Amerika aus Mangel an zahmen Thieren, sondern aus Ueberfluß daran: so war' es ja um die deutschen Namen geschehen, wenn vorher Niemand einen mehr führte. Leider bitten wir gegenwärtig lieber alle Propheten, Apostel, Hei- lige und Völker zu Gevattern, als einen alten Deutschen. Wer am Hofe einen deutschen Tauf- namen hat, sucht ihn wenigstens französisch aus- zuschreiben, und zu unterschreiben -- ausge- nommen Friedrich der Einzige, der sich sogar an Voltaire Frederic unterschrieb, welches (wie Godaric, Ardoric etc.) nur deutsch ist; denn ric heißt reich und Fried Schirm. Wenn man wenige Thiere ausnimmt, welche sich Hans nen- nen, wie Rehe, Pferde, Schwanen: so gibts nicht viele deutsche Menschen und Möbeln, die nicht ein Franzose, sobald er sie entdeckt, wie ein Seefahrer die Inseln behandelte; er benennt, besetzt und besitzt sie. Schon bey den Weinhänd- lern bedeutet Taufen und Heirathen des Weins dieselbe Verdünnung.
Ein zweyter Grund für urdeutsche Namen ist ihr Wohlklang. Der Ausländer verstümmelt
Amerika aus Mangel an zahmen Thieren, ſondern aus Ueberfluß daran: ſo war’ es ja um die deutſchen Namen geſchehen, wenn vorher Niemand einen mehr fuͤhrte. Leider bitten wir gegenwaͤrtig lieber alle Propheten, Apoſtel, Hei- lige und Voͤlker zu Gevattern, als einen alten Deutſchen. Wer am Hofe einen deutſchen Tauf- namen hat, ſucht ihn wenigſtens franzoͤſiſch aus- zuſchreiben, und zu unterſchreiben — ausge- nommen Friedrich der Einzige, der ſich ſogar an Voltaire Frederic unterſchrieb, welches (wie Godaric, Ardoric etc.) nur deutſch iſt; denn ric heißt reich und Fried Schirm. Wenn man wenige Thiere ausnimmt, welche ſich Hans nen- nen, wie Rehe, Pferde, Schwanen: ſo gibts nicht viele deutſche Menſchen und Moͤbeln, die nicht ein Franzoſe, ſobald er ſie entdeckt, wie ein Seefahrer die Inſeln behandelte; er benennt, beſetzt und beſitzt ſie. Schon bey den Weinhaͤnd- lern bedeutet Taufen und Heirathen des Weins dieſelbe Verduͤnnung.
Ein zweyter Grund fuͤr urdeutſche Namen iſt ihr Wohlklang. Der Ausländer verſtuͤmmelt
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Amerika aus Mangel an zahmen Thieren,
ſondern aus Ueberfluß daran: ſo war’ es ja um
die deutſchen Namen geſchehen, wenn vorher
Niemand einen mehr fuͤhrte. Leider bitten wir
gegenwaͤrtig lieber alle Propheten, Apoſtel, Hei-
lige und Voͤlker zu Gevattern, als einen alten
Deutſchen. Wer am Hofe einen deutſchen Tauf-
namen hat, ſucht ihn wenigſtens franzoͤſiſch aus-
zuſchreiben, und zu unterſchreiben — ausge-
nommen Friedrich der Einzige, der ſich ſogar an
Voltaire Frederic unterſchrieb, welches (wie
Godaric, Ardoric etc.) nur deutſch iſt; denn
ric heißt reich und Fried Schirm. Wenn man
wenige Thiere ausnimmt, welche ſich Hans nen-
nen, wie Rehe, Pferde, Schwanen: ſo gibts
nicht viele deutſche Menſchen und Moͤbeln, die
nicht ein Franzoſe, ſobald er ſie entdeckt, wie
ein Seefahrer die Inſeln behandelte; er benennt,
beſetzt und beſitzt ſie. Schon bey den Weinhaͤnd-
lern bedeutet Taufen und Heirathen des Weins
dieſelbe Verduͤnnung.
Ein zweyter Grund fuͤr urdeutſche Namen
iſt ihr Wohlklang. Der Ausländer verſtuͤmmelt
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/210>, abgerufen am 23.04.2024.
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