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St. Galler Volksblatt. Nr. 10, Uznach, 02. 02. 1887.

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[Spaltenumbruch] Post" folgendermaßen dargestellt: "Infolge der Streitig-
keiten, welche über die Pfarrwahl in Stabio zwischen dem
Gemeinderath einerseits und der Volksmehrheit anderseits
entbrannt sind, hatte sich der aus dem Stabioprozesse viel-
fach genannte Luigi Catenazzi am Donnerstag nach Bellin-
zona begeben, um in der obschwebenden Angelegenheit sich
mit einigen Mitgliedern des Staatsrathes zu besprechen.
Nach einem Halt in Lugano kehrte er am gleichen Abend
nach Hause zurück, als, in der Nähe des Dorfes ange-
langt, der nichts ahnende Mann plötzlich von einigen ihm
hier auflauernden Individuen angefallen wurde, welche
fünf Revolverschüsse auf ihn abfeuerten, wovon der eine
Cat nazzi an der Seite verwundete." Des Verbrechens in
höchstem Grade verdächtig und inhaftirt sind Ginella,
Lucroni und Della Casa. Gegenwärtig herrscht in Stabio
vollständig Ruhe.

-- Stabio.

Der Zustand Catenazzi's ist befriedigend.
Professor Brigetti hat Freitags die Kugel aus dem Körper
entfernt. Dr. Belloni ist wieder völlig hergestellt. Die
Regierungsräthe Pedrazini und Casella haben Stabio
wieder verlassen.

Neuenburg.

Die Absinthfabrikation des Travers-
thales senden Agitatoren im Lande herum, um für das
Referendum gegen das Alkoholgesetz Propaganda zu machen.




Ausland.
Oesterreich.

(Brief vom goldenen Dachl.) So
kommt denn endlich der Brief, welcher Dir, lb. Volksblatt,
vom Schicksal der Schulgesetzvorlage im Tiroler Landtag
berichten soll. Derselben ist's nicht gut ergangen, so
wenig als vor Jahren dem Ungeheuer des schweizerischen
Schulsekretärs. Mit der Mehrheit von 2/3 der Stimmen
ist dieselbe als untauglich verurtheilt worden, so daß die
Käsehändler mit ruhigem Gewissen die mit derselben be-
schwärzten Bogen gleich Makulatur in ihren Verkaufläden
gebrauchen dürfen. Aber was hat denn das neue Geschöpf
für Mängel gehabt? Höre den Bericht des kathol. Schul-
ausschusses, er ist beredter als ich: "Wohin unser Blick
in der Unmasse der Gesetzesparagraphe und Ministerial-
Ordonanzen dringt, sei es nun, daß wir die Bestimmungen
über Lehrplan, Lehrbücher und Unterrichtszeit, sei es, daß
wir die Bestimmungen über die Schulaufsicht, die Anstellung
der Lehrer und deren Rechtsverhältnisse u. s. w. in's Auge
fassen, überall begegnet uns ein komplizirter bürokratischer
Mechanismus, in dem man die Neuschule eingezwängt hat.
Unser Auge späht jedoch vergebens nach einer gerechten
Berücksichtigung des berechtigten Einflusses der Landes-
vertretung als des berufenen Vertreters der "Familie",
welcher ja in erster Linie sich gehört; und ebenso ver-
missen wir mit Bedauern jede maßgebende
Ingerenz der Kirche, deren Einfluß die
moderne Schulgesetzgebung mit zielbewußter
Hand auf ein Minimum herabzudrücken ver-
stand
." Da haben wir also, was den Tirolern am neuen
Schulgesetz mit Recht mißfallen hat: der katholische Tiroler
will nicht den Landjäger, sondern den Pfarrer, nicht den
ungläubigen Minister, sondern die glaubenseifrigen Eltern,
nicht den Teufel, sondern Gott, nicht den Staat, sondern
die Kirche in der Erziehung und Bildung der Jugend
Meister wissen. Dadurch gibt Tirol auf's Neue uns
kathol. Schweizern ein mustergültiges wie ermuthigendes
Beispiel im nie enden wollenden Kampfe um die Jugend
und deren Schulung und Bildung.

Aber was wird Tirol nun beginnen, da bereits das
19. Jahr anhebt, seit ein eigentliches Schulgesetz mangelt?
Das steht fest, daß die Tiroler ihre Schulen nicht anders
als in einer den katholischen Grundsätzen entsprechenden
Weise einrichten und dabei der Kirche den ihr zustehenden
Einfluß sicher stellen wollen. Dazu braucht es eine harte
Arbeit: es kostet nichts weniger als die Entfernung oder
Abänderung des religionslosen österr. Reichsschulgesetzes --
der lex abominabilis. Der hohe Landtag stellt daher
an die Landesregierung das Gesuch, sie möchte dahin wirken,
daß jenes Gesetz die nothwendige und gewiß auch billige
Abänderung erhalte. Irre ich nicht, soll im Reichstage,
welcher in dieser Woche in Wien eröffnet worden, die
Sache bereits in Anregung kommen. Möge es gelingen!

Eine verdiente Schlappe hat in diesem Schulkampfe
die gegnerische Presse erhalten. Sie heulte und schrie und
jammerte, als werde durch die Annahme der Schulvorlage
im Landtage Tirols die Schule päpstlicher als päpstlich und
hintenher sagt ganz Tirol durch seine Vertreter: nehmen
wir die Vorlage an, dann ist's um die katholische Schule
Tirols geschehen. Was heißt "aerem verberare"? In
der Luft herumfuchteln, Luftstreiche thun! --

Deutsches Reich.

In Danzig wurden letzter
Tage 34 Sozialisten, unter ihnen der Reichstagskandidat
Jochem, wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung
verhaftet.

-- Aus Hrn. Windthorst's zweiter Rede im
preuß. Landtag können namentlich zwei Sätze dem Reichs-
kanzler
einige Unruhe bereiten: erstens der Hinweis
auf "bedeutende Autoritäten im Lande oder die
es noch werden könnten", welche gar nicht der Meinung
seien, daß die Fortschrittler destruktiven oder republikanischen
Tendenzen huldigten, und zweitens die Erklärung, daß der
Papst sich nicht in die inneren politischen Angelegenheiten
eines Landes mische. Der Kanzler hatte dem Zentrum
eine päpstliche Kundgebung noch vor den Wahlen und in
Bezug auf dieselben in Aussicht gestellt; der Führer des
Zentrums ließ durchblicken, von preußischer Seite sei im
Vatikan allerdings in diesem Sinne gearbeitet worden,
aber ohne Erfolg.

Der Sohn des Kanonengießers Krupp in
[Spaltenumbruch] Essen möchte auch gern Reichstags-Abgeordneter werden.
Der bisherige Zentrums-Deputirte soll verdrängt werden.
Wird schwerlich gelingen. Auch die Deutschfreisinnigen
stimmen dem Zentrumskandidaten, weil Krupp "durch sein
geschäftliches Interesse vollständig von der Regierung ab-
hängig".

Frankreich.

Dir Provinz Constantine ist von
der Heuschreckenplage arg heimgesucht. Man be-
fürchtet, daß die ganze Provinz durch diese Thiere um
ihre diesjährige Ernte gebracht wird. Die Regierung hat
Vorsichtsmaßregeln getroffen.

-- Paris. Mehrere hundert Arbeiter zogen massen-
weise vor das Stadthaus, um bei der Ausstellungsdirektion
des Handelsministeriums gegen die Aufnahme ausländischer
Arbeiter bei den heute begonnenen Erdarbeiten zum Eiffel-
thurm zu protestiren. Die Polizei befürchtete eine große
Schlägerei zwischen den französischen und den ausländischen
Arbeitern.

Leon Say, Freycinet, Ferry
und Goblet sind einig, Boulanger durch General Lewald
als Kriegsminister zu ersetzen. Grevy unterstützt die
Campagne.

Italien.

Ein Privat-Telegramm des "Vaterl."
berichtet, "daß kein Akt des Papstes gegen das
Verhalten des deutschen Zentrums
in der
Septennatsfrage existirt."

Als vorgestern Morgens
der Pfarrer von Sant Peter, Monsignore Micle, nach
celebrirter Messe aus der Kirche trat, wurde er von einem
unbekannten Manne mit drei Revolverschüssen niederge-
streckt. Der Thäter ist entflohen.

England.

