Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
herabrinnet/ zwischen Cornau und Culsam/ oder wie unser Brusch
saget/ unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von
Neuburg/ ergiesset sich das schöne und mit etlichen Flüßen vermehr-
te Bächlein Wondera in die Eger/ worauff sich diese hernach recht
völlig in das Königreich Böhmen begiebt. Bey Woga ist ein
Sauer-Bronnen/ den die Bauern daselbst zu ihrem ordentlichen
Tisch-Trunck haben/ wie ich An. 1699. Mens. Julii erfahren/ wie dann
viel dergleichen Bronnen/ worunter sonderlich der berühmte
Sauerbronnen bey Eger/ nicht weniger hart an der Qvelle des
Carls-Bades einer/ den ich zugleich in jetzt-besagtem Jahr und Mo-
nath gekostet/ so alle von Schwefflichtem und Victriolischem Erdreich
herkommen/ in Böhmen überflüßig anzutreffen/ wovon die aller-
meisten gegen der Pfälzischen Seiten seynd. Der berühmte Geo-
graphus Petrus du Val
zeiget vom Königreich Böhmen/ daß es
seines Lagers halber billich unter die höchsten Länder Europens zu
zehlen sey/ weil es sein eigenes Wasser trincket/ und ausser dem aus
dem Fichtelberg entspringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß
in das Land einfließe/ viele aber darinnen entspringen und davon
abfliessen: Hiemit wird wahrhafftig die höhere und öffters biß über
die Wolcken steigende Höhe unsers Fichtelbergs (wovon ich nebst
andern curieusen und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au-
genscheinlicher Zeuge worden) und dessen herumliegenden Gegend
ohne alle Ausnahme bewiesen/ zumahlen da der Augenschein giebt/
daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe fliesset. Von Eger
lauffet sie 2. Meilen Königsberg einem Städtlein und Schloß auf
einem Berg gelegen/ rechter Hand vorbey. Jn dieser Gegend
jenseit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem fast hohen Berg
eine schöne Wallfahrt mit 2. hohen Thürmen/ Maria Culm ge-
nannt/ 2. kleine Meilen von Eger. Von diesem Berg fallen auch
viel schöner Bronnen und Bächlein herab/ so den Eger-Strohm
vermehren/ wie dann dieses Ländlein von der Stadt Eger an biß
unter Schlackenwerth ein sehr schöner und lustiger Ort Landes
von hohem Gebürg/ holdselig/ schönen Thälern und Wäldern/
unzähligen/ nicht allein süßen/ sondern auch Sauerbronnen und
Bächlein ist. Von Königsberg laufft die Eger an das Guth

Pochlo-

Beſchreibung des Fichtelbergs.
herabrinnet/ zwiſchen Cornau und Culſam/ oder wie unſer Bruſch
ſaget/ unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von
Neuburg/ ergieſſet ſich das ſchoͤne und mit etlichen Fluͤßen vermehr-
te Baͤchlein Wondera in die Eger/ worauff ſich dieſe hernach recht
voͤllig in das Koͤnigreich Boͤhmen begiebt. Bey Woga iſt ein
Sauer-Bronnen/ den die Bauern daſelbſt zu ihrem ordentlichen
Tiſch-Trunck haben/ wie ich An. 1699. Menſ. Julii erfahren/ wie dann
viel dergleichen Bronnen/ worunter ſonderlich der beruͤhmte
Sauerbronnen bey Eger/ nicht weniger hart an der Qvelle des
Carls-Bades einer/ den ich zugleich in jetzt-beſagtem Jahr und Mo-
nath gekoſtet/ ſo alle von Schwefflichtem und Victrioliſchem Erdreich
herkommen/ in Boͤhmen uͤberfluͤßig anzutreffen/ wovon die aller-
meiſten gegen der Pfaͤlziſchen Seiten ſeynd. Der beruͤhmte Geo-
graphus Petrus du Val
zeiget vom Koͤnigreich Boͤhmen/ daß es
ſeines Lagers halber billich unter die hoͤchſten Laͤnder Europens zu
zehlen ſey/ weil es ſein eigenes Waſſer trincket/ und auſſer dem aus
dem Fichtelberg entſpringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß
in das Land einfließe/ viele aber darinnen entſpringen und davon
