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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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40.
Die Veranlassung war folgende: wir befanden uns zusammen in
Greenwich, um Pendelbeobachtungen zu machen und Herr Arago
lies eine Nadel in einem hölzernen Kasten schwingen, welche
früher in Paris geschwungen hatte: er bemerkte dass sie stark
retardirte, und kam sogleich auf den Gedanken, dass der hölzerne
Kasten attraktorisch darauf wirken müsse, welches sich vollkom-
men bestätigte. Er verfolgte nun diese Entdekkung, und lies Kup-
ferringe um den schwingenden Magnet machen, welche ihn alsobald
zum Stillstand brachten: es war dasselbe, als ob er ihn im Wasser
oder in einer andern hemmenden Flüssigkeit hätte schwingen
lassen: wenn die Nadel ohne die Kupferringe 62 Oszillazionen
machte: so konte sie mit denselben nach 20 Oszillazionen zum Stillstand
gebracht werden: ja die Nähe von irgend einem Körper äussert
einen hemmenden Einflus auf die Nadel, welches man sich so
erklären mus, dass die Nadel in einem jeden Körper transitorisch
einen Pot erregt, der dann auf sie hemmend zurükwirkt, sobald
sie in Bewegung ist, und sie in Bewegung sezt, wenn sie vorher
ruhte. Hängt man eine Nadel an einem Faden auf, und bringt
darunter eine Scheibe an, die man schnell dreht, so wird in der Scheibe
ein Pol erregt: dieser wirkt auf die Nadel zurük, und nach einiger

40.
Die Veranlassung war folgende: wir befanden uns zusammen in
Greenwich, um Pendelbeobachtungen zu machen und Herr Arago
lies eine Nadel in einem hölzernen Kasten schwingen, welche
früher in Paris geschwungen hatte: er bemerkte dass sie stark
retardirte, und kam sogleich auf den Gedanken, dass der hölzerne
Kasten attraktorisch darauf wirken müsse, welches sich vollkom-
men bestätigte. Er verfolgte nun diese Entdekkung, und lies Kup-
ferringe um den schwingenden Magnet machen, welche ihn alsobald
zum Stillstand brachten: es war dasselbe, als ob er ihn im Wasser
oder in einer andern hemmenden Flüssigkeit hätte schwingen
lassen: wenn die Nadel ohne die Kupferringe 62 Oszillazionen
machte: so konte sie mit denselben nach 20 Oszillazionen zum Stillstand
gebracht werden: ja die Nähe von irgend einem Körper äussert
einen hemmenden Einflus auf die Nadel, welches man sich so
erklären mus, dass die Nadel in einem jeden Körper transitorisch
einen Pot erregt, der dann auf sie hemmend zurükwirkt, sobald
sie in Bewegung ist, und sie in Bewegung sezt, wenn sie vorher
ruhte. Hängt man eine Nadel an einem Faden auf, und bringt
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[158r/0319] 40. Die Veranlassung war folgende: wir befanden uns zusammen in Greenwich, um Pendelbeobachtungen zu machen und Hr. Arago lies eine Nadel in einem hölzernen Kasten schwingen, welche früher in Paris geschwungen hatte: er bemerkte dass sie stark retardirte, und kam sogleich auf den Gedanken, dass der hölzerne Kasten attraktorisch darauf wirken müsse, welches sich vollkom- men bestätigte. Er verfolgte nun diese Entdekkung, und lies Kup- ferringe um den schwingenden Magnet machen, welche ihn alsobald zum Stillstand brachten: es war dasselbe, als ob er ihn im Wasser oder in einer andern hemmenden Flüssigkeit hätte schwingen lassen: wenn die Nadel ohne die Kupferringe 62 Oszillazionen machte: so konte sie mit denselben nach 20 Osz. zum Stillstand gebracht werden: ja die Nähe von irgend einem Körper äussert einen hemmenden Einflus auf die Nadel, welches man sich so erklären mus, dass die Nadel in einem jeden Körper transitorisch einen Pot erregt, der dann auf sie hemmend zurükwirkt, sobald sie in Bewegung ist, und sie in Bewegung sezt, wenn sie vorher ruhte. Hängt man eine Nadel an einem Faden auf, und bringt darunter eine Scheibe an, die man schnell dreht, so wird in der Scheibe ein Pol erregt: dieser wirkt auf die Nadel zurük, und nach einiger

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 158r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/319>, abgerufen am 28.03.2024.