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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Geographie physique des vegetaux de la
France.
Zu einer geograph. Bestimmung der
Pflanzen gehörten dreierlei Dinge: Die
Höhe des Randpunkts, die Temperatur u.
die Kenntniß der Pflanzen selbst. Mit meinem
unglückl. Freunde Bonpland habe ich in dieser
Art 6000 Pfl. bestimmt; u. bis jetzt sind im
Ganzen erst 12000 so bestimmt worden. Die
Herren v Buch, den ich so oft u. gern nenne, Woh-
lenberg
, Sarrot
am Kaukasus, Decandolle
in der Schweitz, haben hierüber die nöthigen
Barometermessungen gemacht. Soll diese
Wissenschaft, wie die Geographie der Länder
behandelt werden, so fängt man nicht an
die Ursache der Gestalten derselben zu unter-
suchen, sondern beschriebt sie, wo sie wach-
sen. Es wäre mir lieb gewesen, die Pflan-
zen- u. Thiergeographie mit einander verbinden
zu können, u. es würde leicht sein, wie letztere
wenigstens so bekannt wie erstere wäre.
Buffon entdeckte das Gesetz, daß kein Säug-
thier höherer Klasse, welches in den Tropen
der alten Welt vorhanden, sich in der neuen
Welt findet; eben so bei den Pflanzen.
Wie die niedern Stufen der organischen Welt
sich gleichmäßig u. in gleicher Art ver-
breitet, so wie bei den Pflanzen, so auch
bei den Thieren |: Jnfus. Thierchen :| Vermischt
kann dies werden, wie Zb. in Cuba die
Perlhühner Afrikas förmlich wild ge-
worden, so auch bei Pflanzen. Bei den
Thieren, namentlich bei der großen Klasse
von Jnsecten, fehlen alle Barometer-Be-
obachtungen. Sämtliche Thatsache über
die Geographie der Pflanzen können wir
auf eine leichtfassliche Weise in sechs Abtheilun-

gen

Geographie phyſique des vegetaux de la
France.
Zu einer geograph. Beſtim̃ung der
Pflanzen gehörten dreierlei Dinge: Die
Höhe des Randpunkts, die Temperatur u.
die Keñtniß der Pflanzen ſelbſt. Mit meinem
unglückl. Freunde Bonpland habe ich in dieſer
Art 6000 Pfl. beſtim̃t; u. bis jetzt ſind im
Ganzen erſt 12000 ſo beſtim̃t worden. Die
Herren v Buch, den ich ſo oft u. gern neñe, Woh-
lenberg
, Sarrot
am Kaukaſus, Decandolle
in der Schweitz, haben hierüber die nöthigen
Barometermeſſungen gemacht. Soll dieſe
Wiſſenſchaft, wie die Geographie der Länder
behandelt werden, ſo fängt man nicht an
die Urſache der Geſtalten derſelben zu unter-
ſuchen, ſondern beſchriebt ſie, wo ſie wach-
ſen. Es wäre mir lieb geweſen, die Pflan-
zen- u. Thiergeographie mit einander verbinden
zu köñen, u. es würde leicht ſein, wie letztere
wenigſtens ſo bekañt wie erſtere wäre.
Buffon entdeckte das Geſetz, daß kein Säug-
thier höherer Klaſſe, welches in den Tropen
der alten Welt vorhanden, ſich in der neuen
Welt findet; eben ſo bei den Pflanzen.
Wie die niedern Stufen der organiſchen Welt
ſich gleichmäßig u. in gleicher Art ver-
breitet, ſo wie bei den Pflanzen, ſo auch
bei den Thieren |: Jnfuſ. Thierchen :| Vermiſcht
kañ dies werden, wie Zb. in Cuba die
Perlhühner Afrikas förmlich wild ge-
worden, ſo auch bei Pflanzen. Bei den
Thieren, namentlich bei der großen Klaſſe
von Jnſecten, fehlen alle Barometer-Be-
obachtungen. Sämtliche Thatſache über
die Geographie der Pflanzen köñen wir
auf eine leichtfaſſliche Weiſe in ſechs Abtheilun-

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[345./0362] Geographie phyſique des vegetaux de la France. Zu einer geograph. Beſtim̃ung der Pflanzen gehörten dreierlei Dinge: Die Höhe des Randpunkts, die Temperatur u. die Keñtniß der Pflanzen ſelbſt. Mit meinem unglückl. Freunde Bonpland habe ich in dieſer Art 6000 Pfl. beſtim̃t; u. bis jetzt ſind im Ganzen erſt 12000 ſo beſtim̃t worden. Die H. v Buch, den ich ſo oft u. gern neñe, Woh- lenberg, Sarrot am Kaukaſus, Decandolle in der Schweitz, haben hierüber die nöthigen Barometermeſſungen gemacht. Soll dieſe Wiſſenſchaft, wie die Geographie der Länder behandelt werden, ſo fängt man nicht an die Urſache der Geſtalt derſelb zu unter- ſuchen, ſondern beſchriebt ſie, wo ſie wach- ſen. Es wäre mir lieb geweſen, die Pflan- zen- u. Thiergeographie mit einander verbinden zu köñen, u. es würde leicht ſein, wie letztere wenigſtens ſo bekañt wie erſtere wäre. Buffon entdeckte das Geſetz, daß kein Säug- thier höherer Klaſſe, welches in den Tropen der alten Welt vorhanden, ſich in der neuen Welt findet; eben ſo bei den Pflanzen. Wie die niedern Stufen der organiſch Welt ſich gleichmäßig u. in gleicher Art ver- breitet, ſo wie bei den Pflanzen, ſo auch bei den Thieren |: Jnfuſ. Thierch :| Vermiſcht kañ dies werden, wie Zb. in Cuba die Perlhühner Afrikas förmlich wild ge- worden, ſo auch bei Pflanzen. Bei den Thieren, namentlich bei der großen Klaſſe von Jnſecten, fehlen alle Barometer-Be- obachtungen. Sämtliche Thatſache über die Geographie der Pflanzen köñen wir auf eine leichtfaſſliche Weiſe in ſechs Abtheilun- gen

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Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 345.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/362>, abgerufen am 28.03.2024.