abflieſſen: Hiemit wird wahrhafftig die hoͤhere und oͤffters biß uͤber
die Wolcken ſteigende Hoͤhe unſers Fichtelbergs (wovon ich nebſt
andern curieuſen und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au-
genſcheinlicher Zeuge worden) und deſſen herumliegenden Gegend
ohne alle Ausnahme bewieſen/ zumahlen da der Augenſchein giebt/
daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe flieſſet. Von Eger
lauffet ſie 2. Meilen Koͤnigsberg einem Staͤdtlein und Schloß auf
einem Berg gelegen/ rechter Hand vorbey. Jn dieſer Gegend
jenſeit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem faſt hohen Berg
eine ſchoͤne Wallfahrt mit 2. hohen Thuͤrmen/ Maria Culm ge-
nannt/ 2. kleine Meilen von Eger. Von dieſem Berg fallen auch
viel ſchoͤner Bronnen und Baͤchlein herab/ ſo den Eger-Strohm
vermehren/ wie dann dieſes Laͤndlein von der Stadt Eger an biß
unter Schlackenwerth ein ſehr ſchoͤner und luſtiger Ort Landes
von hohem Gebuͤrg/ holdſelig/ ſchoͤnen Thaͤlern und Waͤldern/
unzaͤhligen/ nicht allein ſuͤßen/ ſondern auch Sauerbronnen und
Baͤchlein iſt. Von Koͤnigsberg laufft die Eger an das Guth

Pochlo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
herabrinnet/ zwi&#x017F;chen Cornau und Cul&#x017F;am/ oder wie un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Bru&#x017F;ch</hi><lb/>
&#x017F;aget/ unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von<lb/>
Neuburg/ ergie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich das &#x017F;cho&#x0364;ne und mit etlichen Flu&#x0364;ßen vermehr-<lb/>
te Ba&#x0364;chlein Wondera in die Eger/ worauff &#x017F;ich die&#x017F;e hernach recht<lb/>
vo&#x0364;llig in das Ko&#x0364;nigreich Bo&#x0364;hmen begiebt. Bey Woga i&#x017F;t ein<lb/>
Sauer-Bronnen/ den die Bauern da&#x017F;elb&#x017F;t zu ihrem ordentlichen<lb/>
Ti&#x017F;ch-Trunck haben/ wie ich <hi rendition="#aq">An. 1699. Men&#x017F;. Julii</hi> erfahren/ wie dann<lb/>
viel dergleichen Bronnen/ worunter &#x017F;onderlich der beru&#x0364;hmte<lb/>
Sauerbronnen bey Eger/ nicht weniger hart an der Qvelle des<lb/>
Carls-Bades einer/ den ich zugleich in jetzt-be&#x017F;agtem Jahr und Mo-<lb/>
nath geko&#x017F;tet/ &#x017F;o alle von Schwefflichtem und <hi rendition="#aq">Victrioli</hi>&#x017F;chem Erdreich<lb/>
herkommen/ in Bo&#x0364;hmen u&#x0364;berflu&#x0364;ßig anzutreffen/ wovon die aller-<lb/>
mei&#x017F;ten gegen der Pfa&#x0364;lzi&#x017F;chen Seiten &#x017F;eynd. Der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Geo-<lb/>
graphus Petrus du Val</hi></hi> zeiget vom Ko&#x0364;nigreich Bo&#x0364;hmen/ daß es<lb/>
&#x017F;eines Lagers halber billich unter die ho&#x0364;ch&#x017F;ten La&#x0364;nder <hi rendition="#aq">Europen</hi>s zu<lb/>
zehlen &#x017F;ey/ weil es &#x017F;ein eigenes Wa&#x017F;&#x017F;er trincket/ und au&#x017F;&#x017F;er dem aus<lb/>
dem Fichtelberg ent&#x017F;pringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß<lb/>
in das Land einfließe/ viele aber darinnen ent&#x017F;pringen und davon<lb/>
abflie&#x017F;&#x017F;en: Hiemit wird wahrhafftig die ho&#x0364;here und o&#x0364;ffters biß u&#x0364;ber<lb/>
die Wolcken &#x017F;teigende Ho&#x0364;he un&#x017F;ers Fichtelbergs (wovon ich neb&#x017F;t<lb/>
andern <hi rendition="#aq">curieu</hi>&#x017F;en und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au-<lb/>
gen&#x017F;cheinlicher Zeuge worden) und de&#x017F;&#x017F;en herumliegenden Gegend<lb/>
ohne alle Ausnahme bewie&#x017F;en/ zumahlen da der Augen&#x017F;chein giebt/<lb/>
daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe flie&#x017F;&#x017F;et. Von Eger<lb/>
