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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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thes magisches Arkadien -- -- und nie betrat
ein Mensch ein holderes. -- --

23. Zykel.

Es kommt nicht bloß aus meiner Gefällig¬
keit gegen die Lese-Nachwelt her, mein lieber
Zesara, sondern auch aus einer wirklichen ge¬
gen dich, daß ich alle Akte in diesem Schäfer¬
spiele deines Lebens so treu nachschreibe -- in
deinen alten Tagen sollen dir diese melodischen
labend aus meinem Buche nachklingen und du
sollst abends nach deinen Arbeiten nichts lieber
lesen als meine hier.

Die folgende Nacht verdient ihren Zykel.
Bald nach Pfingsten wurd' er mit wöchentlichen
medizinischen Bedenken über ein neues Krank¬
seyn der armen Liane gequält, das am Abend¬
mahlstage, gleich als hätt' er recht geahnet be¬
gonnen hatte. Er hörte, daß sie in Lilar, dem
Lust- und Wohngarten des alten Fürsten, nebst
ihrem Bruder lebe oder leide, von dessen
Schweigen jetzt der Wiener an 1001 Ursachen
aufgebracht hatte. Um Lilar, obwohl nahe

thes magiſches Arkadien — — und nie betrat
ein Menſch ein holderes. — —

23. Zykel.

Es kommt nicht bloß aus meiner Gefällig¬
keit gegen die Leſe-Nachwelt her, mein lieber
Zeſara, ſondern auch aus einer wirklichen ge¬
gen dich, daß ich alle Akte in dieſem Schäfer¬
ſpiele deines Lebens ſo treu nachſchreibe — in
deinen alten Tagen ſollen dir dieſe melodiſchen
labend aus meinem Buche nachklingen und du
ſollſt abends nach deinen Arbeiten nichts lieber
leſen als meine hier.

Die folgende Nacht verdient ihren Zykel.
Bald nach Pfingſten wurd' er mit wöchentlichen
mediziniſchen Bedenken über ein neues Krank¬
ſeyn der armen Liane gequält, das am Abend¬
mahlstage, gleich als hätt' er recht geahnet be¬
gonnen hatte. Er hörte, daß ſie in Lilar, dem
Luſt- und Wohngarten des alten Fürſten, nebſt
ihrem Bruder lebe oder leide, von deſſen
Schweigen jetzt der Wiener an 1001 Urſachen
aufgebracht hatte. Um Lilar, obwohl nahe

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[232/0252] thes magiſches Arkadien — — und nie betrat ein Menſch ein holderes. — — 23. Zykel. Es kommt nicht bloß aus meiner Gefällig¬ keit gegen die Leſe-Nachwelt her, mein lieber Zeſara, ſondern auch aus einer wirklichen ge¬ gen dich, daß ich alle Akte in dieſem Schäfer¬ ſpiele deines Lebens ſo treu nachſchreibe — in deinen alten Tagen ſollen dir dieſe melodiſchen labend aus meinem Buche nachklingen und du ſollſt abends nach deinen Arbeiten nichts lieber leſen als meine hier. Die folgende Nacht verdient ihren Zykel. Bald nach Pfingſten wurd' er mit wöchentlichen mediziniſchen Bedenken über ein neues Krank¬ ſeyn der armen Liane gequält, das am Abend¬ mahlstage, gleich als hätt' er recht geahnet be¬ gonnen hatte. Er hörte, daß ſie in Lilar, dem Luſt- und Wohngarten des alten Fürſten, nebſt ihrem Bruder lebe oder leide, von deſſen Schweigen jetzt der Wiener an 1001 Urſachen aufgebracht hatte. Um Lilar, obwohl nahe

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/252>, abgerufen am 28.03.2024.