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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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IX.
Ein Plan.
"Wird der Retter ihm erscheinen?
Bricht er dann das Joch entzwei?"
K. Beck.

Am Morgen nach dem Waldowschen Fest kam Gustav Thalheim nach Hohenthal, um Abschied zu nehmen. Am Abend wollte er abreisen.

Die Gräfin Mutter war unwohl von der Gesellschaft und nicht zu sprechen, der Graf war auf die Jagd gegangen, und so empfing Elisabeth Thalheim allein. Sie sah sehr blaß aus und ihre Augen waren matt wie von einer durchwachten Nacht und von Thränen. Sie trat ihm freundlich entgegen und sprach ihre Freude darüber aus, daß er noch ein Mal komme, um Abschied zu nehmen. Aber auch bei ihrem Lächeln entging es ihm nicht, daß sie im Innersten schmerzlichst bewegt war.

Um ihm das eigne Weh im Herzen zu verbergen und es bei sich selbst nicht quälender aufkommen zu lassen, begann

IX.
Ein Plan.
„Wird der Retter ihm erscheinen?
Bricht er dann das Joch entzwei?“
K. Beck.

Am Morgen nach dem Waldowschen Fest kam Gustav Thalheim nach Hohenthal, um Abschied zu nehmen. Am Abend wollte er abreisen.

Die Gräfin Mutter war unwohl von der Gesellschaft und nicht zu sprechen, der Graf war auf die Jagd gegangen, und so empfing Elisabeth Thalheim allein. Sie sah sehr blaß aus und ihre Augen waren matt wie von einer durchwachten Nacht und von Thränen. Sie trat ihm freundlich entgegen und sprach ihre Freude darüber aus, daß er noch ein Mal komme, um Abschied zu nehmen. Aber auch bei ihrem Lächeln entging es ihm nicht, daß sie im Innersten schmerzlichst bewegt war.

Um ihm das eigne Weh im Herzen zu verbergen und es bei sich selbst nicht quälender aufkommen zu lassen, begann

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[140/0144] IX. Ein Plan. „Wird der Retter ihm erscheinen? Bricht er dann das Joch entzwei?“ K. Beck. Am Morgen nach dem Waldowschen Fest kam Gustav Thalheim nach Hohenthal, um Abschied zu nehmen. Am Abend wollte er abreisen. Die Gräfin Mutter war unwohl von der Gesellschaft und nicht zu sprechen, der Graf war auf die Jagd gegangen, und so empfing Elisabeth Thalheim allein. Sie sah sehr blaß aus und ihre Augen waren matt wie von einer durchwachten Nacht und von Thränen. Sie trat ihm freundlich entgegen und sprach ihre Freude darüber aus, daß er noch ein Mal komme, um Abschied zu nehmen. Aber auch bei ihrem Lächeln entging es ihm nicht, daß sie im Innersten schmerzlichst bewegt war. Um ihm das eigne Weh im Herzen zu verbergen und es bei sich selbst nicht quälender aufkommen zu lassen, begann

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/144>, abgerufen am 29.03.2024.