lauffet &#x017F;ie 2. Meilen Ko&#x0364;nigsberg einem Sta&#x0364;dtlein und Schloß auf<lb/>
einem Berg gelegen/ rechter Hand vorbey. Jn die&#x017F;er Gegend<lb/>
jen&#x017F;eit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem fa&#x017F;t hohen Berg<lb/>
eine &#x017F;cho&#x0364;ne Wallfahrt mit 2. hohen Thu&#x0364;rmen/ Maria Culm ge-<lb/>
nannt/ 2. kleine Meilen von Eger. Von die&#x017F;em Berg fallen auch<lb/>
viel &#x017F;cho&#x0364;ner Bronnen und Ba&#x0364;chlein herab/ &#x017F;o den Eger-Strohm<lb/>
vermehren/ wie dann die&#x017F;es La&#x0364;ndlein von der Stadt Eger an biß<lb/>
unter Schlackenwerth ein &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;ner und lu&#x017F;tiger Ort Landes<lb/>
von hohem Gebu&#x0364;rg/ hold&#x017F;elig/ &#x017F;cho&#x0364;nen Tha&#x0364;lern und Wa&#x0364;ldern/<lb/>
unza&#x0364;hligen/ nicht allein &#x017F;u&#x0364;ßen/ &#x017F;ondern auch Sauerbronnen und<lb/>
Ba&#x0364;chlein i&#x017F;t. Von Ko&#x0364;nigsberg laufft die Eger an das Guth<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pochlo-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0041] Beſchreibung des Fichtelbergs. herabrinnet/ zwiſchen Cornau und Culſam/ oder wie unſer Bruſch ſaget/ unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von Neuburg/ ergieſſet ſich das ſchoͤne und mit etlichen Fluͤßen vermehr- te Baͤchlein Wondera in die Eger/ worauff ſich dieſe hernach recht voͤllig in das Koͤnigreich Boͤhmen begiebt. Bey Woga iſt ein Sauer-Bronnen/ den die Bauern daſelbſt zu ihrem ordentlichen Tiſch-Trunck haben/ wie ich An. 1699. Menſ. Julii erfahren/ wie dann viel dergleichen Bronnen/ worunter ſonderlich der beruͤhmte Sauerbronnen bey Eger/ nicht weniger hart an der Qvelle des Carls-Bades einer/ den ich zugleich in jetzt-beſagtem Jahr und Mo- nath gekoſtet/ ſo alle von Schwefflichtem und Victrioliſchem Erdreich herkommen/ in Boͤhmen uͤberfluͤßig anzutreffen/ wovon die aller- meiſten gegen der Pfaͤlziſchen Seiten ſeynd. Der beruͤhmte Geo- graphus Petrus du Val zeiget vom Koͤnigreich Boͤhmen/ daß es ſeines Lagers halber billich unter die hoͤchſten Laͤnder Europens zu zehlen ſey/ weil es ſein eigenes Waſſer trincket/ und auſſer dem aus dem Fichtelberg entſpringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß in das Land einfließe/ viele aber darinnen entſpringen und davon abflieſſen: Hiemit wird wahrhafftig die hoͤhere und oͤffters biß uͤber die Wolcken ſteigende Hoͤhe unſers Fichtelbergs (wovon ich nebſt andern curieuſen und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au- genſcheinlicher Zeuge worden) und deſſen herumliegenden Gegend ohne alle Ausnahme bewieſen/ zumahlen da der Augenſchein giebt/ daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe flieſſet. Von Eger lauffet ſie 2. Meilen Koͤnigsberg einem Staͤdtlein und Schloß auf einem Berg gelegen/ rechter Hand vorbey. Jn dieſer Gegend jenſeit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem faſt hohen Berg eine ſchoͤne Wallfahrt mit 2. hohen Thuͤrmen/ Maria Culm ge- nannt/ 2. kleine Meilen von Eger. Von dieſem Berg fallen auch viel ſchoͤner Bronnen und Baͤchlein herab/ ſo den Eger-Strohm vermehren/ wie dann dieſes Laͤndlein von der Stadt Eger an biß unter Schlackenwerth ein ſehr ſchoͤner und luſtiger Ort Landes von hohem Gebuͤrg/ holdſelig/ ſchoͤnen Thaͤlern und Waͤldern/ unzaͤhligen/ nicht allein ſuͤßen/ ſondern auch Sauerbronnen und Baͤchlein iſt. Von Koͤnigsberg laufft die Eger an das Guth Pochlo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/41
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/41>, abgerufen am 29.03.2024.