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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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Drittes Kapitel.
Vorbothen des neuen Heidenthums. Das dicke Buch.

Simpert war ein feiner, durchtriebener Kopf, und unter den Ränken und Planen des Hoflebens grau geworden. Da er wohl sah, daß er auf dem geraden Wege seinen vorigen Einfluß nie wieder erlangen konnte, so schlug er einen Umweg ein, der, wie er glaubte, durch die Fürstinn in das Herz ihres Gemahls führte. Er entfernte alle äußere Zeichen von Unmuth und Mißvergnügen, legte die Schminke der Heiterkeit und der Freude auf seine bewälkte Stirne, näherte sich der Gebieterinn des Landes mit Ehrfurcht und Schmeicheleyen, und gab ihr oft genug zu erkennen, wie viel ihm ein Blick der Gnade aus ihrem schönen Auge werth sey. So viele Erfahrungen hatten ihn schon gelehrt, daß der Klugheit, welche die arge Welt den Pfaffentrug nennt, nichts unmöglich sey, und daß durch sie manche Festung bezwungen werde, die jeder feindseligen Unternehmung, und dem heftigsten Sturme trotzte, Und so glaubte

Drittes Kapitel.
Vorbothen des neuen Heidenthums. Das dicke Buch.

Simpert war ein feiner, durchtriebener Kopf, und unter den Ränken und Planen des Hoflebens grau geworden. Da er wohl sah, daß er auf dem geraden Wege seinen vorigen Einfluß nie wieder erlangen konnte, so schlug er einen Umweg ein, der, wie er glaubte, durch die Fürstinn in das Herz ihres Gemahls führte. Er entfernte alle äußere Zeichen von Unmuth und Mißvergnügen, legte die Schminke der Heiterkeit und der Freude auf seine bewälkte Stirne, näherte sich der Gebieterinn des Landes mit Ehrfurcht und Schmeicheleyen, und gab ihr oft genug zu erkennen, wie viel ihm ein Blick der Gnade aus ihrem schönen Auge werth sey. So viele Erfahrungen hatten ihn schon gelehrt, daß der Klugheit, welche die arge Welt den Pfaffentrug nennt, nichts unmöglich sey, und daß durch sie manche Festung bezwungen werde, die jeder feindseligen Unternehmung, und dem heftigsten Sturme trotzte, Und so glaubte

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[29/0029] Drittes Kapitel. Vorbothen des neuen Heidenthums. Das dicke Buch. Simpert war ein feiner, durchtriebener Kopf, und unter den Ränken und Planen des Hoflebens grau geworden. Da er wohl sah, daß er auf dem geraden Wege seinen vorigen Einfluß nie wieder erlangen konnte, so schlug er einen Umweg ein, der, wie er glaubte, durch die Fürstinn in das Herz ihres Gemahls führte. Er entfernte alle äußere Zeichen von Unmuth und Mißvergnügen, legte die Schminke der Heiterkeit und der Freude auf seine bewälkte Stirne, näherte sich der Gebieterinn des Landes mit Ehrfurcht und Schmeicheleyen, und gab ihr oft genug zu erkennen, wie viel ihm ein Blick der Gnade aus ihrem schönen Auge werth sey. So viele Erfahrungen hatten ihn schon gelehrt, daß der Klugheit, welche die arge Welt den Pfaffentrug nennt, nichts unmöglich sey, und daß durch sie manche Festung bezwungen werde, die jeder feindseligen Unternehmung, und dem heftigsten Sturme trotzte, Und so glaubte

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/29>, abgerufen am 28.03.2024.