Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

"Machen Sie nur einen Moment die Augen
zu, so bind' ich Ihre Maske ab, und meine da¬
zu," sagte sie. Er thats. Sie küßte ihn schnell
auf den Mund, und sagte: Sie habe ich ja schon
wo gesehen. Es war Jakobine. In diesem Au¬
genblick trat der General Zablocki durch eine zweite
Thür hinein: "ei Jakobine, schon wieder bei der
Hoffnung," sagte er, und ging zurück. Was
meynte er damit? sagte sie. Aber Walt lief er¬
schrocken und halb nackt in den Saal, und beve¬
stigte darin mit einiger Mühe die verschobene
Maske wieder vor den bekränzten Kopf.

Wina und Vult waren nicht mehr zu finden,
nach langem Suchen und Hoffen mußte er ohne
Umtausch als Hoffnung nach Hause gehen. So
schloß der Larventanz voll willkührlicher Verhül¬
lungen endlich mit unwillkührlichen von größerer
Schwere.


Nro. 64. Mondmilch vom Pilatusberg.

Brief -- Nachtwandler -- Traum.

Vult war, sobald er Walt's überkühne Liebe
gegen Wina und deren Begünstigung, so wie sei¬

„Machen Sie nur einen Moment die Augen
zu, ſo bind' ich Ihre Maske ab, und meine da¬
zu,” ſagte ſie. Er thats. Sie kuͤßte ihn ſchnell
auf den Mund, und ſagte: Sie habe ich ja ſchon
wo geſehen. Es war Jakobine. In dieſem Au¬
genblick trat der General Zablocki durch eine zweite
Thuͤr hinein: „ei Jakobine, ſchon wieder bei der
Hoffnung,” ſagte er, und ging zuruͤck. Was
meynte er damit? ſagte ſie. Aber Walt lief er¬
ſchrocken und halb nackt in den Saal, und beve¬
ſtigte darin mit einiger Muͤhe die verſchobene
Maske wieder vor den bekraͤnzten Kopf.

Wina und Vult waren nicht mehr zu finden,
nach langem Suchen und Hoffen mußte er ohne
Umtauſch als Hoffnung nach Hauſe gehen. So
ſchloß der Larventanz voll willkuͤhrlicher Verhuͤl¬
lungen endlich mit unwillkuͤhrlichen von groͤßerer
Schwere.


Nro. 64. Mondmilch vom Pilatusberg.

Brief — Nachtwandler — Traum.

Vult war, ſobald er Walt's uͤberkuͤhne Liebe
gegen Wina und deren Beguͤnſtigung, ſo wie ſei¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0299" n="293"/>
        <p>&#x201E;Machen Sie nur einen Moment die Augen<lb/>
zu, &#x017F;o bind' ich Ihre Maske ab, und meine da¬<lb/>
zu,&#x201D; &#x017F;agte &#x017F;ie. Er thats. Sie ku&#x0364;ßte ihn &#x017F;chnell<lb/>
auf den Mund, und &#x017F;agte: Sie habe ich ja &#x017F;chon<lb/>
wo ge&#x017F;ehen. Es war Jakobine. In die&#x017F;em Au¬<lb/>
genblick trat der General Zablocki durch eine zweite<lb/>
Thu&#x0364;r hinein: &#x201E;ei Jakobine, &#x017F;chon wieder bei der<lb/>
Hoffnung,&#x201D; &#x017F;agte er, und ging zuru&#x0364;ck. Was<lb/>
meynte er damit? &#x017F;agte &#x017F;ie. Aber Walt lief er¬<lb/>
&#x017F;chrocken und halb nackt in den Saal, und beve¬<lb/>
&#x017F;tigte darin mit einiger Mu&#x0364;he die ver&#x017F;chobene<lb/>
Maske wieder vor den bekra&#x0364;nzten Kopf.</p><lb/>
        <p>Wina und Vult waren nicht mehr zu finden,<lb/>
nach langem Suchen und Hoffen mußte er ohne<lb/>
Umtau&#x017F;ch als Hoffnung nach Hau&#x017F;e gehen. So<lb/>
&#x017F;chloß der Larventanz voll willku&#x0364;hrlicher Verhu&#x0364;<lb/>
lungen endlich mit unwillku&#x0364;hrlichen von gro&#x0364;ßerer<lb/>
Schwere.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq #b">N</hi> <hi rendition="#aq #b #sup">ro</hi> <hi rendition="#b">. 64. Mondmilch vom Pilatusberg.</hi><lb/>
        </head>
        <argument>
          <p rendition="#c">Brief &#x2014; Nachtwandler &#x2014; Traum.</p>
        </argument><lb/>
        <p>Vult war, &#x017F;obald er Walt's u&#x0364;berku&#x0364;hne Liebe<lb/>
gegen Wina und deren Begu&#x0364;n&#x017F;tigung, &#x017F;o wie &#x017F;ei¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0299] „Machen Sie nur einen Moment die Augen zu, ſo bind' ich Ihre Maske ab, und meine da¬ zu,” ſagte ſie. Er thats. Sie kuͤßte ihn ſchnell auf den Mund, und ſagte: Sie habe ich ja ſchon wo geſehen. Es war Jakobine. In dieſem Au¬ genblick trat der General Zablocki durch eine zweite Thuͤr hinein: „ei Jakobine, ſchon wieder bei der Hoffnung,” ſagte er, und ging zuruͤck. Was meynte er damit? ſagte ſie. Aber Walt lief er¬ ſchrocken und halb nackt in den Saal, und beve¬ ſtigte darin mit einiger Muͤhe die verſchobene Maske wieder vor den bekraͤnzten Kopf. Wina und Vult waren nicht mehr zu finden, nach langem Suchen und Hoffen mußte er ohne Umtauſch als Hoffnung nach Hauſe gehen. So ſchloß der Larventanz voll willkuͤhrlicher Verhuͤl¬ lungen endlich mit unwillkuͤhrlichen von groͤßerer Schwere. Nro. 64. Mondmilch vom Pilatusberg. Brief — Nachtwandler — Traum. Vult war, ſobald er Walt's uͤberkuͤhne Liebe gegen Wina und deren Beguͤnſtigung, ſo wie ſei¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/299
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/299>, abgerufen am 29.03.2024.