Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Sinn.
Feuer -- Haut -- Aug.

Die Lichtfunction der Natnr im Ner-
vensysteme abgemalt, ist das Auge. Dieses
sieht überall nur Farben oder gefärbte Flä-
chen, sonst ganz und gar nichts, alles an-
dere ist für diesen Sinn schlechthin nicht
in der Welt, nichts Kubisches, keine Dike
der Körper, keinen Widerstand, keine Ent-
fernung, keine chymische Aenderung etc.
wird dem Auge zum Object; gefärbte Flä-
chen sind ihm seine Körper, und gerne
lässt es sich durch gemalte Kuben täu-
schen, die Entfernung lernt es erst durch
Bewegung kennen, und eben so den ge-
malten Kubus vom wirklichen unterschei-
den. Der Bau des Auges ist eine vor un-
seren Augen geschehende Verwandlung des
Lichtes zur organischen Form, er ist die
höchste Organisirung der Haut (und der Le-
ber), verbunden mit den unorganischen
leitenden Krystallen und den indifferenten,
ich sollte sagen, den electrischen, phos-
phorischen, die höchste Galle darstellenden
Flüssigkeiten, die eben so in bis aufs höch-
ste ausgebildeten Häuten verschlossen
liegen.

Wie
II. Sinn.
Feuer — Haut — Aug.

Die Lichtfunction der Natnr im Ner-
venſyſteme abgemalt, iſt das Auge. Dieſes
sieht überall nur Farben oder gefärbte Flä-
chen, sonſt ganz und gar nichts, alles an-
dere iſt für dieſen Sinn schlechthin nicht
in der Welt, nichts Kubiſches, keine Dike
der Körper, keinen Widerſtand, keine Ent-
fernung, keine chymiſche Aenderung etc.
wird dem Auge zum Object; gefärbte Flä-
chen sind ihm seine Körper, und gerne
läſst es sich durch gemalte Kuben täu-
schen, die Entfernung lernt es erſt durch
Bewegung kennen, und eben so den ge-
malten Kubus vom wirklichen unterschei-
den. Der Bau des Auges iſt eine vor un-
seren Augen geschehende Verwandlung des
Lichtes zur organiſchen Form, er iſt die
höchſte Organiſirung der Haut (und der Le-
ber), verbunden mit den unorganiſchen
leitenden Kryſtallen und den indifferenten,
ich sollte sagen, den electriſchen, phos-
phoriſchen, die höchſte Galle darſtellenden
Flüſſigkeiten, die eben so in bis aufs höch-
ste ausgebildeten Häuten verſchloſſen
liegen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0127" n="109"/>
        <div n="2">
          <head>II. <hi rendition="#g">Sinn</hi>.<lb/>
Feuer &#x2014; Haut &#x2014; Aug.</head><lb/>
          <p>Die Lichtfunction der Natnr im Ner-<lb/>
ven&#x017F;y&#x017F;teme abgemalt, i&#x017F;t das Auge. Die&#x017F;es<lb/>
sieht überall nur Farben oder gefärbte Flä-<lb/>
chen, son&#x017F;t ganz und gar nichts, alles an-<lb/>
dere i&#x017F;t für die&#x017F;en Sinn schlechthin nicht<lb/>
in der Welt, nichts Kubi&#x017F;ches, keine Dike<lb/>
der Körper, keinen Wider&#x017F;tand, keine Ent-<lb/>
fernung, keine chymi&#x017F;che Aenderung etc.<lb/>
wird dem Auge zum Object; gefärbte Flä-<lb/>
chen sind ihm seine Körper, und gerne<lb/>&#x017F;st es sich durch gemalte Kuben täu-<lb/>
schen, die Entfernung lernt es er&#x017F;t durch<lb/>
Bewegung kennen, und eben so den ge-<lb/>
malten Kubus vom wirklichen unterschei-<lb/>
den. Der Bau des Auges i&#x017F;t eine vor un-<lb/>
seren Augen geschehende Verwandlung des<lb/>
Lichtes zur organi&#x017F;chen Form, er i&#x017F;t die<lb/>
höch&#x017F;te Organi&#x017F;irung der Haut (und der Le-<lb/>
ber), verbunden mit den unorgani&#x017F;chen<lb/>
leitenden Kry&#x017F;tallen und den indifferenten,<lb/>
ich sollte sagen, den electri&#x017F;chen, phos-<lb/>
phori&#x017F;chen, die höch&#x017F;te Galle dar&#x017F;tellenden<lb/>
Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten, die eben so in bis aufs höch-<lb/>
ste ausgebildeten <hi rendition="#g">Häuten</hi> ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
liegen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0127] II. Sinn. Feuer — Haut — Aug. Die Lichtfunction der Natnr im Ner- venſyſteme abgemalt, iſt das Auge. Dieſes sieht überall nur Farben oder gefärbte Flä- chen, sonſt ganz und gar nichts, alles an- dere iſt für dieſen Sinn schlechthin nicht in der Welt, nichts Kubiſches, keine Dike der Körper, keinen Widerſtand, keine Ent- fernung, keine chymiſche Aenderung etc. wird dem Auge zum Object; gefärbte Flä- chen sind ihm seine Körper, und gerne läſst es sich durch gemalte Kuben täu- schen, die Entfernung lernt es erſt durch Bewegung kennen, und eben so den ge- malten Kubus vom wirklichen unterschei- den. Der Bau des Auges iſt eine vor un- seren Augen geschehende Verwandlung des Lichtes zur organiſchen Form, er iſt die höchſte Organiſirung der Haut (und der Le- ber), verbunden mit den unorganiſchen leitenden Kryſtallen und den indifferenten, ich sollte sagen, den electriſchen, phos- phoriſchen, die höchſte Galle darſtellenden Flüſſigkeiten, die eben so in bis aufs höch- ste ausgebildeten Häuten verſchloſſen liegen. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/127
Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/127>, abgerufen am 20.04.2024.