt das Wort des Evangeliums, das in der dritten
Meſſe dieſes hochfeierlichen Feſtes verleſen wird: „Das
Licht leuchtete in der Finſterniß, aber die Finſterniß hat
es nicht begriffen“. Wie ſoll da der „Friede“ einziehen,
welchen die himmliſchen Heerſchaaren den Hirten auf dem
Felde verkündeten und die Kirche fortwährend verkündet
Denen, die „eines guten Willens“ ſind? „Wer ohne
Liebe, ohne zuvorkommenden Glauben, nur mit dem ab-
wägenden richtenden Verſtande,“ ſagt Dr. C. Martin in
ſeinem Lehrbuch der katholiſchen Religion, „die Religions-
wahrheiten begreifen will, der wird früher oder ſpäter
in Irrthümer und Hochmuth verfallen.“

Welch’ ein Unglück dieſer Unglaube, dieſe Peſtſeuche
unſerer Zeit! Freudelos, troſtlos blickt der Ungläubige
zum entthronten Himmel, ſchaudernd in den Schooß der
Erde, und der beſeligenden Freude, welche die zeitliche
Geburt des Welterlöſers Allen, die ihn gläubig und
guten Willens aufnehmen, herabbringt, wird er nicht
theilhaftig. Wie ſchön ſpiegelt ſich dagegen die innig-
warme Gläubigkeit des Mittelalters in den auf uns über-
kommenen geiſtlichen Volksliedern jener Zeit ab, z. B. in
jenen kindlich frommen Weihnachtsliedern mit Miſchverſen:
„In dulci jubilo — nu ſinget und ſeid froh!
Unſeres Herzen wunne — leit (liegt) in porsepio (in der Krippe), ꝛc.
oder in dem Fauler’ſchen Weihnachtslied:

„Maria hat geboren
Us irem Fleiſch und Bluot
Das Kindlein userkoren,
War (wahr) Menſch und waren Gott....
Möcht’ ich das Kindelin küſſen
An ſin lieblichen Munt
Und wär ich krank, für gewiſſe,
Ich würd’ davon geſunt“ ꝛc.

Was das aber für Helden ſind, die „das Licht, welches
alle Menſchen, die in dieſe Welt kommen, erleuchtet“,
nicht aufnehmen, ſagt uns Leonz Curnier aus eigener
Erfahrung. „Dieſe berühmten Gottesleugner und Zweifler
gleichen den Feiglingen, welche Angeſichts der Gefahr
jubeln oder ſingen, um zu beweiſen, daß ſie keine Furcht
haben. Der Eine glaubt nicht an Gott, aber fürchtete den
Teufel. Der Andere verſteckte ſich in Aberglauben, um
den „Feind“ zu vertreiben. Ein Dritter hätte ſich gerne
verborgen, als eine Beerdigung vorüberzog. Gott leugnen,
die Vorſehung in Zweifel ziehen, den Himmel zumachen,
die Unſterblichkeit der Seele wegſtreiten, ſeines Theils
auf dieſe Unſterblichkeit verzichten, in den Milliarden
Gräbern, mit denen die Erde überſäet iſt, nur Werk-
ſtätten der Zerſtörung ſehen, aus denen das Nichts her-
vorgehen ſoll — iſt ganz hübſch, wenn man 30 Jahre
alt iſt, Witz hat, den Kopf hoch trägt, gute Geſundheit,
guten Appetit, leichte Verdauung hat. — Aber nachher?
Jenſeits? Am Schluſſe der letzten Linie des letzten
Kapitels?“

Das Weihnachtsfeſt iſt der Ehrentag der Armuth.
Was hat der Begüterte, der Reiche, der Große und An-
geſehene vor den Armen voraus, wenn der Sohn Gottes
ſelbſt in bitterſter Armuth, in Niedrigkeit, in einer Krippe,
wo Ochs und Eſelein ihre Heimſtätte haben, ſeine Wiege
hatte? Durch dieſe Selbſterniedrigung des Gottmenſchen
iſt die freiwillig und unverſchuldete Armuth für alle
Zeiten geadelt. Darum ſagt auch der von uns Allen
verehrte ſelige Alban Stolz in ſeiner Schrift „Dürre
Kräuter“ u. A.: „Es wird mir faſt bis zur Schreck-
haftigkeit klar, wie die Armuth vor Gott einen ſo großen
Werth habe, wie Gott die Armen lieber habe als andere
Leute und daß wir Wohlhabende niederer ſtehen und
ſchwerer ſelig werden“.