Der "Standard"
meldet, Kaiser Wilhelm habe Donnerstags mit den Ge-
nerälen von der Einberufung von 72,000 Reservisten be-
hufs Einübung auf das neue Gewehr gesprochen und da-
bei erklärt, es liegen keinerlei kriegerische Anzeichen vor.

Ein Wiener Telegramm des "Standard" spricht neuer-
dings von österreichischen Rüstungen und bestätigt, daß
sich Oesterreich und Rußland noch so wenig verständigt
hätten, wie im November. Dasselbe kündigt die dem-
nächstige Einberufung der Delegationen zu einer außer-
ordentlichen Session an.

Der Standard beschuldigt
Bismarck, daß er Rußland immer zur Okkupation Bul-
gariens getrieben habe, um einen österreichisch-russischen
Krieg herbeizuführen, den sich Deutschland zu Nutze machen
würde, um Frankreich zu zerschmettern. Aber Rußland
habe diese Pläne durchschaut und zaudere, den Krieg zu
beginnen. Der Standard ist immerhin der Ansicht, daß
sich die Lage im Ganzen gebessert habe; er glaubt, der
Friede werde wenigstens für dieses Jahr erhalten bleiben.

Rußland.

Dem New-York Herald soll ein kürzlich
aus Rußland angekommener Nihilist erzählt haben, seine
Parteigenossen seien rührig und gut organisirt. Der Zar
werde in einem halben Jahr ein todter Mann sein.




--Viehhandel.

Dem "Alttoggenburger" ent-
nehmen wir folgende Kniffe, welche die Viehjuden in letzter
Zeit im Alttoggenburg massenhaft praktizirten. Seit
einiger Zeit stürmen Juden in alle unsere Weiler und
Höfe, um unsern Bauern theures Vieh auf Kredit zu
verkaufen. Mit allen möglichen Mitteln werden die
letztern zum Kaufe verlockt. Das Reisegeld wird dem
Landwirth gerne zum Voraus bezahlt, wenn er nur ver-
spricht, nach dem Wohnorte des Juden zu kommen, um
das Vieh im Stalle anzusehen, ohne daß er dabei ver-
pflicht sei, etwas zu kaufen. Ist der Bauer aber einmal
dort, so wird der Jude mit ihm schon eins; er läßt ihn
nicht los, bis er ihn hat, d. h. bis der Bauer gekauft
hat. Das Vieh wird dann ganz oder theilweise auf Kredit
gegeben und der Handel sofort so fein zu Papier gebracht,
daß ihn kein Advokat besser zu Gunsten des Juden auf-
setzen könnte. Der Käufer ist nun gebunden und kann
zusehen, wie er mit dem Juden fertig wird. Der Bauer
bekommt sein Vieh; er tröstet sich vielleicht im Anfange,
es sei wohl zu theuer, aber er müsse es erst später be-
zahlen; doch dieses "Später" tritt auch einmal ein und
daß dann der Jude keinen Spaß macht, beweisen die
Pfandbote, die seit einiger Zeit im Toggenburg herum-
fliegen. Die Erfahrung hat wiederholt ergeben, daß die
Bauern bei diesen Kreditgeschäften nicht gut weggekommen,
daß sie zu kostspieliges Vieh und zu theuer kaufen und
nachher in Verlegenheit oder Schaden kommen. Es dürfte
einmal an den bekannten Thatsachen genug und nicht
nöthig sein, daß noch mehr das Opfer dieser Juden-
maxime werden; darum lasse man sich besser gar nicht in
solche Geschäfte ein.

-- Mobilmachung mit Hindernissen.

Ein
wehrpflichtiger Bürger der Ostschweiz wollte mit Rücksicht
auf einen bevorstehenden Marschbefehl seine Ausrüstung
nachsehen und in Stand stellen. Alles fand sich vor bis
auf die Patrontasche; trotz allen verzweifelten Suchens
keine Spur des unentbehrlichen Ausrüstungsgegenstandes.
Diverse vaterländliche Sprüchlein entfuhren dem Muude
des ordnungsliebenden Wehrmannes. Schließlich stellt sich
heraus, daß die Gemahlin unseres Füsiliers die Patron-
tasche als -- -- -- Tournüre schon seit längerer Zeit in
Gebrauch hatte!

-- Häusereinstürze durch Schneedruck.

In Subigen
(Solothurn) stürzte am Samstag infolge Schneedrucks

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versend. in
einzelnen Roben und ganzen Stücken portofrei das Seidenfabrik-Depot
G. Henneberg, Zürich. Muster umgehend.


[Spaltenumbruch]

das Haus des Hrn. Joh. Jos. Rohr, Gemeinderath, unter ge-
waltigem Getöse zusammen. Nur mit Mühe konnte die Vieh-
waare aus der besonders stark demolirten Scheune gerettet werden.
Der bald achtzigjährige Besitzer erlitt durch die herabfallenden
Steine und Balken starke Verletzungen, an denen er schwer krank
zu Bette liegt. Das zu ca. 7000 Fr. versicherte Haus wird ohne
gänzlichen Neuaufbau kaum mehr bewohnbar sein. -- In Lotz-
wyl (Bern) drückte der Schnee an einem Hause die ganze west-
liche Hälfte des Daches zusammen. Die Familie saß gerade
beim Frühstück und fiel vor Schreck, im Glauben, die Welt gehe
unter, auf den Boden hinaus. -- In Niederbofen (Aargau)
drückte der Schnee den Dachstuhl des Hauses des Wagners Nesers,
sowie der darangebauten Scheune vollständig ein. Ein Theil
vom Kamin des Hauses stürzte in die Küche hinunter. Die
Scheune ist größtentheils zusammengerissen; nur der Stall blieb
soweit verschont, daß das Vieh, ohne Schaden zu nehmen, heraus-
geschafft werden konnte. Auch die Hausbewohner kamen mit dem
Schrecken davon. -- In Obenbipp (Bern) brach das aus Stroh
und Schindeln bestehende Dach sammt Rafen des Wohnhauses
des Johann Mägli, Burgerpräsident zusammen. Die Familie
Mägli wurde durch das Geräusch vom Schlafe aufgeweckt; als
man die Hausthüre öffnete, stund das Hausdach auf der nörd-
lichen und westlichen Seite auf dem Boden, so daß Niemand
verletzt wurde. Das Haus ist gänzlich aus Holz gebaut und
für 4900 Fr. brandversichert; es ist so demolirt, daß es ab-
gebrochen werden muß.

-- Schrullen eines Geizhalses.

Unlängst starb in
St. Petersburg ein Mann, der allgemein für wohlhabend galt.
Er hatte in der letzten Zeit ganz allein gelebt und nur eine alte
Frau bei sich, die seit vierzig Jahren in seiner Familie diente.
Sein einziger Sohn lebte in Dula und kam nun auf die Nach-
richt vom Tode seines Vaters nach St. Petersburg. Er war
nicht wenig erstaunt, nichts vozufinden, was sein Vater ihm
hinterlassen hätte, zumal er genau wußte, daß derselbe Geld be-
sessen hatte und geizig gewesen war. Erst glaubte der Sohn,
sein Vater sei bestoblen worden; als die Magd ihm aber im Ge-
spräche erzählte, sein Vater habe sich auffallenderweise jeden
Monat neue Stiefeln gekauft, obgleich er fast gar nicht ausging,
griff der Sohn instinktiv nach den Stiefeln, sah sie sich genauer
an und fand nun in denselben Billete der Orientalanleihe im
Betrage von 125,000 Rubeln.

Uznach. (Eingesandt.)

Die zwei ersten Aufführungen des
"Verschwender" haben mit bestem Erfolge stattgefunden.
Dieses höchst effektvolle Stück vereinigt Alles in sich, was das
Theaterpublikum erfreut: Brillante Szenerien mit überraschen-
den Verwandlungen, reiche Kostüme, schöne gemüthliche Musik,
scharf markirte Charakterzeichnung, lebhafte und abwechslungs-
volle Handlung und sehr viel Humor Es erforderte gewaltige
Anstrengungen, das sehr schwierige Werk in allen diesen Punkten
würdig durchzuführen. Das einstimmige Urtheil geht dahin,
daß dies in vortrefflicher Weise gelungen ist, so weit man es
von einer Dilettantenbühne verlangen kann und daß die Theater-
Gesellschaft Uznach dieses Jahr den Höhepunkt aller ihrer bis-
herigen Leistungen erreicht hat.

Der Zweck dieser Zeilen ist übrigens nicht, Lob zu spenden,
sondern etwas zum Verständnisse des eigenthümlichen Stückes
beizutragen.

