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[N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706.

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Das XXXV. Capitel.
Das XXXV. Capitel.
Gründliche Anweisung wie ein jeder Koch oder
Köchin allerley Feld- und Kuchen-Früchte für ihre
Kuchen über die gewöhnliche Zeit schön frisch
und gut aufbehalten und verwah-
ren kan.

Weilen eine jede und fleissige curieuse Köchin nicht nur vor den heutigen
und morgenden Tage/ sondern auch Winters hinaus zu sorgen/ und mit Anschaf-
fung allerley Vorraths sich zu versehen hat/ so thut sie auch gar löblich und wohl/
wann sie auch etwas von Baum- und Garten-Früchten in Vorrath trachtet/ dann
ob sie gleich im Sommer und Herbst keinen Mangel derselbigen hat/ so kan sie doch
offt an vielen Orten nichts von denselbigen haben. Damit man aber zu solcher
Zeit deren nicht ermangele/ so findet die Köchin hierinn guten unterricht/ wie sie
dergleichen Früchte/ vor dem Frost verwahren/ und dann zu jeder erforderter Zeit
gleichsam frisch darvon in ihre Kuche abholen/ und dann nach Gebühr zurichten
könne.

2. Wie der Käß- und Blumen-Kohl/ den Winter durch/
schön frisch zu erhalten seyn mag.

Es muß der Käß- und Blumen-Kohl/ ehe er bereiffet wird/ zur rechten Zeit
abgeschnitten/ darbey aber seiner alten Blätter/ wormit er sich schliesset/ und seine
Blumen bedecket/ nicht beraubet/ sondern wohl zusammen gebunden werden/ dar-
mit die rauhe und kalte Lufft besagtem Blumen-Kohl nicht so leicht schaden möge/
dann kan man sie also auffwerts gerichtet mit dem untern Theil sehr nahe an einan-
der in einer höltzernen Keller instehenden Kufen im Sande stecken/ und darmit die
Stauden nicht erstarcken/ selbige nicht bedecken/ solcher Gestalt nun wird die curi-
cufe
Köchin den gantzen Winter durch/ ja gar über Ostern hinaus selbigen auff-
halten/ und zu einer Rarität auf grosser Herren Tafel verspeisen und vortragen
lassen können.

3. Wie die Artischocken den Winter über frisch
auffzubehalten seyn.

Die Artischocken können allerdings dem Blumen-Kohl gleich über Winter
frisch auffbehalten werden/ wann man sie ihrer langen Blätter nicht beraubet/ son-
dern selbige wie bey dem Blumen-Kohl oben zusammen bindet/ und also so wohl

die
Das XXXV. Capitel.
Das XXXV. Capitel.
Gruͤndliche Anweiſung wie ein jeder Koch oder
Koͤchin allerley Feld- und Kuchen-Fruͤchte fuͤr ihre
Kuchen uͤber die gewoͤhnliche Zeit ſchoͤn friſch
und gut aufbehalten und verwah-
ren kan.

Weilen eine jede und fleiſſige curieuſe Koͤchin nicht nur vor den heutigen
und morgenden Tage/ ſondern auch Winters hinaus zu ſorgen/ und mit Anſchaf-
fung allerley Vorraths ſich zu verſehen hat/ ſo thut ſie auch gar loͤblich und wohl/
wann ſie auch etwas von Baum- und Garten-Fruͤchten in Vorrath trachtet/ dann
ob ſie gleich im Sommer und Herbſt keinen Mangel derſelbigen hat/ ſo kan ſie doch
offt an vielen Orten nichts von denſelbigen haben. Damit man aber zu ſolcher
Zeit deren nicht ermangele/ ſo findet die Koͤchin hierinn guten unterricht/ wie ſie
dergleichen Fruͤchte/ vor dem Froſt verwahren/ und dann zu jeder erforderter Zeit
gleichſam friſch darvon in ihre Kuche abholen/ und dann nach Gebuͤhr zurichten
koͤnne.

