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Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.

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FORTIFICATION
Munition in einer Festung verhanden sey. Denn wenn dasselbe nicht nothdürfftig
und zur Gnüge da ist/ würde die Menge der Besatzung wenig nützen/ sondern
besser seyn man hätte des Volckes weniger/ damit man sich mit dem Vorrath
desto länger halten könte. Wie denn nicht minder auch auff die Aussen-Wercke
zu sehen/ denn wo dergleichen Wercke viel da seyn/ wird nothwendig eine stärckere
Besatzung erfodert Damit man aber gleichwol wisse/ wie viel Volcks eigent-
lich zur Besatzung eines Walles gehöre/ so ist die gemeineste Meinung diese/ daß
je auff 2. Schuh gerings umb eine Festung ein Mann zu rechnen sey. Wenn man
nun in einer groß Royal Vier-Ecke/ da die Facen 24. Ruthen/ die Flanquen 8.
Ruthen/ und die Cortinen 36. Ruthen sind/ acht Flanquen, acht Facen, und vier
Cortinen zusammen thut/ machen dieselbe in gantzen Vmbkreiße 400. Ruthen/
Weil dann auff jede 2. Schuh ein Mann/ und auff eine Ruthe von 12. Schuh 6.
Mann gerechnet werden/ so kommen auff eine solche grosse Royal-Festung von 4.
Bollwercken 2400. Mann ohne die Officirer zur Besatzung. Jedoch ist dieses
hierbey in acht zu nehmen/ daß es nicht allezeit an der Menge des Volcks gelegen.
Denn die Erfahrung gibts/ daß offt wenige Mannschafft/ die mit guten versuch-
ten Officirern, Ingenieurn, und einen verständigen Commendanten versehen
gewesen/ wider jhren Feind Ritterlich gestanden/ und einen Ort löblich defen-
diret,
hingegen aber andere offt in grosser Menge sich schlecht gehalten haben.
Darum denn mehr an der Stärcke und Tapferkeit/ als an der Menge der Sol-
daten gelegen/ und man sich an die Zahl so genan nicht zu binden hat. Man pfle-
get auch in eine Festung nach Gelegenheit ettwas von Reiterey zu legen/ da-

mit

FORTIFICATION
Munition in einer Feſtung verhanden ſey. Deñ wenn daſſelbe nicht nothduͤrfftig
und zur Gnuͤge da iſt/ wuͤrde die Menge der Beſatzung wenig nuͤtzen/ ſondern
beſſer ſeyn man haͤtte des Volckes weniger/ damit man ſich mit dem Vorrath
deſto laͤnger halten koͤnte. Wie denn nicht minder auch auff die Auſſen-Wercke
zu ſehen/ denn wo dergleichen Wercke viel da ſeyn/ wird nothwendig eine ſtaͤrckere
Beſatzung erfodert Damit man aber gleichwol wiſſe/ wie viel Volcks eigent-
lich zur Beſatzung eines Walles gehoͤre/ ſo iſt die gemeineſte Meinung dieſe/ daß
je auff 2. Schuh gerings umb eine Feſtung ein Mañ zu rechnen ſey. Weñ man
nun in einer groß Royal Vier-Ecke/ da die Facen 24. Ruthen/ die Flanquen 8.
Ruthen/ und die Cortinen 36. Ruthen ſind/ acht Flanquen, acht Facen, und vier
Cortinen zuſammen thut/ machen dieſelbe in gantzen Vmbkreiße 400. Ruthen/
Weil dañ auff jede 2. Schuh ein Mañ/ und auff eine Ruthe von 12. Schuh 6.
Mañ gerechnet werden/ ſo kommen auff eine ſolche groſſe Royal-Feſtung von 4.
Bollwercken 2400. Mann ohne die Officirer zur Beſatzung. Jedoch iſt dieſes
hierbey in acht zu nehmen/ daß es nicht allezeit an der Menge des Volcks gelegen.
Denn die Erfahrung gibts/ daß offt wenige Mañſchafft/ die mit guten verſuch-
ten Officirern, Ingenieurn, und einen verſtaͤndigen Commendanten verſehen
geweſen/ wider jhren Feind Ritterlich geſtanden/ und einen Ort loͤblich defen-
diret,
hingegen aber andere offt in groſſer Menge ſich ſchlecht gehalten haben.
Darum denn mehr an der Staͤrcke und Tapferkeit/ als an der Menge der Sol-
daten gelegen/ und man ſich an die Zahl ſo genan nicht zu binden hat. Man pfle-
get auch in eine Feſtung nach Gelegenheit ettwas von Reiterey zu legen/ da-

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[106/0118] FORTIFICATION Munition in einer Feſtung verhanden ſey. Deñ wenn daſſelbe nicht nothduͤrfftig und zur Gnuͤge da iſt/ wuͤrde die Menge der Beſatzung wenig nuͤtzen/ ſondern beſſer ſeyn man haͤtte des Volckes weniger/ damit man ſich mit dem Vorrath deſto laͤnger halten koͤnte. Wie denn nicht minder auch auff die Auſſen-Wercke zu ſehen/ denn wo dergleichen Wercke viel da ſeyn/ wird nothwendig eine ſtaͤrckere Beſatzung erfodert Damit man aber gleichwol wiſſe/ wie viel Volcks eigent- lich zur Beſatzung eines Walles gehoͤre/ ſo iſt die gemeineſte Meinung dieſe/ daß je auff 2. Schuh gerings umb eine Feſtung ein Mañ zu rechnen ſey. Weñ man nun in einer groß Royal Vier-Ecke/ da die Facen 24. Ruthen/ die Flanquen 8. Ruthen/ und die Cortinen 36. Ruthen ſind/ acht Flanquen, acht Facen, und vier Cortinen zuſammen thut/ machen dieſelbe in gantzen Vmbkreiße 400. Ruthen/ Weil dañ auff jede 2. Schuh ein Mañ/ und auff eine Ruthe von 12. Schuh 6. Mañ gerechnet werden/ ſo kommen auff eine ſolche groſſe Royal-Feſtung von 4. Bollwercken 2400. Mann ohne die Officirer zur Beſatzung. Jedoch iſt dieſes hierbey in acht zu nehmen/ daß es nicht allezeit an der Menge des Volcks gelegen. Denn die Erfahrung gibts/ daß offt wenige Mañſchafft/ die mit guten verſuch- ten Officirern, Ingenieurn, und einen verſtaͤndigen Commendanten verſehen geweſen/ wider jhren Feind Ritterlich geſtanden/ und einen Ort loͤblich defen- diret, hingegen aber andere offt in groſſer Menge ſich ſchlecht gehalten haben. Darum denn mehr an der Staͤrcke und Tapferkeit/ als an der Menge der Sol- daten gelegen/ und man ſich an die Zahl ſo genan nicht zu binden hat. Man pfle- get auch in eine Feſtung nach Gelegenheit ettwas von Reiterey zu legen/ da- mit

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Zitationshilfe: Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/118>, abgerufen am 25.04.2024.