(Schluß folgt.)




Das Rundſchreiben Leo XIII. über die chriſtliche
Staatsverfaſſung.



Das Beiſpiel der erſten Chriſten.

Nicht anders geſchah es in den erſten Jahrhunderten
der Kirche. Denn die Sitten und Beſtrebungen der Heiden
wichen ſo weit als möglich ab von den Beſtrebungen und
Sitten des Evangeliums; dennoch ſah man die Chriſten
[Spaltenumbruch] mitten im Aberglauben unverderbt und unverändert bleiben
und muthig eindringen, wo immer ein Zugang ſich öffnete.
Muſter der Treue gegen die Fürſten und den Geſetzen
gehorchend, ſoweit es erlaubt war, verbreiteten ſie nach
allen Seiten wunderbaren Glanz der Heiligkeit; ſie be-
mühten ſich, den Brüdern zu nützen, die übrigen zur
Weisheit Chriſti zu rufen; aber ſie waren auch bereit,
ihre Stelle zu verlaſſen und tapfer den Tod zu erleiden,
falls es nicht möglich war, ohne Verletzung der Tugend
Ehren, Aemter und Herrſchaft zu bewahren. Dadurch trugen
ſie raſch die chriſtlichen Einrichtungen nicht nur in die
Privathäuſer, ſondern auch in die Lager, in das Rath-
haus und die Königsburg. „Wir ſind erſt von geſtern,
und dennoch erfüllen wir all’ das Euere, Städte, Inſeln,
Schlöſſer, Gemeinde, Vereine ſogar die Lager, die Tribus
und Decurien, den Palaſt, den Senat und das Forum“
(Tertull. Apol. 11, 37). Daher kam es, daß der chriſtliche
Glaube, als es geſetzlich erlaubt wurde, öffentlich das
Evangelium zu bekennen, nicht mehr in der Wiege, ſondern
erwachſen und ſchon hinreichend ſtark in den meiſten Staaten
hervortrat.

In unſern Zeiten aber iſt es räthlich, dieſe Beiſpiele
der Vorfahren zu erneuern. Alle Katholiken, welche dieſes
Namens würdig ſind, müſſen vor Allem liebende Kinder
der Kirche ſein und als ſolche erſcheinen wollen; was ſich
mit dieſem Lobe nicht verträgt, ſollen ſie ohne Zögern
zurückweiſen. Sie ſollen die Einrichtungen der Völker,
ſo weit es in ehrenhafter Weıſe geſchehen kann, zum
Schutze der Wahrheit und Gerechtigkeit gebrauchen; Sorge
tragen, daß die Freiheit des Handelns nicht das durch
das natürliche und göttliche Geſetz beſtimmte Maß über-
ſchreite, ſich beſtreben, daß der ganze Staat ſich geſtalte
nach dem vorhin geſchiderten Ideale.




Brief vom Bernerbauer.
Lieber Anton!