Der "Verschwender" ist das letzte und beste Werk des Bühnen-
dichters und Schauspielers Ferd. Raimund in Wien. Es
wurde im Jahre 1833 geschrieben und ist seither ein Lieblings-
stück des Publikums geblieben. Dasselbe birgt einen guten
moralischen Kern. Es wird darin gezeigt, daß Reichthum allein
nicht glücklich macht, weder den leichtsinnigen Verschwender, der
in Gesellschaft lustiger Kumpane praßt, noch den habsüchtigen
Intriganten, der sich sein Glück "erlächelt" und durch Lug und
Trug zum reichen Mann wird; -- daß Glück und Zufrieden-
heit weit eher bei ehrlichen, einfachen Leuten zu finden sind, und
daß Freigebigkeit und Treue schließlich doch noch zu Sieg nnd
Lohn gelangen.

Der Dichter versetzt uns in eine zauberhafte Märchenwelt.
Die Fee Cheristane war auf die Erde gesandt worden, um den
Menschen Gutes zu thun. Dazu hatte sie eine Krone von
Perlen erhalten, von denen jede einen Zauber enthielt. Ihre
ganze Zaubermacht hatte sie zum vermeintlichen Wohle ihres
Lieblings Flottwell verwendet. Dieser spendete in seiner Gut-
herzigkeit viele Wohlthaten, wurde jedoch zum leichtsinnigen Ver-
schwenoer. Cheristane sieht das unvermeidliche Ende seiner Ver-
schwenderbahn voraus und opfert die letzte Perle zu seinem Wohle,
indem sie daraus den Geist Azur entstehen läßt und ihn zu
Flottwells Schutzgeist bestimmt. Letzterer erfüllt seine Sendung
dadurch, daß er den Verschwender, nur diesem allein sichtbar,
überall in der Gestalt eines Bettlers begleitet, sich ihm als "Bild
der Warnung" darstellt und von ihm so viel als möglich erbettelt.
Als der Verschwender nach 20 Jahren selbst zum Bettler ge-
worden und nach vielen Irrfahrten verzweifelnd auf den Ruinen
seines väterlichen Schlosses steht, erscheint nochmals sein Schutz-
geist, um ihm die im Felsen verborgenen Schätze zu übergeben,
die er ihm abgebettelt hatte. "Was du dem Armen gabst, hast
zu dir selbst gegeben."

In dieses naive Zaubermärchen sind ernste und heitere Szenen
aus des Lebens Wirklichkeit in buntester Abwechslung verflochten.
Es würde zu weit führen, alle diese originellen und drastischen
Bilder auch nur anzudeuten. Gehet und sehet selbst!

-- Auf einem Kommers der Leipziger Studentenschaft zeigte
der Superintendent Dr. Pnak, unter lautem Beifall einen Blei-
stift, den er von der Frau Fürstin Bismarck erhalten hat, und
mit welchem Fürst Bismarck eine Staatsdepesche unterschrieben.
Serviler konnten die Byzantiner zur Zeit der größten Verkomm-
niß gewiß nicht sein.

-- Bei einem Freimaurer-Bankett in London hatte ein Mit-
glied, der Beamte Brett, mit seinem Gemüse einen Gegenstand
verschluckt, vor dem er nach langer, drei Operationen erheischender
Krankheit befreit wurde. Es war eine Nähnadel mit einem zwei
Zoll langen Faden. Nun verlangt er 2000 Pfund Entschädigung.
Der Prozeß dürfte sehr interessant werden.




Ediktalvorladungen.

Johann Robert Schoch, Buchbinder, von Appenzell, an der
Engelgasse in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags
11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen.

Franz Josef Lendi, Milchler, von Mols, Gemeinde Quarten,
an der Bitzistraße in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vor-
mitlags 11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen.

Joh. Jakob Zurburg, Hafner und Sticker, in Ländern, Ge-
meinde Balgach. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags hlllb 11
Uhr, im Rößle zu Balgach.

Joseph Thum, Gemüsehändler, von Benken, in Gießen. Ein-
gaben bis 5. Febr., Vormittags 11 Uhr, zur Krone in Benken.

Ulrich Troxler, Sticker, von Stein, Kts. St. Gallen, in
Halten bei Bernhardzell, Gemeinde Waldkirch. Eingaben bis
7. Febr., Vormittags 10 Uhr, zum Ochsen in Goßau.




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[Spaltenumbruch] Poſt“ folgendermaßen dargeſtellt: „Infolge der Streitig-
keiten, welche über die Pfarrwahl in Stabio zwiſchen dem
Gemeinderath einerſeits und der Volksmehrheit anderſeits
entbrannt ſind, hatte ſich der aus dem Stabioprozeſſe viel-
fach genannte Luigi Catenazzi am Donnerſtag nach Bellin-
zona begeben, um in der obſchwebenden Angelegenheit ſich
mit einigen Mitgliedern des Staatsrathes zu beſprechen.
Nach einem Halt in Lugano kehrte er am gleichen Abend
nach Hauſe zurück, als, in der Nähe des Dorfes ange-
langt, der nichts ahnende Mann plötzlich von einigen ihm
hier auflauernden Individuen angefallen wurde, welche
fünf Revolverſchüſſe auf ihn abfeuerten, wovon der eine
Cat nazzi an der Seite verwundete.“ Des Verbrechens in
höchſtem Grade verdächtig und inhaftirt ſind Ginella,
Lucroni und Della Caſa. Gegenwärtig herrſcht in Stabio
vollſtändig Ruhe.

Stabio.

Der Zuſtand Catenazzi’s iſt befriedigend.
Profeſſor Brigetti hat Freitags die Kugel aus dem Körper
entfernt. Dr. Belloni iſt wieder völlig hergeſtellt. Die
Regierungsräthe Pedrazini und Caſella haben Stabio
wieder verlaſſen.

Neuenburg.

Die Abſinthfabrikation des Travers-
thales ſenden Agitatoren im Lande herum, um für das
Referendum gegen das Alkoholgeſetz Propaganda zu machen.




Ausland.
Oeſterreich.

(Brief vom goldenen Dachl.) So
kommt denn endlich der Brief, welcher Dir, lb. Volksblatt,
vom Schickſal der Schulgeſetzvorlage im Tiroler Landtag
berichten ſoll. Derſelben iſt’s nicht gut ergangen, ſo
wenig als vor Jahren dem Ungeheuer des ſchweizeriſchen
Schulſekretärs. Mit der Mehrheit von ⅔ der Stimmen
iſt dieſelbe als untauglich verurtheilt worden, ſo daß die
Käſehändler mit ruhigem Gewiſſen die mit derſelben be-
ſchwärzten Bogen gleich Makulatur in ihren Verkaufläden
gebrauchen dürfen. Aber was hat denn das neue Geſchöpf
für Mängel gehabt? Höre den Bericht des kathol. Schul-
ausſchuſſes, er iſt beredter als ich: „Wohin unſer Blick
in der Unmaſſe der Geſetzesparagraphe und Miniſterial-
Ordonanzen dringt, ſei es nun, daß wir die Beſtimmungen
über Lehrplan, Lehrbücher und Unterrichtszeit, ſei es, daß
wir die Beſtimmungen über die Schulaufſicht, die Anſtellung
der Lehrer und deren Rechtsverhältniſſe u. ſ. w. in’s Auge
faſſen, überall begegnet uns ein komplizirter bürokratiſcher
Mechanismus, in dem man die Neuſchule eingezwängt hat.
Unſer Auge ſpäht jedoch vergebens nach einer gerechten
Berückſichtigung des berechtigten Einfluſſes der Landes-
vertretung als des berufenen Vertreters der „Familie“,
welcher ja in erſter Linie ſich gehört; und ebenſo ver-
miſſen wir mit Bedauern jede maßgebende
Ingerenz der Kirche, deren Einfluß die
moderne Schulgeſetzgebung mit zielbewußter
Hand auf ein Minimum herabzudrücken ver-
ſtand
.“ Da haben wir alſo, was den Tirolern am neuen
Schulgeſetz mit Recht mißfallen hat: der katholiſche Tiroler
will nicht den Landjäger, ſondern den Pfarrer, nicht den
ungläubigen Miniſter, ſondern die glaubenseifrigen Eltern,
nicht den Teufel, ſondern Gott, nicht den Staat, ſondern
die Kirche in der Erziehung und Bildung der Jugend
Meiſter wiſſen. Dadurch gibt Tirol auf’s Neue uns
kathol. Schweizern ein muſtergültiges wie ermuthigendes
Beiſpiel im nie enden wollenden Kampfe um die Jugend
und deren Schulung und Bildung.

