mich bald auf einem grünen Plane; aber es schien mir alles ganz anders, als in Thürin¬ gen. Ungeheure Bäume mit großen glän¬ zenden Blättern verbreiteten weit umher Schatten. Die Luft war sehr heiß und doch nicht drückend. Überall Quellen und Blu¬ men und unter allen Blumen gefiel mir Ei¬ ne ganz besonders, und es kam mir vor, als neigten sich die Andern gegen sie.
Ach! liebster Vater, sagt mir doch, wel¬ che Farbe sie hatte, rief der Sohn mit hef¬ tiger Bewegung.
Das entsinne ich mich nicht mehr, so ge¬ nau ich mir auch sonst alles eingeprägt habe.
War sie nicht blau?
Es kann seyn, fuhr der Alte fort, ohne auf Heinrichs seltsame Heftigkeit Achtung zu geben. Soviel weiß ich nur noch, daß mir ganz unaussprechlich zu Muthe war, und ich
mich bald auf einem grünen Plane; aber es ſchien mir alles ganz anders, als in Thürin¬ gen. Ungeheure Bäume mit großen glän¬ zenden Blättern verbreiteten weit umher Schatten. Die Luft war ſehr heiß und doch nicht drückend. Überall Quellen und Blu¬ men und unter allen Blumen gefiel mir Ei¬ ne ganz beſonders, und es kam mir vor, als neigten ſich die Andern gegen ſie.
Ach! liebſter Vater, ſagt mir doch, wel¬ che Farbe ſie hatte, rief der Sohn mit hef¬ tiger Bewegung.
Das entſinne ich mich nicht mehr, ſo ge¬ nau ich mir auch ſonſt alles eingeprägt habe.
War ſie nicht blau?
Es kann ſeyn, fuhr der Alte fort, ohne auf Heinrichs ſeltſame Heftigkeit Achtung zu geben. Soviel weiß ich nur noch, daß mir ganz unausſprechlich zu Muthe war, und ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0034"n="26"/>
mich bald auf einem grünen Plane; aber es<lb/>ſchien mir alles ganz anders, als in Thürin¬<lb/>
gen. Ungeheure Bäume mit großen glän¬<lb/>
zenden Blättern verbreiteten weit umher<lb/>
Schatten. Die Luft war ſehr heiß und doch<lb/>
nicht drückend. Überall Quellen und Blu¬<lb/>
men und unter allen Blumen gefiel mir Ei¬<lb/>
ne ganz beſonders, und es kam mir vor,<lb/>
als neigten ſich die Andern gegen ſie.</p><lb/><p>Ach! liebſter Vater, ſagt mir doch, wel¬<lb/>
che Farbe ſie hatte, rief der Sohn mit hef¬<lb/>
tiger Bewegung.</p><lb/><p>Das entſinne ich mich nicht mehr, ſo ge¬<lb/>
nau ich mir auch ſonſt alles eingeprägt<lb/>
habe.</p><lb/><p>War ſie nicht blau?</p><lb/><p>Es kann ſeyn, fuhr der Alte fort, ohne<lb/>
auf Heinrichs ſeltſame Heftigkeit Achtung zu<lb/>
geben. Soviel weiß ich nur noch, daß mir<lb/>
ganz unausſprechlich zu Muthe war, und ich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[26/0034]
mich bald auf einem grünen Plane; aber es
ſchien mir alles ganz anders, als in Thürin¬
gen. Ungeheure Bäume mit großen glän¬
zenden Blättern verbreiteten weit umher
Schatten. Die Luft war ſehr heiß und doch
nicht drückend. Überall Quellen und Blu¬
men und unter allen Blumen gefiel mir Ei¬
ne ganz beſonders, und es kam mir vor,
als neigten ſich die Andern gegen ſie.
Ach! liebſter Vater, ſagt mir doch, wel¬
che Farbe ſie hatte, rief der Sohn mit hef¬
tiger Bewegung.
Das entſinne ich mich nicht mehr, ſo ge¬
nau ich mir auch ſonſt alles eingeprägt
habe.
War ſie nicht blau?
Es kann ſeyn, fuhr der Alte fort, ohne
auf Heinrichs ſeltſame Heftigkeit Achtung zu
geben. Soviel weiß ich nur noch, daß mir
ganz unausſprechlich zu Muthe war, und ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/34>, abgerufen am 29.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.