Es iſt ſchon ziemlich lange her, ſeit
ich Dir meinen letzten Brief zugeſandt. Jetzt muß ich Dir
doch vor das alte Jahr ſeine Drucke, gefüllt mit allerlei
Freud und Leid, zuſchlägt, auch wieder ein Lebenszeichen
geben, damit Du ſiehſt, daß der Bernerbauer auch noch
unter den geplagten Sterblichen ſchnaufet. Wie ich von
dem freundlichen Beſuche vernommen, der vor einigen
Wochen bei Dir zu Gaſt war, ſo biſt Du ſo ordentlich
ſammt Frau und Kindern bei Geſundheit, Appetit und
Leben. Dein Wohlergehen freut mich gewiß recht ſehr und
ich möchte Dir von Herzen wünſchen, was allemal die
hohen Herren am Schluſſe eines Toaſtes ſo kräftig aus-
rufen. Wenn ich recht verſtanden habe, ſo ſagen ſie: «Ad
multos annos!»
Das heiße: „Auf viele Jahre!“ ſagte
unſer Schulmeiſter, der auch hie und da im Diktionär nach
lateiniſchen Brocken ſchnappt. Glück und Segen und alles
Gute, das wünſche ich Dir in der That von Herzen für
das kommende Jahr und für noch lange Jahre. Viel
Gutes könnt’ ich im neuen Jahre auch brauchen, das um
ſo mehr, da ich auf dem Spiegelberg ein ziemlich mittel-
mäßiges „Jöhrli“ hatte und viel Ungemach dazu. Das
iſt auch der Hauptgrund, warum ich Dir ſo lange nicht
hab’ ſchreiben mögen, nicht deßhalb, weil allemal meine
Frau wieder raiſonnirt, wenn ich den Spiegel wieder auf
die Naſe ſetzen und in die Zeitung nach ihrer Meinung
ſo dummes Zeug ſchreiben will. Der Sommer war bei
uns ſehr trocken, noch trockener der Herbſt, ſo daß faſt
alle Brunnen abgeſtanden ſind und man bereits kein Waſſer
zum Raſſiren bekommen hat. In Folge der anhaltenden
Tröckne hat’s denn auch miſerabel wenig Heu gegeben.
Vom Emd wollen wir gar nicht reden. Nach dem Heuet
ſind die Wieſen total verbrennt und es hat kein „Füderli“
Emd gegeben. So kannſt Dir ſelber vorſtellen, was für
ein elendes „Heuſtöckli“ ich habe und daß meine magern
Kühe nicht ſo gern in das verſchnittene Stroh und grobe
Heu beißen, wie die großen Herren in die duftenden Brat-
würſte. Auch das Korn und der Haber ſind bei der trockenen
Witterung kurz geblieben, zum guten Theil ſchwarz und
leicht geworden. Obſt hat’s theilweiſe noch ordentlich ge-
geben, aber man hat’s eben mit den „lauſigen Schelmen“
auch theilen müſſen, wie der Bauer ſeine ſauer verdienten
Batzen mit den Schmarotzern von dem beamteten Herren-
volk theilen muß. Ein Glück war’s, daß es noch gute und
geſunde Erdäpfel gab wie Kegelkugeln. Da kann man
doch mit dem Tiſch voll Buben und Meitli no Erdäpfel
und Waſſerſuppe eſſen, wenn auch ungeſchmalzene. Das
Schmalz muß man natürlich verkaufen, um die bald er-
drückenden, hohen Steuern und die nothwendigen Winter-
kleider zu zahlen. In den letzten Wochen hatten wir kalte,

