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Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898.

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Im übrigen bat sich A. v. P. der Journalistik zugewendet und an mehreren Wiener Blättern ersten Ranges, freisinniger Richtung, die ständige Mitarbeiterschaft auf feuilletonistischem und in neuerer Zeit auch auf politischem Gebiet erlangt. In dem von Bertha v. Suttner herausgegebenen Sammelwerk deutscher Dichterinnen unserer Zeit "Frühlingszeit" ist auch eine dramatisierte Novellette von A. v. P. veröffentlicht. Obwohl die Genannte eine geborene Stockholmerin ist, bedient sie sich doch bei allen ihren schriftstellerischen Arbeiten der deutschen Sprache. Seit 1. Januar 1898 übernahm A. v. P. als Redaktionsmitglied der neuerschienenen Wiener Wochenschrift "Die Wage", Herausgeber Dr. Rudolf Lothar, Wien IV, Heugasse 18a, das Ressort der internationalen Revue der Frauenbewegung.

- Frau Potiphar. Drama. 8. (64) Leipzig 1894, Litterarische Anstalt A. Schulze. n -.80

[Platz, Frl. Jenny]

*Platz, Frl. Jenny, Köln a. Rh., Blaubach 77, am 26. November 1869 als älteste Tochter eines Kaufmannes in Zons am Rhein geboren, verlor sie in ihrem 4. Lebensjahre durch Keuchhusten das Augenlicht. Nachdem ihre Eltern verschiedene berühmte Augenärzte zu Rate gezogen hatten, deren Bemühungen, ihr Augenlicht wieder herzustellen, ohne Erfolg blieben, dachten sie, einsehend, dass alle weiteren Schritte nach dieser Richtung hin zwecklos seien, nur noch darauf, ihr eine möglichst gute Schulbildung angedeihen zu lassen: sie erwirkten ihre Aufnahme in die Rh. Prov. Blindenanstalt zu Düren; am 1. Oktober 1877 trat J. in dieses Institut ein. Hier erlernte sie das Schreiben und Lesen der Blindenschrift, sowie das Schreiben einer zur Korrespondenz mit Sehenden geeigneten sogenannten Heboldschrift und ausser den übrigen Schulfächern - es sind dies dieselben, wie sie in einer Elementarschule für vollsinnige Kinder gelehrt werden - Handarbeiten und das Klavierspielen. Schon als Kind machte es ihr besondere Freude, ihren Eltern die Geburtstagsgratulation in Versen darzubringen. Leider erlitt sie im Jahre 1886 durch den Tod der Mutter einen schmerzlichen Verlust. Ihr Vater verehelichte sich später zum zweitenmale. Nach beendigtem Kursus verliess sie im Jahre 1888 das Blindeninstitut und lebt seitdem im Elternhause in Köln, wohin ihre Familie bereits 1877 verzogen war. Hauptsächlich treibt sie Musik, sucht aber auch ihre litterarischen Kenntnisse so viel wie möglich zu vermehren; sie besitzt eine Anzahl klassischer Werke, die in Punktschrift gedruckt sind, darunter eine von Direktor Kull in Berlin herausgegebene Deutsche Litteraturgeschichte, und was nicht in Blindenschrift vorhanden ist, lesen ihr ihre Geschwister vor. Zum Märchenschreiben wird sie vielfach durch den Umgang mit ihren jüngeren Geschwistern, denen sie häufig Märchen erzählt, angeregt. Seit einigen Jahren bedient sie sich zur Korrespondenz mit Sehenden einer Hammond-Schreibmaschine, vermittelst welcher sie ihre Gedanken schnell und mühelos zu Papier bringen kann. So ist sie, da es ihr niemals an Beschäftigung fehlt, vollständig mit ihrem Schicksale versöhnt. Im "Blindendaheim", eine Zeitschrift für Blinde, herausgegeben von E. Kull, Direktor der Städt. Blindenanstalt