Aber was wird Tirol nun beginnen, da bereits das
19. Jahr anhebt, ſeit ein eigentliches Schulgeſetz mangelt?
Das ſteht feſt, daß die Tiroler ihre Schulen nicht anders
als in einer den katholiſchen Grundſätzen entſprechenden
Weiſe einrichten und dabei der Kirche den ihr zuſtehenden
Einfluß ſicher ſtellen wollen. Dazu braucht es eine harte
Arbeit: es koſtet nichts weniger als die Entfernung oder
Abänderung des religionsloſen öſterr. Reichsſchulgeſetzes —
der lex abominabilis. Der hohe Landtag ſtellt daher
an die Landesregierung das Geſuch, ſie möchte dahin wirken,
daß jenes Geſetz die nothwendige und gewiß auch billige
Abänderung erhalte. Irre ich nicht, ſoll im Reichstage,
welcher in dieſer Woche in Wien eröffnet worden, die
Sache bereits in Anregung kommen. Möge es gelingen!

Eine verdiente Schlappe hat in dieſem Schulkampfe
die gegneriſche Preſſe erhalten. Sie heulte und ſchrie und
jammerte, als werde durch die Annahme der Schulvorlage
im Landtage Tirols die Schule päpſtlicher als päpſtlich und
hintenher ſagt ganz Tirol durch ſeine Vertreter: nehmen
wir die Vorlage an, dann iſt’s um die katholiſche Schule
Tirols geſchehen. Was heißt «aerem verberare»? In
der Luft herumfuchteln, Luftſtreiche thun! —

Deutſches Reich.

In Danzig wurden letzter
Tage 34 Sozialiſten, unter ihnen der Reichstagskandidat
Jochem, wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung
verhaftet.

— Aus Hrn. Windthorſt’s zweiter Rede im
preuß. Landtag können namentlich zwei Sätze dem Reichs-
kanzler
einige Unruhe bereiten: erſtens der Hinweis
auf „bedeutende Autoritäten im Lande oder die
es noch werden könnten“, welche gar nicht der Meinung
ſeien, daß die Fortſchrittler deſtruktiven oder republikaniſchen
Tendenzen huldigten, und zweitens die Erklärung, daß der
Papſt ſich nicht in die inneren politiſchen Angelegenheiten
eines Landes miſche. Der Kanzler hatte dem Zentrum
eine päpſtliche Kundgebung noch vor den Wahlen und in
Bezug auf dieſelben in Ausſicht geſtellt; der Führer des
Zentrums ließ durchblicken, von preußiſcher Seite ſei im
Vatikan allerdings in dieſem Sinne gearbeitet worden,
aber ohne Erfolg.

Der Sohn des Kanonengießers Krupp in
[Spaltenumbruch] Eſſen möchte auch gern Reichstags-Abgeordneter werden.
Der bisherige Zentrums-Deputirte ſoll verdrängt werden.
Wird ſchwerlich gelingen. Auch die Deutſchfreiſinnigen
ſtimmen dem Zentrumskandidaten, weil Krupp „durch ſein
geſchäftliches Intereſſe vollſtändig von der Regierung ab-
hängig“.

Frankreich.

Dir Provinz Conſtantine iſt von
der Heuſchreckenplage arg heimgeſucht. Man be-
fürchtet, daß die ganze Provinz durch dieſe Thiere um
ihre diesjährige Ernte gebracht wird. Die Regierung hat
Vorſichtsmaßregeln getroffen.

Paris. Mehrere hundert Arbeiter zogen maſſen-
weiſe vor das Stadthaus, um bei der Ausſtellungsdirektion
des Handelsminiſteriums gegen die Aufnahme ausländiſcher
Arbeiter bei den heute begonnenen Erdarbeiten zum Eiffel-
thurm zu proteſtiren. Die Polizei befürchtete eine große
Schlägerei zwiſchen den franzöſiſchen und den ausländiſchen
Arbeitern.

Leon Say, Freycinet, Ferry
und Goblet ſind einig, Boulanger durch General Lewald
als Kriegsminiſter zu erſetzen. Grevy unterſtützt die
Campagne.

Italien.

Ein Privat-Telegramm des „Vaterl.“
berichtet, „daß kein Akt des Papſtes gegen das
Verhalten des deutſchen Zentrums
in der
Septennatsfrage exiſtirt.“

Als vorgeſtern Morgens
der Pfarrer von Sant Peter, Monſignore Micle, nach
celebrirter Meſſe aus der Kirche trat, wurde er von einem
unbekannten Manne mit drei Revolverſchüſſen niederge-
ſtreckt. Der Thäter iſt entflohen.

England.

Der „Standard“
meldet, Kaiſer Wilhelm habe Donnerſtags mit den Ge-
nerälen von der Einberufung von 72,000 Reſerviſten be-
hufs Einübung auf das neue Gewehr geſprochen und da-
bei erklärt, es liegen keinerlei kriegeriſche Anzeichen vor.

Ein Wiener Telegramm des „Standard“ ſpricht neuer-
dings von öſterreichiſchen Rüſtungen und beſtätigt, daß
ſich Oeſterreich und Rußland noch ſo wenig verſtändigt
hätten, wie im November. Dasſelbe kündigt die dem-
nächſtige Einberufung der Delegationen zu einer außer-
ordentlichen Seſſion an.

Der Standard beſchuldigt
Bismarck, daß er Rußland immer zur Okkupation Bul-
gariens getrieben habe, um einen öſterreichiſch-ruſſiſchen
Krieg herbeizuführen, den ſich Deutſchland zu Nutze machen
würde, um Frankreich zu zerſchmettern. Aber Rußland
habe dieſe Pläne durchſchaut und zaudere, den Krieg zu
beginnen. Der Standard iſt immerhin der Anſicht, daß
ſich die Lage im Ganzen gebeſſert habe; er glaubt, der
Friede werde wenigſtens für dieſes Jahr erhalten bleiben.

Rußland.

Dem New-York Herald ſoll ein kürzlich
aus Rußland angekommener Nihiliſt erzählt haben, ſeine
Parteigenoſſen ſeien rührig und gut organiſirt. Der Zar
werde in einem halben Jahr ein todter Mann ſein.




Viehhandel.

Dem „Alttoggenburger“ ent-
nehmen wir folgende Kniffe, welche die Viehjuden in letzter
Zeit im Alttoggenburg maſſenhaft praktizirten. Seit
einiger Zeit ſtürmen Juden in alle unſere Weiler und
Höfe, um unſern Bauern theures Vieh auf Kredit zu
verkaufen. Mit allen möglichen Mitteln werden die
letztern zum Kaufe verlockt. Das Reiſegeld wird dem
Landwirth gerne zum Voraus bezahlt, wenn er nur ver-
ſpricht, nach dem Wohnorte des Juden zu kommen, um
das Vieh im Stalle anzuſehen, ohne daß er dabei ver-
pflicht ſei, etwas zu kaufen. Iſt der Bauer aber einmal
dort, ſo wird der Jude mit ihm ſchon eins; er läßt ihn
nicht los, bis er ihn hat, d. h. bis der Bauer gekauft
hat. Das Vieh wird dann ganz oder theilweiſe auf Kredit
gegeben und der Handel ſofort ſo fein zu Papier gebracht,
daß ihn kein Advokat beſſer zu Gunſten des Juden auf-
ſetzen könnte. Der Käufer iſt nun gebunden und kann
zuſehen, wie er mit dem Juden fertig wird. Der Bauer
bekommt ſein Vieh; er tröſtet ſich vielleicht im Anfange,
es ſei wohl zu theuer, aber er müſſe es erſt ſpäter be-
zahlen; doch dieſes „Später“ tritt auch einmal ein und
daß dann der Jude keinen Spaß macht, beweiſen die
Pfandbote, die ſeit einiger Zeit im Toggenburg herum-
fliegen. Die Erfahrung hat wiederholt ergeben, daß die
Bauern bei dieſen Kreditgeſchäften nicht gut weggekommen,
daß ſie zu koſtſpieliges Vieh und zu theuer kaufen und
nachher in Verlegenheit oder Schaden kommen. Es dürfte
einmal an den bekannten Thatſachen genug und nicht
nöthig ſein, daß noch mehr das Opfer dieſer Juden-
maxime werden; darum laſſe man ſich beſſer gar nicht in
ſolche Geſchäfte ein.

