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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744.

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Was doch Se. Majest. vor einen Endzweck bey diesem Vor-
satz hätten? Jch will
, sagte er, die Römer überwinden, und
gantz Jtalien unter meine Bothmäßigkeit bringen
. Cyneas
versetzte: Und was wollen Ew. Majest. hernach anfangen?
Jch will mich nach Sicilien wenden
, antwortete Pyrrhus,
und die Einwohner daselbst sollen meine Unterthanen wer-
den. Und was werden Dieselben hernachmahls noch fer-
ner thun
? fragte der redliche Minister noch weiter. Carthago
belagern, einnehmen, und mich zum Monarchen von gantz
Africa machen. Aber
, wiederredete jener, was wird das En-
de aller dieser Feldzüge seyn? Hiemit
, meynte Pyrrhus, wol-
len wir uns in Ruhe begeben, und unsere Lebens-Zeit mit
dem allerbesten Weintrincken beschliessen. Was
? konte
sich endlich Cyneas nicht länger enthalten, werden wir auch ei-
nen bessern bekommen, als den wir ietzo trincken? und ha-
ben wir ietzo nicht so viel, als uns nöthig ist
? Aber so klug
diese weise Reden des Cyneas waren, so bestunde der grosse Pyr-
rhus dennoch auf seinem Vorsatz, rüstete sich mit einem gewalti-
gen Heere, und besiegte auch die Römer zu zweymahlen, dabey er
aber doch allemahl so viel Volck verlohr, daß er bey denen Glück-
wünschungen seiner Generals sich nicht entbrechen konte zu ant-
worten: Tapffere Generals! Jhr habt wahrhafftig Ursa-
che, mir Glück zu wünschen: denn wenn ich noch einmahl
siegte, würde es zu meinem Verderben hinlänglich genug
seyn
. Jn folgendem Stücke setzen wir diese Erzehlung weiter
fort.

Neuigkeiten von Teutschland.

Die von der Oesterreichischen Administration der Bayerischen
Geistlichkeit auferlegte Militair-Beysteuer hat verursacht, daß
zu München in der Haupt-Kirche zu St. Peter schon ein Theil
der Musicanten abgedancket worden; die gesammte Bayerische
Geistlichkeit hat sich aber immediate an den Hof zu Wien gewen-
det. Den 13. Januarii ward die Einnahme von dem gestempelten
Papier und Charten an den meistbiethenden verpachtet.


Was doch Se. Majest. vor einen Endzweck bey diesem Vor-
satz hätten? Jch will
, sagte er, die Römer überwinden, und
gantz Jtalien unter meine Bothmäßigkeit bringen
. Cyneas
versetzte: Und was wollen Ew. Majest. hernach anfangen?
Jch will mich nach Sicilien wenden
, antwortete Pyrrhus,
und die Einwohner daselbst sollen meine Unterthanen wer-
den. Und was werden Dieselben hernachmahls noch fer-
ner thun
? fragte der redliche Minister noch weiter. Carthago
belagern, einnehmen, und mich zum Monarchen von gantz
Africa machen. Aber
, wiederredete jener, was wird das En-
de aller dieser Feldzüge seyn? Hiemit
, meynte Pyrrhus, wol-
len wir uns in Ruhe begeben, und unsere Lebens-Zeit mit
dem allerbesten Weintrincken beschliessen. Was
? konte
sich endlich Cyneas nicht länger enthalten, werden wir auch ei-
nen bessern bekommen, als den wir ietzo trincken? und ha-
ben wir ietzo nicht so viel, als uns nöthig ist
? Aber so klug
diese weise Reden des Cyneas waren, so bestunde der grosse Pyr-
rhus dennoch auf seinem Vorsatz, rüstete sich mit einem gewalti-
gen Heere, und besiegte auch die Römer zu zweymahlen, dabey er
aber doch allemahl so viel Volck verlohr, daß er bey denen Glück-
wünschungen seiner Generals sich nicht entbrechen konte zu ant-
worten: Tapffere Generals! Jhr habt wahrhafftig Ursa-
che, mir Glück zu wünschen: denn wenn ich noch einmahl
siegte, würde es zu meinem Verderben hinlänglich genug
seyn
. Jn folgendem Stücke setzen wir diese Erzehlung weiter
fort.

Neuigkeiten von Teutschland.

Die von der Oesterreichischen Adminiſtration der Bayerischen
Geistlichkeit auferlegte Militair-Beysteuer hat verursacht, daß
zu München in der Haupt-Kirche zu St. Peter schon ein Theil
der Musicanten abgedancket worden; die gesammte Bayerische
Geistlichkeit hat sich aber immediate an den Hof zu Wien gewen-
det. Den 13. Januarii ward die Einnahme von dem gestempelten
Papier und Charten an den meistbiethenden verpachtet.


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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0212_1744/2>, abgerufen am 28.03.2024.