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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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einer weniger blöden Verworrenheit, als die
Männer, indeß ist hier Schein in allen Ecken;
ihre Blödigkeit vor dem Gegenstande verkleidet
sich in die gewöhnliche vor dem Geschlecht; --
der Gegenstand der Verehrung findet selber etwas
zu verehren vor sich -- und muß sich zu zeigen
suchen, wie die Frau sich zu decken; -- und
endlich bauet jede auf ihr Gesicht: "man küßt
manchem heiligen Vater den Pantoffel, unter
den man ihn zuletzt selber bekommt," kann die
jede denken.

"Und was wäre es denn? fuhr Theoda fort,
wenn ein dichtertolles Mädchen einem Herder
oder Göthe öffentlich auf einem Tanzsaale um
den Hals fiele?" --

"Thue es nur deinem Theudobach, sagte
Bona, so weis man endlich, wen du heirathen
willst!" Jeden -- versprech ich dir -- der nach-
kommt; hab' ich nur einmal meinen männlichen
Gott gesehen, und ein wenig angebetet; dann
spring' ich gern nach Hause, und verlobe mich
in der Kirche mit seinem ersten besten Küster

einer weniger blöden Verworrenheit, als die
Maͤnner, indeß iſt hier Schein in allen Ecken;
ihre Blödigkeit vor dem Gegenſtande verkleidet
ſich in die gewöhnliche vor dem Geſchlecht; —
der Gegenſtand der Verehrung findet ſelber etwas
zu verehren vor ſich — und muß ſich zu zeigen
ſuchen, wie die Frau ſich zu decken; — und
endlich bauet jede auf ihr Geſicht: „man küßt
manchem heiligen Vater den Pantoffel, unter
den man ihn zuletzt ſelber bekommt,” kann die
jede denken.

„Und was waͤre es denn? fuhr Theoda fort,
wenn ein dichtertolles Maͤdchen einem Herder
oder Göthe oͤffentlich auf einem Tanzſaale um
den Hals fiele?” —

„Thue es nur deinem Theudobach, ſagte
Bona, ſo weis man endlich, wen du heirathen
willſt!” Jeden — verſprech ich dir — der nach-
kommt; hab’ ich nur einmal meinen maͤnnlichen
Gott geſehen, und ein wenig angebetet; dann
ſpring’ ich gern nach Hauſe, und verlobe mich
in der Kirche mit ſeinem erſten beſten Küſter

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[14/0032] einer weniger blöden Verworrenheit, als die Maͤnner, indeß iſt hier Schein in allen Ecken; ihre Blödigkeit vor dem Gegenſtande verkleidet ſich in die gewöhnliche vor dem Geſchlecht; — der Gegenſtand der Verehrung findet ſelber etwas zu verehren vor ſich — und muß ſich zu zeigen ſuchen, wie die Frau ſich zu decken; — und endlich bauet jede auf ihr Geſicht: „man küßt manchem heiligen Vater den Pantoffel, unter den man ihn zuletzt ſelber bekommt,” kann die jede denken. „Und was waͤre es denn? fuhr Theoda fort, wenn ein dichtertolles Maͤdchen einem Herder oder Göthe oͤffentlich auf einem Tanzſaale um den Hals fiele?” — „Thue es nur deinem Theudobach, ſagte Bona, ſo weis man endlich, wen du heirathen willſt!” Jeden — verſprech ich dir — der nach- kommt; hab’ ich nur einmal meinen maͤnnlichen Gott geſehen, und ein wenig angebetet; dann ſpring’ ich gern nach Hauſe, und verlobe mich in der Kirche mit ſeinem erſten beſten Küſter

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/32>, abgerufen am 28.03.2024.