Im übrigen bat sich A. v. P. der Journalistik zugewendet und an mehreren Wiener Blättern ersten Ranges, freisinniger Richtung, die ständige Mitarbeiterschaft auf feuilletonistischem und in neuerer Zeit auch auf politischem Gebiet erlangt. In dem von Bertha v. Suttner herausgegebenen Sammelwerk deutscher Dichterinnen unserer Zeit »Frühlingszeit« ist auch eine dramatisierte Novellette von A. v. P. veröffentlicht. Obwohl die Genannte eine geborene Stockholmerin ist, bedient sie sich doch bei allen ihren schriftstellerischen Arbeiten der deutschen Sprache. Seit 1. Januar 1898 übernahm A. v. P. als Redaktionsmitglied der neuerschienenen Wiener Wochenschrift »Die Wage«, Herausgeber Dr. Rudolf Lothar, Wien IV, Heugasse 18a, das Ressort der internationalen Revue der Frauenbewegung.

‒ Frau Potiphar. Drama. 8. (64) Leipzig 1894, Litterarische Anstalt A. Schulze. n –.80

[Platz, Frl. Jenny]

*Platz, Frl. Jenny, Köln a. Rh., Blaubach 77, am 26. November 1869 als älteste Tochter eines Kaufmannes in Zons am Rhein geboren, verlor sie in ihrem 4. Lebensjahre durch Keuchhusten das Augenlicht. Nachdem ihre Eltern verschiedene berühmte Augenärzte zu Rate gezogen hatten, deren Bemühungen, ihr Augenlicht wieder herzustellen, ohne Erfolg blieben, dachten sie, einsehend, dass alle weiteren Schritte nach dieser Richtung hin zwecklos seien, nur noch darauf, ihr eine möglichst gute Schulbildung angedeihen zu lassen: sie erwirkten ihre Aufnahme in die Rh. Prov. Blindenanstalt zu Düren; am 1. Oktober 1877 trat J. in dieses Institut ein. Hier erlernte sie das Schreiben und Lesen der Blindenschrift, sowie das Schreiben einer zur Korrespondenz mit Sehenden geeigneten sogenannten Heboldschrift und ausser den übrigen Schulfächern – es sind dies dieselben, wie sie in einer Elementarschule für vollsinnige Kinder gelehrt werden – Handarbeiten und das Klavierspielen. Schon als Kind machte es ihr besondere Freude, ihren Eltern die Geburtstagsgratulation in Versen darzubringen. Leider erlitt sie im Jahre 1886 durch den Tod der Mutter einen schmerzlichen Verlust. Ihr Vater verehelichte sich später zum zweitenmale. Nach beendigtem Kursus verliess sie im Jahre 1888 das Blindeninstitut und lebt seitdem im Elternhause in Köln, wohin ihre Familie bereits 1877 verzogen war. Hauptsächlich treibt sie Musik, sucht aber auch ihre litterarischen Kenntnisse so viel wie möglich zu vermehren; sie besitzt eine Anzahl klassischer Werke, die in Punktschrift gedruckt sind, darunter eine von Direktor Kull in Berlin herausgegebene Deutsche Litteraturgeschichte, und was nicht in Blindenschrift vorhanden ist, lesen ihr ihre Geschwister vor. Zum Märchenschreiben wird sie vielfach durch den Umgang mit ihren jüngeren Geschwistern, denen sie häufig Märchen erzählt, angeregt. Seit einigen Jahren bedient sie sich zur Korrespondenz mit Sehenden einer Hammond-Schreibmaschine, vermittelst welcher sie ihre Gedanken schnell und mühelos zu Papier bringen kann. So ist sie, da es ihr niemals an Beschäftigung fehlt, vollständig mit ihrem Schicksale versöhnt. Im »Blindendaheim«, eine Zeitschrift für Blinde, herausgegeben von E. Kull, Direktor der Städt. Blindenanstalt