Mobilmachung mit Hinderniſſen.

Ein
wehrpflichtiger Bürger der Oſtſchweiz wollte mit Rückſicht
auf einen bevorſtehenden Marſchbefehl ſeine Ausrüſtung
nachſehen und in Stand ſtellen. Alles fand ſich vor bis
auf die Patrontaſche; trotz allen verzweifelten Suchens
keine Spur des unentbehrlichen Ausrüſtungsgegenſtandes.
Diverſe vaterländliche Sprüchlein entfuhren dem Muude
des ordnungsliebenden Wehrmannes. Schließlich ſtellt ſich
heraus, daß die Gemahlin unſeres Füſiliers die Patron-
taſche als — — — Tournüre ſchon ſeit längerer Zeit in
Gebrauch hatte!

Häuſereinſtürze durch Schneedruck.

In Subigen
(Solothurn) ſtürzte am Samſtag infolge Schneedrucks

8 Ganz ſeidene bedruckte Foulards
Fr. 2. 10 per Meter bis Fr. 7. 15
verſend. in
einzelnen Roben und ganzen Stücken portofrei das Seidenfabrik-Dépòt
G. Henneberg, Zürich. Muſter umgehend.


[Spaltenumbruch]

das Haus des Hrn. Joh. Joſ. Rohr, Gemeinderath, unter ge-
waltigem Getöſe zuſammen. Nur mit Mühe konnte die Vieh-
waare aus der beſonders ſtark demolirten Scheune gerettet werden.
Der bald achtzigjährige Beſitzer erlitt durch die herabfallenden
Steine und Balken ſtarke Verletzungen, an denen er ſchwer krank
zu Bette liegt. Das zu ca. 7000 Fr. verſicherte Haus wird ohne
gänzlichen Neuaufbau kaum mehr bewohnbar ſein. — In Lotz-
wyl (Bern) drückte der Schnee an einem Hauſe die ganze weſt-
liche Hälfte des Daches zuſammen. Die Familie ſaß gerade
beim Frühſtück und fiel vor Schreck, im Glauben, die Welt gehe
unter, auf den Boden hinaus. — In Niederbofen (Aargau)
drückte der Schnee den Dachſtuhl des Hauſes des Wagners Neſers,
ſowie der darangebauten Scheune vollſtändig ein. Ein Theil
vom Kamin des Hauſes ſtürzte in die Küche hinunter. Die
Scheune iſt größtentheils zuſammengeriſſen; nur der Stall blieb
ſoweit verſchont, daß das Vieh, ohne Schaden zu nehmen, heraus-
geſchafft werden konnte. Auch die Hausbewohner kamen mit dem
Schrecken davon. — In Obenbipp (Bern) brach das aus Stroh
und Schindeln beſtehende Dach ſammt Rafen des Wohnhauſes
des Johann Mägli, Burgerpräſident zuſammen. Die Familie
Mägli wurde durch das Geräuſch vom Schlafe aufgeweckt; als
man die Hausthüre öffnete, ſtund das Hausdach auf der nörd-
lichen und weſtlichen Seite auf dem Boden, ſo daß Niemand
verletzt wurde. Das Haus iſt gänzlich aus Holz gebaut und
für 4900 Fr. brandverſichert; es iſt ſo demolirt, daß es ab-
gebrochen werden muß.

Schrullen eines Geizhalſes.

Unlängſt ſtarb in
St. Petersburg ein Mann, der allgemein für wohlhabend galt.
Er hatte in der letzten Zeit ganz allein gelebt und nur eine alte
Frau bei ſich, die ſeit vierzig Jahren in ſeiner Familie diente.
Sein einziger Sohn lebte in Dula und kam nun auf die Nach-
richt vom Tode ſeines Vaters nach St. Petersburg. Er war
nicht wenig erſtaunt, nichts vozufinden, was ſein Vater ihm
hinterlaſſen hätte, zumal er genau wußte, daß derſelbe Geld be-
ſeſſen hatte und geizig geweſen war. Erſt glaubte der Sohn,
ſein Vater ſei beſtoblen worden; als die Magd ihm aber im Ge-
ſpräche erzählte, ſein Vater habe ſich auffallenderweiſe jeden
Monat neue Stiefeln gekauft, obgleich er faſt gar nicht ausging,
griff der Sohn inſtinktiv nach den Stiefeln, ſah ſie ſich genauer
an und fand nun in denſelben Billete der Orientalanleihe im
Betrage von 125,000 Rubeln.

Uznach. (Eingeſandt.)

Die zwei erſten Aufführungen des
„Verſchwender“ haben mit beſtem Erfolge ſtattgefunden.
Dieſes höchſt effektvolle Stück vereinigt Alles in ſich, was das
Theaterpublikum erfreut: Brillante Szenerien mit überraſchen-
den Verwandlungen, reiche Koſtüme, ſchöne gemüthliche Muſik,
ſcharf markirte Charakterzeichnung, lebhafte und abwechslungs-
volle Handlung und ſehr viel Humor Es erforderte gewaltige
Anſtrengungen, das ſehr ſchwierige Werk in allen dieſen Punkten
würdig durchzuführen. Das einſtimmige Urtheil geht dahin,
daß dies in vortrefflicher Weiſe gelungen iſt, ſo weit man es
von einer Dilettantenbühne verlangen kann und daß die Theater-
Geſellſchaft Uznach dieſes Jahr den Höhepunkt aller ihrer bis-
herigen Leiſtungen erreicht hat.

Der Zweck dieſer Zeilen iſt übrigens nicht, Lob zu ſpenden,
ſondern etwas zum Verſtändniſſe des eigenthümlichen Stückes
beizutragen.

Der „Verſchwender“ iſt das letzte und beſte Werk des Bühnen-
dichters und Schauſpielers Ferd. Raimund in Wien. Es
wurde im Jahre 1833 geſchrieben und iſt ſeither ein Lieblings-
ſtück des Publikums geblieben. Dasſelbe birgt einen guten
moraliſchen Kern. Es wird darin gezeigt, daß Reichthum allein
nicht glücklich macht, weder den leichtſinnigen Verſchwender, der
in Geſellſchaft luſtiger Kumpane praßt, noch den habſüchtigen
Intriganten, der ſich ſein Glück „erlächelt“ und durch Lug und
Trug zum reichen Mann wird; — daß Glück und Zufrieden-
heit weit eher bei ehrlichen, einfachen Leuten zu finden ſind, und
daß Freigebigkeit und Treue ſchließlich doch noch zu Sieg nnd
Lohn gelangen.

Der Dichter verſetzt uns in eine zauberhafte Märchenwelt.
Die Fee Cheriſtane war auf die Erde geſandt worden, um den
Menſchen Gutes zu thun. Dazu hatte ſie eine Krone von
Perlen erhalten, von denen jede einen Zauber enthielt. Ihre
ganze Zaubermacht hatte ſie zum vermeintlichen Wohle ihres
Lieblings Flottwell verwendet. Dieſer ſpendete in ſeiner Gut-
herzigkeit viele Wohlthaten, wurde jedoch zum leichtſinnigen Ver-
ſchwenoer. Cheriſtane ſieht das unvermeidliche Ende ſeiner Ver-
ſchwenderbahn voraus und opfert die letzte Perle zu ſeinem Wohle,
indem ſie daraus den Geiſt Azur entſtehen läßt und ihn zu
Flottwells Schutzgeiſt beſtimmt. Letzterer erfüllt ſeine Sendung
dadurch, daß er den Verſchwender, nur dieſem allein ſichtbar,
überall in der Geſtalt eines Bettlers begleitet, ſich ihm als „Bild
der Warnung“ darſtellt und von ihm ſo viel als möglich erbettelt.
Als der Verſchwender nach 20 Jahren ſelbſt zum Bettler ge-
worden und nach vielen Irrfahrten verzweifelnd auf den Ruinen
ſeines väterlichen Schloſſes ſteht, erſcheint nochmals ſein Schutz-
geiſt, um ihm die im Felſen verborgenen Schätze zu übergeben,
die er ihm abgebettelt hatte. „Was du dem Armen gabſt, haſt
zu dir ſelbſt gegeben.“

In dieſes naive Zaubermärchen ſind ernſte und heitere Szenen
aus des Lebens Wirklichkeit in bunteſter Abwechslung verflochten.
Es würde zu weit führen, alle dieſe originellen und draſtiſchen
Bilder auch nur anzudeuten. Gehet und ſehet ſelbſt!

