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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker.
In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin-
durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten,
weil ein nebelartiger Dunst, die garua, den Himmel mehrere
Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die
Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi-
nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei-
be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5-6 Monate
lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kommen,
dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr
bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. -

In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die
mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima
von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch geerfriert
im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür-
lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus
hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf +/-0° R. sinkt,
und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blosse eine

lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker.
In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin-
durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten,
weil ein nebelartiger Dunst, die garūa, den Himmel mehrere
Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die
Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi-
nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei-
be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5–6 Monate
lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kom̃en,
dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr
bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. –

In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die
mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima
von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch geerfriert
im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür-
lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus
hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf ±0° R. sinkt,
und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blosse eine

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[295r/0593] lezten bei Tage die Wirkung der Sonne im Verhältnis stärker. In Peru, wo es nie regnet, kann man dennoch lange Zeit hin- durch die Sonne und den Mond mit blossen Augen betrachten, weil ein nebelartiger Dunst, die garūa, den Himmel mehrere Monate lang umschleiert. Daher ist es glaublich, dass die Peruaner die Sonnenflekken früher gekant haben, als die Chi- nesen. (Die Araber glaubten, Merkur sei von der Sonnenschei- be sichtbar.) Wenn in jenen Ländern die Sonne 5–6 Monate lang, nur als eine rothe Scheibe erscheint, so kann es kom̃en, dass das Thermometer bis auf +13° R. sinkt, eine dort sehr bedeutende Kälte, die dem Akkerbau oft Gefahr bringt. – In Caxamarca, das 10000 Fus über dem Meere liegt, ist die mittlere Temperatur +14° R. welches mit dem schönen Klima von Bordeaux und Marseille übereinstimt; dennoch geerfriert im Sommer das Getreide fast alle Monate, und es ist natür- lich, dass dies auch auf den Zustand der Menschen Einflus hat. Da dies Thermometer in Caxamarca nie auf ±0° R sinkt, und doch das Getreide erfriert, so sieht man, dass dies blosse eine

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 295r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/593>, abgerufen am 29.03.2024.