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[0142] Im übrigen bat sich A. v. P. der Journalistik zugewendet und an mehreren Wiener Blättern ersten Ranges, freisinniger Richtung, die ständige Mitarbeiterschaft auf feuilletonistischem und in neuerer Zeit auch auf politischem Gebiet erlangt. In dem von Bertha v. Suttner herausgegebenen Sammelwerk deutscher Dichterinnen unserer Zeit »Frühlingszeit« ist auch eine dramatisierte Novellette von A. v. P. veröffentlicht. Obwohl die Genannte eine geborene Stockholmerin ist, bedient sie sich doch bei allen ihren schriftstellerischen Arbeiten der deutschen Sprache. Seit 1. Januar 1898 übernahm A. v. P. als Redaktionsmitglied der neuerschienenen Wiener Wochenschrift »Die Wage«, Herausgeber Dr. Rudolf Lothar, Wien IV, Heugasse 18a, das Ressort der internationalen Revue der Frauenbewegung. ‒ Frau Potiphar. Drama. 8. (64) Leipzig 1894, Litterarische Anstalt A. Schulze. n –.80 Platz, Frl. Jenny *Platz, Frl. Jenny, Köln a. Rh., Blaubach 77, am 26. November 1869 als älteste Tochter eines Kaufmannes in Zons am Rhein geboren, verlor sie in ihrem 4. Lebensjahre durch Keuchhusten das Augenlicht. Nachdem ihre Eltern verschiedene berühmte Augenärzte zu Rate gezogen hatten, deren Bemühungen, ihr Augenlicht wieder herzustellen, ohne Erfolg blieben, dachten sie, einsehend, dass alle weiteren Schritte nach dieser Richtung hin zwecklos seien, nur noch darauf, ihr eine möglichst gute Schulbildung angedeihen zu lassen: sie erwirkten ihre Aufnahme in die Rh. Prov. Blindenanstalt zu Düren; am 1. Oktober 1877 trat J. in dieses Institut ein. Hier erlernte sie das Schreiben und Lesen der Blindenschrift, sowie das Schreiben einer zur Korrespondenz mit Sehenden geeigneten sogenannten Heboldschrift und ausser den übrigen Schulfächern – es sind dies dieselben, wie sie in einer Elementarschule für vollsinnige Kinder gelehrt werden – Handarbeiten und das Klavierspielen. Schon als Kind machte es ihr besondere Freude, ihren Eltern die Geburtstagsgratulation in Versen darzubringen. Leider erlitt sie im Jahre 1886 durch den Tod der Mutter einen schmerzlichen Verlust. Ihr Vater verehelichte sich später zum zweitenmale. Nach beendigtem Kursus verliess sie im Jahre 1888 das Blindeninstitut und lebt seitdem im Elternhause in Köln, wohin ihre Familie bereits 1877 verzogen war. Hauptsächlich treibt sie Musik, sucht aber auch ihre litterarischen Kenntnisse so viel wie möglich zu vermehren; sie besitzt eine Anzahl klassischer Werke, die in Punktschrift gedruckt sind, darunter eine von Direktor Kull in Berlin herausgegebene Deutsche Litteraturgeschichte, und was nicht in Blindenschrift vorhanden ist, lesen ihr ihre Geschwister vor. Zum Märchenschreiben wird sie vielfach durch den Umgang mit ihren jüngeren Geschwistern, denen sie häufig Märchen erzählt, angeregt. Seit einigen Jahren bedient sie sich zur Korrespondenz mit Sehenden einer Hammond-Schreibmaschine, vermittelst welcher sie ihre Gedanken schnell und mühelos zu Papier bringen kann. So ist sie, da es ihr niemals an Beschäftigung fehlt, vollständig mit ihrem Schicksale versöhnt. Im »Blindendaheim«, eine Zeitschrift für Blinde, herausgegeben von E. Kull, Direktor der Städt. Blindenanstalt

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Zitationshilfe: Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon02_1898/142>, abgerufen am 24.04.2024.