— Auf einem Kommers der Leipziger Studentenſchaft zeigte
der Superintendent Dr. Pnak, unter lautem Beifall einen Blei-
ſtift, den er von der Frau Fürſtin Bismarck erhalten hat, und
mit welchem Fürſt Bismarck eine Staatsdepeſche unterſchrieben.
Serviler konnten die Byzantiner zur Zeit der größten Verkomm-
niß gewiß nicht ſein.

— Bei einem Freimaurer-Bankett in London hatte ein Mit-
glied, der Beamte Brett, mit ſeinem Gemüſe einen Gegenſtand
verſchluckt, vor dem er nach langer, drei Operationen erheiſchender
Krankheit befreit wurde. Es war eine Nähnadel mit einem zwei
Zoll langen Faden. Nun verlangt er 2000 Pfund Entſchädigung.
Der Prozeß dürfte ſehr intereſſant werden.




Ediktalvorladungen.

Johann Robert Schoch, Buchbinder, von Appenzell, an der
Engelgaſſe in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags
11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen.

Franz Joſef Lendi, Milchler, von Mols, Gemeinde Quarten,
an der Bitziſtraße in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vor-
mitlags 11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen.

Joh. Jakob Zurburg, Hafner und Sticker, in Ländern, Ge-
meinde Balgach. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags hlllb 11
Uhr, im Rößle zu Balgach.

Joſeph Thum, Gemüſehändler, von Benken, in Gießen. Ein-
gaben bis 5. Febr., Vormittags 11 Uhr, zur Krone in Benken.

Ulrich Troxler, Sticker, von Stein, Kts. St. Gallen, in
Halten bei Bernhardzell, Gemeinde Waldkirch. Eingaben bis
7. Febr., Vormittags 10 Uhr, zum Ochſen in Goßau.




2) Buxkin, Kammgarne und Halblein, für Herren
und Knabenkleider,
garantirt reine Wolle, decatirt und
nadelfertig
, 130—140 cm. breit à Fr. 1. 95 Cts. per Elle
oder Fr. 3.25 Cts. per Meter bis zu den ſchwerſten Qualitäten
à Fr. 4. 75 per Elle verſenden in einzelnen Metern, ſowie in
ganzen Stücken portofrei in’s Haus Oettinger & Co., Zentral-
hof, Zürich.

