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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
gantzer Kopff kaum einer grossen Haselnuß groß gewesen/ in den
Schlund habe kommen können. Nach solchen stossen uns häuffig
die Heydexen auf. Die Molchen betreffend/ habe ich nicht mehr als
einen einigen dieser Gegend gesehen/ doch siehet man daraus/ daß
es deren auch auf dem Fichtelberg giebet; wie dann deren bey
Gold-Cronach so gar in Kellern und Milch-Gruben in Menge
seyn sollen. Der Kröten und allerley Arten der Frösche haben wir
unter denen vierfüßigen Thieren bereits gedacht. Regen-Wür-
mer giebt es die Menge/ des gleichen in Wäldern Ameysen-Hauf-
fen in grosser Anzahl. Nicht weniger mancherley Gattungen
Wald- und Garten-Schnecken mit und ohne Häuser: die Mauer-
Schäflein oder Aselli können die Apothecken auch reichlich verse-
hen/ aber hievon genug.

4) An Me-
tallen und
Mineralien.

Wir wollen aber einmahl das Reich der Thiere verlassen/ und
uns zu dem Metallisch-Mineralischen wenden/ als wodurch eben
der Fichtelberg so weit und breit bekant worden/ da kommen uns
(1.) Felßen.nun 1.) zu Gesichte/ die gar tieff unter der Erden gewurtzelte und
hernach sich hoch über dieselbe in die Lufft hinauf thürmende Fel-
sen/ welche meistens mit schwartz-weiß- und rothgläntzenden talck-
hafftigen Körnern eingesprenget seynd; diese Felßen-Steine werden
dann von denen Steinmetzen gearbeitet/ und weit und breit verfüh-
ret/ dahero Hr. M. Groß nicht unbillich in diese Worte ausbricht:
Wann jemand die Wundergeburth der Natur an denen wundersamen
Felßen betrachtet/ wer könte sich des Verwunderns dabey enthalten?
Wann man nicht nur die beeden Gipffel-Felßen am Ochsenkopff und
Schneeberg/ als grosse veste Schlößer/ und hohe sichere Thürme muß
ansehen; bald andere als hocherhabene Häuser von trefflich grossen/
doch schönen glatten Steinen recht zierlich in die runde hoch auf
einander zusammen gekastet/ antreffen wird: oder wann man auf
dem Mittel-Felßen die vortrefflichsten Wald-Steine/ welche kaum
durch Kunst glätter können zubereitet werden/ und einige davon
bey 14. Schuh lang und 11. Schuh breit zu sehen seynd/ wie
Tisch und Tafeln in grosser Menge befindet/ so muß man sich bil-
lich über die Allmacht des höchsten GOttes verwundern/ welcher
solche ungeheure Geschöpffe mehrentheils zum Zeugnüß seiner

Macht

Beſchreibung des Fichtelbergs.
gantzer Kopff kaum einer groſſen Haſelnuß groß geweſen/ in den
Schlund habe kommen koͤnnen. Nach ſolchen ſtoſſen uns haͤuffig
die Heydexen auf. Die Molchen betreffend/ habe ich nicht mehr als
einen einigen dieſer Gegend geſehen/ doch ſiehet man daraus/ daß
es deren auch auf dem Fichtelberg giebet; wie dann deren bey
Gold-Cronach ſo gar in Kellern und Milch-Gruben in Menge
ſeyn ſollen. Der Kroͤten und allerley Arten der Froͤſche haben wir
unter denen vierfuͤßigen Thieren bereits gedacht. Regen-Wuͤr-
mer giebt es die Menge/ des gleichen in Waͤldern Ameyſen-Hauf-
fen in groſſer Anzahl. Nicht weniger mancherley Gattungen
Wald- und Garten-Schnecken mit und ohne Haͤuſer: die Mauer-
Schaͤflein oder Aſelli koͤnnen die Apothecken auch reichlich verſe-
hen/ aber hievon genug.

4) An Me-
tallen und
Mineralien.

