Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXX, 36. Woche, Erfurt (Thüringen), 4. September 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Mardefeld bekommen, deren Jnhalt Jhnen viel Vergnü-
gen machte, weil Sie nichts mehr wünschten, als das gute
Vernehmen mit dem Rußischen Hofe zu unterhalten ec. ec.

Der Arrest des Marquis di Botta hat nicht lange gedauret,
derselbe befindet sich jetzund wiederum zu Wien. Was dem Mar-
quis de la Chetardie
aber wiederfahren wird, der nunmehro in
Franckreich angelanget seyn muß, erwartet man mit Ungedult.
Vielleicht wird er eine zeitlang unsichtbar.

Spanien und Franckreich.

Der Hof zu Madrit hat aus der Havana vernommen, daß da-
selbst ein reicher Schatz an Silber bereit läge, nach Europa
übergeführet zu werden. Es ist auch eine neue Trouppen-Vermeh-
rung von 30000. Mann beschlossen, und auf jeden Flecken oder
Dorffschafft schon die Repartition gemacht worden. Hiervon sol-
len 10000. nach Piemont abgehen, die Progressen des Don Philip-
po destomehr zu facilitiren.

Nicht der Graf von St. Severin, sondern der Hertzog von
Aillon ist es, welcher an dem Rußischen Hof gehen soll. Man
will wissen, der König werde der Czaarin den Kayserl. Titul nicht
länger verweigern, und den Hertzog von Aillon den Character ei-
nes Ambassadeurs beylegen, um sich mit dem Rußischen Hof wie-
der in Negotiation einlassen zu können. Die Sache des Marquis
de Chetardie
ist in Paris so verhaßt, daß niemand sich unterste-
hen darff, davon zu sprechen, wenn er nicht in Straffe verfallen
will, und sind in denen öffentlichen Häusern gewisse Spions bestel-
let, welche hierauf acht haben.

Seit dem Jhro allerchristl. Maj. sich zu Metz unpäßlich befun-
den, hat man die Einrichtung gemacht, daß alle 3. Stunden Nach-
richt von Dero Zustande zu Paris eingelauffen. Die Freude ist
unaussprechlich gewesen, als sie vernommen, daß es sich gebessert,
indem sie, wie es heißt, den König mehr als sich selbst liebten.

Groß-Brittannien.

Jn Londen ist auf Befehl des Hofs eine Liste von denen
Prisen bekandt gemachet worden, welche die unter de-
nen Chefs d'Escadre, Warren und Knowles, befindliche

Mardefeld bekommen, deren Jnhalt Jhnen viel Vergnü-
gen machte, weil Sie nichts mehr wünschten, als das gute
Vernehmen mit dem Rußischen Hofe zu unterhalten ec. ec.

Der Arrest des Marquis di Botta hat nicht lange gedauret,
derselbe befindet sich jetzund wiederum zu Wien. Was dem Mar-
quis de la Chetardie
aber wiederfahren wird, der nunmehro in
Franckreich angelanget seyn muß, erwartet man mit Ungedult.
Vielleicht wird er eine zeitlang unsichtbar.

Spanien und Franckreich.

Der Hof zu Madrit hat aus der Havana vernommen, daß da-
selbst ein reicher Schatz an Silber bereit läge, nach Europa
übergeführet zu werden. Es ist auch eine neue Trouppen-Vermeh-
rung von 30000. Mann beschlossen, und auf jeden Flecken oder
Dorffschafft schon die Repartition gemacht worden. Hiervon sol-
len 10000. nach Piemont abgehen, die Progreſſen des Don Philip-
po destomehr zu facilitiren.

Nicht der Graf von St. Severin, sondern der Hertzog von
Aillon ist es, welcher an dem Rußischen Hof gehen soll. Man
will wissen, der König werde der Czaarin den Kayserl. Titul nicht
länger verweigern, und den Hertzog von Aillon den Character ei-
nes Ambaſſadeurs beylegen, um sich mit dem Rußischen Hof wie-
der in Negotiation einlassen zu können. Die Sache des Marquis
de Chetardie
ist in Paris so verhaßt, daß niemand sich unterste-
hen darff, davon zu sprechen, wenn er nicht in Straffe verfallen
will, und sind in denen öffentlichen Häusern gewisse Spions bestel-
let, welche hierauf acht haben.

Seit dem Jhro allerchristl. Maj. sich zu Metz unpäßlich befun-
den, hat man die Einrichtung gemacht, daß alle 3. Stunden Nach-
richt von Dero Zustande zu Paris eingelauffen. Die Freude ist
unaussprechlich gewesen, als sie vernommen, daß es sich gebessert,
indem sie, wie es heißt, den König mehr als sich selbst liebten.

Groß-Brittannien.