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[1/0001] P. A. St. Galler Volksblatt. 30. Jahrgang. (Druck und Verlag von K. Oberholzer in Uznach.) Donnerstag, 24. Dezember 1885. Abonnementspreis: Bei der Expedition ½jährl. Fr. 2. 30, ¼jährl. Fr. 1. 20 Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz: ½j. Fr. 2. 50, ¼j. Fr. 1. 30 Bei der eidgen. Poſt: jährlich Fr. 5.—, ½jährl. Fr. 2. 60, ¼jährl. Fr. 1. 40 Für’s Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe: ½jährl. Fr. 5. — „ „ „ wöchentl. einmal „ „ ½jährl. Fr. 3. 50 Die Verſendung findet am Dienſtag und Freitag Abend ſtatt und es können daher nur jene Inſeraten berückſichtigt werden, welche am Vormittag des Ausgabe- Tages in der Druckerei abgegeben ſind. No. 103. Inſerationsgebühr für den Seebezirk (ohne Vermittlung der ſog. Inſeraten- bureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Cts. Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Cts. — Bei öfteren Wiederholungen Rabatt. — Auswärtige Anfragen betreff zu erfragende Inſerate müſſen 10 Cts. in Brief- marken für Rückantwort enthalten. — Unfrankirte Sendungen werden nicht berückſichtigt. — Das Blatt erſcheint wöchentlich zweimal: Mittwoch & Samſtag. Alle Samſtag mit den „Linth-Blätter“. Abonnementseinladung. Das „St. Galler Volksblatt“ fährt im neuen Jahre, dem 31. ſeines Beſtehens, in bisheriger Weiſe zu erſcheinen fort. Tendenz, Preis und Format bleiben un- verändert. Das Abonnement für das „Volksblatt“ ſammt Linth- blätter beträgt: Bei Bezug durch Verträger oder durch die Poſt mit Adreſſe per 3 Monate Fr. 1. 30 per 6 „ „ 2. 50 Bei der Poſt beſtellt per 3 „ „ 1. 40 per 6 „ „ 2. 60 Für’s Ausland mit Adreſſe, jede Nummer einzeln bezogen per 6 Monate Fr. 5. — Wöchentlich einmal bezogen per 6 „ „ 3. 50 Das erfreuliche Wachsthum der Abonnentenzahl im Laufe des letzten Halbjahres iſt für uns eine Auf- munterung, auf dem betretenen Wege fortzuarbeiten an der guten Sache für die geiſtigen und materiellen Inter- eſſen des Volkes, mit neuem Muth das Werk fortzuſetzen, das unſer Blatt vor 30 Jahren begonnen; für das leſende Publikum, zuvörderſt das katholiſche und konſervative, ſollte dieſe Thatſache ein neuer Anſporn ſein, unſere Sache, die in eminentem Sinne auch die ſeinige iſt, ſein Zutrauen und ſeine Unterſtützung durch vermehrte Abonne- ments zuzuwenden; für die inſerirende Geſchäftswelt end- lich liegt darin ein Fingerzeig, ſich unſeres Blattes im wohlverſtandenen eigenen Intereſſe zu bedienen. Gegenüber der ſtets wachſenden Konkurrenz und der ſich herandrängenden Aufgaben des öffentlichen Lebens ſind wir uns der gleichen Schritt haltenden größeren Anforderungen an ein politiſches Blatt vollbewußt, hoffen aber denſelben mit vermehrter Energie unter Gottes Bei- ſtand und der Gewogenheit des titl. Publikums in allweg zu genügen. Ein italieniſcher Biſchof ſagte von der Macht der Preſſe: „Die Preſſe dominirt nicht, ſondern ſie re- giert“. Daß die Katholiken dieſes Wort richtig ver- ſtünden und ihren Pflichten gegen die Vertheidiger ihrer Sache in entſprechendem Maße gerecht würden! Am wenigſten bangt uns für Zufluß an intereſſantem Leſeſtoffe im neuen Jahre: in ihrer raſtloſen Wandelung bringt unſere Zeit jeden Tag neue Probleme auf’s Tapet und nach der jetzigen politiſchen Wetterprognoſe dürfte uns das Jahr 1886 eine nur zu reiche Fülle „Neuigkeiten“ ab dem Welttheater und den kleinern Bühnen unſeres eidgenöſſiſchen und kantonalen Geſellſchaftslebens bringen. Das „St. Galler Volksblatt“ dürfte als zuverläſſiger