Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

gen sind, -- versezte Walt, -- gut! Froher ists
auch zu lesen als zu sehen. Gottlob, daß du
nur siehst! -- Ach was haben wir heute nicht
zu reden, was gewiß in keiner Roman gehört
und kommt?"

"Nicht? sagte Vult. Darüber ließe sich
noch reden, Walt."


Nro. 27. Spathdrüse von Schneeberg.

Gespräch.

Walt kam am ersten aus dem Lachen zu sich,
und zur ernsten Frage, wie Vult vor der Stadt
seine Augen-Rolle jezt hinausspiele. "Ich ha¬
be, sagte Vult, -- schon einigen Schimmer, dann
bessert sichs zusehends, zulezt komm' ich mit ei¬
ner großen Kurzsichtigkeit davon." Der Notar
bezeugte, wie er sich auf eine leichtere Zukunft
freue, worinn sich das Leben wie eine bunte
Blume weit aufthun würde. Er übergoß den
Virtuosen, in der Hoffnung ihn zu überraschen,
mit einem Frühlings-Regen von wohlriechenden
Wassern des Lobs auf die Flöte. Allein fahren¬

gen ſind, — verſezte Walt, — gut! Froher iſts
auch zu leſen als zu ſehen. Gottlob, daß du
nur ſiehſt! — Ach was haben wir heute nicht
zu reden, was gewiß in keiner Roman gehoͤrt
und kommt?“

„Nicht? ſagte Vult. Daruͤber ließe ſich
noch reden, Walt.“


Nro. 27. Spathdruͤſe von Schneeberg.

Geſpraͤch.

Walt kam am erſten aus dem Lachen zu ſich,
und zur ernſten Frage, wie Vult vor der Stadt
ſeine Augen-Rolle jezt hinausſpiele. „Ich ha¬
be, ſagte Vult, — ſchon einigen Schimmer, dann
beſſert ſichs zuſehends, zulezt komm' ich mit ei¬
ner großen Kurzſichtigkeit davon.“ Der Notar
bezeugte, wie er ſich auf eine leichtere Zukunft
freue, worinn ſich das Leben wie eine bunte
Blume weit aufthun wuͤrde. Er uͤbergoß den
Virtuoſen, in der Hoffnung ihn zu uͤberraſchen,
mit einem Fruͤhlings-Regen von wohlriechenden
Waſſern des Lobs auf die Floͤte. Allein fahren¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="132"/>
gen &#x017F;ind, &#x2014; ver&#x017F;ezte Walt, &#x2014; gut! Froher i&#x017F;ts<lb/>
auch zu le&#x017F;en als zu &#x017F;ehen. Gottlob, daß du<lb/>
nur &#x017F;ieh&#x017F;t! &#x2014; Ach was haben wir heute nicht<lb/>
zu reden, was gewiß in keiner Roman geho&#x0364;rt<lb/>
und kommt?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nicht? &#x017F;agte Vult. Daru&#x0364;ber ließe &#x017F;ich<lb/>
noch reden, Walt.&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq #b">N</hi> <hi rendition="#aq #sup">ro</hi> <hi rendition="#b">. 27. Spathdru&#x0364;&#x017F;e von Schneeberg.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch</hi>.</p>
        </argument><lb/>
        <p>Walt kam am er&#x017F;ten aus dem Lachen zu &#x017F;ich,<lb/>
und zur ern&#x017F;ten Frage, wie Vult vor der Stadt<lb/>
&#x017F;eine Augen-Rolle jezt hinaus&#x017F;piele. &#x201E;Ich ha¬<lb/>
be, &#x017F;agte Vult, &#x2014; &#x017F;chon einigen Schimmer, dann<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ichs zu&#x017F;ehends, zulezt komm' ich mit ei¬<lb/>
ner großen Kurz&#x017F;ichtigkeit davon.&#x201C; Der Notar<lb/>
bezeugte, wie er &#x017F;ich auf eine leichtere Zukunft<lb/>
freue, worinn &#x017F;ich das Leben wie eine bunte<lb/>
Blume weit aufthun wu&#x0364;rde. Er u&#x0364;bergoß den<lb/>
Virtuo&#x017F;en, in der Hoffnung ihn zu u&#x0364;berra&#x017F;chen,<lb/>
mit einem Fru&#x0364;hlings-Regen von wohlriechenden<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ern des Lobs auf die Flo&#x0364;te. Allein fahren¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] gen ſind, — verſezte Walt, — gut! Froher iſts auch zu leſen als zu ſehen. Gottlob, daß du nur ſiehſt! — Ach was haben wir heute nicht zu reden, was gewiß in keiner Roman gehoͤrt und kommt?“ „Nicht? ſagte Vult. Daruͤber ließe ſich noch reden, Walt.“ Nro. 27. Spathdruͤſe von Schneeberg. Geſpraͤch. Walt kam am erſten aus dem Lachen zu ſich, und zur ernſten Frage, wie Vult vor der Stadt ſeine Augen-Rolle jezt hinausſpiele. „Ich ha¬ be, ſagte Vult, — ſchon einigen Schimmer, dann beſſert ſichs zuſehends, zulezt komm' ich mit ei¬ ner großen Kurzſichtigkeit davon.“ Der Notar bezeugte, wie er ſich auf eine leichtere Zukunft freue, worinn ſich das Leben wie eine bunte Blume weit aufthun wuͤrde. Er uͤbergoß den Virtuoſen, in der Hoffnung ihn zu uͤberraſchen, mit einem Fruͤhlings-Regen von wohlriechenden Waſſern des Lobs auf die Floͤte. Allein fahren¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/140
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/140>, abgerufen am 19.04.2024.