Jn Londen ist auf Befehl des Hofs eine Liste von denen
Prisen bekandt gemachet worden, welche die unter de-
nen Chefs d'Eſcadre, Warren und Knowles, befindliche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p> <hi rendition="#fr"><pb facs="#f0004" n="556"/>
Mardefeld bekommen, deren Jnhalt Jhnen viel Vergnü-<lb/>
gen machte, weil Sie nichts mehr wünschten, als das gute<lb/>
Vernehmen mit dem Rußischen Hofe zu unterhalten <abbr>ec.</abbr> <abbr>ec.</abbr> </hi> </p><lb/>
          <p>Der Arrest des <hi rendition="#aq">Marquis di Botta</hi> hat nicht lange gedauret,<lb/>
derselbe befindet sich jetzund wiederum zu Wien. Was dem <hi rendition="#aq">Mar-<lb/>
quis de la Chetardie</hi> aber wiederfahren wird, der nunmehro in<lb/>
Franckreich angelanget seyn muß, erwartet man mit Ungedult.<lb/>
Vielleicht wird er eine zeitlang unsichtbar.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Spanien und Franckreich.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Hof zu Madrit hat aus der Havana vernommen, daß da-<lb/>
selbst ein reicher Schatz an Silber bereit läge, nach Europa<lb/>
übergeführet zu werden. Es ist auch eine neue Trouppen-Vermeh-<lb/>
rung von 30000. Mann beschlossen, und auf jeden Flecken oder<lb/>
Dorffschafft schon die <hi rendition="#aq">Repartition</hi> gemacht worden. Hiervon sol-<lb/>
len 10000. nach Piemont abgehen, die <hi rendition="#aq">Progre&#x017F;&#x017F;</hi>en des Don Philip-<lb/>
po destomehr zu <hi rendition="#aq">faciliti</hi>ren.</p><lb/>
          <p>Nicht der Graf von <hi rendition="#aq">St. Severin</hi>, sondern der Hertzog von<lb/><hi rendition="#aq">Aillon</hi> ist es, welcher an dem Rußischen Hof gehen soll. Man<lb/>
will wissen, der König werde der Czaarin den Kayserl. Titul nicht<lb/>
länger verweigern, und den Hertzog von <hi rendition="#aq">Aillon</hi> den <hi rendition="#aq">Character</hi> ei-<lb/>
nes <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> beylegen, um sich mit dem Rußischen Hof wie-<lb/>
der in <hi rendition="#aq">Negotiation</hi> einlassen zu können. Die Sache des <hi rendition="#aq">Marquis<lb/>
de Chetardie</hi> ist in Paris so verhaßt, daß niemand sich unterste-<lb/>
hen darff, davon zu sprechen, wenn er nicht in Straffe verfallen<lb/>
will, und sind in denen öffentlichen Häusern gewisse Spions bestel-<lb/>
let, welche hierauf acht haben.</p><lb/>
          <p>Seit dem Jhro allerchristl. Maj. sich zu Metz unpäßlich befun-<lb/>
den, hat man die Einrichtung gemacht, daß alle 3. Stunden Nach-<lb/>
richt von Dero Zustande zu Paris eingelauffen. Die Freude ist<lb/>
unaussprechlich gewesen, als sie vernommen, daß es sich gebessert,<lb/>
indem sie, wie es heißt, den König mehr als sich selbst liebten.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Groß-Brittannien.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>n Londen ist auf Befehl des Hofs eine Liste von denen<lb/>
Prisen bekandt gemachet worden, welche die unter de-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Chefs d'E&#x017F;cadre</hi>, Warren und Knowles, befindliche<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556/0004] Mardefeld bekommen, deren Jnhalt Jhnen viel Vergnü- gen machte, weil Sie nichts mehr wünschten, als das gute Vernehmen mit dem Rußischen Hofe zu unterhalten ec. ec. Der Arrest des Marquis di Botta hat nicht lange gedauret, derselbe befindet sich jetzund wiederum zu Wien. Was dem Mar- quis de la Chetardie aber wiederfahren wird, der nunmehro in Franckreich angelanget seyn muß, erwartet man mit Ungedult. Vielleicht wird er eine zeitlang unsichtbar. Spanien und Franckreich. Der Hof zu Madrit hat aus der Havana vernommen, daß da- selbst ein reicher Schatz an Silber bereit läge, nach Europa übergeführet zu werden. Es ist auch eine neue Trouppen-Vermeh- rung von 30000. Mann beschlossen, und auf jeden Flecken oder Dorffschafft schon die Repartition gemacht worden. Hiervon sol- len 10000. nach Piemont abgehen, die Progreſſen des Don Philip- po destomehr zu facilitiren. Nicht der Graf von St. Severin, sondern der Hertzog von Aillon ist es, welcher an dem Rußischen Hof gehen soll. Man will wissen, der König werde der Czaarin den Kayserl. Titul nicht länger verweigern, und den Hertzog von Aillon den Character ei- nes Ambaſſadeurs beylegen, um sich mit dem Rußischen Hof wie- der in Negotiation einlassen zu können. Die Sache des Marquis de Chetardie ist in Paris so verhaßt, daß niemand sich unterste- hen darff, davon zu sprechen, wenn er nicht in Straffe verfallen will, und sind in denen öffentlichen Häusern gewisse Spions bestel- let, welche hierauf acht haben. Seit dem Jhro allerchristl. Maj. sich zu Metz unpäßlich befun- den, hat man die Einrichtung gemacht, daß alle 3. Stunden Nach- richt von Dero Zustande zu Paris eingelauffen. Die Freude ist unaussprechlich gewesen, als sie vernommen, daß es sich gebessert, indem sie, wie es heißt, den König mehr als sich selbst liebten. Groß-Brittannien. Jn Londen ist auf Befehl des Hofs eine Liste von denen Prisen bekandt gemachet worden, welche die unter de- nen Chefs d'Eſcadre, Warren und Knowles, befindliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744/4
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXX, 36. Woche, Erfurt (Thüringen), 4. September 1744, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744/4>, abgerufen am 16.04.2024.