P. S. Muſter-Collectionen bereitwilligſt franco.


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Höfe, um un&#x017F;ern Bauern theures Vieh auf Kredit zu<lb/>
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[3/0003] Poſt“ folgendermaßen dargeſtellt: „Infolge der Streitig- keiten, welche über die Pfarrwahl in Stabio zwiſchen dem Gemeinderath einerſeits und der Volksmehrheit anderſeits entbrannt ſind, hatte ſich der aus dem Stabioprozeſſe viel- fach genannte Luigi Catenazzi am Donnerſtag nach Bellin- zona begeben, um in der obſchwebenden Angelegenheit ſich mit einigen Mitgliedern des Staatsrathes zu beſprechen. Nach einem Halt in Lugano kehrte er am gleichen Abend nach Hauſe zurück, als, in der Nähe des Dorfes ange- langt, der nichts ahnende Mann plötzlich von einigen ihm hier auflauernden Individuen angefallen wurde, welche fünf Revolverſchüſſe auf ihn abfeuerten, wovon der eine Cat nazzi an der Seite verwundete.“ Des Verbrechens in höchſtem Grade verdächtig und inhaftirt ſind Ginella, Lucroni und Della Caſa. Gegenwärtig herrſcht in Stabio vollſtändig Ruhe. — Stabio. Der Zuſtand Catenazzi’s iſt befriedigend. Profeſſor Brigetti hat Freitags die Kugel aus dem Körper entfernt. Dr. Belloni iſt wieder völlig hergeſtellt. Die Regierungsräthe Pedrazini und Caſella haben Stabio wieder verlaſſen. Neuenburg. Die Abſinthfabrikation des Travers- thales ſenden Agitatoren im Lande herum, um für das Referendum gegen das Alkoholgeſetz Propaganda zu machen. Ausland. Oeſterreich. (Brief vom goldenen Dachl.) So kommt denn endlich der Brief, welcher Dir, lb. Volksblatt, vom Schickſal der Schulgeſetzvorlage im Tiroler Landtag berichten ſoll. Derſelben iſt’s nicht gut ergangen, ſo wenig als vor Jahren dem Ungeheuer des ſchweizeriſchen Schulſekretärs. Mit der Mehrheit von ⅔ der Stimmen iſt dieſelbe als untauglich verurtheilt worden, ſo daß die Käſehändler mit ruhigem Gewiſſen die mit derſelben be- ſchwärzten Bogen gleich Makulatur in ihren Verkaufläden gebrauchen dürfen. Aber was hat denn das neue Geſchöpf für Mängel gehabt? Höre den Bericht des kathol. Schul- ausſchuſſes, er iſt beredter als ich: „Wohin unſer Blick in der Unmaſſe der Geſetzesparagraphe und Miniſterial- Ordonanzen dringt, ſei es nun, daß wir die Beſtimmungen über Lehrplan, Lehrbücher und Unterrichtszeit, ſei es, daß wir die Beſtimmungen über die Schulaufſicht, die Anſtellung der Lehrer und deren Rechtsverhältniſſe u. ſ. w. in’s Auge faſſen, überall begegnet uns ein komplizirter bürokratiſcher Mechanismus, in dem man die Neuſchule eingezwängt hat. Unſer Auge ſpäht jedoch vergebens nach einer gerechten Berückſichtigung des berechtigten Einfluſſes der Landes- vertretung als des berufenen Vertreters der „Familie“, welcher ja in erſter Linie ſich gehört; und ebenſo ver- miſſen wir mit Bedauern jede maßgebende Ingerenz der Kirche, deren Einfluß die moderne Schulgeſetzgebung mit zielbewußter Hand auf ein Minimum herabzudrücken ver- ſtand.“ Da haben wir alſo, was den Tirolern am neuen Schulgeſetz mit Recht mißfallen hat: der katholiſche Tiroler will nicht den Landjäger, ſondern den Pfarrer, nicht den ungläubigen Miniſter, ſondern die glaubenseifrigen Eltern, nicht den Teufel, ſondern Gott, nicht den Staat, ſondern die Kirche in der Erziehung und Bildung der Jugend Meiſter wiſſen. Dadurch gibt Tirol auf’s Neue uns kathol. Schweizern ein muſtergültiges wie ermuthigendes Beiſpiel im nie enden wollenden Kampfe um die Jugend und deren Schulung und Bildung. Aber was wird Tirol nun beginnen, da bereits das 19. Jahr anhebt, ſeit ein eigentliches Schulgeſetz mangelt? Das ſteht feſt, daß die Tiroler ihre Schulen nicht anders als in einer den katholiſchen Grundſätzen entſprechenden Weiſe einrichten und dabei der Kirche den ihr zuſtehenden Einfluß ſicher ſtellen wollen. Dazu braucht es eine harte Arbeit: es koſtet nichts weniger als die Entfernung oder Abänderung des religionsloſen öſterr. Reichsſchulgeſetzes — der lex abominabilis. Der hohe Landtag ſtellt daher an die Landesregierung das Geſuch, ſie möchte dahin wirken, daß jenes Geſetz die nothwendige und gewiß auch billige Abänderung erhalte. Irre ich nicht, ſoll im Reichstage, welcher in dieſer Woche in Wien eröffnet worden, die Sache bereits in Anregung kommen. Möge es gelingen! Eine verdiente Schlappe hat in dieſem Schulkampfe die gegneriſche Preſſe erhalten. Sie heulte und ſchrie und jammerte, als werde durch die Annahme der Schulvorlage im Landtage Tirols die Schule päpſtlicher als päpſtlich und hintenher ſagt ganz Tirol durch ſeine Vertreter: nehmen wir die Vorlage an, dann iſt’s um die katholiſche Schule Tirols geſchehen. Was heißt «aerem verberare»? In der Luft herumfuchteln, Luftſtreiche thun! — Deutſches Reich. In Danzig wurden letzter Tage 34 Sozialiſten, unter ihnen der Reichstagskandidat Jochem, wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung verhaftet. — Aus Hrn. Windthorſt’s zweiter Rede im preuß. Landtag können namentlich zwei Sätze dem Reichs- kanzler einige Unruhe bereiten: erſtens der Hinweis auf „bedeutende Autoritäten im Lande oder die es noch werden könnten“, welche gar nicht der Meinung ſeien, daß die Fortſchrittler deſtruktiven oder republikaniſchen Tendenzen huldigten, und zweitens die Erklärung, daß der Papſt ſich nicht in die inneren politiſchen Angelegenheiten eines Landes miſche. Der Kanzler hatte dem Zentrum eine päpſtliche Kundgebung noch vor den Wahlen und in Bezug auf dieſelben in Ausſicht geſtellt; der Führer des Zentrums ließ durchblicken, von preußiſcher Seite ſei im Vatikan allerdings in dieſem Sinne gearbeitet worden, aber ohne Erfolg. Der Sohn des Kanonengießers Krupp in Eſſen möchte auch gern Reichstags-Abgeordneter werden. Der bisherige Zentrums-Deputirte ſoll verdrängt werden. Wird ſchwerlich gelingen. Auch die Deutſchfreiſinnigen ſtimmen dem Zentrumskandidaten, weil Krupp „durch ſein geſchäftliches Intereſſe vollſtändig von der Regierung ab- hängig“. Frankreich. Dir Provinz Conſtantine iſt von der Heuſchreckenplage arg heimgeſucht. Man be- fürchtet, daß die ganze Provinz durch dieſe Thiere um ihre diesjährige Ernte gebracht wird. Die Regierung hat Vorſichtsmaßregeln getroffen. — Paris. Mehrere hundert Arbeiter zogen maſſen- weiſe vor das Stadthaus, um bei der Ausſtellungsdirektion des Handelsminiſteriums gegen die Aufnahme ausländiſcher Arbeiter bei den heute begonnenen Erdarbeiten zum Eiffel- thurm zu proteſtiren. Die Polizei befürchtete eine große Schlägerei zwiſchen den franzöſiſchen und den ausländiſchen Arbeitern. — Paris, 29. Jan. Leon Say, Freycinet, Ferry und Goblet ſind einig, Boulanger durch General Lewald als Kriegsminiſter zu erſetzen. Grevy unterſtützt die Campagne. Italien. Ein Privat-Telegramm des „Vaterl.“ berichtet, „daß kein Akt des Papſtes gegen das Verhalten des deutſchen Zentrums in der Septennatsfrage exiſtirt.“ — Salerno, 29. Jan. Als vorgeſtern Morgens der Pfarrer von Sant Peter, Monſignore Micle, nach celebrirter Meſſe aus der Kirche trat, wurde er von einem unbekannten Manne mit drei Revolverſchüſſen niederge- ſtreckt. Der Thäter iſt entflohen. England. London, 29. Jan. Der „Standard“ meldet, Kaiſer Wilhelm habe Donnerſtags mit den Ge- nerälen von der Einberufung von 72,000 Reſerviſten be- hufs Einübung auf das neue Gewehr geſprochen und da- bei erklärt, es liegen keinerlei kriegeriſche Anzeichen vor. Ein Wiener Telegramm des „Standard“ ſpricht neuer- dings von öſterreichiſchen Rüſtungen und beſtätigt, daß ſich Oeſterreich und Rußland noch ſo wenig verſtändigt hätten, wie im November. Dasſelbe kündigt die dem- nächſtige Einberufung der Delegationen zu einer außer- ordentlichen Seſſion an. — London, 31. Januar. Der Standard beſchuldigt Bismarck, daß er Rußland immer zur Okkupation Bul- gariens getrieben habe, um einen öſterreichiſch-ruſſiſchen Krieg herbeizuführen, den ſich Deutſchland zu Nutze machen würde, um Frankreich zu zerſchmettern. Aber Rußland habe dieſe Pläne durchſchaut und zaudere, den Krieg zu beginnen. Der Standard iſt immerhin der Anſicht, daß ſich die Lage im Ganzen gebeſſert habe; er glaubt, der Friede werde wenigſtens für dieſes Jahr erhalten bleiben. Rußland. Dem New-York Herald ſoll ein kürzlich aus Rußland angekommener Nihiliſt erzählt haben, ſeine Parteigenoſſen ſeien rührig und gut organiſirt. Der Zar werde in einem halben Jahr ein todter Mann ſein. —Viehhandel. Dem „Alttoggenburger“ ent- nehmen wir folgende Kniffe, welche die Viehjuden in letzter Zeit im Alttoggenburg maſſenhaft praktizirten. Seit einiger Zeit ſtürmen Juden in alle unſere Weiler und Höfe, um unſern Bauern theures Vieh auf Kredit zu verkaufen. Mit allen möglichen Mitteln werden die letztern zum Kaufe verlockt. Das Reiſegeld wird dem Landwirth gerne zum Voraus bezahlt, wenn er nur ver- ſpricht, nach dem Wohnorte des Juden zu kommen, um das Vieh im Stalle anzuſehen, ohne daß er dabei ver- pflicht ſei, etwas zu kaufen. Iſt der Bauer aber einmal dort, ſo wird der Jude mit ihm ſchon eins; er läßt ihn nicht los, bis er ihn hat, d. h. bis der Bauer gekauft hat. Das Vieh wird dann ganz oder theilweiſe auf Kredit gegeben und der Handel ſofort ſo fein zu Papier gebracht, daß