"die Ehre fodere ihm diesen ab." . . . Und dem Kammerherrn auch: -- denn diese Leute verschlucken wohl große, aber nicht kleine Beleidi¬ gungen, so wie die von tollen Hunden Gebissenen zwar feste Sachen aber keine flüßigen hinunterbrin¬ gen -- und damit ist in meinen Augen ein Hofmann wie Le Baut genugsam entschuldigt, wenn er sich stellt als wär' er ein redlicher Mann oder als ginge er von denen sehr ab, die das ganze Jahr ihre Eh¬ re zum Pfand einsetzen und das Pfand -- wie Reichs¬ pfandschaften oder wie vornehme lebendige Pfänder der Liebe -- nie einlösen.
Auf den Abend, wo Viktor in Maienthal trau¬ ernd eintraf, war alles festgesetzt -- das Kriegsthea¬ ter war zwischen St. Lüne und der Stadt.
Extrablatt zur Rettung der Duelle.
Ich glaube, der Staat begünstigt die Duelle, um der Vermehrung des Adels Gränzen zu stecken wie eben darum Titus die Juden einander fodern ließ. Da immerfort Edelleute gemacht werden, aber keine Bürgerliche -- da noch dazu allemal ein Bür¬ gerlicher daran gewendet und eingerissen werden muß, eh' die Reichskanzlei einen Edelmann auf sei¬ ner Baustätte aufführen kann -- da die stehenden Armeen und die Krönungen zugleich zunehmen und folglich die Bauten Adelicher mit: so würde der
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»die Ehre fodere ihm dieſen ab.» . . . Und dem Kammerherrn auch: — denn dieſe Leute verſchlucken wohl große, aber nicht kleine Beleidi¬ gungen, ſo wie die von tollen Hunden Gebiſſenen zwar feſte Sachen aber keine fluͤßigen hinunterbrin¬ gen — und damit iſt in meinen Augen ein Hofmann wie Le Baut genugſam entſchuldigt, wenn er ſich ſtellt als waͤr' er ein redlicher Mann oder als ginge er von denen ſehr ab, die das ganze Jahr ihre Eh¬ re zum Pfand einſetzen und das Pfand — wie Reichs¬ pfandſchaften oder wie vornehme lebendige Pfaͤnder der Liebe — nie einloͤſen.
Auf den Abend, wo Viktor in Maienthal trau¬ ernd eintraf, war alles feſtgeſetzt — das Kriegsthea¬ ter war zwiſchen St. Luͤne und der Stadt.
Extrablatt zur Rettung der Duelle.
Ich glaube, der Staat beguͤnſtigt die Duelle, um der Vermehrung des Adels Graͤnzen zu ſtecken wie eben darum Titus die Juden einander fodern ließ. Da immerfort Edelleute gemacht werden, aber keine Buͤrgerliche — da noch dazu allemal ein Buͤr¬ gerlicher daran gewendet und eingeriſſen werden muß, eh' die Reichskanzlei einen Edelmann auf ſei¬ ner Bauſtaͤtte auffuͤhren kann — da die ſtehenden Armeen und die Kroͤnungen zugleich zunehmen und folglich die Bauten Adelicher mit: ſo wuͤrde der
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»die Ehre fodere ihm dieſen ab.» . . .
Und dem Kammerherrn auch: — denn dieſe Leute
verſchlucken wohl große, aber nicht kleine Beleidi¬
gungen, ſo wie die von tollen Hunden Gebiſſenen
zwar feſte Sachen aber keine fluͤßigen hinunterbrin¬
gen — und damit iſt in meinen Augen ein Hofmann
wie Le Baut genugſam entſchuldigt, wenn er ſich
ſtellt als waͤr' er ein redlicher Mann oder als ginge
er von denen ſehr ab, die das ganze Jahr ihre Eh¬
re zum Pfand einſetzen und das Pfand — wie Reichs¬
pfandſchaften oder wie vornehme lebendige Pfaͤnder
der Liebe — nie einloͤſen.
Auf den Abend, wo Viktor in Maienthal trau¬
ernd eintraf, war alles feſtgeſetzt — das Kriegsthea¬
ter war zwiſchen St. Luͤne und der Stadt.
Extrablatt zur Rettung der Duelle.
Ich glaube, der Staat beguͤnſtigt die Duelle,
um der Vermehrung des Adels Graͤnzen zu ſtecken
wie eben darum Titus die Juden einander fodern
ließ. Da immerfort Edelleute gemacht werden, aber
keine Buͤrgerliche — da noch dazu allemal ein Buͤr¬
gerlicher daran gewendet und eingeriſſen werden
muß, eh' die Reichskanzlei einen Edelmann auf ſei¬
ner Bauſtaͤtte auffuͤhren kann — da die ſtehenden
Armeen und die Kroͤnungen zugleich zunehmen und
folglich die Bauten Adelicher mit: ſo wuͤrde der
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/333>, abgerufen am 19.04.2024.
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