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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
erfahren/ nicht allein die Zeit über/ die er neben seiner Mutter Eli-
sabetha auf dem Schloß Ellenbogen umb das Jahr 1319. zuge-
bracht/ sondern/ wie ich vermeine/ umb das Jahr 1358. als er ge-
crönter König in Böhmen im guten Frieden regieret hat/ umb
welche Jahrs-Zeit er es mit Gebäuen erhoben/ ein Schlößlein an
einen scharffen gegen dem Marckfelfen befriedigt/ und nach seinem
Nahmen und Gebrauch Carls-Stadt geheissen/ wie er dann alle
Oerter/ so er gebauet/ nach seinem Nahmen hat nennen wollen/ als
Carlshoff/ Carlstein/ ja auch die Neustadt an Prag/ Carlsstadt/
wie es die Privilegien vermögen/ welches doch hernach unterwegen
blieben. Der fürnehmste Bronnen aber an diesem Ort wird von
Brudler.denen Jnwohnern der Brudler genannt/ und ist an der rechten
Seiten des Gestadts des Flußes Döpel an dem Steg/ vor wel-
chem man vom Marck nach der Kirchen gehet/ er ist gefaßt in 2.
Röhren/ so auswendig mit mineralischen Kalchstein bewachsen/
darob 2. Kästlein/ in welche das Wasser von sich selbsten mit gros-
sem rauschen und brudeln steigt/ offt wohl gar über die Kästlein
ausspringet; aus diesen Kästlein wird das Wasser durch viel Rin-
nen in der Bürger Häuser geleitet. Uber das sind gerings umb
das Carlsbad in Bergen und Wißmath etwas lählichter Bron-
nen/ doch ist keiner so heiß/ als dieser/ mit welches Wasser man al-
sobald bey der Qvelle Eyer sieden/ auch Hüner und Gänse abbrühen
kan. Sonsten ist es jetziger Zeit (nehmlich zu Bruschens Zeit) ein
kleines Städtlein/ samt einem Schlößlein/ gehöret dem Herrn
Schlicken (ehemahls) zu. Unter dem Warmen Bad etliche Ge-
went Felds fällt die Döpel in die Eger.

So weit vom Carlsbad Brusch/ dessen völliges Wercklein
wir auch hiemit durch GOttes alleinige Gnade zu Ende gebracht.
Daß Brusch schreibet/ es sey das Carlsbad schon lange vor Kay-
ser Carln/ ja über 1000. Jahr bekant gewesen/ aber von denen Bar-
barischen Böhmen wenig oder nichts geachtet worden/ giebt so viel
zu erkennen/ daß besagter Kayser (wie auch aus den übrigen Wor-
ten erhellet) dannoch der eigentliche Erfinder des Gebrauchs dieses
Bades gewesen/ als welcher zwar von den Böhmen etwas hievon
mag gehöret/ aber von der wahren Beschaffenheit und Lager des-

selben

Beſchreibung des Fichtelbergs.
erfahren/ nicht allein die Zeit uͤber/ die er neben ſeiner Mutter Eli-
ſabetha auf dem Schloß Ellenbogen umb das Jahr 1319. zuge-
bracht/ ſondern/ wie ich vermeine/ umb das Jahr 1358. als er ge-
croͤnter Koͤnig in Boͤhmen im guten Frieden regieret hat/ umb
welche Jahrs-Zeit er es mit Gebaͤuen erhoben/ ein Schloͤßlein an
einen ſcharffen gegen dem Marckfelfen befriedigt/ und nach ſeinem
Nahmen und Gebrauch Carls-Stadt geheiſſen/ wie er dann alle
Oerter/ ſo er gebauet/ nach ſeinem Nahmen hat nennen wollen/ als
Carlshoff/ Carlſtein/ ja auch die Neuſtadt an Prag/ Carlsſtadt/
wie es die Privilegien vermoͤgen/ welches doch hernach unterwegen
blieben. Der fuͤrnehmſte Bronnen aber an dieſem Ort wird von
Brudler.denen Jnwohnern der Brudler genannt/ und iſt an der rechten
Seiten des Geſtadts des Flußes Doͤpel an dem Steg/ vor wel-
chem man vom Marck nach der Kirchen gehet/ er iſt gefaßt in 2.
Roͤhren/ ſo auswendig mit mineraliſchen Kalchſtein bewachſen/
darob 2. Kaͤſtlein/ in welche das Waſſer von ſich ſelbſten mit groſ-
ſem rauſchen und brudeln ſteigt/ offt wohl gar uͤber die Kaͤſtlein
ausſpringet; aus dieſen Kaͤſtlein wird das Waſſer durch viel Rin-
nen in der Buͤrger Haͤuſer geleitet. Uber das ſind gerings umb
das Carlsbad in Bergen und Wißmath etwas laͤhlichter Bron-
nen/ doch iſt keiner ſo heiß/ als dieſer/ mit welches Waſſer man al-
ſobald bey der Qvelle Eyer ſieden/ auch Huͤner und Gaͤnſe abbruͤhen
kan. Sonſten iſt es jetziger Zeit (nehmlich zu Bruſchens Zeit) ein
kleines Staͤdtlein/ ſamt einem Schloͤßlein/ gehoͤret dem Herrn
Schlicken (ehemahls) zu. Unter dem Warmen Bad etliche Ge-
went Felds faͤllt die Doͤpel in die Eger.