ihn kein Advokat beſſer zu Gunſten des Juden auf- ſetzen könnte. Der Käufer iſt nun gebunden und kann zuſehen, wie er mit dem Juden fertig wird. Der Bauer bekommt ſein Vieh; er tröſtet ſich vielleicht im Anfange, es ſei wohl zu theuer, aber er müſſe es erſt ſpäter be- zahlen; doch dieſes „Später“ tritt auch einmal ein und daß dann der Jude keinen Spaß macht, beweiſen die Pfandbote, die ſeit einiger Zeit im Toggenburg herum- fliegen. Die Erfahrung hat wiederholt ergeben, daß die Bauern bei dieſen Kreditgeſchäften nicht gut weggekommen, daß ſie zu koſtſpieliges Vieh und zu theuer kaufen und nachher in Verlegenheit oder Schaden kommen. Es dürfte einmal an den bekannten Thatſachen genug und nicht nöthig ſein, daß noch mehr das Opfer dieſer Juden- maxime werden; darum laſſe man ſich beſſer gar nicht in ſolche Geſchäfte ein. — Mobilmachung mit Hinderniſſen. Ein wehrpflichtiger Bürger der Oſtſchweiz wollte mit Rückſicht auf einen bevorſtehenden Marſchbefehl ſeine Ausrüſtung nachſehen und in Stand ſtellen. Alles fand ſich vor bis auf die Patrontaſche; trotz allen verzweifelten Suchens keine Spur des unentbehrlichen Ausrüſtungsgegenſtandes. Diverſe vaterländliche Sprüchlein entfuhren dem Muude des ordnungsliebenden Wehrmannes. Schließlich ſtellt ſich heraus, daß die Gemahlin unſeres Füſiliers die Patron- taſche als — — — Tournüre ſchon ſeit längerer Zeit in Gebrauch hatte! — Häuſereinſtürze durch Schneedruck. In Subigen (Solothurn) ſtürzte am Samſtag infolge Schneedrucks 8 Ganz ſeidene bedruckte Foulards Fr. 2. 10 per Meter bis Fr. 7. 15 verſend. in einzelnen Roben und ganzen Stücken portofrei das Seidenfabrik-Dépòt G. Henneberg, Zürich. Muſter umgehend. das Haus des Hrn. Joh. Joſ. Rohr, Gemeinderath, unter ge- waltigem Getöſe zuſammen. Nur mit Mühe konnte die Vieh- waare aus der beſonders ſtark demolirten Scheune gerettet werden. Der bald achtzigjährige Beſitzer erlitt durch die herabfallenden Steine und Balken ſtarke Verletzungen, an denen er ſchwer krank zu Bette liegt. Das zu ca. 7000 Fr. verſicherte Haus wird ohne gänzlichen Neuaufbau kaum mehr bewohnbar ſein. — In Lotz- wyl (Bern) drückte der Schnee an einem Hauſe die ganze weſt- liche Hälfte des Daches zuſammen. Die Familie ſaß gerade beim Frühſtück und fiel vor Schreck, im Glauben, die Welt gehe unter, auf den Boden hinaus. — In Niederbofen (Aargau) drückte der Schnee den Dachſtuhl des Hauſes des Wagners Neſers, ſowie der darangebauten Scheune vollſtändig ein. Ein Theil vom Kamin des Hauſes ſtürzte in die Küche hinunter. Die Scheune iſt größtentheils zuſammengeriſſen; nur der Stall blieb ſoweit verſchont, daß das Vieh, ohne Schaden zu nehmen, heraus- geſchafft werden konnte. Auch die Hausbewohner kamen mit dem Schrecken davon. — In Obenbipp (Bern) brach das aus Stroh und Schindeln beſtehende Dach ſammt Rafen des Wohnhauſes des Johann Mägli, Burgerpräſident zuſammen. Die Familie Mägli wurde durch das Geräuſch vom Schlafe aufgeweckt; als man die Hausthüre öffnete, ſtund das Hausdach auf der nörd- lichen und weſtlichen Seite auf dem Boden, ſo daß Niemand verletzt wurde. Das Haus iſt gänzlich aus Holz gebaut und für 4900 Fr. brandverſichert; es iſt ſo demolirt, daß es ab- gebrochen werden muß. — Schrullen eines Geizhalſes. Unlängſt ſtarb in St. Petersburg ein Mann, der allgemein für wohlhabend galt. Er hatte in der letzten Zeit ganz allein gelebt und nur eine alte Frau bei ſich, die ſeit vierzig Jahren in ſeiner Familie diente. Sein einziger Sohn lebte in Dula und kam nun auf die Nach- richt vom Tode ſeines Vaters nach St. Petersburg. Er war nicht wenig erſtaunt, nichts vozufinden, was ſein Vater ihm hinterlaſſen hätte, zumal er genau wußte, daß derſelbe Geld be- ſeſſen hatte und geizig geweſen war. Erſt glaubte der Sohn, ſein Vater ſei beſtoblen worden; als die Magd ihm aber im Ge- ſpräche erzählte, ſein Vater habe ſich auffallenderweiſe jeden Monat neue Stiefeln gekauft, obgleich er faſt gar nicht ausging, griff der Sohn inſtinktiv nach den Stiefeln, ſah ſie ſich genauer an und fand nun in denſelben Billete der Orientalanleihe im Betrage von 125,000 Rubeln. Uznach. (Eingeſandt.) Die zwei erſten Aufführungen des „Verſchwender“ haben mit beſtem Erfolge ſtattgefunden. Dieſes höchſt effektvolle Stück vereinigt Alles in ſich, was das Theaterpublikum erfreut: Brillante Szenerien mit überraſchen- den Verwandlungen, reiche Koſtüme, ſchöne gemüthliche Muſik, ſcharf markirte Charakterzeichnung, lebhafte und abwechslungs- volle Handlung und ſehr viel Humor Es erforderte gewaltige Anſtrengungen, das ſehr ſchwierige Werk in allen dieſen Punkten würdig durchzuführen. Das einſtimmige Urtheil geht dahin, daß dies in vortrefflicher Weiſe gelungen iſt, ſo weit man es von einer Dilettantenbühne verlangen kann und daß die Theater- Geſellſchaft Uznach dieſes Jahr den Höhepunkt aller ihrer bis- herigen Leiſtungen erreicht hat. Der Zweck dieſer Zeilen iſt übrigens nicht, Lob zu ſpenden, ſondern etwas zum Verſtändniſſe des eigenthümlichen Stückes beizutragen. Der „Verſchwender“ iſt das letzte und beſte Werk des Bühnen- dichters und Schauſpielers Ferd. Raimund in Wien. Es wurde im Jahre 1833 geſchrieben und iſt ſeither ein Lieblings- ſtück des Publikums geblieben. Dasſelbe birgt einen guten moraliſchen Kern. Es wird darin gezeigt, daß Reichthum allein nicht glücklich macht, weder den leichtſinnigen Verſchwender, der in Geſellſchaft luſtiger Kumpane praßt, noch den habſüchtigen Intriganten, der ſich ſein Glück „erlächelt“ und durch Lug und Trug zum reichen Mann wird; — daß Glück und Zufrieden- heit weit eher bei ehrlichen, einfachen Leuten zu finden ſind, und daß Freigebigkeit und Treue ſchließlich doch noch zu Sieg nnd Lohn gelangen. Der Dichter verſetzt uns in eine zauberhafte Märchenwelt. Die Fee Cheriſtane war auf die Erde geſandt worden, um den Menſchen Gutes zu thun. Dazu hatte ſie eine Krone von Perlen erhalten, von denen jede einen Zauber enthielt. Ihre ganze Zaubermacht hatte ſie zum vermeintlichen Wohle ihres Lieblings Flottwell verwendet. Dieſer ſpendete in ſeiner Gut- herzigkeit viele Wohlthaten, wurde jedoch zum leichtſinnigen Ver- ſchwenoer. Cheriſtane ſieht das unvermeidliche Ende ſeiner Ver- ſchwenderbahn voraus und opfert die letzte Perle zu ſeinem Wohle, indem ſie daraus den Geiſt Azur entſtehen läßt und ihn zu Flottwells Schutzgeiſt beſtimmt. Letzterer erfüllt ſeine Sendung dadurch, daß er den Verſchwender, nur dieſem allein ſichtbar, überall in der Geſtalt eines Bettlers begleitet, ſich ihm als „Bild der Warnung“ darſtellt und von ihm ſo viel als möglich erbettelt. Als der Verſchwender nach 20 Jahren ſelbſt zum Bettler ge- worden und nach vielen Irrfahrten verzweifelnd auf den Ruinen ſeines väterlichen Schloſſes ſteht, erſcheint nochmals ſein Schutz- geiſt, um ihm die im Felſen verborgenen Schätze zu übergeben, die er ihm abgebettelt hatte. „Was du dem Armen gabſt, haſt zu dir ſelbſt gegeben.“ In dieſes naive Zaubermärchen ſind ernſte und heitere Szenen aus des Lebens Wirklichkeit in bunteſter Abwechslung verflochten. Es würde zu weit führen, alle dieſe originellen und draſtiſchen Bilder auch nur anzudeuten. Gehet und ſehet ſelbſt! — Auf einem Kommers der Leipziger Studentenſchaft zeigte der Superintendent Dr. Pnak, unter lautem Beifall einen Blei- ſtift, den er von der Frau Fürſtin Bismarck erhalten hat, und mit welchem Fürſt Bismarck eine Staatsdepeſche unterſchrieben. Serviler konnten die Byzantiner zur Zeit der größten Verkomm- niß gewiß nicht ſein. — Bei einem Freimaurer-Bankett in London hatte ein Mit- glied, der Beamte Brett, mit ſeinem Gemüſe einen Gegenſtand verſchluckt, vor dem er nach langer, drei Operationen erheiſchender Krankheit befreit wurde. Es war eine Nähnadel mit einem zwei Zoll langen Faden. Nun verlangt er 2000 Pfund Entſchädigung. Der Prozeß dürfte ſehr intereſſant werden. Ediktalvorladungen. Johann Robert Schoch, Buchbinder, von Appenzell, an der Engelgaſſe in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen. Franz Joſef Lendi, Milchler, von Mols, Gemeinde Quarten, an der Bitziſtraße in St. Gallen. Eingaben bis 5. Febr., Vor- mitlags 11 Uhr, auf dem Rathhaus in St. Gallen. Joh. Jakob Zurburg, Hafner und Sticker, in Ländern, Ge- meinde Balgach. Eingaben bis 5. Febr., Vormittags hlllb 11 Uhr, im Rößle zu Balgach. Joſeph Thum, Gemüſehändler, von Benken, in Gießen. Ein- gaben bis 5. Febr., Vormittags 11 Uhr, zur Krone in Benken. Ulrich Troxler, Sticker, von Stein, Kts. St. Gallen, in Halten bei Bernhardzell, Gemeinde Waldkirch. Eingaben bis 7. Febr., Vormittags 10 Uhr, zum Ochſen in Goßau. 2) Buxkin, Kammgarne und Halblein, für Herren und Knabenkleider, garantirt reine Wolle, decatirt und nadelfertig, 130—140 cm. breit à Fr. 1. 95 Cts. per Elle oder Fr. 3.25 Cts. per Meter bis zu den ſchwerſten Qualitäten à Fr. 4. 75 per Elle verſenden in einzelnen Metern, ſowie in ganzen Stücken portofrei in’s Haus Oettinger & Co., Zentral- hof, Zürich. P. S. Muſter-Collectionen bereitwilligſt franco.

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 10, Uznach, 02. 02. 1887, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller10_1887/3>, abgerufen am 18.04.2024.