breitete. "In dieser Minute gehen wir aus dem "Grab in den Himmel" -- sagte der tiefgerührte Genius, da oben eine Flöte (als Zeichen der auf¬ gesperrten Thüren) anfieng, sie mit sanfter Stim¬ me aus dem Grabe zu rufen. Der Kleine bebte vor Freude und Angst. Die Flöte rufet fort, -- sie gehen den Todesgang der Himmelsleiter hinauf, -- ihre zwei ängstlichen Herzen zerbrechen mit ihren Schlägen beinahe die Brust -- der Ge¬ nius stößet die Pforte auf, hinter der die Welt war -- und hebt seinen Freund in die Erde und unter dem Himmel hinaus . . . . . . Nun schlagen die hohen Wogen des lebendigen Meers über ihn zusammen -- mit stockendem Athem, mit erdrücktem Auge, mit überschütteter Seele steht er vor dem un¬ übersehlichen Angesicht der Natur und hält sich zit¬ ternd fester an seinen Genius -- als er aber nach dem ersten Erstarren seinen Geist weit aufgeschlossen hatte für diese Ströme -- als er die tausend Arme fühlte, womit ihn die hohe Seele des Weltalls an den Busen drückte -- als er zu sehen vermochte das grüne taumelnde Blumenleben um sich und die ni¬ ckenden Lilien, die lebendiger ihm schienen als seine, und als er die zitternde Blume todt zu treten fürch¬
breitete. „In dieſer Minute gehen wir aus dem „Grab in den Himmel“ — ſagte der tiefgeruͤhrte Genius, da oben eine Floͤte (als Zeichen der auf¬ geſperrten Thuͤren) anfieng, ſie mit ſanfter Stim¬ me aus dem Grabe zu rufen. Der Kleine bebte vor Freude und Angſt. Die Floͤte rufet fort, — ſie gehen den Todesgang der Himmelsleiter hinauf, — ihre zwei aͤngſtlichen Herzen zerbrechen mit ihren Schlaͤgen beinahe die Bruſt — der Ge¬ nius ſtoͤßet die Pforte auf, hinter der die Welt war — und hebt ſeinen Freund in die Erde und unter dem Himmel hinaus . . . . . . Nun ſchlagen die hohen Wogen des lebendigen Meers uͤber ihn zuſammen — mit ſtockendem Athem, mit erdruͤcktem Auge, mit uͤberſchuͤtteter Seele ſteht er vor dem un¬ uͤberſehlichen Angeſicht der Natur und haͤlt ſich zit¬ ternd feſter an ſeinen Genius — als er aber nach dem erſten Erſtarren ſeinen Geiſt weit aufgeſchloſſen hatte fuͤr dieſe Stroͤme — als er die tauſend Arme fuͤhlte, womit ihn die hohe Seele des Weltalls an den Buſen druͤckte — als er zu ſehen vermochte das gruͤne taumelnde Blumenleben um ſich und die ni¬ ckenden Lilien, die lebendiger ihm ſchienen als ſeine, und als er die zitternde Blume todt zu treten fuͤrch¬
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breitete. „In dieſer Minute gehen wir aus dem
„Grab in den Himmel“ — ſagte der tiefgeruͤhrte
Genius, da oben eine Floͤte (als Zeichen der auf¬
geſperrten Thuͤren) anfieng, ſie mit ſanfter Stim¬
me aus dem Grabe zu rufen. Der Kleine bebte
vor Freude und Angſt. Die Floͤte rufet fort, —
ſie gehen den Todesgang der Himmelsleiter hinauf,
— ihre zwei aͤngſtlichen Herzen zerbrechen mit
ihren Schlaͤgen beinahe die Bruſt — der Ge¬
nius ſtoͤßet die Pforte auf, hinter der die Welt
war — und hebt ſeinen Freund in die Erde und
unter dem Himmel hinaus . . . . . . Nun ſchlagen
die hohen Wogen des lebendigen Meers uͤber ihn
zuſammen — mit ſtockendem Athem, mit erdruͤcktem
Auge, mit uͤberſchuͤtteter Seele ſteht er vor dem un¬
uͤberſehlichen Angeſicht der Natur und haͤlt ſich zit¬
ternd feſter an ſeinen Genius — als er aber nach
dem erſten Erſtarren ſeinen Geiſt weit aufgeſchloſſen
hatte fuͤr dieſe Stroͤme — als er die tauſend Arme
fuͤhlte, womit ihn die hohe Seele des Weltalls an
den Buſen druͤckte — als er zu ſehen vermochte das
gruͤne taumelnde Blumenleben um ſich und die ni¬
ckenden Lilien, die lebendiger ihm ſchienen als ſeine,
und als er die zitternde Blume todt zu treten fuͤrch¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/94>, abgerufen am 25.04.2024.
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