So weit vom Carlsbad Bruſch/ deſſen voͤlliges Wercklein
wir auch hiemit durch GOttes alleinige Gnade zu Ende gebracht.
Daß Bruſch ſchreibet/ es ſey das Carlsbad ſchon lange vor Kay-
ſer Carln/ ja uͤber 1000. Jahr bekant geweſen/ aber von denen Bar-
bariſchen Boͤhmen wenig oder nichts geachtet worden/ giebt ſo viel
zu erkennen/ daß beſagter Kayſer (wie auch aus den uͤbrigen Wor-
ten erhellet) dannoch der eigentliche Erfinder des Gebrauchs dieſes
Bades geweſen/ als welcher zwar von den Boͤhmen etwas hievon
mag gehoͤret/ aber von der wahren Beſchaffenheit und Lager deſ-

ſelben
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[232/0267] Beſchreibung des Fichtelbergs. erfahren/ nicht allein die Zeit uͤber/ die er neben ſeiner Mutter Eli- ſabetha auf dem Schloß Ellenbogen umb das Jahr 1319. zuge- bracht/ ſondern/ wie ich vermeine/ umb das Jahr 1358. als er ge- croͤnter Koͤnig in Boͤhmen im guten Frieden regieret hat/ umb welche Jahrs-Zeit er es mit Gebaͤuen erhoben/ ein Schloͤßlein an einen ſcharffen gegen dem Marckfelfen befriedigt/ und nach ſeinem Nahmen und Gebrauch Carls-Stadt geheiſſen/ wie er dann alle Oerter/ ſo er gebauet/ nach ſeinem Nahmen hat nennen wollen/ als Carlshoff/ Carlſtein/ ja auch die Neuſtadt an Prag/ Carlsſtadt/ wie es die Privilegien vermoͤgen/ welches doch hernach unterwegen blieben. Der fuͤrnehmſte Bronnen aber an dieſem Ort wird von denen Jnwohnern der Brudler genannt/ und iſt an der rechten Seiten des Geſtadts des Flußes Doͤpel an dem Steg/ vor wel- chem man vom Marck nach der Kirchen gehet/ er iſt gefaßt in 2. Roͤhren/ ſo auswendig mit mineraliſchen Kalchſtein bewachſen/ darob 2. Kaͤſtlein/ in welche das Waſſer von ſich ſelbſten mit groſ- ſem rauſchen und brudeln ſteigt/ offt wohl gar uͤber die Kaͤſtlein ausſpringet; aus dieſen Kaͤſtlein wird das Waſſer durch viel Rin- nen in der Buͤrger Haͤuſer geleitet. Uber das ſind gerings umb das Carlsbad in Bergen und Wißmath etwas laͤhlichter Bron- nen/ doch iſt keiner ſo heiß/ als dieſer/ mit welches Waſſer man al- ſobald bey der Qvelle Eyer ſieden/ auch Huͤner und Gaͤnſe abbruͤhen kan. Sonſten iſt es jetziger Zeit (nehmlich zu Bruſchens Zeit) ein kleines Staͤdtlein/ ſamt einem Schloͤßlein/ gehoͤret dem Herrn Schlicken (ehemahls) zu. Unter dem Warmen Bad etliche Ge- went Felds faͤllt die Doͤpel in die Eger. Brudler. So weit vom Carlsbad Bruſch/ deſſen voͤlliges Wercklein wir auch hiemit durch GOttes alleinige Gnade zu Ende gebracht. Daß Bruſch ſchreibet/ es ſey das Carlsbad ſchon lange vor Kay- ſer Carln/ ja uͤber 1000. Jahr bekant geweſen/ aber von denen Bar- bariſchen Boͤhmen wenig oder nichts geachtet worden/ giebt ſo viel zu erkennen/ daß beſagter Kayſer (wie auch aus den uͤbrigen Wor- ten erhellet) dannoch der eigentliche Erfinder des Gebrauchs dieſes Bades geweſen/ als welcher zwar von den Boͤhmen etwas hievon mag gehoͤret/ aber von der wahren Beſchaffenheit und Lager deſ- ſelben

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/267>, abgerufen am 29.03.2024.