Führer in dieſem Wirrniß zeitgenöſſiſcher Fragen auch ferner jedem Ungebildeten wie auch Gebildeten will- kommen ſein. Wie das „St. Galler Volksblatt“ bezüglich des Abonnementspreiſes eines der billigſten Preßorgane iſt, ſo bietet es dem gegenwärtig zu ſo hoher Bedeutung ge- langten Inſeratenweſen ganz weſentliche Vortheile durch billigen Inſertionsanſatz und wirkſame Verbreitung. So hoffen wir, das neue Jahr mit einem vermehrten Freundes- und Leſerkreis anzutreten und ermuthigt im Anblick der treu gebliebenen alten und der Schaar uns neu zugeſtrömter Abonnenten mit neuer Luſt und Liebe die 31. Arbeitscampagne zurücklegen zu können. Das walte Gott! Redaktion und Verlag. Weihnachten und Jahresneige. „Geiſterſtimmen zu vernehmen, Mußt Du in der Seele lauſchen, Lauter reden ſie im Säuſeln Als im Sturm und Wetterrauſchen.“ (F. V. Weber.) Zu den feierlichſten Tagen des Kirchenjahres gehört das heilige Weihnachtsfeſt, die Erinnerungfeier an jenes ewig glückſelige Ereigniß, wo in der Fülle dre Zeiten, in der tiefſten Zerrüttung der moraliſchen Ordnung, wo faſt die ganze Menſchheit in den Feſſeln der ſittlichen Finſterniß lag und nur noch wenige auserleſene Seelen dem Glauben an den wahren Gott treu geblieben — Jeſus, der Er- löſer, erſchien zur unermeßlichen Freude der auf die Er- löſung Harrenden. Und dieſes Feſt iſt auch eine Ver- herrlichung der Armuth, der Demuth und des Gehorſams. Die auf ſeine Berufung als auserwähltes Volk Gottes ſo hochmüthigen Juden konnten ſich den verheißenen Meſſias nur im Glanze irdiſcher Macht und Herrlichkeit denken — aber als der Verheißene kam, ſo ganz arm, nackt und verlaſſen, geboren in einem Stalle zu Bethlehem, da anerkannten ſie ihn nicht und bis auf die heutige Stunde glauben ſie in ihrer Verblendung nicht, daß das in einer Krippe zu Bethlehem geborene Kind der verheißene Meſſias ge- weſen. So verblendet und verhärtet der Stolz die Herzen! Und der Unglaube iſt heutzutage nicht nur mehr die Ver- urtheilung der Juden; ſo viele Derer, welche die frohe Botſchaft hörten und ſie einſt mit gläubigem Sinne auf- nahmen, haben ſpäter ihr Herz dem Stolze eröffnet, den Glauben aus demſelben vertrieben und von ihrem glaubens- kalten, des Lichtes der Wahrheit beraubten Herzen gilt jetzt das Wort des Evangeliums, das in der dritten Meſſe dieſes hochfeierlichen Feſtes verleſen wird: „Das Licht leuchtete in der Finſterniß, aber die Finſterniß hat es nicht begriffen“. Wie ſoll da der „Friede“ einziehen, welchen die himmliſchen Heerſchaaren den Hirten auf dem Felde verkündeten und die Kirche fortwährend verkündet Denen, die „eines guten Willens“ ſind? „Wer ohne Liebe, ohne zuvorkommenden Glauben, nur mit dem ab- wägenden richtenden Verſtande,“ ſagt Dr. C. Martin in ſeinem Lehrbuch der katholiſchen Religion, „die Religions- wahrheiten begreifen will, der wird früher oder ſpäter in Irrthümer und Hochmuth verfallen.“ Welch’ ein Unglück dieſer Unglaube, dieſe Peſtſeuche unſerer Zeit! Freudelos, troſtlos blickt der Ungläubige zum entthronten Himmel, ſchaudernd in den Schooß der Erde, und der beſeligenden Freude, welche die zeitliche Geburt des Welterlöſers Allen, die ihn gläubig und guten Willens aufnehmen, herabbringt, wird er nicht theilhaftig. Wie ſchön ſpiegelt ſich dagegen die innig- warme Gläubigkeit des Mittelalters in den auf uns über- kommenen geiſtlichen Volksliedern jener Zeit ab, z. B. in jenen kindlich frommen Weihnachtsliedern mit Miſchverſen: „In dulci jubilo — nu ſinget und ſeid froh! Unſeres Herzen wunne — leit (liegt) in porsepio (in der Krippe), ꝛc. oder in dem Fauler’ſchen Weihnachtslied: „Maria hat geboren Us irem Fleiſch und Bluot Das Kindlein userkoren, War (wahr) Menſch und waren Gott.... Möcht’ ich das Kindelin küſſen An ſin lieblichen Munt Und wär ich krank, für gewiſſe, Ich würd’ davon geſunt“ ꝛc. Was das aber für Helden ſind, die „das Licht, welches alle Menſchen, die in dieſe Welt kommen, erleuchtet“, nicht aufnehmen, ſagt uns Leonz Curnier aus eigener Erfahrung. „Dieſe berühmten Gottesleugner und Zweifler gleichen den Feiglingen, welche Angeſichts der Gefahr jubeln oder ſingen, um zu beweiſen, daß ſie keine Furcht haben. Der Eine glaubt nicht an Gott, aber fürchtete den Teufel. Der Andere verſteckte ſich in Aberglauben, um den „Feind“ zu vertreiben. Ein Dritter hätte ſich gerne verborgen, als eine Beerdigung vorüberzog. Gott leugnen, die Vorſehung in Zweifel ziehen, den Himmel zumachen, die Unſterblichkeit der Seele wegſtreiten, ſeines Theils auf dieſe Unſterblichkeit verzichten, in den Milliarden Gräbern, mit denen die Erde überſäet iſt, nur Werk- ſtätten der Zerſtörung ſehen, aus denen das Nichts her- vorgehen ſoll — iſt ganz hübſch, wenn man 30 Jahre alt iſt, Witz hat, den Kopf hoch trägt, gute Geſundheit, guten Appetit, leichte Verdauung hat. — Aber nachher? Jenſeits? Am Schluſſe der letzten Linie des letzten Kapitels?“ Das Weihnachtsfeſt iſt der Ehrentag der Armuth. Was hat der Begüterte, der Reiche, der Große und An- geſehene vor den Armen voraus, wenn der Sohn Gottes ſelbſt in bitterſter Armuth, in Niedrigkeit, in einer Krippe, wo Ochs und Eſelein ihre Heimſtätte haben, ſeine Wiege hatte? Durch dieſe Selbſterniedrigung des Gottmenſchen iſt die freiwillig und unverſchuldete Armuth für alle Zeiten geadelt. Darum ſagt auch der von uns Allen verehrte ſelige Alban Stolz in ſeiner Schrift „Dürre Kräuter“ u. A.: „Es wird mir faſt bis zur Schreck- haftigkeit klar, wie die Armuth vor Gott einen ſo großen Werth habe, wie Gott die Armen lieber habe als andere Leute und daß wir Wohlhabende niederer ſtehen und ſchwerer ſelig werden“. (Schluß folgt.) Das Rundſchreiben Leo XIII. über die chriſtliche Staatsverfaſſung. Das Beiſpiel der erſten Chriſten. Nicht anders geſchah es in den erſten Jahrhunderten der Kirche. Denn die Sitten und Beſtrebungen der Heiden wichen ſo weit als möglich ab von den Beſtrebungen und Sitten des Evangeliums; dennoch ſah man die Chriſten mitten im Aberglauben unverderbt und unverändert bleiben und muthig eindringen, wo immer ein Zugang ſich öffnete. Muſter der Treue gegen die Fürſten und den Geſetzen gehorchend, ſoweit es erlaubt war, verbreiteten ſie nach allen Seiten wunderbaren Glanz der Heiligkeit; ſie be- mühten ſich, den Brüdern zu nützen, die übrigen zur Weisheit Chriſti zu rufen; aber ſie waren auch bereit, ihre Stelle zu verlaſſen und tapfer den Tod zu erleiden, falls es nicht möglich war, ohne Verletzung der Tugend Ehren, Aemter und Herrſchaft zu bewahren. Dadurch trugen ſie raſch die chriſtlichen Einrichtungen nicht nur in die Privathäuſer, ſondern auch in die Lager, in das Rath- haus und die Königsburg. „Wir ſind erſt von geſtern, und dennoch erfüllen wir all’ das Euere, Städte, Inſeln, Schlöſſer, Gemeinde, Vereine ſogar die Lager, die Tribus und Decurien, den Palaſt, den Senat und das Forum“ (Tertull. Apol. 11, 37). Daher kam es, daß der chriſtliche Glaube, als es geſetzlich erlaubt wurde, öffentlich das Evangelium zu bekennen, nicht mehr in der Wiege, ſondern erwachſen und ſchon hinreichend ſtark