Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

auch vollends das Thier einfiel, als ich zu Kunzen in die Fuhrt hinunter gieng. Ja dann hätt' ich gewiß wieder umgekehrt; denn ich fürchte nichts so sehr als den Wolf.

Nachschrift.

Es gelingt, Mechthilde! es gelingt mir: heute noch wird Kunz hier seyn. Eben läßt der Probst von Ellwangen meinem Vater entbieten, daß er morgen, vermöge der Lehnspflicht, mit Aufgang der Sonne, mit zweien wehrhaften Knappen, vor der Porte des Stiftes erscheinen, und seines gnädigen Willens gewärtig seyn soll; über drei Tage werde er nicht aussen bleiben dürfen. - Indem mir mein Vater des Probsten Befehl und seinen Ausritt verkündete, setzte er sogleich hinzu: "ich mag die Burg den Knechten allein nicht anvertrauen, bis ich wieder komme. Es ist Meßzeit, und das ganze Land voller Gesindel. Die Knechte halten nicht Ordnung unter sich, und du und die armen Leute, und die Reisenden, die Gelait

auch vollends das Thier einfiel, als ich zu Kunzen in die Fuhrt hinunter gieng. Ja dann hätt’ ich gewiß wieder umgekehrt; denn ich fürchte nichts so sehr als den Wolf.

Nachschrift.

Es gelingt, Mechthilde! es gelingt mir: heute noch wird Kunz hier seyn. Eben läßt der Probst von Ellwangen meinem Vater entbieten, daß er morgen, vermöge der Lehnspflicht, mit Aufgang der Sonne, mit zweien wehrhaften Knappen, vor der Porte des Stiftes erscheinen, und seines gnädigen Willens gewärtig seyn soll; über drei Tage werde er nicht aussen bleiben dürfen. – Indem mir mein Vater des Probsten Befehl und seinen Ausritt verkündete, setzte er sogleich hinzu: „ich mag die Burg den Knechten allein nicht anvertrauen, bis ich wieder komme. Es ist Meßzeit, und das ganze Land voller Gesindel. Die Knechte halten nicht Ordnung unter sich, und du und die armen Leute, und die Reisenden, die Gelait

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0024" n="20"/>
auch vollends das Thier einfiel, als ich zu <hi rendition="#g">Kunzen</hi> in die Fuhrt hinunter gieng. Ja dann hätt&#x2019; ich gewiß wieder umgekehrt; denn ich fürchte nichts so sehr als den Wolf.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Nachschrift.</head>
          <p>Es gelingt, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! es gelingt mir: heute noch wird <hi rendition="#g">Kunz</hi> hier seyn. Eben läßt der Probst von <hi rendition="#g">Ellwangen</hi> meinem Vater entbieten, daß er morgen, vermöge der Lehnspflicht, mit Aufgang der Sonne, mit zweien wehrhaften Knappen, vor der Porte des Stiftes erscheinen, und seines gnädigen Willens gewärtig seyn soll; über drei Tage werde er nicht aussen bleiben dürfen. &#x2013; Indem mir mein Vater des Probsten Befehl und seinen Ausritt verkündete, setzte er sogleich hinzu: &#x201E;ich mag die Burg den Knechten allein nicht anvertrauen, bis ich wieder komme. Es ist Meßzeit, und das ganze Land voller Gesindel. Die Knechte halten nicht Ordnung unter sich, und du und die armen Leute, und die Reisenden, die Gelait
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0024] auch vollends das Thier einfiel, als ich zu Kunzen in die Fuhrt hinunter gieng. Ja dann hätt’ ich gewiß wieder umgekehrt; denn ich fürchte nichts so sehr als den Wolf. Nachschrift. Es gelingt, Mechthilde! es gelingt mir: heute noch wird Kunz hier seyn. Eben läßt der Probst von Ellwangen meinem Vater entbieten, daß er morgen, vermöge der Lehnspflicht, mit Aufgang der Sonne, mit zweien wehrhaften Knappen, vor der Porte des Stiftes erscheinen, und seines gnädigen Willens gewärtig seyn soll; über drei Tage werde er nicht aussen bleiben dürfen. – Indem mir mein Vater des Probsten Befehl und seinen Ausritt verkündete, setzte er sogleich hinzu: „ich mag die Burg den Knechten allein nicht anvertrauen, bis ich wieder komme. Es ist Meßzeit, und das ganze Land voller Gesindel. Die Knechte halten nicht Ordnung unter sich, und du und die armen Leute, und die Reisenden, die Gelait

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/24
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/24>, abgerufen am 19.04.2024.