2. Wie der Kaͤß- und Blumen-Kohl/ den Winter durch/
ſchoͤn friſch zu erhalten ſeyn mag.

Es muß der Kaͤß- und Blumen-Kohl/ ehe er bereiffet wird/ zur rechten Zeit
abgeſchnitten/ darbey aber ſeiner alten Blaͤtter/ wormit er ſich ſchlieſſet/ und ſeine
Blumen bedecket/ nicht beraubet/ ſondern wohl zuſammen gebunden werden/ dar-
mit die rauhe und kalte Lufft beſagtem Blumen-Kohl nicht ſo leicht ſchaden moͤge/
dann kan man ſie alſo auffwerts gerichtet mit dem untern Theil ſehr nahe an einan-
der in einer hoͤltzernen Keller inſtehenden Kufen im Sande ſtecken/ und darmit die
Stauden nicht erſtarcken/ ſelbige nicht bedecken/ ſolcher Geſtalt nun wird die curi-
cufe
Koͤchin den gantzen Winter durch/ ja gar uͤber Oſtern hinaus ſelbigen auff-
halten/ und zu einer Raritaͤt auf groſſer Herren Tafel verſpeiſen und vortragen
laſſen koͤnnen.

3. Wie die Artiſchocken den Winter uͤber friſch
auffzubehalten ſeyn.

Die Artiſchocken koͤnnen allerdings dem Blumen-Kohl gleich uͤber Winter
friſch auffbehalten werden/ wann man ſie ihrer langen Blaͤtter nicht beraubet/ ſon-
dern ſelbige wie bey dem Blumen-Kohl oben zuſammen bindet/ und alſo ſo wohl

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[570/0592] Das XXXV. Capitel. Das XXXV. Capitel. Gruͤndliche Anweiſung wie ein jeder Koch oder Koͤchin allerley Feld- und Kuchen-Fruͤchte fuͤr ihre Kuchen uͤber die gewoͤhnliche Zeit ſchoͤn friſch und gut aufbehalten und verwah- ren kan. Weilen eine jede und fleiſſige curieuſe Koͤchin nicht nur vor den heutigen und morgenden Tage/ ſondern auch Winters hinaus zu ſorgen/ und mit Anſchaf- fung allerley Vorraths ſich zu verſehen hat/ ſo thut ſie auch gar loͤblich und wohl/ wann ſie auch etwas von Baum- und Garten-Fruͤchten in Vorrath trachtet/ dann ob ſie gleich im Sommer und Herbſt keinen Mangel derſelbigen hat/ ſo kan ſie doch offt an vielen Orten nichts von denſelbigen haben. Damit man aber zu ſolcher Zeit deren nicht ermangele/ ſo findet die Koͤchin hierinn guten unterricht/ wie ſie dergleichen Fruͤchte/ vor dem Froſt verwahren/ und dann zu jeder erforderter Zeit gleichſam friſch darvon in ihre Kuche abholen/ und dann nach Gebuͤhr zurichten koͤnne. 2. Wie der Kaͤß- und Blumen-Kohl/ den Winter durch/ ſchoͤn friſch zu erhalten ſeyn mag. Es muß der Kaͤß- und Blumen-Kohl/ ehe er bereiffet wird/ zur rechten Zeit abgeſchnitten/ darbey aber ſeiner alten Blaͤtter/ wormit er ſich ſchlieſſet/ und ſeine Blumen bedecket/ nicht beraubet/ ſondern wohl zuſammen gebunden werden/ dar- mit die rauhe und kalte Lufft beſagtem Blumen-Kohl nicht ſo leicht ſchaden moͤge/ dann kan man ſie alſo auffwerts gerichtet mit dem untern Theil ſehr nahe an einan- der in einer hoͤltzernen Keller inſtehenden Kufen im Sande ſtecken/ und darmit die Stauden nicht erſtarcken/ ſelbige nicht bedecken/ ſolcher Geſtalt nun wird die curi- cufe Koͤchin den gantzen Winter durch/ ja gar uͤber Oſtern hinaus ſelbigen auff- halten/ und zu einer Raritaͤt auf groſſer Herren Tafel verſpeiſen und vortragen laſſen koͤnnen. 3. Wie die Artiſchocken den Winter uͤber friſch auffzubehalten ſeyn. Die Artiſchocken koͤnnen allerdings dem Blumen-Kohl gleich uͤber Winter friſch auffbehalten werden/ wann man ſie ihrer langen Blaͤtter nicht beraubet/ ſon- dern ſelbige wie bey dem Blumen-Kohl oben zuſammen bindet/ und alſo ſo wohl die

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/592>, abgerufen am 29.03.2024.