in den meiſten Staaten hervortrat. In unſern Zeiten aber iſt es räthlich, dieſe Beiſpiele der Vorfahren zu erneuern. Alle Katholiken, welche dieſes Namens würdig ſind, müſſen vor Allem liebende Kinder der Kirche ſein und als ſolche erſcheinen wollen; was ſich mit dieſem Lobe nicht verträgt, ſollen ſie ohne Zögern zurückweiſen. Sie ſollen die Einrichtungen der Völker, ſo weit es in ehrenhafter Weıſe geſchehen kann, zum Schutze der Wahrheit und Gerechtigkeit gebrauchen; Sorge tragen, daß die Freiheit des Handelns nicht das durch das natürliche und göttliche Geſetz beſtimmte Maß über- ſchreite, ſich beſtreben, daß der ganze Staat ſich geſtalte nach dem vorhin geſchiderten Ideale. Brief vom Bernerbauer. (Korr. v. Jura.) Lieber Anton! Es iſt ſchon ziemlich lange her, ſeit ich Dir meinen letzten Brief zugeſandt. Jetzt muß ich Dir doch vor das alte Jahr ſeine Drucke, gefüllt mit allerlei Freud und Leid, zuſchlägt, auch wieder ein Lebenszeichen geben, damit Du ſiehſt, daß der Bernerbauer auch noch unter den geplagten Sterblichen ſchnaufet. Wie ich von dem freundlichen Beſuche vernommen, der vor einigen Wochen bei Dir zu Gaſt war, ſo biſt Du ſo ordentlich ſammt Frau und Kindern bei Geſundheit, Appetit und Leben. Dein Wohlergehen freut mich gewiß recht ſehr und ich möchte Dir von Herzen wünſchen, was allemal die hohen Herren am Schluſſe eines Toaſtes ſo kräftig aus- rufen. Wenn ich recht verſtanden habe, ſo ſagen ſie: «Ad multos annos!» Das heiße: „Auf viele Jahre!“ ſagte unſer Schulmeiſter, der auch hie und da im Diktionär nach lateiniſchen Brocken ſchnappt. Glück und Segen und alles Gute, das wünſche ich Dir in der That von Herzen für das kommende Jahr und für noch lange Jahre. Viel Gutes könnt’ ich im neuen Jahre auch brauchen, das um ſo mehr, da ich auf dem Spiegelberg ein ziemlich mittel- mäßiges „Jöhrli“ hatte und viel Ungemach dazu. Das iſt auch der Hauptgrund, warum ich Dir ſo lange nicht hab’ ſchreiben mögen, nicht deßhalb, weil allemal meine Frau wieder raiſonnirt, wenn ich den Spiegel wieder auf die Naſe ſetzen und in die Zeitung nach ihrer Meinung ſo dummes Zeug ſchreiben will. Der Sommer war bei uns ſehr trocken, noch trockener der Herbſt, ſo daß faſt alle Brunnen abgeſtanden ſind und man bereits kein Waſſer zum Raſſiren bekommen hat. In Folge der anhaltenden Tröckne hat’s denn auch miſerabel wenig Heu gegeben. Vom Emd wollen wir gar nicht reden. Nach dem Heuet ſind die Wieſen total verbrennt und es hat kein „Füderli“ Emd gegeben. So kannſt Dir ſelber vorſtellen, was für ein elendes „Heuſtöckli“ ich habe und daß meine magern Kühe nicht ſo gern in das verſchnittene Stroh und grobe Heu beißen, wie die großen Herren in die duftenden Brat- würſte. Auch das Korn und der Haber ſind bei der trockenen Witterung kurz geblieben, zum guten Theil ſchwarz und leicht geworden. Obſt hat’s theilweiſe noch ordentlich ge- geben, aber man hat’s eben mit den „lauſigen Schelmen“ auch theilen müſſen, wie der Bauer ſeine ſauer verdienten Batzen mit den Schmarotzern von dem beamteten Herren- volk theilen muß. Ein Glück war’s, daß es noch gute und geſunde Erdäpfel gab wie Kegelkugeln. Da kann man doch mit dem Tiſch voll Buben und Meitli no Erdäpfel und Waſſerſuppe eſſen, wenn auch ungeſchmalzene. Das Schmalz muß man natürlich verkaufen, um die bald er- drückenden, hohen Steuern und die nothwendigen Winter- kleider zu zahlen. In den letzten Wochen hatten wir kalte,

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller103_1885/1>, abgerufen am 19.04.2024.