Wir wollen aber einmahl das Reich der Thiere verlaſſen/ und
uns zu dem Metalliſch-Mineraliſchen wenden/ als wodurch eben
der Fichtelberg ſo weit und breit bekant worden/ da kommen uns
(1.) Felßen.nun 1.) zu Geſichte/ die gar tieff unter der Erden gewurtzelte und
hernach ſich hoch uͤber dieſelbe in die Lufft hinauf thuͤrmende Fel-
ſen/ welche meiſtens mit ſchwartz-weiß- und rothglaͤntzenden talck-
hafftigen Koͤrnern eingeſprenget ſeynd; dieſe Felßen-Steine werden
dann von denen Steinmetzen gearbeitet/ und weit und breit verfuͤh-
ret/ dahero Hr. M. Groß nicht unbillich in dieſe Worte ausbricht:
Wañ jemand die Wundergeburth der Natur an denen wunderſamen
Felßen betrachtet/ wer koͤnte ſich des Verwunderns dabey enthalten?
Wann man nicht nur die beeden Gipffel-Felßen am Ochſenkopff und
Schneeberg/ als groſſe veſte Schloͤßer/ und hohe ſichere Thuͤrme muß
anſehen; bald andere als hocherhabene Haͤuſer von trefflich groſſen/
doch ſchoͤnen glatten Steinen recht zierlich in die runde hoch auf
einander zuſammen gekaſtet/ antreffen wird: oder wann man auf
dem Mittel-Felßen die vortrefflichſten Wald-Steine/ welche kaum
durch Kunſt glaͤtter koͤnnen zubereitet werden/ und einige davon
bey 14. Schuh lang und 11. Schuh breit zu ſehen ſeynd/ wie
Tiſch und Tafeln in groſſer Menge befindet/ ſo muß man ſich bil-
lich uͤber die Allmacht des hoͤchſten GOttes verwundern/ welcher
ſolche ungeheure Geſchoͤpffe mehrentheils zum Zeugnuͤß ſeiner

Macht
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[110/0145] Beſchreibung des Fichtelbergs. gantzer Kopff kaum einer groſſen Haſelnuß groß geweſen/ in den Schlund habe kommen koͤnnen. Nach ſolchen ſtoſſen uns haͤuffig die Heydexen auf. Die Molchen betreffend/ habe ich nicht mehr als einen einigen dieſer Gegend geſehen/ doch ſiehet man daraus/ daß es deren auch auf dem Fichtelberg giebet; wie dann deren bey Gold-Cronach ſo gar in Kellern und Milch-Gruben in Menge ſeyn ſollen. Der Kroͤten und allerley Arten der Froͤſche haben wir unter denen vierfuͤßigen Thieren bereits gedacht. Regen-Wuͤr- mer giebt es die Menge/ des gleichen in Waͤldern Ameyſen-Hauf- fen in groſſer Anzahl. Nicht weniger mancherley Gattungen Wald- und Garten-Schnecken mit und ohne Haͤuſer: die Mauer- Schaͤflein oder Aſelli koͤnnen die Apothecken auch reichlich verſe- hen/ aber hievon genug. Wir wollen aber einmahl das Reich der Thiere verlaſſen/ und uns zu dem Metalliſch-Mineraliſchen wenden/ als wodurch eben der Fichtelberg ſo weit und breit bekant worden/ da kommen uns nun 1.) zu Geſichte/ die gar tieff unter der Erden gewurtzelte und hernach ſich hoch uͤber dieſelbe in die Lufft hinauf thuͤrmende Fel- ſen/ welche meiſtens mit ſchwartz-weiß- und rothglaͤntzenden talck- hafftigen Koͤrnern eingeſprenget ſeynd; dieſe Felßen-Steine werden dann von denen Steinmetzen gearbeitet/ und weit und breit verfuͤh- ret/ dahero Hr. M. Groß nicht unbillich in dieſe Worte ausbricht: Wañ jemand die Wundergeburth der Natur an denen wunderſamen Felßen betrachtet/ wer koͤnte ſich des Verwunderns dabey enthalten? Wann man nicht nur die beeden Gipffel-Felßen am Ochſenkopff und Schneeberg/ als groſſe veſte Schloͤßer/ und hohe ſichere Thuͤrme muß anſehen; bald andere als hocherhabene Haͤuſer von trefflich groſſen/ doch ſchoͤnen glatten Steinen recht zierlich in die runde hoch auf einander zuſammen gekaſtet/ antreffen wird: oder wann man auf dem Mittel-Felßen die vortrefflichſten Wald-Steine/ welche kaum durch Kunſt glaͤtter koͤnnen zubereitet werden/ und einige davon bey 14. Schuh lang und 11. Schuh breit zu ſehen ſeynd/ wie Tiſch und Tafeln in groſſer Menge befindet/ ſo muß man ſich bil- lich uͤber die Allmacht des hoͤchſten GOttes verwundern/ welcher ſolche ungeheure Geſchoͤpffe mehrentheils zum Zeugnuͤß ſeiner Macht (1.) Felßen.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/145>, abgerufen am 24.04.2024.